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1. Geschichte des Mittelalters - S. 130

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Anbruch der neuen Zeit. Ufer der „Erlöser-Insel" (San Salvador). Von diesem Augenblick an war er nach der Zusage der Königin Don Colon, Admiral und Vizekönig. 4. Die „Indianer" waren zutraulich wie Kinder. Als das Admiralsschiff an der Küste Kubas scheiterte, halfen sie die Schiffsgüter bergen; es fehlte kein Nagel. Nach einer Forschungsfahrt an den Küsten Kubas und Haitis, das er Espaüola, Klein-Spanien, hieß, kehrte der Admiral heim. Sevilla empfing ihn mit Glockengeläute und Kanonendonner, das Königspaar mit ausgesuchten Ehrenbeweisen. In Heller Entdeckerfreude schilderte er die Schönheit und Fülle der „Neuen Inseln", und golddurstige Abenteurer strömten herbei, um an der zweiten Reise teilzunehmen. Halmfrüchte und Haustiere, namentlich Hunde und Geflügel, wurden mitgenommen. * *Die rothäutigen Eingebornen der „neuen Inseln" wohnten in zeltartigen Hütten, die mit Stroh oder Palmblättern gedeckt waren; aus Mais, Maniok und Yamswurzeln bereiteten sie ihre Speise. Sie besaßen schon Wasserleitungen, kannten aber das Eisen noch nicht; mit Steinäxten und Messern aus Muscheln schnitzten sie Götzen und Hausrat. Gefäße machten sie aus Kürbissen, Stricke aus Agave-Fasern. Feuer erzeugten sie durch Drehung eines Stabes zwischen zusammengebundenen Hölzern; damit härteten sie die Spitzen ihrer Stäbe, ihrer einzigen Waffe, und höhlten Baumstämme zu Booten (Canoes) aus. Haustiere kannten sie noch nicht. Ihre Freude waren Waffentänze und der Fang von Enten und Papageien; die höher entwickelten Kariben trieben Menschenraub. Auf drei Reisen untersuchte Kolumbus Inseln und Küsten des Antillenmeeres. Er rechnete sie zu Indien oder zu Japan (Zipangu). Denn Altertum und Mittelalter hielten die Erdkugel für kleiner, als sie ist, Asien aber für so ausgedehnt, daß man seinen Ostrand etwa bei Kalifornien hätte erreichen müssen. So sah Eolumbus Cuba für Zipangu, die Kariben, einen Stamm von Menschenfressern, dessen Namen er falsch verstand, für Leute des Khans von China („Kaniben", woher Kannibalen kommt), und in einer Schar Flamingos, die ein Bogenschütze auf Cuba gesehen, „alle in weißen Gewändern bis zum Knie, ähnlich dem Ordenskleide des Schiffskaplans", wollte er Chinesen erkennen. Das Kap Magst war ihm das Alpha und Omega, Anfang und Ende der Welt, der Orinoko einer der vier Ströme des Para-

2. Geschichte des Mittelalters - S. 60

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Sachsen- und Franken-Kaiser. rechteckigen Hof. Der umzäunte Garten war voller Obstbäume; Wein baute man bis tief in den Norden. Im Walde mästete sich das Schwein; die Weide füllten Rinder, Ziegen, zahllose Pferde, den Hof das Hühnervolk und die Körbe der Bienen, deren Pflege man von den Slawen gelernt hatte. Auf Flüssen und Seen gedieh Schiffahrt und Fischfang. Nur der sonn- und festtägliche Kirchgang und etwa ein Gerichtstag gab Gelegenheit zu einer Geselligkeit, wobei der Becher eine große Rolle spielte. Gewerbe und Handel fehlten fast ganz: die nötigen Geräte fertigten die Männer, Schuhe und Kleider aus Linnen oder Wolle die Frauen und Mägde im Haus; auch königliche Frauen trieben mit Eifer weibliche Handarbeiten. Dann und wann brachte ein Krämer oder Spielmann Nachricht von den Ereignissen der Welt. Die Waffen ergriff der Bauer nur gegen heimische Friedensbrecher. * 6. * In diesen Friedenszeiten nahm die Bevölkerung rasch zu. Die Rodung, die für alle Raum und Nahrung zu beschaffen suchte, drang immer tiefer in den Wald ein; davon erzählen viele Ortsnamen mit den End- oder Stammsilben forst, holz, horst, loh; ferner rod, rad, raut in Thüringen und Franken, riet (rteb) in Bayern, rüti in der Schweiz; auf Rodung mit der Art deuten Namen auf schlag, hau, schnitt, auf Feuerrodung: brand, schwand. Anlagen auf Bergen und an Abhängen endigen auf berg, bürgel, bühl; min, scheid, Halden, roangen; solche am Wasser auf bach, beck, ach, born, bronn (brunn), furt; an Sümpfen: bruch, moor, moos, seifen. Im Stamm steckt oft der Name des Gründers oder Eigentümers, häufig der des Bischofs, der Abtei oder Kirche, deren Knechte die Siedelung an- □ gelegt, mit der Endung zell, zelle, kappel, kirch, Münster. □ Zum Schutze des Waldbestandes und zur Hegung des Wildes schlossen die Könige und die Großen umfangreiche „Forste" mit Gittern ein. In der unermeßlichen Waldeinsamkeit war das Hochwild noch zahlreich genug: Hirsch und Reh, Eber und Bär; den Biber jagte man, um mit seinem Fell die Kleider zu verbrämen. Die Wölfe waren immer noch nicht ausgerottet. * 7. * Unter den Großen standen jetzt die geistlichen dem König näher: sie waren seine Beamten und die verläßlichsten Stützen seiner Regierung; ihre Landgebiete, die aus frommen Stiftungen erwachsen waren, nahmen ungefähr die Hälfte Deutschlands ein. Aus den älteren Kirchenfürsten entnahm er seinen Kanzler; auch die Notare,

3. Geschichte des Mittelalters - S. 137

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Das Herzogtum Burgund. Vti 8s—9s. 137 noch die Steinkohlenlager, die man unter seinem Sohn auszubeuten □ begann. □ 2. Philipp den Guten überbot sein Sohn Karl der Kühne noch an Pracht und Hochmut. * *Rarl war klein, braun, häßlich; dabei mißtrauisch und grausam: die Stadt Lüttich, die sich gegen ihren Bischof, seinen Vetter, empört hatte, äscherte er planmäßig ein; die ©enter mußten auf den Knien rutschend dem thronenden Herzog ihre Privilegien überreichen, □ die er dann mit höhnischem Gelächter zerriß. □ Allmählich am Rhein aufwärts dringend, suchte er erfolgreich seine niederländischen mit seinen burgundischen Landen zu verbinden, das Kaiserreich Lothars von Meer zu Meer zu erneuern. Schon waren ihm die vorderösterreichischen Besitzungen verpfändet; sein zügelloser Vogt Peter von Hagenbach amtete in Breisach, bis ihn Abgesandte schweizerischer und österreichischer Städte richteten. Nun nahm der Herzog auch Lothringen an sich und zog gegen die Schweiz. Wortbrüchig ließ er die Besatzung der Feste Granson an Bäumen aufhängen oder im Neuenburger See ertränken. Darauf schlugen ihn die Schweizer und erbeuteten sein kostbares Lager samt seinem goldenen Thron; mit Hüten maßen sie sein Gold. Als er Murten berannte, jagten sie sein schönes Heer in den Murtener See. Dann Belagerte er die lothringische Hauptstadt Nanzig: Schweizer Söldner eilten ihr Zu Hilfe; der „Hasser gemeiner teutscher Nation" wurde erschlagen; nach zwei Tagen fand man seine Leiche, von Wunden und Wolfszähnen entstellt, in einem Sumpfe. 3. Um all diese Vorgänge kümmerte sich der Kaiser nicht. Friedrich Iii., der letzte Kaiser, der sich in Rom krönen ließ, verstand seine eigenen Angelegenheiten trefflich wahrzunehmen; er vereinigte wieder alle habsburgischen Länder. Dagegen kam er 27 Jahre lang nicht ins Reich; Vogelfang und die Pflege feiner Gärten füllten seine Zeit aus. * * Es focht ihn wenig an, daß das Deutschordensland an Polen verloren ging, Burgund sich auf Kosten des Reichs machtvoll ausdehnte. In Ungarn wurde Matthias Corvinus König; ihm fiel auch Böhmen zu; er eroberte Wien und hätte es zu seiner Hauptstadt gemacht, wenn nicht Friedrichs Sohn Maximilian ihn wieder ver- □ trieben hätte. □

4. Geschichte des Mittelalters - S. 24

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
24 Das Christentum und das Kaiserreich. Heeresversammlungen, die seit Pippin im Mai stattfanden (Mai-feld"), der Krieg und Frieden mitzuentscheiden. 3. Der König war der grte Grundbesitzer; alle Freien hatten ihre Gter von ihm zu Lehen. Aber er war auch der beste Landwirt seines Reiches. Die stattlichen Knigshfe mit ihren Stllen voller Pferde, schellenbehangener Rinder und Schweine, mit ihren Hhnern und Gnsen, Pfauen und Tauben, ihren Bienenstcken und Fisch-weihern, mit ihren Grten fr Blumenzucht, fr Obst- und Gemsebau, ihren Kellereien und Brauereien entwickelten sich zu Musteranstalten fr den Landbau, der immer tiefer in den Wald eindrang. Auf seinen Gtern, berall im Reich, erhoben sich ganze Drfer; der Meier, der auf dem Fronhof sa, zog von den freien oder hrigen Bauern den Zins an Korn, Wein und Schlachtvieh ein und berwachte die Fron-dienste, die sie als Landwirte oder Handwerker zu leisten hatten. 4. Karl hatte keine Hauptstadt. Abwechselnd hielt er Hof in den steinernen Herrenhusern seiner Hofgter, den Pfalzen (pala-tium), die mit Lauben, Obergeschossen und Nebengebuden von Holz ausgestattet waren: Attigny an der Aisne, Herstal an der Maas, am Rhein, der Hauptverkehrsader seines Reiches, Nimwegen und Ingelheim, Speier und Worms. Eine hohe- Gestalt von kraftvollem, ebenmigem Gliederbau, mit starker Nase und groen, freundlichen Augen, mit prchtigem Silber-haar um das schne Haupt, schritt er aufrecht einher in einfacher Linnenkleidung, die nur an Sonntagen kostbaren Schmuck zeigte; im Winter kam ein Zobel- oder Otterpelz hinzu. So lebte der Monarch in stetem Wechsel von Arbeit und Erholung, ein Feind aller Un-Migkeit und Ziererei, die er wohl auf der Jagd im Ardennerwald verhhnte. Ihn umgaben seine Hofbeamten und vor allem seine Angehrigen; nur im Felde speiste er ohne seine Kinder. Seine Tchter Rotraut, Berta, Rotheid sangen zu Laute und Harfenspiel, nahmen aber auch an den Jagden teil, auf denen neben Br, Eber und Luchs noch Wisent, Itr und Elen erlegt wurden. Knstler und Gelehrte verschiedener Lnder belebten die frnkische oder lateinische Unterhaltung. Der Hof war die Pflegesttte feiner Sitte, aber auch derberen Scherzes: ein riesiger Kriegsmann rhmte sich wohl, wie er im Krieg mit den Bhmen sieben oder acht von dem Wurmzeug" wie Lerchen auf die Lanze gespiet und herumgetragen: wei nicht, was sie dazu brummten".

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 7

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
Luthers Häuslichkeit. Die Not der Bauern. I 2s—3-2. 7 3. Der Bauernkrieg. 1. Dem machtlosen Kaiser gegenüber wurden die Landesfürsten immer mächtiger. Der Adel war verarmt, seitdem die Kreuzzüge und die „Romfahrten" aufgehört hatten. Die Ritter dienten den Fürsten und Städten, oder sie lauerten in Busch und Strauch (als „Heckenreiter", „Strauchdiebe") auf die „Eottesgabe" eines Warenzuges, um ihn „niederzuwerfen" und sich an Beute und Lösegeld zu erholen. Adel, Geistlichkeit und Städte aber schoben in den Einzelländern die Kosten der Staatsverwaltung, die Steuern, am liebsten auf den Bauernstand, der längst wehrlos geworden und in eine Art Leibeigenschaft gesunken war. An Rechtsprechung und Kriegspflicht, an Wald und Weide hatte er keinen Anteil mehr; zum Auswandern besatz er kein Recht, und es fehlte an Ländern zur Ansiedlung. Abgaben hatte er nicht nur an den Landesherrn zu entrichten: an den Herrn oder das Kloster, dessen Eigentum seine Felder waren, fiel die dritte Garbe der Ernte und beim Tode des „Grundholden" der „Sterbfall" oder das „Vesthaupt", das beste Stück des Nachlasses. Schwer lastete die Fronarbeit in Hand- und Spanndienst, schwerer noch der Wildschaden: der Bauer mußte als Treiber jagen helfen, durfte aber sein Feld nicht selber schützen gegen das Wild; der „Wilderer" wurde grausam gestraft, etwa gar auf einen Hirsch geschmiedet. Die Sommernächte hindurch mußten die Ärmsten wohl das Wasser im Burggraben peitschen, damit das Quaken der Frösche die Herrschaft nicht im Schlafe störe; in der Wutachgegend, im südlichen Schwarzwald, mutzten sie in der Erntezeit Schneckenhäuser suchen, auf die die Gräfin von Lupfen Garn winden wollte. Am meisten traf der Hatz des „gemeinen Mannes" die Geistlichkeit, der er von Halmfrüchten, Wein und Heu den Großen, von Vieh und Gartenfrüchten, Obst und Hanf den Kleinen Zehnten schuldete. *2. Und dabei lebte im Bauernstande noch die alte Kraft: in Scharen strömten die Bauernsöhne den „Fähnlein" der Fürsten und Städte zu, um als „fromme (d. h. tapfere) Landsknechte" zu dienen und Beute zu machen. Der Bürger wurde reich durch Handwerk und Handel; um an Glanz und Wohlleben hinter ihm nicht zurückzustehen, sog der Adel den hörigen Landmann immer schonungsloser aus. „Der Bauer ist an

6. Heimatkunde von Ostpreußen - S. 9

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
A. Samland. 9 Quadratmeters mit Zichtenzweigen oder Rohr eingezäunt, das eingezäunte Stück mit Lehm oder Moorerde belegt und darein ein Lergkieferpflänzchen setzt, vas ist freilich eine sehr mühsame Arbeit. Aber es ist auf diese Weise gelungen, den größten Teil der Dünen wiederum festzulegen. Ungefährliche Wanderdünen läßt man ungehindert fortschreiten, bis sie ins Haff stürzen und sich, wie der Nehrungsbewohner sagt, ersäufen. Die Kurische Nehrung wird von vielen Wandervögeln als Zugstraße benützt. Ihr weißer Streifen zwischen Haff und See gibt ihnen wohl die Flugrichtung an. Namentlich un- geheuere Krähenschwärme ziehen im herbste über sie hin. Oa die Nehrungs- bewohner an Fleisch keinen Überfluß haben, so fangen sie die Krähen mit Stell- netzen und oerzehren sie frisch oder eingesalzen, vie Nehrungsbewohner werden daher auch „Krähenbeißer" genannt, weil sie den gefangenen Krähen, um sie schneller zu töten, die Köpfe einbeißen. In Nossitten befindet sich eine Vogel- flbb. 10. Festgelegte Düne. warte, von der aus der Wanderzug der Zugvögel beobachtet wird. Die Be- wohner der Nehrung ernähren sich von Zischerei und Krähenfang, .fluch wird die Nehrung im Sommer oft von Ladegästen und Sommerfrischlern besucht. Die bedeutendsten Orte der Nehrung sind Sarkau mit vielen Flunderräuchereien, Rossitten, Nidden und Schwarzort. b) Das Landschaftsbild. Oer südliche Teil des Samlandes bildet ein Flachland mit fruchtbarem Loden. Nur an wenigen Stellen im Norden erhebt es sich zu mäßigen höhen. Oie bedeutendste von ihnen ist der Galtgarben. Er bildet den südlichen Eckpfeiler des nach Norden streichenden fllkgebirges. Nach Westen zieht ein Höhenzug, welcher seinen Abschluß im Großen Hausen findet. Mit ihm steht der lvachbudenberg in Verbindung, welcher den höchsten Punkt des Nordrandes der samländischen Küste bildet. Er fällt nach der See steil ab, während er nach dem Lande zu allmählich in die

7. Heimatkunde von Ostpreußen - S. 23

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
B. Litauen. 23 im Winter Handel und Mandel. Dann erst können die sonst von der Eutzen- weit abgeschlossenen Haffdörfer mit dieser in Verbindung treten. Sehr böse sieht es aber im herbst und Zrühling aus, wenn das zu schwache Eis nicht trägt und die Verbindung im Kcchn behindert. Oer Litauer nennt diese schlimme Zeit „Schaktarp". Oft dauert der Schaktarp wochenlang, so daß die Bewohner ihrer Beschäftigung nicht nachgehen können/ dann werden wohl die Nahrungsmittel knapp. Hunger und seuchenartige Krankheiten stellen sich auch wohl ein, und bei Todesfällen mutz die Leiche oft die gleiche Zeit über unbeerdigt im Hause bleiben. Besonders schön ist der Krühling- wenn das Eis flbb. 21. Litauisches Bauernhaus. aufgegangen ist, dann belebt sich die weite Sumpffläche mit Scharen von Kranichen, Reihern, Schnepfen und Kibitzen. Aus dem dunklen Waldrande tritt das scheue Reh hervor, und durch den Bruchwald schreitet über knackernde Zweige der mächtige Zürst des Wäldes, das Elentier. c) Die Bewohner. Die Litauer sind ein den alten Preußen in Sprache und Sitten stammverwandtes Volk. Es sind zumeist große und stattliche Leute mit blauen Kugen und blondem haar. Gegenwärtig beträgt ihre Zahl im preußischen Litauer nur noch etwa 90 000 Seelen. Sie wird immer geringer, so daß der litauische Stamm zu den aussterbenden Völkern gezählt werden muß. In einzelnen Gegenden hat sich die einstige Tracht des Volkes noch erhalten. Sie besteht bei den

8. Heimatkunde für die Provinz Rheinland - S. 86

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
86 Heimatkunde für die Provinz Rheinland. roten Ackerwinden, deren erste Pracht sich draußen auf den Kleeschlägen zeigt. Wer in früher Morgenstunde oder am späten Nachmittage vorsichtig durch die Fluren wandert, kann manchmal allerliebste Bilder tierischen Familienglückes beobachten. Die Ricke mit ihren weihgefleckten Kirchen, Fasanen und Reb- hühner, manchmal auch Wachteln mit ihren kleinen Hühnchen, Junghasen auf frischem Klee und manches andere mehr." 3. Erwerbsquellen. Oer durch den Schlamm des Rheines gedüngte, daher fruchtbare Loden erzeugt einen trefflichen Graswuchs, der noch durch das milde und regenreiche Klima an Üppigkeit gewinnt. Selbst im lvinter verlieren die weiten Wiesen kaum ihr grünes Aussehen. Sie gewähren einer Menge von Rindern das notwendige Futter, daher erweist sich hier die Viehzucht als lohnende Erwerbsquelle- ja in manchen Bezirken des Niederrheins, z. B. im Kreise Rees, bildet sie die Hauptbeschäftigung der Bewohner. Tag und Nacht bleibt das Vieh im Sommer auf der Weide. Tümpel und Teiche, die überall vorhanden, dienen ihm als Tränke. Da grasen vorzügliche Kühe, die täglich 20 I milch liefern. Dreimal am Tage kommen die Mägde mit dem sauber gescheuerten Milchkübel auf die Weide, um die Tiere zu melken. Neben dem Milchvieh beleben auch Mastvieh und Jungvieh die kaum absehbaren Wiesen- flächen. Die Milch wird tn den Molkereien zu Lutter, in den großen Käsereien, die das Eigentum von Käsereigenossenschaften sind, zu dem weit und breit geschätzten „Holländer" und „Edamer" verarbeitet. Neben der Viehzucht bringt der Ackerbau reichen Gewinn, besonders Kohl, Weizen und Zuckerrüben ge- deihen in dem schweren Loden gar trefflich, ja sogar die Tabakpflanze wird am Niederrhein zwischen Tanten und Emmerich in großen Mengen angebaut. Um die gegen Wind sehr empfindlichen Pflanzungen zu schützen, werden sie mit Hecken umzäunt. Die pflanze erreicht etwa Manneshöhe und besitzt lange, breite Blätter, die den Tabak liefern. Levor der Bauer mit der Ernte beginnen kann, wird durch einen Steuerbeamten die Pflanzung abgeschätzt und die Steuer festgesetzt, die der Bauer zu zahlen hat. Alsdann kann die Ernte beginnen. Die Blätter werden vorsichtig abgebrochen, in der Mittelrippe gespalten und auf Stangen geschnürt, um sie zum Trocknen aufzustellen. Während des Trocknens erhält das Blatt eine braune Farbe. Die Blätter werden alsdann in Bündel gebunden und in die Tabakfabriken geschickt. Die Städte O u i s - bürg, Mülheim a. b. Ruhr, ©rsoy, Wesel, Rees, Emmerich und Eleve besitzen solche Fabriken. Die besten Blätter werden hier zu Zigarren zusammengerollt, die andern zu Rauchtabak zerschnitten. Außer Viehzucht und Ackerbau muß auch der am Niederrhein eifrig betriebene Fischfang Erwähnung finden. Durch den regen Schiffsverkehr und die Verunreinigung des Wassers hat allerdings der frühere Fischreichtum bedeutend abgenommen- doch erweist sich der Lachs- oder Salmfang auch heute noch als sehr ergiebig. Zwar muß auch hier die Erhaltung der Lachseier künstlich geschehen. In besonderen An- stalten werden die Eier ausgebrütet. Die Jungbrut wird dann in Nebenbächen des Rheines ausgesetzt. Zwei bis drei Jahre bleiben die jungen Tiere in diesen,

9. Bd. 2 - S. 175

1883 - Leipzig : Engelmann
§. 085. von der Reformation bis zum Zeitalter Ludwigs Xiv. 175 ist, zu bekämpfen und Armuth und Bescheidenheit zu preisen. Heftiger in seinen Angriffen, aber weniger vollendet in Form und Darstellung ist Erasmus Alberus, Erasmus der in seinen Fabeln eben so gegen Ablaßhandel, Klerus und Papstthum- wie gegen 11533. ‘ Wiedertäufer, Schwärmer, Sectirer und das Interim eifert. — Mehr aufs Weltliche und auf den Staat gerichtet erscheint die Satire in dem der griechischen Batracho-myomachie (§. 70) nachgebildeten Froschmäusler des Georg Rollenhagen (aus £2-1609 i dem Brandenburgischen). Sein Vorbild ist der Reinecke Fuchs und seine Absicht, mit : Lachen die Wahrheit zu sagen. Bröseldieb, der Sohn des Mäusekönigs Parteckfrefser, kommt an den Hos des Froschkönigs i Sehbolt Bausback, wird freundlich aufgenommen, erzählt den Fröschen Mancherlei vom Treiben I der Mäuse und läßt sich von den Fröschen erzählen. Bei einer Wasserfahrt auf dem Rücken des ! Froschkönigs kommt Bröseldieb ums Leben, was einen blutigen Krieg zwischen den Mäusen und Fröschen verursacht. Das Gedicht ist in drei Bücher getheilt. In dem ersten erzählt die Maus, | wie es in ihrem Staat zugehe, und scheint die Lehre begründen zu wollen, daß Alles seine natür-I liehen Feinde habe. In dem zweiten werden an die Fabel vom Könige der Frösche Unter« | suchuugen über die Vortheile der Republik, Aristokratie und Monarchie angeknüpft und dabei gelehrt, wie nothwendig es sei, den Storch (Kaiser Karl V.) und den Beißkopf (den Papst) fern zu halten. Das dritte behandelt das Kriegswesen in der epischen Darstellung der Kämpfe zwischen den Fröschen und Mäusen. — Anfangs mehr in der Art eines Thierepos gehalten, mit j treuem Anschmiegen an die Natur, nimmt das Gedicht im Verlauf immer mehr den Charakter | einer Satire an. Auch die Sammlungen deutscher Sprichwörter durch Johann Agricola, ”9^° den Mitverfasser des Interims (tz. 607), und durch S eb. Fran ck aus Donauwörth, Seb. Frans j einen vielseitigen Schriftsteller und Geschichtschreiber von Wiedertäuferischen Ansichten, f 1545’ j gehören in die Klasse der Volksliteratur dieser Zeit. Ihren Fußtapfen folgte der Heidel- - berger Jul. Wilh. Zinkgres durch seine Sammlung deutscher Witzreden, Sentenzen | und Anekdoten („Apophthegmata, scharfsinnige Sprüche der Deutschen"), die von Opitz ihrer vaterländischen Tendenz wegen gepriesen wurden. Auch als lyrischer Dichter - hat sich Zinkgref durch seine Lieder ausgezeichnet. §. 685. Religiöse Richtung der Literatur. Luthers Einfluß, i Die Volksliteratur mit ihrer derben Sprache, ihren formlosen Versen (Knittelversen) | ohne Silbenmaß, ihrem satirischen Muthwillen fand ihren Abschluß mit der Begründung | der Reformation in der zweiten Hälfte des sechszehnten Jahrhunderts. Durch diese I Begebenheit wurde der Sinn der Menschen mehr auf das Kirchliche und Religiöse ge-[ lenkt; der Volkshumor, der sich besonders gegen die vornehmen Stände, gegen Adel und j Klerus gewendet hatte, verlor seine Unbefangenheit und Naivetät und überließ dem i ernsteren Zeitgeiste das Feld. In der Wissenschaft wie in der Dichtkunst trat das ] Religiöse in den Vordergrund. Luther selbst bahnte den Uebergang. Eine aposto-\ Iifche Natur von volkstümlicher Kraft und Beredsamkeit hat er sowohl in seinen prosaischen Schriften (Streit- und Flugschriften, Predigten, Tischreden u. dgl.) und in seiner »Übersetzung der Bibel (§. 573), als auch in seinen Kirchenliedern ganz und gar $ Form und Charakter der Volksliteratur beibehalten, aber zugleich das religiöse Element als das Gebiet der schriftstellerischen Thätigkeit aufgestellt, und da er für die nächste I Folge in Allem Muster und Vorbild war, so kam die Dichtkunst wieder größtentheils in | die Hände der Geistlichkeit oder doch unter den Einfluß der Kirche und Religion. Die I Lyrik wendete sich fast ausschließlich dem Kirchenlied zu, das nunmehr den Meister» I gesang in sich aufnahm und das leichtfertige Volkslied verdrängte. Ueber ein Jahr-I hundert dichtete man im protestantischen Deutschland, wo die Bildung hauptsächlich ihren 1 Sitz hatte. geistliche Lieder zum Theil von großer Innigkeit und religiöser Wärme, !l meistens mit Benutzung der Psalmen des Alten Testaments und älterer Kirchengesänge, mitunter auch aus unmittelbarer religiöser Begeisterung. Zu den berühmtesten Dichtern solcher kirchlichen Lieder gehörten im protestantischen Deutschland Paul Gerhard und

10. Für die Oberstufe - S. 8

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
8 Heimatkunde von Pommern Ii. atlantisches Klima stellte sich ein, das nach dem Wiederauftauchen von Dänemark in ein rauhes, feuchtes, subatlantisches überging. Oer vom Meere freigewordene Boden erhielt eine Pflanzendecke. Algen, Moose und Schilf im stehenden Wasser trugen zurentstehung dermoore bei. 5luf den Hochflächen und dem vom Sande be- deckten Lande entstand der Urwald, den später zuerst die deutschen Ansiedler lichteten. Aber alle Ittoore sind noch nicht trocken gelegt wor- den; sie machen auch noch heute einzehntel derpro- vinz aus(Leba-,Grabow- tal-, Kolberger-, Ran- dow- und peenemoor). Was für Tiere früher in Pommern lebten, haben die Torfmoore ans Ta- geslicht gebracht, in denen sich Überbleibsel der ältesten Land- tiere fanden. Es sind das Renn- tier, das Torf- schwein, der Ur, der Biber, das Wildpferd, der Bär, der Elch, der Riesenhirsch, das Mammut und der Edelhirsch. Hiic diesetieregibtes hier nicht mehr,- nur der Edelhirsch findet sich noch in unsernkorstenund Abb. 6. Aus der Steinzeit. 1. Steinkistengrab von Stolzenburg. 2. Angelhaken hphniin+pt fpincrt von Unochen aus Ur. Rummelsburg. 3. Seuerstein-Speerjpitze aus persanzig. veyaupiei |eirit:n 4. Feuersteindolch aus Kr. Ückermünde. 5. Steinbeil aus Kr. Greifenhagen. Pictt$ als Köllig des Waldes. Zu welcher Zeit der M e n s ch seinen Einzug in unser Heimatland gehalten hat, kann man nicht mit Bestimmtheit sagen. Wahrscheinlich ist es einige Jahrtausende vor Ehristo gewesen, in der sogenannten Steinzeit. Man kann
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