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1. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 120

1908 - Altenburg : Bonde
120 auch Menschenopfer bar; bei allen wichtigen Gelegenheiten wurde durch sie der Wille der Götter erforscht, und sie hatten darum großen Ein- fluß auf das Volk. Bonifatius nennt die Sorben ein schmutziges und häßliches Volk, aber er rühmt ihre eheliche Treue; auch waren sie mäßig, nüchtern und gastfrei. Wie alle Slaven hatten sie viel musi- kalische Anlage und liebten Gesang und Tanz. Sie hingen am heimat- lichen Boden und der altgewohnten Sitte und haßten alles Fremde. Der Grund und Boden war nicht Privateigentum, sondern Gemeingut, und alle waren gleichberechtigte Glieder einer großen Familie. Sklaven gab es bei ihnen ursprünglich nicht; die Kriegsgefangenen freilich wurden meist als Sklaven verkauft; nach Konstantinopel, ja bis nach Ägypten hin wurde starker Sklavenhandel getrieben. An der Spitze standen Stammesälteste mit fast unumschränkter Macht; aber aus dieser väterlichen Gewalt entwickelte sich nach und nach eine despotische Herr- schaft; aus den Stammesältesten wurden Fürsten und Adlige, deren ausschließliches Eigentum der gesamte Grund und Boden wurde, und die Masse des Volkes wurde leibeigen in mancherlei Abstufungen. 3. Schon bald war an der Grenze zwischen Franken und Sorben der Kampf ausgebrochen, indem die letzteren über die Saale vordrangen; doch wurden sie im Anfang des 7. Jahrhunderts bis zur Saale zurück- geworfen. Von neuem hören wir unter Karl dem Großen von Einfällen der Sorben in Sachsen und Thüringen, aber erst nach Beendigung der Sachsenkriege im Jahre 806 konnte dieser seinen Sohn Karl gegen sie schicken, der sie zum Teil unterwarf und an der Saale und Elbe Schlösser, unter denen wir uns freilich nur Schanzen und hölzerne Wehren zu denken haben, zum Schutze gegen sie erbaute. Unter Ludwig dem Frommen scheint dann im Jahre 816 das Gebiet zwischen Elster und Saale, also das Vogtland, dem fränkischen Reiche einverleibt worden zu sein. Seit Ludwig dem Deutschen heißt es die Sorbenmark; er setzte darüber eigne Grafen, aber jahrzehntelang machten fortwährende Aufstände der Unterworfenen und Einfälle der benachbarten Sorben iminer neue Heereszüge nötig. Am Ende des 9. Jahrhunderts unter dem Grafen Burchard erscheint die Mark völlig beruhigt. Dieser siel im Jahre 908 gegen die Magyaren, welche verheerend in Thüringen ein- gebrochen waren. Er war der letzte Graf der Sorbenmark, denn diese kam nun samt Thüringen an Otto den Erlauchten, Herzog zu Sachsen. Dessen Sohn, der deutsche König Heinrich I., welcher die Eroberung der slavischen Länder jenseit der Elbe begann, behielt die Sorben- mark, welche von nun an Ostermark oder Olterland hieß, unter eigener Verwaltung, indem er sie mehreren Gangrasen unterstellte. Der größte

2. Theil 2 - S. 508

1827 - Leipzig : Fleischer
508 des Eulengebirges die Festung Suberberg an, ließ in Ober- schlesien viele neue Dörfer erbauen, und schenkte dem verarm- ten Adel 300,000 Rthlr. Da aber diese Summe nicht hin- reichte, den sehr verschuldeten Gutsbesitzern aufzuhelfen, so be- willigte er, daß sie insgesammt Pfandbriefe auf die Hälfte des Werths ihrer Güter ausstelltcn. Im Jahre 1771 und 72 ent- stand eine große Hungcrsnoth in den meisten Gegenden Deutsch- lands, und nun hatte Friedrich Gelegenheit, sich recht als Va- ter seines Volks zu zeigen. Die Noch war so groß, daß in manchen Gegenden Gras gekocht, Baumrinde gemahlen, und die ekelhafteste Nahrung nicht verschmäht wurde. Zn Sachsen allein starben 150,000 Menschen vor Hunger oder an den dar- aus entstandenen Seuchen. Friedrich hatte die Gewohnheit, irr wohlfeilen Jahren seine Magazine für das Heer mit Ge- tueide zu füllen. Jetzt öffnete er sie, und verkaufte an die Soldaten und an die armen Leute das Korn zu wohlfeileren P-reisen. Das lockte an 40,000 Menschen aus dem Auslande herbei, um an dieser Wohlthat Theil zu nehmen. Dies sind nur einige wenige seiner verdienstvollen Unternehmungen und Einrichtungen. Nur eine Unternehmung kann keineswegs gebilligt wer- den — die Theilung Polens — und eben darum sind auch die Folgen davon für Preußen höchst nachtheilig gewesen. Polen hatte zwar einen König, war aber dennoch eine Repu- blik. Der König war ohne Gewalt, der Bürger ohne Anschn, und der Bauer ein elender Leibeigener. Alle Macht war in den Händen des Adels. Die Edelleute wählten den König, der oft aus ihrer Mitte genommen wurde; auf ihren Gütern waren sie unumschränkte Herren; sie geboten über ihrer Bauern Leben und Tod, und waren allein zu allen geistlichen und weltlichen Ehrenämtern berechtigt. Bei einer so unklugen Ver- faffung konnte es nicht ohne viele Unordnungen abgehen, be- sonders da ein großer Theil der Edelleute so bettelarm war, daß sie bei den reicheren als Knechte dienen mußten, und also ganz abhängig von ihnen waren. Auf dem Reichstage ging es so tumultuarisch her, daß man ihn als Sprichwort gebrauchte, und von einer recht tollen Verwirrung zu sagen pstegte, cs

3. Theil 2 - S. 540

1827 - Leipzig : Fleischer
540 hatte er die bemerkten Mißbräuche schnell abgefchafft; aber seine milde Mutter widersetzte sich allen plötzlichen Abänderun- gen, und wollte lieber mit milder Hand Fehler gut machen, und ohne Rechte zu kränken, langsam Verbesserungen vorneh- men, als das längst Bestandene mit rascher Hand Umstürzen. Jetzt sah sich Joseph frei, und seine Ungeduld, daö für wahr Erkannte schnell auszuführen, ließ ihn nicht länger warten. Ec verfuhr mit einer Thätigkeit, die Jedermann in Erstaunen setzte, aber ebenso verlangte er, daß die Beamten streng ihre Wicht erfüllten. Die Abgaben ließ er mit Strenge eintrei- hen, führte aber dagegen auch eine größere Sparsamkeit in den Ausgaben ein. Schon vor dem Lode seiner Mutter hatte er sich durch Reisen zu unterrichten, und die vorzüglichsten Einrichtungen Ln andern Ländern kennen zu lernen gesucht. Im Jahre 1777 reiste er nach Frankreich. Uebcrall besuchte er die ausgezeich- netsten Gelehrten und Staatsmänner und die wohlthätigen Anstalten, verbat sich aber alle Ehrenbezeugungen, und wich den ihm veranstalteten Festlichkeiten aus. Als man ihn in Brest zu einem Balle einlud, antwortete er: er sey nach Frank- reich gekommen, nicht um zu tanzen, sondern um Kenntnisse einzusammcln; und als man ihm zu Ehren in Bourdeaux ein glanzendes Schauspiel veranstaltet hatte, sagte er: die Zeit sey ihm hier zu kostbar, um sie auf Schauspiele zu verwenden, und wenn man ihm nicht erlaube, im strengsten Incognito zu bleiben, so müsse er gleich wieder abreisen. Sobald ec nun selbst zu regieren anfing, ging er rasch ans Werk, alles, was er als Mißbrauch erkannte, sogleich ab- *) *) Da er gern unerkannt auf seinen Reifen, auch selbst in Wien, zu bleiben suchte, so ereigneten sich mit ihm oft lustige Auftritte, indem die Leute ihn eher für einen ehrlichen Bürger als für den Kaiser hielten. Gewöhnlich gab er sich zuletzt zu erkennen. So ließ er sich wohl von Bauern zu Gevatter bitten, uird über- raschte sie durch glanzende Geschenke, oder wohnte ländlichen Hochzeiten bei, oder tröstete hülflose Eltern, indem er sie in Wohlstand versetzte, oder mischte sich unter spielende Kinder, und hinterließ ihnen so bedeutende Geschenke, daß die Eltern nachher daraus den kaiserlichen Geber erkannten-

4. Theil 2 - S. 544

1827 - Leipzig : Fleischer
schen. Wurden ftcmde Waaren entdeckt, so ließ er sie öffentlich verbrennen. Dies geschah mehrmals, selbst für 10 — 1500q Gulden mit einem Male. Ucber diese Verordnung beklagte sich das ganze Land; aber die inländischen Fabriken hoben sich, und viel Geld wurde erspart. Die große Unzufriedenheit mit Josephs- raschen Verbesserun- gen ging endlich in den Niederlanden zu einer förmlichen Empö- rung über. Diese Provinzen hatten seit alten Zeiten große Vor- rechte, die ihnen Joseph zum Theil nahm. Die Erziehung stand hier bisher ganz unter der Leitung der wenig aufgeklärten Geist- lichkeit. Joseph änderte auch dies, und errichtete in Löwen, wo bisher eine Universität gewesen war, ein General-Seminarium, In welchem alle junge Leute, die Geistliche werden wollten, stu- Diren mußten, aber ohne unter der Aufsicht der Bischöfe zu stehen. Darüber entstand aber allgemeines Mißvergnügen, welches durch die Geistlichkeit noch mehr angefacht wurde. Die ersten Bewe- gungen in Löwen wurden leicht unterdrückt. Aber während der Kaiser 1788 nach der Krimm gereist war, um dort mit Kathari- na 2. zusammenzutrcffen, entstanden umfassendere Unruhen. Das Volk widersetzte sich der Einführung der neuen Gerichtsordnung, und beging fo wilde Ausschweifungen, daß der Oberstatthaltcr fürs erste nachgcben, und die alten Einrichtungen wieder Herstel- len mußte. Darüber zeigten die Niederländer eine ausgelassene Freude; nicht so Joseph. Er erließ die kräftigsten Ermahnungen, versicherte sie, daß er nur ihr Wohl vor Augen habe, und suchte sie von der Zweckmäßigkeit der neuen Einrichtungen zu überzeu- gen. Zugleich aber befahl er, daß diese unweigerlich angenom- men werden müßten, und schickte einige Regimenter nach den Niederlanden. Einige Monate hindurch gehorchten die Nieder- länder in finsterm Unmuth. Dann brach überall die Empörung aus. Einige nichtswürdige Volksführer stellten sich an die Spitze der Bewegungen, und die katholische Geistlichkeit reizte noch mehr auf. Die kaiserlichen Truppen wurden, weil sie vereinzelt wa- ren, überwältigt, und bald war das ganze Land in den Händen der Insurgenten. Kaiser Joseph hat das Ende dieser Unruhen nicht mehr erlebt; die Niederlande sind von Oestrcich nicht wieder bezwungen worden.

5. Theil 2 - S. 552

1827 - Leipzig : Fleischer
Eine solche Begebenheit war die französische Revolution, unheilbringend für die Gegenwart, aber überaus nützlich durch ihre Folgen, und eine neue Bestätigung der Wahrheit, die wir auf allen Blättern der Weltgeschichte lesen können: daß ein weiser und gütiger Gott über dem einzelnen Menschen wie über der Menschheit waltet. In früherer Zeit war auf die Ausbildung des Adels die meiste Sorgfalt gewendet worden. Aber in neuerer Zeit hatte sich das geändert. Die mittleren Stände waren im Besitze einer größeren Bildung, und doch sahen sie sich zurückgcsctzt; der Adel wurde von den Fürsten vorgezogen, wollte die alten Vorrechte nicht fahren lasten, und sah mit Geringschätzung auf den Bürgcrstand herab, der die unverdiente Behandlung mit Erbitterung vergalt. Ganz besonders war dies in Frankreich der Fall. Die größeren Güterbcsitzer hatten sich an den Hof angeschlossen, und während sie in Paris und Versailles große Summen leichtsinnig verpraßten, erlagen die Bürger der klei- nen Städte und die Landleute unter dem Drucke schwerer Ab- gaben, die sie allein aufbringen mußten. Diese Armen schie- nen allein da zu seyn, durch saure Arbeit das zu erwerben, was der hohe Adel in Schwelgereien verthat. Nicht viel besser ging es dem ärmern Landadel und der niedern Geistlichkeit. Während am Hofe die größte Ucppigkeit herrschte, war in den Provinzen die bitterste Armuth und Noth. Der reiche Adel hatte sich allein in den Besitz aller einträglichen Aemtcc gesetzt; die reichsten Pfründen waren nur in seinen Händen, und längs wurde bei Besetzung der bürgerlichen, geistlichen und militairi- schen Stellen nicht mehr nach dem Verdienste der sich Melden- den gefragt, sondern alle einträglichen Aemtcr wurden verkauft; nur solche, mit denen mehr Arbeit als Lohn verbunden waren, wurden dem Bürgerstande überlassen. Wie konnte da Erbitte- rung ausblciben? — Und doch wurden im dritten Stande — so wurden in Frankreich die Mittlern Stände genannt — die größte Bildung und die vorzüglichsten Talente gefunden. Muß- ten sich nicht die ausgezeichnetsten Männer nach einer Verän- derung sehnen, hie ihren Geistesgaben einen größeren Spiel- raum gestaltete? Dazu kam, daß das gemeine rohe Volk leicht-

6. Theil 2 - S. 171

1827 - Leipzig : Fleischer
171 Auch sorgte dieser thätige Kaiser für die Verbesserung der Sitten und Beschränkung des Luxus. Auf einem der Reichs- tage wurde eine Kleiderordnung entworfen, durch welche verbo- ten wurde, einen für seinen Stand übertriebenen Aufwand zu machen, z. B. sollte „der gemeine Baurst-Mann und ar- beytend Leut, in Stetten oder auf dem Lande, kein Tuch an- machen oder tragen, daß die Ele über ein halben Guldin kost. Ztem soll yettlicher kurtzer Rock oder Mantel in der Lenge ge- macht werden, daß er hinden und vorn zymlich und wohl decken müge." Auch wurden Verordnungen gegeben gegen den groß- ßen Luxus bei Hochzeiten und Verlöbnissen. Ungeachtet dieser und andrer guten Verordnungen wurde doch auf den Reichstagen nur wenig ausgerichtet, weil Jeder nur zunächst auf seinen Vortheil bedacht war, und, wenn er ja etwas zum allgemeinen Besten beisteuern mußte, möglichst wenig gab. Diese kleinliche Denkungsart zeigte sich besonders, als die Türken in Ungarn eingefallen, und bis nach Oberöstreich vorgedrungen waren. Maximilian bat die Fürsten um Bei- stand; aber sie machten tausenderlei Schwierigkeiten, und ver- schoben die Entscheidung auf einen andern Reichstag, während die Türken ungehindert das Land verwüsteten, und die Einwoh- ner als Sclaven mit fortschleppten. So haben es die Deutschen fast immer gemacht. Sie überlegten, was zu thun sey, wäh- rend der Feind rasch zugriff. Um die Ordnung besser handhaben zu können, theilte Ma- ximilian das Reich in zehn Kreise. Sie hießen: in Norddeutsch- land: der obersachsische, der niedersächsische und der weftphäli- sche; in Mitteldeutschland: der fränkische, oberrheinische, kur- rheinische und burgundische; in Süddeutschland: der östreichische, bajersche und schwäbische. Diese Eintheilung ist bis auf die neuere Zeit geblieben. Alle Kriege, welche der Kaiser in Italien und Frankreich führte, haben ihm nicht so vielen Vortheil verschafft, als eine Zusammenkunft, welche er in Wien mir dem Könige von Un- garn und Böhmen Wladislav hielt. Hier wurde nämlich eine Vermählung verabredet zwischen Wladislavs einzigem Sohn Ludwig und des Kaisers Enkelin Maria, mrd zwischen

7. Theil 2 - S. 555

1827 - Leipzig : Fleischer
555 zu legen, auch auf die des hohen Adels und der Geistlichkeit, die bisher davon frei gewesen waren. Aber davon wollten die Notabeln nichts wissen, und so wurden sie, ohne Hülfe ge- schafft zu haben, entlassen. Ein neuer Minister wurde ernannt, der eben so wenig als alle vorhergehende Nach zu schaffen ver- mochte, und immer lauter wurde der Wunsch des Volks, nach Zusammenberufung der Reichsstände, die seit 1614 nicht ver- sammelt gewesen waren. Dazu konnte sich aber der König nicht gleich entschließen; denn es ließ sich voraussehen, daß sie Über die schlechte Verwaltung Klage führen, und manches an der Verfassung würden verändern wollen. Dagegen ernannte er zum Finanzminisiec einen Mann, der schon früherhin Mini- ster gewesen war, und das ganze Vertrauen des Volks besaß, Necker aus Genf. Da dieser Mann die Volksliebe sich zu erhalten wünschte, so brachte er cs dahin, daß der König die Reichsstände zusammenzurufen öffentlich versprach. Darüber entstand im ganzen Königreiche ein allgemeiner Jubel. So- gleich setzte eine Menge von Schriftstellern ihre Federn in Be- wegung, um dem Volke zu beweiset, wie nöthig cs sey, daß eine neue Negicrungsform cingeführt werde. Der böse Orleans suchte insgeheim das Mißvergnügen gegen die Negierung zu vermehren, und die Gemüther Aller waren in der äußersten Spannung, welche Wirkungen die Reichsstände Hervorbringen würden. Wie hochgespannt aber auch die Erwartungen Vieler waren, so ahnte doch Keiner die ungeheure und gänzliche Um- wälzung, die durch die Reichsstände nachher eingeleitet wurde. Schon die Anzeigen, die der Eröffnung der Versammlung vorangingen, waren beunruhigend. Es wurde bestimmt, daß der dritte Stand so viele Deputirte stellen sollte, als der Adel und die Geistlichkeit zusammen. Diese beiden Stände hielten ihre Vorrechte schon im voraus für verloren, und ließen den Muth sinken, während der dritte Stand voll Kühnheit sich rü- stete, den Adel und die Geistlichkeit zu demüthigen. Zu De- putirten waren meist Leute ohne Grundeigenthum gewählt, die also bei einer Umwälzung nichts zu verlieren, aber alles zu gewinnen hatten, meist Advocatcn, Leute von Talent und Be- redsamkeit, begierig, sich durch kräftigen Widerstand gegen die

8. Theil 2 - S. 559

1827 - Leipzig : Fleischer
559 einen Laternenpfahl aufgchcnkt wurden. Fast an allen Orten wurden die bisherigen Obrigkeiten abgeschafft, und Bürgcrmili- zcn oder, wie sie genannt wurden, Nationalgarden, errich- tet; denn was Paris zuvorthat, ahmte das ganze Land nach. Die Nationalversammlung machte, ehe sie zu der Ausarbei- tung einer neuen Verfassung schritt, eine Erklärung der Men- schen- und Bürgerrechte bekannt, welche dieser zum Grunde lie- gen sollten. Sie enthielten allcs das, was jeder Mensch und Bürger mit Recht von dem Andern, namentlich auch von dce Obrigkeit fordern könne. Das war zwar recht gut gemeint, wurde aber von dem unwissenden Volke gcmißbraucht, sich frei von jeder Pfticht des Gehorsams zu dünken. Die Mitglieder dec Nationalversammlung waren meist von dem aufrichtigen Wunsche beseelt, dem Volke eine es beglückende Verfassung zu geben; nuc einige Wenige suchten absichtlich alle Ordnung zu untergraben. Am 4ten August trat der Vicomte von Noailles, aus einer vor- züglich bevorrechteten alten Familie, auf, und verlangte, daß die Versammlung die Abschaffung aller persönlichen Vorrechte aus- sprechen möchte. Er selbst entsagte dec seinigen auf eine edel- müthige Weise. Die Versammlung stimmte ihm, wie vom Schwindel ergriffen, augenblicklich bei, ohne zu bedenken, welche große Veränderung das im ganzen Lande Hervorbringen müsse. Es wurde beschlossen, daß von nun an Alle gleich seyn sollten, und nun war Freiheit und Gleichheit im Munde eines Jeden. Das Volk weigerte sich nun, der Obrigkeit zu gehorchen; denn Alle wären ja frei und einander gleich, und wehe dem Lan- de, wo dec Pöbel nicht mehr gehorcht. Bewaffnete Banden zo- gen, vom Herzoge von Orleans angestiftct, im Lande umher, plünderten die Schlösser der Edelleute, und begingen andere Ge- waltthätigkeitcn, während er selbst ausbreitetc, der Hof sey an dem allen Schuld. Zugleich ließ er die Felder verwüsten, damit bei dem eintretenden Getreidcmangcl der Haß gegen die könig- liche Familie noch größer werde. Ludwig bat die Nationalver- sammlung, den täglich wachsenden Unordnungen Einhalt zu thun; aber zu spät sah diese nun ein, daß sie zu voreilig gewesen sey, und nicht mehr den einmal losgclassencn Strom aufhalten könne. Damit aber das Uebcl noch größer werde, entstanden

9. Theil 2 - S. 568

1827 - Leipzig : Fleischer
sich befleckt hat. Durch jene Lobpreiset verbreitete sich nun iner mehr ein Haß gegen die bevorrechteten Stände, und die Idee, daß daö Volk gewisse Rechte habe, die ihnen die Fürsten nicht vorenthalten dürften. Auch hierbei zeigten sich die Deut- schen als die Vernünftigsten. Fast nirgends zeigten sich hier gewaltsame Auflehnungen gegen die Obrigkeit, wogegen in Holland und England der revolutionäre Geist kaum mit Waf- fengewalt niedergehalten werden konnte. So endigte sich das erste Jahr der Revolution. Das Jahr 1790 brach unter trüben Aussichten an. Der König, den es betrübte, daß man allgemein in seinen guten Willen Mißtrauen setzte, begab sich am 4ten Februar in die National- versammlung, ohne alles Gepränge, nur von wenigen Mini- stern begleitet, und hielt eine herzliche Rede, in welcher er sei- nen Wunsch aussprach, daß die Versammlung recht bald die neue Verfassung vollenden, und mit ihm vereint alles anwcn- den sollte, das Volk über seinen wahren Vortheil aufzuklärcn; er gelobe zugleich, treu die Verfassung zu beobachten. Die Rede wurde mit oft wiederholtem Jubel angehört, und sein guter, redlicher Wille anerkannt; aber — die Jakobiner arbei- teten schnell der allgemeinen Rührung entgegen, stellten das Benehmen des Königs als ausgesuchte Heuchelei dar, und setz- ten ihn in den Augen des Volks wieder herab. Nun wurden auch alle geistlichen Orden aufgehoben, eine Menge Nationalgüter, d. i. solche, welche sonst der Geistlichkeit gehört hatten, verschleudert, dem Könige eine bestimmte jähr- liche Summe bewilligt, und der gesummte Erbadel abgeschafft. Die Benennung Hlonsieur wurde in Ciloyen verwandelt, die Wappen und die Bedientcnlivrcen verboten, die Sclavenfiguren an der Bildsäule Ludwigs 14. wcggeriffen, und überhaupt alles, was an Auszeichnung und an Knechtschaft erinnern konnte, zerstört. Indessen waren alle edeln Empfindungen in den Herzen der Franzosen noch nicht untcrgegangcn. Sie wa- ren zwar von einem Schwindclgeiste ergriffen, aber für erha- bene und rührende Scenen noch empfänglich. Dies zeigte sich besonders bei dem sogenannten großen Bundcsfeste, wo- mit am 14ten Juli 1790 das Andenken an die vorjährige Zer-

10. Theil 2 - S. 764

1827 - Leipzig : Fleischer
764 noch im Schlosse Valencay in Frankreich unter Aufsicht gelebt hatte, wieder frei. Er reiste schon am 13ten Marz nach Spa- nien ab. Dies Land war in den letzten Jahren von den Cortes — so hießen hier die Neichsstände — regiert worden. Diese hatten eine neue Verfassung entworfen, wonach der Kö- nig durch sie beschränkt werden sollte. Als nun Ferdinand unter unendlichem Jubel in Spanien erschien, verlangten die Cortes, daß er die neue Verfassung bestätigen sollte, während Viele vom alten Adel und vom Heere ihm zuredeten, es nicht zu thun, sondern die bisherige unumschränkte Regierung bcizu- behalten. Hätte Ferdinand die Zeit seiner Gefangenschaft zum Nachdenken über die Art, wie er sein Volk glücklich machen könnte, benutzt, so würde er diesem Nathe nicht gefolgt seyn, sondern den Spaniern eine neue, liberale Verfassung, nach dem Muster der französischen, gegeben haben; aber cs schmei- chelte seinem Stolze mehr, unumschränkt zu regieren. Daher verwarf er jene Verfassung, und verfolgte die Cortes aufs härteste. 3a es zeigte sich bald, daß alle Erfahrungen der letz- tern Jahre für ihn ganz vergebens gewesen waren. Er stellte die unter Joseph aufgehobenen Klöster wieder her, führte die verhaßte Inquisition wieder ein/ wüthete gegen die Freimau- rer, verbot eine Menge Bücher, und folgte nur dem Nathe der Pfaffen, so daß sich die Spanier, die doch seit 5 Jahren Gut und Blut für ihn dahin gegeben hatten, recht unglücklich fühlten. Zu den vielen durch Napoleons Absetzung bewirkten Ver- änderungen gehörte auch, daß das bisherige Königreich Italien mit dem östreichischen Staate vereinigt, daß Tos- cana wieder hergestellt, und dem früher vertriebenen Groß- herzog Ferdinand, einem Bruder des Kaisers Franz, zurückge- geben wurde, daß Napoleons Gattin, Marie Luise, Parma erhielt, daß Savoyen und Piemont wieder unter die Herrschaft des Königs von Sardinien kam, und daß Papst Pius 7., der zuletzt in Fontainebleau gelebt hatte, nach dem Kirchenstaate zurückkehrte. Ueberhaupt trat nun fast Alles wieder in seinen vorigen rechtmäßigen Zustand zurück, und die
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