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1. Theil 2 - S. 544

1827 - Leipzig : Fleischer
schen. Wurden ftcmde Waaren entdeckt, so ließ er sie öffentlich verbrennen. Dies geschah mehrmals, selbst für 10 — 1500q Gulden mit einem Male. Ucber diese Verordnung beklagte sich das ganze Land; aber die inländischen Fabriken hoben sich, und viel Geld wurde erspart. Die große Unzufriedenheit mit Josephs- raschen Verbesserun- gen ging endlich in den Niederlanden zu einer förmlichen Empö- rung über. Diese Provinzen hatten seit alten Zeiten große Vor- rechte, die ihnen Joseph zum Theil nahm. Die Erziehung stand hier bisher ganz unter der Leitung der wenig aufgeklärten Geist- lichkeit. Joseph änderte auch dies, und errichtete in Löwen, wo bisher eine Universität gewesen war, ein General-Seminarium, In welchem alle junge Leute, die Geistliche werden wollten, stu- Diren mußten, aber ohne unter der Aufsicht der Bischöfe zu stehen. Darüber entstand aber allgemeines Mißvergnügen, welches durch die Geistlichkeit noch mehr angefacht wurde. Die ersten Bewe- gungen in Löwen wurden leicht unterdrückt. Aber während der Kaiser 1788 nach der Krimm gereist war, um dort mit Kathari- na 2. zusammenzutrcffen, entstanden umfassendere Unruhen. Das Volk widersetzte sich der Einführung der neuen Gerichtsordnung, und beging fo wilde Ausschweifungen, daß der Oberstatthaltcr fürs erste nachgcben, und die alten Einrichtungen wieder Herstel- len mußte. Darüber zeigten die Niederländer eine ausgelassene Freude; nicht so Joseph. Er erließ die kräftigsten Ermahnungen, versicherte sie, daß er nur ihr Wohl vor Augen habe, und suchte sie von der Zweckmäßigkeit der neuen Einrichtungen zu überzeu- gen. Zugleich aber befahl er, daß diese unweigerlich angenom- men werden müßten, und schickte einige Regimenter nach den Niederlanden. Einige Monate hindurch gehorchten die Nieder- länder in finsterm Unmuth. Dann brach überall die Empörung aus. Einige nichtswürdige Volksführer stellten sich an die Spitze der Bewegungen, und die katholische Geistlichkeit reizte noch mehr auf. Die kaiserlichen Truppen wurden, weil sie vereinzelt wa- ren, überwältigt, und bald war das ganze Land in den Händen der Insurgenten. Kaiser Joseph hat das Ende dieser Unruhen nicht mehr erlebt; die Niederlande sind von Oestrcich nicht wieder bezwungen worden.

2. Theil 2 - S. 173

1827 - Leipzig : Fleischer
Neue Geschichte. 1517—1789. Erste Periode. Von der Reformation bis zu in Ausbruche des dreißigjährigen Krieges. 1517 —1618. 70. Luther und Melanchthon. Äie christliche Kirche war im Laufe der Zeiten durch Miß- bräuche und menschliche Zusätze so verunstaltet worden, daß kein Apostel sie wiedererkannt haben würde. Besonders war die Geistlichkeit in den tiefsten Verfall gerathen. Ohne allen Sinn für wahre Frömmigkeit, Gottvertrauen und Menschenliebe, hiel- ten sie das arme Volk an, unverständliche Gebete herzumur- meln, sinnlose Gebräuche zu beobachten, und sich allerhand nutz- lose Büßungen aufzulegen, und erzählten ihm in ihren Predig- ten erdichtete Wunderthaten der sogenannten Heiligen, statt ihm die Wahrheiten der Religion Jesu und die Vorschriften der Tugend einzuschärfen. Dann und wann wurden auf der Kanz- zel gar Narrenspossen getrieben. Das geschah besonders zu Ostern, um das sogenannte Ostergelächter hervorzubringen. Ein Prediger rief wie ein Kukuk, ein andrer schnatterte wie eine Gans, noch andre erzählten schmutzige Geschichten und freuten sich, wenn die heiligen Mauren vom Gelächter der Menge wie- derhallten. Nicht besser waren der Papst und die oberen Geistlichen. Um die Pflege der Religion bekümmerten sie sich nicht im min- desten, wohl aber um gutes Essen und Trinken, und um das dazu nöthige Geld zusammenzubringen, hatten sie verschiedene

3. Theil 2 - S. 268

1827 - Leipzig : Fleischer
268 Eine ihrer ersten Regierungshandlungen war, daß sie be- stimmte, wie es künftighin mit dem Gottesdienst gehalten wer- den sollte. Sie verbot den katholischen Gottesdienst, und die armen Engländer mußten nun schon zum dritten Male binnen kurzer Zeit ihre Religion nach den Launen ihrer Gebieter än- dern. Dann führte sie zwar eine evangelische Lehre ein, welche aber von der lutherischen sowohl als rcformirten in einzelnen Stücken abwich. Auch verordnete sie mehr äußern Prunk beim Gottesdienst als die andern evangelischen Partheien gestatten. Die von ihr gestiftete evangelische Kirche wird die englische oder bischöfliche, auch die hohe Kirche genannt. Die Reformirten dagegen meinten, die vielen Gebrauche und der kirchliche Pomp waren der christlichen Einfachheit zuwider, und Nannten sich Puritaner d. i. Freunde der reinen Kirche, oder Presbyterianer- Elisabeth ließ die Andersdenkenden zwar nicht verbrennen, aber doch hart strafen, weil sie es nicht vertragen konnte, daß man ihren Befehlen sich widersetzte. Geheirathet har sie nie. Zwar meldeten sich Könige und Königssöhne genug, die um ihre Hand warben; oft schwankte sie auch schon; immer aber siegte ihre Liebe zur Freiheit, und sie äußerte einmal, sie rechnete es sich zur Ehre, wenn einmal auf ihren Grabstein gesetzt werden könnte: „es lebte und starb eine Königin als Jungfrau." Unter ihren Bewerbern war auch König Phrlipp von Spanien; aber Elisabeth lehnte den Antrag ab, und bat nur um seine Freundschaft. Der schwärzeste Punkt in ihrem Leben ist ihr Betragen gegen die unglückliche Maria Stuart. Heinrich 8. hatte Zwei Schwestern gehabt. Die jüngere war die Großmutter der Johanna Grap; die ältere war an König Jakob 4. von Schott- land vermahlt worden. Ihr Sohn war Jakob 5., und dieser der Vater Maria's. Schon im ersten Jahre hatte sie ihren Vater verloren. Ihre Mutter, eine Base des Herzogs Hein- rich von Gruse, schickte sie als fünfjähriges Kind nach Frank- reich, wo sie am Hofe der Katharina von Medicis erzogen wurde. Sechzehn Jahre alt wurde sie an Franz 2., der da- mals noch Dauphin war, vermahlt, und bestieg mit ihm bald darauf den Thron. Dies war die glücklichste Zeit ihres Lebens.

4. Theil 2 - S. 542

1827 - Leipzig : Fleischer
542 erhielt Pius in der Kaiserburg, und zwar so, daß Niemand zu ihm kommen konnte, ohne von den kaiserlichen Beamten, die ihn nicht aus den Augen ließen, bemerkt zu werden. Mehrmals fing Pius an, mit Joseph über kirchliche Angelegenheiten zu sprechen ; aber sogleich brach dieser ab, und bat, sein Begehren schriftlich abzufaffen, damit die Theologen das Nöthige darauf antworten könnten. So blieb Pius einen ganzen Monat in Wien, ohne das Geringste ausgerichtet zu haben, aber immer war er mit der äußersten Artigkeit behandelt worden. Daß des Papstes Besuch auf Josephs Entschlüsse gar keinen Einfluß gehabt habe, zeigte sich bald. Bei Josephs Regierungsantritt gab es im Oestreichi- fchcn 2024 Klöster mit 63,000 Mönchen und Nonnen. Davon hob er 700 auf, wodurch 36,000 Menschen der Welt wiederge- geben wurden. Das durch die Einziehung gewonnene Geld wandte er an, neue Pfarrer anzustcllen. Ferner verbot er die Todesstrafen, führte dagegen aber Strafarbeiten ein, die oft viel härter als der Tod waten, z. B. das Ziehen der Donauschiffe, und da er bemerkt hatte, daß früherhin oft Leute aus vornehmen Familien ohne Strafe oder mit einer nur gelinden Züchtigung weggekommen waren, so verordnete er, daß künftig jeder Schul- dige ohne allen Unterschied des Standes bestraft werden sollte. Daher kam es mehrmals vor, daß hohe Staatsbeamte, Hof- rathe, Stabsoffiziere, Grafen und Barone mit geschorenem Ko- pfe, in grober Kleidung, und zwei und zwei mit Ketten an ein- ander geschlossen, unter den gemeinen Verbrechern die Straßen kehren mußten, ein freilich sehr hartes Verfahren, welches ihm den Haß ganzer wcitläuftiger Familien zuzog. Auch über die Aufhebung der Leibeigenschaft waren Viele unzufrieden; kurz statt Liebe und Dankbarkeit, die er zu verdienen glaubte, erndtete der gute Kaiser überall Haß, weil er durch alle seine Neuerungen den Vorthcil einzelner Stände verletzte. Und doch meinte er cs mit seinen Unterthanen so wahrhaft gut. Er ließ sich von Jedem sprechen, hörte eines Jeden Klagen freundlich und geduldig an, und alle Vormittage war der Corridor zu seinen Zimmern mit Leuten aus allen Ständen besetzt, die etwas bei ihm anzubrin- gen hatten. Alle Stunden ging er außerdem hinaus, und nahm die Bittschriften selbst in Empfang, die man ihm überreichen wollte.

5. Theil 1 - S. 92

1827 - Leipzig : Fleischer
man itt Europa, und mübrenb ficb nun baé Eanbeébeet* immer (üblicher fcnfte, fuhr die gíotte längs den griecbifcben lüften bin. 3n ©riecbenlanb trat die 33eftür3ung natürlich allgemein. Sbáí)i'enb diejenigen ^rorinjen, tt?eid>e übet* dem eigentlichen ©riecbenlanb lagetu ficb fogteicb) der ©ernalt untermarfen, beratb? fcblagten die Elbgeorbneten ton |)eííaé und speíoponneé in £0? t'intí), rnaé 311 tf)un fep. £>et* eine rieth jur Untermerfung, der anbere jut? glucbt; für den Söiberftanb maten faft nut* die Eítí)e? net*, und es ist gemifir bafj, menn biefe nicht mären, gan3 ©ries cbenlanb verloren gemefen müre. 2)enn die ©riechen maren fo forgloé, daß die olpmpifcben ©píele felbft in biefem 2)range bet* feiten ruhig gefeiert mürben. £iet* betrieb eé ficb mieber ein# mal recht, maé oft in den bebrüngteften imagen ein einjiger 9j?ann rermag. í£hcmíftofíc3 mar *8, Neffen reger ©eift Ssun? der mirftc. ©t* febiefte ron ©tabt ¿u ©tabt, und feierte die Bürger jur ©egenmehr an. Sbo ein ^mtefpalt entftanb, ftiftete et* 33erfohnung, inbem et* halb brohte, halb naebgab, und rot* allen brachte et* eine glotte ¿ufammen, die im galt bet* Siotl) ¿um gufíucbtéortc bienen follte. gefct brauften die Reffet* heran, und brangen bíé an die nórbíícbe ®vän$e beé eigentlichen ©ríe? cbenlanbé rot*. £>ícr fanben fíe den erften &Biberftanbi liebet* bas ©ebírge beé £>eta führte bamalé nur eine einige fahrbare ©tra£e, der *)3af} non $hermoppla genannt. ©é mar ein jmat* langer, aber fcbmalet* 2beg, an beffeit engfter ©teile faunt 3meí Sdagen fiel; auémeicben fonnten. Eluf bet* linfen ©eite mar eine fteíle geíéroanb, auf der rechten ein tiefet* Sftoraft, der bis jum öftrere fiel) h!n5°3- |>ier fonnten Sbenige ein ganjeö £eer auf halten. £>arum hatte fiel; f)iw ein f leinet* £aufe ron 8000 Srctnn unter bes 2 e o n i b a €, Äbnigs ron ©parta, Einführung aufgefteßt. Serpeé mollte nicht glauben, ba§ biefe menigen Soüfühnen im Prüfte baran büchten, ihm Sbíberftanb 5u leiftett, und martete riet* Sage lang, ob fíe ficb nicht jurücfjiehen mür? den. Elber die ©rieten, allermeift die baruntec ficb beftnbenben 300 auéerlefenen ©partaner, freuten ficb auf die ©cblacbt míe auf ein geft, fcbmücften ihre langen £aare, und (teilten sur Uebung ^ampffpiele an. ©üblich am 5ten Sage lief; Sterpcé an?

6. Neueste Geschichte - S. 231

1859 - Leipzig : Fleischer
231 Eine bedeutende Ausdehnung gewann der Verein der Gustav-Adolph- Stiftung, begründet zur Beförderung kirchlicher Zwecke unter verarmten protestantischen Gemeinden. Jeder dieser Vereine hielt seine jährliche Zusam- menkunft in einer deutschen Stadt, gewöhnlich wechselnd zwischen Nord und Süd. Männer aus allen Theilen des Vaterlandes fanden sich da ein, und es war nächst der eigentlichen Aufgabe von großer Bedeutung, daß das Na- tionalleben hier vielfache Beförderung fand. Alle diese Bestrebungen wurden, wenigstens aus einige Zeit, von einem großen Ereigniß überglänzt, einer reformatorischen Bewegung in der katho- lischen Kirche. Wie milde auch die preußische Regierung gegen den römischen Klerus verfuhr, wie schonend sie auch alle erfüllbaren Wünsche befriedigte — die Forderungen der Ultramontanen waren nicht leicht beschwichtigt. Der geistliche Uebermuth nahm immer mehr zu und es geschahen Dinge, die man in unseren Zeiten nicht mehr für möglich gehalten hätte. Die Domkirche in Trier besaß als Reliquie deu angeblichen, ungenähten Rock Jesu. Seit 1810 war er nicht ausgestellt gewesen. Nun wurde auf einmal die Ausstellung pieses Kleides auf den 18. August 1844 angekündigt und den gläubigen Pilgern vollkommener Ablaß verheißen. Eine ungeheure Menschenmenge zog nach Trier, Wunder wurden verkündigt, und je länger es währte, desto stärker wurde der Zudrang des Volkes. Mit seltsamen Gefühlen betrachtete der erleuchtete Menschenfreund solches Treiben. Da brachten die Sächsischen Vaterlandsblätter einen Aufsatz vom 1. Octbr., welcher eineu kräftigen, das Schwert der Wahrheit führenden Angriff gegen dieses der Bildung des Zeit- alters und wahrer Religiosität unwürdige Treiben und gegen den Urheber, Bischof Arnoldi von Trier, enthielt. Er war unterzeichnet: Johannes Ron ge, katholischer Priester. Der muthige Verfasser, geb. 1813 zu Bischofswalde bei Neiße, war wegen seiner Freisinnigkeit schon früher von seinem Amte als Kaplan entsetzt worden, und lebte nun zu Laurahütte in Schlesien als Lehrer. Die Wirkung des Schreibens war ungeheuer; in vielen Tausenden von Ab- drücken wurde es gelesen, und gewann dem Verfasser und seiner kühnen That reichen Beifall. Fast zu gleicher Zeit trat der Kaplan Cz erskh in Schneide- mühl gegen die Hierarchie des Papstes, die Ohrenbeichte und andere mensch- liche Satzungen in der röniischen Kirche auf. Bald gründeten die Anhänger solcher Gesinnungen Gemeinden; die römische Kirche epcommunicirte sie. Am 9. März 1845 wurde in Breslau der erste christ-katholische Gottesdieust ge- feiert. Ronge war für seine große Sache an verschiedenen Punkten in Deutsch- land thätig; auf einer Reise, welche er 1845 in das südwestliche Deutschland machte, gab das Volk durch den jubelnden Empfang, den es ihm überall weihte, den Beweis, wie sehr diese Bewegung den Sinn der Nation getroffen habe. In demselben Jahre fand auch ein Concil in Leipzig statt, wo man sich über die Auffassung der wichtigsten Glaubenssätze einigte; eine gleiche Versammlung 1847 in Berlin setzte nächst Anderem den Namen als christ- katholische Kirche fest. Unterdeß hatte es sich freilich gezeigt, daß diese Bewegung nicht blos bei den katholischen Regierungen, sondern auch bei pro- testantischen wenig Anklang gefunden. Der Mangel an Tüchtigkeit der Führer, die mehr in der Negation der Mißbräuche, als in positiver Begründung des Glaubens wirkten, eine bald hervortretende Verstachung des religiösen Lebens,

7. Neueste Geschichte - S. 232

1859 - Leipzig : Fleischer
---I— 232 und Uebergriffe in das politische Gebiet haben dieser Bewegung eine größere Ausdehnung geraubt und der anfänglich so hochgehende Strom versandete rasch in unbedeutender Wirkung. Die gleiche Sehnsucht nach einer Befreiung des religiösen Lebens von veralteten und erstarrten Glaubenssatzungen drang auch in das Judenthum ein, und veranlaßt in Breslau, Hamburg, Frankfurt a. M., Braunschweig u. a. O. eine Bereinigung freisinniger Männer zur Herstellung eines ge- reinigten Glaubens. — In der protestantischen Kirche erschienen diese Be- wegungen mit um so größerer Energie, da das Bestreben einiger deutschen Regierungen, unter denen auch die preußische, sichtbar auf eine das Wesen des Protestantismus, welches die alleinige Autorität der Bibel ist, aufhebende Beschränkung gerichtet war. Es war überhaupt ein Grundzug der letzten Jahrzehnte, daß die Vorliebe für das historisch gewordene Dogma in Kampf mit einer freieren Auffassung der religiösen Wahrheit trat. Von Berlin aus wurde die erste Richtung begünstigt, und die Regierung scheute sich nicht, in Widerspruch mit einer großen Mehrheit des Volkes zu treten. Der Cultus- minister Eichhorn wirkte trotz aller entgegentretenden Volksgesinnung für strengkirchliche Orthodoxie, sogar die Lehrfreiheit der Universitäten wurde ein- geengt. Die Gegenwirkung blieb nicht ans. In Königsberg sagte sich der Prediger Rupp von dem athanasianischen Symbol los, und gründete eine „freie Gemeinde," was nun auch in andern Orten geschah. In der Provinz Sachsen hatte der Prediger Uhl ich, später in Magdeburg, seit 1841 eine Vereinigung freisinniger Anhänger des biblischen Christenthums gestiftet, welche sich protestantische Freunde oder auch Lichtfreunde nannten. Ihre Versammlungen wurden immer zahlreicher besucht; zu Köthen waren im Mai 1845 gegen 3000 Menschen versammelt. Uhlich trat auch an andern Orten auf; in Breslau sprach er vor mehr als 6000 Menschen. Der Aufschwung wurde immer lebhafter. Da erfolgte das Verbot dieser Versammlungen. Uhlich selbst gerieth mit dem Consistorium in Magdeburg in Zerwürfniß, da er sich auf das Ansehen der Bibel gegen die unbedingte Geltung der kirch- lichen Symbole berief. Er wurde vom Amte suspendirt; eine unmittelbar bei dem Könige eingereichte Vorstellung der Magdeburger änderte nichts in der Sache. Also traten Viele mit Uhlich aus der Staatskirche aus, Novbr. 1847, und bildeten eine „christliche Gemeinde." Plötzlich schreckte ein unerhörtes Verbrechen das Volk auf. Ein Attentat auf das Leben des Königs war versucht worden. Ludwig Tschech, den ge- bildeten Ständen zugehörig und früher Bürgermeister zu Storkow in der Kurmark, feuerte am 26. Juli 1844 ein Pistol auf den König ab, als dieser eben mit der Königin aus dem Portal des Schlosses fahren wollte. Wie durch ein Wunder war der König unverletzt geblieben, während seine Kleider durchlöchert waren. Preußen hatte bis dahin so stolz sein können, daß nie das Leben eines Monarchen meuchlerisch gefährdet gewesen war. Der Mörder hat sein Verbrechen mit dem Tode gebüßt; seine That war eine vereinzelte, hervorgegangen aus einem finstern Gemüth. Er war nach seiner Meinung ungerechter Weise abgesetzt worden, suchte vergebens eine neue Anstellung, und warf nun allen Groll auf den König, an dein er seine Rache befriedigen wollte. Kurz vorher hatten im schlesischen Gebirge, wo die Noch der armen

8. Theil 2 - S. 30

1839 - Leipzig : Fleischer
30 an; namentlich verweigerte ihm der Emir von Saragossa, Ebn el Arabi, den Gehorsam, und da Abderrahman ihn vertrieb, kam er (777) mit einigen Andern nach Paderborn, um den mächtigen Karl um Hülfe zu bitten. Karl versprach ihnen zu kommen, und im folgenden Jahre 778 sehen wir ihn schon mit einem stattlichen Heere über die Pyrenäen ziehen, Saragossa erobern, und den vertriebenen Emir wie- der einsetzen. Alles Land zwischen dem Ebro und den Pyrenäen (die spanische Mark) schlug er zu seinem großen Frankenreiche. Er selbst kam mit dem Hauptheere unangefochten zurück; aber als ein Nachtrab in langem Zuge durch die Engpässe der Pyrenäen zurückzog, stürzten plötzlich die Bergbewohner, die Basken, aus einem Hinterhalte über ihn her, tödteten alle, und nahmen das Gepäck weg. Unter den Todten waren die tapfersten Helden der Franken: der Pfalzgraf Anshelm, der Trugseß Eg hart, und Rutland oder Roland, der Karls Sohn genannt wird. Die Thaten dieser Helden sind von den Dich- tern des Mittelalters in mehreren Sprachen besungen und ins Riesen- hafte ausgeschmückt worden; besonders wird Roland als ein unbesieg- barer Held geschildert, der es nicht selten mit ganzen Heeren der Un- gläubigen aufnahm. Zu seinem Andenken wurden auf den Markt- plätzen der meisten Städte Niederdeutschlands Standbilder von Stein und Holz errichtet, die man noch hier und da sieht. Die Niederlage sollen die Franken im Thale Ronceval erlitten haben. In einer hier stehenden Capelle zeigen noch die Mönche das Grab Rolands und drei seiner Gefährten. Reisende haben hier wohl alte, halb vermoderte Ge- beine gesehen, aber sie nicht von so riesenmäßiger Größe gefunden, als die Mönche sie zu schildern pflegen. Noch unterwegs erhielt Karl die Nachricht, daß die Sachsen schon wieder einen Einfall unternommen hätten. Sie waren 778 bis an den Rhein vorgedrungen, und hatten fürchterlich gehaust. Karl eilte ihnen nach, und jagte sie in ihre Gränzen zurück. Im folgenden Frühjahr 779 aber zog er in ihr Land, und ließ sich wieder durch Friedensanträge beruhigen. Er beschied sie 780 zu einem großen Land- tage, und sie erschienen auch, gelobten aufs Neue Frieden, und ließen sich zum Theil taufen. Auch schickte Karl Grafen in ihr Land, um sie zu regieren. Er ließ Kirchen und Klöster in ihrem Lande bauen, und errichtete Bisthümer, aus denen nach und nach blühende Städte entstanden. Als solche werden Bremen, Verden, Minden, Hal- berftadt, Hildesheim, Paderborn, Münster und Osnabrück genannt. Von ihnen ging die Bildung der Deutschen ganz besonders aus; denn Karl ließ bei jedem Domstift zugleich eine Schule anlegen, um recht tüchtige Volkslehrer zu bilden. Diese Schulen existiren in den vorgenannten Städten zum Theil noch. 780 reiste Karl nach Italien, und nahm, weil er in seiner Fa-

9. Theil 2 - S. 175

1839 - Leipzig : Fleischer
175 53. Die Bettelmönche. — Die Inquisition. (Unsittlichkeit der Geistlichen und Mönche. Karthäuser 1084. Cisterzienser 1098, Prämonstratrnser 1120, Franziskaner 1210 und Dominikaner 1210. Waldenser und Albigenser. Simon von Monlfort. Inquisition seit 1229. Konrad von Marburg.) Wie die Macht des Papstes immer größer wurde, besonders seit Gregor 7., ist bereits erzählt worden. Aber dadurch gewann die Geistlichkeit im Allgemeinen nicht an Ansehen. Je reicher und mächti- ger die Geistlichen wurden, desto übermüthiger und sittenloser wurden sie auch. Im zwölften Jahrhundert wurden einmal in England bin- nen 12 Jahren über 100 Mordthaten durch Geistliche verübt, und oft mußten Verbote gegeben werden, daß sie nicht die Schenken besuchen, mit Würfeln spielen, Waffen tragen, und Turniere mithalren sollten. Nicht besser ging es in den Klöstern zu. Wenn auch einzelne Mönche (die Meisten folgten der Regel des heiligen Benedict, der zur Zeit Ludwigs des Frommen eine Ordensregel gegeben hatte) still und heilig lebten, so ergaben sich die meisten doch der gröbsten Unsittlichkeit. Daher standen im 12ten Jahrhundert einige für Tu- gend hochbegeisterte Mönche auf, und suchten der Sittenverderbniß Einhalt zu thun, und größere Strenge in den Klöstern einzusühren. Ein solcher Mann war z. B. Abt Bernhard von Clairvaux. Indes- sen hielt es schwer, die Mönche der alten Klöster zu größerer Strenge zu bewegen; darum wurden um jene Zeit mehrere neue Orden ge- stiftet. Hier nur von einigen der vornehmsten. Unter allen war der strengste der Orden der Kart Häuser. Ein gewisser Bruno stiftete ihn 1084. Er war ein Canonicus in Rheims; weil ihn aber die Lasterhaftigkeit der Welt anwiderte, ging er in eine wilde Berggegend bei Grenoble, die fast immer mit Schnee oder Nebel bedeckt war, und la Chartreuse (die Karthause) hieß. Hier baute er ein Kloster. Mehrere gleichoenkende Mönche folgten ihm nach, und lebten in großer Enthaltsamkeit. Brod, Hülsenfrüchte und Wasser waren ihre einzige Nahrung, höchstens dann und wann ein Fisch oder etwas Käse als Leckerbissen. Sprechen dursten sie ohne Er- laubniß ihres Abtes nicht, und wenn sie einander in den öden Kreuz- gängen des Klosters begegneten, waren die Worte: memento mori! das Einzige, womit sie sich begrüßten. Ein andrer, auch strenger Orden war der der Cisterzienser, gestiftet von Robert 1008, be- kannt vom Kloster Citeaux unweit Dijon. Sie nannten sich auch Bernhardiner, und von ihnen sind die Barfüßermönche ausgegangen. Ferner der Orden der Prämonstratenser, gestiftet 1120 von Nor- bert. Er behauptete, es sey ihm im Traume eine Wiese, auf welcher

10. Theil 2 - S. 36

1839 - Leipzig : Fleischer
36 wir aus seinen Vorschriften, in denen es heißt: die Geistlichen sollen keine Waffen tragen, sich ohne Erlaubniß nicht bei dem Heere auf- halten, weder Christen- noch Heidenblut vergießen, nicht jagen und in den Wäldern mit Hunden umherstreifen, keine Stoßvögel und Possen- reißer halten, und überhaupt keine weltlichen Dinge treiben. Er ver- langte von ihnen, „daß sie innen voll Andacht, außen gelehrt, keusch im Wandel, und unterrichtet in der Rede seyn sollten, damit, wer sie in Gottes Namen und um der heiligen Beschauung willen zu sehen begehre, sein Auge an ihnen erbauen, gerüstet mit ihrer Weisheit hin- weggehen, und den allmächtigen Gott, dafür dankend, preisen möchte." Für die Kranken und Armen baute er Hospitäler, selbst nach Jerusa- lem, Alexandrien und Karthago schickte er Geld zur Unterstützung der dortigen armen Christen, und den Kalifen Harun al Raschid bewog er, die nach dem heiligen Grabe in Jerusalem Pilgernden zu schützen. Jeden Tag besuchte er den Gottesdienst; andächtig kniete er am Altäre nieder, und entäußerte sich aller irdischen Hoheit. Den damals noch sehr unvollkommenen Gottesdienst suchte er zu verbessern, besonders den Kirchengesang, der noch sehr schlecht war. Denn die Franken hatten eine rauhe Sprache, und sangen so schlecht, daß ein Schrift- steller jener Zeit sagt: wie sie am Leibe groß wären, wie Berge, so donnerte auch ihre Stimme brausend daher, und wenn sie im Gesänge Uebergänge machen oder den Ton aushalten wollten, so stießen sie die harten Töne mit solchem Geprassel heraus, daß es klänge, als wenn ein Lastwagen über Steine rasselte, so daß Ohr und Gefühl erschreckt würde. Karl ließ daher aus Italien geschickte Sänger kommen, um seine Franken an einen besseren Gesang zu gewöhnen. Einst kam ein fremder Geistlicher an Karls Hof, und stellte sich beim Gottesdienst auf das Chor, auf welchem bloß die Sänger standen. Jetzt begann der Gesang, der Fremde aber sang nicht mit, weil er nicht singen konnte. Der Gesangmeister, der das bemerkte, gab ihm einen Stoß mit seinem Stabe, damit er singen sollte; da sich der arme Mensch aber dazu nicht fähig hielt, so machte er wenigstens die Gebehrden eines Singenden, doch ohne einen Laut hören zu lassen. Das erregte das Gelächter aller Mitsänger, die nach ihm hin sahen, worüber er über und über roth wurde. Endlich machte die Sache Aufsehen in der Kirche, auch Karl sah hinauf, und da er die Verlegenheit des Man- nes bemerkte, so winkte er, man sollte ihn in Ruhe lassen. Nach ge- endigtem Gottesdienste ließ er ihn zu sich kommen, machte ihm für die ausgestandene Angst ein Geschenk, und gab ihm den Rath, sich nicht eher wieder unter die Sänger zu stellen, bis er singen könnte. Wie er die Wissenschaften liebte und beförderte, ist schon gesagt worden. Seine Kinder ließ er sorgfältig unterrichten, weil er an sich selbst erfahren hatte, wie übel es wäre, wenn man in der Jugend ver-
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