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1. Die Elemente der mathematischen und der astronomischen Geographie - S. 61

1911 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
§ 33- Sternschnuppen. § 34. Zodiakallicht. 6r zahlreiche Partikeln dieser Meteormasse in ihre Atmosphäre und gewähren uns, erglühend oder aufflammend, das Schau- spiel des Sternschnuppenregens. Dass die Leoniden in einer Periode von 33 Jahren besonders glänzend erscheinen, findet hiernach seine Erklärung darin, dass immer in diesem Inter- vall ein besonders dichter Teil dieses Ringes ebenso wie die Erde in den Tagen vom 10. bis 12. November den einen Knoten ihrer Bahnen passiert. Bei den Perseiden scheint sich die Meteormasse bereits gleichmässiger über den elliptischen Ring verteilt zu haben. § 34. Zodiakallicht. Schliesslich ist noch der eigentümlichen Erscheinung des Zodiakallichtes Erwähnung zu thun. In unseren Breiten zeigt sich bei klarem Wetter im Februar und März am Abend-, im Oktober am Morgenhimmel ein längs des Zodiakus, also schief gegen den Horizont gestellter matter Lichtkegel, in dessen Achse die unter dem Horizont befindliche Sonne steht. Glänzender ist die Erscheinung in den Tropen, sodass Hum- boldt dieselbe als einen „beständigen Schmuck der Tropen- nächte" bezeichnet. Neuerdings will man Helligkeitsschwankun- gen dieses Lichts beobachtet haben, die mit der Periode der Sonnenflecken zusammenzuhängen scheinen. Die älteren Ansichten über das Wesen dieses Lichtes,, nach denen es entweder von einem die Sonne umkreisenden, zwischen der Venus- und Marsbahn schwebenden Ringe von Meteormasse, oder von einem Nebelring, der innerhalb der Mondbahn die Erde umkreist, reflektiert werden soll, dürfen heute als widerlegt gelten. Nach W. Förster besteht es in elektrischen Lichterscheinungen oder auch in Reflexen des Sonnenlichts an einer Art von Kometenschweif sehr dünner Gase, welchen die Erde hinter sich nachschleppt Schlussbemerkung. Die trotz aller Mannigfaltigkeit im einzelnen, doch in der Grundanlage unverkennbar hervor- tretende Gleichartigkeit der Bewegungen aller Glieder unseres Sonnensystems hat längst zur Aufstellung einer Hypo- these üher Entstehung und Entwickelung desselben Veran- lassung gegeben. Schon der Königsberger Philosoph Immanuel Kant stellt in seinen kleineren Schriften über Naturphilosophie die Ansicht auf, welche auch Lapeace in seiner Méchanique céleste vertritt, dass unser gesamtes Sonnensystem in seinem Urzustände ein ungeheuer grosser rotierender Gasball war, der in seinen Dimensionen weit über die äusserste Planeten- bahn hinausragte. Allmählich bildete sich in demselben ein Attraktionscentrum heraus, nach welchem hin die kosmische Wolke sich mehr und mehr verdichtete. Infolge der Tan-

2. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 36

1894 - Dresden : Ehlermann
36 Preussische Monarchie. — § l Z. Der Grosse Kurfürst. Diensten. Sein Verdienst vorzugsweise Ausbildung der Reiterei). In den 70er Jahren auch Gründung einer Flotte, teils zu Kriegszwecken, teils zum Schutz des Handels und zu selbstständigen Unternehmungen. Der holländische Admiral Raule Leiter des Seewesens. (1677 15 Schiffe.) 3) Festigung der unumschränkten Gewalt des Landesherrn (Übereinstimmung mit der Zeitrichtung! Die neu erworbenen Majestätsrechte des Kurfürsten s. o. Iii.). Dadurch Verschmelzung der auseinander liegenden und so verschiedenartigen Landestheile möglich* (Vgl. u. Viii.) V. Loslösung von Polen. Die Schwierigkeit, die Belehnung mit (Ost-)Preussen von Polen zu erlangen, ein Antrieb mehr für den Kurfürsten, sich auch hier zum unbeschränkten Herrscher zu machen. Gelegenheit dazu bietet der schwedisch - polnische Erbfolgekrieg. (§ 12. I. A., 2.) Vorsichtig zurückhaltende Politik den beiden mächtigen Gegnern gegenüber. Nach den ersten Waffenerfolgen Karl Gustavs tritt 1656 der Kurfürst (Vertrag zu Marienburg) auf die Seite der Schweden, muss diese aber nun als Lehnsherren anerkennen. In der 3 tägigen Schlacht bei Warschau bereiten Dank brandenburgischer Tapferkeit und Kriegstuchtig-keit die Schweden dem Polenkönige eine schwere Niederlage. Den wertvollen Bundesgenossen auch ferner an seiner Seite zu erhalten, gewährleistet Karl Gustav dem Kurfürsten im 16.6 Vertrage zu Labiau die volle Unabhängigkeit in Preussen 16.7 und Ermeland. Bald darauf (1657) unterhandelt der Kurfurst, gegen dessen Interessen ein allzu grosses Wachstum Schwedens ist auch von den preussischen Ständen dazu veranlasst, mit Polen, das ihm zu Wehlau gegen Rücktritt vom Bunde mit Schweden auch seinerseits die volle Landeshoheit in Preussen zusagt.-Der Kurfürst, nunmehr auf Polens Seite getreten, schliesst 16.8 sich 1658 dem Mächtebund gegen Schweden an (§ 12, I. A., 2). Brandenburgische Truppen fechten an der Seite kaiserlicher Hülfsvölker bei Ny borg (auf Fünen). Der Friede zu Oliva l66o erkennt 1660 die volle Landeshoheit des Kurfürsten in Preussen an. Vi Krieg gegen Frankreich und Schweden. Bei Beginn des Krieges Ludwigs Xiv. gegen Holland (2. * Befördert auch durch Versendung von Beamten aus dem einen Landes- leil in,*'Bündnisnauch mit (Kaiser) Leopold für den der Kurfürst mit seiner Kurstimme eintritt.

3. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 48

1894 - Dresden : Ehlermann
48 Preussische Monarchie. — § 16. Regierungsantritt Friedrichs d. Gr. 1730 bei Mannheim entflohen, wird er ergriffen und als Deserteur zu Köpenick vor ein Kriegsgericht gestellt. Dieses weigert sich, über einen königlichen Prinzen ein Urteil zu sprechen, verurteilt aber Lieutenant Katte, Friedrichs Genossen auf der Flucht, zu langjähriger Gefängnisstrafe. Änderung des Urteils durch den König selbst. Friedrich wird in das Gefängnis zu Küstrin geworfen, Katte enthauptet (Major v. Buddenbrocks Entschlossenheit wendet das Todesurteil von Friedrich ab). Auf günstige Berichte des Feldpredigers Müller Milderung der Haft. Die Arbeit bei der neumärkischen Kriegs- und Domänenkammer zu Küstrin, die ihm jetzt übertragen wird, lehrt Friedrich das Verwaltungswesen gründlicher kennen. Durch Besichtigung der benachbarten Güter gewinnt er Anschauung von der Betreibung der Landwirtschaft. Zur Vermählung seiner Schwester Wilhelmine mit dem Erbprinzen von Bayreuth nach Berlin beschieden, erlangt er Verzeihung. Nach seiner (vom Vater gewünschten) Verheiratung mit der Prinzessin Elisabeth von Braunschweig-Bevern wird er Oberst eines Regiments zu Ruppin, Der Vater schenkt ihm das benachbarte Rheinsberg, wo er sich ein Schloss bauen lässt. Zeit glücklicher Müsse, aber auch ernster Studien (Kriegskunde, Philosophie). Sein Aufenthalt im Heerlager Prinz Eugens 1734. S. § -i5, V. 3. Briefwechsel mit berühmten Zeitgenossen, wie Voltairel Erste litterarische Arbeiten. Sein „Antimacchiaveil“, gegen den Kardina. Fleury , den französischen Ministerpräsidenten, gerichtet, ein Fürstenspiegel! Nach und nach vollständige Aussöhnung mit seinem Vater, der den Sohn immer mehr schätzen lernt.] Ii. Zeitumstände, i) Grosser Länderzuwachs Österreichs unter Kaiser Karl Vi. (1711 —- 1740). a) Vom spanischen Erbe: Belgien, Neapel, (Sardinien) Sizilien, (§ 11, X. 2). b) Ein 1716— 1718 in Gemeinschaft mit Venedig* geführter Türkenkrieg bringt durch die Siege Prinz Eugens (1716 Peterwar dein, 17 17 Belgrad) das Banat, Kroatien, das nördliche Serbien mit Belgrad und die Walachei hinzu (Friede zu Passarowitz), Länder, die freilich in einem später in Gemeinschaft mit Russland unternommenen Türkenkriege (1736 — 1739) bis auf das Banat wieder preisgegeben werden. 2) Für den grossen Länderbesitz kein männlicher Erbe! Um den Besitzstand ungeteilt zu erhalten, bestimmt Karl Vi. durch ein Hausgesetz, die sogenannte pragmatische Sanktion, dass nach seinem Tode seine Tochter Maria Theresia ihm als Erbin der Gesamtmonarchie folgen solle, und sucht die Mächte für Anerkennung dieser Sanktion zu gewinnen. (Die Töchter Josephs I., vermählt, die eine mit dem Kurprinzen von Sachsen, die andere mit dem von Bayern, verzichten auf Erbansprüche.) Daher Nachgiebigkeit des Kaisers in den meisten politischen Fragen. (So in der pol- 1715 hatte Venedig Morea an die Türken verloren. Im Frieden von Passarowitz erhält ts dafür Ersatz in Albanien und Dalmatien.

4. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 75

1894 - Dresden : Ehlermann
2z. Geistesleben in Deutschland. 75 der Spitze ein Präsident, von 4 zu 4 Jahren gewählt (Washington 1789 — 1797). V. Das Mutterland. England ersetzt seine Verluste durch Ausbreitung seiner Macht in Ostindien. Ausgangspunkt die Erwerbungen der ,,ostindischen Kompagnie“ um 1600. Nach Zerfall der Mongolenreiche im Nw. Indiens Erweiterung des Gebietes. 1756—1765. Kämpfe unter Clive gegen den grausamen Nabob von Bengalen (schwarze Höhle), dann während des amerikanischen Unabhängigkeitskampfes unter Warren Hasting gegen Hyder-Ali, später gegen dessen Sohn Tippo Saib, Sultane von My-s o r e (im Innern des Hochlandes), und die Mahratten (vgl. Macaulays Essays). 1784 verwandelt die ostindische Bill des jüngeren Pitt den Besitz der Kompagnie in englisches Schutzgebiet. § 25. Geistesleben in Deutschland während des zweiten Zeitraumes. Drei Stufen der Entwickelung geistigen Lebens, jede etwa 50 Jahre umfassend, von dem Niedergang nach dem dreissigjährigen Kriege bis zu dem Höhepunkte unserer klassischen Litteraturperiode reichend. I. Erste Stufe. A. Nachwirkung des dreissigjährigen Krieges. Das durch die Leiden des Krieges verdüsterte Volksgemüt ist keines höheren Aufschwunges fähig und versinkt in Stumpfheit, Verzagtheit und Roheit, a) Die Religion verliert mit dem Hader der verschiedenen Bekenntnisse unter einander und der sich steigernden Furcht vor Höllenstrafen ihre erhebende und reinigende Kraft; an Stelle des Glaubens tritt vielfach der Aberglaube; Sterndeuterei und Hexenprozesse blühen, b) Das Vaterland wird mit der Zerklüftung des deutschen Reiches ein hohler Begriff. Das Nationalgefühl erstirbt. Bei den frechen Angriffen Ludwigs Xiv. auf deutsches Erbe wird kaum hier und da ein Aufschrei nationalen Unwillens vernommen, c) Das Gefühl für Recht und Gerechtigkeit verliert sich bei den endlosen Prozessen des Reichskammergerichts * und Zur Zeit Goethes (dessen Aufenthalt in Wetzlar 1772) waren 20000 Prozesse unerledigt geblieben; ein Prozess dauerte bereits 188 Jahre. Der von dem Kaiser zur Abhilfe eingerichtete Reichshofrat verschleppte die Prozesse fast noch mehr.

5. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 77

1894 - Dresden : Ehlermann
§ 25- Geistesleben in Deutschland. 77 Schwulst der 2. schlesischen Dichterschule setzen Männer wie Christian Weise Einfachheit und Natürlichkeit entgegen (freilich auch in Wässerigkeit verfallend — die ,,Wasserpoeten“), e) Ein Dichter wie Günther stimmt zum ersten Male wieder wärmere Herzenstöne an, ein Grimmelshausen schreibt einen volkstümlichen Roman „Der abenteuerliche Simplicius“ (gew. Simpli-cissimus genannt), der die schreckliche Zeit des grauenvollen Krieges mit Naturwahrheit seinen Zeitgenossen vor Augen führt. Die geistliche Dichtung bewahrt sich noch etwas von der Herzensinnigkeit der früheren Zeit, wie bei dem Jesuiten Spee (Trutznachtigall) und dem Mystiker Angelus Silesius (Johann Scheffler, später zur katholischen Kirche übergetreten) und erreicht in Paul Gerhard sogar noch einen Höhepunkt. Ii. Zweite Stufe. Freiere Geistesregungen mit dem Aufgang Preussens zusammenfallend, a) Die englisch-französischen Aufklärungsgedanken finden hier empfänglichen Boden. Am Hofe Sophie Charlottens streiten Freidenker mit orthodoxen Geistlichen und verkehrt vor allem der grosse Leibn iz (s. § 21, I. 3). b) In Berlin wird eine Akademie der Künste und eine „Sozietät der Wissenschaften“ gegründet (§ 14, Vi. 3 b). c) In der vom Kurfürsten Friedrich Iii. gestifteten Universität Halle lehrt ein Thomasius in deutscher Sprache und kämpft gegen Hexenprozesse (§ 14, Vi. 3 a). d) Gegenüber der engherzigen Glaubensrichterei zünftiger Theologen öffnen die Pietisten (Spener und Francke) die Gemüter wieder der Herzensfrömmigkeit, die sich auch in Werken thätiger Nächstenliebe wirksam erweist (Stiftung des Halleschen Waisenhauses durch Francke, Wirken der vom Grafen Zinzendorf gestifteten Herren-huter Gemeinde). e) Unter dem Einfluss dieser Geistes-stromung findet die Musik den ergreifendsten Ausdruck für tiefe Seelenbewegungen und erhebt die Gemüter zu Gott in den Tonwerken eines Sebastian Bach und eines Fried-rich Händel, f) Auch die bildende Kunst bringt einen Meister wie Schlüter (Baumeister Friedrichs Iii zugleich Bildhauer; s. § 14, Vi, 3 c.) hervor, g) Man sucht die r esse ln der Unnatur abzustreifen. Der Drang, sich aus unnatürlichen Zuständen in ein reines Naturleben zu flüchten, verschafft den Robinsonaden, Nachahmungen eines von em englischen Freidenker De Foe herausgegebenen Komans, die weiteste Verbreitung. Das Ideal einer reinen

6. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 62

1894 - Dresden : Ehlermann
62 Preussische Monarchie. — § 21. Aufklärung und Fürstenhöfe. c) Letzte Siege, i) Friedrich bewegt Czernitscheff, seine Abberufung drei Tage lang zu verheimlichen. 2i. Juli. Sieg Friedrichs bei Burkersdorf (unweit Schweidnitz) über Daun, der sich durch die Anwesenheit der Russen über Friedrichs Stärke täuschen lässt. 2) 2q. Oktober. Sieg des Prinzen Heinrich bei Freiberg in Sachsen über Österreicher und Reichstruppen. Allgemeine Erschöpfung. Maria Theresia, nach Verlust des russischen Bundesgenossen auch noch durch Abschluss eines Präliminarfriedens zwischen Frankreich und England des französischen beraubt, muss endlich der allgemeinen Friedensstimmung nachgeben. V. Der Friede, i) Zu Hubertusburg (sächsisches Jagdschloss bei Grimma) zwischen Österreich und Preussen: Friedrich bleibt im Besitz von Schlesien und der Grafschaft Glatz und verspricht, bei der römischen Königswahl seine Kurstimme Joseph, dem Sohne Maria Theresias, zu geben. 2) Zu Paris (nach längerem, für Frankreich meist unglücklichem See- und Landkriege in den Kolonien) zwischen England, Frankreich und Spanien: Frankreich tritt Canada, das westliche Louisiana, Senegambien ab, Spanien Florida, das durch den Rest von Louisiana entschädigt wird. England giebt wichtige Eroberungen von spanischen Inseln (Havanna) heraus, doch wächst seine Kolonialmacht durch die neuen Eroberungen bedeutend. § 21. Die „Aufklärung“ und die Fürstenhöfe. I. Die Aufklärung. Durchbruch einer freieren Weltanschauung: 1) In England. Baco von Verulam (Zeit der Elisabeth und Jakobs I.) geht, im Gegensatz zu den Philosophen, die ihr Denken auf das Übersinnliche richteten, von der Erkenntnis der Natur als der Mutter aller Wissenschaften aus und hebt die Wichtigkeit der Erfahrung und des Experiments zur Erkenntnis der wahren Beschaffenheit der Dinge hervor. Die grossen Entdeckungen der Naturforscher Kepler und Galilei (Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrh.), sowie Newtons (Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrh.) über die im Weltall herrschenden Gesetze lenken das Denken zu weiterer Verfolgung dieser Bahnen. Der Philosoph Locke untersucht den menschlichen Geist nach naturwissenschaft-

7. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 63

1894 - Dresden : Ehlermann
§ 21. Aufklärung und Fürstenhöfe. 63 lieber Methode und findet als Ursprung alles Wissens die sinnliche Wahrnehmung in Verbindung mit der Fähigkeit des Geistes, sich der gewordenen Eindrücke bewusst zu werden. Auch das Wissen des Übersinnlichen ist ihm nur das Erzeugnis dieser Geistesthätigkeit. Der damit vollzogene Bruch mit den überlieferten Anschauungen ruft die Richtung der. „Freidenker“ hervor, die mit dem Kampfe gegen die bisherige Weltanschauung auch den Kampf gegen alles Veraltete in Staat, Kirche, Gesellschaft und Sitte eröffnen. 2) In Frankreich. Hier gewinnen die Freidenker um so breiteren Boden, als die Überspannung der unbeschränkten Fürstenmacht zu unnatürlichen Zuständen geführt hat. Wechselwirkung französischer und englischer Freidenker. In der Mitte des 18. Jahrhunderts drei bestimmende Geister: Voltaire, der die bestehenden Zustände mit der Geissel des Spottes trifft und insbesondere die kirchliche Ketzerrichterei bekämpft (Henriade; seine Thätigkeit im Prozess Calas u. a.), Montesquieu, der (esprit des lois) die Staatsformen einer Prüfung unterwirft und unter diesen der verfassungsmässigen nach dem Muster Englands den Vorzug giebt, und Rousseau (contrat social, Emile), der den verrotteten Zuständen in Staat und Gesellschaft ein Naturideal gegenüberstellt und den weit nachhallenden Ruf erhebt: „Zurück zur Natur!“ Die eingeschlagene geistige Bewegung wird in die Bahnen des nacktesten Materialismus geleitet durch die Herausgeber des „encyklopädischen Wörterbuches“ (Diderot, d Alembert) und den sich um den (deutschen) Baron Ho Ibach sammelnden Klub (systeme de la nature von Hol-bach selbst, l’homme machine von Lamettrie). 3) In Deutschland. Hier leitet die von England aus- gehende geistige Strömung in gemässigtere Bahnen der Begründer deutscher Philosophie Leibniz, der Freund Sophie Charlottens. Er sucht in seiner „Theodicee“ dem Denken im Glauben eine Stütze zu geben und bemüht sich, eine Einigung der verschiedenen christlichen Kirchen herbeizuführen. Seine Lehre verbreitet durch ein wohldurchdachtes System Christian Wolff, der Lehrer Friedrichs d. Gr. (vgl. § 16, Iii). Für das Einströmen des französischen Materialismus erweist sich die Gemütsinnigkeit des deutschen Geistes nur wenig empfänglich. Ein Klopstock singt inmitten dieser Zeitströmung seine tief empfundenen Oden an den „Unendlichen“ und zieht alle edleren Geister in seine Gedankenkreise.

8. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 64

1894 - Dresden : Ehlermann
04 § 21. Aufklärung und Fürstenhöfe. Dennoch bildet sich unter Einwirkung der Zeitideen eine altbackene nüchtern - verständige Weltbetrachtung heraus, die dem Namen der ,,Aufklärung“ einen üblen Beiklang beimischt,* und auf dem Gebiete der Religion als ein flacher ,,Rationalismus“ auftritt. Andererseits bildet sich aus den Ideen der Aufklärung bei den vornehmsten Geistern unter Einfluss des Studiums der alten Griechen, deren Meisterwerke bildender Kunst ein Winckelmann kennen lehrt, das Ideal der Humanität heraus. Ein Goethe und Schiller verkörpert es in dichterischen Gestalten, ein Herder („Ideen“ und ,,Briefe zur Beförderung der Humanität“) begründet es dem Wesen nach tiefer. Der Philosophie wird eine ganz neue Richtung gegeben durch Imanuel Kant, der in seiner ,,Kritik der reinen Vernunft“ (1781) die Grenzen menschlicher Erkenntnis zieht und in seinem System auch den übersinnlichen Ideen eine Stelle zuweist. Ii. Ergebnisse. Aus den vielfach verschlungenen und sich kreuzenden Strömungen gehen als fester Miederschlag folgende Ideen hervor: 1) Gleichberechtigung aller Menschen. 2) Das Recht aller Menschen auf Freiheit der Selbstbestimmung und auf Freiheit in Denken und Glauben. 3) Die Pflicht der Duldung und Nächstenliebe. Sie erscheinen als das geschichtliche Ideal in Schillers „Don Carlos“, erweisen sich wirksam in der Staatsleitung erleuchteter Fürsten, bilden den Leitstern in dem Unabhängigkeitskampf der Nordamerikaner (die Menschenrechte) und sind endlich die treibenden Kräfte in der ersten Zeit der französischen Revolution. Iii. Friedrich der Grosse und die Aufklärung. Einwirkung insbesondere Voltaires. Mittel der Durchführung die unbeschränkte Fürstenmacht. Sie dient ihm nicht, wie bei Ludwig Xiv., für den Glanz des Hofes und die Ruhmsucht der Nation, oder wie bei dessen Nachahmern als Rechtstitel fürstlicher Willkür, sondern allein zum Glücke des Volkes. Friedrichs Grundsatz: Nicht das Volk des Fürsten wegen, sondern der Fürst des Volkes wegen da. Dem Rechte des Fürsten auf unbeschränkte Selbstherrschaft steht dessen Pflicht, sein Volk gut zu regieren, gegenüber. Seine Sorge für gleiches Recht aller * Der bekannteste Vertreter ist der (auch von Goethe und Schiller in den Xenien verspottete) im übrigen achtungswerte Buchhändler Nicolai zu Berlin.

9. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 86

1894 - Dresden : Ehlermann
86 Französische Revolution. — § 27. Konstituierende Nationalversammlung. gründet, breitet sich durch Zweigvereine über ganz Frankreich aus. Daneben gewinnt der Klub der ,, Co rdeli ers*' (Versammlungsort: ein Franziskanerkloster; Mitglieder Danton, Desmoulins), der im Geheimen für den Herzog von Orleans arbeitet, Macht über den hauptstädtischen Pöbel. — Dagegen der gemässigte Klub der ,,Feuillants“ von geringerem Einfluss und bald sich auflösend.] Iii. Die Nationalversammlung, a) Parteien. Eine konstitutionelle nimmt sich die englische Ver-fassung als Muster und lehnt sich an Montesquieu an; die treibende demokratische (Sieyes, Lafayette) sucht die Rouss eausehen Gedanken zu verwirklichen. Der bedeutendste Staatsmann und Redner der Versammlung ist Mirabeau. [Mirabeau, ein Provengale, 1749 geb., von leidenschaftlicher Gemütsart und starkem Ehrgeiz, bei unglücklichen Familien Verhältnissen früh in sittliche Irrbahnen gelenkt. Sein despotischer Vater lässt ihn (lettre de cachet!) wegen einer groben Verirrung einsperren. Während seiner Haft in Vincennes reifen seine Gedanken über Welt und Staat. Befreit, lebt er als Schriftsteller in England, dessen Zustände er kennen lernt; längerer Aufenthalt in Berlin (seine Schrift über „die preussische Monarchie*'). Ein gereifter Mann, tritt er als Vertreter des dritten Standes in die politische Laufbahn. Glänzender Redner und umsichtiger Politiker.] Die leitenden Gedanken der Versammlung (und des Zeitalters) werden in der „Erklärung der Menschenrechte“ nach amerikanischem Vorgang am 27. August 1789 auf Lafayettes Antrag ausgesprochen. b) Neugestaltung des Staatswesens. 1) Gesellschaft-4.August lieh. 4.-August 1789 (Antrag des Vicomte von Noailles) 1789 Aufhebung aller mittelalterlichen Vorrechte der bevorzugten Klassen! Sturm der Entsagung! Der Adel giebt sämtliche Frohndienste und Feudallasten ohne Entschädigung auf, die Geistlichkeit ihre Zehnten.* Dadurch der Bauer wieder freier Grundeigentümer! Die Käuflichkeit der Ämter wird aufgehoben, die Beamten- und Offiziersstellen werden allen Ständen zugänglich gemacht, auch wird gleichmässige Besteuerung aller Volksklassen beschlossen. Später auch Aufhebung des Adels. 2) Politisch. Vertretung des Volkes nur durch eine Kammer. Gegen deren Beschlüsse kann der König nur ein ?,suspensives (aufschiebendes) Veto“ einlegen und damit die Giltigkeit auf vier Jahre hinausschieben. Mirabeaus glänzende Rede dagegen! * Der närrische (deutsche) Baron Anacharsis Cloots dankt in einer possenhaft in Scene gesetzten Vorführung von Vertretern der verschiedenen Nationen in ihrer Nationaltracht der Versammlung im Namen der Menschheit für diese Beschlüsse.

10. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 93

1894 - Dresden : Ehlermann
Französische Revolution. — § 29. Der Nationalkonvent. 93 [Eine Sansculottenarmee durchzieht brennend und mordend die friedlichen Gaue. Der Aufstand, durch die furchtbarsten Greuel nur vorübergehend niedergeworfen , flammt immer wieder auf; erst nach dem Sturz der Schreckensmänner erlischt er bei menschlicherer Behandlung^ der Einwohner.] Vi. Umschwung. Robespierre, von brennender Ehrsucht und kleinlichem Neide gestachelt, eröffnet den Kampf gegen Danton. [Robespierre, kühl berechnend und verstockt, sucht, ein Fanatiker des Verstandes, das ihm vorschwebende Zerrbild eines Freiheits- und Gleichheitsstaates in seinen letzten Folgerungen zu verwirklichen und gewinnt durch den Schein von Tugend* und Vaterlandsliebe grossen Anhang. Anklagen im Konvent gegen die Ultrarevolutionäre“ und „Korrupten" treffen die Häupter der Cordeliers. Dreitägiger Widerstand Dantons mit Hilfe von Pöbelunruhen. Erst ein Ausnahmegesetz macht dessen Verhaftung möglich.] Hinrichtung Dantons und seines Anhangs im April April 1794. Gipfelpunkt der Schreckensherrschaft unter Robes- 1794 pierre. Vermehrte Zahl der Hinrichtungen und Verhaftungen; dagegen Hemmung der Religionsfrevel. Der Konvent erklärt, das Dasein eines höchsten Wesens und die Unsterblichkeit der Seele sei eine Wahrheit. Robespierre selbst leitet als Oberpriester ein Fest des höchsten Wesens im Tuileriengarten. Die Zahl seiner Anhänger mindert sich, die der zur Mässigung Zurückkehrenden wächst. Angriffe auf Robespierre im Konvente. Seine Verhaftung wird (Thermidor = Juli 1794) in stürmischer Verhandlung durchgesetzt. [Noch einmal befreit, aber wieder verhaftet, sucht er seinem Leben ein Ende zu machen (?). Mit zerschmetterter Kinnlade wird er vor das Revolutionstribunal gestellt. Ende Juli 1794 endet er und sein Anhang auf der Guillotine. So erstickt die Revolution allmählich an der eigenen Wut.] Einlenken in gemässigtere Bahnen durch die „Thermidorianer“. Noch zwei Aufstände des Pöbels, der Brot und die Verfassung von 1793 verlangt (März und Mai 1795), dann Rückführung geordneter Zustände. Vii. Die neue Verfassung. Die Regierung in der Hand eines Direktoriums von 5 Mitgliedern, die Gesetzgebung zwei Körperschaften zugeteilt: 1) dem Rat der Alten (250 mindestens 40 Jahre alte Mitglieder). 2) dem Rat der Fünfhundert. Nur letzterer darf Gesetze vorschlagen; die Wahl der Direktoren erfolgt durch den Senat auf Vorschlag der Fünfhundert. Bei der Gefahr einer königstreuen Mehrheit beschränkt der Konvent die Wahlfreiheit. Die Erhebung der Sektionen, * Im Gegensatz zu den übrigen Schreckensmännern (Danton u. a) ist er nicht ausschweifend.
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