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1. Theil 3 - S. 323

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlacht bei Hohenfriedberg. 323 seit einiger Zeit trugen sie blaue Pelze und andere Mützen als vorher, ungefähr wie auch ein östreichisches Regiment. Darauf baute er seinen Plan. Er wollte sich durchzuschleichen suchen. Als er dem östreichischen Lager nahe kam, zogen gerade mehrere Regimenter von Neustadt, welches sie vergebens angegriffen hatten, wieder ins Lager zurück. Ziethen schloß sich an, indem er seinen Leuten streng befahl, ganz ruhig wie im Frieden zu reiten, und weder zu schießen, noch den Säbel zu ziehen. Er selbst zog die Tabackspfeife heraus, wie im tiefen Frieden. Voraus schickte er einige geborene Ungern, die in ihrer Landessprache die Feldwachen, auf welche sie stießen, freundlich begrüßen, sollten. Auch durch ein feindliches Dragonerregiment ritten sie ungestört hindurch, und so befand sich Ziethen bald mitten unter den Feinden. Es war ein schöner, heller Tag. Er konnte das ganze Feld übersehen, welches mit Oestreich ent bedeckt war. Die einen thaten dies, die andern jenes. Je näher man dem Lager kam, desto größer wurde die Gefahr, und Ziethen ließ seine Husaren näher zusammenrücken, um sich im Nothfall durchschlagen zu können. Dennoch merkten die Oestreich er nichts, ja ein feindlicher Oberst kam ganz treuherzig zu Ziethen geritten, bot ihm freundlich einen guten Tag und erzählte ihm, daß sein Regiment auch bald nachkommen würde. Aber wie vom Donner wurde er gerührt, als Ziethen seinen Husaren zurief: „Nehmt ihn gefangen! es ist ein Oestreichs!" Eine Strecke mar-schirten die Husaren noch ganz ruhig, mitten durch die Oestreich er durch. Nun aber wandte sich der Weg, und Ziethen schwenkte sich jetzt plötzlich, um bei dem Lager vorbeizuziehen. Da erkannte mau ihn: „Ziethen! Ziethen! Preußen! Preußen!" rief man nun aus allen Seiten. Alles gerieth in Bewegung, und obgleich die Husaren sich in starken Trab setzten, so holte man sie doch ein. Aber Ziethen ließ einhauen und schlug sich mit geringem Verluste glücklich durch. Aehnliche Thaten verrichteten auch die andern Generale, und selbst die Feinde hatten vor den Preußen Achtung. Eine Hauptschlacht gewann der König in diesem Kriege bei Hohenfriedberg in Schlesien, unweit Striegau (4. Juni 1745). Binnen fünf Stunden war der an Zahl überlegene Feind geschlagen. Die unerschrockenen Preußen aus dem rechten Flügel waren wider Vermuthen des Feindes durch Wasser und Morast gewatet und hatten den Feind mit dem Bajonnete angegriffen; dadurch war der Sieg entschieden worden. Besonders schlimm ging es den Sachsen, die in diesem Kriege auf der Seite der

2. Theil 2 - S. 90

1880 - Stuttgart : Heitz
90 Mittlere Geschichte. 2. Periode. Deutschland. Eides entledigt sein und ein neuer König gewählt werden sollte. Das Alles nahm Heinrich an, und schwur, so wollte er es halten. Nun erst nahmen der Kaiser und der Papst ein gemeinsames Frühmahl ein; dann trennten sie sich.*) Ueber die von dem Papste erlittene Demüthigung Heinrichs war keiner mehr aufgebracht, als die lombardischen Fürsten und Bischöfe. Sie ärgerten sich so über Heinrichs Kleinmuth, daß sie, als er jetzt durch die Lombardei reiste, ihm recht auffallenden Kaltsinn zeigten. Nirgends wurde er mit Zuruf empfangen; manche Städte schlossen gar die Thore vor ihm zu. Indessen war er mit bitterm Groll im Herzen aus Canossa weggegangen. Sein Selbstgefühl wurde wieder rege, wenn er an den eben erlittenen Schimpf dachte, und er machte Anstalten, mit dem Papste zu brechen. Sobald das die Lombarden hörten, wurden sie wieder freundlich. Sie öffneten ihm, geschwind ihre Städte urtd sammelten sich um ihn. Kaum aber hörten die deutschen Fürsten, daß Heinrich sich wieder ungehorsam gegen den Papst bezeige, als sie sich nun auch sogleich ganz von ihm lossagten und zu einer neuen Königswahl schritten. Sie wählten auf einer Versammlung in Forchheim (iif Baiern, zwischen Bamberg und Erlangen) den schon erwähnten Rudolph von Schwaben, einen tapfern Ritter und auch sonst einen recht braven Mann, der sich aber schon lange feindlich gegen Heinrich bezeigt hatte, obgleich er dessen Schwager war. Heinrich mußte nun seine Krone erst erkämpfen, wenn er sie tragen wollte. Er ging nach Deutschland zurück und schlug sich hier mehrere Jahre mit seinen Feinden herum, wobei er viele Proben seiner großen Tapferkeit gab. Oft kämpfte er mitten im Schlachtgewichte wie ein gemeiner Ritter und warf mit eigener Hand die Feinde zu Boden. Endlich (1080) trafen beide, Heinrich und sein Gegenkaiser Rudolph, in einer entscheidenden Schlacht zusammen bei Merseburg (ungefähr auf dem Felde, wo 1813 bei Groß-Görschen die Preußen so tapfer gekämpft haben). Auch hier focht wieder Heinrich wunderbar tapfer und ritterlich. Dennoch siegten die Sachsen schon, als plötzlich ihr Siegeslauf durch die Nachricht gehemmt wurde, daß Rudolph tödtlich verwundet sei. Er hatte eben über einen Graben setzen wollen, als ein junger Ritter, Gottfried von Bouillon, nachmals Herzog von Niederlothringen (derselbe *) Die Glaubwürdigkeit der Erzählung von der Hostie und von dem Verbot des königlichen Schmuckes wird angezweifelt.

3. Theil 2 - S. 99

1880 - Stuttgart : Heitz
Wilhelm der Eroberer. 99 Wilhelm persönlich und hatte eine große Vorliebe für ihn und alle Normannen. Als Eduard 1066 starb, bemächtigte sich Harald, Herzog von Mercia und Kent, der reichste und mächtigste der englischen Großen, des Thrones und wurde allgemein anerkannt. Wihelm fuhr zornig auf und verlangte Abtretung des Thrones, und da Harald die Forderung abschlug, so rüstete er sich. Pie.normänner waren die tapfersten Krieger jener Zeit; außerdem boten die kriegslustigen Ritter anderer Länder dem Herzoge ihre Dienste an. Aus einer zahlreichen Flotte setzte dieser nach der Südküste Englands über und landete glücklich. Als er ans Ufer sprang, fiel er. „Ein übles Vorzeichen!" murrten die Umstehenden. Aber er faßte sich schnell und ries, als wenn er absichtlich sich hingeworfen hätte: „So nehme ich von diesem Lande Besitz!" Harald eilte herbei. Es kam zu einer blutigen Schlacht bei Hastings (Hehstings) an der Südküste (1066). Die Normänner gewannen einen großen Sieg; Harald fiel mit zweien seiner Brüder und einem großen Theil der sächsischen Ritterschaft. Wilhelm der Eroberer — so wurde er nun genannt — wurde nun ohne Widerspruch König von England; ein kräftiger Mann mit einer starken Seele, aber rauh, stolz und hart. Anfangs regierte er strenggerecht; er duldete keine Unordnung, suchte Normänner und Engländer durch Heirathen einander näher zu bringen und hörte jeden Unterthan an. Aber das änderte sich bald, als er nach der Normandie zurückreiste. Die nach England übergesiedelten Normänner ließen die unterworfenen Engländer ihren Uebermuth fühlen; der Haß gegen die Fremden, wuchs, und schon war der Tag bestimmt, an welchem man die Fremden, wie einst die Dänen, niedermachen wollte. Da kehrte Wilhelm schleunig nach England zurück und hielt ein strenges Gericht über die Uebelthäter. Jeder neue Aufftand führte neue Härten herbei. Er nahm den Engländern ihre Güter, machte diese zu Kronbesitznngen und übertrug sie seinem normannischen Adel. Mit eiserner Hand drückte er die Engländer in Sklaverei nieder und wandte Ehre, Reichthümer und Vertrauen nur den Normännern zu. Nur die Furcht hielt die unglücklichen Engländer von neuen Empörungen zurück. Als er nach 21 jähriger Regierung starb (1087), war die Freude der Engländer groß, und die bittere Reue, die er im Sterben über seine Härte empfand, konnte die Gemüther nicht mit seinem Andenken versöhnen.

4. Theil 2 - S. 112

1880 - Stuttgart : Heitz
112 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge. sie hineinstürzten, quoll ihnen schon das Blut entgegen, das die noch Lebenden ihren unmenschlichen Verfolgern entgegenschleuderten. Das vermag der Mensch in der Verzweiflung! — Aber die schändlichen Kreuzfahrer entgingen auch ihrer Strafe nicht. Die Ungern erschlugen die meisten; die andern kamen vor Hunger und Elend um. Was machte aber Peter indessen? Zwar hatte ihm Alexius erlaubt, bei Constantinopel Gottfrieds Ankunft zu erwarten; aber seine Schaar beging so vielen Unfug auf dem platten Lande um die Stadt herum, daß Alexius eilig eine Menge Fahrzeuge zusammenbrachte und das Gesindel nach Klein-Asien übersetzen ließ. Hier traf sie die Strafe für ihre Greuelthaten. Sie wagten sich zu weit vor in die Bergschluchten, an denen Klein-Asien so reich ist, fielen hier den lauernden Seldschuckeu in die Hänbe und würden bis auf 3000 niebergemetzelt. Walther Habenichts war unter den Tobten; er war, tapfer fechtenb, gefallen. Peter entrann mit dem kläglichen Ueberreste zurück nach Constantinopel. Dagegen benahm sich das Hauptheer, das aus dem Kerne der französischen Ritterschaft bestanb, ganz anders. Am 15. August (1096) war es, hauptsächlich unter Gottfrieds von Bouillon Leitung, aufgebrochen. Dieser Gottfried war ein Mann, der untei seinen Zeitgenossen auf eine recht ausgezeichnete Weise sich hervorthat. Damals war er erst 35 Jahre alt, galt aber für den tapfersten Ritter seiner Zeit, war dabei gelassen und bescheiden und von einer nngehenchelten Frömmigkeit. Von seiner Stärke und Tapferkeit wußte man sich viel Geschichten zu erzählen. Hier nur nur eine bavon: Als er 15 Jahre alt war, wollte ihm ein Ver-wanbter seine Güter streitig machen. Es kam zur Klage und die Richter verlangten, daß das Gottesurtheil eutscheibeu sollte. Beibe sollten miteinanber kämpfen, und erschienen auch ganz bepanzert, jeder mit Schild und Schwert bewaffnet. Der Kaiser Heinrich Iv. war selbst zugegen. Da führte Gottsrieb einen so kräftigen Hieb auf seinen Feind, daß er ihn gespalten, wenn dieser nicht geschwinb den Schilb vorgehalten hätte. An biesem zersprang sein Schwert bis nahe am Hefte, und schon gaben, alle die Sache Gottsriebs verloren; nur er nicht. Rasch fiel er seinen Gegner mit dem Stummel von Schwert an und versetzte ihm bamit einen solchen * Hieb an die Schläfe, daß er taumelnd und sinnlos zu Boden stürzte. Aber sogleich war auch Gottfrieds Feindschaft verschwunden; er sprang schnell zu, leistete dem Ueberwuudeuen die nöthige Hülfe und ruhte nicht eher, bis er ihn unter guter Pflege sah.

5. Theil 2 - S. 132

1880 - Stuttgart : Heitz
132 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge. selten vertragen können, und das zeigte sich auch hier bald. Wo sie schon nnterwezs zusammenkamen, entstanden Streitigkeiten, und als sie endlich an der Küste von Palästina ans Land stiegen und die Seestadt Acre (jetzt St. Jean d'acre) dort belagerten, fing der Unfriede erst recht an. Denn Richard verrichtete so tapfere Thaten, daß er den Namen Löwenherz erhielt. Darüber aber ärgerten sich Philipp August und seine Franzosen so, daß sie ihm alle nur mögliche Schwierigkeiten in den Weg legten. Endlich wurde zwar Acre erobert, aber Philipp August, der Mühseligkeiten müde, schiffte nach Frankreich zurück, und während der edle Richard sür die Eroberung des heiligen Grabes sich abmühte, verband sich jener mit dem schlechtdenkenden Bruder Richards, Johann ohne Land, der seinen Bruder vom Throne stoßen wollte. Das zwang den Richard, auch wieder nach Europa zurückzugehen, nachdem er ijoch unglaubliche Thaten verrichtet hatte;*) aber es war ihm hier eine harte Prüfung aufbewahrt. Bei der Eroberung jener Seestadt nämlich hatte er sich mit dem Herzoge Leopold von Oestreich sehr verzürnt. Dieser hatte seine Fahne auf einem Thurme, den er erobert, aufgepflanzt; Richard aber wollte es nicht dulden, weil Leopold ihm nicht ebenbürtig war, und ließ, unbesonnen genug, die Fahne herunterreißen und in den Graben werfen. Da schwur Leopold Rache und verließ augenblicklich das Heer. Richard mußte für seinen Stolz schwer büßen. Als er auf dem mittelländischen Meere fuhr, erhob sich ein Sturm und trieb ihn ins adriatische Meer hinein, wo sein Schiff scheiterte, und er sich genöthigt sah, zu Lande weiter zu reisen. Er mußte gerade durch das Land seines Todfeindes, durch Oestreich; doch hoffte er, daß ihn keiner erkennen werde. Er warf seine Rüstung ab und hüllte sich in ein *) In einer Reiterschlacht hieb er einem Emir, der ihn zum Kampfe forderte, auf einen Hieb den Kopf, die rechte Schulter und den rechten Arm ab, und erregte solchen Schrecken unter den Feinden, daß sich ihre Haare auf der Stirne sträubten. Mehrere seiner Gefährten waren in das dicke Gedränge der Feinde gerathen; er aber arbeitete sich bis zu ihnen hindurch, warf die Feinde auseinander und befreite sie. Endlich stürzte er sich ganz allein in das feindliche Gewühl, und die Seinigen gaben ihn schon verloren, da sie nichts mehr von ihm sahen, und schon glaubten sie ihn todt; da kehrte er plötzlich mit blutigem Schwerte zurück, und sein Roß war mit Staub und Blut bedeckt, sein Panzer aber starrte von Pfeilen, wie ein mit Nadeln bestecktes Kissen. Einer der Emire selbst sagte von ihm zu Saladin: „Niemand kann die Streiche abhalten,- die er führt; sein Ungestüm ist schrecklich, das Zusammentreffen mit ihm tödtlich und seine Thaten übersteigen die menschliche Natur."

6. Theil 2 - S. 121

1880 - Stuttgart : Heitz
Georg mit seinen himmlischen Hausen! Der Herr selbst kämpft für sein Volk! Auf! verdoppelt euern Muth, meine Brüder!" — Sogleich wendeten Tausende von Augen sich herum und wirklich, sie sahen eine erlesene Ritterschaar in weißer, hellstrahlender Rüstung-, geführt von drei schöngewachsenen Rittern, langsam und prächtig von der Höhe des nahen Gebirges herabziehen. Vermuthlich war es ein Haufen, den Gottfried in den Rücken des Feindes geschickt hatte. Alle hielten die weißen Ritter für eine himmlische Schaar, die ihnen zu Hülfe eile. „Gott will es haben! Gott will es haben!" schrieen Tausende von Kehlen, und nun war kein Haltens mehr. In wilder Begeisterung warfen und mähten sie alles vor sich nieder und der Sieg war gewonnen. In eiliger Flucht stoben die Feinde auseinander, wurden zu Tausenden erschlagen, und das ganze Lager mit ungeheuern Schätzen fiel in der Kreuzfahrer Hände, die nun, statt Gott für den erwiesenen Beistand durch Menschlichkeit zu danken, alle Greuel an den Gefangenen und Verwundeten ausließen, ja selbst die armen im Lager zurückgelassenen Säuglinge von den Pferden gefühllos zertreten ließen. Welch ein Ungeheuer kann doch der Mensch durch Leidenschaft werden! Die Begeisterung, welche die heilige Lanze erregt hatte, verlor sich bald wieder und es fehlte nicht an Leuten (namentlich Bischof Ademar), welche ganz laut sagten, die ganze Sache wäre eine Täuschung, die Peter Barthelemy und Graf Raimund von Toulouse verabredet hätten, und' da Barthelemy widersprach, so forderte man ihn auf, sich der Feuerprobe zu unterwerfen. Dazu war er auch gleich.bereit. Es wurden zwei große Feuer nahe beieinander angemacht und Peter, im bloßen Hemde, barfuß und die Lanze in der Hand, sprang mitten hindurch. Aber — er hatte sich die Füße und den Leib so verbrannt, daß er nach Hause getragen werden mußte, und nach zwölf Tagen war er todt.*) *) Das Gottesgericht und Peters Ausgang. Am Nachmittage des stillen Freitags, zu welchem Peter durch Fasten sich vorbereitete, wurden zwei Scheiterhaufen von Oelbäumen, vierzehn Fuß hoch und durch einen Zwischenraum von einem Fuße getrennt, erbaut. Um diese Scheiterhaufen schloß das Heer der Wallbrüder, vierzigtausend Bewaffnete an der Zahl, einen Kreis, in welchem alle Geistliche sich befanden, mit entblößten Füßen und in priesterlicher Kleidung. Als das Feuer so heftig brannte, daß die Flamme bis 30 Fuß in die Luft sich erhob und Niemand sich derselben zu nähern vermochte, trat ein Priester auf und rief die Worte: „Wenn wirklich der allmächtige Gott mit diesem Manne von Ange-

7. Theil 2 - S. 114

1880 - Stuttgart : Heitz
114 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge. misch von Stolz und Feigheit war. Stolz war er, wenn er glaubte, es ungestraft sein zu können, und oft selbst niederträchtig-herablassend, wenn er dadurch einen Vortheil glaubte erlangen zu können. Ein häßlicher, niedriger Charakter! Man muß lachen, wenn man liest, wie hochmüthig er sich bei der Zusammenkunft mit Gottfried von Bouillon geberdete, die doch nur durch seinen eigenen Betrieb zu Stande gekommen war. Er, der Kaiser, saß auf einem reichvergoldeten Throne. Als nun Gottfried und alle die Prinzen und Fürsten seines Heeres in reicher Waffenrüstung eintraten und ehrerbietig grüßten, ihm auch — so war es Sitte am griechischen Hofe — die Kniee küßten, sah Alexius sie stolz an, ohne auch nur den Kopf zu bewegen. Und doch ließ er nachher dem Gottfried ein kaiserliches Kleid anlegen und ernannte ihn feierlich zu seinem Sohne. Dafür mußte Alexius bei einer ähnlichen Gelegenheit eine rechte Demüthigung erfahren von einem französischen Ritter, Robert aus Paris. Dieser Mann wurde nebst mehrern andern auch zur Audienz gelassen, um dem Kaiser den Eid zu leisten. Alexius machte bei dem Gruße der Ritter dieselbe stolze Miene, ohne sich zu bewegen. Das ärgerte den Robert, der im Herzen den ohnmächtigen Kaiser verachtete. Nachdem er den Eid geleistet hatte, stieg er zum Staunen der Höflinge die Stufen des Thrones hinan und setzte sich keck neben den Kaiser hin, der mit griechischer Freundlichkeit — im Herzen wollte er vor Aerger vergehen — dem dreisten Burschen neben sich Platz machte. Der anwesende Bruder Gottfrieds, Balduin, machte dem Ritter wegen der begangenen Unschicklichkeit Vorstellungen; aber dieser that, als wenn er das nicht hörte, sah seinen gekrönten Nachbar verächtlich über die Schulter an und murmelte unwillig: „Potz! über den Strohjunker, der sich da allein breit hinsetzt und so viele wackere Ritter stehen läßt!" — Alexius wollte vergehen vor Wuth; aber was wollte er machen? Er mußte sich obendrein noch freundlich stellen; denn er wußte wohl, daß mit diesem ungeschlachten Ritter nicht zu spaßen war. Alle französische und italienische Prinzen und Fürsten, die mit großen Heeresmassen ausgezogen und auf verschiedenen Wegen nach Constantinopel, welches der allgemeine Sammelplatz sein sollte, gekommen waren, setzten nun nach Klein-Asien über, und als jeder Fürst hier die Seinigen musterte, fanden sich 600,000 christliche Streiter beisammen, unter welchen allein 100,000 zu Pferde waren; dabei waren die Priester, die Greise, die Weiber und Kinder noch nicht einmal mitgezählt! Freilich ein ungeheueres Heer; aber die

8. Theil 2 - S. 134

1880 - Stuttgart : Heitz
134 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge. monatlichen Gefangenschaft wurde ein Vertrag geschlossen, durch welchen König Richard gegen ein Lösegeld von 50,000 Mark an den Kaiser und 20,000 Mark an Leopold von Oestreich die Freiheit wiedererhielt. Solche Vorfälle mußten freilich jedem Fürsten die Kreuzzüge verleiden! Dennoch wurden noch einige unternommen, zusammen sechs bis sieben; aber alle waren vergebens. Jerusalem wurde zwar noch ein Mal (durch Kaiser Friedrich Ii. 1229) gewonnen (s. unten), aber nur auf kurze Zeit; dann ging es für immer verloren (1244). Der letzte König, der einen Kreuzzug unternahm, war Ludwig Ix., der Heilige, König von Frankreich. Dies war ein ganz vorzüglich guter Mann. Einmal in einer gefährlichen Krankheit hatte er das Gelübde gethan, wenn Gott ihm wieder zur Gesundheit verhelfe, so wolle er einen Kreuzzug unternehmen. Er wurde hergestellt, und nun hielt ihn nichts ab, sein Gelübde zu erfüllen (1248). Aber statt gerade nach Palästina zu gehen, hielt er es für besser, lieber den Sultan von Aegypten (Malek et Saleh) in seinem eigenen Lande anzugreifen; und so segelte er nach Aegypten. Zwar verrichteten der gute König und seine Begleiter hier Thaten, die ans Wunderbare grenzen;*) aber die Feinde waren zahlreich, und die Seuchen rieben zu viele Franzosen auf, kurz, es ging immer schlechter, bis jtch der König endlich gar mit allen seinen Rittern dem Sultan gefangen geben mußte. Wenig fehlte, daß er in seiner Gefangenschaft gemißhandelt worden wäre, weil er sich *) So war das ganze Heer, der König mit dem Degen in der Faust an der Spitze, bei der Landung bis an die Schultern ins Meer gesprungen, und hatte so das Heer des Sultans in die Flucht getrieben. — In einem hartnäckigen Gefechte wurde der König von sechs Muhamedanern zugleich angefallen, die seinem Pferde in die Zügel fielen. Er schlug aber so tapfer mit seinem Streitkolben um sich, daß er sie alle tödtete. — Ein alter Ritter bekam bei Bewachung einer Brücke fünf, und fein Pferd fünfzehn Wunden; aber das störte ihn so wenig, daß er nicht vom Platz ging. — In einem andern Gefechte wurden den Rittern alle Pferde getödtet. Da fochten des Königs Bruder und etliche Ritter, aus denen der Haufen bestand, zu Fuß unerschrocken weiter, und stießen und schlugen so wild um sich, daß ihnen die sie umdrängenden feindlichen Schaaren nichts anhaben konnten. Endlich schickte ihnen der König Hülfe, die sie aus der Gefahr befreite. Einer der tapfersten Ritter wurde einst nach einem mörderischen Gefechte von den Sarazenen gefangen. Er war aber so beliebt bei dem Heere, daß sogleich die Marketender, Fuhrknechte und Weiber sich zusammenthaten, die ersten besten Waffen ergriffen, damit auf die Muselmänner losstürzten und den gefangenen Grafen befreiten. Wie schade, daß so viele tapfere Thaten doch zuletzt keinen bessern Erfolg hatten!

9. Theil 2 - S. 117

1880 - Stuttgart : Heitz
Erster Kreuzzug. 117 nicht anders als einen gemeinen Mönch behandelte. An einem schönen heitern Abende war er mit ememntale verschwunden. Aber seine Flucht wurde gleich entdeckt; einer der ersten Ritter saß hurtig auf und holte ihn bald ein. Anfangs wollte er nicht wieder zurück; als er aber sah, daß mau Gewalt brauchen wollte, erklärte er sich bereit und wurde zurückgebracht. In den Feldern von Antiochia fielen fast alle Tage Kämpfe vor; es war hier nicht anders wie fast 2300 Jahre früher in der Ebene vor Troja. So wie dort Griechen und Trojaner in wüthendem Hasse sich bekämpften und mordeten, fo hier Türken und Kreuzfahrer. Und die herrlichen Waffenthaten, die hier verrichtet wurden, gaben denen, die Homer besingt, in nichts nach. Es würde zu weit führen, viele davon zu erzählen; nur eine mag hier zur Probe stehen. Vor allen leuchtete Gottfried von Bouillon durch seine heldenmüthige Tapferkeit und Löwenstärke hervor. Eines Tages machten die Feinde einen wüthenden Ausfall und jagten das Heer des tapfern Bohemnnd, Fürsten von Apulien, in die Flucht. Während sie aber das Gepäck plündern, sprengt Bohe-mund ins Lager zu den andern Fürsten und ruft: „Zu den Waffen! Zu den Waffen!" Alle springen auf; Gottfried, obgleich kaum von einer Krankheit genesen, ist einer der ersten im Sattel, und alle sprengen nach dem Wahlplatze, daß die Funken stieben. Hier sah man nun den tapfern Bouillon wie einen Löwen kämpfen. Wohin sein Schwert traf, schlug er einen zu Boden. Bald war die Erde um ihn her von zersplitterten Lanzen, Helmen, Panzern und abgehauenen Köpfen und Armen bedeckt. Aber das Beste kommt noch. Ein feindlicher Officier von ungemeiner Größe und Stärke drängle sich an ihn heran, um im Kampfe mit solchem Helden großen Ruhm zu ernten. Die Schwerter blitzten und klirrten, es folgte Schlag auf Schlag. Jetzt hob der Sarazene sein Schwert zu einem entsetzlichen Hiebe; Gottfried hielt den Schild vor, aber der gewaltige Schlag spaltete diesen in zwei Theile, und eben schwang jener das Schwert aufs neue, um dem wehrlosen Ritter den Kopf zu spalten. Doch dazu ließ ihm Bouillon keine Zeit. Rasch, von der Gefahr beflügelt, hebt er sich in den Bügeln; hoch blitzt sein Schwert durch die Luft und sausend fährt es mit Riesenkraft in die linke Schulter des Sarazenen zwischen die Fugen des Panzers hinein, durchschneidet die ganze Brust und findet erst auf der rechten Seite am Gürtel einen Ausweg. Die obere Hälfte des so getheilten Türken stürzt zu Boden, die untere aber bleibt

10. Theil 2 - S. 158

1880 - Stuttgart : Heitz
158 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. Sie schlossen die Thore, um ihn nicht eher fortzulassen, und da er dennoch sich der Forderung weigerte, machten die Bürger die Geiseln mit Gewalt frei und wollten ihn noch während der Nacht überfallen und gefangen nehmen oder gar ermorden. Zu seinem Glück warnte ihn sein Hauswirth; dieser verschaffte ihm schlechte Kleider, in denen der Kaiser entfloh. Statt seiner legte sich ein treuer Ritter, Hartmann von Siebeneichen (in Tirol), der ihm ähnlich sah, ins Bette. Die ins Zimmer eindringenden Bürger fanden ihn, entließen ihn aber ungekränkt. Indessen verstärkten die Städte der Lombardei ihren großen Lombardenbnnd, dem Alexander durch seinen Beitritt die Weihe aufdrückte, und die neue Festung, welche sie erbauten, nannten sie nach dem Papste Alessandria. Erst nach einer siebenjährigen Rüstung konnte der Kaiser (1174) seinen fünften Römerzug unternehmen. Er zog mit einem furchtbaren Heere über die Alpen und hätte die Lombarden wohl bezwungen, wenn sie sich ihm im freien Felde entgegengestellt hätten. Aber sie blieben weislich hinter ihren Mauern und dadurch wurde Friedrich genöthigt, Zeit und Kräfte durch langweilige Belagerung zu zersplittern. Endlich hoffte er, seine Feinde durch einen Hauptschlag zu Boden zu schmettern — da erhielt er die ihn erschütternde Nachricht, daß sein mächtiger Vasall, Heinrich der Löwe, plötzlich aufgebrochen wäre, um, ohne Abschied, nach Deutschland zurückzukehren. Sogleich reiste ihm Friedrich nach, um ihn zur Rückkehr zu bewegen. Er traf ihn am Comersee oder in Chiavenna, *) warf ihm seine Untreue vor und suchte Alles hervor, wodurch er glaubte, seinen Entschluß erschüttern zu können; aber vergebens! Heinrich, obgleich erst 46 Jahre alt, gab vor, er sei für die Kriegsbeschwerden schon zu alt, fei des Krieges satt und habe zu Hause mit der Regierung seiner Länder zu thun. Der eigentliche Grund war aber vielleicht der alte Haß der Welfen gegen die Ghibellinen. „Bedenke," rief Friedrich, „daß ich dir nie etwas verweigert habe, und du könntest jetzt zurücktreten, wo die Ehre der Deutschen, der Ruhm deines Kaisers und der Preis meines ganzen Lebens auf dem Spiele steht?" Da Heinrich auch jetzt noch unbeweglich blieb, sprang der Kaiser auf und warf sich, seiner Hoheit vergessend, vor seinem Vasallen nieder, dessen Kniee flehend umfassend. Aber auch *) Als Ort dieser Zusammenkunft wird auch Partenkirchen in Südbaiern angegeben.
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