318 =•
Tage geht der Müde im Schatten des Kameels; es wendet sich ge-
gen ihn und leckt ihm die Hand; des Nachts erwärmt es ihn. Der
Chamfin wälzt seine Gluthen über die Ebene, das Kameel ist wie-
der dem Menschen ein Schirm vor diesem Ungeheuer. Unterdessen
leeren sich die Wasserschläuche, die Tage werden heißer, lästiger; die
Schritte der Karawane erlahmen. Da zeigen sich endlich die grümn
Fluren der Fellahs (arabischen Bauern). Im Glanze des finkenden
Abends erheben sich die Kolosse der Pyramiden und die kahlen Ab-
hänge des Mokkatam. Zwischen ihnen strömt majestätisch der Nil, und
Aegyptens Hauptstadt, Kairo, breitet sich aus mit ihren Hunderten von
Thürmen, mit ihren Moscheen und Palästen ohne Zahl. Die Kara-
wane hat ihr Ziel erreicht. Die kostbarsten Erzeugnisse der Natur
nebst künstlichen Gebilden von Menschenhand, in Ballen und Kisten
verpackt, hat das Kameel hieher getragen. Seide aus Indien, Shawls
von Angora, Sammt aus Brussa, Baumwollengewebe von Mossul,
damascenische Säbel, persische Dolche, arabische Lanzen, Straußfedern
vom Cap und indisches Elfenbein, Perlen von Bahrein, duftende Oele,
Gummi, Weihrauch, Myrrhen, Granatäpfel, Datteln u. s. w. — alle
diese Seltenheiten liegen hier bei einander vereint, und die Kameele
find es, die sie tragen vom Senegal nach Mogador, von Bagdad
nach Mekka, von Timbuktu nach Alerandria, von Dschidda nach Kairo.
Schon warten die Nilbarken der Schätze, um sie dem Meere zuzu-
führen, und das Meer wird sie hinübertragen 'nach Europa in die
Bazars der Weltstädte, in die Schlösser der Fürsten, in die Museen
der Wissenschaften, in die Hallen der Industrie. — So ist denn in der
That das Kameel das Wüstenschiff, der wirkliche Träger und Führer
des Handels, des Verkehrs ganzer Völker.
* 31. Der Löwe.
Das mächtigste und kühnste unter allen Thüren ist unstreitig der
Löwe, der König der Thiere. Mit vollem Rechte verdient er diesen
Titel; denn Alles an ihm zeugt von seiner königlichen Würde. Mit
äußerer fürstlicher Pracht von der Natur ausgestattet, wie kein Thier
in der ganzen Schöpfung, ist er mit breiter Brust und schlankem,
glattem Leibe, mit kräftigen, musculösen Gliedmaßen ausgerüstet; ein
Schlag seiner Tatze — und sein Feind liegt zerschmettert zu seinen
Füßen. Von seinem Halse wallt eine prächtige, goldgelbe Mähne, die,
gleich einem Königsmantel, Kopf, Schultern und Hals bedeckt und
ihm ein gar stattliches Ansehen verleiht. Das Ende seines Schweifes
schmückt eine dicke Haarquaste. Und nun wie feurig, wie erhaben,
man möchte fast sagen: wie geistvoll ist sein Blick, wie würdevoll
seine ruhige Haltung, wie majestätisch sein Gang! Und sein empor-
gerichtetes Haupt, seine Größe und Stärke, überhaupt seine ganze
äußere Gestalt, bekundet dieses alles nicht den geborenen Herrscher
der Thiere, der uns mit Staunen und Bewunderung erfüllt?
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
Geschlecht (WdK): Jungen
572 Iii. Länder- und Völkerkunde. C. Afrika.
zeit, sondern ein Frennd des Hauses oder wie ein Mitglied der Familie
betrachtet, das da geht und kommt und bleibt nach eigenem Belieben,
ohne Förmlichkeiten und Redensarten.
Der Anstand und die ernste Haltung, die auch die unteren Stände
im gewöhnlichen Leben beobachten, verläßt sie selbst in außergewöhnlichen
Lagen des Lebens nicht. Bei ihren Volksfesten und Tänzen, bei ihren
spielen im Springen, Ringen, Schlendern und Wettlaufen, überall
Maß und Ziel und nirgends Ausbrüche roher Gesinnung und Leiden-
schaft; an Kranken- und Todtenbetten, in Kummer und Noth eine an
Stoicismus grenzende Ruhe und Resignation.
I». Central-Afrika.
319. Die Sahara.
(Nach C. F. Laukhard, geographische Bilder aus Afrika.)
Betrachten wir den schmalen Küstenrand, der fast die ganze Nord-
scitc Afrika's ausmacht, so bemerken wir südlich davon einen langen
Sandstreifen, die ganze Breite des Erdtheils einnehmend; das ist die
große Wüste, die Sahara. Sie ist über 600 Meilen lang und bald
100, bald 200 Meilen breit, ein Sandgürtel, mit dem man zwei Dritt-
theile von Europa bedecken könnte. Der Sand ist wegen der fast senk-
rechten Sonnenstrahlen glühend heiß, ohne Wasser, ohne Pflanzenwnchs,
ohne Thierleben, eine furchtbare Ocde, in der man Tage lang keinen
Laut hört, keine Bewegung sieht. Die Araber nennen die Wüste das
Meer ohne Wasser, und allerdings hat das große Sandmeer viel Aehn-
lichkcit mit dem Meere; denn cs ist eine große einförmige Fläche voll
Gefahren, nur mit dem Kameel, dem Schiff der Wüste, zu durchwan-
dern, wo es Stürme und Inseln gibt wie auf dem Wassermeere.
Wir scheiden die Wüste in zwei ungleiche Theile; die Scheidelinie
reicht von Tripolis oder der großen Oase Fezzan nach Süden bis zum
See Tschad. Der größere, westliche Theil ist die Sahel, der kleinere,
östliche die libysche und nubische Wüste. Jener Grenzstrich ist ein Zug
von klippenreichen Höhen, Felsblöckcn und tiefen, schauerlichen Schluchten.
Da müssen vor langer Zeit die unterirdischen Feuer, die hier zu Tage
brachen, übel gehaust haben. Denn von der Oase Fezzan läuft ein
dunkelfarbiger Basaltbcrgzug nach Süden, sieben Tagereisen lang, und
wild und wüst liegen die emporgehobenen und umhergcschleuderten Fels-
blöcke durcheinander. An diesen Bergzug, den schwarzen Harudsch,
schließt sich mehr nach Westen der drei Tagereisen lange weiße Harudsch
an, eine Reihe von weißglänzenden Kalkklippen, voll Seemuscheln, ver-
steinerter Seethierc und Fischköpfe. Am schwarzen Harudsch sind nach
einer Sage der Tuariks die Wohnungen und unterirdischen Paläste der
Lnstgcister, welche in großen Höhlen Gold, Silber und Diamanten auf-
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
Geschlecht (WdK): Jungen
574 Iii. Länder- und Völkerkunde. 6. Afrika.
aber ist das Gebüsch am Saume der Wüste, wo auch der Löwe sein
Lager hat. In den Gärten der Oasen findet sich das Chamäleon,
welches die Farben wechselt, aber gewöhnlich mattroth, gelblich e oder
braun aussieht und mit seinen beständig bewegten Angen einen sonder-
baren Anblick bietet.
Das große Sandmecr hat seine Inseln, die Oasen, welche, etwa
30 an der Zahl, in der Wüste zerstreut liegen. Es sind grüne, quell-
reiche, mit Dattelpalmen bewachsene Flecke, gewöhnlich Thäler, die rings
von Anhöhen umschlossen sind, welche den Wüstensand abhalten. Die
Oasen bilden gleichsam die Ruheplätze und Gasthöfe der Karawanen,
deren Weg von einer zur anderen führt. Wege gibt cs eigentlich in
der Wüste nicht, cs sind schmale Sandpfade, wo ein Mensch und ein
Thier hinter dem anderen geht; oft sind es auch ungebahnte Strecken,
wo nur ein fernes Feld, ein Hügel oder ein Dattelbanm auf einen:
grünen Fleckchen den Wegweiser macht. Die größte Oase ist Fezzan,
südlich von Tripolis, länglich rund, von öden Gebirgen wie von einen:
Ringe umschlossen. Sie ist 60 Meilen lang und 40 Meilen breit und
das Ziel vieler Handels-Karawanen, so daß in den 100 Flecken und
Dörfern, vorzüglich aber in der Hauptstadt Murzuk ein beständiger
Markt gehalten wird. In der mit dem Nil gleichlaufenden Reihe von
Oasen ist S i w a h die nördlichste. Hier war im Alterthum ein in
Afrika, Europa und Asien berühmtes Orakel des Jupiter Ammon; es
war eine Priester-Colonie mit vielen Tcmpelgebänden :u:d dichten, schat-
tenreichen Oliven- und Palmenhainen, welche die Glnth der Sonnen-
strahlen abhielten. Dieses Orakel besuchte auch Alexander der Große und
wurde hier als der Sohn Jnpiter's begrüßt. Auch heutzutage ist die
Oase noch sehr fruchtbar und bringt die schönsten Datteln, Feigen,
Granatäpfel, Aprikosen und Trauben hervor. Der Boden ist weit und
breit mit unterirdischen Mumiengräbcrn erfüllt, und die Bewohner su-
che:: jetzt darin nach Geld und Schätzen. Die Bausteine vieler Häuser
sind ans den Tempelresten der Vorzeit.
Die Bewohner der Oasen sind entweder die ursprünglichen Einge-
borenen, Berbern genannt, oder Araber; sie sind theils Nomaden, theils
Kaufleute, und dienen den durchziehenden Karawanen als Geleiten oder
Unterhändler beim Kauf, lauern auch wohl den Reifenden auf und
plündern sie oder erpressen Durchgangszölle von ihnen. Die Dörfer
sind eng zusammengebaut, so daß die Dächer auch die engen, dunkeln
Straßen überragen. Das Ganze ist mit einer Mauer umgeben, in
welcher zum Schutz gegen Naubanfälle Thürme angebracht sind. ^ Im
Winter und Frühling gewährt die Weide der Oase dem Vieh hinrei-
chende Nahrung; gegen Anfang des Sommers aber werden die Kaincele
mit Datteln und Wollenzeugen, welche die Frauen gewebt haben, be-
laden, und der ganze Staunn, Männer, Weiber und Kinder, bricht auf
nach dem Markte; auch die Hccrden, die Hunde und die Zelte werden
mitgenommen. Der Zug geht nach Norden, zum Atlaslande. Dort
kommen sie zur Zeit der Ernte an, wenn in ihrer Heimat Alles vcr-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Ammon Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Tripolis Afrika Europa Asien
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
Geschlecht (WdK): Jungen
19. Die Sahara.
575
trocknet ist und die Quellen und Bäche nur wenig Wasser haben. Hier
werden alle Bedürfnisse, als Gerste, rohe Wolle, Häiuinel und Bntter,
eingehandelt, bis dann zu Ende des Sommers diese Zugvögel vergnügt
in ihre Heimat zurückkehren. Eine berühmte Nation sind die Tmariks,
welche zwischen Sudan und dem Atlas die Sahet dnrchschwärmen,
schöne, stolze Menschen, Abkömmlinge der Urbewohner des Atlaslandcs.
Bei weißer Hautfarbe, nur an Gesicht und Armen von der Sonne
gebräunt, haben sie gebogene Nasen, große Augen, einen feinen Mund
und eine hohe Stirn; sie sind behend und rasch in der Ausführung
ihrer Ränbereien, schießen sehr gnt und bewegen sich auf ihren flüch-
tigen Kameelen, äußerst schnell; daher werden sie von den Weißen und
Schwarzen, in deren Mitte sie wohnen, gleich sehrgefürchtet. *)
Die Handclszüge durch die Wüste gehen regelmäßig, in Gesellschaf-
ten von 200 bis 1000 Kaufleuten mit ihren Lastthiercu. Die Kara-
wane von Fczzau gilt für die am besten eingerichtete. Die Hanpt-
richtungcu gehen von Osten nach Westen, z. B. von Marokko nach
Kairo oder von den Nil-Oasen nach Fezzan in Tripolis. Die Karawane
von Fez nach Timbnktn brancht 129 Tage, unter denen 59 Rasttage sind.
Große Gefahr in der Wüste bringen die Sandstürme. Es ereignet
sich nämlich nicht selten, daß heftige Wirbelwinde die Sandmassen gleich
Meereswogcn in Bewegung setzen, aufwühlen und als thnrmhohc Sand-
säulen in die Höhe wirbeln. Die Leiden der Reisenden während eines
Sandstnrmes sind unbeschreiblich, und der gewisse Tod steht jeden Augen-
blick bevor, weßhalb die Araber, wenn der Sand sich zu bewegen an-
fängt, schnell die Zelte abbrechen. Die ganze Luft ist dann voller
Staubwolken, so daß man nicht zwei Schritte weit sehen kann. Dabei
steigt die Hitze zu einem erstaunlich hohen Grade. Die Pferde recken
die Zungen ans dein Halse hervor und bäumen sich; die Menschen
werden von dem schrecklichsten Durste gequält; nur das Kameel ertrügt
alle Beschwerden init Ruhe und Geduld. Unterdessen schreiten die Sand-
massen wie wandelnde Berge daher; die hoch ragenden Säulen fliegen
bald mit Windesschnelle, bald schieben sie mit majestätischer Ruhe über
den Boden dahin. Manchmal fürchtet man schon erreicht zu sein, schon
regnet ein feiner Staub ans den Wolken nieder; da entfernen sic sich
wieder und verschwinden mit unglaublicher Schnelligkeit. Zuweilen be-
ginnen sie an der Spitze zu zerrinnen und stäuben auseinander; inanch-
mal brechen sie auch in der Mitte zusammen. Oft stürmen sie ganz
nahe an der Karawane vorüber, Schrecken und Staunen erfaßt die
Reisenden; an ein Entrinnen ist nicht zu denken, das schnellste Araber-
pferd würde von ihnen überholt werden. Man kann nichts thun, als
sich ruhig in sein Schicksal ergeben und das Ende des Natnrschauspiels
abwarten. Man gewahrt in der Wüste häufig Knochen und Schädel
von Menschen und Kameelen neben den Sandpfaden, oft auch große
Sandhügel, aus welchen hunderte von weißgcblcichten Gerippen hervor-
*) Ueber die Tuariks siche ausführlicher Nr. 320.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
Geschlecht (WdK): Jungen
542 Iii. Länder- und Völkerkunde. 6. Afrika.
Navigation der Engländer) entfernen sich diese am mehrsten von der
afrikanischen Grundform und schließen sich sammt dem durch sie Be-
dingten dem asiatischen und europäischen Charakier näher an.
Und erleuchtet, erwärmt nicht selbst die Sonne in ihrem Spiral-
laufe die Nord- wie die Südspitze dieses Erdtheils wie in keinem der
übrigen auf die gleichförmigste Weise, in bcnt sonst überall wechselnden
Kreise des Jahres, indeß sie von der breiten Mitte dieses Erdtheiles
nie sich abwendet!
a. Nord- und Nordost - Afrik a.
310. Äegljptett (das alte und neue).
(Nach A. H. L. Heeren, Joeen über die Politik, den Verkehr und den Handel
der vornehmsten Völker der alten Welt.)
Aegypten, nach seinem ganzen Umfange, gehört zu den Ländern
der mittlern Größe. Wenn man den Flächeninhalt desselben zu etwa
6000 Quadrat-Meilen annimmt, so beträgt er noch nicht viel über die
Hälfte von Deutschland. Allein schwerlich gibt es ein anderes so be-
schränktes Land, das so große innere Verschiedenheiten zeigte und in
seinen einzelnen Theilen sich selber so ungleich wäre. Die höchste
Fruchtbarkeit grenzt hier unmittelbar an die gänzliche Qede der Wüste;
fette Fluren liegen zwischen dürren Sandhügeln und starrenden Felsen-
gebirgen ! Die Bilder des Lebens und des Todes schwebten beide stets
dem Aegypter in seinem Lande vor Augen.
Schon das Alterthum nannte Aegypten ein Geschenk des Nils, und
so heißt cs mit Recht, in so fern von seiner Fruchtbarkeit die Rede ist.
Wenn cs gleich Unter-Aegypten nicht an Regen fehlt, so wird dieser
doch immer seltener, je weiter man sich von dem Meere entfernt; und
unter dem ewig heitern Himmel der Thebais verfließt oft ein ganzes
Menschenalter, ohne daß mehr als ein Thau von oben herab den Bo-
den erfrischte. Unter diesen Umstünden hängt die Bewässerung, und
mit ihr die Fruchtbarkeit, nur von dem Flusse ab, ohne welchen Aegypten
ein gleiches Schicksal mit dem übrigen Afrika haben und eine theils
sandige, theils steinigte Wüste sein würde.
Die beständigen Regen, denen die Gegenden des obern Aethiopicns
in den nassen Monaten vom Mai bis September ausgesetzt sind,
schwellen alle Flüsse der dortigen Gegenden an, die sämmtlich ihre Ge-
wässer in den Nil ergießen, der daher der allgemeine Ablciter für diese
ganze ungeheure Masse von Wasser wird. In der Mitte des Juni,
gegen die Zeit der Sommersonnenwende, fängt dieselbe an Aegypten
zu erreichen, und der Fluß beginnt dort zu steigen. Er wächst bis
Ende des Juli, ohne gleichwohl sein Bett zu überschreiten; aber in der
ersten Hälfte des August tritt er über seine Ufer und überschwemmt
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Extrahierte Personennamen: A._H._L. August
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Nordost Deutschland Afrika
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
Geschlecht (WdK): Jungen
312. Abessinien.
551
rechten Wänden in zuweilen höchst grotesken Formen als Obelisken,
Säulen und Pyramiden, oft auch als Tafelberge, die im Lande den all-
gemeinen Namen A m b a führen und der Bevölkerung in ihren Kriegen
gegen auswärtige Feinde und bei ihren ewigen inneren Fehden als na-
türliche Festungen und in Zeiten der Gefahr auch als Zufluchtsörter
dienen. Viele Amba sind nur durch Leitern oder Seile ersteiglich,
manche aber auch sehr groß, und dann auf ihren Gipfeln wohl bewäs-
sert, bewaldet und mit einer üppigen Vegetation bedeckt, so daß sie be-
ständig bewohnt und cultivirt werden. Außerdem steigen aus den Hoch-
ebenen mehrere ansehnliche, aber, wie cs scheint, meist gänzlich isolirte
Gebirgszüge auf, deren Gipfel sich entweder der unteren Grenze der
ewigen Schuccrcgion bereits sehr nähern oder vielleicht ganz in dieselbe
hineinreichen. Die Hochflächen sind zuweilen selbst auf ihrer Oberfläche
wellenförmig, wie in Agamtz. Häufig werden sie durch enge, zuweilen
erstaunlich tiefe, schluchtenartigc Thäler mit senkrechten Wänden zerrissen,
in denen die Gewässer des Landes ihren Lauf nehmen. Wo die Ein-
schnitte breiter sind, zerfällt die Hochebene in mehrere kleinere, völlig
isolirte Plateau's, die mit ihren senkrechten Rändern, gleichwie Inseln
aus dem Meeresgrunde, sich erheben. Im südlichen Abessinien besteht
besonders das Hochland von Schon aus einer ganzen Reihe solcher iso-
lirteu, durch tiefe Einschnitte von einander getrennten kleineren Plateau's,
so wie es selbst durch das breite und tiefe Thal des Aouasch von dem
Berglande Gurague getrennt ist. An seinen Rändern fällt das Hoch-
land Abessiniens nach allen Seiten steil ab. Besonders aber ist das
Aufsteigen desselben im Osten dergestalt plötzlich, daß der steile Rand
des Hochlandes, von den flachen Ebenen der Samhara aus gesehen,
völlig den Anblick eines sehr jäh aufsteigenden Gebirges gewährt. Nur
sehr wenige und noch dazu schwierig passirbare, treppenartige Pässe füh-
ren ans das Hochland, so daß der größte Theil des alten Abessiniens
die Natur einer natürlichen Felsenburg hatte, die zu jeder Zeit ihren
Bewohnern als natürliches Bollwerk zur Bewahrung ihres Glaubens,
ihrer Nationalität und ihrer Freiheit gedient hat. Selbst im Innern
sind die Communicationen zwischen den einzelnen Theilen des Hochlan-
des der tiefen Einschnitte und der Beschwerlichkeit der Pässe wegen oft
sehr schwierig, indem einige der letzten fast in die Schneeregion hinein-
reichen, wie es mit dem 13,000 Fuß hohen Paß am Buahit der Fall
ijt. Den nördlichen und, so viel wir wissen, auch den westlichen, höchst
wahrscheinlich selbst den südlichsten Abfall des Hochlandes umzieht eine
ganz eigenthümliche, 6—7 Tagereisen breite, sumpfige, mit den dicksten
Urwaldungen bedeckte und mit unzähligen Elephanten, Raubthieren und
Schlangen erfüllte, aber mit Menschen schwach bevölkerte Zone, die den
Namen der Kwala oder Kol la, d. h. im Abessinischen heißes Land,
führt. Ganz verschieden von dem Hochlande ist die Beschaffenheit der
Samhara und der längs dem indischen Ocean außerhalb der Straße
(Bab) el Mandeb bis zum Aouasch gelegenen Ebenen, indem sich die-
selben meist nur wenig über den Meeresspiegel erheben und an ihrer
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
Geschlecht (WdK): Jungen
312. Abessinien.
553
ihm, da sein Wasser zu kalt ist. Er wird vom Abai in einem bogen-
sörmigen Lauf durchflossen.
Klima. Die hohe Lage des größten Theiles von Abessinien gibt
demselben ein sehr gemäßigtes und angenehmes Klima, das dem von
Nordschottland gleicht. Nur im Dcga und besonders in den hohen Ge-
birgszügen von Lasta und Samen ist dasselbe im Winter sehr streng,
da diese Gebirge einen großen Theil des Jahres mit Schnee bedeckt
sind, der am Abu Jarct bis wenigstens 1500 Fuß unter den Gipfel
hinabsteigt. Zn Ankober in Schoa ist die mittlere Temperatur bei
85oo Fuß Höhe noch im December und Januar 19 o und hier zugleich
die Atmosphäre im Allgemeinen so erfrischend, daß neuere deutsche Rei-
sende mit Entzücken aussprachcn: sic hätten auf den Hochflächen Schoa's
alpinifche Luft geathmet und alpinischcs Wasser getrunken. Das herr-
lichste reine Lazurblau des Himmelsgewölbes erhebt sich über ihnen,
wie über den Alpen Enropa's. Ganz abweichend von den klimatischen
Verhältnissen des Hochlandes sind die in den tief in dasselbe einge-
schnittcnen Thälern, in der niedrigen Kolla am Fuße des Hochlandes,
in der Samhara und im Adallande. In diesen Theilen Abessiniens
herrscht nämlich einen großen Theil des Jahres hindurch eine glühend
heiße Temperatur, die sich in den engen Flußthälern durch den Mangel
jedes Luftzuges fast bis zum Ersticken steigert. Die Samhara steht
durch die von den hohen Felswänden des abessinischen Plateau's rcflek-
tirten Sonnenstrahlen in ihrer Temperatur kaum den heißesten Strichen
des Continents in Ober-Aegypten und Nubien nach. In einigen dieser
Tiefländer, wie in der Samhara und im Adallande, ist zugleich die
Atmosphäre meist im höchsten Grade trocken, weil die Tropenregen ganz
fehlen oder nur periodisch mit Heftigkeit eintreten; in der Kolla am
Nordraude des Hochlandes ist sie dagegen sehr feucht, indem die dicken,
für die Sonnenstrahlen undurchdringlichen Urwälder selbst in der trocke-
nen Jahreszeit dem Boden einen großen Theil seiner Nässe erhalten.
Auch das Hochland ist den tropischen Regen unterworfen, die hier sehr
günstig auf die Cultur und Vegetation einwirken. Gewöhnlich treten
die Regen zwei bis drei Tage hintereinander in der Art ein, daß der
Morgen hell ist und sich der Himmel erst um 1 Uhr Mittags ver-
dunkelt, worauf der Regen unter fürchterlichem Blitz und Donner in
Masse herabfällt und sich die Luft schnell abkühlt. In Schoa regnet
es dagegen zwei Monate lang Tag und Nacht ohne Unterbrechung
stromweise, wobei der Donner nicht aufhört und oft großer Hagel den
Regen begleitet. Bei der außerordentlichen Reinheit der Luft in den
höheren Theilen des Landes genießt die Bevölkerung derselben im Ganzen
eine ausgezeichnete Gesundheit, und in den von den Galla bewohnten
Hochebenen im Süden sollen Krankheiten sogar etwas Unerhörtes sein.
Natur-Producte. Die Flora ist bei den sehr verschiedenen
klimatischen Verhältnissen des Landes sehr mannichfaltig und ungemein
ausgebildet in begünstigten Localitäten. Während sie nämlich in den
hohen Strichen, unter andern Schoa's, schon subalpinisch ist, und in den
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
Geschlecht (WdK): Jungen
5g2 Iii. Länder- und Völkerkunde. 6. Afrika.
Ringen ruhende gläserne Lampen hangen. Diese Nische ist das Sanc-
tus Sanctorum, vor welcher der Imam (Priester), das Gesicht nach
der Kaaba gewandt, die Gebete sagt. Zur Seite derselben befindet
sich eine kleine hölzerne Kanzel, von welcher er jeden Freitag ein Ka-
pitel des Korans auslegt. Der Fußboden der größeren Abtheilung der
Moschee ist mit schön gewirkten Teppichen, die kleineren mit Strohmat-
ten belegt. Im Ganzen genommen ist die ganze Einrichtung von der
größten Einfachheit; Bilder und Statuen fehlen zufolge der mohame-
danischen Religionsbegriffe gänzlich, und nur einige mit Versen aus
dem Koran beschriebene Tafeln hangen an den Wänden umher.
Diese Moscheen, verbunden mit den in der Straße der Marine
befindlichen Magazinen und stattlichen Hotels, machen diese Straße zu
einer der schönsten der Hauptstadt; sie endet mit dem Hafenthor oder
Porte de France. Tritt man nun zu diesem Thore hinaus, so gelaugt
inan auf den das Fort de la Marine mit der Stadt verbindenden
Damm, welcher seiner Länge nach durch eine mit Cactus und Orangen-
bäumen besetzte Terrasse in zwei Hälften getheilt wird, längs deren
Seiten Wege angelegt sind, von denen der nördliche nach dem Palast
des Admirals und in das Fort de la Marine, der südliche hingegen
dem Hafen entlang ans den neuen Molo führt. Die Aussicht, welche
man von diesem ans genießt, ist eine wahrhaft großartige; läßt man
das Auge über die azurblauen Wogen des Golfs nach Osten schweifen,
so erblickt es den Theil der Mctidscha*'), welcher sich hier nach dem
Meere zu öffnet und die im Hintergründe derselben aufsteigenden pito-
resk geformten Gebirge; nach Süden ruht es auf den kühn gegen Him-
mel strebenden schneebedeckten Gipfeln des kleinen Atlas und den schroffen
kahlen Graten des Djurjüra-Gebirges, während es im Vordergründe
sich an dem grünen Pflanzenteppich, welcher den Sahel überzieht, und
dg>rl auf demselben malerisch gruppirten weißen Landhäusern erquickt.
Nach Westen bietet sich dem Beschauer das überraschend herrliche Schau-
spiel des Panoramas von Algier, dessen Hintergrund die grünen Höhen
des Sahel schließen und mit dem blendenden Weiß der Stadt freund-
lich contrastirem Der mit so vielen Opfern und Kosten hergestellte
Hafen hat eine Tiefe von 15'; jedoch bietet die Einfahrt, besonders
bei nördlichem Winde, einige Schwierigkeit dar. Die Rhede, welche
sich vom Cap Matifu bis zur Stadt erstreckt, hat zwar einen vortreff-
lichen Ankergrund, ist aber bei heftigen nördlichen Winden nicht haltbar.
Eine andere bemerkenswerthe Straße des europäischen Quartiers
ist die Rue de Chartres, welche mit der Straße Bab Azuu parallel
läuft; hier haben alle kleinen Händler, welche die theuren Miethen der
in den früher genannten Straßen' belegenen Magazine nicht erschwingen
können, ihre Kaufläden,-die oft nur 5' Breite haben; dies sind nur
Araber, Juden und Malteser, welche hier ihrem Erwerbe nachgehen.
Nicht leicht kann man sich ein Bild größeren Wirrwarrs vorstellen, als
*) Mctidscha heißt die durch ihre Fruchtbarkeit berühmteste Ebene Algeriens.
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Extrahierte Ortsnamen: Afrika Algier Rhede Algeriens
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
Geschlecht (WdK): Jungen
319. Die Sahara.
573
gehäuft haben und von Zeit zu Zeit Versammlungen halten, zu denen
die Geister von allen Enden der Welt zusammenkommen. Die Sahcl
ist von der nubischen und libyschen Wüste bedeutend verschieden. Die
letzteren sind nicht so öde, uneben, steinig und felsig, haben mehr Oasen,
in der Richtung des Nilflusscs gar eine ganze Reihe, und einen oft mit
Salzkrystallen überzogenen Boden. Die Sahel ist fast eben, hat wenige
und kleine Oasen und besteht aus feinem Flugsande, der sich bis an das
atlantische Meer ausdehnt und noch weit ins Wasser hinaus, so daß
hier eine gefährliche Küste entstand, wo die Schisse leicht stranden. Der
Flugsand hat sich am Ufer zu Dünen und Hügeln aufgehäuft und
täuscht oft, in die Lust erhoben, die Augen der Schisser, so daß sie die
gefährliche Sandbank nicht eher gewahr werden, bis das Schiss festge-
fahren ist. Der Boden der Sahara zeigt sich indeß bei näherer Be-
trachtung voller Verschiedenheiten, und man würde irren, wenn man
ihn als eine Fläche von weißem oder gelbem Sande ansähe. Bedeutende
Erhöhungen gibt es vorzugsweise in dem kleineren östlichen Theile; in
der Sahel sind es unbemerkbare Hochflächen oder Sandhügel*). Das
Erdreich besteht bald aus dünnem, unstetem Flugsand, bald aus weißen,
scharfkantigen Kieseln, die dem Auge und den Füßen wehe thun; bald
ist es fester Thonboden, bald decken weitgedehnte Felsplattcn die Erde,
von Steintrümmern überlagert oder Wadis durchzogen. Die Wadis
sind Risse und Spalten, oft 30 Fuß tief, in denen hie und da nach
Gewitterregen ein Fluß dahinrauscht, der aber nur von kurzer Dauer
ist; die heiße Wüste verschluckt ihn, und er verdunstet in der Glühhitze;
in seinem Bette aber wird, wie in den Gletscherspalten der Schnee, so
hier der Sand znsammengeweht, in den die Wüstenwanderer einsinken.
Nicht selten trifft man auch Salzfelder, die wie mit Schnee bedeckt aus-
sehen, und Salzseen, deren manche 20 Meilen lang sind. Manchmal
findet man auch kleine Strecken, die nicht ganz unfruchtbar sind und
zu Weiden benutzt werden können. Sonst erzeugt der dürre Boden ur-
sprünglich Thymian, distelartige Pflanzen und hin und wieder Dornge-
sträuch, das von den Kameelen gierig verzehrt wird. Das Maul dieser
Thiere ist mit einer harten Haut gegen die Stacheln geschützt. Von
Lebendigem ist in der Wüste kaum etwas Anderes zu bemerken, als
Vipern, Skorpione und Ameisen. Insekten gibt es nicht viele, weil
keine Pflanzen da sind. Raubvögel, als Geier, Falken und Raben,
verzehren die Reste gefallener Kameele. Strauße, Antilopen und wilde
Esel setzen zuweilen wie im Fluge über die Einöde; ihr Aufenthalt
Eine nähere Kenntniß der westlichen Sahara, die wer vorzugswerse den Fram
roien Caillis und Panet verdanken, hat gezeigt, daß auch diese kein unun-
terbrochenes Sandweer ist. daß vielmehr auch hier Berge Mit Ebenen wechseln.
Wasser und Pflanzenwuchs an vielen Stellen die Existenz von Heerden und
Nomadenvölkern möglich machen und der Austausch der einheimischen Pro-
ducte gegen die Waaren Europas und des Sudan einen lebhaften Handels-
verkehr hervorgerufen hat. Bergl. A. Petermann's Mittheilungen über wich-
tige neue Erforschungen auf dem Gesammtgebiete der Geographie, 1859.
ß: i ni
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
Geschlecht (WdK): Jungen
310. Aegypten (das alte und neue).
541)
die benachbarten Gegenden, indem er noch ununterbrochen bis in den
September zunimmt. Wenn um diese Zeit in Äthiopien die Regen-
güsse aufgehört haben, so fängt er zwar auch an zu fallen, aber doch
so langsam, daß noch zu Anfang Octobers die meisten Gegenden Aegyp-
tens von seinem Wasser bedeckt sind. Erst gegen das Ende dieses Mo-
nats zieht er sich völlig in sein Bett zurück.
Die Zeit der Ueberschwemmung also dauert von der Mitte des
August bis zu Ende Octobers. In diesem Zeitraum gleicht das ganze
fruchtbare Aegypten einem See, aus dem die Städte allenthalben wie
Inseln hervorragen. Die alten Schriftsteller pflegen den Anblick des-
selben mit dem Aegüischcn Meere zu vergleichen, wo die cykladischen
und sporadischen Inseln ein ähnliches Schauspiel im Großen darboten.
So weit die natürlichen Grenzen der Ueberschwemmnngen des Nils
gehen, oder man auch durch die Kunst sie erweitern konnte, geht auch die
Fruchtbarkeit des Landes. Der von ihm eingeweichte Boden ist dann mit
einem fetten Schlamm gedüngt, in den mau nur zu säen braucht, ohne
zu graben oder zu pflügen; und Getreide und Hülsenfrüchte schießen so
schnell auf, daß sie zum Theil eine doppelte Aernte jährlich gestatten.
Der Nil läuft von der Südgrenze Aegppteus bis zu dem Orte,
wo er sich trennt, ununterbrochen in einem Thäte, das zu beiden Sei-
ten durch eine Reihe von Bergen begrenzt wird, die sich bald mehr,
bald weniger, gewöhnlich in einer Entfernung von zwei bis drei Mei-
len auf beiden Seiten, von seinen Ufern zurückziehen. Dieses Nil-
thal macht den vornehmsten Theil des fruchtbaren Aegyptens aus; es
war das ursprüngliche Bett des Flusses, das ihm großentheils durch
Kunst abgewonnen werden mußte. Eben dieses Thal war der älteste
Sitz der ägyptischen Cultur; hier bildeten sich die ersten ägyptischen
Staaten, und in ihm stieg nach und nach jene Reihe von Städten, von
Tempeln und kolossalen Kunstwerken hervor, welche die User des Flusses
zu bethen Seiten bedeckten.
Da, wo dieses Thal endigt, theilt sich der Fluß und bildet durch
seine Arme den fruchtbaren Theil von Nieder-Aegypten, der unter dem
Namen des Delta begriffen wird. Schon alte Naturforscher haben
diese ganze Gegend mit Recht für ein Geschenk des Nils erklärt, der
durch den Schlamm, den er mit sich führte, den Boden allmählig er-
höhte, und, indem er in einer langen Reihe von Jahrhunderten da
Land bildete, wo vorher Wasser war, sich selber mehrere Ausgänge offen
erhielt, die die Natur und die Kunst in der Folge auf mancherlei Weise
veränderten.
Diese, allenthalben von Canälen durchschnittene Ebene und das
vorher beschriebene Nilthal machen allein den zum Ackerbau fähigen
Theil von Aegypten ans; kaum der sechste Theil des ganzen Landes,
nach seinem Flächeninhalt berechnet!
Die westliche Bergkette dient dem ganzen Nilthal zur Schutzwehr
gegen den von den Winden aufgewirbelten und fortgetriebenen Sand
der Wüste, der es ohne dieselbe längst verschüttet haben würde. Sie
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TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]