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1. Theil 3 - S. 33

1880 - Stuttgart : Heitz
Ungarische und türkische Verhältnisse. 33 Türken, unter denen 60,000 Schanzgräber waren. Die Stadt Rhodns wurde berennt, und bald wankten die Mauern durch die zahllosen Kugeln der Türken; ,aber des tapfern Villiers Entschluß, die Stadt bis aufs äußerste zu vertheidigen, wankte nicht. Mehrere Stürme wurden zurückgeschlagen; Tausende von Türken waren schon vor den Mauern begraben worden und schon wollte Sulei-ntsltt zurückgehen, da meldeten ihm seine Kundschafter, daß die Stadt ja nur von einem Häuflein Krieger vertheidigt werde. Snleiman ließ aufs neue anrennen; ein Theil der Mauern stürzte zusammen; die Türken setzten sich in der Stadt fest — da sahen sie am andern Morgen, daß Villiers eine neue Mauer und einen Graben während der Nacht hatte anlegen lassen. Suleiman erstaunte über den Muth des Großmeisters und ehrte dessen Beharrlichkeit; er bot ihm freien und ehrenvollen Abschied an, wenn er die Stadt übergeben wolle. Auch jetzt noch wollte Villiers den Kampf fortsetzen; aber er wurde von den Rittern überstimmt, welche den Ort für nicht mehr haltbar erklärten. So fiel Rhodns in die Hände der Türken. Suleiman ehrte die Tapferkeit seines Feindes, nannte ihn seinen Vater und bezeigte ihm sein Bedauern, daß er ihn in seinem Alter aus seiner Wohnung vertreiben müsse. Die Johanniter, nun ihres Obdachs beraubt, erhielten vom Kaiser Karl V. die Insel Malta geschenkt, die damals zum Königreich Neapel gehörte, und nahmen davon den Namen Malteserritter an. Von nun an wandte sich Suleiman gegen Siebenbürgen und Ungarn. Hier war Wladislaw Ii. König gewesen, ein Enkel des Kaisers Albrecht Ii., der als Eidam Sigismunds (1437) König von Ungarn geworden war, und Schwestersohn des jungen Ladislaus, der oben bei Friedrich Iii. erwähnt worden ist. Mit jenem Wladislaw Ii. hatte Kaiser Maximilian I. eine Doppelheirath verabredet, die für Oestreich sehr ersprießlich geworden, weil Ungarn dadurch an dies Haus gekommen ist. Auf einer Zusammenkunft in Wien nämlich (1515) wurde zwischen beiden Fürsten bestimmt, daß Wladislaws dreijähriges Töchterchen Anna mit Maximilians vierjährigem Enkelchen Ferdinand (dem nachherigen Kaiser) vermählt werden sollte, ebenso eine Verheiratung zwischen Maximilians achtjähriger Enkelin Maria und dem neunjährigen Sohne Wladislaws, Ludwig dem Frühzeitigen. Beide Heirathen wurden auch späterhin wirklich vollzogen. Als Wladislaw (1516) gestorben war, wurde sein Sohn Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 3

2. Theil 3 - S. 265

1880 - Stuttgart : Heitz
Belagerung von Wien. 265 wer fliehen konnte, floh ihm nach. Der kriegerische Großvezier Kara Mustapha, gesandt von Sultan Mnhamed Iv., umlagerte Wien mit 200,000 Mann und bestürmte es mit solchem Ungestüme, daß die Mauern wankten und die Hoffnung der Belagerten täglich mehr sank. Schon lagen die Türken zwei Monate vor der Stadt, und einmal waren die Stürmenden schon bis auf den Wall vorgedrungen. Fast täglich flogen Minen auf, durch welche die Wälle Lücken bekamen. Endlich bemerkten die hartbedrängten Wiener unter den Türken eine Bewegung, die ihnen eine Annäherung des Entsatzes zu verrathen schien. Der tapfere Commandant Stahrem-berg schickte in dunkler Nacht einen kühnen Reiter, der durch die Donau schwamm, dem kaiserlichen Heerführer, Karl von Lothringen, entgegen,xmit den wenigen angstvollen Worten: „Keine Zeit mehr verlieren, gnädigster Herr, ja keine Zeit verlieren!" Zugleich ließ er, wie die Wiener schon bisher jede Nacht, aber ohne ein Zeichen der Erkennung zu erhalten, gethan hatten, als Zeichen höchster Noth vom Stephansthurme ein Bündel Raketen in die tiefe Finsterniß emporsteigen. Ein feuriger Busch Raketen, die in der Ferne auf dem Kahlenberge in die Luft sich erhoben, diente den Wienern zur Antwort, daß man das Zeichen bemerkt und verstanden habe. Mit dem ersten Strahle der Morgensonne des 11. September zeigte sich ihnen auf der Höhe des Kahlenberges das errettende Heer. Alles, was noch gehen konnte, eilte auf die Böden der Häuser, auf Thürme und Wälle, um sich an dem seit neun Wochen bang ersehnten Anblicke zu weiden, und nun in die Kirchen, um Gott für die nahe Rettung zu danken. Der Prinz von Lothringen, der Kurfürst, von Sachsen, vor allen aber der ritterliche Johann Sobieski, König von Polen, eilten herbei, der bedrängten Stadt zu Hülfe. Jetzt stiegen die Heerfchaaren die Höhen hinab und warfen sich aus die Janit-scharen, die, Kara Mustapha in ihrer Mitte, nur Schritt vor Schritt zurückwichen. Den ganzen Tag wurde hier gestritten; immer näher rückten die Befreier an die Stadt, die, in Angst und Wonne, den ganzen Tag vom türkischen Lager ans bestürmt wurde. Erst am Abend gelangten die Retter bis zu den Vorstädten: Wien war befreit; die Türken ergriff Angst und Schrecken; sie warfen sich, alles zurücklassend, in die schleunigste Flucht. Die Beute war unermeßlich. Am Abend schrieb Sobieski im Zelte des Großveziers an seine geliebte Frau: „Es ist unmöglich, den Luxus zu beschreiben, der in den Zelten des Veziers herrscht: Bäder, Gärtchen, Springbrunnen , Kaninchenhügel und Papageien. Was meine Beute be-

3. Theil 4 - S. 133

1880 - Stuttgart : Heitz
Aufstand der Griechen. 133 kehr mit der Pforte ab, und Kaiser Alexander beabsichtigte, sofort zu Gunsten der Griechen einzuschreiten; aber Oestreich und England hielten ihn davon ab, Oestreich, um wo möglich einen größeru Krieg zu vermeiden, England, wahrscheinlich weil es fürchtete, daß Rußland durch die Unterjochung der Türkei zu mächtig werden möchte. Ipsilanti mit seiner heiligen Schaar vermochte nun den Angriffen des türkischen Heeres nicht zu widerstehen, die Schaar wurde nach heldenmütiger Gegenwehr aufgerieben und der Führer floh nach Oestreich, wo er zuerst in der Festung Munkatz, dann in Theresienstadt sechs Jahre lang gefangen gehalten wurde und 1828 bald nach seiner Freilassung starb. Während in der Moldau und in der Walachei nun die fürchterlichste Rache an den besiegten Griechen genommen wurde, standen in Morea neue Schaareu unter der Anführung Mauromichali's, Kolokotroni's und Demetrius Apsilanti's (Bruder Alexanders) auf und vertrieben die Türken aus der Halbinsel. Nach und nach kam es zu einer allgemeinen Empörung der Griechen gegen ihre Unterdrücker; sie kämpften mit Muth und Erfolg, und viele ihrer Thaten erinnerten an die glorreiche Geschichte ihrer alten Vorfahren. Von beiden Seiten, besonders aber von den Türken, wurden die entsetzlichsten Grausamkeiten verübt; den gräßlichsten Eindruck machte die Verwüstung der Insel Skio im Archipel. Ein Haufe bewaffneter Griechen war hier 1822 gelandet und von den griechischen Einwohnern mit Entzücken ausgenommen worden. Aber bald darauf kam eine große türkische Flotte, setzte ein bedeutendes Heer ans Land und nun begann ein fürchterliches Gemetzel unter den Griechen, welche nach hartnäckiger Gegenwehr überwältigt und mit Weibern und Kindern unbarmherzig niedergehauen wurden. Mehrere Tage wurde auf der ganzen Insel gemordet, geplündert und gebrannt. Eben so trieben es die Türken in Eypern. Die Insel hatte sich früher einmal gegen die türkische Herrschaft empört, hielt sich aber nun schon lange ruhig. Da erschien plötzlich eine türkische Flotte. Die Besatzung forderte den Bewohnern der Insel die Waffen ab, welche sie ohne Widerstand hergaben; dann fielen die Truppen über sie her, mordeten Männer, Weiber und Kinder und machten auf die Fliehenden Jagd, wie auf wilde Thiere. Alles wurde verwüstet und zerstört. Eine Anzahl Weiber und Kinder wurden in ein Haus gesperrt, eine Zeit lang den Qualen der Augst und des Hungers preisgegeben und endlich mit dem Gebäude verbrannt.

4. Theil 2 - S. 130

1880 - Stuttgart : Heitz
Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge. nommen worden, und es ließe sich viel davon erzählen, wenn wir uns nicht auf die Hauptsachen beschränken müßten. Gottfried von Bouillon und seine Begleiter hatten zwar Jerusalem erobert, aber der Sultan von Aegypten, dem das umliegende Land gehörte, ließ den Kreuzfahrern in Jerusalem keine Ruhe; denn sie konnten ihm die Umgegend nicht abnehmen, und immer näher rückte er an die Thore heran. Nie konnten die Lateiner — so nannte man gewöhnlich die in Jerusalem wohnenden Christen — das Schwert in die Scheide stecken, und die nach dem heiligen Grabe Jahr aus Jahr ein aus den Abendländern wallfahrtenden Christen wurden unaufhörlich gemißhandelt, ehe sie die Thore der heiligen Stadt erreichen konnten. Endlich traf die Lateiner ein großes Unglück: der seldschuckische Fürst von Aleppo, Nnreddin, eroberte die Stadt Edessa in Syrien, welche den Kreuzfahrern auch gehörte, und 46,000 Einwohner wurden dabei niedergehauen. Da bat der Papst die abendländischen Fürsten wieder, den bedrängten Lateinern zu Hülse zu kommen. Wirklich entschlossen sich auch zwei Fürsten dazu. Es waren der König Ludwig Vii. von Frankreich und der deutsche Kaiser Konrad Iii. Aber es wurde nicht viel ausgerichtet. Sie zogen zwar 1147 aus, kamen auch nach Klein-Asien, hatten aber mit so vielem Ungemach zu kämpfen, daß Konrad schon hier nach Constantinopel wieder umkehrte. Ludwig ging zwar vollends bis Palästina, wohin auch Konrad zur See ihm nachfolgte, aber ohne daß beide der Sache der Lateiner etwas helfen konnten. Nach zwei Jahren kehrten beide unverrichteter Sache in ihre Länder zurück. Daher geschah denn das, was man lange gefürchtet hatte — Jerusalem wurde 1187 von den Ungläubigen den Christen entrissen. Saladin, Sultan von Aegypten, ein höchst mnthiger und dabei edelmüthiger Krieger, hatte es eingenommen. Als diese Nachricht nach den Abendländern kam, entstand ein allgemeines Wehklagen. Es war, als wenn jeder sein Liebstes verloren hätte, und wenig fehlte, daß nicht gleich ganze Haufen wieder nach Palästina gezogen wären. Aber so schnell ging es nicht; man wußte nun schon, daß ein solcher Zug mehr als eine Lustreise sei. Damals (fast 100 Jahre nach dem ersten Kreuzzuge) regierte in Deutschland ein alter ehrwürdiger Kaiser, Friedrich I. von Hohenstaufen (1152—90). Man nannte ihn gewöhnlich den Rothbart oder Barbarossa, weil er einen langen röthlichen Bart hatte. Dieser Mann vergaß über dem Schmerze wegen des

5. Theil 2 - S. 110

1880 - Stuttgart : Heitz
110 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge. nichtsnutzigen Gesindels; denn dieses Volk halte keine großen Vorbereitungen zu machen gehabt und nur auf die ersten Strahlen der Frühlmgssonne gewartet, um fortzuziehen. Der edle Gottfried erschrak, als er den ungeschlachten Haufen sah. Mit solchen Leuten mochte er nicht ziehen. „Geht nur voran!" rief er ihnen zu, „ich bin noch nicht bereit. Bald komme ich nach. Vor den Thoren von Constantinopel treffen wir wieder zusammen!" — Peter ließ es sich gefallen; jubelnd zog die Schaar ab. Aber sie war so groß, daß Peter sie theilte. Zwanzigtausend der Ungeduldigsten zogen voran unter Anführung eines Ritters aus Burgund, den man seiner Armuth wegen Walther Habenichts nannte. Um nach Constantinopel zu gelangen, mußten die Kreuzfahrer durch Deutschland, Ungarn und Bulgarien ziehen. Die Ungern, ein zwar nun schon christliches, aber doch noch sehr rohes Volk, ließen den Walther mit seiner Horde zwar ein, und ihr König Kolomann versprach auch, die nöthigen Lebensmittel gegen Bezahlung zu liefern. Aber um Ordnung zu halten, war das Gesindel nicht ausgezogen. Sie zerstreuten sich im Lande, plünderten — und wurden zum Theil todtgeschlagen. Noch schlimmer ging es ihnen im Lande der Bulgaren, so daß nur ein kleines Häufchen bei Constantinopel ankam, welches froh war, daß der griechische Kaiser Alexius Comueuus ihm die Erlaubniß gab, bis zur Ankunft Peters ein Lager vor den Thoren aufschlagen zu können. Nun kam Peter mit 40,000 nach, die nicht viel besser als des Walthers Leute waren. Doch ging anfangs alles gut. Die Ungern hielten Friede, weil Peter Ordnung hielt. Schon war dieser säst an die letzte Grenze gekommen, da hörte er, daß in einer vor ihm liegenden Stadt (Semlin) 16 Kreuzfahrer von Walthers Haufen, weil sie geplündert hatten, von den entrüsteten Einwohnern erschlagen worden wären. Dies hören und die Stadt stürmen lassen, war eins. Die armen Einwohner, die meist an jener That ganz unschuldig waren, wurden fast alle ermordet, die Stadt fünf Tage lang geplündert und ein entsetzliches Blutbad angerichtet. Das that der heilige Peter. Freilich mußte er nun eilen, daß er über die ungarische Grenze kam; denn schon war der König im Anzuge, die Greuelthat zu rächen. Auch in Bulgarien benahm sich Peter so unklug, daß er sich mit den Einwohnern ganz überwarf. Er erlitt eine ungeheuere Niederlage; der vierte Eheil seiner Leute lag blutend auf dem Wahlplatze, und sein ganzes Gepäck und eine Menge mitgezogener Weiber, Kinder, selbst Nonnen, fielen in die

6. Theil 2 - S. 116

1880 - Stuttgart : Heitz
116 «mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge. einen Kreuzsoldaten, der beim Holzhauen von einem'grimmigen Bär überfallen worden war. Ohne sich zu besinnen, geht er dem Ungethüme mit dem Schwerte zu Leibe; sogleich läßt der Bär den Soldaten los und fällt über Gottfried her. Dieser verwundete ihn mit dem Schwerte, aber ohne ihn zu todten. Durch die Wunden noch wüthender gemacht, stürzt sich das wilde Thier auf ihn, umklammerte ihn mit seinen Vordertatzen und reißt ihn vom Pferde zu Boden. Mit ungeheurer Kraft macht sich zwar der Held aus der entsetzlichen Umarmung los und rennt dem Thier sein Schwert in die Seite. Aber auch hiervon noch nicht todt, greift ihn der Bär von neuem an, zerfleischt ihm den einen Schenkel und kaum ist Gottfried, nun schon ermattet, noch im Stande, das Ungeheuer von sich abzuwehren. Zum Glück kommt eben in der höchsten Noth ein Ritter herangesprengt, herbeigerufen von dem Hülferuf des Soldaten und dem Brüllen des Thieres, dem nun der Rest gegeben wird. Aber Gottfried war so erschöpft von Angst, Anstrengung und Blutverlust, daß er auf einer Trage ins Lager zurückgebracht werden mußte. Endlich hatten die Kreuzfahrer Klein-Asien durchzogen und wendeten sich rechts nach Syrien. Da stellte sich ihnen eine große Stadt dar, Antiochia hieß sie. Im ersten Rausche des Muthes schwuren sie, sie nicht unerobert hinter sich lassen zu wollen. Aber die Mauern waren so dick und so fest, und der Feind darin so hartnäckig und kriegerisch, daß die Kreuzfahrer weit über ein halbes Jahr davor liegen mußten. Da zeigte sich nun schon wieder all das grenzenlose Elend, welches Hunger, Beschwerde jeder Art, Seuchen und Sinnlosigkeit hervorzubringen vermögen. Die heilige Schwärmerei, welche die Kreuzfahrer bei Clermont gezeigt hatten, war verschwunden und alle hatten längst schon den Gedanken, das Kreuz genommen zu haben, verwünscht. Mit welcher Sehnsucht dachten nicht die meisten an die behagliche Ruhe, niifber sie daheim bei Weib und Kindern sich gepflegt hatten! Diese Unlust zeigte sich selbst bei einigen der Fürsten,, und man muß sich wundern, wenn man sieht, wie diese Leute, statt durch Einigkeit sich die Beschwerden leichter zu machen, sich beneideten, ja manchmal feindlich behandelten und dadurch die Eroberung des heiligen Grabes verzögerten. Nur Gottfrieds große Seele war über die kleinlichen Leidenschaften weit erhaben. Unter denen, die im Lager verdrießlich umherschlichen, war auch Kukupeter. Er hatte sich längst weggesehnt; auch verdroß es ihn, daß man so wenig Kenntniß von ihm nahm und ihn

7. Theil 2 - S. 121

1880 - Stuttgart : Heitz
Georg mit seinen himmlischen Hausen! Der Herr selbst kämpft für sein Volk! Auf! verdoppelt euern Muth, meine Brüder!" — Sogleich wendeten Tausende von Augen sich herum und wirklich, sie sahen eine erlesene Ritterschaar in weißer, hellstrahlender Rüstung-, geführt von drei schöngewachsenen Rittern, langsam und prächtig von der Höhe des nahen Gebirges herabziehen. Vermuthlich war es ein Haufen, den Gottfried in den Rücken des Feindes geschickt hatte. Alle hielten die weißen Ritter für eine himmlische Schaar, die ihnen zu Hülfe eile. „Gott will es haben! Gott will es haben!" schrieen Tausende von Kehlen, und nun war kein Haltens mehr. In wilder Begeisterung warfen und mähten sie alles vor sich nieder und der Sieg war gewonnen. In eiliger Flucht stoben die Feinde auseinander, wurden zu Tausenden erschlagen, und das ganze Lager mit ungeheuern Schätzen fiel in der Kreuzfahrer Hände, die nun, statt Gott für den erwiesenen Beistand durch Menschlichkeit zu danken, alle Greuel an den Gefangenen und Verwundeten ausließen, ja selbst die armen im Lager zurückgelassenen Säuglinge von den Pferden gefühllos zertreten ließen. Welch ein Ungeheuer kann doch der Mensch durch Leidenschaft werden! Die Begeisterung, welche die heilige Lanze erregt hatte, verlor sich bald wieder und es fehlte nicht an Leuten (namentlich Bischof Ademar), welche ganz laut sagten, die ganze Sache wäre eine Täuschung, die Peter Barthelemy und Graf Raimund von Toulouse verabredet hätten, und' da Barthelemy widersprach, so forderte man ihn auf, sich der Feuerprobe zu unterwerfen. Dazu war er auch gleich.bereit. Es wurden zwei große Feuer nahe beieinander angemacht und Peter, im bloßen Hemde, barfuß und die Lanze in der Hand, sprang mitten hindurch. Aber — er hatte sich die Füße und den Leib so verbrannt, daß er nach Hause getragen werden mußte, und nach zwölf Tagen war er todt.*) *) Das Gottesgericht und Peters Ausgang. Am Nachmittage des stillen Freitags, zu welchem Peter durch Fasten sich vorbereitete, wurden zwei Scheiterhaufen von Oelbäumen, vierzehn Fuß hoch und durch einen Zwischenraum von einem Fuße getrennt, erbaut. Um diese Scheiterhaufen schloß das Heer der Wallbrüder, vierzigtausend Bewaffnete an der Zahl, einen Kreis, in welchem alle Geistliche sich befanden, mit entblößten Füßen und in priesterlicher Kleidung. Als das Feuer so heftig brannte, daß die Flamme bis 30 Fuß in die Luft sich erhob und Niemand sich derselben zu nähern vermochte, trat ein Priester auf und rief die Worte: „Wenn wirklich der allmächtige Gott mit diesem Manne von Ange-

8. Theil 2 - S. 274

1880 - Stuttgart : Heitz
274 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Türken- Worte eines persischen Dichters: „In des Kaiserschlosses Chor zieht die Spinne als Kämmerer den Vorhang vor, und in den Königshallen hört man die Musik der Eule schallen!" — Vierzigtausend Griechen wurden bei der Einnahme der Stadt erschlagen. Von ihren Häusern nahmen nun die Türken Besitz, und die noch lebenden Griechen wurden die Unterthanen des Sultans, aber von den Türken mit empörender Härte behandelt. Wie leicht hätten die abendländischen Fürsten das griechische Kaiserthum retten können, wenn sie ihm ernstlich zu Hülfe gekommen wären! Aber ihre Zwietracht hinderte die zu einem solchen Unternehmen erforderliche Vereinigung. Die Nachricht vom Falle Constantinopels brachte Schrecken nach dem Abendlande. Papst Nikolaus V. und nach ihm Calixt Iii. thaten das Ihrige, die Völker, wie einst zu der Zeit Peters von Amiens, zu einem Zuge gegen die Ungläubigen durch Verheißung von Ablaß zu entflammen. Als nun Mnhamed Ii. 1456 in raschem Siegeslaufe, damit er auch Ofen und Wien unterwerfe, die Donau aufwärts ziehend, bis vor Belgrad gekommen war, trat ihm hier der große ungarische Held Johann Corvinus Huuyad mit einer kleinen Macht entgegen. Er zerstörte die Schiffe der Türken auf der Donau. Aber noch standen 150,000 Türken unbesiegt da, die den Hnnyad und ein Häufchen von Bürgern, Landleuten und Studenten, welche Capistran zusammengebracht hatte, in Belgrad belagerten. Viele Meilen weit hörte man den Hall der 300 Feuerschlünde, mit denen Mnhamed die Mauern beschoß. Schon war Mnhamed über die Mauertrümmer in die untere Stadt eingezogen, schon entsank dem sonst so tapfern Hunyad der Muth; da befeuerte Capistran seinen Haufen durch seine Rede, ließ in Schwefel getauchte Reisigbündel auf die eingedrungenen Türken werfen und stürzte sich dann mit seinen Leuten auf die erschreckten Feinde, die mit dem lauten Schlachtruf Allah! davonflohen. So wurden auf dem Schlachtfelde bei Belgrad 24,000 Türken erschlagen, und der Ueberrest zog mit dem verwundeten Sultane heim. Was die Türken nicht vermocht hatten, bewirkte die Pest, die unter dem christlichen Heere eingerissen war. An ihr starb der heldenmüthige Hunyad 20 Tage nach der Schlacht in den Armen seines Freundes Capistran, und dieser folgte ihm bald darauf ins Grab nach. Doch hielt sich in den Bergen von Albanien Georg Castriota, genannt Skanderbeg, gegen die türkische Ueber-macht; nichts desto weniger streiften türkische Schaaren bis nach

9. Theil 2 - S. 85

1880 - Stuttgart : Heitz
Heinrich Iv. im Bann. 85 zu fragen: „Bist du für den Papst, oder bist du für den König?" Aus jener Zeit haben wir noch ein Lied übrig, das diesen Zustand schildert. Es mag hier einen Platz finden, damit -man zugleich den Zustand der damaligen Sprache und Poesie daran erkennen möge: Dar nah Ving sich ane der ubile Strit (Darnach fing sich an der üble Streit) Des manig Man virlos den Liph (In dem mancher Mann verlor den Leib) .Dü benti Vierden Heinriche (Durch den vierten Heinrich). Vieworrin war diz Riche. (Verworren war dies Reich), Mohrt, Ronb nnti Brant (Mord, Raub und Brand) Civurtin Kirichin nnti Lant (Zerfühlten, d. i. zerstörten Kirche und Land). Von Tenemarc unz in Apnliam (Von Dänemark bis Apulien), Von Kirliugen unz an Ungerin (Von Kärnthen bis an Ungarn) Den niman in mohte widirsten (Denn Niemand nicht konnte widerstehen), Obi si woltin mit Truwiu un somit gen (Obgleich sie wollten mit Treue und Zusammen gehen), Diz stiftin Heriverte groze (Dies stiftete Verheerungen große) Wider Neviu nnti Hnsgenoze (Wider Neffen und Hausgenossen). Diz Riche alliz bikerte sin Gewefine (Dies Reich alles, d. i. dies ganze Reich, kehrte seine Waffen) In sin eiginin Adere u. s. w. (In seine eigenen Adern). Der sorglose Heinrich, nicht ahnend, was eben in Rom über ihn beschlossen sei, war gerade in dem unterworfenen Sachsenlande, baute die eingerissenen Schlösser wieder auf und verschenkte die Güter der gefangenen Sachsenhäupter, an seine Günstlinge. Dann -ging er wohlgemuth nach Utrecht, um da das Osterfest zu feiern; denn der Bischof Wilhelm war sein treuer Anhänger und ein munterer, geselliger Üdtann. Mit diesem Wilhelm trug sich aber ein Vorfall zu, der den Kaiser und alle seine Freunde sehr bestürzt machte. Es war am hohen Feste, als der Bischof mit großem Gepränge die Domkirche betrat und die Kanzel bestieg. Nach einem kurzen Eingänge leitete er die Rede aus den Papst und begann mit

10. Theil 2 - S. 111

1880 - Stuttgart : Heitz
Hände der wilden Bulgaren. -Gedemüthigt kam er mit dem Ueber-refte bei Constantinopel an, und er und Walther klagten sich nun gegenseitig das erlittene Unglück, an dem sie doch beide- allein schuld waren. Auchwetern erlaubte der Kaiser, das Heer Gottfrieds zu erwarten. Aber diese beiden Hansen waren nicht die einzigen. Auch in Deutschland erhob sich die Begeisterung und wurde von schwärmerischen Geistlichen zur lichten Flamme angeblasen. Der eine hatte um die Zeit der Versammlung in Clermont Sterne vom Himmel regnen gesehen; ein anderer zwei Männer zu Pserde, die am hellen Tage am Himmel miteinander kämpften und von denen der eine den andern mit einem großen Kreuze niederschlug; ein Dritter behauptete, Karl der>Große wäre aus seiner Gruft in Aachen hervorgegangen und werde die Kreuzfahrer anführen, und was des Unsinns mehv war. Es sammelte sich fast nur schlechtes Gesindel, von denen aber wenige bis Constantinopel gelangten. Ein Hanfe wurde von den Ungern niedergehauen. Ein anderer, der zumeist nur aus dem Auswurf des Pöbels bestand, von einem französischen Ritter, Wilhelm dem Zimmermann, angeführt wurde und 20,000 Männer, Weiber und Kinder stark war, muß gemerkt werden wegen der Tollheit, mit der er seine Wegweiser wählte. Diese waren nämlich eine Ziege und eine Gans; wohin diese Thiere, die sie für gottbegeistert hielten, gingen, da zog der tolle Schwarm nach. Einige meinten, es fei nicht genug, gegen die Seldschuckeu zu ziehen; auch die Juden hätten das Leben verwirkt, weil sie Jesum gekreuzigt hätten, und sogleich überfielen sie in allen Orten, durch die sie kamen, die wehrlosen Juden, erschlugen sie und theilten sich in die gefundenen Reichthümer. Dabei gereicht es den Bischöfen der Rheingegenden zur Ehre, daß sie sich möglichst der armen Verfolgten annahmen und ihnen selbst in ihren Palmen eine Freistatt gaben. Nur hielt das die wüthenden Kreuzfahrer nicht immer ab. So war in Worms im bischöflichen Palaste eine Menge solcher verfolgter Juden versammelt, und sie rathschlagten, ob sie lieber den Glauben ihrer Väter abschwören oder sterben sollten, während die Kreuzfahrer draußen auf die Entscheidung warteten. Aber alle schwuren, lieber sterben als untreu werden zu wollen. Sie brachten sich gegenseitig ums Leben; Brüder und Freunde erwiesen sich so die letzte Liebe, Mütter erwürgten ihre Kinder, ehe sie sich selbst durchbohrten oder von ihren Männern die Todeswunde erhielten. Zu spät erfuhren die Kreuzfahrer, was inwendig vorging; als
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