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1. Theil 2 - S. 10

1827 - Leipzig : Fleischer
10 ging mit dem festen Vorsatze nach Hause, den Zug mitzuma- chen, und eilte, sich das Kreuz aufheften zu lassen, ja Manche brannten es sich zum unvergänglichen Denkmale ihres festen Willens mit einem glühenden Eisen in das Fleisch ein. Darum nannte man alle, welche das Zeichen des Kreuzes trugen, Kreuz- fahrer. Mit Verachtung sah man auf die herab, welche Zu- rückbleiben wollten, und betrachtete dies als einen Beweis eines ruchlosen Herzens. Alle beschäftigten sich nun mit Vorbereitun- gen. zur langen Reise. Dieser verkaufte seine liegenden Gründe, um sie zu Gelde zu machen; jener schenkte seine Güter den Kirchen und Klöstern, um den Segen des Himmels zu erwer- den ; ein Andrer reifte umher, um von Freunden und Verwand- ten Abschied zu nehmen, wahrend ein Vierter feine Waffen putzte und seine Pferde zuritt. Alle Bande des Blutes wurden zerrissen. Der Sohn riss sich vom Herzen der Mutter, der Gatte aus den Armen seiner Frau und Kinder íoéy und Alle brann- ten vor Ungeduld nach dem Augenblicke des Aufbruchs. Jeder träumte von den Reichthümern, die er zusammenplündern, von den Städten, die er erobern, und den Saracenenköpfen, die er abhauen würde. Priester, Mönche und Einsiedler drängten sich herbei, ja selbst furchtsame Nonnen traten keck aus den Mauern ihrer Klöster ohne Erlaubniß ihres Bischofs heraus, um den für heilig gehaltenen Zug mitzumachen. Die Bewegungsgründe aller dieser Leute waren freilich sehr verschieden. Während Einige von wirklicher Frömmigkeit getrieben wurden, war es bei Andern Durst nach Abentheuern, oder Neugier, oder Hang zur Verän- derung. Noch Andere wollten sich dadurch der Dienstbarkeit ihrer Herren entziehen, oder den Mahnungen ihrer Gläubiger entgehen, oder früher begangene Verbrechen sühnen. Alle aber wurden von der gewissen Hoffnung beseelt, ihre Glücksumstände zu verbessern. Unter diesen Zurüstungen brach das Jahr 1096 an, und nun stellte Europa, besonders aber Frankreich ein noch nie ge- sehenes Schauspiel dar. Von allen Seiten setzten sich einzelne Schaaren in Bewegung, und eilten den verabredeten Versamm- lungsplätzen zu. Uebcrall sah man flatternde Fahnen, daher- sprengende Ritter, eilig wandernde Kreuzfahrer, und alle Wege

2. Theil 2 - S. 43

1827 - Leipzig : Fleischer
43 Kreuzzug zu Stande gekommen seyn. Dieser Mann hatte schon in der Jugend durch Fleiß, Einfachheit, Bedachtsamkcit und Ge- horsam sich hervorgcthan, und vor allen sich selbst zu beherrschen gelernt. Gegen die sinnlichen Freuden, gegen Esten, Trinken und schöne Kleider, war ergänz gleichgültig; jeder Augenblick, ohne dringende Noth schlafend zugcbracht, schien ihm ein Verlust am Leben; denn sein Gemüth war immer auf etwas Höheres ge- richtet. In einer wüsten Gegend hatte er das berühmte Kloster Clairvaux gegründet, und hier lebte er mit der größten Strenge. So zurückgezogen aber auch sein Leben als Mönch war, so we- nig kannte er Menschcnfurcht, wenn es darauf ankam, die Ehre Gottes zu befördern. Der damals lebende Papst Eugen 3. erkannte, daß der Abt Bernhard ganz der Mann sey, wie einst Kukupeter, die Abend- länder zu einem neuen Kreuzzuge zu bereden, und gab ihm daher den Auftrag, das Kreuz zu predigen. Dabei kam dem Abt sehr zu Statten, daß der König von Frankreich Ludwig 7. gerade damals die heftigsten Gewiffcnsbistc fühlte. Er hatte nämlich in einem Kriege mit dem Grafen von Champagne die Stadt Vitry erobert, und dabei waren in einer Kirche 1300 Menschen, die sich dahin geflüchtet hatten, verbrannt worden. Nur durch einen Kreuzzug glaubte der König die große Schuld sühnen zu können. Das Beispiel des Königs, und vorzüglich auch die Versicherung des beredten Bernhard, daß der Kreuzzug glücklich ausfallen würde, und allen Theilnehmern vollständige Vergebung ihrer Sünden zu Theil werden sollte, brachte eine Menge Menschen in Frankreich in Bewegung. Ludwig, seine Frau, sein Bruder, viele Grafen, Bischöfe und Edle nahmen das Kreuz, ugd zwar in solcher Men- ge, daß die wollenen Kreuze, dle Bernhard bei einer dazu ge- haltenen Versammlung austheilte, lange nicht zureichten, und er seinen eigenen Mantel zu Kreuzen verschneiden mußte, um nur den Andrang zu befriedigen. Nun wandte er sich auch nach Deutschland. Aber Kaiser Conrad 3. war nicht geneigt dazu; denn er hatte in Deutsch- land und Italien alle Hände voll zu thuw. Bernhard indessen war nicht der Mann, ein angefangenes Werk so schnell aufzuge- den. Er reiste dem Kaiser, der ihm auszuweichcrr suchte, nach, /

3. Theil 2 - S. 70

1827 - Leipzig : Fleischer
70 zeigte vor allen eine große Liebe zu seinen Nebenmenschen. Als er 36 Jahre alt war, reiste er durch Frankreich. Hier in dem Gebirge der Sevennen, besonders um das Städtchen Albi herum, lebten damals viele christliche Gemeinden, welche sich Albigenser nannten, von den Katholiken für Ketzer gehalten wurden, aber höchst fromm und sittlich waren. Die vielen Mißbräuche in der katholischen Kirche hatten mehrere fromme Männer auf den Gedanken gebracht, daß es gewiß gottgefälliger wäre, bloß nach den Vorschriften des neuen Testaments zu leben und Gott zu verehren. Sie verwarfen alle erst nachher eingeführten Ge- bräuche, wollten von Verehrung der Heiligen, Ablaß, Fegefeuer, Mönchsleben u. d. gl. nichts wissen, gehorchten der Obrigkeit, lebten in Stille und Frieden, und hatten Geistliche, die nicht nach irdischen Gütern trachten durften. So wacker nun auch diese Albigenser waren, so wurden ste doch von den umwoh- nenden Katholiken als verabscheuungswürdige Menschen ange- sehen; dahin kann die Unduldsamkeit führen! — Als Guzman durch ihr Land reifte, jammerte es ihn, daß diese sonst guten Leute ein Raub des Teufels — so meinte er — werden müß- ten. Er suchte sie deshalb von ihren vermeintlichen Jrrkhümern zu bekehren, und blieb deshalb zehn Jahre lang bei ihnen. Zu- letzt kam er auf den Gedanken, es müsse ja recht verdienstlich seyn, einen Orden zu stiften, der sich ganz der Bekehrung der sogenannten Ketzer widmete. Papst Honorius 3. bestätigte die- sen Orden 1216. Er wurde auch der Predigerorden ge- nannt, weil die Dominicaner umherreisten, und die Erlaubniß hatten, überall zu predigen und Beichte zu hören. — So ein braver Mann Dominicus sonst auch war, so war er doch ein Schwärmer, und legte einen viel zu großen Werth auf äußere Gebräuche. So hatte er z. B. stch neun Arten zu beten aus- gedacht: in gebückter Stellung, auf dem Bauche liegend, abwech- selnd niedeckniend und dann wieder aufspringend, die Arme wie ein Kreuz ausgeftreckt u. s. w. Er starb 51 Jahre alt, auf der Erde liegend, in einer härenen Kutte, und eine Kctt'b um den Leib. Anfangs waren sein Orden, wie der des Franziscus jetzt noch, ein Vettelorden, ist es aber seit dem i4ten Jahrhun- dert nicht mehr.

4. Theil 2 - S. 195

1827 - Leipzig : Fleischer
195 bei Toggenburg gebohren. *) Sein Vater war Amman , und Huldreich war der 6te Knabe einer sehr zahlreichen Familie. Nachdem er mehrere Schulen besucht hatte, wurde er Schul- lehrer in Basel, und hier zuerst erkannte er die Jrpthümer, in denen er aufcrzogen worden war. Je mehr er die.bibel studi'rte, desto deutlicher wurde es in seinem Kopfe, und er ver- einigte sich mit einigen gleichgesinnten Freunden, fortan-nicht mehr zu schweigen, sondern von den Kanzeln herab das Volk eines Bessern zu belehren. Seine Predigten — er war 1516 Pfarrer in Einsiedeln geworden — wurden mit großem Verfalle gehört; denn ec sprach mit der Innigkeit der Ueberzeugung, die immer zu Herzen geht, und als er 1518 zum Prediger in Zürich ernannt war, trat er, wie Luther um dieselbe Zeit, ge- gen den Ablaß, der auch hier keck verkauft wurde, und gegen die andern Mißbräuche des Papstthums auf. So wie-Luther am Kurfürsten, so fand er Schutz am Magistrat.in Zürich, welcher zugleich allen Predigern des Kantons befahl, nichts zu predigen, was nicht aus der Bibel zu beweisen wäre. Da nun; der Bischof von Koftnitz den Zwingli beim Papste als Ketzer verschrie, so wurde in Zürich ein Religionsgespräch veranstaltet, durch welches sich die streitenden Partheien verständigen sollten. Aber das Ende war, wie immer bei dergleichen Versuchen, daß Jeder bei seinem Sinne verharrte; denn wenn sich Zwingli auf die Bibel berief, so beriefen sich seine Gegner auf die Beschlüsse der Concillen und auf die Traditionen, die Zwingli freilich nicht anerkennen konnte. Der Magistrat verbot nun den. ganzen ka- tholischen Gottesdienst. Wie innig sich der fromme Zwingli über diese Fortschritte einer reineren Gottesverehrung freute, läßt sich denken. 1524 verheirathete er sich mit einer edeldenkenden Jungfrau, und lebte eine Zeitlang im Bewußtseyn der redlich- sten Amtsführung recht glücklich. Wie er in Zürich, so hatte indessen ein andrer braver Mann, Oekolampadius, in Basel *) Die Hütte steht noch, in welcher er gebohren wurde. Eine arme Familie wohnt darin, mit der Verpflichtung, darauf zu sehen, daß kein Reisender aus Reliquiensucht Spahne von dem Holze, aus welchem das Haus besteht, losschneide. 13* ■ .

5. Theil 2 - S. 206

1827 - Leipzig : Fleischer
206 garn. Ja 1529 waren sie gar bis vor Wien vorgedrungen, und hätten die Stadt beinahe im Sturme weggenommen. Sich selbst zu helfen, war Ferdinand viel zu schwach. Daher mußte er unaufhörlich die deutschen Fürsten um Hülfe ansprechen. Die Evangelischen wollten aber nicht eher helfen, bis man ihnen freie Religionsübung bewillige. Nach langem Hin- und Her- streiten wurde dann 1532 ein sogenannter Religionsfriede in Nürnberg abgeschlossen, der aber eigentlich nur als ein Waffenstillstand betrachtet werden konnte, weil weder die Einen noch die Andern damit zufrieden waren. Es wurde darin ver- sprochen, daß Keiner bis zu dem nächstens zu haltenden Concil seines Glaubens wegen beeinträchtigt werden sollte. Nun erst gaben die Evangelischen die von ihnen verlangte Unterstützung gegen die Türken, denen aber Ferdinand nicht viel anhaben konnte. Kaum waren die Katholischen und Evangelischen fürs erste etwas beruhigt worden, so fingen auf einer andern Seite Un- ruhen an. Die Anhänger Münzers waren in Deutschland überall hart verfolgt worden, und darum nach den Niederlanden ge- gangen. Von hier schickten die Schwärmer, die sich nun Wie- dertäufer nannten, Missionarien nach Westphalen, um ihren Anhang zu vergrößern. Zwei von ihnen kamen 1533 nach Münster in Westphalen. Johann Bockold, ein Schneider von Leiden, und Johann Ma t t h i e se n, ein Bäcker aus Har- lem. Nach und nach brachten sie viele Bürger auf ihre Seite, selbst den Prediger R o r t m a n n, der doch ein Schüler Luthers gewesen war. Der Magistrat jagte die Unruhestifter mehrmals aus der Stadt, aber sie kamen bald heimlich wieder, und ihr Anhang wurde endlich so stark, daß sie sich der Herrschaft be- mächtigten, den Bischof und den Magistrat vertrieben, und daß die verständigeren Bürger freiwillig die Stadt verließen, in der es nun ganz unvernünftig zuging. Die Wiedertäufer sandten Leute aus, welche alle ihre Anhänger in die Stadt einluden; sie sollten zu Hause nur alles stehen und liegen lassen; denn sie sollten es in Münster zehnfach ersetzt erhalten. Man kann denken, welche Menge Gesindel herbeiströmte. Ein gewisser Knipperdolling wurde zum Bürgermeister gewählt. Dann

6. Theil 2 - S. 208

1827 - Leipzig : Fleischer
208 Unruhen dauerten bis in das Jahr 1535. Da verstärkten einige Fürsten das Heer des Bischofs, und nun wurde die Sache ernst- hafter angegriffen. In der Stadt entstand zugleich eine fürch- terliche Hungersnoth, dennoch durfte Keiner bei Todesstrafe von Uebergabe sprechen. Zuletzt drangen die Soldaten fechtend in die Stadt ein; die Schwärmer wehrten sich tapfer, und baten erst um Gnade, als viele von ihnen niedergehauen waren. Auch Rottmann war unter den Gebliebenen. Bockold aber, sein Minister Krächting, und Knipperdolling wurden in eiserne Käfige gesperrt, eine Zeitlang zur Schau wie Wunderthiere umhergeführt, und zuletzt mit glühenden Zangen zu Tode ge- martert. In unfern Tagen hatte man sie wohl, weit vernünf- tiger, nur ins Jrrhaus gesperrt. Die Käfige mit ihren Leichen hängte man an einem Thurme der Stadt auf; da hängen sie noch heutiges Tages. — Die noch jetzt in den Niederlanden, England und Nordamerika lebenden Wiedertäufer oder Menno- niten müssen mit diesen Leuten nicht verwechselt werden. Es find fromme Leute, welche aber die Gewohnheit haben, erst die Er- wachsenen zu taufen. Während jener Vorfälle in Münster, hatte Kaiser Karl einen Zug gegen Tunis in Afrika unternommen. Der Dey von Al- gier, H a i r a d i n Barbarossa, ein ungemein tapfrer und wil- der Seeheld, hatte dem Bai von Tunis Muley Hassan sein Land weggenommen, und die Küsten von Spanien und Italien öfters überfallen. Darum fuhr Karl mit einer Flotte, welche von dem großen genuesischen Admiral Andreas Doria (— w) befeh- ligt wurde, nach Afrika hinüber, vertrieb Hairadin aus Tunis, eroberte die Stadt, und befreite 22,000 dort eingesperrte Chri« stenselaven. — Sechs Jahre darauf, 1541, unternahm Karl eine zweite Fahrt nach Afrika, die aber nicht so glücklich ausfiel. Dies Mal ging es gegen Algier, um den unruhigen Hairadin in seinem Schlupfwinkel selbst aufzusuchen. Andreas Doria, der wieder die Flotte befehligte, wiederrieth in so stürmischer Jah- reszeit, im October, die Fahrt zu wagen. Aber der Kaiser folgte seinem Rathe nicht. Er erreichte zwar Afrika, aber ein entsetzlicher Sturm zerstörte den größten Thcil der Flotte, daß Landheer wurde durch Hunger und Nässe und durch den kühnen

7. Theil 2 - S. 229

1827 - Leipzig : Fleischer
229 der Papst die Scheidung ausspräche. Das hätte dieser auch wähl gechan; aber Katharina war eine nahe Verwandte Kaiser Karls, und dieser, der so schon mit dem Papste unzufrieden war, drohte demselben, wenn er die Scheidung gutheißen würde. Darum hielt der Papst den König mit leeren Versprechungen hin, bis diesem die Geduld riß, und er sich aus eigener Macht von seiner Frau trennte, die Anna heirathete, und sich nun vom Papste ganz lossagte. Er verbot den englischen Geistlichen, fer- nerhin Geld nach Rom zu schicken und päpstliche Befehle anzu- nehmen, erklärte, der Papst sey ein Bischof wie alle andere Bischöfe, sich selbst aber machte er zum Haupte der englischen Geistlichkeit, so sehr auch der Papst gegen das Alles protestirte. Diese Uneinigkeit mit dem Papste war Ursache, daß sich Heinrich von ihm gänzlich lossagte, und eine neue Lehre und einen andern Gottesdienst einzuführen beschloß. Wahrscheinlich hakte er die Lehre Luthers angenommen; aber dieser hatte ihn unlängst durch einen derben Brief beleidigt, und Heinrich war nicht der Mann, der Beleidigungen vergaß. Da er sich nun selbst große Kenntnisse in der Theologie zutraute, so setzte er selbst ein Lehrbuch des christlichen Glaubens auf, und verlangte, daß alle seine Unterthanen so geschwind wie er ihren bisheri- gen Glauben ablegen, und seine Glaubenslehren annehmen sollten. Viele Schwache gaben dem Könige nach; die Besser- gesinnten dagegen erklärten, daß sie Gott mehr als ihn fürch- teten, und wurden nun als ungehorsame Unterthanen, weil ec nicht den geringsten Widerspruch vertragen konnte, hart ge- züchtigt. Viele, besonders die Geistlichen, wurden öffentlich ver- brannt. Dann hob ec die Klöster und andere geistliche Stifter auf, und verfuhr dabei so verschwenderisch, daß er mehr Scha- den als Vortheil hatte; denn bisher hatten ihm die Stifter schwere Abgaben bezahlt, die nun wegfielen, so daß auch Karl 5. lachend sagte: „der König von England hat die Henne todtgeschlagen, welche ihm die goldnen Eier legte." Ein solcher Mann wie Heinrich konnte auch in seinem Hause nicht glücklich leben. Nachdem er Anna Boleyn drei Jahre besessen, und sie ihm eine Tochter, Elisabeth, geboh- ren hatte, war er auch ihrer überdrüssig, und da die Höflinge,

8. Theil 2 - S. 244

1827 - Leipzig : Fleischer
244 der sie verrichtet, an, ob er alle Gedanken auf das Sakra- ment gerichtet habe. — Bei dem Abendmahl wird das Brot und der Wein durch die Weihung in den Leib und das Blut Jesu verwandelt, und daher muß die Hostie göttlich verehrt werden. — Die Messe ist ein sichtbares Versöhnopfer, und Je- dem uütze, der daran Theil nimmt. — Die Heiligen sollen an- gerufen und die Reliquien verehrt werden, u. s. w. — So war also wieder die Hoffnung, daß durch ein allgemeines Con- cilium der Friede und der Kirche wieder hergestellt werde, ver- eitelt! Ferdinand hatte zwar sich bemüht, daß das Concil, den Evangelischen zu Liebe, wenigstens den Genuß des Weines beim Abendmahl und die Priesterehe erlauben sollte; aber der Papst war nicht dahin zu bringen, auch nur in einem Punkte nach- zugeben. Die Spannung zwischen den Verschiedendenkenden blieb daher, und es war vorauszusehen, daß es einmal, früher oder spater, zum Ausbruch kommen würde. Das Concilium hatte von 1545^-63 gedauert. Ferdinand starb 1564, von allen Deutschen geehrt. Sein Geist ruhte auch auf seinem Sohne Maximilian 2. War schon Ferdinand duldsam gewe- sen, so war er es noch mehr. Er erklärte, es sey seine feste Ueberzeugung, daß Gott allein die Herrschaft über die Gewissen zukomme. Daher war auch zu derselben Zeit, als die Nieder- länder sich gegen den Verfolgungsgeist Philipps 2. von Spa- nien empörten, und die Reformirten in Frankreich zu Tausenden ermordet wurden, in Deutschland die größte Ruhe. Daß der Papst und die Jesuiten damit nicht zufrieden waren, läßt sich leicht denken; aber der brave Maximilian ließ sich nicht irre machen, und ließ einen Jeden Gott nach seiner Ueberzeugung verehren. Er selbst blieb bei der katholischen Kirche, duldete auch in Wien bloß den katholischen Gottesdienst, um- es nicht ganz mit dem Papste zu verderben. Nur in den letzten Jahren seiner Regierung erlaubte er den Evangelischen auch in Wim ein eigenes Bethaus und einen besondern Geistlichen. Als er 1576 starb, wurde er von allen seinen Unterthanen beweint. Sein Sohn

9. Theil 2 - S. 544

1827 - Leipzig : Fleischer
schen. Wurden ftcmde Waaren entdeckt, so ließ er sie öffentlich verbrennen. Dies geschah mehrmals, selbst für 10 — 1500q Gulden mit einem Male. Ucber diese Verordnung beklagte sich das ganze Land; aber die inländischen Fabriken hoben sich, und viel Geld wurde erspart. Die große Unzufriedenheit mit Josephs- raschen Verbesserun- gen ging endlich in den Niederlanden zu einer förmlichen Empö- rung über. Diese Provinzen hatten seit alten Zeiten große Vor- rechte, die ihnen Joseph zum Theil nahm. Die Erziehung stand hier bisher ganz unter der Leitung der wenig aufgeklärten Geist- lichkeit. Joseph änderte auch dies, und errichtete in Löwen, wo bisher eine Universität gewesen war, ein General-Seminarium, In welchem alle junge Leute, die Geistliche werden wollten, stu- Diren mußten, aber ohne unter der Aufsicht der Bischöfe zu stehen. Darüber entstand aber allgemeines Mißvergnügen, welches durch die Geistlichkeit noch mehr angefacht wurde. Die ersten Bewe- gungen in Löwen wurden leicht unterdrückt. Aber während der Kaiser 1788 nach der Krimm gereist war, um dort mit Kathari- na 2. zusammenzutrcffen, entstanden umfassendere Unruhen. Das Volk widersetzte sich der Einführung der neuen Gerichtsordnung, und beging fo wilde Ausschweifungen, daß der Oberstatthaltcr fürs erste nachgcben, und die alten Einrichtungen wieder Herstel- len mußte. Darüber zeigten die Niederländer eine ausgelassene Freude; nicht so Joseph. Er erließ die kräftigsten Ermahnungen, versicherte sie, daß er nur ihr Wohl vor Augen habe, und suchte sie von der Zweckmäßigkeit der neuen Einrichtungen zu überzeu- gen. Zugleich aber befahl er, daß diese unweigerlich angenom- men werden müßten, und schickte einige Regimenter nach den Niederlanden. Einige Monate hindurch gehorchten die Nieder- länder in finsterm Unmuth. Dann brach überall die Empörung aus. Einige nichtswürdige Volksführer stellten sich an die Spitze der Bewegungen, und die katholische Geistlichkeit reizte noch mehr auf. Die kaiserlichen Truppen wurden, weil sie vereinzelt wa- ren, überwältigt, und bald war das ganze Land in den Händen der Insurgenten. Kaiser Joseph hat das Ende dieser Unruhen nicht mehr erlebt; die Niederlande sind von Oestrcich nicht wieder bezwungen worden.

10. Theil 2 - S. 661

1827 - Leipzig : Fleischer
661 Landung in England zu unternehmen. Daher wurden von England an Frankreich Fricdenseröffnungen gemacht. Beide Mächte schlossen den Frieden in Amiens am 25sten März 1802. Nach demselben gab England die meisten der den Franzosen und Holländern abgenommenen Colonicn zurück, und versprach, Malta dem Malthcser-Orden zurückzugeben; denn England hatte diese Insel den Franzosen früher wieder abgcnommen. Offenbar hatte sich England mit diesem Frieden übereilt, und darum war vorauszusehen, daß er von keinem langen Bestände seyn würde. 109. Bonaparte's Negierung als Cónsul. Bonaparte mußte zwar die Republik noch bestehen lassen, um die Freunde der Revolution, deren noch genug am Leben waren, zu schonen, aber er suchte nach und nach ihre Formen mit kraftvolleren zu vertauschen, und zeigte überhaupt dem Volke bald, daß er Kraft genug habe, seinen Willen durchzu- setzen. In die Verwaltung brachte ec mehr Ordnung, zu sei- nem Schutze richtete er eine Consulargarde ein, die National- garden schaffte er ganz ab, den katholischen Gottesdienst führte er wieder ein, ernannte Erzbischöfe und Bischöfe, stellte die bisherigen Wochentage und die Feier des Sonntags wieder her, und erklärte, daß auch die Protestanten und selbst die Juden gleiche Bürgerrechte haben sollten. Auch wurden Schu- len wieder eingeführt, und dies war um so nöthiger, da die in den Revolutionsgreueln ausgewachsene Jugend entsetzlich ver- wilderte. Die Sanscülotten mit den Jakobinermützen ver- schwanden nun, und überall kehrte gute Sitte und Ordnung nach und nach zurück. Alle diese Einrichtungen waren zwar recht gut, hätte man cs nur nicht dem ersten Cónsul bald angemerkt, daß die Fran- zosen gut und glücklicher zu machen nur Nebenzweck, seine ei- gene Vergrößerung aber Hauptzweck wäre. Selbst die Hand- lungen, die recht großmüthig zu seyn schienen, verrichtete er nur, entweder um seiner Eitelkeit zu schmeicheln, oder sich ei- nen mächtigen Freund zu erwerben; aus reiner, großartiger Gesinnung that er nichts.
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