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1. Bd. 2 - S. 122

1854 - Leipzig : Engelmann
122 Zustand der Cultur und Literatur. Tvcho de Brahe 1-1601. Kevler 1571— 1631. Galilei 156-1— 1642. Grundlage beruhe. In seiner Wohnung am Dom zu Frauenburg betrachtete er die Höhen der Planeten, des Mondes, der Sonne und der Fixsterne mit sehr unzulänglichen Instrumenten und kam durch genaue Beobachtung und Berech- nung der Erscheinungen und Bewegungen an der Himmelskugel zu der Ueberzeu- gung, daß die Sonne im Mittelpunkt des Planetensystems ruhe und sich nur um ihre Axe drehe, die Erde aber, gleich den übrigen Planeten, außer der Axendre- hung auch noch eine höchst regelmäßige Kreisbewegung um die Sonne habe und den Mond zum Trabanten. Aufs Gewaltigste durchbrach Copernicus die Welt des Scheins und war dabei so weit von Ruhmsucht und Ehrbegierde entfernt, daß er lange seine Ideen nur mündlich vortrug und sich erst kurz vor seinem Tode durch einen seiner Schüler bewegen ließ, seine Entdeckung schriftlich bekannt zu machen. Sein System setzte die Welt in Erstaunen und führte mehrere begabte Männer auf dieselbe Bahn. Unter diesen hat der dänische Edelmann Tycho de Brahe, den Kaiser Rudolf Ii. nach Prag berief, den größten Ruhm erlangt und die glänzendste Laufbahn gemacht, aber der arme Kepler, der ihm als Rechner und Gehülfe beigegeben ward, war ihm an Talent, Genialität und Wissen weit überlegen. Jener setzte der von Copernicus entdeckten wahren Welt- ordnung ein fabelhaftes, auf Schein und Aderglauben beruhendes System ent- gegen, und wurde der Begründer oder Erneuerer der astro logischen Träu- mereien, die aus der Stellung der Gestirne (Constellation) die Schicksale des Menschen errathen zu können vermeinten, eine Ansicht, der die größten Fürsten und Staatsmänner jener Zeit huldigten. Rur durch seine genauen, in den Ru- dolsinischen Tafeln niedergelegten Beobachtungen und Berechnungen der Erschei- nungen am Himmelsgebäude förderte er die astronomische Wissenschaft, die jedoch erst durch Kepler einen höhern Schwung und eine philosophische Grundlage erhielt. Unter drückenden Nahrungssorgen und mechanischen Rechnungsarbeiten für Lo- garithmen und Sonnentafeln erforschte Kepler die Gesetze des Planetenlaufs und suchte in Platons Geist seine astronomischen Entdeckungen und Demonstra- tionen mit den Gebilden einer schaffenden Phantasie zu verbinden. Dieß geschah besonders in seiner „W elrharmonie" und in „Keplers Traum," wo seine dichterische Seele und sein bildender Geist Ideen aufsteute, die, wenn sie auch nicht alle von Jrrthum und Schwärmerei frei waren, immerhin den größten und erhabensten Schöpfungen des menschlichen Geistes beigezahlt werden müssen. Kepler, „der lieber hungern wollte als abfallen von der augsburgischen Confession, wurde als ein ungesundes Schaaf von der Heerde des Herrn weggewiesen, weil er sich weigerte, die Verdammung der Calvinisten zu unterschreiben und die All- gegenwart des Leibes Christi bezweifelte. Seine Mutter starb, als Hexe ange- klagt, in Ketten." Keplers Zeitgenosse Ga lilei aus Pisa war einer der erfin- dungsreichsten Köpfe im Gebiete der Physik, Mathematik und Astronomie. Ec entdeckte die Gesetze der P en d elschw ingung en und des Falls, erfand oder verbesserte das Thermometer und war einer der ersten Begründer der wissen- schaftlichen Physik. Mit Hülfe des kurz zuvor in Holland erfundenen Fern- rohrs, das er zuerst gen Himmel richtete, entdeckte er die Trabanten des Jupiter und andere noch unbekannte Erscheinungen; da er aber in einer in Gesprächsform abgefaßten Schrift dem copernicanischen System den Vorzug vor dem ptolemäi- schen zuerkannte, gab er den von Neid erfüllten Anhängern des Alten, die ihn schon wegen seiner Bekämpfung der aristotelisch-scholastischen Philosophie anfein- deten, Gelegenheit zur Klage. Von der Inquisition zur Verantwortung gezogen, mußte Galilei knieend seine Ansicht von der Bewegung der Erde als irrig und schriftwidrig abschwören, wäbrend diese mit ihm und seinen Richtern im Fluge

2. Bd. 2 - S. 168

1854 - Leipzig : Engelmann
168 Das siebenzehnte Jahrhundert. von Greifenfeld erhobenen Peter Schumacher die neue Regierungsweise vollständig organisirt. Ein neu geschaffener Grafen- und Freiherrenstand *671. mit bestimmten Privilegien und die Errichtung des D a n e b r o g - O r d e n s vernichtete vollends die alte Adelsmacht. Menschliche Eitelkeit griff begierig nach dem Spiel werk und verhüllte die Ohnmacht mit einem vom Throne verliehenen Schimmer. — Greifenfeld selbst fühlte das Gewicht einer despotischen Königsgewalt. Denn er mußte 23 Jahre lang in enger Gefangenschaft schmachten, weil es einer Adelsfaction gelang, den König zu tauschen und gegen seinen Kanzler aufzubringen. — Schwe- Diese Vorgänge blieben nicht ohne Einfluß auf S ch w e d en, wo indeffen stattxi. Karl Xi., ein kluger, sparsamer und strenger Fürst, die Zügel der Herrschaft in *660-97. die eigene Hand genommen. Durch die mit Harte ausgeführte Einforderung alles entfremdeten Kronguts, wobei freilich mancher Edelmann Hab und Gut verlor, erhöhte der König die Staatseinnahmen so, daß die Schuldenlast gemindert und die Steuern erleichtert werden konnten. Dem Reichsrath entzog er die unbefugte Gewalt und zwang ihn, innerhalb der Schranken einer berathenden Behörde zu bleiben; aber den Reichstag (die Stande) ließ er bestehen und erkannte das Steuerbewilligungsrecht deffelben an. Karlxi. regierte fast eben so unumschränkt wie die dänischen Könige; aber die Institutionen blieben und gaben dem Adel späterhin Gelegenheit, die alte Macht wieder an sich zu bringen. Hk. Die englische Thronumwälzung. t. Die beiden ersten Stuarts. Jakobi. tz. 590. Jakobs I. Charakter und Grundsätze. Maria's Sohn 1603-25. ^^Eob I. war von der Natur körperlich und geistig verkürzt worden. Mit häß- licher Gestalt und ungraziösem Wesen verband er einen beschrankten Verstand, einen unbegrenzten Hochmuts) und eine verschrobene Bildung. Ausgewachsen unter dem Gezanke presbyterianischer Prediger war er besonders mit theologischer Gelehrsamkeit ausgerüstet und befaßte sich gerne mit kirchlichen Streitfragen. Sein Geist hatte eine einseitige, pedantische Richtung genommen, und wahrend er sich in Schrift und Rede als einen tiefen Gelehrten zeigte, war er als Staats- mann und Herrscher in kurzsichtiger Verblendung befangen. Aus Furchtsamkeit friedliebend brachte er der äußern Ruhe die Ehre des Landes zum Opfer; und unwürdige Günstlinge (besonders der zum Herzog von Somerset erhobene Robert Carc und der als Herzog von Buckingham bekannte G. Villiers), die durch körperliche Wohlgestalt den schwachen Monarchen zu feffeln wußten, wurden mit Ehren und Reichthümern überschüttet und nach dem Tode des umsichtigen Rob. Cecil (Lord Burleigh) bei Besetzung einflußreicher Staatsamter den ver- dientesten Männern vorgezogen. — Sein häusliches und sittliches Leben war vorwurfsfrei, Neigung zu Verschwendung und Trunk abgerechnet; aber Adel der Gesinnung gebrach ihm eben so, wie praktische Klugheit im Leben und Staat. — Von der Königs macht hegte er die übertriebensten Vorstellungen; er war fest überzeugt, daß sie unmittelbar von Gott herrühre und unumschränkt sei, und suchte die Beweise für diese Ansicht im alten Testamente. „Indem er aber seine Beredsamkeit anstrengte, um das unumschränkte Recht der Könige zu

3. Bd. 2 - S. 183

1854 - Leipzig : Engelmann
183 Die englische Thronumwälzung. herrschende; aber bei der religiösen Aufregung entstanden eine Menge Sekten, unter denen die von dem Schuster Georg Fox gestiftete Gesellschaft der 1649. Freunde, vom Volke Quaker (Zitterer) genannt, zu großem Ansehen ge- langte. „In Felle gekleidet zog Fox durch England, predigte auf den Straßen und in den Hausern Buße und Evangelium, klagte über die Sünden der Christen und verkündigte ein neues Gottesreich." Die Quäker glauben: „daß das religiöse Bewußtsein unmittelbar vom göttlichen Geiste bewirkt werde, daß Jeder, der diesen ernstlich suche, durch stille Beschaulichkeit und andächtige Einkehr in sich der göttlichen Offenbarung theilhaftig werden und das innere Licht in sich entzünden könne. Das innere Wort, wie sie dies Licht nennen, stellen sie daher neben und zum Theil noch über das äußere oder die Bibel." — „Sie halten die Sakramente nur für Sinnbilder innerer Zustände, nicht mehr äußerlich zu vollziehen, ver- werfen das Predigtamt sammt aller Theologie als Menschenwerk und wollen nur eine Geistkirche. Ihre religiöse Entschiedenheit verwirft Kriegsdienst, Eid, Zehnten und die Moden der geselligen Welt." In England lange verfolgt, fanden sie endlich eine Frei- stätte in Nordamerika, als William Penn (ff 1718) das Land am Delaware kaufte und den Staat Pennsylvanien, „die Wiege der Freiheit für die Neger und die Welt," zur Hälfte aus Quäkcrcolonisten gründete. Zuletzt erwarben sie sich auch in England Duldung, nachdem Rob. Barclay (ch 1690) ihre Lehre wissenschaftlich ausgebildet. a) Irland. Die Nachricht von des Königs Tod erzeugte in Schott- land und Irland eine furchtbare Aufregung. Dort hatte der hochherzige Montrose das königliche Banner in den Hochlanden lange aufrecht erhal- ten; endlich erlag er den Heeren der Covenanters und mußte für seine An- hänglichkeit an das Königthum einen entsetzlichen Tod erleiden. Sein Haupt 1650. und seine Glieder wurden als schreckliche Warnung über den Thoren der vier größten Städte Schottlands befestigt. Dennoch wurde nach einiger Zeit der inhollandweilendeprinz von Wales herbeigerufen undalskönigkarlii. anerkannt, mußte aber zuvor den Covenant unterzeichnen und der presby- terianischen Kirche beitreten, so sehr auch der kalte Fanatismus der schottischen Geistlichen dem leichtsinnigen, genußsüchtigen Fürsten zuwider war und ihre stundenlangen Gebete und strengen Predigten über die Sünden und Frevel- thaten seines Hauses ihm das Leben verbitterten. — Auch Irland erkannte den neuen König an und griff zu den Waffen. Da zog Cromwell an der Spitze E. eines entschlossenen republikanischen Heeres gegen die ungehorsame Insel. Drogheda wurde nach drei Stürmen erobert und die royalistischebesatzung bis auf den letzten Mann niedergehauen. Ueber Blut und Leichen ging des Siegers Weg. Cromwells Schwiegersohn Ire ton schritt auf derselben Bahn fort, und als ihn ein schneller Tod dahin raffte, vollendete Fleet- wood das begonnene Werk in ähnlichem Geist. In drei Jahren war der drohendste Aufstand erstickt; aber Irland war ein entvölkertes, von rechtlosen Bettlern bewohntes Land. Als das Schwert ruhte, wüthete ein hoher Gerichtshof mit Beil und Verbannung gegen die Häuptlinge; Tausende verließen das Land ihrer Väter und suchten in den katho- lischen Ländern Europas und in Amerika neue Wohnsitze; alle Kriegsgefangenen und eine große Zahl von Weibern und Kindern-wurden nach Westindien gebracht und in Jamaica

4. Bd. 2 - S. 242

1854 - Leipzig : Engelmann
242 Erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. „Die Macht und der Reichthum Englands wuchs mit jedem Jahr, das Fabriksystem, die Gewerbe, alles, was Geld giebt und mit Geld bewirkt wird, blühte, die Reisenden konnten nicht satt werden, zu loben und zu bewundern, sie sahen nur die Oberfläche, die mit Goldblech bedeckt war. Den Jammer der Millionen Irlands vergaß man über Pracht- gebäuden , Gallerien, Bewirthung der wenigen Reichen; die Lhräncn der von speculiren- den Pächtern vertriebenen Schotten flössen im Stillen; das Elend, die Qual und die Laster der Tausende vonkindern und unglücklichen Arbeitern in den Fabriken bemerkte Nie- mand, denn die Paläste der Fabrikherren und die Aussuhrlisten blendeten den gierigen Hausen. Unstreitig verbreitete sich damals mehr wie jetzt auch über den Mittelstand große Behaglichkeit und selbst Reichthum; aber dieser Mittelstand gewöhnte sich zugleich an ein- gebildete und künstliche conventionelle Bedürfnisse und ward Affe und Sclave der Reichen. Mit dem wachsenden Reichthum mehrten sich die Lasten, und die Erfinder aller Maschinen erfanden endlich eine Maschine der Besteuerung, die früher oder später in allen Ländern allen Besitz in die Hände weniger Reichen, Wucherer, Speculanten, der Regierung und ihrer Creaturen bringen wird."----- „Schottland ward inniger mit England vereinigt, die ödesten Gegenden wurden angebaut, große Capitalien angewendet, um nach neuem System, nach den Grundsätzen einer ganz neuen Wissenschaft zu benutzen, was bisher gar nicht, oder nur nach alter Sitte unvollkommen bebaut war. Die Cultur Englands ver- breitete sich über ganz Schottland, bequemes und behagliches Leben trat in ganzen Gegen- den an die Stelle der Armseligkeit und des Mangels, welche sie vorher gedrückt hatte. Der Reisende bewunderte die umgeschaffenen Haiden und Moore, der Wohlstand, die Reinlich- keit und Nettigkeit entzückte ihn, er verkündigte bei seiner Rückkehr im Vaterlande die Blüthe der Manufacturen und Fabriken. Reichthum, Glanz, Gastfreundschaft englischer Gutsbesitzer waren sprichwörtlich, ein reicher, großartiger Engländer Theatergott aller Romane; aber gerade über das, worüber die Reisenden und die Menge jauchzen, klagt der denkende und einsame Forscher, daß alle Poesie des Lebens dem Gelbe gewichen sei. Die einst glücklichen, wenn gleich sehr armen Vasallen der Güterbesitzer mußten nach wenigen Jahren den geliebten Boden neuen betriebsamen Pächtern überlassen, sie schieden im Jam- mer von den Gräbern der Väter und von der Erinnerung der Vorzeit, um in Amerika eine Freiheit ohne Geschichte, ein Glück ohne Poesie zu suchen. Mit dem Patriarchalischen und Wilden entwich der heroische Sinn, verschwand das Leben der Armuth und Natur; Geld ward überall einziges Ziel des Strebens, und jetzt gilt von der Tiber bis zum äußersten Thule nur Geld allein, es herrscht nur Schmutz des Erwerbs." 2. Der Norden und Osten Europa's. r») Der große nordische Krieg 0*4»**—1918). §.640. Karl Xii. und seine Gegner. Schweden stand bei dem Tode Karls Xi. auf dem Höhepunkt seiner Macht. Der staatskluge Despotismus des Königs hatte der Krone unumschränkte Gewalt verliehen, die vollständige Einziehung des entfremdeten Kronguts (§. 589.), verbunden mit der Sparsamkeit des Monarchen, hatte die Staatskasse gefüllt und die Abtragung der Schulden und die treffliche Ausrüstung des Heeres und der Flotte möglich gemacht. Im Besitze der Küstenländer und der reichen Städte Wismar,Stralsund, Stettin,Riga und Reval beherrschte Schwe- den den Handel der Ostsee und deckte die Armuth des eigenen Landes durch

5. Bd. 2 - S. 210

1854 - Leipzig : Engelmann
210 Ausgang des siebenzehnten Jahrhunderts. Seitdem hörte Ungarn auf ein Wahlreich zu sein und die königliche Würde wurde dem Habsburger Mannstamm erblich zuerkannt. Die übrigen Rechte ver- blieben der Nation und mußten bei jedem Thronwechsel vom Herrscher beschworen werden. Aber die Klagen der Protestanten über die Bekehrungslist der Jesuiten fanden kein Gehör. „Die evangelische Kirche wurde durch ein unblutiges Martyrerthum über die Halste vermindert." Tököli flüchtete sich zu den Tür- ken, wo ec lange in Ketten gehalten wurde. Die Osmanen, von den Venetianern in Morea und in dem alten Hellas glücklich bekriegt und von den Oestreichern aus Ungarn und Sie- benbürgen getrieben, stürzten ihren Sultan vom Thron und erhoben einen andern; aber Karl von Lothringen, Prinz Eugen und Ludwig von Baden hielten den Sieg bei Oestreichs Fahnen fest. Erst als der Großvezier Kbprili die Leitung des Kriegs übernahm, schwankte eine Zeitlang das 1688. Glück; das mit den größten Anstrengungen eroberte Belgrad kam wieder an die Türken. Allein Ludwigs von Baden glorreicher Sieg bei *691- Salankemen, wo 26,000 türkische Leichen, darunter der kräftige Groß- es?. vezier selbst, die Wahlstatt bedeckten, und die blutige Schlacht von Zentha an der Theiß, in der Prinz Eugen sein überlegenes Feldherrntalent ent- 1699. wickelte, zwang endlich die Pforte, den Carlowitzer Frieden einzugehen. Siebenbürgen und alles Land zwischen der Donau und Theiß wurde an Oestreich abgetreten, Morea und einige Inseln sielen an Venedig; Ruß- land, das zuletzt gleichfalls am Krieg Theil genommen, behielt das eroberte Asow. So ging Oestreich ruhmvoll aus einem Kampfe, der so gefahrdrohend begonnen hatte. 5. England unter den beiden letzten Stuarts. ^0-85 §.621. Karl Ii. Die Regierungszeit des leichtsinnigen, charakterlosen und wollüstigen Karls 11. war für England verhängnißvoll. Weder das Schicksal seines Vaters, noch die eigenen schweren Lebensgeschicke dienten ihm zur Lehre und Warnung. An dem fröhlichen Hofe von Whitehall ge- dachte man weniger als irgendwo sonst der ernsten Vergangenheit. Kaum war die Rache der Royalisten an den Puritanern und Republikanern ge- stillt (§. 604.), so wurde das Reich von schweren Drangsalen heimgesucht. 1665. Eine ansteckende Krankheit stürzte in einem einzigen Sommer 100,000 Be- wohner der Hauptstadt ins Grab; im nächsten Jahr verzehrten die Flam- 1666. men zwei Drittel von London (43,000 Hauser,89 Kirchen) und bald darauf befuhr die holländische Flotte die Themse, verbrannte die Kriegsschiffe und raubte Fahrzeuge und Gut. Den leichtsinnigen König focht dies wenig an; am Tage des Flottenbrandes jagte er mit seinen Buhlerinnen in kindischem Getändel einer Motte nach; ohne Vaterlandsliebe und Ehrgefühl verkaufte er an Frankreich das von Cromwell erworbene Dünkirchen und „verjubelte den Kaufpreis;" und als seine verschwenderische Hofhaltung Schulden und

6. Bd. 2 - S. 211

1854 - Leipzig : Engelmann
Das Zeitalter Ludwigs Xiv. 211 Geldnoth mehrte und das Parlament, bei dem der erste Enthusiasmus für das Königthum bald vorüberging, in seinen Bewilligungen nicht so freige- big war, als der König wünschte, so horchte Karl auf die lockende Stimme Frankreichs und verkaufte an Ludwig Xiv. die Ehre und den Vortheil des Landes und den eigenen Glauben um Jahrgelder und Mätressen (§. 613). Die damals an dem tonangebenden französischen Hose herrschende Sitte, durch Religionswechsel und Proselytenmachen seine vornehme Bildung und feine Lebensart zu beurkunden, hatte bereits auch in England Wurzel gefaßt. Der Herzog von Pork, des Königs Bruder, trat zur römischen Kirche über und brachte auch seine Gemahlin, die Tochter des Ministers Claren- don, des royalistischen Geschichtschreibers der englischen „Rebellion" zu dem- selben Schritt, und daß Karl Ii. seine katholische Ueberzeugung in seiner Brust verschloß und lieber den unheimlichen Pfad der Heuchelei und Falsch- heit wandelte, rührte von dem Rathe Ludwigs Xiv. her, der von einem raschen Uebertritt Gefahr für den Thron und Schaden für seine eigenen In- teressen fürchtete und darum die unbesonnene Kundmachung der Glaubens- änderung Hintertrieb. Das Volk ahnte wohl, was in des Königs Herzen vor- gegangen; Gewißheit erlangte es aber erst, als Karl bei seinem Tode die katholischen Sterbesacramente nahm. Durch die Teftakte, welche festsetztc, daß jeder, der ein Amt oder eine Militärstelle bekleide, der englischen Kirche angehören müsse, suchte das Parlament den anglikanischen Glauben gegen die Ränke des Hofs sicher zu stellen. Die Erinnerung an die Härte der presbyterischen Geistlichen während seiner verhäng- nißvollcn Jugendjahre, die Abneigung des genußsüchtigen Fürsten gegen die ascetische Strenge der Puritaner, und das Bedürsniß, für ein wollüstiges und lastervolles Leben eine leichte Absolution zu erlangen und durch eine kraftlose Buße den Fortgenuß aller sinnlichen Freuden zu erkaufen — dies waren die Motive, die Karl Ii. dem Katholi- cismus geneigt machten und ihn auf eine Bahn führten, auf der er Heuchelei, Doppel- züngigkeit, Falschheit und Wortbrüchigkcit nicht vermeiden konnte. Die vor seiner Rück- kehr erlassene Zusicherung der Gewissensfreiheit blieb unbeachtet, so lange die englische Nation und ihre unduldsame Geistlichkeit ihren Zorn gegen die Puritaner richteten, an denen sie die erlittene Schmach rächen wollten. Er duldete, daß die Uni- sormitätsakte 2000 puritanische Geistliche ihrer Stellen beraubte und sie mit Weib und Kind dem Elende Preis gab; und als diese bei ihren bisherigen Pfarrkindern Mit- leid, Hülfe und Anhänglichkeit fanden und heimliche Bet- und Andachtsstunden anordne- ten , wurden durch die C o n v en tikel-Akte alle religiösen Zusammenkünfte von mehr als fünf Personen, wobei nicht das allgemeine Gebetbuch zu Grunde gelegt wäre, für ungesetzlich und aufrührerisch erklärt und die Theilnehmer mit schweren Strafen bedroht. Diese Eonventikel-Akte wurde auch nach Schottland ausgedehnt, wo das Episcopalsystem in aller Strenge eingeführt und den gemäßigten Presbyterianern eine halbeduldung unter dem Namen I n d u l g e n z gewährt wurde. „Aber cs gab viele ungestüme und entschlos- sene Männer (sagt Macaulay), besonders in den westlichen Niederlanden, welche der Mei- nung waren, daß die Verpflichtung, den Covenant zu halten, höher stehe als die Verpflich- tung, der Obrigkeit zu gehorchen. Diese Menschen fuhren fort, im Widerspruch mit dem Gesetz Versammlungen zu halten, und Gott auf ihre Weise zu verehren. Die Jndulgenz 14* 1673.

7. Bd. 2 - S. 296

1854 - Leipzig : Engelmann
296 Das Revolutions-Zeitalter. 4. Juli 1776. 1776. Herbst 1777. 15. Oft. 1777. solchen Enthusiasmus für Freiheit und Demokratie, daß der junge, reiche Marquis von Lafayelle und andere gleichgesinnte Edelleute in edler Begeisterung übers Meer setzten, um Gut und Blut für den amerikanischen Freiheitskampf zu wagen, durch welchen sie Rousseau's Ideale verwirklicht zu sehen glaubten. Im Vertrauen auf diese in Frankreich herrschende Stim- mung sprachen die Abgeordneten der 13 vereinigten Staaten die Unab- hängigkeit der amerikanischenkolonien von England aus. Diese von dem klugen amerikanischen Staatsmann Jefferson ausgearbei- tete Unabhangigkeitserklarung stellte das Recht der Amerikaner in ein so helles Licht, daß ihr Kampf in Europa allgemeine Theilnahme fand, daß sich aus ver- schiedenen Landern freisinnige Männer ihrer Sache anschloffen (Kalb, Steu- den, Kosciuszko, Laroche foucauld, die Brüder Lam eth, Rocham- beau u. A. m.) und daß alle für Freiheit empfängliche Herzen dem Ausgange eines Kriegs, den man als Kampf der Vernunft und Menschenrechte gegen ver- jährte angemaßte Ansprüche betrachtete, erwartungsvoll entgegenschlugen. Aber trotz dieser Sympathien, die selbst von den englischen Oppositions- Häuptern Pitt, Fox u. A. getheilt wurden, und trotz der Anstrengung der hochherzigen Führer des jungen Staats schien doch die Sache der Amerikaner einen schlimmen Ausgang zu nehmen, als die englische Regierung Vertrage mit mehreren deutschen Fürsten abschloß und ein großes Heer von Hessen, Hannoveranern, Wald eckern u. a. auf schmähliche Weise durchwer- der zusammengetriebenen und um Geld an England verkauften Deutschen über das Meer geführt wurde, um ihre europäische Kriegskunst an den freien Söhnen der neuen Welt zu erproben. Mit Mannschaft und Kriegsbedarf aufs Beste versehen gelang es nunmehr dem englischen Feldherrn Ho w e sich Neu-Porks zu bemächtigen und die Feinde aus den angrenzenden Provinzen zu verdrängen, während andere Führer in Canada den Amerikanern, die auch dieses Land zum Abfall zu bringen suchten und darum einige Truppen dahin geschickt hatten, mit Glück widerstanden. Aber durch die Sorglosigkeit Howe's, der im Winter seinen Vergnügungen nachging, glückte es dem wach- samen Washington um Weihnachten unvermerkt über den gefrornen Dela- ware zu setzen, eine Truppenabtheilung Hessen (bei Trenton) gefangen zu nehmen und die Engländer (bei Princetown) zu schlagen. Die dadurch er- langten Vortheile gingen zwar wieder verloren, indem Washington von dem wackern englischen General Corn wa l lis am Flusse Bran dp wi ne be- siegt und dann Philadelphia eingenommen wurde; aber die bald darauf erfolgte Capitulation vor Saratoga, wodurch 7000 Mann englische Truppen, die bisher unter Bourgoyne in Canada einen höchst beschwerlichen Feldzug gemacht, nebst dem ganzen Kriegsvorrath in die Gewalt des ameri- kanischen Generals Gates sielen, änderte die Lage der Dinge so sehr zum Vortheil des jungen Freistaats, daß jetzt die Franzosen, welche die wachsende Blüthe der englischen Colonien schon längst mit Neid und Aerger betrachtet

8. Bd. 2 - S. 290

1854 - Leipzig : Engelmann
290 Das Revolutions-Zeitalter. und andere europäische Länder kennen gelernt, verfaßt wurde, ist in einem gemäßigteren und ernstern Ton gehalten. Um so wirksamer waren die mit Ruhe und Klarheit niedcrge- lcgten Lehren von einer vernünftigen Freiheit. Bei der Darstellung der verschiedenen Staats- formen wird die r e p u b li k a n i s ch e als Ideal obenangestellt, die aber nur bei hoher Bür- gcrtugcnd .möglich sei. Nach ihr kommt die c o n stitu tio n elle Verfassung Englands, mit scharfer Trennung der drei Gewalten, der gesetzgebenden, ausübenden und richtenden, und zuletzt die ab so l u t e, die leicht in D esp o ti e umschlage und als Ur- sache aller Entartung und alles Sittenverderbs anzusehen sei. Dabei wurden das Gerichts- verfahren, das Besteuerungswesen und andere in Frankreich herrschende Mißstände stark gerügt und das Fehlerhafte in der Regierungsweise aller Staaten des europäischen Fest- landes hcrvorgehoben, Religion und Kirche dagegen mehr geschont als in den persischen Briefen. Rousseau. Den größten Einfluß auf die Umgestaltung der Ansichten und Meinungen seiner Zeit, hatte I o h. I a k. R o u s s e a u. Er war in Genf geboren und zu dem Gewerbe seines Vaters, eines Uhrmachers, bestimmt, entfloh aber der Strenge seines Lehrmeisters und führte von dem an ein vielbewegtes, erfahrungsreiches Leben, bald in Savoyen und Oberitalien, bald in Paris oder in der ländlichen Stille von Montmorenci, bald als ver- folgter Flüchtling auf der Petersinsel im Vieler-See, im Neuenburger Kanton unter dem Schutze Friedrichs Ii., in England bei dem Geschichtschreiber Hume, bis er, gedrückt von Schwermuth und Lebensüberdruß, plötzlich aus dem Gute eines seiner Verehrer unweit Paris starb. Er selbst hat alle Umstände seines äußern und innern Lebens in seinen Be- kenntnissen mit seltener Offenheit und Aufrichtigkeit der Welt dargelegt, eine Lebensge- schichle, die um so wichtiger ist, als sich die Richtung seiner Ansichten daraus erklären läßt. Frühe seiner Mutter beraubt erhielt er eine mangelhafte Erziehung. Er las mit seinem Vater eine Menge von Romanen ohne alle Auswahl, wodurch sein Gefühl überreizt, seine Phantasie mit unwahren und idealen Gebilden angefüllt wurde, indeß sein Geist ohne ge- diegene Kenntnisse und echte Belehrung blieb. Durch seine Geburt und Erziehung war er an Einfachheit, an bürgerliche Zucht gewöhnt und blieb daher sein Leben lang ein Feind des Luxus und der Ungleichheit der Güter. Aus seinen Wanderungen sah er den Druck der Armuth, die Mißhandlung der dienenden und arbeitenden Klasse durch die Reichen und Vornehmen, und sein Gemüth empörte sich über diese Ungerechtigkeit. Die bürgerlichen Zustände mit ihrer Standesverschiedenheit und den großen Unterschieden des Ranges und Vermögens kamen ihm verkehrt und unnatürlich vor; er fand die Ursache dieser Gebrechen in der gesteigerten Civilksation und stellte daher in seinen zwei ersten Schriften die Künste und Wissenschaften als die verderblichsten u n b unheilvollsten Güter der Menschheit dar. Ein eingebildeter Naturzustand wurde von ihm als die Heimath der Freiheit und der Unschuld gepriesen und nur in dem Rückgänge zu diesem und in der Abschüttelung aller Fesseln, die Bildung , Erziehung und Gewohnheit geschlungen, sah er das Heil der Welt. In einem andern Buche, dessen Grundsätze auf den Gang der franzö- sischen Revolution vom größten Einflüsse waren, in dem Gesellschastsvertrag (contrat social) stellt er die Gleichheit aller Menschcn als Bedingung jedes Staats dar und findet nicht wie der von ihm bekämpfte Montesquieu in einer constitutionellen Verfassung,, sondern in der völligen Demokratie mit gesetzgebenden Volksversammlun- gen die würdigste Staatsform und in dem leiblichen Wohlbefinden des Volks den höchsten Zweck des Staats. — Wie Rousseau hierin die bestehenden Regierungsformen erschütterte, so in seinen berühmtesten Werken: die neue Heloise und Emil die Sitten, Gewohnhei- ten, Lebensweise und Erziehung der damaligen Zeit. In dem erster« schildert er in poeti- scher Sprache und in der Form eines in Briefen geschriebenen Romans die Vorzüge eines sentimentalen Naturlebens vor den verschrobenen Verhältnissen der Wirklichkeit und durch das letztere suchte er eine auf Natur und Elternliebe beruhende vernünftige Erziehung zu

9. Bd. 2 - S. 476

1854 - Leipzig : Engelmann
476 Neuere und neueste Literatur des Allslandes. nalen Wiedergeburt, daher auch die französischen Republikaner Anfangs mit freudiger Be- geisterung ausgenommen wurden, bis sich die Italiener überzeugten, daß das geträumte Glück und die ersehnte Freiheit nicht durch fremde Bajonette gebracht würde. Doch blieb die französische Herrschaft nicht ohne wohlthätige Folgen; sie beförderte den Aufschwung der Nation, der auch noch fortdauerte, als Napoleon's Machtherrschaft gebrochen war und die auf dem Wiener Congreß geschaffenen Einrichtungen die geistigen und nationalen Re- gungen niederhielten. Und an diesem Aufschwung hatte die Literatur keinen geringen An- theil. Die neue Romantik, die auf die große Zeit des italienischen Mittelalters hinwies, "eepardi belebte das Nationalgesühl und die vaterländische Gesinnung. Der klassisch gebildete Graf 1798— Giacomo Leopardi aus dermark Ankona, Platensfreund und Gesinnungsgenosse, gab in J83/' seinem „Canto an Italien" und in seinen Betrachtungen über ein dem Dante zu errichten- des Monument diesen Gefühlen Worte, daher auch das Gedicht mit der größten Begeiste- rung ausgenommen wurde. Noch kräftiger und schwungvoller war sein „Canto an Angelo Mai, als er Cicero's Bücher de republica aufgefunden hatte", ein Gedicht, das zu den edelsten Erzeugnissen der italienischen Lyrik gehört, in welchem der Dichter seinem gepreß- ten Herzen über die traurige Lage seines Vaterlandes und über die Entartung der Zeit- genossen in klagenden und zürnenden Worten Lust macht und zugleich durch die Hinweisung auf eine ruhmreiche Vergangenheit Muth, Stolz und Selbstvertrauen zu wecken sucht. Sein an hellenischer Weisheit und römischem Republikanismus genährter Geist wurde Siiccotinii>ur^ ^en äußerer Verhältnisse wenn auch niedergebeugt, doch nicht gebrochen. Giov. geb. 3!. Battista Niccolirii aus der Umgebung von Pisa, als Professor und Bibliothekar in Flo- renz wohnhaft, hat durch seine Trag ödien aus der vaterländischen Geschichte zur Er- weckung des Freiheitssinnes und Nationalgefühls' wesentlich beigetragen. In seinen ersten der alten Geschichte und Mythologie entlehnten Stücken (Polyxena, Medea und Oedipus u. a.) trat er in Alsieri's Spuren, erlangte aber erst Ruhm und Beifall, als er sich der Romantik zuwandte und in „Antonio Foscarini"; „Giovanni da Procida;" „Ludovico Moro"; „Filippo Strozzi" und besonders in seinem gepriesenen „Arnaldo da Brescia" vaterländische Stoffe mit Freimuth und patriotischer Gesinnung behandelte. Silvio ^elli'co Pellico aus Saluzzo, eine weiche, elegische Natur, erwarb sich zuerst dichterischen Ruhm geb. 1789. durch seine Tragödien, unter denen die dem Dante entnommene „Francesca da Rimini" die vorzüglichste ist. Von Foscolo's Dichtungen angeregt widmete er dann seine Kräfte den vaterländischen Bestrebungen und gründete zu demzweck in Mailand eine Zeitschrift, mußte aber, gleich dem Dichter Mar on celli, für seinen Freimuth und seine nationale Gesinnung lange Jahre unter den Bleidächern von Venedig und in den Kerkern des Spielbergs büßen. Die Leiden seiner zehnjährigen schrecklichen Gefangenschaft hat er selbst in dem vielgelesenen Bliche „meine Hast" (Io wie prigioni) rührend und anziehend dargcstellt. Gebrochen an Körper und Geist erlangte er endlich seine Freiheit, aber seine ergreifenden Schilderungen Berchct steigerten in feinen Landsleuten die Sehnsucht nach Erlösung von dem entsetzlichen Drucke. + 185j>Cc ®toüann' Berchet, geboren zu Mailand gegen das Ende der achtziger Jahre, gehörte mit S ilv io P e ll i c o, T o m aso G r ossi (Verfasser des durch Wahrheit dercharaktcrzeich- nung bedeutenden Gedichtes „die Lombarden beim ersten Kreuzzug") und Andern zu dem »jungen Italien," dessen Ansichten in der Zeitschrift „Conciliatore" verbreitet wurden. Nach der gescheiterten Revolution von 1820—21 traf ihn ein langjähriges Exil, das er abwech- selnd in Frankreich, Belgien, England verlebte. Auch in Bonn und Berlin hielt er sich eine Zeitlang aus, im Umgang mit dem aus gleicher Veranlassung verbannten Marchese Arco na ti Visconti, mit welchem er auch, als gegen Ende der dreißiger Jahre mildere Ansichten bei der östreichischen Regierung vorwaltcten, nach Italien zurückkehrte. Seine politischen Gedichte, die den Geist des Carbonarismus athmen, fanden in der Folge unter veränderten Zeitereignissen wenig Beachtung; dagegen gehört die erzählende Dichtung „die Flüchtlinge von Parga," worin in Romanzcnform der heldenmüthige Untergang

10. Bd. 2 - S. 478

1854 - Leipzig : Engelmann
478 Neuere und neueste Literatur des Auslandes. Generalcommandant von Sicilien, seiner konstitutionellen Ansichten wegen als Staatsgefangener nach Brünn gebracht, wo seine sonst felsenfeste Gesundheit zu schwinden begann, so daß man ihm endlich gestattete, die letzten Jahre seines Lebens in Florenz zuzubringen. Hier verfaßte er die treffliche „Geschichte des Königreichs Neapel von 1734—1825", die aber erst nach seinem Tode herauskam. Die Ge- Amciri. schichte der „si ci li a ni sch en Vesper" von Mich. Ama r i schien der neapolita- nischen Regierung so gefährlich, daß der Verfaffer sich den ihm drohenden Ver- folgungen durch die Flucht entziehen zu muffen glaubte. B. England (vergl. §. 557 f. §. 670). In der zweiten Halste des 18. Jahrhunderts machte sich die englische Literatur allmählich frei von dem französischen Einfluß und Regelzwang, und kehrte wieder zu ihrer nationalen Eigenthümlichkeit und zu den einheimischen Stoffen und Dichtern zurück. Auf diese Wendung des Geschmacks übte die neue Romantik, der sich auch England nicht zu entziehen vermochte, einen großen Einfluß, aber der gesunde, jeder Ueber- treibung widerstrebende Sinn der Nation bewahrte die Literatur vor der krank- haften Entartung, in welche die französische und deutsche Romantik verfiel. Das Zurückgehen auf die Vergangenheit hatte in England zunächst die Folge, daß man das Mittelalter mit seinem poetischen Reichthum dem jüngern Geschlechts nahe zu füh- ren suchte, indem man die alten Balladen und Volksdichtungen sammelte (Macpherson'sossian; Th. Percy's Volksballadenu.a. m.) oderinroma- nen und geschichtlichen Schilderungen das Leben der untergegangenen Welt in allen seinen Erscheinungen zur Anschauung brachte, daß man den während der Herrschaft des französischen Geschmacks ganz vernachlässigten Dichtungen Shakespeare's wieder die gebührende Anerkennung zollte, zumal seitdem man in Deutschland diesen Dichterhelden so hoch stellte und der große englische Schauspieler David Gar- rick (1716—1779)durch sein meisterhaftes Spiel der Nation die ganze Tiefe und den unendlichen Reichthum der Shakespeareschen Dramen zum Verständlich brachte. Am ersten ging man von dem französischen Geschmack in Schottland ab, wo überhaupt die conventionelle Poesie die heimische Volksdichtung nie ganz zu verdrängen vermocht, und wo eine reiche Fülle von volksthümlichen Geschich- ten, Sagen, Balladen und Liedern sich von Geschlecht zu Geschlecht fortgepflanzt hatte. Eine Reihe von schottischen Dichtern, zum Theil den untern Ständen an- gehörig, setzten der englisch - französischen Kunstpoesie eine einfache, gemüthvolle Naturdichtung entgegen; die reiche Natur und das sinnige Seelenleben des Volks sowohl in der Wirklichkeit als in den alten Nationalgesängen, war die unversieg- bare Quelle ihrer literarischen und dichterischen Thätigkeit. Der erste, der diese Bahn einschlug, war Allan Ramsay, Anfangs Perückenmacher, dann Buch- händler in Edinburg; er dichtete in schottischer Mundart ein Hirtenspiel (,,the gentle shepherd“) voll treuer und lebendiger Naturschilderung und sammelte viele altschottische Lieder. Sein Beispiel wurde nachgeahmt von dem unglücklichen Ferqussonin Folge einer Gehirnerschütterung im Jrrenhause jung gestorbenen Rob. Fer- 1/51—74. guffon, in dessen schottischen Gesängen sich ein innig poetisches Leben kund ^^E^'gibt und von Lady Anna Barnard, ged. Lindsay, in der schönen Ballade „der 1750 — alte Rob in Gray." Aber der eigentliche schottische Nationalsänger und Volkslieb- Burn's ling war Rob. Bur ns, ein armer Bauer aus der Grafschaft Ayr. Die drücken- 175s-96. den Verhältnisse, unter denen er sein ganzes Leben hindurch zu leiden hatte, ver- mochten das angeborene poetische Talent nicht zu ersticken, doch hemmten sie seinen Flug und füllten seine lebensfrohe, musikalische Natur mit Schwcrmuth und Kummer. Seine irr zahllosen Ausgaben und Uebersetzungen verbreiteten Gedichte sind echte Naturlaute voll Wärme, Frische und Klarheit und von einer Mannich- Schott- land. Ramsay 1686 — 1758.
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