58
Artaxerxes Ii. Artaxerxes Iii. §. 21.
Zinn dritten Male abfielen und unter eigenen Königen 64 Jahre lang
ihre Unabhängigkeit behaupteten.
10) Artaxarxes Ii. Mnemon 405—362 (?).
Krieg mit seinem Bruder■ Cyrus'). Sein jüngerer Bruder
Cyrus, der Liebling seiner Mutter und Satrap von ganz Vorder-
asien, wollte (als Erstgeborener nach der Thronbesteigung seines
Vaters) ein näheres Recht auf die Erbfolge gellend machen, als
sein älterer Bruder, und sammelte deshalb in Asien eine grosse
Anzahl griechischer Miethtruppen unter dem Vorwände, die noch
unbezwungenen Pisidier zu unterwerfen. Unterstützt von den
Spartanern, denen er im peloponnesischen Kriege Hülfsgelder
geschickt hatte, kam er glücklich bis über den Euphrat2), wo
Artaxerxes, noch zur rechten Zeit gewarnt durch Tissaphernes,
den Unterstatthalter von Ionien, ihm mit einem Heere von beinahe
einer Million (?) begegnete. Cyrus fiel (im Handgemenge mit
seinem Bruder) in der Schlacht bei Cunaxa 401, und die Griechen,
welche auf ihrem Flügel gesiegt hatten, wurden, noch 10,000 M.
stark, von Xenophon mit Ueberwindung unsäglicher Schwierig-
keiten über das armenische Hochland nach Kleinasien (Trapezunt)
zurückgeführt.
Den Krieg mit Sparta, welcher mit dem Frieden des Antalcidas
endete (387) und die Griechen auf dem Festlande von Kleinasien
nebst Cypern wieder unter die Botmässigkeit der Perser brachte,
s. §. 51.
Ein Versuch, Aegypten wieder zu erobern, misslang (durch die
Entzweiung der Feldherren Iphikrales und Pharnabazus über die Be-
setzung von Memphis). Artaxerxes ernannte seinen ältesten Sohn
(Darius) zu seinem Nachfolger, liess ihn aber wegen seiner Verschwö-
rung gegen den Vater tödten und ernannte dann seinen jüngsten Sohn,
Ochus, zum Nachfolger.
11) Ochus als Artaxerxes Iii. (362? — 338). Gegen
diesen grausamsten und blutgierigsten der persischen Könige brach
alsbald ein Aufstand aus, welcher sich diesmal über die westlichen
Länder des Reiches verbreitete, so dass ein Abfall aller Besitzungen
bis zum Euphrat drohte. Doch stellte er das Reich abermals her.
Zunächst ward der Aufstand (der Satrapen) in Kleinasien unter-
‘) S. Lachmann, K., Geschichte Griechenlands von dem Ende des pelo-
ponnes. Kriegs. Ii. S. 333 ff. Er setzt (S. 384) den Tod Artaxerxes. Ii. in’s
J. 364.
S. Pütz, Schulatlas I. 5. Blatt nebst der Erläuterung.
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Extrahierte Personennamen: Artaxerxes Artaxerxes Cyrus Cyrus Artaxerxes Cyrus Artaxerxes Darius Darius Artaxerxes Lachmann Artaxerxes
Das Reich der Perser. Cyrus. §. 21.
51
§• 21.
Das Reich der Perser. ^
1) Cyrus (reg. 558—529), welcher durch seinen Sieg über
Astyages nicht nur die Perser frei gemacht, sondern auch die
Herrschaft über die Meder, ihre bisherigen Herren, gewonnen
hatte, wusste nicht nur diese Herrschaft über die iranischen Völker
zu befestigen, sondern versuchte auch mit Erfolg weitere Er-
oberungen. Noch bestanden von den drei Reichen, welche sich
nach dem Falle Ninive’s in die Herrschaft des westlichen Asiens
getheilt hatten, das lydische und das babylonische. Cyrus griff zu-
nächst das lydische Reich an, welches die Meder nach jahre-
langen Kämpfen nicht hatten unterjochen können.
Der lydische Krieg (546).
Der König von Lydien, Crösus (560—546), wollte der ihm
von Cyrus drohenden Gefahr zuvorkommen und zugleich für die
Entthronung seines Schwagers Astyages Rache nehmen, entschloss
sich aber zum Angriffskriege erst, als er von dem (vorher auf die
Probe gestellten) Orakel zu Delphi einen Ausspruch erhalten hatte,
den er zu seinen Gunsten deutete. Nachdem ihm die ebenfalls
von Cyrus aufstrebender Macht bedrohten Könige von Babylonien
und Aegypten Hülfe zugesagt hatten, ging er über den Halys, zog
sich aber nach der unentschiedenen Schlacht bei Pteria (in der
Nähe des schwarzen Meeres?) vor dem weit stärkern Heere des
Cyrus nach seiner Hauptstadt Sardes zurück und entliess sogar die
Contingente seiner Bundesgenossen bis zum nächsten Frühjahre. Auf
diese Nachricht zog Cyrus schnell gegen Sardes, verscheuchte die
lydische Reiterei mit seinen Kameelen, nahm die Stadt nach kurzer
Belagerung ein und plünderte sie1).
Der Eroberung des lydischen Reiches folgte die Unterwerfung
der loner, J)arer und Lycier durch Harpagus um so leichter,
als die asiatischen Griechen sich weder zu gemeinschaftlichem
Widerstande vereinigten, noch von den Spartanern-die »verlangte
') Nach M. Duncker, Gesch. des Alterthums Ii. 481—485 , ist die Hero-
' dotische Erzählung von der Rettung des Crösus auf dem Scheiterhaufen durch
die Erwähnung des Solon nur ein absichtlicher Versuch der Griechen, der
frühem Unterredung des Crösus mit Solon einen Abschluss zu geben und
die Weisheit des Solon ins beste Licht zu stellen. Vielmehr scheint Crösus,
um den Sturz des Reiches nicht zu überleben, freiwillig den Scheiterhaufen
bestiegen zu haben, wie Sarak von Assvrien. Vgl. E. Curtius, griech. Gesch.
I. 482.
4*
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Extrahierte Personennamen: Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Sarak_von_Assvrien Curtius
Das Reich der Perser. Cambyses. §. 21.
53
zum Nachfolger, unter dessen Oberherrschaft der jüngere, Smerdis,
den östlichen Theil des Reiches verwaltete.
2) Cambyses (529—522) setzte die Eroberungen seines
Vaters fort, indem er Aegy p t e n unterwarf, die einzige Gross-
macht, welche neben der persischen noch bestand. Der ägyptische
König Amasis hatte schon mit Besorgniss den Fortschritten des
Cyrus zugesehen und dem Crösus seine Hülfe zugesagt, aber nicht
nur das lydische, sondern auch das babylonische Reich untergehen
lassen, wodurch die Perser seine Grenznachbarn geworden waren.
Cambyses schloss, als er gegen Aegypten zog, nicht nur ein Bünd-
niss mit den arabischen Stämmen auf der Halbinsel Sinai, die sein
Heer heim Zuge durch die Wüste mit Wasser versahen, sondern
bot auch die Flotten der pliönizischen Städte und der griechischen
in Kleinasien auf, um den Angriff auf Aegypten von der See her
zu unterstützen, und der Tyrann Polykrates auf Samos bemannte
für ihn 40 Schiffe mit den Gegnern seiner Herrschaft, um sich
dieser-zu entledigen. Inzwischen war Amasis' gestorben und ihm
sein Sohn Psammenit gefolgt. Das ägyptische Heer ward bei
P e 1 u s i u m geschlagen, und Memphis nach kurzer Belagerung
eingenommen, 525.
Das Erscheinen der Perser in Aegypten hatte auch unter
den benachbarten Völkern Schrecken verbreitet: die libyschen
# Stämme im W. an der Küste sandten Tribut, und ein griechischer
Tyrann in Cyrene sicherte (wie Polykrates in Samos) seine Will-
kürherrschaft durch Unterwerfung unter die Perser, deren Reich
sich nun im W. bis zum Plateau von Barka erstreckte.
Die schnelle und leichte Eroberung Aegyptens reizte den
Cambyses zu weiteren Unternehmungen. Er sammelte ein Heer
bei Theben und schickte eine Abtheilung desselben nach der Oase
Siva zu dem Tempel des Ammon, welcher zehn Tagereisen westlich
von Theben in der Wüste lag, mit dem übrigen Heere zog er den
Nil aufwärts gegen die Aethiopen. Allein er musste wegen
Mangels an Lebensmitteln und nach dem Verluste eines grossen
Theils seiner Mannschaft nach Theben zurückkehren, und hier
erhielt er die Nachricht, dass die andere Abtheilung seines Heeres
in der Wüste von einem Sandsturm verschüttet worden sei. Eben
so scheiterte sein Plan, Karthago zu unterwerfen, da die Phö-
nizier sich weigerten, gegen ihre Pflanzstadt zu segeln.
Der beleidigte Slolz des Perserkönigs artete in Wahnsinn aus. Als
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Zug des Darius gegen die Scythen. §. 21.
55
Nabonedus) als Nebukaduezar Ii. zum Könige ausgerufen wurde.
Nach zwei Siegen belagerte Darius die Hauptstadt, welche zum
äussersten Widerstande entschlossen war und dadurch auch die
östlichen Provinzen zum Aufstande veranlasste. Erst nach 20 Mo-
naten gelang die Wiederunterwerfung Babylons (518), angeblich
durch die List der Selbstverstümmelung des Zopyrus (eines der
sieben persischen Stammhäupter). Darauf zog er nach Medien,
welches einen zweiten Versuch des Abfalls machte, indem ein
gewisser Phraortes sich als angeblicher Nachkomme des Cyaxares
zum Könige aufgeworfen hatte. Dieser wurde in zwei Schlachten
besiegt, gefangen und mit seinen vornehmsten Anhängern am
Galgen aufgeknüpft. Während Herodot nur von einem Aufstande
der Babylonier und Meder berichtet, erfahren wir aus einer (unweit
Bagdad) auf einer Felswand entdeckten (bildlichen Darstellung mit)
Keilinschrift, dass gleichzeitig eine Reihe von Empörungen im
östlichen und nördlichen Theile des Reiches ausgebrochen war,
jedoch ohne Zusammenhang unter einander, durch deren vereinzelte
Bewältigung Darius sich erst seine Herrschaft sicherte. Sogar das
Stammland (Persien) musste mit Waffengewalt wieder unterworfen
werden.
Die Eroberungszüge des Darius.
a) Einen Zug gegen die Scythen jenseits der untern Donau
unternahm Darius (513?) wohl nicht, wie Herodot angiebt, aus
Rache, weil sie früher in Medien eingefallen waren, sondern um
die Grenzen seines Reiches auch nach Europa auszudehnen, was
noch kein Herrscher des Orients versucht hatte, und um demselben
i*eue Handelswege zu eröffnen. Zu diesem Unternehmen mussten
die ionischen Städte (600) Schiffe stellen, welche die Tyrannen,
wie Histiaeus von Milet u. A., bereitwillig herbeiführten. Darius
zog (mit 700,000 Mann?) über den tliracischen Bosporus nach
Europa1), während er die Flotte nach der Donau sandte, um eine
Brücke über den Fluss oberhalb seiner Spaltung zu schlagen. Die
thracischen Stämme wurden ohne Gegenwehr, die Geten (zwischen
Haemus und Donau) von der Uebermacht unterworfen. Nach dem
Uebergang über den Strom Hess er die Griechen zur Bewachung
der Brücke (auf 60 Tage) zurück. Die Scythen aber wichen immer
vor ihm zurück (angeblich bis über den Tanais) und verwüsteten
0 Eine Zeichnung des von Darius zurückgelegten Weges s. in Pütz,
histor.-geogr. Schulatlas, 5. Aufl. I. 1. Blatt.
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Extrahierte Personennamen: Darius Darius Herodot Darius Darius Darius Darius Darius Herodot Histiaeus_von_Milet Darius Hess Darius Darius
Extrahierte Ortsnamen: Babylons Bagdad Persien Donau Europa Donau Donau
Artaxerxes I. Xerxes Ii. Sogdianus. Darius Ii.
57
¡.tukqoyitlq genannt, 465—424), verabredet, als er durch Verrath
seinen Untergang fand.
Krieg mit den Aegyptiern und Griechen. Die im persischen
Reiche herrschenden Unruhen nach Xerxes’ Tode ermuthigten die
Aegyptier, abermals abzufallen (456), wobei sie sowohl von dem
libyschen Könige Inarus als von einer athenischen Flotte unter-
stützt wurden. Aber Megabyzus (Sohn des Zopyrus), Satrap von
Syrien, unterdrückte den Aufstand, die auf einer Insel im Nil
(Prosopitis) eingeschlossenen Griechen capitulirten und der Anfangs
amnestirte Inarus wurde (5 J.) später ans Kreuz geschlagen. Nur
ein gewisser Amyrtaeus behauptete sich mit einer tapfern Schaar
in den Sumpfgegenden am Ausflusse des Nils. — Die Griechen
setzten den Krieg fort unter Cimon, dessen Flotte und Landheer
(nach seinem Tode) bei Salamis auf Cyperti siegte, 449.
Schon beginnt der Verfall des Reiches, zunächst durch
die Satrapenempörungen. Als Artaxerxes den Inarus und die
griechischen Gefangenen, denen Megabyzus bei der Capitulation
Schonung des Lebens verbürgt hatte, hinrichten liess, versuchte
dieser Satrap eine Empörung, schlug zweimal die königlichen
Heere und schrieb dem Könige die Bedingungen der Aussöhnung
vor. Seit dieser Zeit wurden die Satrapenempörungen häufiger
durch die grosse Macht der Statthalter, welche nicht nur Civil-
und Militärgew'alt vereinigten, sondern auch zuweilen mehrere
Satrapien zugleich verwalteten. Die auswärtigen Kriege erleich-
terten solche Empörungen, durch w elche neue unabhängige Reiche
entstanden, wie in Cappadocien und Pontus. Auch das Aufkommen
der Miethtruppen (besonders aus den Griechen) trug zum Verfalle
des Reiches bei, indem es die Ausartung der sonst kriegerischen
Perser in Ueppigkeit und Weichlichkeit herbeiführte.
Auf Artaxerxes I. folgte sein einziger achter Sohn
7) Xerxes Ii. 424, welcher schon nach 45 Tagen von seinem
unächten Bruder
8) Sogd ianus ermordet wurde und somit den ächten Stamm
des Darius beschliesst. Der Mörder ward nach sechs Monaten von einem
andern unächten Bruder, Ochus, in Asche erstickt, welcher folgte unter
dem Namen
9) Darius Ii. Nolhus, 424—405, und sich ganz von seiner
Gemahlin (Parysatis) beherrschen liess. Seine Regierung ist ausgefülll
mit einer Reihe von Empörungen bald königlicher Prinzen, bald mächtiger
Satrapen, bald unterworfener Völker, wie denn auch die Aegyptier
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Extrahierte Personennamen: Artaxerxes_I. Xerxes Darius_Ii Darius Könige_Inarus Artaxerxes Artaxerxes_I. Xerxes Darius Darius_Ii Darius
70
Aegypten unter persischer Herrschaft. §. 25.
Psammenit wurde von Cambyses bei Pelusium besiegt,
Memphis eingenommen und Aegypten eine persische Provinz,
525, s. §.21.
Iv. Aegypten unter persischer Herrschaft,
525—332 v. Chr.
Durch das grausame Verfahren des Cambyses gegen die noch
immer einflussreiche Priesterkaste und durch dessen Verspottung
der ägyptischen Religion (s. S. 54) erzeugte sich ein Nationalhass,
welcher die Aegyptier dreimal veranlasste, von der persischen
Herrschaft abzufallen.
Obgleich Darius I. die Religion, Sitten und Gebräuche des Landes
ehrte, und sich die Gunst der Priesterschaft in hohem Grade erwarb,
so benutzten die Aegyptier doch die Zeit, als der Perserkönig nach der
verlornen Schlacht bei Marathon sich von Neuem gegen Griechenland
rüstete, zum ersten Ab falle. Alsbald nach der Thronbesteigung
Xerxes’ I. wur3ertsie~von “Hessen Bruder (Achämenes) wieder unter-
worfen. Als aber durch die Ermordung des Xerxes das persische Reich
in die höchste Verwirrung gerathen war, empörten sich die Aegyptier
zum zweiten Male und erwählten den Libyer Inarus und den Amyr-
i täus aus Sais zu Königen. Trotz des Beistandes der Athener wurden
j sie von den persischen Satrapeipbesiegt, Inarus an’s Kreuz geschlagen,
[ Amyrtäus aber zog sich in die Sumpfgegend zurück. Von dort kam
) er (oder sein Enkel?) erst nach 42 J. hervor, eroberte Memphis, und
die Perser wurden zum dritten Male aus Aegypten vertrieben. Dies-
mal blieben die Aegyptier 64 J. (414—350?) imter eigenen Königen
unabhängig; vergebens versuchte Artaxerxes Ii. sie wieder zu unterwerfen,
dies gelang erst unter Artaxerxes Iii., und der letzte König (Nektane-
bis) floh nach, Aethiopien. Der neue Herrscher übertraf noch [den
Cambyses in grausamer .Behandlung der Besiegten und in Verspottung
ihrer Religiou. Daher ward Alexander d. Gr. als Befreier vom persischen
Joche mit Freude aufgenommen.
§• 26.
Cultur der Aegyptier1).
1) Die Religion der Aegyptier war, wie die der Griechen,
(s. §. 55) und der Germanen (s. 2. Bd. §. 2. A), ursprünglich
ein Monotheismus, die Verehrung eines einzigen Weltschöpfers,
welche in Polytheismus ausartete, als des einen Gottes ver-
*) Uhlemann, M., Handbuch der gesammten ägyptischen Alterthumskunde.
2. Theil (1857), S. 155 ff.
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Extrahierte Personennamen: Darius_I. Darius_I. Xerxes Artaxerxes Artaxerxes Alexander_d Alexander
78
Die Karthager. Kriege auf Sicilien. §. 29.
Zweiter Krieg auf Sicilien (410—340).
Erst nach dem unglücklichen Ausgange der athenischen
Expedition gegen Sicilien erneuerten die Karthager den»Angriff
gegen die sicilischen Griechen. Die Egestaner, welche die Ein-
mischung der Athener in die inneren Angelegenheiten Siciliens
veranlasst hatten, waren nach dem Untergange der attischen Macht
(s. §. 50, Ii.) ihren übermüthigen Feinden schutzlos preisgegeben
und riefen daher die Punier gegen Selinus in das Land. Im
J. 409 landete Hannibal, der Enkel des bei Himera gebliebenen
Hamilkar, an der sicilischen Küste und zerstörte Selinus und
Himera. In einem zweiten Feldzuge eroberte er Agrigent, Gela
und Camarina; Karthago behielt im Frieden (mit dem Tyrannen
Dionysius von Syrakus) die eroberten Städte theils als Unterthanen,
theils als Tributpflichtige. Doch verlor es dieselben zuletzt wieder
(340) nach einer Niederlage (am Flusse Crimissus) durch die von
dem Korinthier Timoleon unterstützten Syrakusaner.
Dritter Krieg auf Sicilien (317—275).
Kaum war der Tyrann Agathocles zur Herrschaft in Syrakus
gelangt, als er auch das übrige Sicilien sich zu unterwerfen suchte
und dadurch den Nationalkrieg zwischen Griechen und Karthagern
erneuerte. Denn die Karthager nahmen sich der Vertriebenen an,
entrissen dem Agathocles seine Eroberungen wieder und belagerten
Syrakus selbst mit Heer und Flotte. Da machte Agathocles eine
kühne Landung in Afrika, gewann die meisten Städte des kartha-
gischen Gebietes mit Gewalt oder durch freiwilligen Abfall und
bedrohte die (zugleich durch Bomilkar’s Streben nach der Allein-
herrschaft beunruhigte) Hauptstadt selbst, während die Syrakusaner
das karthagische Belagerungsheer schlugen und vernichteten. Als
er aber Afrika verliess, um auch den Widerstand der Sicilier
schnell zu beenden, artete das hier zurückgebliebene Heer in
Zuchtlosigkeit aus und löste sich nach einem Angriffe auf das
karthagische Lager gänzlich auf. Im Frieden musste Agathocles
die Karthager im Besitz des westlichen Siciliens lassen. — Die
Anarchie in Syrakus nach Agathocles’ Tode (289) benutzten die
Karthager zu einem neuen Angriffe; die belagerten Syrakusaner
riefen den Pyrrhus aus Italien zu Hülfe (277), welcher auch die
Karthager bis auf Lilybaeum zurückdrängte und schon im Begriffe
war, gleich dem Agathocles, nach Afrika überzusetzen, aber durch
seine Härte und Willkür viele Städte veranlasste, abermals mit den
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Die letzten Pharaone in Aegypten. §. 25. 69
Cfö*
entgegen, verlor aber Schlacht und Leben ibei Megiddo). vgl. S. 22.
Darauf drang Nekos bis an den Euphrat vor, wurde jedoch von
den Babyloniern, die inzwischen Ninive eingenommen hatten, bei
Karkemisch oder Circesium 604 zurückgeschlagen und verlor
seine Eroberungen in Syrien und Palästina. Sein Enkel und
zweiter Nachfolger,
Apries (in der Bibeh Hophra, 594—570), versuchte ver-
gebens die Befestigung der babylonischen Herrschaft in Syrien zu
hindern: er vermochte weder den Fall Jerusalems abzuwenden,
noch die Phönizier vor der Unterwerfung durch Nebukadnezar zu
schützen. Bald darauf riefen libysche Stämme ihn gegen die rasch
aufgeblühte griechische Colonie Cyrene zu Hülfe. In der Hoffnung,
für das im Osten Verlorene im Westen Ersatz zu finden, sandte er
ein Heer nach Cyrene, welches von den Cyrenäern geschlagen wurde
und sich wider ihn empörte, weil die griechischen Söldner in
Aegypten geblieben waren und es auf die Vernichtung der Krieger-
kaste abgesehen schien. Es rief den (von ihm zur Dämpfung des
Aufruhrs abgeschickten) Amasis zum Könige aus; Apries zog ihm
mit seinen griechischen Miethtruppen entgegen, wurde aber (bei
Momemphis) geschlagen, selbst gefangen und nachher erwürgt.
Mit ihm endete Psammetich’s Geschlecht.
Amasis (570—526) befestigte seine Herrschaft durch Bünd-
nisse mit Cyrene, Polykrätes (Tyrannen von Samos) und mit den
Griechen. Er verlieh dem griechisch-ägyptischen Handelsverkehr
eine weitere Entwickelung, indem er allen Griechen die (bisher
nur den Milesiern bewilligte) Niederlassung in der Hafenstadt
Naukratis am kanopischen Nilarm gestattete1), wodurch solcher
Beichthum ins Land kam, dass auch die Kunst noch eine späte
Blüte erlebte; Um Aegypten auch Antheil an der Beherrschung
des Mittelmeeres zu verschaffen, eroberte er die an Schiffsbauholz,
Erz und Häfen reiche Insel Cypern, welche lange Zeit eine Grund-
lage der phönizischen Seemacht gewesen war. Der erhöhte Wohl-
stand Aegyptens reizte die Eroberungslust des jungen persischen
Beiches. Amasis versäumte es, den Babyloniern und Lydiern
rechtzeitige Hülfe gegen die Perser zu leisten (vgl. S. 53), und
zur Zeit, als er von diesen selbst bedroht wurde, starb er. Sein
Sohn
’) S. E. Curtius, griech. Gesch., I., 346 f.
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Geschichte der Karthager. §. 29.
77
Gibraltar hinaus und sogar an der Westküste des Continents wurde
Geschichte der Karthager.
I. Von der Gründung Karthago’s bis auf die Kriege
mit den Griechen auf Sicilien, 480 v. Chr.
Nachdem die Sidonier schon im 12 Jhdrt. v. Chr. die Burg
von Karthago (die Byrsa) gegründet hatten, erhielt die Stadt eine
ansehnliche Erweiterung durch Einwanderung der Aristokratenpartei
aus Tyrus um 814 (s. §. 10). Bald einigte sie die einzelnen
zerstreuten phönizischen Anlagen im Westen zu einem mächtigen
Staate, der Jahrhunderte lang über zahlreiche nicht-semitische Völ-
kerschaften herrschte. In einem Grenzstreite mit Cyrene blieb
Karthago, angeblich in Folge der freiwilligen Aufopferung der
Brüder Philaeni, im Besitze des ganzen Syrtenlandes und daher
auch des einträglichen Handels mit dem innern Afrika.
Ii. Vom Anfänge der Kriege mit den Griechen auf
Sicilien bis zu den Kriegen mit den Römern,
480—264. v. Chr.
Erster Krieg auf Sicilien (480).
Nachdem die Griechen die Phönizier aus der Herrschaft über
das östliche Mittelmeer verdrängt hatten, breiteten sie sich auch
über dessen westliche Hälfte aus, zunächst auf Sicilien. Hier
traten ihnen die Karthager erst entgegen zur Zeit, als Griechen-
land mit dem (dritten) Perserkriege beschäftigt war1). Aber König
Hamilkar erlitt mit seinem zahlreichen Heere bei Himera 480
(angeblich am Tage der Schlacht bei Salamis) eine gänzliche
Niederlage von Gelon, dem Tyrannen von Syrakus, wobei er selbst
umkam, und das karthagische Schiffslager ward verbrannt. Gelon
liess zwar den Karthfigern im Frieden ihre sicilischen Besitzungen,
weil er freie Hand für seine Stellung in den Perserkriegen
haben wollte, doch mussten sie (2000 Talente an) Kriegskosten
bezahlen.
0 Xerxes soll die Karthager (als Colonisten seiner phönizischen Unterthanen)
aufgefordert haben, seinen Kampf gegen Hellas durch einen gleichzeitigen Ueber-
fall der Griechen auf Sicilien zu unterstützen. Doch weiss Herodot von solcher
weitsehenden Politik des Perserkönigs nichts.
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Extrahierte Personennamen: König
Hamilkar Xerxes Herodot
Die Perserkriege. Aufstand der Toner. §. 47.
129
4) Die Dorischen Colonien auf Sicilien. Nachdem die
Korinthier, deren Handelsthätigkeit vorzugsweise nach Westen gerichtet
war, Syrakus gegründet hatten, blieb das benachbarte Vorgebirge
Pachynum doch noch einige Zeit die Grenze für die Fahrten der Helle-
nen nach Westen. Die Rho di er wagten es zuerst (nach den Phocaeern
s. S. 128), den Spuren der Phönizier folgend, in das sicilische Meer
vorzudringen, und gründeten auf der steilen Südküste Siciliens Gela,
an dem Flusse gl. N., und diese stiftete schon nach einem Jahrhunderte,
eine Tochterstadt, Akragas, welche sich bald an Macht über die Mutter
erhob. Die Megarer folgten dem Beispiele der Rhodier und gründeten
noch weiter gegen W. Selinus.
Die Westecke Siciliens war das einzige Land, wo die Phönizier
vor den Griechen nicht zurückwichen, wiewohl diese nicht blos von
Süden her, sondern auch an der Nordseite gegen Westen vordrangen,
indem die Zankläer hier Himera gründeten, und in Panormus Hellenen
neben Phöniziern wohnten.
Endlich wurde auch die wenig einladende. Südküsle des Miltei-
meeres in den Kreis griechischer Ansiedlungen gezogen und als Stapel-
platz für den Karavanen-Handel nach dem innern Afrika Cyrene von
der allzudichten Bevölkerung der vulkanischen Insel Thera angelegt.
Diese Colonie ward in der Folge der Mittelpunkt einer
hellenischer Niederlassungen (ähnlicfi wie Massilia).
Dritte Periode: Von dem Anfänge der Perserkriege bis
zur Eroberung Griechenlands durch Philipp Ii., 500—338.
Zeit der Demokratie. Abwechselnde Hegemonie Athens,
Sparta’s, Thebens.
§• 47.
Die Perserkriege, 500—449.
Der Aufstand der Ioner, 500—494.
Der Tyrann Histiaeus von Milet hatte für die Rettung des
Königes Darius I. und seines Heeres durch die Erhaltung der
Brücke über den Ister (s. S. 56) einen (an edeln Metallen, Bau-
holz , guten Häfen reichen) Strich Lande*s»am untern Strymon
erhalten. Als er dort eine Stadt anzulegen begann, um von ihr
aus seine Herrschaft weiter auszudehnen, e/Tegte er den Argwohn
des Perserkönigs, so’. dass dieser ihn an seinen Hof nach Susa
fcerief und dort zurückbehielt. Sein Schwiegersohn Aristagoras,
der ihm in der Tyrannis von Milet gefolgt war, beredete den
persischen Satrapen Artaphernes (den Bruder des Darius) in Sardes
. Pü t * Geogr. u. Gesell. für obere Kl. I. Bd. 14. Aufl. V ' 9
ganzen Gruppe /
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Extrahierte Personennamen: W._Selinus Philipp_Ii Philipp Histiaeus_von_Milet Darius_I. Schwiegersohn_Aristagoras Darius
Extrahierte Ortsnamen: Sicilien Syrakus Westen Panormus Afrika Massilia Griechenlands Athens Milet Sardes