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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Theil 2 - S. 90

1827 - Leipzig : Fleischer
90 schof von Trier zu den Unzufriedenen, und bewirkte, daß diese den König von Caftilien Alfons 10. wählten, der den Beinamen des Weisen führte, weil er in der Sternkunde wohl erfahren war. So hatte Deutschland also wieder zwei Herren, die aber auch so wenig für dies damals recht unglückliche Land thaten, wie frü- herhin Conrad 4. und Wilhelm. Richard ist zwar drei Mal nach Deutschland gekommen, reiste aber immer bald wieder nach England zurück, und Alfons ließ sich in Deutschland nie sehen. Daher wird auch die Zeit von Friedrichs 2. Tode bis zum Tode Richards das Interregnum genannt, weil die Deut- schen von 1250 an so gut wie gar keinen König hatten. Ri- chard starb endlich 1272. Nach Alfons fragten die Deutschen gar nicht mehr, und schritten gleich zu einer neuen Wahl. Dabei mußte mit größerer Vorsicht zu Werke gegangen werden, als bisher, wenn man dem armen Deutschlande helfen wollte. Man bedurfte eines Mannes, der Kraft, Muth und Festigkeit genug besaß, die an Unordnung und Räubereien ge- wöhnten Edelleute zur Pflicht zurückzuführen, aber dabei doch selbst nicht allzu mächtig war, damit er nicht die mächtigen Herzoge unterdrücke. Einen solchen Mann glaubte man an dem frommen Grafen Rudolph von Habsburg gefunden zu haben. Be- sonders empfahl ihn Werner, Erzbischof von Mainz, der ihn genau kannte. Als nämlich dieser Werner nach Rom reisen mußte, um sich von da den Erzbischofs-Mantel zu holen, und durch die Schweiz ging, bat er den Grafen, ihm bis an die Gränze Italiens das Geleite zu geben, weil es damals höchst unsicher zu reisen war. Rudolph that das gern, und als sie sich wieder trennten, schüttelte ihm Werner dankbar die Hand, und sprach: „wollte Gott, Herr Graf, daß ich noch so lange lebte, bis ich euch den mir geleisteten Dienst vergelten kann!" Sein Wunsch wurde jetzt erfüllt. Alle Fürsten stimmten ein, und sogleich wurde eine Gesandtschaft an Rudolph abgeschickt. Dieser belagerte gerade die Stadt Basel, als die deutschen Herren in seinem Lager erschienen, ihm die auf ihn gefallene Wahl meldeten, und ihn einluden nur recht geschwind nach

2. Theil 2 - S. 92

1827 - Leipzig : Fleischer
92 los. Ottokar stand jenseits der Donau, und hielt sich hier ganz sicher. Aber plötzlich sah er zu seiner großen Bestürzung das kaiserliche Heer über den reißenden Strom setzen. Das brachte ihn so aus der Fassung, daß er um Frieden bat, und die unrecht besessenen Lander herauszugeben versprach. Rudolph willigte gern ein, und Ottokar bat fußfällig um Verzeihung und hul- digte. Aber dem wilden Könige war nicht zu trauen. Darum behielt der Kaiser einen Theil des Heeres beisammen. Es zeigte sich auch bald, wie weise dies gewesen war. Denn schon ein Jahr nach jenem Frieden stand Ottokar wieder gegen den Kai- ser auf. Schnell war dieser wieder da, setzte über die Donau, und griff den König, ob dieser gleich ein weit größeres Heer hatte, bei Cistersdorf auf dem Marchfelde einige Meilen von Wien, an, 1278. Rudolph gerieth in dieser Schlacht in große Lebensgefahr. Ottokar hatte einen starken und tapfern Polnischen Ritter vermocht, den Kaiser in- der Schlacht aufzu- suchen und umzubringen. Der Pole erreichte ihn auch, griff ihn wüthend an, und stieß sein Pferd nieder. Rudolph wäre ^ verloren gewesen, hätte er sich durch seinen Schild nicht vor dem Zertreten geschützt. Endlich gelang es ihm, sich unter dem ge- tödteten Pferde hervorzuarbeiten, und hieb sich nun so lange mit dem Polen herum, bis ihm die Seinigen zu Hülfe kamen. So errettete die Vorsehung den braven Kaiser. Anders ging es mit Ottokar. Rudolph hatte seinen Rittern ausdrücklich befohlen, seines Feindes zu schonen. Dennoch jagten zwei Rit- ter auf ihn los, stachen ihm sein Pferd nieder, und da er um sein Leben flehte, rief der Eine; „du hast mir einst meinen Freund ohne Schuld getödtet: darum mußt du jetzt sterben." So durchrannte er ihn mit dem Schwerte, während der Andre ihm einen Hieb in den Hals versetzte. Dies war Ottokars Ende; sein Grabmahl ist noch in der erzbischöflichen Kirche von Prag zu sehen. Nach dem Siege fanden Rudolphs Leute un- ter den Leichen auch jenen Polen, zwar noch lebend, aber fürch- terlich zugerichtet. Sie fragten Rudolph, ob sie den Schelm nicht vollends tobten sollten. „Das wolle Gott verhüten!" ant- wortete der Kaiser, „es wäre doch Schade, wenn ein so tapfrer

3. Theil 2 - S. 93

1827 - Leipzig : Fleischer
93 Ritter sterben sollte." Darauf ließ er ihn sorgfältig pflegen, und schickte ihn dann in sein Vaterland zurück. So wissen sich edle Menschen zu rachen! Auch gegen die Söhne Ottokars zeigte sich Rudolph großmüthig. Er belohnte sie mit dem Erd- reiche ihres Vaters, und nahm ihnen nur die von diesem un- recht erworbenen Länder. Oestreich gab er seinen beiden Söh- nen Albrecht und Rudolph, und wurde dadurch der Stamm- vater des östreichischen Hauses. Darauf reifte Rudolph umher, hielt mehrere Reichstage, und ließ in verschiedenen Gegenden den Landfrieden beschwören. Dennoch hörten viele Ritter nicht auf, von ihren Raubschlössern aus die Ruhe des Landes zu stören. Einer der ärgsten war Graf Eberhard von Würtemberg, der den Wahlspruch hatte: Gottes Freund, aller Welt Feind! Er konnte nicht ver- gessen, daß Rudolph sonst seines Gleichen gewesen war, und wollte ihm nicht gehorchen. Aber Rudolph wußte sich Gehor- sam zu verschaffen. Er belagerte Stuttgard so lange, bis Eber- hard gute Worte gab, und Ruhe zu halten versprach. Außer- dem zerstörte der Kaiser eine Menge von Raubschlössern; in einem Monate einmal 66. Die Uebelthäter ließ er nach Erfurt bringen. Hier wurden die Edelleute enthauptet, die Knechte aber aufgehenkt. Das machte Eindruck. Von seiner Klugheit erzählt man folgendes Beispiel. Als er einst in Erfurt war, trat ein Kaufmann aus Lübeck vor ihn, und klagte gegen einen Gaftwirth von Erfurt, d-em er einen Beutel mit Gold zur Verwahrung gegeben habe, und der nun die ganze Sache ableugne. Rudolph ließ den Beklagten holen, befragte ihn, und erhielt die Versicherung, daß er von keinem Beutel wisse, und der Kaufmann ein Lügner sey. Allein den Kaiser tauschte er nicht; der durchschaute den ganzen Betrug. Wie von ungefähr sagte er während des Gesprächs zum Gaft- wirthe: „sieh! du Haft ja an deinem Gürtel einen köstlichen Beutel hängen! Laß doch einmal sehen!" Sogleich nahm ihn der Gaftwirth ab, überreichte ihn dem Kaiser, und bat diesen, ihn doch als Geschenk anzunehmen. Rudolph hatte nur etwas von dem Manne in Händen haben wollen. Er nahm einen Vorwand hinauszugehcn, und sandte einen Diener zur Frau des

4. Theil 2 - S. 66

1827 - Leipzig : Fleischer
aus. ,-Das Maaß seiner Frevel ist voll," nef er, ,,Gott ver- stößt ihn von seinem Angesichte, und nimmt ihm die Königs- und Kaiserkrone." Dann drehten Alle, zum Zeichen der Ver- wünschung, die brennenden Kerzen um, die sie in der Hand tru- gen, und löschten das Licht aus. Taddeo aber schlug sich im tiefen Schmerze an die Brust, und rief: „dies ist ein Tag des Wehs und des Jammers l" So verließ er den Saal. Als Friedrich erfuhr, daß man ihn entsetzt habe, warf er einen fin- stern Blick über die ihn gerade umgebende Menge hin, und sprach: „so hat mich denn dieser Papst in seiner Synode ver- worfen; er hat mich meiner Krone beraubt. Geht und bringt mir meine Kleinodien." Aus der ihm dargereichten Schachtel nahm er eine der Kronen, setzte sie sich aufs Haupt, und rief, sich mit drohendem Blicke erhebend: „nein! noch ist sie nicht verloren, meine Krone! und ehe ich sie hingebe, müssen noch Ströme von Blut fließen." Leider gingen auch diese Worte in Erfüllung; denn der Papst zettelte überall gegen Friedrich Empörungen an, und Friedrich schlug dagegen wacker darein. Auf Innocenz Betrieb wählten viele deutsche Fürsten 1246 einen andern König, Hein- rich Raspe, Landgrafen von Thüringen. Dieser brave Mann nahm die ihm dargebotene Krone nur ungern an, und machte sich so viele Gewissensbisse, nachgegeben zu haben, daß er schon im folgenden Jahre starb- Darauf wurde von Friedrichs Fein- den der Graf Wilhelm von Holland gewählt, ein Mann von weniger Kraft. Wahrend sich Conrad, Friedrichs Sohn, mit ihm und seiner Parthei tapfer in Deutschland herumschlug, hatte Friedrich mit den Lombarden alle Hände voll zu thun. Aber diese Kriege waren es weniger, die seinen hohen Geist beugten, als nagender Herzenskummer. Die Einwohner von Bologna hatten seinen liebsten Sohn, E n z i o, gefangen genom- men, und weigerten sich hartnäckig, ihn jemals wieder frei zu geben. Auch ist er wirklich in der Gefangenschaft, erst'nach 22 Jahren, gestorben. Ferner wurde ihm sein Geheimschreiber und vieljähriger Freund, Peter de Bin eis, untreu, und gar über dem Versuche betroffen, seinen Herrn zu vergiften. Das alles beugte ihn so tief, daß er sich recht ernstlich nach der

5. Theil 2 - S. 95

1827 - Leipzig : Fleischer
95 solchen Scherzen war der gute Rudolph ein großer Freund. Er konnte auch heiter und fröhlich seyn, da er immer ein gutes Ge- wissen hatte. Kurz vor seinem Ende hatte er noch eine bittere Kränkung. Er hätte sehr gern gesehen, daß sein Sohn Albrecht ihm auf dem Kaiserthron nachgefolgt wäre, und äußerte auch gegen die Für- sten diesen Wunsch. Aber diese schlugen es ihm ab, vielleicht weil ihnen Rudolphs Haus schon zu mächtig schien. Mißvergnügt verließ er Frankfurt, wo er den Reichstag gehalten hatte, und starb gleich darauf, 1291, in Germersheim. Ein zu seiner Zeit lebender Geschichtschreiber sagt von ihm: „fein Ruhm verbreitet Furcht und Schrecken über die ungerechten Großen, und Freude über das Volk. Wie Licht auf Finfterniß, so folgt Ruhe und Friede auf Krieg und Zerrüttung. Der Landmann nimmt wie- der den Pflug zur Hand, der lange Zeit ungenutzt im Winkel lag. Der Kaufmann, der aus Furcht vor Räubern zu Hause blieb, durchreist jetzt das Land mit größter Sicherheit, und die Räuber und Bösewichter, die vorher ungescheut herumschwärm- ten, suchen sich in wüsten Gegenden zu verbergen." Ein schö- nes Lob! und noch lange vor seinem Tode war es zum Sprich- wort geworden, daß man von dem, der sein Wort brach, zu sa- gen pflegte: „der hat Rudolphs Redlichkeit nicht!" Nach seinem Tode wurde Graf Adolph von Nassau zum König gewählt, ein tapfrer Ritter, aber ein schlechter Kai- ser; denn es fehlte ihm eine Eigenschaft, ohne welche ein Kaiser damals nicht bestehen konnte: das Ansehen. Ec war so arm, daß er nicht einmal die Kosten seiner Krönung bezahlen konnte. Viel Gutes ist von ihm nicht zu erzählen. Zu seiner Zeit regierte in Frankreich König Philipps, und in England König E-du- ard 1., Eduard wollte mit Philipp einen Krieg anfangen. Das- selbe wollte auch Adolph, weil Philipp einige Länder jenseits des Rheins, die eigentlich zu Deutschland gehörten, an sich gerissen hatte. Eduard und Adolph schlossen daher ein Bündniß, und jener zahlte diesem eine beträchtliche Summe, um ein Heer aus- zurüsten. Indessen redete der Papst zum Frieden, so daß aus dem Kriege nichts wurde. Dennoch behielt Adolph das Geld,

6. Theil 2 - S. 97

1827 - Leipzig : Fleischer
97 57. Alb recht 1. 1298—1308. — Der Schweizer- bund 1307. Nach Adolphs Fall wurde Al brecht 1. König der Deut- schen. Die Tugenden seines trefflichen Vaters Rudolph hatte ec nicht geerbt; ec war im Gegencheile hart, ungerecht und län- dersüchtig; daher war auch ihr Schicksal so ganz verschieden. Seine ganze Regierung schaute er überall in Deutschland um, wo er wohl mehr Land erwerben könnte; aber es wollte ihm damit nicht gelingen, und endlich überraschte ihn der Tod mitten unter seinen ehrgeizigen Entwürfen, die er besonders in der Schweiz auszuführen gedachte. Die Schweiz gehörte damals zu Deutschland. Die meisten Städte waren freie Reichsstädte, d. i. sie wurden von ihren Magistraten regiert, und standen unmittelbar unter Kaiser und Reich. Derselbe Fall war mit den sogenannten drei Waldstäd- ten Schwyz, Uri und Unterwalden. Hier hatte jeder Familienvater seine Stimme, und an ihrer Spitze stand der Landamman. Nur wenn sich wichtigere Vorfälle ereigneten, sandte ihnen der Kaiser einen Vogt, der aber nach ihren Ge- setzen richtete, unter denen sie bis dahin froh und frei gelebt hatten. In den übrigen Theilen der Schweiz dagegen hatten einige Grafen Besitzungen. Der reichste unter ihnen war der Graf von Habsburg, jetzt König Albrecht. Aber seine Güter lagen zerstreut. Darum ließ er den Waldstädten sagen, sie wür- den wohl thun, wenn sie sich seinem Schutze unterwürfen Ihm zu widerstehen wären sie doch zu schwach. Er wollte sie aber lieber zu seines Hauses lieben Kindern haben, weil er von sei- nem Vater her schon tpisse, daß sie ein tapferes Volk wären, und solche Leute liebe er. Hierauf antworteten sie: „sie wüßten recht wohl, daß der selige König ihnen ein guter Vogt gewesen wäre; aber sie liebten den Zustand ihrer Vorfahren, und woll- ten dabei bleiben. Darum bäten sie um Bestätigung ihrer Frei- heiten.^ Auch schickten sie Werner, Freiherr von Attinghausen, Landammann von Uri, an den König, ihre alten Rechte sich be- stätigen zu lassen. Aber Albrecht hatte keine Zeit dazu, war auch übel zu sprechen. Dagegen schickte er ihnen, um sie seinen Unwillen fühlen zu lassen, zwei stolze, gefühllose Vögte ins Land, Röss. Weltgesch. n. Th. 7 /

7. Theil 2 - S. 100

1827 - Leipzig : Fleischer
100 durchs Herz. Die Verschwornen blieben ruhig, und warteten den Isten Januar ab. Als der Morgen dieses Tages graute, überraschten sie die Burg Laudenbergs durch Schnelligkeit und List, und gaben dann durch Feuer, welche schnell auf den Gipfeln der Berge angezündet wurden, den Freunden vom Gelingen des Unterneh- mens Nachricht. Landenberg wagte nicht, Gewalt zu brauchen. Er floh, wurde aufgefangen, aber ungekränkt über die Gränze gebracht, nachdem er geschworen hatte, nicht wieder zu kommen. König Albrecht war, als dies geschah, auf seinen Gütern in der Schweiz, und gedachte, die ungehorsamen Bauern leicht zu züchtigen. Aber sein Ende verhinderte dies. In seinem Ge- folge war Johann von Schwaben, späterhin Parricida genannt, seines verstorbenen Bruders einziger Sohn. Er war bereits volljährig, konnte aber von dem ländergierigen Oheim nicht erlangen, daß er ihm die vom Vater hinterlassenen Gü- ter überantwortete. Jetzt sah Johann die ihm vorenthaltenen Güter mit eigenen Augen, und sein Unwille loderte heftiger auf. Alle Unzufriedene sammelten sich um ihn, und reizten ihn noch mehr gegen der König. Noch einen Versuch der Güte wollte Johann machen. Zwei Bischöfe legten auf seine Bitte sein Anliegen dem Könige vor; dieser aber antwortete: er möchte sich gedulden, bis er von seiner Reise zurück sey. Johann ging murrend aus dem Zimmer. Albrecht rief ihm nach, er solle hundert der besten Rosse und Leute zu seiner Führung auswäh- len. Johann schwieg. Als sie an demselben Tage bei der Ta- fel saßen, brachte ein Junker Mayenkränze; so war es am isten May gewöhnlich. Der König suchte den besten aus, und legte ihn seinem Neffen auf den Teller, und sprach: „sieh, lieber Vetter, so etwas paßt sich für dich." — Johanns Augen füll- ten sich mit Thränen. Nachmittags, als Albrecht seiner Gattin entgegen ritt, und dabei auf einem Kahne über die Aar setzen mußte, wußten Johann und seine Mitverschwornen — Walther von Eschenbach, Rudolph von Balm, Rudolph von Wart und Conrad von Tegerfeld — cs so einzurichten, daß der König mit ihnen allein zuerst überfuhr, und die andere Beglei- tung jenseits zurückblieb. Dann sielen sie plötzlich über ihn her.

8. Theil 2 - S. 104

1827 - Leipzig : Fleischer
104 Geistlichkeit und vom Papste für aufgehoben erklärt, und ihre Güter wurden eingezogen. Fünfzehn Tausend Ritter wurden auf diese Weise unglücklich gemacht. Auch in den meisten andern Ländern folgten die Könige dem Beispiele Philipps, und zogen die Güter des Ordens ein. Unter denen, welche Philipp verbren- nen ließ, war auch der Großmeister des Ordens, der ehrwürdige Jacob Molai. Als er auf dem Scheiterhaufen stand, und oben die Flammen emporloderten, rief er laut: „o es giebt im Himmel einen gerechten Richter, den der Unterdrückte nicht ver- gebens anrufen darf. Vor diesen fordere ich dich, o Papst, bin- nen 40 Tagen. Und du, Philipp, o mein König! wie gern ver- ziehe ich dir! aber vergebens. Dein Leben ist verwirkt. Vinnen Jahresfrist finde ich dich vor Gottes Thron." — So war es auch. Der Papst starb noch eher, als die 40 Tage verlaufen wa- ren, und nach einem Jahre ging auch Philipp dahin, wo jeder von seinen Thatcn einst Rechenschaft ablegen muß. 59. H ein ri ch 7. 1508—1513. — Ludwig der Baier 1315—1347 — und Friedrich von Oest'reich 1314—1330. Nach Albrechts 1. Ermordung gingen die deutschen Fürsten von dem Habsburgschen Hause ab, und wählten den ritterlichen Grafen von Luxemburg, der als Kaiser Heinrich 7. heißt. Er starb schon 1313, und zwar in Italien, wahrscheinlich an Gift. Als sich nun die Fürsten zu einer neuen Wahl versammel- ten, konnten sie sich nicht einigen. Einige unter dem Vortritt des Erzbischof von Mainz wählten den Herzog von Oberbaiern, Ludwig den Baier, die andern, den Erzbischof von Cöln an der Spitze, Friedrich von Oe streich, einen Sohn Al- brechts 1., uni) da keine Parthei nachgeben wollte, so entstand ein Krieg. Unter den Anhängern Ludwigs waren besonders auch die Städte im Elsaß, in Schwaben und auch die Schweizer. Denn die letzteren mußten ja vom habsburgschen Hause alles Ueble befürchten. Friedrich von Oeftreich hatte einen Bruder, Leo- pold den Glorwürd igen, der die Schweizer aus doppel- ten Gründen haßte, einmal, weil sie die Vögte vertrieben, und zum andern, weil sie für den Baier sich erklärt hatten. Er

9. Theil 2 - S. 106

1827 - Leipzig : Fleischer
106 rigkeit nach der Heimath zurück, und begehrte nie wieder in die Waldstädte zu kommen. Das war die Schlacht im Morgarten. In Deutschland wüthete indessen der Krieg zwischen Lud- wig dem Barer und Friedrich von Oestreich fort. Friedrich war der Stärkere; er verwüstete Baiern auf fürchterliche Weise, und schon dachte Ludwig daran, seinen Ansprüchen ganz zu'ent- sagen. Noch einen Versuch wollte er machen. Er bot seinem Gegner eine Schlacht bei Mühldorf im Salzburgschen an, 1322. Aber auch hier schien das Glück auf Friedrichs Seite' zu treten. In übergoldeter Rüstung, den glänzenden Reichsadler auf dem Helme, sah man ihn unter den Vordersten kämpfen. Die Schlacht dauerte zehn volle Stunden. Zu Mit- tage machte der Feldherr der Baiern, Seyfried Schwep- permann aus Nürnberg, eine so glückliche Schwenkung, daß Sonne, Wind und Staub den Oestreichern ins Gesicht kam, und zugleich fielen 500 Reiter ihnen in den Rücken. Das ent- schied- für die Baiern. Die Oestreicher wurden nicht nur in die Flucht gesprengt, sondern selbst Friedrich gefangen genom- men. Ludwig ließ ihn nach dem Schlosse Traußnitz im nörd- licher, Theile von Baiern abführend) Dennoch fehlte viel, daß Ludwig von allen als deutscher König anerkannt worden wäre. Denn Herzog Leopold, ein tapft'er und unruhiger Mann, war noch frei, und hatte bedeu- tenden Anhang. Dazu kam,"daß der Papst auf der Seite der Oestreicher war, und den Ludwig gar in den Bann that. Die Gegner Ludwigs hielten auch wirklich schon eine Versammlung, um an die Stelle des gefangenen Friedrichs dem Könige von Frarckreich die deutsche Königskrone anzutragen. In dieser Noth blieb Ludwig nichts anders übrig, als sich mit seinem gefange- nen Feinde zu vertragen, der bereits schon 2| Jahre der Frei- *) *) Nach der Schlacht war der Mangel im Lager so groß, daß man auf den Tisch des Königs nur eine Schüssel mit harten Eyern bringen, und daß jeder nur ein Ey bekommen konnte. Eins blieb noch übrig, welches man für den König bestimmte. „Nein l" rief Ludwig, „jedem ein Ey: dem braven Schweppermann zwei Ey'." —

10. Theil 2 - S. 110

1827 - Leipzig : Fleischer
110 und suchte ihm einen Gegenkönig entgegenzuftellen. Erft wähl- ten Kcilrs Gegner den König Eduard 3. von England, und da dieser zurücktrat, den Markgrafen Friedrich den Ernst- haften von Meißen. Aber auch dieser lehnte die gefährliche Ehre ab, die endlich der tapfre Günther Graf von Schwarzburg annahm. So ritterlich dieser Mann auch war, so war er doch nicht dazu gemacht, den rechtmäßigen Kaiser zu stürzen, und entsagte schon in demselben Jahre seiner neuen Würde. Die Haupttriebfeder von Karls Handlungen war Eigennutz. Jede seiner Vermahlungen, jede Geldnoth, jeder Todesfall eines Reichsfürsten wurde von ihm benutzt, seine Besitzungen zu er- weitern. Und in der That hatte er auch Glück darin. Unter an- dern brachte er die Oberpfalz (jetzt ein Theil von Nordbaiern), die Oberlausitz und ganz Schlesien an sein Haus, späterer auch die Niederlausitz, Tyrol und gar die Mark Brandenburg. Um doch etwas auch für das deutsche Reich zu thun, gab er die soge- nannte goldene Bulle. Dies ist ein Gesetz, durch welches genau bestimmt wurde, wie es mit der Wahl und Krönung des Kaisers gehalten werden müsse, welchen Fürsten die Wahl zukomme u. d. gl. Als solche Wahl - oder Kurfürsten wurden sieben bestimmt: die Erzbischöfe von Mainz, Trier und Cöln, der König von Böhmen, der Herzog von Sach- sen-Wittenberg, der Markgraf von Brandenburg, und der Pfalzgraf am Rhein. Nur diese sieben sollten künftig wählen. Karl ist 1378 gestorben. Die Kurfürsten wählten zu sei- nem Nachfolger seinen ältesten Sohn Wenzel, der von 1378— 1400regiert hat, und ein äu- ßerst träger Mann war. In seiner Kindheit war er nie zum Gehorchen angehalten worden; darum verstand er auch in der Folge nicht zu regieren. Sein Vater hatte doch wenigstens seine Erbländer recht blühend gemacht; aber auch um diese be- kümmerte sich der für Alles gleichgültige Wenzel wenig. Die Folge seiner Unthätigkeit war, daß das Ansehen des Kaisers immer mehr verfiel, und die Folge hiervon wieder, daß Jeder that, was ihm gefiel und wozu ec die Macht hatte. Fast zu
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