Autor: Schlagintweit, Robert von, Humboldt, Alexander von, Andree, Richard, Schreiber, Carl, Ritter, Carl, Roon, Albrecht Theodor Emil von, Daniel, Hermann Adalbert
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licher und kräftiger begegnen wir unfern lieben bekannten Buchen^), die
besonders schön in Seeland, Holstein und Mecklenburg, der deutscheu Eiche
besonders in Westphalen, unseren Kirsch-, Pflaumen-, Aepsel- und Birnbäumen,
und weiter nach Süden hinab in Deutschland und Frankreich zc. Wein,
Pfirsichen und Aprikosen, und überall unfern Getreidearten und der Kartoffel.
Unter deu Thiereu sind für diese Zone charakteristisch vor allen unsere
Hansthiere. Die Bevölkerung, in den Ländern der beiden ersten Zonen
nur spärlich, ist besonders nach Westen hin dicht. Ueber welche Länder ist
dieser Gürtel verbreitet?
Die drei südlichen Halbinseln Europas liegen in dem Gürtel der
i immergrünen Laubbäume. Myrthen und Rosmarin bilden dort die
Hecken und Zäune, Cypressenbäume kleine Wäldchen; Pomeranzen- und
Citronenbänme mit ihren dicken, glänzenden grünen Blättern, duftigen
Blüthen und goldfarbigen Früchten erfüllen die Luft mit würzigem Geruch.
Feurige Weine, Oelbänme, süße Kastanien, Mandelbäume wachsen
überall, und in den südlichsten Gegenden kommen selbst Dattelpalmen fort.
Mais und Reis vertreten unsere Getreide. Statt des Pferdes dient dort
das Maulthier dem Menschen; giftige Schlangen und Jufecteu fiud nicht
selten. — Vergleiche hiermit die charakteristischen Erscheinungen der andern
Erdtheile, wie sie in der allgemeinen physischen Geographie angegeben,
namentlich Größe und Charakter der Pflanzen und Thiere. Die Vögel
stehen denen der warmen Zone an Größe und Farbenpracht nach, zeichnen
sich aber durch liebliche Stimmen und melodischen Gesang aus.
§ 23. Europas Bevölkerung.
Die fast 300 Millionen zählende Bevölkerung Europas ist sehr ungleich
über die einzelnen Länder vertheilt, wie schon vorher gesagt. Europa nimmt
etwa den 15. Theil der Erdoberfläche ein. Den wie vielten Theil aller
Menschen der Erde betragen seine Bewohner? Warum ist der Süden und
Westen Europas mehr bevölkert als der Norden? Dies gilt jedoch nur im
Allgemeinen. Das europäische Rußland ist im Verhältniß zu seiner Aus-
dehuung am geringsten bevölkert, es wohnen auf der Quadratmeile durch-
schnittlich etwa 600 Seelen. In der europäischen Türkei kommen auf die
Quadratmeile 1300, in Spanien 1400, in Portugal 2000, in Skandinavien
und der Schweiz 3000, in Deutschland und Frankreich 3600, in Italien
und Britannien 4500, in Holland 5000, in Belgien und Dänemark sogar
8000; hätte Rußland nur eine Dichtigkeit der Bevölkerung wie Portugal,
so würde dasselbe 180 Millionen Einwohner haben; lebten aber 3000 dort
auf einer Quadratmeile, so würde dies schou mehr als die gegenwärtige
Bevölkerung von ganz Europa betragen. Macht die Natur des Landes auch
1) Burmeister vergleicht den Buchenwald mit dem Urwalde und sagt: „Alles in
dem Urwalde ist ausgeprägter, schroffer, abweichender gestaltet; aber darum weckt er
auch keine so sanfte, milde, liebliche, friedliche Empfindung, wie sie unter dem offenen
Laube der hochstämmigen Buchen rege wird."
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Burmeister
Extrahierte Ortsnamen: Seeland Holstein Mecklenburg Deutschland Frankreich Europas Europas Europas Europa Europas Türkei Spanien Portugal Skandinavien Deutschland Frankreich Italien Britannien Holland Belgien Portugal Europa Buchenwald
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das mittelgebirgige und Nieder-Deutschlaud, die erst später dem
Meere entstiegene Tiesebene. Häufig faßt man jedoch die beiden ersten
zusammen. Das herzynische Gebirge fällt so ziemlich in die Mitte Deutsch-
lands und theilt es somit in Norddeutschland und Süddeutschland,
oder in Ober- und Nieder-Deutschland, obgleich das Hochland, das
gebirgige Deutschland, bis auf nur 20 Meilen Entfernung von dem Meere
nach Norddeutschland hineinsaßt, und beide Ausdrücke also nicht gleichbedeutend
sind. Man vergleiche Deutschland bezüglich der Verkeilung von Hoch- und
Tiesland und der Richtung der Gebirge mit Frankreich, Spanien, Italien,
Griechenland u. a.
Deutschland liegt — wie gesagt'— in der Mitte Europas, ja es
liegt ziemlich genau in der Mitte zwischen Pol und Aequator, zwischen
dem 45. und 55° N. Breite, und hat also im strengsten Sinne des Wortes
ein gemäßigtes Klima. Aber aus seiner Ausdehuung zwischen 10 Breiten-
graden, also von 150 Meilen von Süden nach Norden, sollte man schließen,
daß in Süddeutschland schon ein beträchtlich milderes Klima herrsche.
Dies würde der Fall sein, wäre Süddeutschland nicht Hochland und
der Norden nicht Tiefland. Dadurch erhält Deutschland ein fast gleich-
mäßiges Klima. Denken wir uns aber die Alpen nach dem Norden ver-
legt, so würde dieser eine unnahbare Eiswüste sein. Wie würde das Klima
Nord- und Süddeutschlands, Ost- und Westdeutschlands verschieden sein,
wenn die Alpen von N. nach S. zögen? — So hat Deutschland zwar
nicht den stets blauen Himmel Italiens und Spaniens, aber auch nicht
den fast stets von Nebel verhüllten Englands, weder die schneidende, aus-
trocknende Luft des Ostens, noch die feuchte des Westens, sondern diese
Gegensätze finden hier ihre Ausgleichung. Dies bewirkt denn auch eine
größere Gleichartigkeit der Erzeugnisse, als die Ausdehnung dnrch
so verschiedene Breitengrade erwarten ließ. Herrliche Weiden, Getreidefelder,
Gemüsegärten, Obstpflanzungen giebt es durchs ganze Land, Pfirsiche und
Wein vorzüglich im Süden, Wälder von Buchen, Eichen, Tannen und
Fichten in Thälern und auf Höhen, Linden und Kastanien, Akazien und
Pappeln an Straßen und auf Dorfplätzen; nirgend reißende Thiere, giftig
Gewürm und lästiges Ungeziefer. Ackerbau und Viehzucht blichen fast
überall auf dem Lande, und Gewerbthätigkeit belebt die Städte; der
Boden liefert Salz und Eisen in Menge und edlere Metalle zur Genüge.
Dies das allgemeine Bild. Aber welch' reicher Wechsel tritt uus bei
näherer Betrachtuug in Bezug auf Bodenbeschaffenheit, Klima, Vegetation,
Flußbildung, Thätigkeit u. s. w. entgegen. Die beiden Hauptformen des
Hoch- und Tieflandes stufen sich auf das Mauuigsaltigste ab; uebeu den
Gebirgen herrscht die Form der Hochebene und des Hügellandes, und
Moor- und Haidestriche hat das Hochland wie das Tiefland, das letztere
z. B. in Hannover und Oldenburg, das erstere in Oberbaiern, den Felsen-
gebirgen der Alpen nicht mehr fern. Schwer und feucht ist die Luft im
Norden, dünn und trocken im gebirgigen Deutschland, dort die Temperatur
eine gleichmäßigere, hier eine rascher wechselnde, und scharfe Gegensätze der
Zahreszeiten bietend. Das Tiefland ist durch seine Lage am Meere auf
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
Extrahierte Ortsnamen: Nieder-Deutschlaud Norddeutschland Nieder-Deutschland Deutschland Norddeutschland Deutschland Frankreich Spanien Italien Griechenland Deutschland Europas Deutschland Westdeutschlands Deutschland Italiens Spaniens Englands Hannover Oldenburg Oberbaiern Deutschland
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von mehr als 2250 w. Höhe, wie den mächtigen 3675 m. hohen Venediger,
der 16 Stunden lang von Norden nach Süden sich erstreckt, und dessen Haupt-
gipfel in eine von riesigen Eispyramiden umgebene Felsennadel ausgeht, so wie
die von bedeutenden Eismassen bedeckte Gruppe des Großglockuers, 3949 m.
Ihnen vorgelagert sind
Die Salzburger Alpen, ausgezeichnet ebensowohl durch imposante
Felsenberge, als durch wildromantische und liebliche Thäler, zwischen Inn
und Euns, von der Salz ach und deren Nebenflüssen durchströmt. Unter
den Bergen zeichnet sich der schroffe Watzmann, 2600 m., durch seine
zwei Felsenhörner aus, die ein steiler, mit Gletschern bedeckter Felsenkamm
verbindet. Aus seiner Ostseite liegt der rings von Felswänden eingeschlossene
Königssee. Andere bedeutende Berge sind der Dachstein, 2920 m., der
Ankogel und Gamskogel. Die innerste Partie des Gebirges bildet das
gemsenreiche Hochland von Berchtesgaden, „eine Schweiz im Kleinen".
Südlich davon liegt der Felsenwall „das steinere Meer", 1950 m. hoch,
von 975 —1300 m. hohen Kalkfelsen umgeben.
Die östliche Fortsetzung der Tauern sind die Steierischen (Steyerischen)
und Oösterreichischen Alpen, die, allmälig niedriger werdend, bis nach
Ungarn hinein sich verzweigen. (S. Traun und Enns.) Zehn Meilen von
Wien erheben sie sich noch einmal im Schneeberg 2131 in. hoch; südlich
davon der Paß Semmering 845 m. Der nordöstlichste Zweig, das Sand-
steingebirge des Wiener Waldes, endet an der Donau mit dem Leopolds-
berge und dem südlicher gelegenen Kahlenbergs.
Ans den Steierischen Alpen sei hier ein kleines freundliches Bild an-
gereiht. Südlich vom Dachstein, nördlich von dem schönen, breiten und
fruchtbaren Ennsthale, liegt in einer Höhe, in der mitten im Sommer
Schneeschauer nichts Seltenes sind, die 4 Stunden lange und 11j2 Stunde
breite Ramsauer Hochebene, umsäumt von majestätischen Felsbergen,
bedeckt mit lieblichen Matten vom saftigsten Grün, auf denen kleine, aber
schöne Kühe weiden. Spärlich nur gedeihen dort Weizen und Roggen, besser
Hafer, Kartoffeln und Flachs; Viehzucht ist auch hier Hauptquelle des Er-
werbs. Zerstreut liegen darauf etwa 150 Gehöfte, jedes inmitten seiner
Wirtschaft, bewohnt von ca. 1 500 prote st antischen Einwohnern.
Friedlich und arbeitsam, fleißig und sittlich, lebt dieses biedere Alpenvölkchen
in stiller Frömmigkeit. Wenn Groß und Klein des Tages Last und Mühen
getragen haben, versammelt der Hausvater des Abends seine Hausgenossen,
um ihnen aus dem Worte Gottes vorzulesen.
Die deutsche Hochebene.
§ 27. Die obere deutsche Hochebene.
Es ist bei Besprechung der Abdachung Deutschlands schon darauf hin-
gewiesen worden, daß dieselbe keine blos und gleichmäßig nach Norden
geneigte ist, sondern daß der Westen und die Mitte Deutschlands in Gebirgs-
Schreiber, geogr. Lebrbuch. 5
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Ortsnamen: Berchtesgaden Ungarn Wien Donau Kahlenbergs Gottes Deutschlands Deutschlands
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Wiese einen anmnthigen Gegensatz zu dem nahen reizlosen Festlande und
lockt darum zahlreiche Besucher an. Das Meer hat ihre Küsten vielfach
eingebuchtet und dadurch viel Halbinseln gebildet, die zuweilen, wie nament-
lich die größeren der Ostküste, nur durch schmale Landengen mit ihr zusammen-
hangen. Die nordöstliche ist die Halbinsel Jasmnnd, deren nördlichste Spitze,
das Vorgebirge Areona, sich 65 m. über das Meer erhebt. Höher ist der mit
herrlichem Buchenwald bedeckte Stubbenitz, ein Kreidefels mit Feuersteinen
gemischt, der an zwei Seiten in der Stubbenkammer 124 m. tief abfällt
und in dem Königs stuhl 172 m. über dem Meere liegt. Nach So. streckt
sich die Halbinsel Mönkgut. Der Berg Rugart in der Mitte, 100 m.,
gewährt eine herrliche Rundschau, und unweit der Südküste liegt das reizende
Seebad Putbus. Die Insel hat nahe an 30,000 E., die bei der eigen-
thümlichen Gestaltung jener zum Theil ziemlich isolirt von einander leben.
Zwischen dem südlichen und dem nördlichen Höhenzuge liegt das innere
Becken des Tieflandes, 32,5—65 m. hoch, das einst von einem großen See
erfüllt, gewesen, in den auch die Weichsel ihre Fluten ergosfen, ehe sie sich
ein Bett nach N. gegraben. Nach W. setzt sich diese Thalfurche fort in dem
tiefen Becken des Spreewaldes, durch Brandenburg und Sachsen. Die ge-
ringe Erhebung erleichtert die Verbindung der Flüsse durch Cauäle.
Der Spreewald charakterisirt recht eigentlich die reich bewässerte Nie-
dernng. Der Boden ist hier so flach, daß die Spree (s. §. 37,3,.), nachdem
sie die süduralische Höhe durchbrochen, sich in unzählige Arme theilt, die bei
etwas erhöhtem Wasserstande alles zwischen- und umliegende Land über-
schwemmen. Diese sumpfige Niederung, mit Erlen, Weiden und Eschen, in
etwas höheren Strichen auch mit Puchen und Eichen bestanden, ist der Spree-
Wald, dessen oberer Theil, oberhalb Lübben 4 Meilen lang und 11/2 Ml.
breit, dessen unterer halb so groß ist. Alle Thätigkeit, aller Verkehr der Be-
wohner geschieht im Sommer auf Kähnen, (vergl. Bremer Blockland und
Holland) im Winter auf Schlitten und Schlittschuhen.
§ 48. Die Flüsse der östlichen Tiefebene.
Welchen Lauf (Richtung) haben alle Hanptflüfse des östlichen und West-
licheu Tieflandes? Welchen Meeren gehören sie an? Welche gehören mit
ihrem ganzen Laufe der Tiefebene an? Welche nicht? Warum sind sie alle
in hohem Grade selbst stromaufwärts schiffbar?
1. Die Oder.1) In welchem Laude, in welchem Gebirge liegt ihre
Quelle? Vgl. § 37, ä. Die wechselnde Richtung bis Oderberg? Eng ist
ihr oberes Thal zwischen steilen, mit herrlichen Buchen und Tannen bewal-
deten Bergen, schnell und wild ihr Lauf. An der preußisch-schlesischeu Grenze
geht ihr links zunächst die Oppa mit der Möhra zu. Von hier beginnt
ihr mittlerer Lauf, der bis zur Mündung der Bartsch reicht, wo sie
nur noch 76 in. über dem Meere liegt. Von Ratibor aus wird ihr Lauf
ruhiger und für größere Kähne fahrbar. Die Höhen treten zurück; das
Thal weitet sich, langsam fließt sie zwischen Gebüsch und Wiesen dahin, auf
1) S. Karte Xi. mit Angabe des Entwickelungsmaßes.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See]]
Extrahierte Ortsnamen: Buchenwald Putbus Brandenburg Sachsen Holland Oderberg Bartsch
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das alte Naupaktos, 1500 Einwohner. Am Parnassus in Phocis lag das berühmte
Delphi (Pythia). Im N. derselben Landschaft an der jetzt veränderten Küste der
Engpaß der Thermopyleu ileonidas). In Böotien, westlich vom See Kopais
liegt jetzt Livadia (Lebadea) mit 5000 Einwohnern. Im So. des Sees lag Theben,
jetzt das unbedeutende Thiva. In derselben Landschaft lagen die durch Schlachten
berühmten Orte Chärouea und Platää.
In dem öden Attika, dem südöstlichen Vorsprunge Livadiens, lag einst Athen,
der Sitz griechischer Kunst und Wissenschaft am Fuße des 325 m. hohen Kalkplateaus,
das die Akropolis trug, und liegt das heutige Athen, die Hauptstadt des Reichs
und Residenz des Königs (Georg I. von Holstein-Glücksburg), vor 50 Jahren noch
einem -elenden Dorfe gleich, mit herrlichen, jetzt sorgsam gepflegten Ruinen, 40,000
Einwohner. — Hafen Piräus, 10,000 Einwohner.
2. Morea, in alter Zeit Pelopounesus, durch die Laudenge von Eorinth mit
dem Festlande verbunden. Tripolitza im alten Arkadien, seit 1828 laugsam aus
den Trümmern sich erhebend, mit 7400 Einwohnern. Nauplia oder Napoli di
Romauia in Argolis, die jetzige aufblühende Hauptstadt, befestigt, mit 6000 Einw.
Auch das alte Argos in der Nähe blüht wieder empor; 10,000 Einwohner. Ander
Ostküste des alten Lakoniens Napoli di Malvasia, durch seinen Wein bekannt. In
der Nähe des alten Sparta hat man ein neues Sparta angelegt, das etwa 1500 Ein-
wohner zählt. Das Thal des Eurotas, an welchem auch das ehemalige Sparta lag,
ist schön und fruchtbar. — Im Nw. an der Küste Patres, Festung und bedeutendste
Handelsstadt, 26,000 Einwohner. Eorinth wurde 1858 durch ein Erdbeben fast
gänzlich zerstört.
2. Die Inseln, mehr als 30 mit ca. 250,000 Einwohnern, „sind meist graue
zerklüftete Eilande, fast ohne Anbau, mit einfarbigem niederen Gestrüpp bedeckt, im
Innern ein Labyrinth von Gebirgsstöcken mit tief eingeschnittenen Schluchten; auf der
Ebene am Meer schwüle Hitze und fieberschwangerer Sumpfboden, auf den Höhen eis-
kalte Morgenwinde." Die größte, Negroponte (Euboa), macht jedoch eine Ausnahme;
einst war sie Athens Kornkammer, und noch jetzt ist sie schön und fruchtbar, aus-
genommen die baumlosen Striche im Innern. Der Hauptort Egribo (Euripos,
Ehalkis) hat 4000 Einwohner. An dem nordöstlichen Vorgebirge Artemisium
kämpften einst die persische und griechische Flotte. Bei Egribo ist der Arm des Meeres,
welcher die Insel vom Festlands scheidet, so schmal, daß beide Ufer durch eine Zug-
brücke verbunden sind.
Unter den kleineren Inseln sind die bedeutenderen nahe der Ostküste Moreas:
Hydra, dessen gleichnamiger schöner und handeltreibender Hauptort 9000 Einwohner
zählt; unter den Cykladen: Andros, die schönste und fruchtbarste; Tenos, My-
kone, Naxia (Naxos) Paros, Syra (Syros) mit dem wichtigen Handelsplatz Her-
mopolis, 21,000 Einwohner. Die kleine Insel Santorin, das alte Thera, ist
wegen ihrer durch und durch vulkanischen Natur, die häufige Veränderungen des
Bodens hervorruft, interessant. Sie hat 15,000 Einwohner.
Die Ionischen Inseln.
Zu ihnen gehören 7 größere und mehrere kleinere, Griechenland und
Epirns westlich vorgelagerte Inseln, zusammen 52 Qm. umfassend, deren
griechische Bewohner (230,000) in ihrem Wesen viel mit den Italienern
theilen. Sie standen seit 1815 unter englischer Oberhoheit, sind aber seit
Jahren mit Griechenland vereinigt. Sie sollen durch den Wechsel nicht eben
gewonnen haben.
Eorsn (Eorcyra, Kerkyra), 12 Qm. Waldartige Pflanzungen von Oliven-, Eitro-
nen- und dunkelfarbigen Orangenbäumeu und Feigenbäume von einem Wipfelumfange
wie unsere Eichen liefern reiche Frucht; an den Abhängen gedeihen Mandel- und
Maulbeerbäume. Die Stadt Corfu mit 24,000 Einwohnern bietet im Innern uu-
gefähr denselben Anblick, wie alle südlichen Städte: enge, schmutzige, von üblen Gerüchen
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland]]
TM Hauptwörter (200): [T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T108: [Stadt Korinth Griechenland Peloponnes Insel Landschaft Name Athen Sparta Argos], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T23: [Stadt König Jason Delphi Berg Meer Orakel Sohn Gebirge Land], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Autor: Schlagintweit, Robert von, Humboldt, Alexander von, Andree, Richard, Schreiber, Carl, Ritter, Carl, Roon, Albrecht Theodor Emil von, Daniel, Hermann Adalbert
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in östlicher Richtung als ein 290—325 m. breiter Strom durchfließt. In
ziemlich gleicher Ausdehnung erstreckt sich jene Ebene nach S. das Raab-
thal, nach N. die Thäler der Waag, Neutra und Gran entlang.
Unterhalb Preßburg theilt sich die Donau in zwei Arme und bildet die
große Schutt, 28 Qm. mit 100 Ortschaften, und der rechte Arm theilt
sich abermals, um die kleine Schütt, 5 Qm., zu bilden. Der Name er-
innert an ihre Entstehung. Erst bei der Festung Komörn vereinigen sich
die ersten miede*. Die südliche Ebene auf der rechten Seite, zum Theil
tiefer als der Spiegel der Donau liegend, eine sandige und sumpfige Fläche
mit spärlicher Vegetation, ist der Boden eines ausgetrockneten Sees, von
dem als Rest der seichte, durch Entwässerung jetzt gleichfalls fast trocken ge-
legte Neusiedler See geblieben ist.
Nachdem die Donau jene zweite von dem Bakonyer und dem Reo-
grader Gebirge gebildete anmnthige Pforte durchströmt hat, wendet sie sich
plötzlich (von Waitzen) in einem rechten Winkel nach S. und tritt in die
'1700 Qm. große Ebene von Nieder-Ungarn, ein Strom von 650—
812 m. Breite. Schon vor ihrer Wendung hat sie sich getheilt und bildet
die 5 Stuuden lange Andreas-Jnsel. Bis zu deu einander gegenüber
liegenden Städten Ofen und Pesth begleiten noch Höhenzüge den Strom;
von hier ab aber breiten sich auf beiden Seiten, unabsehbar und ununter-
brochen, zumal auf der gänzlich flachen, linken Seite Sand- und Moor-
flächen oder Sumpfwalduugeu aus; rechts erhebt sich das Land allmälig zu
Hügeln, den Pannonifchen Bergen, (die Römer nannten das westlich der
Donau liegende Gebiet Pannoma), welche den 11 Ml. langen, 1v2 Ml.
breiten (18 Qm.) Plattensee umschließen. Selbst da, wo nach Einmündung
der Drau die weinreichen Berge der Frusea Gora rechts an den Strom
herantreten, behält das linke Ufer unverändert den erwähnten Charakter.
In noch ausgeprägterem Maße ist die Theiß, Ungarns eigentlicher Haupt-
sluß, ein echter Tieslandstrom. Wo das Karpathische Waldgebirge sich zum
Siebenbürgischen Hochgebirge erhebt, in zwei Quellen, der Weißen und
Schwarzen Theiß, entspringend, fließt sie in nordwestlicher Richtung
am Fuß des Karpathischeu Waldgebirges entlang, dann aber von dem Ost-
snße des Salzburger- und Hegyalla-Gebirges, nach Ausnahme des Szamos
aus Siebenbürgen, südwärts und tritt nach Einmündung des Bodrog und
Heruad in die Tiefebene, die sie in zahllosen Windungen förmlich durch-
schleicht, alle Wasserschätze vom Süd- und Westabhauge der Karpathen und
aus Siebenbürgen, aus letzterem Lande außer dem erwähnten die schnelle
Körös und den mächtigen Maros, in sich aufnehmend, durch ihren außer-
ordentlichen Fifchmchthum Segen spendend, aber im Frühjahr und wenn im
Gebirge starke Regen fallen, das Land mit reißenden Fluten überfchwemmeyd.
1) Daniel rechnet das Thal der Waag, sowie die Thäler der unteren Neutra
und Gran nicht zur Ob^er-Ungarischen Ebene. Aber ein Blick auf eine gute Karte
läßt die nördliche, wie die südliche Ebene, die einander sogar in ihrer horizontalen
Form entsprechen, als zusammengehörig erscheinen; daher jene Thäler auch von A.
z. B. Kapp, als zu ihr gehörig mit Recht betrachtet werden.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
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Podolien, d. i. Niederland, obschon es eine an die Karpathen sich anlehnende,
von Berg- und Hügelreihen durchzogene Landschaft, gehört zu den fruchtbarsten Pro-
vinzen des Reichs, welche eine üppige Vegetation besitzt und reich an Getreide und
Vieh ist. Darin Kamieniee an einem Nebenfluß des Dnjestr mit 20,000 E., die
zur Hälfte Juden, in malerischer Lage, zum Theil auf hohen Felsen angelegt. — In
dem ebenen, gleichfalls sehr fruchtbaren Volhynien, nordwestlich der vorigen, Schi-
tomir (Zitomierz) mit Leder- und Tuchfabriken und lebhaftem Handel, 38,000 E. —
In dem wald- und morast-, wiesen- und weidereichen Gouvernement Minsk, das
von der Beresina, dem oberen Riemen und Nebenflüssen des Dnjepr durchflössen ist,
die Hauptstadt gl. N. mit 36,000 E. Mohilew am Dnjepr mit beträchtlichem
Handel zwischen der Ostsee und dem Schwarzen Meere, 40,000 E. Witepsk an der
Düna mit Tuchfabriken und lebhaftem Handel, 27,000 E. Kowuo im alten Wald-
und seenreichen Samogitien, 35,000 E. Wilna, wichtig durch Industrie und Handel,
84,000 E. Das zum Theil morastige Gouvernement bedecken ungeheure Wälder.
Im Gouvernement Grodno, in dessen Urwald noch Büffel und Auerochsen hausen,
die Hauptstadt gl. N. mit wichtigem Handel, 25,000 E.
g. H^olen.
Die früheste Geschichte des noch im 17. Jahrh. mächtigen, von der
Ostsee bis zum Schwarzen Meere ausgedehnten slavischen Polenreiches ver-
liert sich in die Zeit der Sage. Lech, der Bruder Czechs, gründete da,
wo er ein Glück verkündendes Nest weißer Adler gefunden, Gnesen, den
ältesten Mittelpunkt. An Stelle des für seine Grausamkeiten, wie Hatto,
von den Mäusen verzehrten Popiel Ii. trat 840, aus bäuerlichem
Stamm entsprossen, Pia st, aus dessen Geschlecht Boleslaw hervorging,
der 1025 den Königstitel annahm und der eigentliche Stifter des Reichs
ward. Seine Nachkommen starben 1370 mit Kasimir dem Großen aus.
Das Haus der Jagellonen regiert von 1386—1572. Von dieser Zeit
ab ein Wahlreich, sank Polen durch die ehrgeizigen Bestrebungen einer
drückenden Aristokratie, der kein gebildeter Bürgerstand das Gegengewicht
hielt, in innere Wirren und von seiner Macht herab, bis es durch die Thei-
lungen 17 72, 1793 und 1795 aus der Reihe der europäischen Staaten getilgt
wurde. Mehr als 2/3 desselben sind im Laufe der Zeit unter russische Herr-
schaft gekommen, die dem sogenannten Königreich Polen nach verschiedenen
unglücklichen Aufstandsversuchen auch den letzten Rest nationaler Selbstän-
digkeit genommen hat. Selbst die römisch-katholische Kirche, zu der sich der
größte Theil der Polen bekennt, ward russificirt, d. h. die griechisch-unirte
Kirche wurde ihnen aufgezwungen. Nicht minder gewaltsam sucht Rußland
die polnische Sprache zu unterdrücken.
Die Polen, „die Franzosen des Nordens", sind leichten, beweglichen
Geistes, begeistert für Ehre und Ruhm, beseelt von glühender Liebe zur
Freiheit und für ihr unglückliches Vaterland, aber auch leichtsinnig, jähzornig,
Trunk und Spiel liebend und dauernde Anstrengung scheuend, die unteren
Klassen unwissend und unreinlich, durch Knechtung verkommen. — Die pol-
nischen Dörfer sind eine traurige „Versammlung von alten großen Stroh-
Haufen", „Alles häßlich und finster", ohne Bäume; selbst die Kirche —
unter 20 Dörfern besitzt nur eins eine solche, — ist nur „eine schwarzgraue
große Bretterbude". — Polen ist „das Paradies der Juden".
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Autor: Schlagintweit, Robert von, Humboldt, Alexander von, Andree, Richard, Schreiber, Carl, Ritter, Carl, Roon, Albrecht Theodor Emil von, Daniel, Hermann Adalbert
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sickern versagen. So bilden sich überall Bergseen, die ihr Wasser in raschem
Lause wieder zum Meere senden. Aus welcher Seite ist der Lauf der
Flüsse natürlich am kürzesten und jähesten? Welchen Schluß gestattet die
Zerrissenheit der West- und Nordwestküste? Die Stürme des Meeres und
die ihm wieder entgegenstürzenden Flüsse haben diese meilenlangen und ost
975 m. tief eingeschnittenen Fjorde gegraben, an denen sich das Leben ent-
wickelt, in deren gesichertem Grunde die Handelsstädte in grünenden und
blühenden Thälern liegen. Ja, die Felsenmauern der losgerissenen Inseln
schützen die dahinter liegende Küste, und in den Engen zwischen jenen und
dieser, wie in den Westfjords der Losoden bergen sich und laichen im
Frühjahr die Fische (Hering und Kabeljau), die dann massenhaft zu bequemem
Fange sich bieten. Die gefährlichen, mehr als die Kälte die Vegetation
zurückdrängenden Stürme kommen von Osten. Welcher Wind bringt der
Westküste Norwegens reichlichen Regen? Was für Wetter muß derselbe Süst-
Westwind Schweden bringen? Warum?
So werdeu wir es erklärlich finden, daß es am Nord-Cap und dem
nördlichen Höhenzuge nur Moose und Flechten (die Rennthierflechte, islän-
disches Moos) und Löffelkraut, am Fuße der Berge auch wohl im Sommer
Vergißmeinnicht, Veilchen u. a. Blumen, weiter nach S. Preißelbeeren, dann
Erdbeeren, Wachholderbeeren und kleine niedrige Büsche von Birken giebt,
die je näher dem Polarkreise an Höhe und Umfang wachsen. In diesem
nur von wandernden Lappen bewohnten Pstanzengürtel der Mose (Vergl.
§ 22) hausen (außer dem Rennthier) Seehunde, Bären, Polarfüchse, See-
Vögel. Südlich vom Polarkreise beginnen die Nadelhölzer, die, wechselnd
mit Birken, große Waldungen bilden, während Erlen und Weiden die Bäche
säumen, zu deren Seiten kräftiger Graswuchs die Zucht der Ziegen, Schafe,
kleiner Pferde und Rinder, auch wohl ein dürftiger Acker den Anbau von
Gerste, Hafer und Roggen, gestattet. Etwa vom 64° ab gedeihen unsere
Laubhölzer und Obstbäume.
Die Flüsse der westlichen Abdachung sind natürlich nur kurz. Welcher
parallelen Richtung folgen fast alle Flüsse der östlichen? Der nördlichste,
die Torneä, 50 Ml. lang, der Grenzfluß gegen Rußland, kommt aus einem
See gl. N. in Lappland. Die Lules-, deren beide Quellflüsse eine Menge
Seen verbinden, bildet wie die übrigen bei jeder Stufe des Landes beträcht-
liche Wasserfälle, von denen einer .130 m. hoch in enger Felsenkluft. Die
Umea bildet einen solchen noch kurz vor ihrer Mündung (in welchen Theil
der Ostsee?). In das südliche Becken des Bosnischen Meerbusens ergießt
sich durch einen langen Fjord der Dal Elf, aus Ost- und West-Dal Elf
sich bildend.
Südlich von ihm liegen die größten der unzähligen Seen. Der
Wenersee, 94 Qm., durch 2 Halbinseln und eine Jnselreihe in zwei
Hälften geschieden, in welchen 30 wasserreiche Flüsse sich ergießen. Er sendet
als einzigen Abfluß den Götha Elf in das Kattegat, den trotz seines
Wasserreichthums die Trollhättafälle zur Schiffahrt ungeeignet machen,
so daß ihm zur Seite der Trollhätta Kanal angelegt worden. Südöst-
lich von jenem liegt der sagenreiche Wettersee, 33 Qm., merkwürdig durch
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Autor: Schlagintweit, Robert von, Humboldt, Alexander von, Andree, Richard, Schreiber, Carl, Ritter, Carl, Roon, Albrecht Theodor Emil von, Daniel, Hermann Adalbert
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Einfluß des nördlichen Eismeeres weit über den Polarkreis südlich hinaus
geltend? Warum um so mehr, je weiter nach Osten?
Auch in dem nächstfolgenden Striche vom Polarkreise bis zum 58, im
O. bis zum 57° dauert der Winter noch immer 6—7 Monate und ist
streng und schneereich. Die Newa (60°) ist 6 Monate mit Eis bedeckt.
Welche Bäume sind in diesem zweiten Strich vorherrschend? In ihm be-
ginnt der Getreidebau. Warum sind die Ostseeprovinzen darin weit ergie-
biger als die östlichen? Wodurch wird überhaupt das Klima jener, obwohl
noch immer streng im Vergleich zu den westlicheren Länder Europas, weit
milder?
Der angenehmste und fruchtbarste und folglich der bevölkertste Strich
ist das weite Gebiet zwischen dem nördlichen und südlichen Landrücken vom
57—50°, reich an Roggen und Lein und mit üppigen Laubwäldern, uameut-
lich Linden bedeckt, dem Ackerbau mehr als dem Obstbau günstig. Auf
weiten Wiesenflächen wird Viehzucht, namentlich auch Pferdezucht mit Erfolg
betrieben. In den Wäldern Livlands, Litthauens und Preußens giebt es
Wölfe und Elennthiere, ja noch Auerochsen. Zu den Seiten der Wolga und
am Ural liegen unermeßliche Steiukohlenflötze und in den hierher gehörigen
Gebieten des Gebirges finden sich die berühmten Gold- und Platiua-, sowie
reiche Eisen- und Knpsergrnben.
Der südliche Strich vom 50° bis zum Schwarzen Meere und dem
Kaukasus und von der Mündung der Donau bis zur Uralmündung ist fast
nur Steppe; wechselnd ans Sand oder Thon mit einer nur dünnen Decke
fruchtbarer Erde, östlich vom Don sogar aus sehr salzhaltigem Boden be-
stehend. Diese Bodenbeschaffenheit, obwohl den Baumwuchs au sich nicht
verbietend, ist dennoch die wesentliche Ursache des fast gänzlichen Mangels
der Bäume, der die Steppe besonders charakterisirt. Allerdings wirken auch
die klimatischen Verhältnisse mit ein. Dem kalten Ostwinde ist das Land
geöffnet (wie so?), und eben so offen steht es dem heißen Südwinde.
Der Winter ist kalt und stürmisch. Wenn im Frühling der schmelzende
Schnee die dünne Erdkruste in Schlamm verwandelt hat, schießt rasch
ein üppiger Graswald von 1—2 m. Höhe, in den Bodensenkungen und an
den Ufern der Flüsse 3—6 m. hohes Schilf empor, eine Vegetation, die
durchaus keinen langsam wachsenden Baum aufkommen läßt. Mit dem Juni
beginnt der Monate lang regenlose heiße Sommer, der die Feuchtigkeit ver-
zehrt und das Gras verdorren läßt. (Vergl. Tnran.) Nur einzelne Gegenden
am Meere sind dem Ackerbau günstig. Mit welchem Theile Italiens liegt
der südliche Strich unter gleichen Breiten? Warum gedeihen hier dennoch
(mit geringer Ausnahme) die dort heimischen Südfrüchte nicht?
Von den ca. 80 Mill. Bewohnern des Tieflandes gehört die Mehrzahl
dem Stamme der Slaven an, die in 55 Mill. Rnffen und in 8x/2 Mill.
Polen zerfallen. Von den 3x/2 Mill. Deutschen (vorzugsweise in Preußen)
kommen 17 5,000 auf Esthlaud, Livland und Kurland neben dem litthanischen
Stamme. Außerdem giebt es ca. 2% Mill. Juden. Der Mongolischen
Race gehören der Finnische Stamm, die Lappen und Samojeden, die Liven
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Extrahierte Ortsnamen: O. Europas Kaukasus Donau Italiens Livland Kurland Finnische_Stamm
Autor: Schlagintweit, Robert von, Humboldt, Alexander von, Andree, Richard, Schreiber, Carl, Ritter, Carl, Roon, Albrecht Theodor Emil von, Daniel, Hermann Adalbert
31. u. 37° Nbr. oder vom Peträischen Arabien bis zur Bucht von Skan-
dernn, und zwischen der Ostküste des Mittelmeers und dem Enphrat; im
engeren Sinne nur den nördlich vom alten Phönicien gelegenen Küstenstrich.
Wir fassen es in ersterem. Das in § 92 erwähnte Kalkgebirge, das wie
die meisten anderen reich an Höhlen ist, umfaßt zunächst mit einem der Küste
nahe tretenden Zuge die Bucht von Skanderun (Jskendernn oder Alexan-
dretta), rückt von Antakieh (Antiochia) der Küste ferner und sinkt in meh-
reren Terrassen zu ihr ab; im Osten aber bildet es ein Plateau, das allmälig
zum Euphrat hin abfällt und weiter südöstlich in die Wüste sich verläuft.
In Phönicien erhebt sich dasselbe von der früheren Höhe von ca. 650 m.
2000' zu zwei Parallelketten von 2275 — 2925 m. 7 — 9000', deren westliche
der Libanon, deren östliche, an die sich dann gleichfalls wieder das mittel-
syrische Hochland anschließt, der Antilibanon heißt; zu der letzteren gehört
der beschneite 2925 in. 9000' hohe große Hermon. Beide setzen sich dann
durch Palästina als gesonderte Plateanx mit einzelnen sie überragenden Höhen
und Bergzügen in südlicher Richtung fort bis nach Arabien. Eine eigen-
thümliche Bildung ist es, daß in der ganzen Ausdehnung von N. nach S.
zwischen dem westlichen Randgebirge und der östlichen Erhebung mit wenigen
Unterbrechungen ein großes Längenthal (Ghor) liegt, das von mehreren
beträchtlichen Flüssen, theils nördlichen, theils südlichen Laufes, bewässert
wird. In dem Thale zwischen dem Libanon und Antilibanon, dem fruchtbaren
Cölefyrieu (Hohlsyrien), entspringen 2 Flüsse, der kleinere Leontes bei
Baalbeck, der nach S. fließt und bei Sur (Tyrus) mündet, und der Orontes,
der nach N. sich wendet und bei Antiochia sich ins Meer ergießt. Auf dem
Autilibauou entspringt ferner der südlich gerichtete Jordan. Die östlichen
Gebirge sind ganz kahl, die westlichen zum Theil reich bewaldet.
An Syrien knüpfen sich große Erinnerungen: hier ist das gelobte Land
der Hebräer, hier die Wiege des Christenthums; hier habeu die Assyrer,
Juden, Macedonier und Römer gekämpft, und Ninns, Semiramis, Sesostris,
Alexander, Pompejus, Marius, Antonius zc., Gottfried von Bouillou und
andere' Helden der Kreuzzüge und endlich Napoleon I. gestritten.
Welche Schlüsse in Bezug auf das Klima ergeben sich aus der Lage,
Umgrenzung und Erhebung für den Küstenstrich und das Innere des Landes?
Im nördlichen Syrien war Antiochia am Orontes einst eine große Pracht-
volle Stadt, noch zur Zeit der Römer; das jetzige Antakieh ist ein öder Ort von
ca. 20,000 E. Größer und wichtiger ist die jetzige Hauptstadt Syriens Haleb oder
Aleppo in schöner durch einen Steppenfluß bewässerter Gegend, mit 75,000 E., von
denen Vs Christen. Weiter aufwärts am Orontes liegen zwei belebte Städte, Hamah
niit 30,000 E. und Höms (Heins, Emessa) mit 25,000 E. In Cölesyrien sind von
Baalbeck, d. i. Sonnenstadt, dem Heliopolis der Alten, und ihren Prachtgebäuden
und Tempeln, namentlich dem herrlichen Sonnentempel, noch großartige Ruinen vor-
handen. Oestlich vom großen Hermon liegt am Saume der Wüste, in reizender, von
Steppenflüssen bewässerter Gegend, in einem Garten von Palmen, Platanen, Cypressen,
Obst- und Weinpflanzungen Damaskus, „das Auge der Wüste", mit den hellen
Mauern und schlanken Minarets gegen den frischen Grasteppich lieblich abstechend,
mit ihren Bazars, den Straßen von Läden, in denen die von den gewerbfleißigen
Bewohnern gefertigten mit Gold und Silber durchwirkten Seidenshawls und Mäntel,
sowie die früher berühmten Damascener-Säbel Käufern in allen Trachten, vornehmlich
Juden, Griechen und Türken feil geboten werden. Der paradiesischen Natur und
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Extrahierte Personennamen: Palästina Jordan Alexander Alexander Marius Marius Antonius Gottfried_von_Bouillou Napoleon_I. Heins