Berichte von Lntdeckungs- und Sorschnngsreiftn. 4. Heinrich Barth. 121
trostlos. Schon die Anlage der Residenz an und für sich trägt viel dazu
bei, dem Bilde, welches sie darbietet, Abwechselung zu verleihen. Sie
besteht aus zwei ganz getrennten Städten, deren jede mit einer Mauer
umgeben ist und eine eigene Bevölkerung beherbergt. Der Wohnplatz der
Reichen enthält ziemlich stattliche, sür sehr große Haushaltungen ein-
gerichtete Gebäude, während der andere Stadtteil mit Ausnahme einer
einzigen Hauptverkehrsstraße, des die Stadt von Ost nach West durch-
ziehenden Dendals, mehr aus engen Quartieren mit schmalen, krummen
Gäßchen besteht. Diese beiden Städte sind durch einen Platz getrennt,
der, etwa eine Viertelstunde breit, in der Mitte eine weite, offene Straße
bildet, zu beiden Seiten derselben aber dicht mit Wohnungen besetzt ist.
Die Anlage der Wohnstütten ist von aller Regelmäßigkeit weit entfernt,
so daß das Ganze ein Bild der interessantesten Verworrenheit bietet.
Rings um beide Städte dagegen reihen sich kleine Dörfer oder Gruppen
von Hütten und große, einzeln stehende Meiereien.
Der bedeutende Unterschied, der in der ganzen Physiognomie der
beiden Städte Kano und Kukaua herrscht, muß zum großen Teil auf die
Verschiedenheit im Charakter des Bornu-^ und des Haufsa-Volkes zurück-
geführt werden. Recht lebendig tritt die Verschiedenheit der beiden Völker-
schaften bei dem weiblichen Geschlecht hervor. Die Bornu-Frauen sind
im allgemeinen viel häßlicher, breite, kurze Figuren mit großen Köpfen,
breiten Nasen mit weit offenstehenden Nasenlöchern, durch eine rote Perle
im Nasenflügel nur noch mehr verunstaltet. Dessenungeachtet sind sie ganz
so gefallsüchtig, legen aber ihre Eitelkeit in einer rohen, weit Ungeschick-
teren Weise an den Tag als die Hanssa-Frauen. Nie habe ich ein Haussa-
Weib in der Weise vieler Bornuerinnen auf der Straße einherstolzieren
sehen, den Rock — um mich dieses Ausdruckes zu bedienen — lang am
Boden hinschleppend, mit den ausgebreiteten Armen die Zipfel eines über
die Schultern gezogenen Stückes gedruckten Manchester-Kalikos in seiner
ganzen Farbenpracht vor sich haltend. Das Beste an der Kleidung oder
dem Schmuck der Bornu-Frauen ist der Silberschmuck, welchen sie auf
dem Hinterkopfe tragen und der einer hohen Figur sehr gut steht.
Der belebteste Teil der beiden Städte ist der große Verkehrsweg,
welcher sie von West nach Ost durchschneidet und gerade auf die Wohnung
des Scheichs in der Oststadt zu führt, die Königsstraße. Eine ähnliche
Straße gibt es, mehr oder weniger großartig, in jeder Landstadt. Den
1 Das Volk von Bornu ist eine Mischrasse aus Sudannegern, Saharavölkern
<Tibbu), Arabern.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_Barth Heinrich
174
Der Osten . .
Der Westen. .
Die Mitte . .
Der Norden .
| Einwohner auf
; qkm 11 ({Ii m
.! 379,5
. | 406,4
. 1 644,1
. ' 195,7
Wald
qkm
158,5
208,7
100,4
58,4
Acker
qkm I %
Reinertrag
Mk. pro ha
42 152,9 40,3 ca. 9( 3-20)
51 142,1 35 „ 7( 3-12)
15 428,8 65 „25(10-40)
30 109,9 56 „19(10-30)
57
70
122
188
Waldige Gebirge rahmen den fruchtbaren Kern der Grafschaft ein,
der von ihnen Schntz gegen Wetter, Wind und Widersacher, dazu arbeits-
kräftige Gewässer, Bausteine und Holz empfängt, neuerdings auch eine
Steigerung des eigenen Lebens durch den Zustrom der Sommergäste aus
den Städten des Flachlandes, die von heilkräftigen oder erfrischenden
Quellen, von der würzigen Waldlnst des Berglandes, vom rüstigen Wan-
dern auf seinen aussichtsreichen Höhen und durch seine schattigen Täler eine
Aufmunterung ihrer Lebenskraft erwarten. An der Ostseite des Länd-
chens ragt, seine Gesamtheit beherrschend, die Masse des Schneeberges allein
über die Waldgrenze empor. Die Schweizerei (1224 m), deren Weide-
gründe die schon der Verkümmerung nahe, lockere oberste Waldregion
lichten, die höchste Siedelung des Ländchens, ist das Ziel einer der Straßen,
die den weiten Forstbesitz des Prinzen Friedrich Heinrich durchflechten und er-
schließen; sie ist der Nastort der Bergwanderer, die nun von dem stolzen Turm
die früher nur stückweise vom Rande des flachgewölbten Bergscheitels ge-
meßbare Rundsicht mit einem einzigen, weitgreifenden Umblick erfassen.
Ch° erreicht erst in beträchtlicher Ferne am Anstritt der Täler aus den
Bergen dörfliche Siedelungen. Denn das Gebirge umfängt ein tief bis
an seinen Rand herabreichendes Waldkleid, der stolze Besitz weniger großer
Grundherrschaften (Gras Althann-Mittelwalde, Prinz Friedrich Heinrich
Schnallenstein und Seitenbcrg, Graf Magnis-Kieslingswalde), die mit ein
paar kleinen Bauernwaldungen eine geschlossene Forstfläche von nahezu drei
Ouadratmeilen allein ans dein preußischen Abhänge des Gebirges bilden.
Der wohlgepflegte Wald beherrscht so das wirtschaftliche Leben diefes
Berglandes; er dringt hier und da selbst erobernd gegen den Bereich
früherer Rodungen vor, wenn ein Grundherr seinen Besitz abrundet durch
gelegentlich sich bietende Erwerbungen kleiner Felder, Wiesen und Häuschen,
die in den Wald eingreifen oder ihm näher kommen, als den Forstleuten ge-
nehm ist. Waldarbeit beschäftigt auch eine Menge Kräfte in den Dörfern,
die längs der Bäche eine Strecke in das Gebirge hineindringen. Erst
neuerdings stellt der Fremdenverkehr diese von Hans aus armen Dörfer
teilweise freier auf eigene Füße. Das gilt am vollsten von Wölfelsgrund.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Heinrich Friedrich Heinrich Friedrich_Heinrich
Schnallenstein Friedrich Heinrich Hans
länderkundliche Darstellungen, 10. Joseph partsch. 175
Seine Häuschen, die oberhalb des prächtigen Sturzes der Wölfel, des
schönsten der schleichen Wasserfälle, den Bach fast eine halbe Stunde auf-
wärts begleiten, richten sich freundlicher her zum Empfange der Sommer-
gaste, und in die Nische eines besonders vollkommen geschützten nördlichen
Seitentales schmiegt sich das schnell zu hohem Rufe gelangte Sanatorium
— der sicherste Bergeplatz für zarte, das unwirsche Winter- und Frühlings-
wetter des windigen Flachlandes scheuende Rekonvaleszenten, die wohl-
tuendste Stätte der Erholung für alle, die im Ringen ums Dasein, in der
Erfüllung einer anspruchsvollen Berufspflicht, oder im Widerstand gegen
Prüfungen des Geschickes ihre Kräfte nachlassen fühlen. Gewiß werden
auch andere Dörfer am Rande des waldigen Gebirges durch den Sommer-
verkehr Leben gewinnen. Am wenigsten können darauf rechnen die in
naturgemäß beengter Lage aus einer merkwürdigen Staffel des Bergrandes
ihre Häuschen ausstreuenden Dörfer Thanndorf und Urnitzberg.
Dies ausgedehnte, vom Schneeberg beherrschte Waldgebiet wird von
dem Waldgürtel des Reichensteiner Gebirges geschieden durch das Tal der
Landecker Viele. Seine nw. Hauptrichtung stimmt überein mit dein
Streichen der Schichten alter Schiefer längs ihres Oberlaufes bei Wil-
Helmstal wie ihres Unterlaufes durch die lange Dorfzeile Kunzendorf-
Ullersdorf-Eifersdorf. Nur der nö. ausgreifende Mittellauf des Landecker
Bogens fällt in die nö. streichenden Gneise und Glimmerschiefer des Reichen-
steiner Gebirges hinein. Jedenfalls ist das Bieletal ein Erosionstal hohen
Alters, weit älter als das Senkungsfeld, das die Gewässer der Neiße sam-
melt. Die Quelladern der Viele furchen mit tiefen, schinalen Tälern
die Abhänge des Schneegebirges und des Bielegebirges, das zwischen ihm
und dem Reichensteiner Gebirge die Verbindung herstellt. Verkehrsarme
Straßen ziehen ihnen entlang zu hohen Pässen empor; die von der Mohre
nach Altstadt in Mähren hinüberführende (Scheitelhöhe 817 m) vermag
den zu dörflichem Dasein zurückgesunkenen Städtchen Wilhelmstal
(560 Einw.) keinen Ersatz zu bieten für das Fehlschlagen der bergmännischen
Hoffnungen seines Begründers. Nur unvollkommene .Bergpfade führen
von der Viele und ihrer langen Gersdorfer Häuserreihe über Höhen von
etwa 1000 m hinüber nach Goldenstein und Freiwaldau. Die Vereinigung
der Quelltäler der Viele vollzieht sich in den zusammenhängenden Dörfern
Seitenberg (1100 Einw.) und Schreckendorf (1300 Einw.), wo die Ver-
waltung der prinzlichen Forsten, die Glasfabrik Oranienhütte und eine
Zündholzfabrik die einheitliche Grundlage des wirtschaftlichen Lebens deut-
lich kennzeichnen. Der Marmorbruch von Seitendorf kam dem Gruud-
Herrn zustatten bei ornamentaler Ausstattung feines Schlosses Kamenz.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
188
H. Erdkundliches jlesebuch,
Weiter erkennt man auf dem Stadtplan in den Zügen der Elsasser-
und Lothringer-, der Königgrätzer-, Gitschiner- und Skalitzerstraße einen
nach außen vorgeschobenen Ring, der eine Reihe jüngerer Vorstädte mit
Altkölln und Altberlin zur Einheit zusammenfaßt. Auch in ihnen über-
wiegt das Geschäftsleben, wenn auch der in die Ferne greifende Handel
nach und von außen nicht so stark in die Wagschale fällt. Auch hier gibt
es Fabriken und Gewerbebetriebe in Menge, jedoch haben sich auch weite
Häuserviertel und Straßenzüge mit Mietswohnungen dazwischen noch ge-
halten, meist nüchternen Kasernenbauten aus der Zeit von Berlins jähestem
Wachstum, den siebziger und achtziger Jahren des neunzehnten Jahrhun-
derts. Im O. herrscht Kleinberndten- und Arbeiterbevölkerung vor; im
W. wohnen Geschäftsleute und höhere Beamte. Zu den alten Berliner
Vorstädten gehören die Friedrichstadt s. der Straße Unter den Linden und
die Dorotheenstadt n. von ihr. Beide zeigen eine Schachbrettanlage
paralleler, breiter Straßen, die jetzt die vornehmsten Läden für Einzel-
verkauf, die Hotel-, Restaurations- und Kaffeehausbauten enthalten. Hier
sind wie in der Berlin-Köllner Altstadt die Bodenwerte durch die junge
Entwicklung zur Geschäftsstadt geradezu ungeheuer emporgeschnellt. Man
hat 1863 den Durchschnittswert des bebauten Quadratmeter Bodens in
Berlin auf 98,14 Mark, 1906 auf 289,80 Mark berechnet, den Nutzertrag
nach Kostenabzug damals auf 4,91, jetzt auf 11,81 Mark. Die wirklichen
Werte in den geschäftlich lebhaften Gegenden sind jedoch weit höher. Am
Hausvogteiplatz war das Quadratmeter Boden 1865 115, 1885 990,
1905 2000 Mark wert. Ähnlich steht es weit draußen im W. mit Char-
lottenburg, das 1800 300 Einwohner zählte, jetzt über 300 000; hier kom-
men 52 Einwohner auf ein Haus, und der Bodenwert ist im letzten halben
Jahrhundert ums Sechsfache gestiegen. Dies Anwachsen der Werte zwang
natürlich zu tunlicher Ausnutzung der Grundstücke. Schnell veralteten die
Häuser. Mieten für Privatwohnungen wurden schwerer und schwerer er-
schwinglich; deshalb sind die Häuser in der Friedrichstadt durch Geschäfts-
bauten mehr und mehr ersetzt. Mag das Baubild hier aber so modern
sein, wie es will, der Grundriß ist noch der alte, einheitlichem Fürsten-
willen, nicht allmählich wachsendem Verkehrsbedürfnis entsprungen. Schräg
führen Wilhelm- und Lindenstraße zum Belle-Allianeeplatz; doch zwischen
ihnen bleibt das Gegitter rechtwinklig sich schneidender, gerader Straßen,
und am w. Außenrand begleiten das Ganze drei geometrisch angelegte
Plätze, das Viereck des Pariser und das Achteck des Leipziger, das^ Rondell
des Belle-Allianceplatzes.
Von Charlottenburg und anderen Ortschaften des Teltow, Barnim
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Personennamen: H._Erdkundliches
Extrahierte Ortsnamen: Elsasser- Lothringer- Berlins Berlin Belle-Allianeeplatz Charlottenburg Teltow
176
Aber im Sommer dringen auch dauernde Gäste und flüchtige Besucher
zahlreich in diese Täler. Sie bilden das Ausflugsgebiet des Bades Landeck.
Bei ihm schließt die von der mächtigen Gestalt des Schneeberges be-
herrschte, nördlich gerichtete Talslucht; das Tal biegt freundlicher sich
öffnend nordwestwärts gegen die nahe Stadt Landeck (1905: 3480 Einw.)
um, in der die Straßen von Jauernik, Reichenstein, Glatz zusammen-
treffen, heute teils entlastet, teils neu belebt durch den Verkehrszufluß der
Eisenbahn. Genährt durch diesen Verkehr und doch von ihm nicht beun-
ruhigt, entfaltet sich in stillem Talwinkel das behagliche Leben des an-
mutigsten der schleichen Badeorte. Viel ist geschehen zur Pflege und
zweckmäßigen Verwertung der namentlich von Frauen aufgesuchten Therme
(28,50 C) und zu mannigfacherer Entwicklung der Kurmittel, auch zur
Erhöhung der Annehmlichkeit des Aufenthaltes zahlreich zuströmender Kur-
gäste (ca. 6000). So hat sich die Wirksamkeit des Kurortes bedeutend
gesteigert, seit Friedrich d. Gr. hier 1765 die Leiden bekämpfte, die des
Siebenjährigen Krieges harte Anstrengungen ihm eingetragen hatten.
Auch Friedrich Wilhelm Iii. und die Königin Luise haben hier verweilt.
Wie hängt das Volk an diesen Erinnerungen der Vorfahren! Es ist, als
fehle der Volksseele etwas, wenn Generationen hindurch keine Fühlung
mehr zwischen den schönen Winkeln der Heimat und dem Empfinden der
Herrschenden sich herstellt, wenn über Norwegens Fjorden die Anziehungs-
kraft der Täler, wo treue deutsche Herzen schlagen, ganz in Vergessenheit
gerät.
Wesentlich verschiedenen Verhältnissen begegnen wir bei mancher
augenfälligen Ähnlichkeit der Hauptzüge des Bildes im westlichen Berg-
rahmen der Grafschaft. Auch er umschließt große Wälder, die größten
des Ländchens; sie decken — trotz des Zuschlages des sonnigen Lewiner
Gebietes — mehr als die Hälfte der Bodenfläche. Nur liegen sie nicht
vorwiegend in den Händen einzelner Großgrundbesitzer, sondern des
Staates. Ihm gehören namentlich die großen Forsten der Quadersand-
steinplatteu (Karlsberg, Reinerz, Nesselgrund) — nur hier und da ge-
lichtet von einem Moor, einer Glashütte, einem hohen Walddorf. Sic
allein umfassen 121 qlciu Holzungen. Dazu treten 15 des Habel-
schwerdter Stadtforstes; der Nest ist meist herrschaftlicher Besitz (Schnallen-
stein, Tscherbenei, Gellenau, Rückers, Waldstein, Wallisfurth). Dem
Waldreichtum des Kreises Habelschwerdt entspricht trotz des reichlichen
Vorrats guter Bausteine das volle, nirgendwo in Mittelschlesien gleich
entschieden herrschende Vorwalten des Holzbaues, der im Klima des Ge-
birges unbestreitbar große Vorteile bietet. Die Verhältniszahl der massiven
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Personennamen: Glatz Friedrich_d Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
178
Ii. Erdkundliches Lesebuch.
Furche zwischen steilen Höhen in windgeschützter, dem Obstbau holder Lage.
Der Großgrundbesitz tritt hier im Westen im allgemeinen zurück. Selten
nur bildet ein Dominium den Kern der Gruppierung der Bauernhäuser
und der Weberhütten. Für die Dürftigkeit des Bodens geben dem Sand-
steingebiete die Steinbrüche einigen Ersatz, seit die Eisenbahnen diesem
Quadergebirge nahekamen und der Sandstein von beiden Hängen des
Heuscheuergebirges selbst bei fernen Bauten, wie dem des Berliner Domes,
in Wettbewerb treten konnte.
Unter den Schätzen des Bodens aber gebührt auch hier der erste Platz
den Heilquellen, die ihm entsteigen. Erst die tiefer dringende Erforschung
des Gebirgsbaues wird die Bedingungen ihres Hervorbrechens klarer be-
leuchten. Ihre Reihe eröffnet hart an der Landesgrenze, nahe der Mettau,
das Bad Kudowa, bisher von Norden über böhmische Bahnen oder auf
schwieriger, die Heuscheuer streifender Bergstraße erreichbar. Von der neuen
Bahn Reinerz-Nachod erwartet man eine bedeutende Steigerung des Be-
fuches, der die kapitalkräftige Gesellschaft, in deren Besitz das Land über-
ging, durch große Neubauten und Vervollkommnung der Einrichtungen ent-
gegenzukommen sich beeisert. Die kohlensäurereichen Quellen, die alkali-
scheu Säuerlinge von recht mannigfacher therapeutischer Verwendung
sprudeln in einem Talgrund hervor, der frei gegen S. und W. sich öffnet,
gegen N. und O. aber wirksamer Deckung durch steile Höhen sich erfreut.
Um den Teichspiegel seines Parkes entfaltet die Saison ein freundliches,
aber keineswegs geräuschvolles Leben. Als eine Stätte deutscher Gesittung
ist der Platz von besonderem Wert, weil er nicht nur dicht gegenüber das
tschechische Nachod hat, sondern auch in seinem Rücken hinauf gegen die
Wilden Löcher und die Heuscheuer Dörfer von zäh sich erhaltender slavischer
Muttersprache. Auch sonst erinnert im Lewiner Ländchen, dessen Weber-
dörfer sich um ein Städtchen von geringer Wirkungskraft (1905
1350 Einw.) verteilen, viel an den natürlichen Zusammenhang mit
Böhmen.
Erst wenn man an den Plänerkegel mit den Trümmern der Burg
Landfried, des Hummelschlosses, vorüber die wichtige Paßhöhe überschritten
hat, tritt man auf Reinerzer Boden ganz ins Innere der Grafschaft.
Reinerz ist nicht etwa eine alte Bergstadt, wenn auch Eisengruben in der
Nähe früher im Betriebe standen und der Name „Schmelze" an die letzten Ver-
suche ihrer Verwertung erinnert. Der Name der Stadt ist vielmehr aus
einer der Genetivsormen erwachsen (Reinhards), von denen die nächste
Nachbarschaft in Rückers ein zweites Beispiel gibt. Reinerz (1905.
3140 Einw.) hat lange in Tuchmacherei und Leinenhandel die Haupt-
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Länderkundliche Darstellungen. 10. Joseph partsch.
179
wurzeln seines bescheidenen Lebens gesehen. Erst die zweite Hälfte des
18. Jahrhunderts hat die kalte und die laue Quelle von Reinerz entdeckt
und zu Ehren gebracht, alkalische Säuerlinge, die namentlich von Kranken
der Atmungsorgane aufgesucht werden. In den letzten Jahrzehnten ist viel
geschehen, um die Mannigfaltigkeit und die Wirksamkeit der Kurmittel
zu erhöhen. Die Trinkkuren sind durch die 150 m lange Wandelbahn
unabhängiger geworden von des Wetters Gunst. Die Badeeinrichtungen
sind zu sehr vollkommener Entwicklung gebracht worden. Nur über das
als Vorhalle der Baderäume angelegte Palmenhaus mit den kühlen Stein-
sliesen und der von dem Stoffwechsel feucht gehaltener Gewächse ver-
änderten Luft dürften die Urteile geteilt bleiben. Gerade Reinerz ist kein
Ort, wo man Grund hat, sich nach Kühle und Schatten zu sehnen. Der
Morgen findet den flachen Talgrund nach kräftiger nächtlicher Ausstrahlung
zu empfindlicher Frische erkaltet, und nachmittags verschwindet die Sonne
ziemlich früh hinter den Bergen, die im Sw. das gegen No. sich öffnende
Tal abschließen. Die längere Besonnung der vordersten Villen des Tal-
einganges wird als ein entschiedener Vorzug empfunden. Am höchsten
wird Reinerz der rüstige Kurgast schätzen, der nicht auf die nächsten
Spaziergänge sich zu beschränken braucht, sondern an den landschaftlichen
Reizen der weiteren Umgebung sich zu erfreuen vermag; er dürfte Reinerz
vor Landeck den Vorzug geben. Aber der „genius loci" hat in Landeck
einschmeichelndere, freundlichere Züge.
Noch am Fuße des Gebirges hat sich ein jüngerer Kurort zweiten
Ranges entwickelt, in Alt - Heide, am Rande des Senkungsfeldes der
inneren Grafschaft. Man kann kein erfrischenderes kohlensaures Wasser
trinken als den Josephs-Brunnen; auch den Bädern der Eisensäuerlinge,
der sogenannten Stahlquellen, wird vortreffliche Wirkung nachgerühmt.
Jedenfalls ist die Lage am Ausgang des Höllentales, der Engschlucht, in
welche die Weistritz abwärts von Rückers, zu Füßen der jugendlichen Burg
Waldstein sich vertieft, überaus anmutig und vereint mit den Schlender-
gängen der nächsten Umgebung eine wohltuende, durch die Bahnlinie er-
höhte Bewegungsfreiheit für weitere Ausflüge. Auch hier ist die Kapital-
kraft einer Aktiengesellschaft für die Entwicklung des Kurortes eingetreten.
Zu den Badeorten gefellt sich eine lange Reihe lockender Sommer-
frischen, denen oft der besondere Charakter ihrer Lage eigentümliche Vor-
züge sichert. Namentlich Dörfer am Rande der vom Heuscheuergebiete
weit südostwärts ins Innere der Grafschaft hinein streichenden Quadersand-
steinplatte, die mit armer Bodenkrume ein sehr spärlich entwickeltes Wasser-
netz verbindet, Orte, wie Falkenhain, heben sich unverkennbar, sowie der
12*
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
186
H. Erdkundliches Lesebuch.
bis 34 Promille, das sogenannte „Bankwasser" der skandinavischen Ge-
lehrten, das schwerer ist als das baltische, aber doch leichter als das Nord-
seewasser von 34 bis 35 Promille. Durch starke Weststürme kann der
sogenannte baltische Strom ganz in den Ostwinkel des Skager Raks zurück-
geschoben werden. Dabei wird dann auch das Bankwasser zurückgedrängt
und lagert sich aus der Küstenbank vor der bohuslänschen Küste1 bis in die
dortigen Fjordbuchten hinein. Der Herbsthering hält sich anscheinend in
diesem Bankwasser auf, daß dann im Winter milde temperiert ist (etwa 5 °),
während der baltische Strom kaltes Wasser (unter 2° bis —1,5 °) führt.
Bei Ostwinden dagegen breitet sich der baltische Strom weit nach W. hin
aus, das Bankwasser geht mit, und mit ihm verteilt sich der Hering, wäh-
rend in der Tiese das ozeanische Wasser nach O. geht. — Ob diese Wasser-
bewegungen allein das unregelmäßige Erscheinen und Wegbleiben des
Winterherings an den bohuslänschen Küsten erklären, muß dahingestellt bleiben
12. Felix Lampe. ^
Der Stadtplan von Berlin.
Mit einem Blick läßt Berlin sich nicht überschauen. Ob man vom
roten Viereckturm des Rathauses, von der Siegessäule her oder vom 62 in
hohen Kreuzberg aus eine Übersicht gewinnen möchte, immer drängt sich
das wirre Bild eines unschönen Häusermeeres von weiter Ausdehnung
und undeutlicher Gliederung auf, aus ihm einige Kuppeln, Turmspitzen
und viel qualmende Schornsteine emporstrebend, doch kein beherrschender
Punkt, um den alles sich gruppiert; und wer ins Innere der Stadt taucht,
wird auch an kaum einer Stelle behaupten dürfen, hier breite sich um ihn
das ganze Berlin mit all seiner Mannigfaltigkeit aus. So verwirrend
gleichförmig die Häuser und Straßenmassen, die hastenden und drängenden
Menschenmengen zunächst erscheinen mögen, dem aufmerksamen Wanderer
durch die Stadt wird sich doch ein Verständnis dafür eröffnen, wie un-
gemein verschieden die einzelnen Stadtteile in ihrer Eigenart sind.
Am deutlichsten läßt der Stadtplan die Gliederung der Berliner
Häusermassen erkennen. Man erblickt auf ihm in der inneren Stadt die
alte Köllner Spreeinsel zwischen den beiden Flußarmen, wie sie von So.
nach Nw. sich langhin erstreckt. Noch jetzt ist sie von kurzen, unschema-
tischen Straßen im S. durchzogen wie in alter Zeit, im N. aber von den
weiträumigen, großen Gesamtbaulichkeiten und Plätzen erfüllt, die
1 Die schwedische Küste bei und n: von Göteborg. — 2 Land und Leute. Mono-
graphien zur Erdkunde. In Verbindung mit anderen herausgegeben von A. Scobel.
14. Berlin und die Mark Brandenburg. Von Felix Lampe. Bielefeld und Leipzig
1909. Velhagen und Klasing. (S. 99 ff)
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Felix_Lampe Felix A._Scobel Felix_Lampe Felix
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Berlin Kreuzberg Berlin Berlin Brandenburg Bielefeld Leipzig
Länderkundliche Darftellungen. 12. Selix Lampe.
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Herrscherhaus und Staat in der Haupt- und Residenzstadt angelegt haben.
Neben Kölln im D. bis zur Stadtbahn liegt das alte Berlin: Leicht ge-
wundene Straßenzüge mit manchem altertümlichen Durchblick; auch die
ältesten Kirchen der Stadt lassen leis die Erinnerung durchsummen durch
den gerade hier mit großstädtischem Brausen besonders machtvoll erklingen-
den Grundakkord modernsten Handelsverkehrs und Gewerbebetriebes.
Diese Mitte des geschäftigen Menschenhaufens, der im weiten, modernen
Großberlin Werte schafft, ist ein Brennpunkt des Wirtschaftslebens ge-
worden. Die Bürgerschaft ist mehr und mehr nach dem Rande des Häuser-
meeres entwichen vor den Geschäfts- und Warenhäusern, den riesigen
„Höfen", um die sich Fabriken, Lagerbauten, Kontorgebäude legen, und
der Raum beanspruchende Verkehr hat ganze Viertel alter Wohnhäuser
schwinden, alte Gassen eingehen lassen vor neumodischen, breiten Straßen-
zügen. Hier beträgt die Wohnungsdichtigkeit nur 36 Seelen auf ein Haus,
in der ebenfalls geschäftsreichen Friedrichstadt auch nur 38, selbst im vor-
nehmen W. dagegen bereits 50. Im S., O. und Nw. des Häusermeeres,
also in der Luisenstadt, Stralauer Vorstadt und in Moabit schnellt sie auf
100 hinauf, in den nördlichen Arbeitervierteln gar auf Iii. In der
Rosentaler Vorstadt hausen 670 Menschen auf 1 da, im Tiergartenviertel
150! Die Entvölkerung der Innenstadt, in der doch das geschäftliche Leben
sich zusammenballt, erforderte naturgemäß eine ungeheuerliche Steigerung
des Verkehrs, und zwar ist sie erst in den letzten dreißig Jahren erfolgt.
Als erste Pferdebahnlinie Deutschlands wurde 1865 die Strecke von Berlin
nach Charlottenburg in Betrieb genommen. Vier Jahrzehnte später hatten
die Straßenbahnen 400 km Betriebslänge, also eine Strecke, die länger
ist als die Eisenbahn von Berlin bis Breslau, und beförderten auf 100
einzelnen Linien 425 Millionen Personen jährlich. Auf Berlin entfällt
jetzt fast die Hälfte des gesamten preußischen Straßenbahnverkehrs, nahezu
30 % des gesamten deutschen, obschon die Berliner Straßenbahnen an
Betriebslänge nur y8 der preußischen, y9 der deutschen ausmachen.
Daraus ergibt sich die Stärke des Berliner Verkehrs. Hierzu kommen
nun noch die Personenbeförderungen auf der Stadtbahn, die jährlich von
rund 125 Millionen Menschen benutzt wird, auf der elektrischen Hoch- und
Untergrundbahn, die von etwa 50 Millionen Menschen in Anspruch ge-
nommen wird, der Omnibusse, die von weiteren 100 Millionen gebraucht
werden und bei denen in den letzten zehn Jahren der Verkehr sich um
150 o/o gesteigert hat gegen nur 120 "/<> der Straßenbahnen. Dabei haben
auch sie sich in dauerndem Betrieb erst seit den sechziger Jahren des neun-
zehnten Jahrhunderts halten lassen.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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Extrahierte Ortsnamen: Berlin Luisenstadt Stralauer_Vorstadt Moabit Rosentaler_Vorstadt Tiergartenviertel Deutschlands Berlin Charlottenburg Berlin Breslau Berlin
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ober des Spreetales zogen Landwege zum Brandenburger, Leipziger,
Halleschen, Kottbuser und Schlesischen Tor heran, ebenso im N. zum
Oranienburger, Rosentaler, Schönhauser, Prenzlauer und Königstor. Die
Torbauten sind, das Brandenburger Tor ausgenommen, längst verschwun-
den; doch die Straßenzüge schießen sternförmig noch jetzt an diesen Stellen
zusammen und bedingen Verkehrsknotenpunkte von beängstigender Belebt-
heit. Um die alten Landwege herum aber haben sich die neueren Außen-
viertel erbaut, die Wohnstätten der meisten Menschen unter den zwei
Millionen Berlinern. Meist sind die alten Landwege die Hauptverkehrs-
ädern dieser Stadtviertel geblieben, und wie das Wohnungs- oder Ver-
kehrsbedürfnis das erforderte, haben sich Zwischenglieder eingeschoben. Das
Ganze ist keine einheitliche Anlage wie Friedrich- und Dorotheenstadt und
zeigt im baulichen Straßenbild zu erheblichen Teilen noch den Geschmack
oder Ungeschmack des Jahrzehnts der Entstehung, ist vielfach Massenware
möglichst billig und rasch hergestellter Häuserblöcke, die Mietskaserne neben
Mietskaserne lange, nüchterne Straßen abgeben, und die Plätze sind nichts
als Erweiterungen der zufällig hier zusammenstoßenden Straßenzüge.
Diese Stadtteile rings um den Kern des älteren Berlin sind zugleich Binde-
glieder zwischen Berlin und seinen nächsten Vororten, die so eng mit der
Hauptstadt verwachsen sind, daß die Weichbildgrenzen sich nicht erkennen
lassen, daß Post, Polizei, Gericht sich in den verschiedensten Weisen ihre
eigenen Grenzen festlegen mußten und eine merkwürdige Verwickeltheit der
Verwaltung sich ergeben hat, aus der selbst Eingeweihte nur mühsam sich
herausfinden, zumal wegen der heiklen Frage der Steuereinkünfte und der
Aufwendungen für das Gemeinwohl die einzelnen Gemeinden einander
durchaus nicht nachsichtiges Entgegenkommen zeigen. Die Fabrikarbeiter-
schaft Berlins hat sich in den letzten 25 Jahren vervierfacht, die Gesamt-
bevölkerung doch nur knapp verdoppelt. Die größte Industrie ist in ent-
legenere Vororte abgewandert, wo der Baugrund billiger ist, und die wohl-
habenden einzelnen Steuerzahler meiden auch mehr und mehr den lärmen-
den, staub- und raucherfüllten Wohnbezirk der Großstadt selbst. Leute mit
einem Jahreseinkommen von weniger als 3000 Mark ziehen mehr von
Charlottenburg nach Berlin, die von größerem Einkommen dagegen mehr
von Berlin nach Charlottenburg, und solche von über 20 000 Mark ver-
schwinden aus Berlin mehr und mehr.
Die Vororte sind ganz durch das Wachstum Berlins in ihrem Wesen
bestimmt. Im So., O. und N. sind sie Arbeiter- und Fabrikstädte
oder Jndustriedörfer geworden, weil die angrenzenden Teile Berlins
Großgewerbe und Arbeiterbevölkerung beherbergten. Im W. und Sw.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund]]
Extrahierte Ortsnamen: Dorotheenstadt Berlin Berlin Berlins Charlottenburg Berlin Berlin Charlottenburg Berlin Berlins Berlins