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1. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 79

1904 - Habelschwerdt : Franke
7s W eingenommen und zerstrt. Die Belagerung Mailands zog sich nenn Monate hin, und erst als der Hunger in der Stadt aufs hchste gestiegen war, ergab sie sich auf Gnade und Ungnade. Der Kaiser hielt durch eine Mauerlcke seinen Einzug in die Stadt; hierauf wurde sie verwstet und zum Zeichen ewiger Zerstrung Salz der ihre Trmmer gestreut. Die Bewohner muten sich in vier getrennten Orten ansiedeln. Die Gebeine der hl. drei Könige wurden aus Mailand nach Cln gebracht. b. Unglcklicher Kampf gegen den Pap st und die lombardischen Städte. Nach der Unterwerfung Mailands war Friedrich unumschrnkter Herr von der Lombardei bis zur Nordsee. Bald geriet er aber mit dem Papsttum in Streit. Nach dem Tode des Papstes Hadrian hatte eine zwiespltige Papstwahl stattgefunden; eine Partei erkor Alexander Iii., der viel von dem Geiste Gregors Vii. besa; die andere, nur aus zwei Kardinlen bestehende Partei whlte Viktor Iv. Obgleich Alexanders Anhang immer mehr wuchs, be-gnstigte doch Friedrich den Gegenpapst Viktor Iv. Ans einer Reichssynode zu Pavia wurde der Alexander der Bann ausgesprochen, worauf dieser den Kaiser bannte. Nach Viktors Tode verhinderte Friedrichs Kanzler Reinald von Dassel, der ehrgeizige Erzbischof von Cln, die Ausshnung mit dem zum Frieden geneigten Alexander, in-dem er schnell eine neue Wahl veranstaltete, aus der Paschalis Iii. hervorging. Zum Schutze des neuen Gegenpapstes unternahm Friedrich (1166) den vierten Rmerzug; aber kaum hatte er seinem Gnstling einen glnzenden Einzng in Rom verschafft, so brach im deutschen Heere eine pestartige Krankheit aus, welcher der grte Teil der Krieger zum Opfer fiel. Mit Not entging Friedrich auf dem Rck-wege nach Deutschland einem Mordplane der Lombarden. Das Unglck des Kaisers ermunterte die lombardischen Städte, sich offen gegen ihn zu erheben. Schon lange waren sie mit seiner Herrschaft unzufrieden; denn die kaiserlichen Vgte (Podestas) walteten willkrlich ihres Amtes, und selbst ein Wechsel der Personen schaffte meist wenig Abhilfe. Jetzt schlssen die Städte ein frmliches Schutz-und Trutzbndnis gegen den Kaiser und erbauten eine Feste, die sie ihm zum Trotz und dem Papste zu Ehren Alessndria nannten. Der Kaiser war aber nicht willens, den Verlust seines Ansehens in Italien zu ertragen. Sechs Jahre hielt er sich in Deutschland auf; er schlichtete den Streit, der zwischen dem gewaltttigen Heinrich dem Lwen und den norddeutschen Fürsten entbrannt war, stellte die Oberherrlichkeit des Reiches der Bhmen, Polen und Ungarn wieder her und strkte Rahewin, Belagerung einer mittelalterlichen Stadt (Crema) vor Er-findung des Schiepulvers.' Atzler, Qu. u. L. I. Nr. 40. Lohmeyers Wandbilder: Barbarossa vor Mailand.

2. Theil 4 - S. 133

1880 - Stuttgart : Heitz
Aufstand der Griechen. 133 kehr mit der Pforte ab, und Kaiser Alexander beabsichtigte, sofort zu Gunsten der Griechen einzuschreiten; aber Oestreich und England hielten ihn davon ab, Oestreich, um wo möglich einen größeru Krieg zu vermeiden, England, wahrscheinlich weil es fürchtete, daß Rußland durch die Unterjochung der Türkei zu mächtig werden möchte. Ipsilanti mit seiner heiligen Schaar vermochte nun den Angriffen des türkischen Heeres nicht zu widerstehen, die Schaar wurde nach heldenmütiger Gegenwehr aufgerieben und der Führer floh nach Oestreich, wo er zuerst in der Festung Munkatz, dann in Theresienstadt sechs Jahre lang gefangen gehalten wurde und 1828 bald nach seiner Freilassung starb. Während in der Moldau und in der Walachei nun die fürchterlichste Rache an den besiegten Griechen genommen wurde, standen in Morea neue Schaareu unter der Anführung Mauromichali's, Kolokotroni's und Demetrius Apsilanti's (Bruder Alexanders) auf und vertrieben die Türken aus der Halbinsel. Nach und nach kam es zu einer allgemeinen Empörung der Griechen gegen ihre Unterdrücker; sie kämpften mit Muth und Erfolg, und viele ihrer Thaten erinnerten an die glorreiche Geschichte ihrer alten Vorfahren. Von beiden Seiten, besonders aber von den Türken, wurden die entsetzlichsten Grausamkeiten verübt; den gräßlichsten Eindruck machte die Verwüstung der Insel Skio im Archipel. Ein Haufe bewaffneter Griechen war hier 1822 gelandet und von den griechischen Einwohnern mit Entzücken ausgenommen worden. Aber bald darauf kam eine große türkische Flotte, setzte ein bedeutendes Heer ans Land und nun begann ein fürchterliches Gemetzel unter den Griechen, welche nach hartnäckiger Gegenwehr überwältigt und mit Weibern und Kindern unbarmherzig niedergehauen wurden. Mehrere Tage wurde auf der ganzen Insel gemordet, geplündert und gebrannt. Eben so trieben es die Türken in Eypern. Die Insel hatte sich früher einmal gegen die türkische Herrschaft empört, hielt sich aber nun schon lange ruhig. Da erschien plötzlich eine türkische Flotte. Die Besatzung forderte den Bewohnern der Insel die Waffen ab, welche sie ohne Widerstand hergaben; dann fielen die Truppen über sie her, mordeten Männer, Weiber und Kinder und machten auf die Fliehenden Jagd, wie auf wilde Thiere. Alles wurde verwüstet und zerstört. Eine Anzahl Weiber und Kinder wurden in ein Haus gesperrt, eine Zeit lang den Qualen der Augst und des Hungers preisgegeben und endlich mit dem Gebäude verbrannt.

3. Theil 4 - S. 81

1880 - Stuttgart : Heitz
Frieden von Wien. 81 der Friede in Wien, den am 14. October Napoleon und Franz miteinander schlossen, zwangen die braven Tiroler, sich den Franzosen wieder zu unterwerfen. Sie erhielten Verzeihung; nur die Anführer nicht. Speckbacher hatte sich mit großer Gefahr über die Gebirge nach Oestreich gerettet. Aber Hofer wurde aus einem Schneeberge oberhalb des Passeyerthales im Januar 1810 in einer Sennhütte entdeckt. Ein falscher Freund hatte seinen Aufenthalt dem Feinde verrathen. Man führte ihn nach Mantua ab. Wo er in Tirol durchkam, lief das Volk herbei, weinte und segnete ihn. In Mantua ließ ihn Napoleon zum Erschießen verurtheileu. Die dort eingesperrten Tiroler erfüllten das ganze Gebäude des Gefängnisses mit dumpfem Heulen und Jammern, und als er bei ihren Kerkerthüren vorbeigeführt wurde, lagen sie auf den Knieen, beteten und weinten. Als er auf dem Richtplatze niederknien sollte, sprach er: „Ich stehe vor dem, der mich erschaffen hat, und stehend will ich meinen Geist aufgeben." Dann rief er selbst: „Gebt Feuer!" In Innsbruck in der Franciscanerkirche, unfern vom Grab Maximilians I., ruht seine Asche und über ihr steht ein schönes Marmordenkmal.*) . Im Frieden von Wien verlor Oestreich an 2000 Quadratmeilen. Jetzt gaben alle Gutgesinnten die Hoffnung auf, von der Tyrannei Frankreichs errettet zu werden. Mit Oestreich war die letzte Stütze gefallen; denn Preußen erlag fast unter den Lasten, die Napoleon ihm unaufhörlich auflegte, mußte sich gehorsam in seine Launen fügen, und von dem entfernten Rußland war keine Hülfe zu erwarten. Zwei Männer, die im Jahre 1809 redlich alles daran setzten, Deutschland von dem Unterdrücker zu befreien, verdienen hier noch genannt zu werden. Ein preußischer Husarenmajor, von Schill, *) Als Hofer am 15. August 1809 in Innsbruck war und sich vor seinem Quartier, dem goldenen Adler, viele Tausend Tiroler versammelt hatten, hielt er folgende naive Anrede: „Grüeß enck Gott, meine lieb'n S'brucker! Weil ös mi zum Oberkomme-danten g'wöllt hobt, so bin i holt do; es sein ober a viel Andere do, dö koani S'brucker sein. Alle dö unter meine Waffenbruder sein wöll'n, dö müesten für Gott, Koaser und Voterland als toapsre, rödte und brafe T'roler streiten, dö meine Waffenbrüder wern wöll'n. Dö ober dös nit thüen wöll'n, dö soll'n haim gien, t roth encks, und dö mit mir gien, dö soll'n mi nit verlass'n; i wer enck a nit verlass'n, so wohr i Andere Hofer hoaß. G'sogt hob i encks, g'söchen hob's mi, b'fied enck Gott!" Weltgeschichte für Töchter. Iv. 16. Aufl. 6

4. Theil 2 - S. 49

1880 - Stuttgart : Heitz
Konrad I. Heinrich der Städtegründer. 49 eine Menge Hirsche, Eber und Bären mit eigener Hand erlegt hatte; eben so war er auch im Kriege unermüdlich, und allen seinen schönen Eigenschaften setzte er durch eine reine Gottesfurcht und Frömmigkeit die Krone auf. Unter seinen vielen Thaten ist keine merkwürdiger, als die Bezwingung der wilden Ungern. In Ungarn, wo vor Zeiten die Hunnen *) gehaust, hatte sich seit kurzer Zeit ein rohes, kriegerisches Volk, die Ungern oder Magyaren, niedergelassen, welches vermuthlich vom Kaukasus hergezogen war. Arpad war ihr Führer gewesen. Im höchsten Grade raubsüchtig, war es mit seinen neuen Wohnsitzen nicht zufrieden, sondern machte unaufhörliche Einfälle in Deutschland, Italien, Frankreich und Griechenland, führte unermeßliche Beute und Gefangene, besonders Weiber und Kinder, mit sich fort und beging die abscheulichsten Grausamkeiten. Es war nichts Seltenes, daß sich die Ungern der Leichen der erschlagenen Feinde als Sitze oder als Eßtische bedienten und einander vom Blute der Feinde zutranken. Und was diese Leute so gefährlich machte, war, daß man ihnen so schwer beikommen konnte; denn fast alle Jahre erschienen sie in einer andern Gegend. Schnell waren sie da, und ehe man Kriegsleute gegen sie zusammengezogen hatte, waren sie aus ihren kleinen raschen Pferden auch schon wieder mit der gemachten Beute und den Gefangenen weiter gezogen. Sie waren eine große Landplage für unser Vaterland. Wie mancher Deutsche mußte es mit ansehen, wie sein Weib und seine Kinder ihm unter vielen Schlägen weggeführt wurden, ohne die Hoffnung zu haben, sie je wieder zu sehen! Die Weiber wurden mit den langen Haaren aneinander gebunden und dann mit Peitschenhieben nach Ungarn in die Sklaverei getrieben. Puch unter Heinrich dem Vogler machten diese Ungern Einfälle in Sachsen, verheerten ■das , ganze Land, verbrannten die offenen Städte, ermordeten die Menschen und trieben andern gräulichen Unfug; und wenn Heinrich seine Mannen gegen sie führte, so hatten diese eine solche Furcht vor den wilden Barbaren, daß sie sich nicht an sie herantrauten. Da hielt er es für besser, erst seine Sachsen nach und nach an den Krieg zu gewöhnen, und ging mit den Ungern einen neunjährigen Waffenstillstand ein, wofür er ihnen jährlich einen Tribut bezahlte. Diese neun Jahre benutzte *) Die Hunnen waren bald nach Attila'ö Zeit von den G^piden nach Asien zurückgetrieben worden. Weltgeschichte für Töchtc,-. Ii. 16. Aufl. 4

5. Theil 2 - S. 112

1880 - Stuttgart : Heitz
112 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge. sie hineinstürzten, quoll ihnen schon das Blut entgegen, das die noch Lebenden ihren unmenschlichen Verfolgern entgegenschleuderten. Das vermag der Mensch in der Verzweiflung! — Aber die schändlichen Kreuzfahrer entgingen auch ihrer Strafe nicht. Die Ungern erschlugen die meisten; die andern kamen vor Hunger und Elend um. Was machte aber Peter indessen? Zwar hatte ihm Alexius erlaubt, bei Constantinopel Gottfrieds Ankunft zu erwarten; aber seine Schaar beging so vielen Unfug auf dem platten Lande um die Stadt herum, daß Alexius eilig eine Menge Fahrzeuge zusammenbrachte und das Gesindel nach Klein-Asien übersetzen ließ. Hier traf sie die Strafe für ihre Greuelthaten. Sie wagten sich zu weit vor in die Bergschluchten, an denen Klein-Asien so reich ist, fielen hier den lauernden Seldschuckeu in die Hänbe und würden bis auf 3000 niebergemetzelt. Walther Habenichts war unter den Tobten; er war, tapfer fechtenb, gefallen. Peter entrann mit dem kläglichen Ueberreste zurück nach Constantinopel. Dagegen benahm sich das Hauptheer, das aus dem Kerne der französischen Ritterschaft bestanb, ganz anders. Am 15. August (1096) war es, hauptsächlich unter Gottfrieds von Bouillon Leitung, aufgebrochen. Dieser Gottfried war ein Mann, der untei seinen Zeitgenossen auf eine recht ausgezeichnete Weise sich hervorthat. Damals war er erst 35 Jahre alt, galt aber für den tapfersten Ritter seiner Zeit, war dabei gelassen und bescheiden und von einer nngehenchelten Frömmigkeit. Von seiner Stärke und Tapferkeit wußte man sich viel Geschichten zu erzählen. Hier nur nur eine bavon: Als er 15 Jahre alt war, wollte ihm ein Ver-wanbter seine Güter streitig machen. Es kam zur Klage und die Richter verlangten, daß das Gottesurtheil eutscheibeu sollte. Beibe sollten miteinanber kämpfen, und erschienen auch ganz bepanzert, jeder mit Schild und Schwert bewaffnet. Der Kaiser Heinrich Iv. war selbst zugegen. Da führte Gottsrieb einen so kräftigen Hieb auf seinen Feind, daß er ihn gespalten, wenn dieser nicht geschwinb den Schilb vorgehalten hätte. An biesem zersprang sein Schwert bis nahe am Hefte, und schon gaben, alle die Sache Gottsriebs verloren; nur er nicht. Rasch fiel er seinen Gegner mit dem Stummel von Schwert an und versetzte ihm bamit einen solchen * Hieb an die Schläfe, daß er taumelnd und sinnlos zu Boden stürzte. Aber sogleich war auch Gottfrieds Feindschaft verschwunden; er sprang schnell zu, leistete dem Ueberwuudeuen die nöthige Hülfe und ruhte nicht eher, bis er ihn unter guter Pflege sah.

6. Theil 2 - S. 110

1880 - Stuttgart : Heitz
110 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge. nichtsnutzigen Gesindels; denn dieses Volk halte keine großen Vorbereitungen zu machen gehabt und nur auf die ersten Strahlen der Frühlmgssonne gewartet, um fortzuziehen. Der edle Gottfried erschrak, als er den ungeschlachten Haufen sah. Mit solchen Leuten mochte er nicht ziehen. „Geht nur voran!" rief er ihnen zu, „ich bin noch nicht bereit. Bald komme ich nach. Vor den Thoren von Constantinopel treffen wir wieder zusammen!" — Peter ließ es sich gefallen; jubelnd zog die Schaar ab. Aber sie war so groß, daß Peter sie theilte. Zwanzigtausend der Ungeduldigsten zogen voran unter Anführung eines Ritters aus Burgund, den man seiner Armuth wegen Walther Habenichts nannte. Um nach Constantinopel zu gelangen, mußten die Kreuzfahrer durch Deutschland, Ungarn und Bulgarien ziehen. Die Ungern, ein zwar nun schon christliches, aber doch noch sehr rohes Volk, ließen den Walther mit seiner Horde zwar ein, und ihr König Kolomann versprach auch, die nöthigen Lebensmittel gegen Bezahlung zu liefern. Aber um Ordnung zu halten, war das Gesindel nicht ausgezogen. Sie zerstreuten sich im Lande, plünderten — und wurden zum Theil todtgeschlagen. Noch schlimmer ging es ihnen im Lande der Bulgaren, so daß nur ein kleines Häufchen bei Constantinopel ankam, welches froh war, daß der griechische Kaiser Alexius Comueuus ihm die Erlaubniß gab, bis zur Ankunft Peters ein Lager vor den Thoren aufschlagen zu können. Nun kam Peter mit 40,000 nach, die nicht viel besser als des Walthers Leute waren. Doch ging anfangs alles gut. Die Ungern hielten Friede, weil Peter Ordnung hielt. Schon war dieser säst an die letzte Grenze gekommen, da hörte er, daß in einer vor ihm liegenden Stadt (Semlin) 16 Kreuzfahrer von Walthers Haufen, weil sie geplündert hatten, von den entrüsteten Einwohnern erschlagen worden wären. Dies hören und die Stadt stürmen lassen, war eins. Die armen Einwohner, die meist an jener That ganz unschuldig waren, wurden fast alle ermordet, die Stadt fünf Tage lang geplündert und ein entsetzliches Blutbad angerichtet. Das that der heilige Peter. Freilich mußte er nun eilen, daß er über die ungarische Grenze kam; denn schon war der König im Anzuge, die Greuelthat zu rächen. Auch in Bulgarien benahm sich Peter so unklug, daß er sich mit den Einwohnern ganz überwarf. Er erlitt eine ungeheuere Niederlage; der vierte Eheil seiner Leute lag blutend auf dem Wahlplatze, und sein ganzes Gepäck und eine Menge mitgezogener Weiber, Kinder, selbst Nonnen, fielen in die

7. Theil 2 - S. 135

1880 - Stuttgart : Heitz
Ludwig der Heilige. 135 standhaft weigerte, die eroberten Städte herauszugeben. Endlich ließ ihn der Sultan fragen, wie viel Geld er außer der festen Stadt Damiette noch für seine und der Seiuigeu Auslösung bezahlen wolle. „Ich erwarte," antwortete Ludwig, „des Sultans Forderung." Diese fiel dahin aus, daß er außer jener Stadt noch eine Million Goldstücke geben sollte. Mit edlem Stolze aber erwiederte Ludwig, ein König von Frankreich lasse sich nicht für Geld verhandeln; er wolle für sich die verlangte Stadt, für die ©einigen aber die geforderte Million bezahlen. Dieser königliche Aussprüch gefiel dem Sultan, der für Edelmuth auch nicht unempfänglich war,- so sehr, daß er von freien Stücken den fünften Theil der Summe erließ. Dieser edle Sultan wurde bald darauf vor den Augen Ludwigs und seiner Ritter von seinem eigenen Gefolge ermordet. Ludwig schauderte bei dem Anblicke. Ein Emir schnitt dem Leichnam das Herz aus dem Leibe und überreichte es dem Könige mit wildem Blicke, indem er ihm zurief: „Was giebst du mir, daß ich dich von einem Feinde befreit habe, der dich am Ende noch hätte können umbringen lassen?" — Ludwig war so voll Entsetzen, daß er ihm gar nicht antwortete. Da zog der Mörder den Säbel heraus, zeigte dem König die Spitze, und schrie: „Wähle! Entweder stirbst du jetzt von meiner Hand, oder schlage mich augenblicklich zum Ritter!" — Ludwig wandte sich mit Abscheu weg und antwortete: „Werde ein Christ, dann will ich dich zum Ritter schlagen!" — Der Sarazene erstaunte über die eiserne Festigkeit des Königs, steckte seinen Säbel wieder ein und ging fort. Nach noch vielen andern Gefahren wurde der König endlich losgelassen; aber von seinen Leuten wurden statt 12,000 nur 400 freigegeben; die meisten der armen Gefangenen waren gegen alle Treue erschlagen worden. Auf der Rückfahrt nach Frankreich zeigte Ludwig recht seinen frommen Sinn. Sein Schiff ließ er zur Kirche einrichten. Alle Tage wurde vor dem mit vielen Reliquien gezierten Mare Messe gelesen; mit den Matrosen wurden Katechi-sationen angestellt, und der König selbst bereitete die Sterbenden zum Tode. Nach einem heftigen Sturme, bei welchem die Königin — denn diese hatte ihren Mann unter allen Widerwärtigkeiten begleitet — jeden Augenblick unterzugehen fürchtete, langte man wieder in Frankreich an (1254). Wie wohl mochte allen sein, den vaterländlichen Boden unter den Füßen zu haben! Und doch ließ sich Ludwig nicht ausreden, noch einen Kreuzzug zu unternehmen, zwar erst 16 Jahre später, (1270), wo er

8. Theil 2 - S. 121

1880 - Stuttgart : Heitz
Georg mit seinen himmlischen Hausen! Der Herr selbst kämpft für sein Volk! Auf! verdoppelt euern Muth, meine Brüder!" — Sogleich wendeten Tausende von Augen sich herum und wirklich, sie sahen eine erlesene Ritterschaar in weißer, hellstrahlender Rüstung-, geführt von drei schöngewachsenen Rittern, langsam und prächtig von der Höhe des nahen Gebirges herabziehen. Vermuthlich war es ein Haufen, den Gottfried in den Rücken des Feindes geschickt hatte. Alle hielten die weißen Ritter für eine himmlische Schaar, die ihnen zu Hülfe eile. „Gott will es haben! Gott will es haben!" schrieen Tausende von Kehlen, und nun war kein Haltens mehr. In wilder Begeisterung warfen und mähten sie alles vor sich nieder und der Sieg war gewonnen. In eiliger Flucht stoben die Feinde auseinander, wurden zu Tausenden erschlagen, und das ganze Lager mit ungeheuern Schätzen fiel in der Kreuzfahrer Hände, die nun, statt Gott für den erwiesenen Beistand durch Menschlichkeit zu danken, alle Greuel an den Gefangenen und Verwundeten ausließen, ja selbst die armen im Lager zurückgelassenen Säuglinge von den Pferden gefühllos zertreten ließen. Welch ein Ungeheuer kann doch der Mensch durch Leidenschaft werden! Die Begeisterung, welche die heilige Lanze erregt hatte, verlor sich bald wieder und es fehlte nicht an Leuten (namentlich Bischof Ademar), welche ganz laut sagten, die ganze Sache wäre eine Täuschung, die Peter Barthelemy und Graf Raimund von Toulouse verabredet hätten, und' da Barthelemy widersprach, so forderte man ihn auf, sich der Feuerprobe zu unterwerfen. Dazu war er auch gleich.bereit. Es wurden zwei große Feuer nahe beieinander angemacht und Peter, im bloßen Hemde, barfuß und die Lanze in der Hand, sprang mitten hindurch. Aber — er hatte sich die Füße und den Leib so verbrannt, daß er nach Hause getragen werden mußte, und nach zwölf Tagen war er todt.*) *) Das Gottesgericht und Peters Ausgang. Am Nachmittage des stillen Freitags, zu welchem Peter durch Fasten sich vorbereitete, wurden zwei Scheiterhaufen von Oelbäumen, vierzehn Fuß hoch und durch einen Zwischenraum von einem Fuße getrennt, erbaut. Um diese Scheiterhaufen schloß das Heer der Wallbrüder, vierzigtausend Bewaffnete an der Zahl, einen Kreis, in welchem alle Geistliche sich befanden, mit entblößten Füßen und in priesterlicher Kleidung. Als das Feuer so heftig brannte, daß die Flamme bis 30 Fuß in die Luft sich erhob und Niemand sich derselben zu nähern vermochte, trat ein Priester auf und rief die Worte: „Wenn wirklich der allmächtige Gott mit diesem Manne von Ange-

9. Theil 2 - S. 169

1880 - Stuttgart : Heitz
Gregor Ix. 169 Schwiegersohn, der entsetzliche Ezzelino da Romano, Herr von Verona, Padua und Vincenza. Seine Herrschsucht hatte ihn zum blutdürstigen Tiger gegen die gemacht, die ihm zu widerstehen wagten. Allein in Padua ließ er 12,000 Bürger todten, und da seine Gefängnisse nicht Raunl genug hatten, die Verdächtigen aufzunehmen, ließ er neue bauen und überzeugte sich selbst, ob auch kein Sonnenstrahl in diese finstern Gräber fiele. Die nicht getödtet wurden, ließ er, ehe er sie entließ, verstümmeln: ihnen die Nasen abschneiden, oder die Beine abhauen, oder die Augen ausquetschen. Später bekamen die Mailänder den Unhold in ihre Hände. In seiner Wuth riß er den Verband seiner Wunden auf und verschied endlich, indem er sich auf dem Boden seines Kerkers umherwälzte. Nach der Schlacht bei Corte nuova schickten die Lombarden Gesandte, baten um Frieden und versprachen Unterwerfung. „Ihr sollt ihn haben," sprach Friedrich zweideutig, „wenn ihr euch auf Gnade und Ungnade unterwerft." — „Nimmermehr!" antworteten sie; „es ist besser, daß wir unter unsern Schilden sterben, als am Galgen umkommen oder im Kerker verhungern." Man redete dem Kaiser zu, die Besiegten nicht aufs Aeußerste zu treiben, und das Beispiel seines Großvaters bedenkend, das Wort der Gnade auszusprechen. -»Ihr habt ein so schönes Reich," sprach einer seiner Räthe, „Ihr habt Alles, was einen Menschen beglücken kann; um Gotteswillen, warum stürzt Ihr Euch in diese neue Fehde?" — „Ihr habt Recht," antwortete Friedrich, „aber der Ehre wegen kann und will ich nicht zurück." Diese Härte war des Kaisers Unglück; nun traf ihn ein Schlag nach dem andern. Zuvörderst erneuerte der alte Gregor den Bann und gab ihm eine ganze Reihe^von Verbrechen schuld, z. B. daß er ein heimlicher Muha-medaner sei, weil er mit dem Sultan (et Kamel), der wirklich ein sehr edler Mann war, in Freundschaft gelebt hätte. Zugleich suchte er ihm überall Feinde zu erwecken und wandte sich mit der Absicht auch an Ludwig den Heiligen, erhielt aber von diesem folgende schöne Antwort: „Wir wissen nicht, mit welchem Rechte du einen so großen Fürsten, der keinen Höhern über sich und nicht einen Gleichen in der Christenheit neben sich hat, unüberführt verdammen und entsetzen kannst. Hätte Friedrich dies verdient, so könnte es nur durch eine Kirchenversamm-lung geschehen. Den Angaben seiner Feinde, unter denen du der erste bist, kann man nicht trauen. Gegen uns ist der Kaiser immer ein treuer Nachbar gewesen und wir haben nie gesehen, daß er

10. Theil 2 - S. 274

1880 - Stuttgart : Heitz
274 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Türken- Worte eines persischen Dichters: „In des Kaiserschlosses Chor zieht die Spinne als Kämmerer den Vorhang vor, und in den Königshallen hört man die Musik der Eule schallen!" — Vierzigtausend Griechen wurden bei der Einnahme der Stadt erschlagen. Von ihren Häusern nahmen nun die Türken Besitz, und die noch lebenden Griechen wurden die Unterthanen des Sultans, aber von den Türken mit empörender Härte behandelt. Wie leicht hätten die abendländischen Fürsten das griechische Kaiserthum retten können, wenn sie ihm ernstlich zu Hülfe gekommen wären! Aber ihre Zwietracht hinderte die zu einem solchen Unternehmen erforderliche Vereinigung. Die Nachricht vom Falle Constantinopels brachte Schrecken nach dem Abendlande. Papst Nikolaus V. und nach ihm Calixt Iii. thaten das Ihrige, die Völker, wie einst zu der Zeit Peters von Amiens, zu einem Zuge gegen die Ungläubigen durch Verheißung von Ablaß zu entflammen. Als nun Mnhamed Ii. 1456 in raschem Siegeslaufe, damit er auch Ofen und Wien unterwerfe, die Donau aufwärts ziehend, bis vor Belgrad gekommen war, trat ihm hier der große ungarische Held Johann Corvinus Huuyad mit einer kleinen Macht entgegen. Er zerstörte die Schiffe der Türken auf der Donau. Aber noch standen 150,000 Türken unbesiegt da, die den Hnnyad und ein Häufchen von Bürgern, Landleuten und Studenten, welche Capistran zusammengebracht hatte, in Belgrad belagerten. Viele Meilen weit hörte man den Hall der 300 Feuerschlünde, mit denen Mnhamed die Mauern beschoß. Schon war Mnhamed über die Mauertrümmer in die untere Stadt eingezogen, schon entsank dem sonst so tapfern Hunyad der Muth; da befeuerte Capistran seinen Haufen durch seine Rede, ließ in Schwefel getauchte Reisigbündel auf die eingedrungenen Türken werfen und stürzte sich dann mit seinen Leuten auf die erschreckten Feinde, die mit dem lauten Schlachtruf Allah! davonflohen. So wurden auf dem Schlachtfelde bei Belgrad 24,000 Türken erschlagen, und der Ueberrest zog mit dem verwundeten Sultane heim. Was die Türken nicht vermocht hatten, bewirkte die Pest, die unter dem christlichen Heere eingerissen war. An ihr starb der heldenmüthige Hunyad 20 Tage nach der Schlacht in den Armen seines Freundes Capistran, und dieser folgte ihm bald darauf ins Grab nach. Doch hielt sich in den Bergen von Albanien Georg Castriota, genannt Skanderbeg, gegen die türkische Ueber-macht; nichts desto weniger streiften türkische Schaaren bis nach
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