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1. Die Geschichte des Alterthums - S. 94

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
94 Vi. Die Perser. ten lassen, beschloß er, in Person die große Unternehmung zu leiten, welche die Heerschaaren Vorderasiens zum ersten Male auf das europäische Festland führte (um 513 v. Chr.). Die königlichen Sendboten riefen die ganze Streitkraft des neuorganisir-ten Reiches zum ersten Male in Waffen und vor Allem waren es die Häfen Ioniens, in welchen sich eine unglaubliche Thätigkeit entwickelte. Hier waren die Hülfsmittel, von denen allein Mrius sich ein Gelingen des Feldzuges versprechen konnte, von hier war die Anregung dazu vorzugsweise ausgegangen. Denn die Tyrannen der Städte hofften hier Gelegenheit zu finden, durch wichtige Dienstleistung Auszeichnung und Lohn zu erwerben; die Städte selbst aber waren ja in dem Grade mit dem Pontus verbunden, daß sie ohne den ununterbrochenen Verkehr mit demselben gar nicht bestehen konnten. Sie hofften durch den Zug des Darius dort noch mehr die Herren zu werden, von dem Tribute an die Scythenfürsten und von der steten Angst vor ihren Ueberfällen frei zu werden; sie hofften endlich über den schmalen Ufersaum hinaus mit mehr Sicherheit ihre Handelsbeziehungen ausdehnen zu können. Daher die allgemeine Theilnahme von ganz Ionien an der Unternehmung ; sie erschien fast wie eine national-ionische. Die ionischen Dynasten bildeten den Kriegsrath des Großherrn und alles, was an praktischer Wissenschaft, an Kunst und Technik, an Erfahrung und seemännischer Tüchtigkeit in Ionien vorhanden war, schien nur gereift zu fein, um zu dieser großen Unternehmung dem Perserkönige den Arm zu leihen. Daß man dem Perserkönige zugleich die Mittel gab, die jenseitigen Hellenenstädte zu unterwerfen, daß man das freie Griechenland immer mehr einschränken und einengen half, daran dachte man in den Handelsstädten nicht. Die ersten Griechenstädte des westlichen Festlandes, namentlich Byzantium, wurden von Griechen den Barbaren preisgegeben, und Mandrokles, der Führer der samischen Techniker, scheute sich nicht, die unter seiner Leitung gebaute Bosporusbrücke, mit welcher der Despot Asiens seine erste Fessel an den Leib von Europa legte, als eine Großthat des hellenischen Geistes zu betrachten, und ein Gemälde, welches die Schiffbrücke und den Uebergattg des Heeres vor den Augen des thronenden Königs darstellte, in das Nationalheiligthum der Samier zu weihen. Auch Darius ließ, als er an der Mündung des Bosporus stand und zum ersten Male in die neue Wasser- und Küstenwelt des Pontus staunend hinausblickte, zum Andenken dieses benk-würbigen Zeitpunkts zwei Säulen errichten, auf betten in persischer Keilschrift und in griechischer Sprache (so sehr betrachtete er die ganze Unternehmung als eine persisch-griechische) die Menge der Völkerschaften seines Heerzuges ausgezeichnet waren. äetn nächstes Augenmerk war der Jster. Die Schiffe der Ionier gingen vom Bosporus auf bekannter Fährte nach der Münbung des Jsters hinüber, um oberhalb der Flußspaltung eine Brücke zu schlagen, das Lanbheer brang

2. Die Geschichte des Alterthums - S. 636

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
636 Xi. Die Römer. Quästoren verwaltet wurden; die wichtigeren dagegen, deren Statthalterschaften Zugleich mit einem Armeecornmando verbunden waren, behielt er sich selbst mit den legatis principis aus dem Senatorenstande zu besetzen vor, welchen dann zur Besorgung der kaiserlichen Einkünfte Prokuratoren, die meistens kaiserliche Freigelassene waren, zur Seite standen. In Rom selbst hatte Octavianus dagegen immer noch keine andere als eine temporäre Amtsgewalt. Der Name Augustus, den er im Jahre 27 bekam, war ursprünglich nur ein -Beiname, wie Felix, Magnus u. dgl., und auch früher schon von Antonius geführt worden. Erst der Senatsbeschluh vom Jahre 24, der ihn über alle Gesetze erhaben (legibu* solutum) erklärte und ihm ein Recht der Gesetzgebung verlieh, gab ihm eine Art von landesherrlichem Ansehen. Daran knüpfte sich denn (23) die rechtliche Stellung, die er durch den Verein der proconsularischen, nun auch innerhalb des Pomocriums ihm beigelegten, und der tribunicischen Gewalt auf Lebenszeit erhielt, so das?- er jetzt des beständigen Consulats nicht mehr bedurfte. Die tribunicische Gewalt aber gab ihm das Recht des Vortrages im Senate und namentlich Unverletzlichkeit der Person, weßhalb später Verbrechen gegen den Kaiser als Staatsverbrechen (crimen laesae majestatis) betrachtet wurden. Es war nur eine Consequenz der militärischen und proconfttlarifchen Vollgewalt, daß er das Bestimmungsrecht über Krieg und Frieden besaß. Als lich Dazu noch die praefectura momm mit allen Befugnissen der ehemaligen Censur gefeilte und nach dem Tode des Leprdus (13) das oberste Pontificat, vereinigte er in feiner Person alle Gewalt, die von wesentlichem Einflüsse auf den Staat sein konnte. Daneben bestanden zwar die republikanischen Aemter alle fort, als staatsrechtliche Anerkennung der Theilung der Souverainetät zwischen Kaiser und Senat aber sie hatten gar keine Macht mehr und wurden nur gesucht, um sie bekleidet zu haben und mit den Insignien derselben prangen zu können. Daher riß auch schon jetzt die Sitte ein, die Consuln in einem und demselben Jahre zwei-, drei-, ja viermal wechseln zu lassen. Wie viele von den Beamten noch vom Volke in dessen rechtlich noch immer bestehenden Eomitien gewählt wurden, läßt sich nicht mit vollständiger Sicherheit bestimmen; jedenfalls lag die eigentliche Ernennung in den Händen des Kaisers, der theilweise ein bindendes Vorschlagsrecht erhielt. Zum Behufe der Gesetzgebung umgab sich Augustus mit einem Staatsrathe, den er aus Senatoren und Magistraten zusammensetzte und besten Beschlusse gleiche Gültigkeit mit bei: Bestimmungen des Senates hatten. Der eigentliche Senat hatte wenig Einfluß mehr, wenn er auch noch immer als oberstes Regierungs-Collegium galt, Senats-Consulte erließ, Aubienzen gab, feine eigene Gerichtsbarkeit hatte. Aber neben dem Senat und den Comitien entstand ein dritter Factor, welcher thatsächlich bald mehr als die beiden anderen die höchste Macht int

3. Die Geschichte des Alterthums - S. 5

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
2. Uebersicht der Geschichte der Israeliten von Abraham bis zu Moses' Tode. 5 seines Volkes sah und wie ein strenger Aufseher einen Israeliten schlug, tödtete er den Aegyptier und floh nach Arabien. Hier ward er vom Stamme der Midianiter gut aufgenommen, bis er auf eine außerordentliche Weise den Ruf erhielt, sein Volk, das bereits an 600,000 Männer außer den Frauen und Kindern zählte, aus der ägyptischen ©datieret und vom Verderben zu befreien und in das Land seiner Väter zu führen. Er kehrte nach Aegypten zurück und schickte sich mit seinem Bruder Aaron dazu an, das große Werk zu vollziehen. Beide eröffneten ihren Befreiungsplan den Stamm- und Familienhäuptern, erschienen am ägyptischen Hofe und forderten im Aufträge Jehovah's mit Nachdruck die Erlaubniß für ihr Volk, zur Feier eines ihrem Gotte zu veranstaltenden Festes in die Wüste ziehen zu dürfen. Aber statt der Genehmigung fanden sie Verhöhnung, und zur Unterdrückung ähnlicher Gesuche vermehrte und erschwerte man auf Befehl des Königs die Bauarbeiten, was auch deren israelitische Aufseher gegen die Möglichkeit, das Verlangte zu leisten, erinnern mochten. Aber eben dies beschleunigte die Befreiung der Israeliten, indem nun Moses seine höhere Sendung durch eine Reihe von Wundern bekräftigte, welche sich an eigenthümliche Naturerscheinungen Aegyptens anschlossen, eben so viele Strafgerichte für die Aegyptier waren, dem Pharao von Moses vorher verkündigt und durch die Kraft seines Gebetes wieder beseitigt wurden. Die Verwandlung eines Stabes in eine Schlange, des Flußwaffers in Blut und die Bedeckung des Landes mit Fröschen, die Umwandlung des Staubes in Mücken, die Ueberfüllung des Landes mit Fliegen, die Tödtung des Viehes durch eine Seuche, das Hervorbrechen von Geschwüren an Menschen und am Vieh, der Hagel, der Alles zerstörte, die Verwüstung des Landes durch Heuschrecken und die dreitägige Finsterniß, welche das Land bedeckte, und die, wie die vorhergehenden Plagen, bloß Aegypten, nicht die benachbarte Gegend Gosen traf, blieben wegen der Verstocktheit des Pharao erfolglos. Erst die Ermordung aller ägyptischen Erstgeburt, wobei auch der Erstgeborene des Pharao nicht verschont wurde, erwirkte den Israeliten den freien Abzug und selbst Geschenke in Gold, Silber und Kleidern, welche sie von den überall sie drängenden Aegyptiern erhielten, damit sie fortzögen. Doch bereute Pharao seine Nachgiebigkeit, setzte ihnen mit vielen Wagen, Reitern und ansehnlicher Mannschaft nach und würde die Erschrockenen ereilt haben, wenn ihnen nicht die Fügung Gottes, dessen Gegenwart und besondere Fürsorge ihnen von nun an auf allen Zügen in Arabien in den Symbolen einer Wolken- und Feuersäule veranschaulicht ward, mittels eines Sturmes von Osten her, plötzlich einen Weg durch den Heroopolitanischen Meerbusen gebahnt und in dessen Wasser ihre Verfolger vernichtet hätte. Hierauf führte Moses sein Volk in die Gegend des Gebirges Sinai, wo er den Stamm- und Familienhäuptern, als Vertretern des Volkes, in einer kurzen Anrede die großen Absichten Gottes mit demselben darlegte.

4. Die Geschichte des Alterthums - S. 90

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
90 Vi. Die Perser. Wanderung machte. Das Treffen wurde gewöhnlich mit einem dichten Pfeilregen eröffnet, dann stritt man mit Lanze und Schwert. Wechselnder Aufenthalt des Hofes. Wenn schon im Ganzen seit Darms Susa die Haupt- und Residenzstadt war, so nahm doch der König mit seinem Hof auch nach dem Wechsel der Jahreszeiten in anderen Städten seinen Aufenthalt. Die heißen Sommertäge wurden in dem kühlen Ekbatana mit seinen quellenreichen, schattigen Baumpflanzungen verbracht, ein Theil des Winters im warmen Babylon. Dieses Umherziehen, wobei der König von seiner Leibwache, seinen „Verwandten" und „Tischgenoffen", seinem Harem und der endlosen Menge von Hosdienerschast, Gesinde, Köchen, Bäckern, Dienstboten und dem ganzen Schwarm von Aufsehern, Bereitern, Pferdeknechten, Hundewärtern u. dgl. m. begleitet wurde, war für einzelne Gegenden eine drückende Last, indem die Bewohner den König mit dem ganzen Gefolge verpflegen und mitunter auch noch beschenken mußten. Ueberdies hatten die Könige und Satrapen in allen Gegenden des Reiches Lustschlösser mit großen Gartenanlagen und Parks (Paradiese) sowohl zur Obstzucht und Erzielung feiner Gartengewächse, als zur Unterhaltung von Wild. Darius begnügte sich nicht, die Hauptstadt Susa nebst der wohlbefestigten Königsburg zu vergrößern und zu verschönern; er erbaute auch im alten Stammlande Persis auf einem Vorfprunge der niederen Berge, vor welchem sich die reizende, fruchtbare uyd reichbevölkerte Thalebene von Merdascht auf beiden Usern des Araxes ausdehnte, in der gesundesten Gegend von ganz Asien, die Königsburg Persepolis. Es war ein Verein von Palastbauten, die, in malerischem Wechsel über das Plateau vertheilt und mit Baumgärten, springenden Wassern und anderen Anlagen verbunden, in Plan und Ausführung, in Bauart und kunstreicher Arbeit eine hohe technische Uebung und Fertigkeit bekunden. Stellung und Macht der Satrapen. Die Satrapen (Shoithra-paiti, Herr der Provinz), meistens aus der Zahl der königlichen „Verwandten" und „Tischgenoffen" oder aus den Edelleuten ersten Ranges genommen, regierten in den ihrer Leitung übergebenen Marken in voller Machtfülle. Sie hatten die oberste Verwaltung und Rechtspflege, sie erhoben die Steuern und Naturallieferungen, sie besorgten die Aushebung der Kriegsmannschaft und in den Küstenländern die Ausrüstung der Schiffe. In ihren Händen wurde allmählich die ganze Civil- und Militärgewalt vereinigt. So.lange sie die dem Hofe schuldigen Abgaben richtig einlieferten und den königlichen Geboten in Treue und Gehorsam nachkamen, konnten sie ungehindert schalten und walten. Da aber eine so unabhängige und mit solcher Macht ausgerüstete Stelle leicht den Inhaber verlocken konnte, sich zu empören und eine unabhängige Herrschaft zu erwerben, so war der König bedacht, nur solche Männer zu diesen Stellen zu befördern, deren Treue, Ergebenheit und Unterwürfigkeit unter seine Gebote er aus langem Umgang erprobt hatte, und sie

5. Die Geschichte des Alterthums - S. 92

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
92 Vi. Die Perser. Schiffe bildeten den Kern der persischen Flotte; die Ionier behielten ihre vaterländischen Gesetze und Einrichtungen und selbst die Fürsten in den einzelnen Städten waren hellenische Männer aus ihrer Mitte. Daß die Lydier ihre Verfassung einbüßten, geschah in Folge einer Empörung und auf den Rath des Crösus. Widerspenstige oder abgefallene Völkerschaften wurden bisweilen nach hergebrachter Sitte mit Versetzung in ein anderes Land bestraft. Straßen und Verkehrsmittel. Waren die Lieferungen von Landes-producten, Geld und Abgaben aller Art für manche Länder schwer und druckend, so wurde dafür auch dem Verkehr und der Betriebsamkeit ein weites Feld geöffnet. Der Handel war durch das unermeßliche Reich frei von Zöllen und Belastungen; die Hauptstädte und Provinzen waren durch bequeme Kunststraßen mit Herbergen (Karavanserais) unv schattigen Ruheplätzen verbunden, die, wenn auch zunächst nur für den Dienst des Königs, für die Bewegung der Truppen, für die leichtere Überwachung der Provinzen bestimmt, doch dem Handel und der Industrie vorzugsweise zu Gute kamen und den Wohlstand hoben. Auf diesen Kunststraßen waren von drei zu drei Meilen Poststationen (Rasten) angebracht, wo allezeit fertige, wohlberittene Staatsboten aufgestellt waren, welche ohne Rücksicht auf Jahr- und Tageszeit, auf Hitze oder Regen die königlichen Briefe und Botschaften beförderten. Die große Heerstraße, die von Sardes 450 Parasangen (337 Meilen) weit nach Susa geführt war, zählte 111 solcher Poststationen. Daß aber Darms bei der Anlegung dieser Straßen neben den polizeilichen und militärischen Rücksichten auch die Hebung des Handels, die Erleichterung des Verkehrs im Auge hatte, ergibt sich aus der Sorgfalt, die er in gleicher Weise den Wasserstraßen widmete. Er ließ den von Ramses begonnenen, vonnecho weiter geführten aber unvollendet gelassenen Canal aus dem Nil nach dem Rothen Meere wirklich ausführen, ein großartiges Werk, dessen Andenken wohl würdig war, durch ein Denkmal in der Nähe der Bitterseen verewigt zu werden. ,y Gebrechen der Verwaltung. Wenn wir nun dennoch trotz dieser Beförderung des Verkehrs- und Jndustrielebens die alten Culturstaaten unter der Herrschaft der Perser mehr und mehr von ihrer alten Größe herabsinken sehen, wenn das fruchtbare Gartenland Mesopotamiens der sorgfältigen Bebauung entbehrt; wenn die alten Handelsstädte Phöniciens neben der Seemacht der Griechen immer unbedeutender werden, wenn Aegyptens Reichthum und Bildung allmählich schwinden, ohne daß sich andere minder cultivirte Völker unter der persischen Herrschaft emporzuarbeiten vermögen, so muß das Verwaltungswesen und Satrapenregiment nothwendig an großen Gebrechen gelitten haben. Je mehr die folgenden Könige unter den entnervenden Einflüssen der Haremsherrschaft, der Wollust und Verweichlichung des Hofes die nothwendigen Regenten-Eigenschaften, die Umsicht und Fähigkeit zum Herrschen einbüßten, desto schutzloser waren die Provinzen, die durch keine

6. Die Geschichte des Alterthums - S. 237

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
68. Die beiden ersten Perserkriege (unter Darms I.). 237 in die städtische Bevölkerung eindrang, um so lebhafter war die Reibung der verschiedenen Bestandtheile unter einander. Viel Gährungsstoff traf zusammen, und die Mitglieder alter Geschlechter, welche in der Mutterstadt zu regieren gewohnt waren, konnten in den Pflanzstädten mit geringerem Erfolge ihre Ansprüche geltend machen. Hier wuchs die buntgemischte Bürgerschaft zu schnell an Menge, Wohlstand und Selbstbewußtsein; die Standesunterschiede glichen sich aus, das Leben war rascher, bewegter; was aus den Mutterstädten.mit herübergekommen war an alten Traditionen, wurde rücksichtsloser beseitigt, wenn es in den neuen Verhältnissen keine Begründung hatte, und alles Neue und Zeitgemäße kräftiger gefördert. Die Kühnheit der Unternehmung, die Freude am Gelingen, die anregende Neuheit der Orts- und Lebensverhältniffe, der Austausch zwischen Menschen der verschiedensten Herkunft: dies Alles trug dazu bei, den ausgewanderten Bürgern einen besondern Schwung, eine gesteigerte Thatkraft zu verleihen und ihren Niederlassungen einen Glanz zu geben, welcher die Städte des Mutterlandes überstrahlte. Die Colonieen waren ja auf lauter ausgewählten Plätzen angelegt; daher waren ihre Producte vorzüglich. So kam es allmählich, daß alles Beste außerhalb des eigentlichen Hellas zu finden war, das beste Korn und Vieh, die besten Fische, der beste Käse u. s. w. Ferner gab der reichliche Raum, welcher den Ansiedlern zu Gebote stand, Gelegenheit, von Anfang die Städte in größerem Maßstabe und planmäßig anzulegen; hier wurde zur Kunst ausgebildet, was in den Mutterstädten dem Gerathewohl überlassen geblieben war. In den schönen Neustädten entfaltete sich ein glänzenderes Leben, als es das Mutterland kannte. Man wollte sich des rascherworbenen Reichthums freuen, man spottete der altväterlichen Satzungen, mit denen sich die Altstädter des Mutterlandes das Leben verkümmerten, und der Gast aus Sybaris, welcher einmal an der Bürgertafel Spartas Theil genommen, meinte, er könne seitdem den Spartanern ihren Todesmuth nicht mehr so hoch anrechnen. Die Sybariten suchten durch ihre Festspiele Olympia zu verdunkeln, die stolze Selbstgenügsamkeit der einzelnen Städte verdrängte den gemeinsamen Patriotismus, und während der Bedrängniß des Mutterlandes durch die Perser blieben alle Colonieen theilnahmlos. 68. Die beiden ersten Perserkriege (unter Darius I.). (Nach K. Köhnhorn, Geschichte der Griechen, mit einer Einleitung aus Fr. Jacobs' Hellas.) Die Perserkriege, in denen das größte Volk dem kleinsten, das mächtigste dem schwächsten im ungleichsten Kampfe unterlag, machen nicht nur in der

7. Die Geschichte des Alterthums - S. 208

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
206 Ix. Die Griechen. einzige Säule des Staates, immer mehr der Verweichlichung und dem bürgerlichen Treiben weichen mußte, seitdem Streben nach Geld und Gut auch bei den Edelleuten am Eurotas Eingang gesunden hatte. Um daher die Adelsherrschaft zu sichern, erfand Chilon, den die Griechen unter die Zahl ihrer weisen Männer rechnen, als er 580 in die Gerusia gewählt worden war, eine neue Beschränkung der königlichen Gewalt. Die legislative Besugniß der Könige war hinreichend durch die Gerusia und die große Versammlung des Adels beschränkt; die Gefahren lagen in der Exe-cutivgewalt, welche den Königen geblieben war. Um diese zu beaufsichtigen und unschädlich zu machen, durste man sich nicht mit einer nachträglichen Con-trole begnügen. Der Adel mußte in der Lage sein, selbständig in die Regierung einzugreifen, über die Machtmittel des Staates unmittelbar zu verfügen, er mußte eine Regierung neben und gegen die Staatsverwaltung der Könige gründen. Dazu schien eine neue Behörde, beweglicher als die Gerusia, als die große Adelsversammlung, erforderlich, abgesehen davon, daß diese beiden Körperschaften seit Alters unter dem Vorsitze der Könige standen. Aber man blieb dem Geiste der Stabilität treuer, wenn man eine bereits bestehende Behörde zur Beaufsichtigung des Königthums, zu dieser Gegenregierung benutzen, wenn man eine solche in diesem Sinne umwandeln konnte. Für diesen Zweck bot stch dasephorat dar, welches die Könige Theopomp und Polydor während des ersten messenischen Krieges eingeführt hatten. Damals hatten jene beiden Könige für jeden der fünf Bezirke der Stadt einen Aufseher (Ephoros) ernannt, die während ihrer langen Abwesenheiten im Felde ihre Stelle im täglichen Gericht, in den Processen über Mein und Dein vertreten sollten. Das Amt war stehend geworden; die Könige ernannten die Ephoren, sc wie die übrigen Beamten des Staates, und wechselten mit den Personen, so oft es ihnen gut schien. Da die Klagen des Marktes die Thätigkeit der Ephoren vorzugsweise in Anspruch nahmen, da sie neben der richterlichen auch die Funktion einer städtischen Polizeibehörde übten, hatten sie ein Amtshaus am Markte, in welchem sie stets bei einander waren und mit einander speisten. Nun hatte Asteropus bereits die wichtige Neuerung durchgesetzt, den Königen die Ernennung der Ephoren zu entziehen; ihre Wahl wurde seitdem alljährlich von dem gesammten Adel vollzogen. Es war dies eine bedeutende Erwerbung für den Adel. Einmal war damit den Königen der Weg versperrt, ihre Anhänger zum Ephorat zu ernennen, durch diese die Periöken im Marktverkehr und im Gericht begünstigen zu lasten und dadurch die Anhänglichkeit derselben zu gewinnen; andererseits waren die Rechte der Edelleute dadurch erheblich erweitert worden. Das Recht, die Geronten zu wählen, hatte geringen Werth. Die achtundzwanzig Sitze der Gerusia wurden nur durch den Tod der Inhaber erledigt; die selten vorkommenden Neuwahlen wurden innerhalb der einzelnen Obe, deren Vertreter gerade mit Tode abgegangen war, vollzogen; die Wählbarkeit war auf wenige Familienhäupter beschränkt und an ein Alter

8. Die Geschichte des Alterthums - S. 210

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
Ix. Die Griechen. wirksam auszuüben, mußte den Ephoren selbst eine ausgedehnte Executivge-walt übertragen werden. Diese erhielten das Recht, jeden Beamten zu sus-pendiren, zu verhaften und vor der Gerusia, sogar auf den Tod, anzuklagen, für besondere Zwecke im Kriege und im Frieden Commissare auszusenden und Beamte zu ernennen. Die Beute des Krieges sollte an die Ephoren abgeliefert werden^ Sie hatten demnach den Schatz des Staates in Händen. Das Siegel der Ephoren (es trug das Bild des Königs Polydorns) wurde daisiegel des Staates. Alle öffentlichen Urkunden mußten durch Beidrückung desselben von ihnen beglaubigt werden. Hierdurch erhielten die Ephoren das Recht, alle wichtigen Beschlüsse der Könige und der Gerusia zu bestätigen oder zu verwerfen. Wenn den Königen das Recht blieb, den Staat nach Außen zu vertreten und mit den fremden Gesandten zu verhandeln, so waren die Ephoren trotzdem nicht ohne Einfluß auf die auswärtigen Verhältnisse. Wie über die inneren, stand es den Ephoren zu, auch über die auswärtigen Verhältnisse des Staates Anträge an die Gerusia und die Adels-Versammlung zu richten und dieselben in dieser zu vertreten. Die Aufbietung des Heeres wurde in ihre Hand gelegt. Ueber Krieg und Frieden hatten die Könige auch bisher nur in Gemeinschaft mit der Gerusia und der Adelsversammlung entscheiden können. Wenn die Ausbietung, die Zahl und Ausrüstung der Armee nun den Ephoren überlassen wurde, so hatten diese dadurch mittelbar in letzter Stelle auch über Krieg und Frieden zu entscheiden. Die Periöken wurden der Aufsicht der Könige entzogen und unter die Polizei der Ephoren gestellt. Diese polizeiliche Gewalt war unbeschränkt; sie konnten die Todesstrafe gegen jeden Periöken verfügen, sie konnten jeden Heloten aus dem Wege räumen lassen, lieber die Spartaner blieb den Ephoren die Civilgerichtsbarkeit, wie sie dieselbe seit den Zeiten Theopomp's geführt. Es war eine fundamentale Veränderung der Verfassung, welche Chilon durchgeführt hatte. Die öffentlichen Urkunden wurden seit dieser Zeit nicht mehr nach den Regierungsjahren der Könige datirt, sondern mit dem Namen des ersten Ephoren des Jahres bezeichnet. Chilon, der öfter zum Ephoren gewählt wurde, war im Jahre 560 oder 566 erster Ephor. Nachdem der Eompromiß, welchen Lykurg einst zwischen den streitenden Königsfamilien geschlossen, zu der wunderlichen Einrichtung des Doppelkönigthums geführt, bot die Verfassung Sparta's jetzt das noch sonderbarere Schauspiel einer erblichen Monarchie, welche fünf jährlich wechselnden Beamten gehorchen muß, welche diesen verantwortlich ist und von ihnen suspendirt und bestraft werden kann. Und doch standen dieser Monarchie noch immer die vollen Ehrenrechte, doch stand ihr noch immer der Oberbefehl über das Heer, das Recht über Leben und Tod im Felde zu. Doch führten die beiden Könige noch immer den Vorsitz im höchsten Rathe und im höchsten Gerichte des Landes, doch bekleideten sie noch immer die höchsten Priesterthümer, ver-

9. Deutsche Geschichte bis zum Jahre 1648 - S. 14

1895 - Köln : DuMont-Schauberg
— 14 — nicht außer acht gelassen. Zur besseren Verwaltung teilte er das Reich in Gaue ein. An der Spitze des Gaues stand ein Gaugraf. Gaue, die an der Grenze des Landes gelegen waren, hießen Marken- sie wurden von Markgrafen verwaltet. Um sich zu überzeugen, daß in seinem Lande Recht und Gerechtigkeit gepflegt werde, sandte er geistliche und weltliche Boten (Sendgrafen), die ihm Bericht erstatten mußten über das, was sie gesehen und gehört hatten. Jährlich einmal, in der Regel im Frühjahr, hielt er einen Reichstag ab, zu dem die freien Männer ans allen Teilen des Landes herbeiströmten. Bei dieser Gelegenheit wurde die waffenfähige Mannschaft gemustert,- auch wurde über Krieg und Frieden und über neue Gesetze beraten. Besondere Aufmerksamkeit verwandte Karl auf Schule und Kirche. Nicht nur ließ er gelehrte Männer an seinen Hof kommen, sondern er verlangte auch, daß bei den Domkirchen und den Klöstern Schulen eingerichtet würden. Von den Geistlichen forderte er, daß sie die Kinder in der Religion, im Lesen, Schreiben und Singen unterrichten sollten. Mitunter besuchte er selbst die Schulen, um sich von deren Zustand zu überzeugen. « Wie Kaiser Karl Schnlvisitation hielt. Als Kaiser Karl zu Schule kam und wollte visitieren, Da prüft' er scharf das kleine Volk, ihr Schreiben, Buchstabieren, Ihr Vaterunser, Einmaleins, und was man lernte mehr; Zum Schluffe rief die Majestät die Schüler um sich her. Gleich wie der Hirte schied er da die Böcke von den Schafen, Zu seiner Rechten hieß er stehn die Fleißigen, die Braven; Da stand im groben Linnenkleid manch schlichtes Bürgerskind, Manch Söhnlein eines armen Knechts von Kaisers Hofgesind. Dann rief er mit gestrengem Blick die Faulen her, die Böcke, Und wies sie mit erhabner Hand zur Linken, in die Ecke; Da stand in pelzverbrämtem Rock manch feiner Herrensohn, Manch ungezog'nes Mutterkind, manch junger Reichsbaron.

10. Deutsche Geschichte bis zum Jahre 1648 - S. 39

1895 - Köln : DuMont-Schauberg
— 39 — ihm eine seiner Töchter zur Gemahlin. Mit dem Herzogtums Österreich belehnte er seinen Sohn Albrecht und begründete damit das habsburgisch-österreichische, Herrscherhaus, welches noch heute regiert. Nach der Besiegung Ottokars suhr Rudols fort gegen die Raubritter zu kämpfen/ überall im Reiche zwang er die streitlustigen Adeligen, Ruhe zu halten und den Landfrieden zu achten. So stellte er allerorten das königliche Ansehen wieder her. Dies vermochte er dadurch um so leichter, daß er seinen Söhnen erledigte Reichslehen gab und seine Töchter mit mächtigen Reichsfürsten vermählte. Nach jahrelanger Zerrüttung verdankte ihm das deutsche Reich die Wiederherstellung des inneren Friedens und der Ordnung. Das deutsche Volk ehrte sein Andenken noch lange nach seinem Tode. Im Dome zu Speyer liegt er begraben. Der Aras von, Habshurg, Bei großen Feierlichkeiten versahen die Vornehmsten des Reiches oder deren Vertreter bestimmte Ämter: Bon den weltlichen Fürsten war (zur Zeit Rudolfs der Herzog von Bayern, später) der Pfalzgraf bei Rhein Truchseß; ihm war die Sorge für die kaiserliche Tafel übertragen. Das Amt des Schenken, der sich auch um die Beschaffung der Getränke kümmern mußte, verwaltete der König von Böhmen. (Bei der Krönung Rudolfs war er nicht anwesend). Der Herzog von Sachsen hatte für die Pferde des Kaisers und seines Gefolges zu sorgen; er war Marschall. Dem Markgrafen von Brandenburg fiel als,dem Kämmerer die Sorge für die Unterbringung des kaiserlichen Hofstaates zu. Diese Ämter hießen Erzämter, weil sie die ersten und vornehmsten Ämter des Reiches waren. Zu Aachen in seiner Kaiserpracht, Im altertümlichen Saale, Saß König Rudolfs heilige Macht Beim festlichen Krönungsmahle. Die Speisen trug der Pfalzgraf des Rheins, Es schenkte der Böhme des perlenden Weins, Und alle die Wähler, die sieben, Wie der Sterne Chor um die Sonne sich stellt, Umstanden geschäftig den Herrscher der Welt, Die Würde des Amtes zu üben. Und rings erfüllte den hohen Balkon Das Volk in freud'gem Gedränge, Laut mischte sich in der Posaunen Ton Das freudige Rufen der Menge;
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