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schof von Trier zu den Unzufriedenen, und bewirkte, daß diese
den König von Caftilien
Alfons 10. wählten, der den Beinamen des Weisen
führte, weil er in der Sternkunde wohl erfahren war. So
hatte Deutschland also wieder zwei Herren, die aber auch so
wenig für dies damals recht unglückliche Land thaten, wie frü-
herhin Conrad 4. und Wilhelm. Richard ist zwar drei Mal
nach Deutschland gekommen, reiste aber immer bald wieder
nach England zurück, und Alfons ließ sich in Deutschland nie
sehen. Daher wird auch die Zeit von Friedrichs 2. Tode bis zum
Tode Richards das Interregnum genannt, weil die Deut-
schen von 1250 an so gut wie gar keinen König hatten. Ri-
chard starb endlich 1272. Nach Alfons fragten die Deutschen
gar nicht mehr, und schritten gleich zu einer neuen Wahl.
Dabei mußte mit größerer Vorsicht zu Werke gegangen
werden, als bisher, wenn man dem armen Deutschlande helfen
wollte. Man bedurfte eines Mannes, der Kraft, Muth und
Festigkeit genug besaß, die an Unordnung und Räubereien ge-
wöhnten Edelleute zur Pflicht zurückzuführen, aber dabei doch
selbst nicht allzu mächtig war, damit er nicht die mächtigen
Herzoge unterdrücke. Einen solchen Mann glaubte man an dem
frommen Grafen
Rudolph von Habsburg gefunden zu haben. Be-
sonders empfahl ihn Werner, Erzbischof von Mainz, der ihn
genau kannte. Als nämlich dieser Werner nach Rom reisen
mußte, um sich von da den Erzbischofs-Mantel zu holen, und
durch die Schweiz ging, bat er den Grafen, ihm bis an die
Gränze Italiens das Geleite zu geben, weil es damals höchst
unsicher zu reisen war. Rudolph that das gern, und als sie
sich wieder trennten, schüttelte ihm Werner dankbar die Hand,
und sprach: „wollte Gott, Herr Graf, daß ich noch so lange
lebte, bis ich euch den mir geleisteten Dienst vergelten kann!"
Sein Wunsch wurde jetzt erfüllt. Alle Fürsten stimmten ein,
und sogleich wurde eine Gesandtschaft an Rudolph abgeschickt.
Dieser belagerte gerade die Stadt Basel, als die deutschen
Herren in seinem Lager erschienen, ihm die auf ihn gefallene
Wahl meldeten, und ihn einluden nur recht geschwind nach
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Extrahierte Personennamen: Alfons Conrad Wilhelm Alfons Friedrichs Richards Alfons Muth Rudolph_von_Habsburg Werner Werner Rudolph Werner Graf Rudolph
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland England Deutschland Friedrichs Mainz Rom Italiens Basel
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los. Ottokar stand jenseits der Donau, und hielt sich hier ganz
sicher. Aber plötzlich sah er zu seiner großen Bestürzung das
kaiserliche Heer über den reißenden Strom setzen. Das brachte
ihn so aus der Fassung, daß er um Frieden bat, und die unrecht
besessenen Lander herauszugeben versprach. Rudolph willigte
gern ein, und Ottokar bat fußfällig um Verzeihung und hul-
digte.
Aber dem wilden Könige war nicht zu trauen. Darum
behielt der Kaiser einen Theil des Heeres beisammen. Es zeigte
sich auch bald, wie weise dies gewesen war. Denn schon ein
Jahr nach jenem Frieden stand Ottokar wieder gegen den Kai-
ser auf. Schnell war dieser wieder da, setzte über die Donau,
und griff den König, ob dieser gleich ein weit größeres Heer
hatte, bei Cistersdorf auf dem Marchfelde einige Meilen
von Wien, an, 1278. Rudolph gerieth in dieser Schlacht in
große Lebensgefahr. Ottokar hatte einen starken und tapfern
Polnischen Ritter vermocht, den Kaiser in- der Schlacht aufzu-
suchen und umzubringen. Der Pole erreichte ihn auch, griff
ihn wüthend an, und stieß sein Pferd nieder. Rudolph wäre
^ verloren gewesen, hätte er sich durch seinen Schild nicht vor dem
Zertreten geschützt. Endlich gelang es ihm, sich unter dem ge-
tödteten Pferde hervorzuarbeiten, und hieb sich nun so lange
mit dem Polen herum, bis ihm die Seinigen zu Hülfe kamen.
So errettete die Vorsehung den braven Kaiser. Anders ging
es mit Ottokar. Rudolph hatte seinen Rittern ausdrücklich
befohlen, seines Feindes zu schonen. Dennoch jagten zwei Rit-
ter auf ihn los, stachen ihm sein Pferd nieder, und da er um
sein Leben flehte, rief der Eine; „du hast mir einst meinen
Freund ohne Schuld getödtet: darum mußt du jetzt sterben."
So durchrannte er ihn mit dem Schwerte, während der Andre
ihm einen Hieb in den Hals versetzte. Dies war Ottokars
Ende; sein Grabmahl ist noch in der erzbischöflichen Kirche von
Prag zu sehen. Nach dem Siege fanden Rudolphs Leute un-
ter den Leichen auch jenen Polen, zwar noch lebend, aber fürch-
terlich zugerichtet. Sie fragten Rudolph, ob sie den Schelm
nicht vollends tobten sollten. „Das wolle Gott verhüten!" ant-
wortete der Kaiser, „es wäre doch Schade, wenn ein so tapfrer
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Ritter sterben sollte." Darauf ließ er ihn sorgfältig pflegen,
und schickte ihn dann in sein Vaterland zurück. So wissen
sich edle Menschen zu rachen! Auch gegen die Söhne Ottokars
zeigte sich Rudolph großmüthig. Er belohnte sie mit dem Erd-
reiche ihres Vaters, und nahm ihnen nur die von diesem un-
recht erworbenen Länder. Oestreich gab er seinen beiden Söh-
nen Albrecht und Rudolph, und wurde dadurch der Stamm-
vater des östreichischen Hauses.
Darauf reifte Rudolph umher, hielt mehrere Reichstage,
und ließ in verschiedenen Gegenden den Landfrieden beschwören.
Dennoch hörten viele Ritter nicht auf, von ihren Raubschlössern
aus die Ruhe des Landes zu stören. Einer der ärgsten war
Graf Eberhard von Würtemberg, der den Wahlspruch
hatte: Gottes Freund, aller Welt Feind! Er konnte nicht ver-
gessen, daß Rudolph sonst seines Gleichen gewesen war, und
wollte ihm nicht gehorchen. Aber Rudolph wußte sich Gehor-
sam zu verschaffen. Er belagerte Stuttgard so lange, bis Eber-
hard gute Worte gab, und Ruhe zu halten versprach. Außer-
dem zerstörte der Kaiser eine Menge von Raubschlössern; in
einem Monate einmal 66. Die Uebelthäter ließ er nach Erfurt
bringen. Hier wurden die Edelleute enthauptet, die Knechte
aber aufgehenkt. Das machte Eindruck.
Von seiner Klugheit erzählt man folgendes Beispiel. Als
er einst in Erfurt war, trat ein Kaufmann aus Lübeck vor ihn,
und klagte gegen einen Gaftwirth von Erfurt, d-em er einen
Beutel mit Gold zur Verwahrung gegeben habe, und der nun die
ganze Sache ableugne. Rudolph ließ den Beklagten holen,
befragte ihn, und erhielt die Versicherung, daß er von keinem
Beutel wisse, und der Kaufmann ein Lügner sey. Allein den
Kaiser tauschte er nicht; der durchschaute den ganzen Betrug.
Wie von ungefähr sagte er während des Gesprächs zum Gaft-
wirthe: „sieh! du Haft ja an deinem Gürtel einen köstlichen
Beutel hängen! Laß doch einmal sehen!" Sogleich nahm ihn
der Gaftwirth ab, überreichte ihn dem Kaiser, und bat diesen,
ihn doch als Geschenk anzunehmen. Rudolph hatte nur etwas
von dem Manne in Händen haben wollen. Er nahm einen
Vorwand hinauszugehcn, und sandte einen Diener zur Frau des
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aus. ,-Das Maaß seiner Frevel ist voll," nef er, ,,Gott ver-
stößt ihn von seinem Angesichte, und nimmt ihm die Königs-
und Kaiserkrone." Dann drehten Alle, zum Zeichen der Ver-
wünschung, die brennenden Kerzen um, die sie in der Hand tru-
gen, und löschten das Licht aus. Taddeo aber schlug sich im
tiefen Schmerze an die Brust, und rief: „dies ist ein Tag des
Wehs und des Jammers l" So verließ er den Saal. Als
Friedrich erfuhr, daß man ihn entsetzt habe, warf er einen fin-
stern Blick über die ihn gerade umgebende Menge hin, und
sprach: „so hat mich denn dieser Papst in seiner Synode ver-
worfen; er hat mich meiner Krone beraubt. Geht und bringt
mir meine Kleinodien." Aus der ihm dargereichten Schachtel
nahm er eine der Kronen, setzte sie sich aufs Haupt, und rief,
sich mit drohendem Blicke erhebend: „nein! noch ist sie nicht
verloren, meine Krone! und ehe ich sie hingebe, müssen noch
Ströme von Blut fließen."
Leider gingen auch diese Worte in Erfüllung; denn der
Papst zettelte überall gegen Friedrich Empörungen an, und
Friedrich schlug dagegen wacker darein. Auf Innocenz Betrieb
wählten viele deutsche Fürsten 1246 einen andern König, Hein-
rich Raspe, Landgrafen von Thüringen. Dieser brave Mann
nahm die ihm dargebotene Krone nur ungern an, und machte
sich so viele Gewissensbisse, nachgegeben zu haben, daß er schon
im folgenden Jahre starb- Darauf wurde von Friedrichs Fein-
den der Graf Wilhelm von Holland gewählt, ein Mann
von weniger Kraft. Wahrend sich Conrad, Friedrichs Sohn,
mit ihm und seiner Parthei tapfer in Deutschland herumschlug,
hatte Friedrich mit den Lombarden alle Hände voll zu thun.
Aber diese Kriege waren es weniger, die seinen hohen Geist
beugten, als nagender Herzenskummer. Die Einwohner von
Bologna hatten seinen liebsten Sohn, E n z i o, gefangen genom-
men, und weigerten sich hartnäckig, ihn jemals wieder frei zu
geben. Auch ist er wirklich in der Gefangenschaft, erst'nach
22 Jahren, gestorben. Ferner wurde ihm sein Geheimschreiber
und vieljähriger Freund, Peter de Bin eis, untreu, und gar
über dem Versuche betroffen, seinen Herrn zu vergiften. Das
alles beugte ihn so tief, daß er sich recht ernstlich nach der
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich_Empörungen Friedrich Friedrich Friedrich Innocenz_Betrieb Innocenz Friedrichs Friedrichs Wilhelm Conrad Friedrichs Friedrich Friedrich Peter_de
Extrahierte Ortsnamen: Holland Friedrichs Deutschland Bologna
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solchen Scherzen war der gute Rudolph ein großer Freund. Er
konnte auch heiter und fröhlich seyn, da er immer ein gutes Ge-
wissen hatte.
Kurz vor seinem Ende hatte er noch eine bittere Kränkung.
Er hätte sehr gern gesehen, daß sein Sohn Albrecht ihm auf dem
Kaiserthron nachgefolgt wäre, und äußerte auch gegen die Für-
sten diesen Wunsch. Aber diese schlugen es ihm ab, vielleicht
weil ihnen Rudolphs Haus schon zu mächtig schien. Mißvergnügt
verließ er Frankfurt, wo er den Reichstag gehalten hatte, und
starb gleich darauf, 1291, in Germersheim. Ein zu seiner Zeit
lebender Geschichtschreiber sagt von ihm: „fein Ruhm verbreitet
Furcht und Schrecken über die ungerechten Großen, und Freude
über das Volk. Wie Licht auf Finfterniß, so folgt Ruhe und
Friede auf Krieg und Zerrüttung. Der Landmann nimmt wie-
der den Pflug zur Hand, der lange Zeit ungenutzt im Winkel
lag. Der Kaufmann, der aus Furcht vor Räubern zu Hause
blieb, durchreist jetzt das Land mit größter Sicherheit, und die
Räuber und Bösewichter, die vorher ungescheut herumschwärm-
ten, suchen sich in wüsten Gegenden zu verbergen." Ein schö-
nes Lob! und noch lange vor seinem Tode war es zum Sprich-
wort geworden, daß man von dem, der sein Wort brach, zu sa-
gen pflegte: „der hat Rudolphs Redlichkeit nicht!"
Nach seinem Tode wurde Graf Adolph von Nassau
zum König gewählt, ein tapfrer Ritter, aber ein schlechter Kai-
ser; denn es fehlte ihm eine Eigenschaft, ohne welche ein Kaiser
damals nicht bestehen konnte: das Ansehen. Ec war so arm,
daß er nicht einmal die Kosten seiner Krönung bezahlen konnte.
Viel Gutes ist von ihm nicht zu erzählen. Zu seiner Zeit regierte
in Frankreich König Philipps, und in England König E-du-
ard 1., Eduard wollte mit Philipp einen Krieg anfangen. Das-
selbe wollte auch Adolph, weil Philipp einige Länder jenseits des
Rheins, die eigentlich zu Deutschland gehörten, an sich gerissen
hatte. Eduard und Adolph schlossen daher ein Bündniß, und
jener zahlte diesem eine beträchtliche Summe, um ein Heer aus-
zurüsten. Indessen redete der Papst zum Frieden, so daß aus
dem Kriege nichts wurde. Dennoch behielt Adolph das Geld,
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Extrahierte Personennamen: Rudolph Albrecht Albrecht Rudolphs Adolph_von_Nassau Philipps Philipps Eduard Eduard Philipp Philipp Adolph Philipp Philipp Eduard Eduard Adolph Adolph
Extrahierte Ortsnamen: Frankfurt Germersheim Frankreich England Rheins Deutschland
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57. Alb recht 1. 1298—1308. — Der Schweizer-
bund 1307.
Nach Adolphs Fall wurde Al brecht 1. König der Deut-
schen. Die Tugenden seines trefflichen Vaters Rudolph hatte
ec nicht geerbt; ec war im Gegencheile hart, ungerecht und län-
dersüchtig; daher war auch ihr Schicksal so ganz verschieden.
Seine ganze Regierung schaute er überall in Deutschland um,
wo er wohl mehr Land erwerben könnte; aber es wollte ihm
damit nicht gelingen, und endlich überraschte ihn der Tod mitten
unter seinen ehrgeizigen Entwürfen, die er besonders in der
Schweiz auszuführen gedachte.
Die Schweiz gehörte damals zu Deutschland. Die meisten
Städte waren freie Reichsstädte, d. i. sie wurden von ihren
Magistraten regiert, und standen unmittelbar unter Kaiser und
Reich. Derselbe Fall war mit den sogenannten drei Waldstäd-
ten Schwyz, Uri und Unterwalden. Hier hatte jeder
Familienvater seine Stimme, und an ihrer Spitze stand der
Landamman. Nur wenn sich wichtigere Vorfälle ereigneten,
sandte ihnen der Kaiser einen Vogt, der aber nach ihren Ge-
setzen richtete, unter denen sie bis dahin froh und frei gelebt
hatten. In den übrigen Theilen der Schweiz dagegen hatten
einige Grafen Besitzungen. Der reichste unter ihnen war der
Graf von Habsburg, jetzt König Albrecht. Aber seine Güter
lagen zerstreut. Darum ließ er den Waldstädten sagen, sie wür-
den wohl thun, wenn sie sich seinem Schutze unterwürfen Ihm
zu widerstehen wären sie doch zu schwach. Er wollte sie aber
lieber zu seines Hauses lieben Kindern haben, weil er von sei-
nem Vater her schon tpisse, daß sie ein tapferes Volk wären,
und solche Leute liebe er. Hierauf antworteten sie: „sie wüßten
recht wohl, daß der selige König ihnen ein guter Vogt gewesen
wäre; aber sie liebten den Zustand ihrer Vorfahren, und woll-
ten dabei bleiben. Darum bäten sie um Bestätigung ihrer Frei-
heiten.^ Auch schickten sie Werner, Freiherr von Attinghausen,
Landammann von Uri, an den König, ihre alten Rechte sich be-
stätigen zu lassen. Aber Albrecht hatte keine Zeit dazu, war
auch übel zu sprechen. Dagegen schickte er ihnen, um sie seinen
Unwillen fühlen zu lassen, zwei stolze, gefühllose Vögte ins Land,
Röss. Weltgesch. n. Th. 7
/
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Extrahierte Personennamen: Rudolph Graf_von_Habsburg Albrecht Albrecht Werner Albrecht Albrecht Röss
Extrahierte Ortsnamen: Deut- Deutschland Deutschland Schwyz Unterwalden
100
durchs Herz. Die Verschwornen blieben ruhig, und warteten
den Isten Januar ab.
Als der Morgen dieses Tages graute, überraschten sie die
Burg Laudenbergs durch Schnelligkeit und List, und gaben
dann durch Feuer, welche schnell auf den Gipfeln der Berge
angezündet wurden, den Freunden vom Gelingen des Unterneh-
mens Nachricht. Landenberg wagte nicht, Gewalt zu brauchen.
Er floh, wurde aufgefangen, aber ungekränkt über die Gränze
gebracht, nachdem er geschworen hatte, nicht wieder zu kommen.
König Albrecht war, als dies geschah, auf seinen Gütern
in der Schweiz, und gedachte, die ungehorsamen Bauern leicht
zu züchtigen. Aber sein Ende verhinderte dies. In seinem Ge-
folge war Johann von Schwaben, späterhin Parricida
genannt, seines verstorbenen Bruders einziger Sohn. Er war
bereits volljährig, konnte aber von dem ländergierigen Oheim
nicht erlangen, daß er ihm die vom Vater hinterlassenen Gü-
ter überantwortete. Jetzt sah Johann die ihm vorenthaltenen
Güter mit eigenen Augen, und sein Unwille loderte heftiger
auf. Alle Unzufriedene sammelten sich um ihn, und reizten ihn
noch mehr gegen der König. Noch einen Versuch der Güte
wollte Johann machen. Zwei Bischöfe legten auf seine Bitte
sein Anliegen dem Könige vor; dieser aber antwortete: er möchte
sich gedulden, bis er von seiner Reise zurück sey. Johann ging
murrend aus dem Zimmer. Albrecht rief ihm nach, er solle
hundert der besten Rosse und Leute zu seiner Führung auswäh-
len. Johann schwieg. Als sie an demselben Tage bei der Ta-
fel saßen, brachte ein Junker Mayenkränze; so war es am isten
May gewöhnlich. Der König suchte den besten aus, und legte
ihn seinem Neffen auf den Teller, und sprach: „sieh, lieber
Vetter, so etwas paßt sich für dich." — Johanns Augen füll-
ten sich mit Thränen. Nachmittags, als Albrecht seiner Gattin
entgegen ritt, und dabei auf einem Kahne über die Aar setzen
mußte, wußten Johann und seine Mitverschwornen — Walther
von Eschenbach, Rudolph von Balm, Rudolph von Wart
und Conrad von Tegerfeld — cs so einzurichten, daß der
König mit ihnen allein zuerst überfuhr, und die andere Beglei-
tung jenseits zurückblieb. Dann sielen sie plötzlich über ihn her.
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Extrahierte Personennamen: Landenberg Albrecht Albrecht Johann_von_Schwaben Johann Johann Johann Johann Johann Albrecht Johann Johanns Johanns Albrecht Johann Johann Walther
von_Eschenbach Rudolph_von_Balm Rudolph_von_Wart Conrad_von_Tegerfeld
104
Geistlichkeit und vom Papste für aufgehoben erklärt, und ihre
Güter wurden eingezogen. Fünfzehn Tausend Ritter wurden auf
diese Weise unglücklich gemacht. Auch in den meisten andern
Ländern folgten die Könige dem Beispiele Philipps, und zogen
die Güter des Ordens ein. Unter denen, welche Philipp verbren-
nen ließ, war auch der Großmeister des Ordens, der ehrwürdige
Jacob Molai. Als er auf dem Scheiterhaufen stand, und
oben die Flammen emporloderten, rief er laut: „o es giebt im
Himmel einen gerechten Richter, den der Unterdrückte nicht ver-
gebens anrufen darf. Vor diesen fordere ich dich, o Papst, bin-
nen 40 Tagen. Und du, Philipp, o mein König! wie gern ver-
ziehe ich dir! aber vergebens. Dein Leben ist verwirkt. Vinnen
Jahresfrist finde ich dich vor Gottes Thron." — So war es
auch. Der Papst starb noch eher, als die 40 Tage verlaufen wa-
ren, und nach einem Jahre ging auch Philipp dahin, wo jeder
von seinen Thatcn einst Rechenschaft ablegen muß.
59. H ein ri ch 7. 1508—1513. — Ludwig der Baier
1315—1347 — und Friedrich von Oest'reich 1314—1330.
Nach Albrechts 1. Ermordung gingen die deutschen Fürsten
von dem Habsburgschen Hause ab, und wählten den ritterlichen
Grafen von Luxemburg, der als Kaiser Heinrich 7. heißt. Er
starb schon 1313, und zwar in Italien, wahrscheinlich an Gift.
Als sich nun die Fürsten zu einer neuen Wahl versammel-
ten, konnten sie sich nicht einigen. Einige unter dem Vortritt
des Erzbischof von Mainz wählten den Herzog von Oberbaiern,
Ludwig den Baier, die andern, den Erzbischof von Cöln
an der Spitze, Friedrich von Oe streich, einen Sohn Al-
brechts 1., uni) da keine Parthei nachgeben wollte, so entstand
ein Krieg.
Unter den Anhängern Ludwigs waren besonders auch die
Städte im Elsaß, in Schwaben und auch die Schweizer. Denn
die letzteren mußten ja vom habsburgschen Hause alles Ueble
befürchten. Friedrich von Oeftreich hatte einen Bruder, Leo-
pold den Glorwürd igen, der die Schweizer aus doppel-
ten Gründen haßte, einmal, weil sie die Vögte vertrieben, und
zum andern, weil sie für den Baier sich erklärt hatten. Er
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Extrahierte Personennamen: Philipps Philipps Philipp_verbren- Philipp Jacob_Molai Philipp Philipp Philipp Philipp Ludwig_der_Baier Ludwig Friedrich_von_Oest'reich Friedrich Albrechts Albrechts Heinrich Heinrich Ludwig_den_Baier Ludwig Friedrich_von_Oe Friedrich Ludwigs Ludwigs Friedrich_von_Oeftreich Friedrich Baier
106
rigkeit nach der Heimath zurück, und begehrte nie wieder in
die Waldstädte zu kommen. Das war die Schlacht im
Morgarten.
In Deutschland wüthete indessen der Krieg zwischen Lud-
wig dem Barer und Friedrich von Oestreich fort. Friedrich war
der Stärkere; er verwüstete Baiern auf fürchterliche Weise,
und schon dachte Ludwig daran, seinen Ansprüchen ganz zu'ent-
sagen. Noch einen Versuch wollte er machen. Er bot seinem
Gegner eine Schlacht bei Mühldorf im Salzburgschen
an, 1322. Aber auch hier schien das Glück auf Friedrichs
Seite' zu treten. In übergoldeter Rüstung, den glänzenden
Reichsadler auf dem Helme, sah man ihn unter den Vordersten
kämpfen. Die Schlacht dauerte zehn volle Stunden. Zu Mit-
tage machte der Feldherr der Baiern, Seyfried Schwep-
permann aus Nürnberg, eine so glückliche Schwenkung, daß
Sonne, Wind und Staub den Oestreichern ins Gesicht kam,
und zugleich fielen 500 Reiter ihnen in den Rücken. Das ent-
schied- für die Baiern. Die Oestreicher wurden nicht nur in
die Flucht gesprengt, sondern selbst Friedrich gefangen genom-
men. Ludwig ließ ihn nach dem Schlosse Traußnitz im nörd-
licher, Theile von Baiern abführend)
Dennoch fehlte viel, daß Ludwig von allen als deutscher
König anerkannt worden wäre. Denn Herzog Leopold, ein
tapft'er und unruhiger Mann, war noch frei, und hatte bedeu-
tenden Anhang. Dazu kam,"daß der Papst auf der Seite der
Oestreicher war, und den Ludwig gar in den Bann that. Die
Gegner Ludwigs hielten auch wirklich schon eine Versammlung,
um an die Stelle des gefangenen Friedrichs dem Könige von
Frarckreich die deutsche Königskrone anzutragen. In dieser Noth
blieb Ludwig nichts anders übrig, als sich mit seinem gefange-
nen Feinde zu vertragen, der bereits schon 2| Jahre der Frei- *)
*) Nach der Schlacht war der Mangel im Lager so groß, daß man
auf den Tisch des Königs nur eine Schüssel mit harten Eyern
bringen, und daß jeder nur ein Ey bekommen konnte. Eins
blieb noch übrig, welches man für den König bestimmte. „Nein l"
rief Ludwig, „jedem ein Ey: dem braven Schweppermann zwei
Ey'." —
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_von_Oestreich Friedrich Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig Friedrichs Friedrich Friedrich Ludwig_ließ Ludwig Ludwig_von Ludwig Leopold Leopold Ludwig Ludwig Ludwigs Friedrichs Frarckreich Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Lud- Friedrichs Baiern Nürnberg Baiern Baiern
110
und suchte ihm einen Gegenkönig entgegenzuftellen. Erft wähl-
ten Kcilrs Gegner den König Eduard 3. von England, und
da dieser zurücktrat, den Markgrafen Friedrich den Ernst-
haften von Meißen. Aber auch dieser lehnte die gefährliche
Ehre ab, die endlich der tapfre Günther Graf von
Schwarzburg annahm. So ritterlich dieser Mann auch
war, so war er doch nicht dazu gemacht, den rechtmäßigen
Kaiser zu stürzen, und entsagte schon in demselben Jahre seiner
neuen Würde.
Die Haupttriebfeder von Karls Handlungen war Eigennutz.
Jede seiner Vermahlungen, jede Geldnoth, jeder Todesfall eines
Reichsfürsten wurde von ihm benutzt, seine Besitzungen zu er-
weitern. Und in der That hatte er auch Glück darin. Unter an-
dern brachte er die Oberpfalz (jetzt ein Theil von Nordbaiern), die
Oberlausitz und ganz Schlesien an sein Haus, späterer auch die
Niederlausitz, Tyrol und gar die Mark Brandenburg. Um doch
etwas auch für das deutsche Reich zu thun, gab er die soge-
nannte goldene Bulle. Dies ist ein Gesetz, durch welches
genau bestimmt wurde, wie es mit der Wahl und Krönung
des Kaisers gehalten werden müsse, welchen Fürsten die Wahl
zukomme u. d. gl. Als solche Wahl - oder Kurfürsten
wurden sieben bestimmt: die Erzbischöfe von Mainz, Trier
und Cöln, der König von Böhmen, der Herzog von Sach-
sen-Wittenberg, der Markgraf von Brandenburg, und
der Pfalzgraf am Rhein. Nur diese sieben sollten künftig
wählen.
Karl ist 1378 gestorben. Die Kurfürsten wählten zu sei-
nem Nachfolger seinen ältesten Sohn
Wenzel, der von 1378— 1400regiert hat, und ein äu-
ßerst träger Mann war. In seiner Kindheit war er nie zum
Gehorchen angehalten worden; darum verstand er auch in der
Folge nicht zu regieren. Sein Vater hatte doch wenigstens
seine Erbländer recht blühend gemacht; aber auch um diese be-
kümmerte sich der für Alles gleichgültige Wenzel wenig. Die
Folge seiner Unthätigkeit war, daß das Ansehen des Kaisers
immer mehr verfiel, und die Folge hiervon wieder, daß Jeder
that, was ihm gefiel und wozu ec die Macht hatte. Fast zu
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Extrahierte Personennamen: Eduard Friedrich Friedrich Günther_Graf_von
Schwarzburg Günther Karls Karl
Extrahierte Ortsnamen: England Karls Tyrol Brandenburg Mainz Sach-
sen-Wittenberg Brandenburg Rhein