8. Sept.
1703.
28—30.
Nov.
1794.
26. Juni.
360 Die französische Revolution.
sein neues Kriegssyftem, wodurch es nachher ganz Europa Trotz bieten
konnte, noch nicht geschaffen hatte. Zwar waren anfangs die Waffen der
Verbündeten nicht ohne Glück; Elsaß und Flandern sielen in ihre Hände
und der Weg nach Paris stand offen. Die Republikaner wollten durch
Schrecken den Sieg erzwingen; Houchard, der Sieger über die Holländer
und Hannoveraner bei Hondschooten, blutete (wie vorher Cüstine
und B e a u h a r n a i s sitz. 722z) auf der Guillotine, weil er später der feind-
lichen Uebermacht weichen mußte, und Hoche büßte im Kerker die durch
die Deutschen und Preußen unter Möllen dors erlittene Niederlage bei
Kaiserslautern und würde von seinem Feinde St. Iüst ein ähnliches
Schicksal erfahren haben, hätte ihn nicht Robespierre's Sturz befreit. —
Als aber der wackere Carnol in den Wohlfahrtsausschuß kam und die
Kricgsunternehmungen leitete, nahmen dieangelegenheiten eine andere Wen-
dung. Durch das allgemeine Aufgebot (levee en ma88e) wurde die
ganze Nation an dem Kriege betheiligt; fanatische Schaaren wurden nun
massenweise, nicht mehr in kleinen Heerabtheilungen, dem Feinde entgegen-
gestellt; aus den Reihen gemeiner Krieger entstanden die größten Feldherren
des Jahrhunderts; — gegen solche Kräfte konnten die alten Generale mit
ihrem methodischen Schlendrian und mit Soldaten, die um Sold, nicht für
Vaterland und Freiheit kämpften, nicht Stand halten. — Im Juni eroberte
Pichegrü Ppern, während Jourdan, nachdem er viermal über die
Sambre zurückgedrängt worden, endlich die Feinde bei Fleurus schlug
und die Räumung Belgiens erzwang. Unter Jourdan dienten die ausgezeich-
netsten Feldherren der nächsten Kriegsjahre, wie Marceau, Kleber, Lefebvre,
Championnet, Bernadotte, Marescot u. A. Beim Eintritt des Herbstes
waren nicht nur die östreichischen Niederlande wieder im Besitz der Fran-
zosen, sondern auch die holländischen Grenzfestungen.
Dadurch war es dem General Pichegrü, in dessen Heer sich More au,
Souham, Macdonald, Vandamme u. A. befanden, möglich, im
December und Januar über die beeisten Gewässer einen kühnen Kriegszug
gegen die holländischen Generalstaaten zu unternehmen, mit einem
an Kleidung, Nahrung und allen Lebensbedürfnissen Mangel leidenden
Heere sich des ganzen Landes zu bemächtigen und die englischen Truppen zu
einem höchst beschwerlichen und gefahrvollen Rückzug zu zwingen. Der Erb-
statthalter Wilhelm V. , seit seiner Einsetzung durch die preußischen Armeen
(§• 677.) und der mit ihrer Hülfe bewirkten Vermehrung seiner Hoheits-
rechte im Lande wenig beliebt, entsagte seiner Würde und begab sich nach
dem befreundeten England; die flüchtigen, mit den französischen Republika-
nern übereinstimmenden Patrioten kehrten zurück und unterstützten, in Ver-
bindung mit ihren zurückgebliebenen Meinungsgenossen, die Bemühungen
der siegenden Franzosen durch Begründung einer b atavi sch en Repu b l i k
mit demokratischer Grundlage in den holländischen Generalstaaten, dieses
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362
Die französische Revolution.
ru'nàibeschäftigt (§.701.), mit Frankreich Unterhandlungen an, die den Frieden
1795, von Basel herbeiführten. In diesem wurde nicht nur das linke Rheinufer
nebst Holland den Feinden preisgegeben, sondern auch, durch Aufstellung
einer bewaffneten Demarkationslinie, das nördliche, für neutral er-
klärte Deutschland von dem südlichen, wo der Krieg fortdauerte, getrennt.
Spanien und die deutschen Länder Hannover, Hessen, Braunschweig traten
dem Frieden bei. Die Oestreicher dagegen setzten den Kampf mit großer
Anstrengung fort. Unter der Anführung des wackern Feldherrn Clerfait
und Wurmser widerstanden sie mit Erfolg den französischen Heeren, die,
im Vertrauen auf die Zwietracht der deutschen Fürsten und die Feigheit und
Verrätherei vieler Beamten und Befehlshaber, den Rhein überschritten und
am Main und Neckar Eroberungen zu machen suchten. Nach Clerfaits
24. Sept. Sieg bei Handschuchsheim über Pichegrü eroberten die Kaiserlichen
das von den Franzosen besetzte Heidelberg und nach einem furchtbaren
mehrtägigen Bombardement die feste Hauptstadt Mannheim, die der
pfalzgräfliche Befehlshaber Oberndorf bei der ersten. Aufforderung mit den
reichen Vorräthen an Kriegsbedarf schmachvoll dem Feinde übergeben hatte.
Ein Theil der Stadt lag in Trümmern, als die Deutschen wieder einzogen.
Glänzende Proben eines ausgezeichneten Feldherrntalents legte Erzherzog
Karl, des Kaisers Bruder, ab. Er schlug Jourdan in einem hitzigen
Treffen bei Würzburg und nöthigteihn zum eiligen Rückzug an den Rhein.
Die Bewohner des Spessarts und Odenwalds, ergrimmt über die Be-
drückungen und Brandschatzungen der Fremdlinge, standen gegen die abzie-
hendenfeinde auf und erschlugen sie, wo sie sich einzeln blicken ließen. Glück-
licher war Moreau, der zwar aus Bayern und Schwaben zurückgedrängt
i9^S?pt.ward, aber durch einen meisterhaften Rückzug über die Thäler des Schwarz-
24^Oct. Waldes ohne großen Verlust an den Rhein gelangte. Die deutschen Regie-
rungen, weit entfernt die Erhebung deö Volkes gegen die Reichsfeinde zu
ermuntern, ahmten größtentheils das Beispiel Preußens nach und suchten
durch Verträge mit Frankreich Erweiterung ihres Gebiets und andere Vor-
theile zu erlangen.
h. 729. Die Schreckensregierung (Terrorismus). Ein volles
Jahr (vom Juli 1793 bis Juli 1794) beugte sich Frankreich unter die furcht-
bare Tyrannei des W o h l fa h rts a u s sch u sses. An der Spitze der neun Mit-
glieder, die diesen Ausschuß bildeten, standen drei Männer, deren Namen lange
der Schrecken des Landes waren •— der neidische, heimtückische und ehrgeizige
Robespierre, der blutdürstige C outhon und der Schwärmer für republi-
kanische Freiheit und Gleichheit St. Jüst. Diese politischen Fanatiker regierten
mit unerhörter Despotie und bereiteten Allen, die sich nicht unter ihr Macht-
wort beugten, Tod und Verderben. Neben ihnen bewahrte blos der redliche
Earnot eine selbständige Haltung; damit dieser aber dem blutigen Gebahren
seiner Kollegen, das er nimmermehr gebilligt haben würde, nicht im Wege stehe,
übertrugen ihm die Triumvirn die Leitung des Kriegswesens, um ihn vom
Innern abzulenken. Die übrigen Mitglieder des Ausschusses waren größtentheils
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Extrahierte Personennamen: Clerfaits Karl Karl Jourdan
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Basel Deutschland Spanien Hannover Hessen Rhein Main Handschuchsheim Heidelberg Mannheim Oberndorf Würzburg Rhein Bayern Schwaben Rhein Frankreich Frankreich
401
Das französische Kaiserreich.
diplomatischem Wege zu erkennen, setzte die Heere auf den Kriegsfuß, und brach,
als das sogenannte Ultimatum in Paris verworfen ward, alle Verbindungen
mit Frankreich ab. Die Verstimmung und Besorgniß, die sich bei einem großen
Theil der Nation über die wachsende Uebermacht der Fremdlinge kund gab, mochte
Preußen in der Hoffnung bestärken, daß es berufen sei, der Retter des bedrängten
Vaterlandes zu werden. Aber noch war die Zeit nicht gekommen, wo man sich
an das Volk selbst wendete; noch baute man auf den übermüthigen Soldaten-
stand, der im siebenjährigen Krieg Großes geleistet hatte, dessen Ohnmacht aber
unter den neuen Verhältnissen schon langst zu Tage gekommen war; noch setzte
man die Hoffnungen auf die Prahlereien eines veralteten Junkerthums, das vor
dem. neuen Geist der Zeit die Augen verschlossen hatte. Die Enttäuschung des
Königs und seiner hochsinnigen Gemahlin war schrecklich. Aber die Prüfungen
der Noch blieben nicht fruchtlos.
§. 750. h) Jena. Jndeß man in Berlin noch die letzte Antwort von
Frankreich erwartete, standen die französischen Truppen unter Napoleon und
seinen kriegskundigen Marschällcn schon im Herzen von Thüringen und
Sachsen, dessen Kurfürst sich nach einigem Sträuben an Preußen ange-
schlossen. Gleich das erste Treffen bei Saatfeld, worin der tapfere „geniale" 10.Oct
Prinz Louis Ferdinand seinen Tod fand, entschied wider die Preußen;
aber schrecklich und verhangnißvoll war die Niederlage des von dem alten
Herzog von Braun schweig befehligten Heers in der großen Doppel-
schlacht von Jena und Auerstädt. Sie entschied über das Schicksal der i*. Dct
Lander zwischen Rhein und Elbe.— Jetzt schlug der frühere Uebermuth plötz-
lich in Kleinmuth um, und die größte Plan - und Rathlosigkeit bemächtigte
sich der Führer. Da keine Vorkehrungen zu einem Rückzug getroffen waren, so
trennten sich die Heere in mehrere Abtheilungen und wurden einzeln die Beute
des rasch vordringenden Siegers. (So Hohenlohe, der bei Prenzlow
gegen 16,000 Mann in französische Kriegsgefangenschaft lieferte.) Die
Festungen ergaben sich mit solcher Eile, daß man bei vielen Befehlshabern
Verrath argwöhnte, weil die Muthlosigkeit und der gänzliche Mangel an
Selbstvertrauen unbegreiflich waren. „Mit furchtbarerueberraschung enthüll-
ten sich plötzlich die Folgen einer Verwaltung, die zwar Freiheit des Denkens
und wohlgeordnete Staatswirthschaft kräftig gefördert, aber in dem Streben
auf Entwickelung der Production und Sicherung von Handelsvortheilen die
Selbst- und Gewinnsucht der Einzelnen mächtig genährt hatte. National-
reichthum und öffentliches Einkommen waren bei den Regierenden in den
Vordergrund getreten, so wollten auch die Menschen aller Stände erwerben,
sammeln, anhäufen, genießen, und vergaßen, daß alle sachlichen Güter der
Selbständigkeit und Nationalehre unbedingt untergeordnet werden müssen,
wenn ein Volk sein Dasein behaupten will. Fast keine Behörde, kein Unter-
than dachte an Widerstand." 13 Tage nach der Schlacht von Jena zog Na-
poleon in Berlin ein und bemächtigte sich der großen Vorräthe an Pulver
und Waffen, deren Fortschaffung der Commandant Fürst Hatzfeld verhin-
v dert hatte.
Weber, Geschichte. Ii. 6. Ausl.
26
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Louis_Ferdinand Ferdinand Hohenlohe
Extrahierte Ortsnamen: Paris Frankreich Jena Berlin Frankreich Sachsen Saatfeld Jena Rhein Kleinmuth Jena Berlin
652
Die jüngsten Revolutionsstürme.
Millionen benutzt. — Dembinski erhielt die Würde eines Oberbefehlshabers,
was den Neid der magyarischen Führer, namentlich des talentvollen, ehrgeizigen
Arthur G ö r g e y weckte; unter ihm dienten Meszaros,Perczel,Klapka und
Andere. An allen Orten und Enden wüthete ein furchtbarer Bürger- und Na-
26.27 tionalkrieg zu gleicher Zeit. Nach der zweitägigen blutigen Schlachtvonka-
Februar. P o l N a , wo von beiden Seiten mit der größten Tapferkeit gekämpft wurde, chhne
daß jedoch eine Entscheidung erfolgt wäre (weil Görgey aus Abneigung gegen
Dembinski zu spat auf dem Schlachtfelde erschien), zogen sich die ungarischen
Heere wieder nach den Niederungen der Theiß zurück, und überließen die Haupt-
stadt dem östreichifchen Feldherrn, der durch strenge Verfügungen gegen alle För-
derer der magyarischen Erhebung von fernerer Unterstützung der Insurgenten
abzufchrecken suchte. Dafür kam aber im Monat Februar wieder ganz Sieben-
bürgen in Bems Gewalt. Die Rusten mußten Hermanstadt und Kronstadt rau-
men und sich über die Grenze zurückziehen; Puchner, von Bem bis zum Ro-
thenthurmpaß verfolgt, suchte mit feinem ganzen Truppencorps Schutz in der
Walachei, die übrigen wurden zersprengt und nach der Bukowina und andern
Orten getrieben. — Mit dem Beginne des Frühlings unternahm Windifch-Graz
von der Hauptstadt aus mit allen kaiserlichen Truppenabtheilungen einen Ge-
sammtangriff auf die ungarische Streitmacht im Herzen des Landes; durch einen
vereinigten Angriff hoffte er die Festungen zu Fall zu bringen und dann die
magyarischen Heere in den sumpfigen Niederungen der Theiß zu ersticken. Aber
seine Plane scheiterten. Der Theißübergang wurde an mehreren Stellen von den
Ungarn zu gleicher Zeit mit der größten Geschicklichkeit und Tapferkeit bewerk-
stelligt; General Schlick erlag bei Gyöngyös gegen Dembinski; Iellachich
2-e und die übrigen östreichifchen Feldherrn wurden bei Ezegled, Hatvan, Gö-
April'. döllö, Isaszeg u. a. O. zurückgeschlagen und die „jungfräuliche" Donau-
festung Komorn trotzte den heftigen Angriffen des kaiserlichen Belagerungsheers
mit solchem Erfolg, daß Feldzeugmcister Melden zuletzt von der Beschießung
abließ und die Festung durch enge Umlagerung auszuhungern und dadurch zur
Uebergabe zu zwingen beschloß. — Immer mehr näherten sich die Magyaren, die
mit erhöhter Begeisterung allenthalben zum Angriffskrieg geschritten, der furchtbar
aufgeregten Hauptstadt; die heilige Osterzeit wurde durch tägliche Gefechte in der
Umgebung der Stadt und auf dem Felde Rakos, der alten Wahlstätte der unga-
rischen Könige, entweiht; allein während Windisch-Gräz und Iellachich darauf be-
dacht waren, Pesth vor einem Uebersall zu schützen, umging die ungarische Armee
unter Damj anics und Klapka das feindliche Heer und erstürmte nach einem
furchtbaren Kampfe mit der östreichifchen Besatzung , wobei der General G ö tz
die Todeswunde empfing, die in strategischer Hinsicht höchst wichtige Stadt
Waizen. In raschem Zuge setzte sodann Görgey mit den beiden Generalen
Damjanics und Klapka über die Gran, siegte über den östreichifchen Feldherrn
Wohlgemuth bei Nagy-Sarlü und entsetzte Komorn, das die Belagerungs-
armee wochenlang vergebens bombardirt hatte und auf dessen Thürmen die
schwarze Fahne als Zeichen der verzweifeltsten Entschlossenheit der Besatzung zum
Todeskampfe aufgepflanzt war. Diese Unfälle überzeugten den Hof von Olmütz,
daß Windischgrätz und seine altgräflichen Generale der großen Aufgabe nicht ge-
wachsen seien. Eine kaiserliche Botschaft brachte die Abberufung des fürstlichen
Feldherrn; Melden trat an seine Stelle und neue Generale übernahmen die
Führung der Truppen. Aber die Umstände waren so drohend geworden, daß der
Oberbefehlshaber die Hauptstadt nicht mehr zu halten vermochte. In der Nacht
des 23. April verließen die östreichifchen Truppen Pesth; die Schiffbrücke, die
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666
Die jüngsten Revolutionsstürme.
net, eine strenge Polizei eingeführt und die Landesgesetze durch das Kriegsrecht
verdrängt. So endigte „das Trauerspiel in Kurhessen", oder, wie Manteuffel sich
ausdrückte, die „Revolution in Schlafrock und Pantoffel". Nach Wiederherstellung
27.Dec. des „landesherrlichen Ansehens" kehrte der Kurfürst mit seinem Ministerium in
die Hauptstadt zurück. Die Glieder des Landesausschuffes wurden durch kriegs-
gerichtlichen Spruch zu mehrjähriger Festungshaft verurtheilt. Unter ihnen be-
fand sich der tapfere Schwarzenberg, der einst als Theilnehmer derdörnber-
gischen Verschwörung und als Genoffe von Braunschweigs schwarzer Schaar
(§. 762.) für die deutsche Freiheit und das hessische Fürstenhaus ruhmvoll ge-
stritten.
h. 899. 5. Die Herstellung des Bundestages und die Lage
der Dinge in Schleswig-Holstein. Einen ähnlichen Ausgang wie der
Versaffungskampf in Kurheffen nahm auch der Nationalkrieg in Schleswig-
Holstein. Wurde schon während der erwähnten Waffenruhe unter der Lan-
d esverwa ltung (§. 877.) die deutschgesinnte Partei in Schleswig in ihren
heiligsten Rechten beeinträchtigt und verletzt, so stand noch Schlimmeres zu erwar-
2isöo!1 ten, als Preußen im Namen des deutschen Bundes einen Frieden abschloß, wor-
nach es dem König von Dänemark überlassen bleiben sollte, alle zur Bewältigung
des Widerstandes in Schleswig-Holstein dienlichen Mittel zu gebrauchen, und die
thätige Mitwirkung zur Einführung einer alle Staaten des dänischen Königreichs
umfassenden Erbfolgeordnung verhieß. Im Vorgefühl der bevorstehenden Drang-
sale versuchten daher die Herzogthümer zuerst durch direkte Verhandlungen mit
Dänemark eine Verständigung zu erwirken, und als der Versuch an dem Ueber-
muth und Nationalhaß der Feinde scheiterte, faßten sie den Entschluß, nach Ab-
zug der preußischen und schwedischen Truppen, den Krieg mit eigenen Kräften und
mit freiwilliger Unterstützung der Deutschen fortzusetzen. Sie fühlten sich stark
genug, ihr Recht von Dänemark zu erkämpfen und begannen den Streit mit neuer
Begeisterung. An die Stelle des frühern Obercommandanten v. Bonin, der,
s. April, weil er sein preußisches Dienstverhältniß nicht ausgeben wollte, seine Entlassung
genommen, war der ehemalige preußische Generallieutenant v. Willisen, ein
kenntnißreicher, jedoch mehr theoretisch als praktisch gebildeter Militär, getreten.
Als ein letzter Versuch friedlicher Lösung ohne Erfolg blieb, rückten unter seiner
Führung im Juli die schleswig-holstein'schen Truppen zugleich mit den Dänen in
24 25 Schleswig ein und concentrirten sich zwischen Flensburg und Schleswig. Hier
Juli.' kam es bei I d ste dt zu einer zweitägigen Schlacht, wo das Glück den Deutschen
entgegen war; der Anfangs siegreiche Kamps der Schleswig-Holsteiner endigte mit
einem Rückzug nach der Festung Rendsburg und hatte die Besetzung Schles-
wigs durch dänische Truppen zur Folge. Nicht bester war der Erfolg des Gefechts
12. Scpt.hei Missund e; nachdem der tapfer ausgeführte Sturm auf die Verschanzungen
von den Dänen zurückgeschlagen war, zog sich Willisen abermals hinter die Wälle
der Festung Rendsburg zurück und verharrte in der frühem Thatlosigkeit. Und als
ob die von den Feinden zugefügten Unglücksschläge nicht genügend wären, wurden
die Schleswig-Holsteiner auch noch von den Elementen heimgesucht. Schon war
Aug. bqg Laboratorium in Rendsburg mit großen Pulvervorräthen in die Luft geflogen
und hatte über hundert Menschenleben hingerafft und unermeßlichen Schaden
in der Stadt angerichtet; als die Witterung durch fortwährendes Regenwetter
so ungünstig ward, daß alle militärischen Operationen eingestellt werden mußten.
Umsonst verlangten die tapfern Truppen, von Neuem dem Feinde entgegengeführt
^ zu werden; Willisen hielt einen Kampf für unrathsam und beharrte in der nach-
4' ct theiligen Unthätigkeit. Endlich versuchte er mit einem Theil der Armee die vom
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Extrahierte Personennamen: Schwarzenberg
Extrahierte Ortsnamen: Braunschweigs Schleswig-Holstein Kurheffen Schleswig-
Holstein Schleswig Schleswig-Holstein Flensburg Schleswig Rendsburg
662
Die französische Revolution.
690. Kriegsbegebenheiten. Langsam und methodisch
rückte das preußisch - östreich. Heer unter Braunschweig über Lo-
pcignr. thringen der Champagne zu. Umsonst suchte Friedrich Wilhelm Ii.,
der sich nebst seinen beiden Söhnen bei dem Heere befand, den Herzog
zu einem schleunigen Zug gegen Paris zu bewegen. Dieser, an die
kunstgerechte und bedächtige Kriegsweise des 7jährigen Kriegs gewohnt,
vergeudete die Zeit mit der Eroberung unbedeutender Festungen und
betrat die Champagne in der ungünstigsten Jahreszeit, als die Wege
durch den Regen ungangbar geworden und der Genuß ungesunder
Nahrung und unreifer Früchte das Heer schwächte und aufrieb. Als
daher Dümourier das Argonner Wäldchen besetzte und Keller-
mann bei Valmy, unweit der catalaunischen Felder, wo einst die
Hunnenschlacht sich ereignet, mit Glück den Angriff der Feinde zurück-
schlug, gab man im preußischen Heere den Plan eines weiteren Vor-
dringens auf und schloß mit Dümourier einen Vertrag ab, der den
deutschen Truppen einen unangefochtenen Rückzug vergönnte. Hierauf
Nov. wandte sich Dümourier gegen das östreichische Heer in Belgien, ge-
wann die Schlacht von Jemappes und eroberte nicht allein die
ostreich. Niederlande mit Lüttich (wo das Volk, schon lange mit der
Regierung im Streit, sich gern den Kämpfern für Freiheit und Gleich-
heit anschloß), sondern er bemächtigte sich auch der Grenzfestungen
gegen Holland und bedrohte dieses Land mit ähnlichem Schicksal. Eben
so rasch und glänzend waren die Fortschritte der franz. Armee gegen
Sardinien, das sich den Feinden Frankreichs angeschlossen. Savoyen
und Nizza wurden mit leichter Mühe erobert und gleich Belgien und
dem linken Rheinufer als neue Departemente der französischen Republik
einverkörpert.
Diese Machtschritte des Convents, so tvie die Verbreitung der Rcvo-
lutionsideen durch Einführung republik. Verfassungen, durch Errichtung
von Jakobinerclubs und Freiheitsbäumen in den eroberten Ländern und
durch Aufrufe an die Unterthanen Monarch. Staaten, die neue Ordnung
der Freiheit und Gleichheit einzuführen, und endlich das Entsetzen der
curop. Mächte über Ludwigs Xvi. Ermordung führten eine gewaltige
Coalition unter Englands Panier gegen das republik. Frankreich
herbei. Das aristckrat. Großbritannien, die Niederlande, Preußen, Oest-
reich, das deutsche Reich, Italien und Spanien zogen aus, um in Frank-
reich die neuen Ideen zu unterdrücken, gleich gefährlich für Thron und
Altar, wie für die Vorrechte der privilegirten Stände. Die Völker begrüß-
ten anfangs mit Jubel die franz. Streiter, welche Befreiung von tausend-
jährigem Druck und Gleichheit aller Menschen verhießen, aber bald wur-
den sie von ihrer Begeisterung für die gepriesene Freiheit herabgestimmt, als
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Valmy Jemappes Jakobinerclubs Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Paris Belgien Niederlande Holland Sardinien Nizza Belgien Frankreich Niederlande Italien Spanien Frank-
Das republikanische Frankreich.
663
die Truppen von ihrer Habe zehrten und die Conventsglieder sich mit
ihrem Gute bereicherten.
Dümourier, den Ansichten der Girondisten huldigend, war mit dem Belgien,
wilden Treiben des Convents unzufrieden und zog sich daher bald den
Haß und Verdacht der herrschenden Demokratenpartei zu. Als Ver-
bündeter des Herzogs von Orleans, dessen Sohn Louis Philipp
(der jetzige König der Franzosen) sich bei seiner Armee befand, wurde
Dümourier anfangs von Danton gegen Robespierre, Marat u. a. Ja-
kobiner geschützt, als sich aber in der Nationalversammlung der Kampf
zwischen der Gironde und der Bergpartei heftiger gestaltete, ward auch
Dümouriers Stellung schwieriger. Conventsdeputirte überwachten den
General, untergruben sein Ansehen bei dem Heer und schalteten in
den eroberten Ländern eigenmächtig. Dieß war um dieselbe Zeit, als is.märj.
ein neues östreichisches Heer unter dem Prinzen von Koburg, dem
Clairfait und der Erzherzog Karl beigegeben waren, in den
Niederlanden erschien, die Franzosen an der Maas zurückdrängte und
Dümourier selbst bei Neer winden besiegte. Diese Niederlage schrieb
Dümourier hauptsächlich den Jacvbinern zu, weil sie das Heer ver-
führt, die Lieferungen der Kriegsbedürfnisse aus Gewinnsucht schlecht
besorgt, und ihm einen unfähigen Mitfeldherrn an die Seite gestellt
hätten. In seinem Verdruß gab er nicht undeutlich zu erkennen, daß
er auf den Sturz des Convents und die Wiederherstellung einer mo-
narchischen Verfassung, mit dem Herzog von Orleans oder dessen Sohn
als König, sinne. Der Convent, von allem unterrichtet, schäumte vor
Wuth; er setzte den General in Anklagestand und lud ihn zur Ver-
antwortung nach Paris. Aber Dümourier hatte durch den General
Mack bereits Unterhandlungen mit Clairfait eingeleitet. Er ließ daher
die Abgeordneten des Convents, die ihn nach Paris geleiten sollten,
verhaften und den Feinden ausliefern, dann begab er sich selbst mit
Ludwig Philipp und etwa 1500 Mann seiner Truppen zu Clairfait.
Dümourier, von dem Convent als Vaterlandsverräther geächtet, lebte fortan
bald auf dänischem, bald auf englischem Gebiet und starb vergcffen und verachtet
im Auslande.
Im Herbst war der Husaren-General Cüftine mit einem kleinen 1792.
Heer in die Rheingegenden eingefallen, hatte sich bei der obwaltenden Rhein-
Zwietracht der kleinen Fürsten ohne Mühe der Städte Speier, Worms
und Mainz bemächtigt und sogar Frankfurt besetzt und gebrandschatzt.
Die Bürgerschaft von Mainz, vom Kurfürsten, von den Domherren
und vom Adel verlassen und sich nach Befreiung von dem morschen
geistlichen Regimente sehnend, wurde leicht zum Anschluß an Frankreich
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Extrahierte Personennamen: Louis_Philipp Philipp Danton Karl Karl Dümourier Ludwig_Philipp Ludwig Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Belgien Niederlanden Paris Paris Rheingegenden Worms Mainz Frankfurt Mainz
672
Die französische Revolution.
1801.
1806.
1807.
1810.
Die
Rbeinge-
qenden.
1794.
April
1795.
(Direktorium) von 5 Personen als ausübender, und 2 Kammern als gesetzgebender
Macht errichtet. Napoleon stellte die alte Provinzialeintheilung wieder her und
änderte die Regierung und die gesetzgebende Macht, aber ein neuer Vertrag, wor-
nach ein stanz. Besatzungsheer von 18,000 Franzosen auf Kosten des Landes unter-
halten, ein eigenes Heer von 16,000 Mann aufgestellt und 5 Linienschiffe und
5 Fregatten ausgerüstet werden mußten, drückte hart auf das Land. Der Handel
nahm ab, die Colonien gingen verloren, das Land wurde verschuldet. Im Januar
1805 wurde S chimmelp en nink als Raths-Pensionair an die Spitze der aus-
übenden Macht gestellt und eine Landesrepräsentation mit der gesetzgebenden Gewalt
bekleidet. Aber schon im nächsten Jahr wurde Napoleons Bruder Ludwig Bo-
naparte zum König von Holland ernannt und die Repräsentanten auf 38 ver-
mehrt. Vliessingen und andere Orte kamen an Frankreich, dagegen wurde Oststies-
land nebst der Herrschaft Jever mit Holland verbunden. Nach einigen Jahren
entzweite sich Ludwig mit seinem Bruder und entsagte dem Thron, worauf die
Vereinigung Hollands mit Frankreich erfolgte. Ein neues Gesetzbuch,
die allgemeine Conscriptionspflichtigkeit, eine geheime Polizei und die Herab-
setzung des Zinses der Staatsschuld auf ein Drittel waren die Ge-
schenke des neuen Machthabers Napoleon.
§. 696. Ebenso erfolgreich waren die franz. Waffen am Rhein.
Im Oktober zogen sich die östreichischen und preußischen Truppen über
den deutschen Strom zurück und überließen das jenseitige Gebiet den
Feinden. Bald darauf knüpfte die preußische Regierung, mit den Vor-
gängen in Polen beschäftigt (§. 669), mit Frankreich Unterhandlungen
an, die den Frieden von Basel herbeiführten. In diesem wurde
nicht nur das linke Rheinufer nebst Holland den Feinden preisgegeben,
sondern auch durch Aufstellung einer Demarkationslinie das
nördliche, für neutral erklärte Deutschland von dem südlichen, wo der
Krieg fortdauerte, getrennt. Die Oestreicher dagegen setzten den Kampf
mit großer Anstrengung fort. Unter der Anführung der wackern Feld-
herren Clairfait und Wurmser widerstanden sie mit Erfolg den
franz. Heeren, die, im Vertrauen auf die Zwietracht der deutschen
Fürsten und die Feigheit und Verrätherei vieler Beamten und Befehls-
haber, den Rhein überschritten und am Main und Neckar Eroberungen
zu machen suchten. Nach Clairfaits Sieg bei Handschuchs-
heim über Pichegrü eroberten die Kaiserlichen das von den Franzosen
besetzte Heidelberg und nach einem furchtbaren mehrtägigen Bom-
bardement die feste Hauptstadt Mannheim, die der pfalzgräfliche
Befehlshaber Oberndorf bei der ersten Aufforderung mit den reichen
Vorräthen an Kriegsbedarf schmachvoll dem Feinde übergeben hatte.
Ein Theil der Stadt lag in Trümmern, als die Deutschen wieder
einzogen. Glänzende Proben eines ausgezeichneten Feldherrntalents legte
Erzherzog Karl, des Kaisers Bruder ab. Er schlug Iourdan in einem
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons Ludwig_Bo- Ludwig Ludwig Ludwig Napoleon Clairfaits Karl Karl Iourdan
Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Holland Frankreich Holland Hollands Frankreich Rhein Polen Frankreich Basel Deutschland Rhein Main Heidelberg Mannheim Oberndorf
Das französische Kaiserthum.
711
gekommen, wo man sich an das Volk selbst wendete; noch baute man
auf den Soldatenstand, dessen Ohnmacht doch schon längst zu Tage ge-
kommen; noch setzte man seine Hoffnung auf die Prahlereien eines ver-
alteten Junkerthums, das vor dem neuen Geist der Zeit die Augen ver-
schlossen hielt. Die Enttäuschung des Königs und seiner hochsinnigen
Gemahlin war schrecklich. Aber die Prüfungen der Noth blieben nicht
ganz fruchtlos.
§. 718. b) Jena. Indeß man in Berlin noch die letzte Ant-
wort von Frankreich erwartete, standen die franz. Truppen unter Na-
poleon und seinen kriegskundigen Marschallen schon im Herzen von
Thüringen und Sachsen, dessen Kurfürst sich nach einigem Sträu-
den an Preußen angeschlossen. Gleich das erste Treffen bei Saal-w. Oct.
seid, worin der tapfere Prinz Ludwig seinen Tod fand, entschied
wider die Preußen; aber schrecklich und verhängnißvoll war die Nieder-
lage des von dem alten Herzog von Braunschweig befehligten
Heers in der großen Doppelschlacht von Jena und Auerstadt. Sie w. Oct.
entschied über das Schicksal der Länder zwischen Rhein und Elbe. —
Jetzt schlug der frühere Uebermuth plötzlich in Kleinmuth um, und
die größte Plan- und Rathlosigkeit bemächtigte sich der Führer. Da
keine Vorkehrungen zu einem Rückzug getroffen waren, so trennten sich
die Heere in mehre Abtheilungen und wurden einzeln die Beute des
rasch vordringenden Siegers. (So Hohenlohe, der bei Prenzlow
gegen 16,000 Mann in französische Kriegsgefangenschaft lieferte). Die
Festungen ergaben sich mit solcher Eile, daß man bei vielen Befehls-
habern Verratb argwöhnte, weil die Muthlosigkeit und der gänzliche
Mangel an Selbstvertrauen unbegreiflich waren. 13 Tage nach der
Schlacht von Jena zog Napoleon in Berlin ein.
Schon 2 Tage nach der Schlacht siel Erfurt mit einer Besatzung von
8000 Mann in die Hände des Feindes; am 23. Oct. Spandau. Wenige Tage
später capitulirten die mit Mannschaft und Kricgsoorrath aufs beste versehenen
Festungen Stettin und Küstrin; und am 10. Nov. auch Magdeburg, das
Bollwerk des Reichs, mit einer Besatzung von 18 — 20,000 Mann. Nicht besser
erging es in Hannover. Nur Blücher rettete in den blutigen Kämpfen in
und bei Lübeck die preußische Ehre; doch konnte er die Erstürmung der schlecht
befestigten Stadt und die dadurch hervorgerufenen Gräuel eines siegestrunkenen
Heeres nicht hindern. — Auch Colberg, wo Schill, Gneisenau und der
wackere Nettelbeck jeden Kleinmuth fern hielten, widerstand muthvoll dem über-
mächtigen Feinde.
Von Berlin aus ließ Napoleon seine Machtsprüche ergehen, durch
die der Norden von Deutschland noch in größere Abhängigkeit kommen
sollte, als der Süden. Der bisher mit Preußen verbundene Kurfürst
von Hessen, der beim Anbruch des Krieges seine tapfere schlagfertige
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Hohenlohe Napoleon Schill Nettelbeck Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Jena Berlin Frankreich Sachsen Jena Rhein Kleinmuth Jena Berlin Erfurt Spandau Stettin Magdeburg Hannover Colberg Berlin Deutschland Hessen
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Neueste Geschichte.
kundigen Marschällen schon im Herzen von Thüringen und Sachsen,
dessen Kurfürst sich nach einigem Sträuben an Preußen angeschlossen. Gleich
10koí: das erste Treffen bei Saalseld, wo der tapfere Prinz Louis seinen Tod
fand, war den Preußen entgegen; aber schrecklich und verhängnißvoll war die
Niederlage des von dem alten Herzog von Braunschweig befehligten
14. Oce Heeres in der großen Doppelschlacht von Jena und Anerstädt. Sie ent-
schied über das Schicksal der Lander zwischen Rhein und Elbe. — Jetzt schlug
der frühere Uebermuth der Offiziere und Junker plötzlich in Kleinmuth um,
und die größte Plan- und Rathlosigkeit bemächtigte sich der Führer. Da keine
Vorkehrungen zum Rückzug getroffen waren, so trennten sich die Heere in meh-
rere Abtheilungen und wurden einzeln die Beute des Siegers. Der alte Fürst
von Hohenlohe, der nach tapferm Kampfe über Magdeburg nach Stettin
2z. Oct. Hetzen wollte, streckte bei Prenzlow die Waffen und lieferte 12,000 Mann,in
Kriegsgefangenschaft; die Festungen Erfurt, Magdeburg, Spandau,
Stettin u. a. ergaben sich innerhalb weniger Tage mit solcher Eilfertigkeit,
daß man bei vielen Befehlshabern Verrath argwöhnte, weil eine solche Muth-
losigkeit, ein so gänzlicher Mangel an Selbstvertrauen unbegreiflich schien.
Nur Blü cher rettete in den blutigen Kämpfen in und bei Lübeck die preußi-
sche Ehre, wenn er gleich die mit Gräueln begleitete Erstürmung der wenig be-
festigten Stadt nicht hindern konnte; und auch in Colberg widerstanden
Gneisenau und Schill (unterstützt von dem wackern Bürger Nettelbeck)
muthvoll dem übermächtigen Feind. 13 Tage nach der Schlacht von Jena zog
Napoleon in Berlin ein, und ließ von dort ans seine Machtsprüche ergehen.
Der Kurfürst von Hessen, der neutral bleiben wollte und seine schlagfer-
tige Armee dem Kampfe entzogen hatte, mußte Heer und Land dem Feinde
überlassen und als Flüchtling in der Fremde Schutz suchen. Er nahm seinen
Aufenthalt in Prag. Der schwerverwundete Herzog v on Braunschweig,
der nach der Schlacht von Jena auf einer Bahre in seine Hauptstadt gebracht
worden war, mußte auf dänischem Gebiet eine Zuflucht suchen, um ruhig ster-
den zu können. Jever und Ost friesland wurden mit Holland verbunden,
die Hansestädte wie auch Leipzig durch Wegnahme aller englischen Maaren und
durch schwere Kriegssteuern gedrückt und aus allen Gegenden Schätze der Kunst
und Wissenschaft und die Trophäen früherer Siege weggeführt. Nur dem
Kurfü r sien von Sachsen, dessen Truppen bei Jena mitgefochten, ließ Na-
,1 Dec. psleon Gnade widerfahren. Er setzte die kriegsgefangenen Sachsen in Freiheit
o 1806. und gewährte dem Kurfürsten einen günstigen Frieden, worauf dieser, mit dem
20. Dec. Königst itel geziert, gleich den übrigen sächsischen Herzögen, dem Rhein-
bund beitrat. Seitdem fühlte sich Friedrich August zu seinem und seines Vol-
kes Unglück durch die Bande der Dankbarkeit an den französischen Kaiser ge-
fesselt.
tz» 513. Der König von Preußen war nach Königsberg geflüchtet, wo
er umsonst Frieden zu erlangen suchte. Napoleons Forderungen stiegen mit sei-
nem Glück. In seiner Bedrängniß wandte sich Friedrich Wilhelm an seinen
Freund und Waffengenossen Alexander, der alsbald ein russisches Heer unter
Bennigsen und andern Führern nach Ostpreußen abschickte, um die Franzo-
sen vom Uebergang über die Weichsel abzuhalten. Da erließ Napoleon, angeb-
lich in Kos cius ko's Namen, einen Aufruf an die Polen, worin dieses
mißhandelte Volk aufgefordert ward, zum Kampf für Freiheit und Unabhän-
gigkeit auszuziehen. Bereitwillig brachten die Polen die größten Opfer und
verstärkten die Reihen der Franzosen mit ihren tapfern von Dombrowski
u. A. befehligten Kriegern. Unter dem Jubel des Volks zog Napoleon in
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Extrahierte Personennamen: Louis Hohenlohe Schill Bürger_Nettelbeck Napoleon Friedrich_August Friedrich August Napoleons Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Alexander Alexander Napoleon Dombrowski Napoleon