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1. Theil 3 - S. 264

1880 - Stuttgart : Heitz
264 Neue Geschichte. 2. Periode. Deutschland. Eugen war betritt glücklicher, daß er sich fast ohne Unterbrechung in der Gunst seiner Monarchen erhielt und von Allen hochgeschätzt würde. Er starb 1736. 104. Leopold I., 1657—1705. — Joseph I., 1705—1711. — Karl Vi., 1711—1740. Wir haben oben beim breißigjährigen Kriege gesehen, daß Ferbinanb Ii. 1637 gestorben war. Sein Sohn Ferbinanb Iii., ein wackerer und nicht so nnbnlbsattter Mann wie sein Vater, war biesem gefolgt. Das wichtigste Ereigniß unter seiner Regierung war der westphälische Friebe, von dem wir bereits gesprochen haben. Ihm folgte (1657) sein Sohn Leopolb I., ein stolzer und träger Herr, dem die Ruhe über alles ging; und boch stttb wenige Regierungen so unruhevoll gewesen als die seinige: balb mußte er mit bett Franzosen, balb mit bett mächtig ottbringettben Türken Krieg führen. Er selbst aber nahm keinen großen Theil baran und überließ die Sorge lieber seinen Günstlingen. Wenn sonst ein Kaiser mit bett deutschen Fürsten etwas zu besprechen hatte, so berief er einen Reichstag. Das geschah auch unter Leopolb 1663, welcher sie nach Regensburg berief, um sie zu bewegen, ein Heer gegen bte Türken aufzustellen. Aber sie kamen nicht selbst, sonbern schickten Gesanbte, und ba so viel zu berathschlagen war und der Stoff sich immer mehr häufte, so würde enblich beschlossen, daß von nun an ein fortbauernber Reichstag in Regensburg fein sollte. So ist es auch bis zum Jahre 1806, wo das beutj'che Reich ausgelöst würde, geblieben. Daß der länbersüchtige Ludwig Xiv. mehrere Kriege mit seinen Nachbarn, also zum Theil auch mit Dentschlanb, angefangen habe, ist schon erzählt worben. Immer kamen die Deutschen babei zu kurz, theils weil es an der gehörigen Einigkeit und dem gegenseitigen Vertrauen fehlte, theils weil sie sich bte Franzosen jeberzeit zuvorkommen ließen; benn währenb die Deutschen noch in Regensburg überlegten, hatten die Franzosen bereits gehanbelt . Dringenber war für Leopolb selbst uttb seine Erblänber der wilbe Anbrang der Türken. Mehrmals waren sie schon in Ungarn zurückgeschlagen worben, als sie 1683 ihren Anfall mit größerer Kraft als vorher erneuerten und bis Wien vorbrangen. Die un-zufriebenen Ungern unter Gras Emmerich von Tökeli schlugen sich zu ihnen, Leopolb mußte eilig feine Resibenz verlassen, und

2. Theil 3 - S. 289

1880 - Stuttgart : Heitz
Karl Xis. in der Türkei. 289 Sorge zu äußern pflegte, und selbst über seine Wunde und über das Unglück bei Pnltawa nicht die geringste Gemüthsverstimmung zeigte; aber dieser Verlust rührte sein Herz so sehr, daß Augen, Hände und Sprache die tiefste Traurigkeit verriethen und er lange in diesem Zustande blieb." An seine jüngere Schwester schrieb er bald daraus: „Meine einzige Hoffnung ist, daß meine Herzensschwester sich bei fester Gesundheit befinden möge. Unser Herr erhalte sie ferner und mache mich einst so glücklich, sie noch einmal zu sehen. Diese Hoffnung macht mir das Leben noch einigermaßen werth, seit ich die Betrübniß erduldet habe, die ich nicht zu überleben glaubte. Denn mit frohem Muthe würde ich alles ertragen haben, wenn ich nur so glücklich gewesen wäre, von uns drei Geschwistern der erste zu sein, der sein ihm abgestecktes Ziel erreicht hätte. Nun hoffe ich wenigstens nicht so unglücklich zu sein, der letzte von uns zu werden." Bis so weit war Karl gekommen; aber was sollte nun weiter geschehen? — Ohne Heer sich durch Polen oder Deutschland nach Schweden zurückzuschleichen, war für den stolzen Mann ein entsetzlicher Gedenke. „Wie?" dachte er, „wenn du den Sultan zu einem Kriege gegen Rußland bewegen könntest?" — Und nun bot er alles dazu auf. Anfangs hatte Achmet keine Ohren dafür; aber Karl brachte es dahin, daß zwei Veziere, die vom Kriege abriethen, abgesetzt wurden, und selbst die Mutter des Sultans wurde bestochen. „Wann willst du," fragte sie ihren Sohn, „endlich meinem Löwen beistehen, daß er den Czar verschlinge?" — Achmet ernannte einen neuen Großvezier, Baltadschi Mehernet, und befahl ihm: „Führe das Heer gegen die Russen!" — „Gut," sagte Mehernet, „mein Schwert in der einen und den König an der andern Hand, will ich ihn an der Spitze von 200,000'Mcrntt nach Moskau führen!" — Im Geiste sah sich Karl schon in Moskau, und beinahe wäre es auch so weit gekommen. Czar Peter hatte indessen in Moskau einen herrlichen Triumph gehalten. Durch sieben Triumphpforten zog er ein. Hinter ihm her wurden nicht nur die gemeinen schwedischen Gefangenen, sondern selbst die berühmten Generale Karls geführt; ein großer Verstoß gegen das Zartgefühl, mit dem man jeden Unglücklichen behandeln muß.*) Auch sah man unter der Beute den zerschossenen Trag- *) Ein Augenzeuge erzählt: Mm dritten Tage nach unserer Ankunft in Moskau war der Triumphzug mit allen schwedischen Gefangenen. Der Marsch Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 19

3. Theil 3 - S. 292

1880 - Stuttgart : Heitz
292 Neue Geschichte. 2. Periode. Schweden und Rußland. in deine Hände." — Aber Mehemet blieb dabei: „Der Friede ist geschlossen und er mnß bestehen." — Wüthend vor Zorn verließ Karl ohne Abschied das Zelt des Veziers und verklagte ihn beim Snltan. Dieser setzte ihn ab und verwies ihn; im folgenden Jahre schon starb er. Was hatte er nun von seiner Treulosigkeit? Der Friede mit Rußland wurde nicht umgestoßen. Keiner hatte sich mehr über Karls Niederlage bei Pultawa gefreut als — August Ii. Auf die erste Nachricht davon erklärte er den mit Karl in Altranstädt geschlossenen Frieden für erzwungen, kehrte nach Polen zurück, verband sich wieder mit dem Czaren und verjagte bald seinen Gegner Stanislaus Lesczinsky vom polnischen Throne. Auch Friedrich Iv. von Dänemark erklärte den Schweden wieder den Krieg. Alle drei fielen nun über die schwedischen Provinzen her, und wären die braven Schweden nicht so tapfer gewesen, so hätte Kart jetzt sein ganzes Land verloren. Karl saß indessen ruhig in seinem Lager bei Bender und entwars Riesenpläne, von denen kein einziger ausgeführt wurde. Vergebens ließ der Reichsrath ihn bitten, zurückzukommen. Karl antwortete: „Wenn der Reichsrath eines Präsidenten bedarf, so werde ich ihm einen meiner Stiefeln schicken." Seine Lage wurde von Tag zu Tage schwieriger. Zu seinen drei Feinden gesellten sich noch drei: Preußen, England und Holland. Alle seine Mühe, den Sultan zu einem neuen Kriege gegen Rußland zu bewegen, war vergeblich. Dagegen widerstand Achmet allen Aufforderungen des Czars, ihn auszuliefern. Endlich bot Peter Ms Millionen für den König. Aber Achmet antwortete: Peter fei durch nichts in der Welt im Stande, ihn zu einem so großen Verbrechen gegen die Gastfreundschaft zu bewegen; ein türkischer Kaiser habe eine noblere Seele. Zuletzt aber ließ Achmet Kartn geradezu merken, sein langer Aufenthalt sei ihm lästig, er möge doch endlich an die Abreise denken. Aber Karl war so erbittert auf ihn, daß er alle, ihm erwiesene Gastfreundschaft vergaß und gerade ihm zum Aerger bleiben wollte. Endlich drohte man ihm mit Gewalt, und da Karl immer hartnäckiger wurde und sich mit feiner Handvoll Schweden — es waren jetzt 196 Mann — in Vertheidigungsstand setzte, so besaht der Sultan dem Juffuf Pascha, sich Karls todt oder lebendig zu bemächtigen. Mit Thränen in den Augen zog der Pascha die Janitfcharen zusammen. Die Kanonen donnerten; seine Verschanzungen wurden erstiegen. Da beschloß Karl, sich in seinem hölzernen Hause bis auss äußerste zu vertheidigen. Er hieb sich durch 40 Janitfcharen,

4. Theil 3 - S. 32

1880 - Stuttgart : Heitz
32 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. 87. Fortgang der Reformation. — Ungarische und türkische Verhältnisse. — Luthers Tod, 1546. Dadurch wurde die Reformation unstreitig sehr begünstigt, daß Kaiser Karl V. sich nur selten einmal in Deutschland sehen ließ, und daß ihn überhaupt viele andere Dinge beschäftigten, die ihm weit mehr am Herzen lagen, als die religiösen Zänkereien der Deutschen. Seitdem er mit Franz I. von Frankreich, einem jungen ritterlichen Könige, zugleich auf der Wahl gewesen war, hatte eine unvertilgbare Feindschaft zwischen beiden Fürsten gewaltet. Franz konnte es Karin nie vergeben, daß dieser ihm vorgezogen war; auch stritten sie über den Besitz von Mailand; und so haben beide vier erbitterte Kriege gegeneinander geführt. Diese und andere Kriege hielten Karin viel aus Deutschland entfernt, und nie hat daher dieser sonst so große Kaiser den Charakter der Deutschen recht kennen gelernt. Nur wenn einmal der Streit in Deutschland zu arg wurde oder er Geld brauchte, schrieb er einen Reichstag ans. So ließ er 1529 einen Reichstag in Speier halten, wo gleich wieder der Religionsstreit zwischen Katholiken und Evangelischen vorgenommen wurde. Nach langem Hin- und Widerreden bewilligten die Katholischen, daß die Evangelischen nur unter der Bedingung fürs erste freie Religionsübung behalten sollten, daß sie die Messe beibehielten und überhaupt alle Neuerungen unterließen. Das wollten sich aber die Evangelischen nicht gefallen lassen und reichten dagegen eine Protestation eim Das ist es, wovon sie den Namen Protestanten erhielten. Nicht allein die Religionsstreitigkeiten beunruhigten damals Deutschland. Die Türken begnügten sich nicht mit dem Besitze des griechischen Kaiserthums, sondern suchten weiter nach Westen vorzudringen und setzten ganz Europa in Schrecken, besonders seitdem 1520 ein sehr kriegerischer und kräftiger Sultan, Sulei-man Ii. der Prächtige, den Thron bestiegen hatte. Zuerst warf er sich auf die Insel Rhodus, die damals (1522) der Sitz des Johanniter - Ritterordens war. Großmeister desselben war der alte Philipp Villiers de l'jsle Adam, einer der wüthigsten Männer, welche die Geschichte kennt. Obgleich auf seine Bitte um Hülfe keiner der abendländischen Fürsten ihm Unterstützung schickte, war er doch entschlossen, mit seinen 600 Rittern und 6000 andern Kriegern den Angriff auszuhalten. Es landeten 200,000

5. Theil 3 - S. 41

1880 - Stuttgart : Heitz
Schmalkaldischer Krieg. 41 88. Der schmalkaldische Krieg, 1547. — Moritz von Sachsen. Kaiser Karl hatte wenig Zeit, sich um die Religionsstreitigkeiten in Deutschland zu bekümmern; er hatte nicht nur mit Franz I., König von Frankreich, vier Kriege zu führen, sondern unternahm auch zwei Seefahrten nach der afrikanischen Nordküste. Die Türken trieben nämlich damals im mittelländischen Meere viel Seeräuberei und plünderten sogar ungeschent die Küsten von Spanien, Sicilien und Neapel. Besonders gefürchtet machte sich der Seeräuber Hayradiu Barbarossa, eines griechischen Töpfers Sohn aus Lesbos, nachher zum muhamedanischen Glauben übergetreten. Er hatte sich mit Erlaubniß des Sultans Algiers bemächtigt, war zum Admiral der türkischen Flotte ernannt worden und hatte endlich das Reich Tunis weggenommen. Der Bei dieses Landes bat den Kaiser Karl um Hülfe. Dieser rief den berühmten Seehelden Andreas Doria aus Genua auf, die kaiserliche Flotte zu befehligen, und begleitete dieselbe, 1535. Hayradin wurde aus Tunis vertrieben, diese Stadt erobert und 22,000 gefangene Christensklaven befreit. Sechs Jahre darauf unternahm Karl einen zweiten Seezug nach der afrikanischen Küste, dies Mal nach Algier, 1541. Hay-radin hatte seine Seeräubereien fortgesetzt und die spanischen Küsten ausgeplündert. Andreas Doria befehligte auch dies Mal die kaiserliche Flotte, aber er rieth dem Kaiser, die Unternehmung aufzuschieben, weil die Jahreszeit — es war im Herbste — ungünstig. Aber Karl ließ sich nicht abreden und begleitete die Flotte. Zwar landete das Heer und berannte Algier. Aber schon in der nächsten Nacht, ehe noch die Zelte, die Kanonen und das Gepäck hatten ausgeschifft werden können, erhob sich ein furchtbares Sturm- und Regenwetter, und am Morgen machten die ausgeruhten Feinde aus noch nicht die Rede gewesen. Er war Dominicanermönch und hatte sich durch ergreifende Beredtsamkeit solche Berühmtheit erworben, daß ihn Horenzo von Medici 1489 nach Florenz zog. Hier übte er bald durch seine Forderung einer Erneuerung des sittlichen und religiösen Lebens, sowie durch die strenge Einfachheit seines Wandels einen großen Einfluß auf das Volk. Aber seine Strenge und seine Freimüthigkeit zogen ihm viele Feinde zu, und da er nicht die Kirche allein, sondern auch den Staat zu reformiren versuchte, so gerieth er in Verwickelungen, welche den traurigen Ausgang nahmen, daß er gefangen und zum Flammentode tierurtheilt wurde, den er muthig und freudig erlitt (1498).

6. Theil 3 - S. 140

1880 - Stuttgart : Heitz
140 Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland. Friede im Lande nicht gestört wurde, wenn er auch nicht vermochte, die ängstliche Spannung aufzuheben, die in den Gemüthern herrschte. Das einzige, was man ihm vielleicht vorwerfen kann, ist die große Härte gegen den Herzog von Gotha. Der unglückliche Johann Friedrich von Sachsen hatte einen noch unglücklichem Sohn, der auch Johann Friedrich hieß und Herzog von Gotha war. Dieser ließ sich mit einem Ritter, Wilhelm von Grumbach, einem raubsüchtigen Menschen, ein und schützte ihn gegen den ausdrücklichen Befehl des Kaisers, ihn auszuliefern. Die Folge davon war, daß Gotha belagert, eingenommen und der Herzog gefangen wurde. Da er gegen wiederholte Warnungen taub gewesen war, so ließ ihn der Kaiser Maximilian Ii. (1567) nach Wien bringen, auf einem offenen Wagen, einen Strohhut auf dem Kopfe, durch die Straßen führen und dann ins Gefängniß werfen. Seine Frau Elisabeth, eine Tochter Friedrichs Iii. von der Pfalz, war trostlos über das unglückliche Schicksal ihres Mannes. Statt sich — sie war erst 27 Jahre alt — etwa durch Vergnügen zu zerstreuen, dachte sie nur an ihn, und hatte nirgends Ruhe und Rast. Fünf Jahre lang hörte sie nicht auf, flehentlich zu bitten, man möchte sie doch nur zu ihrem lieben Manne lassen. Endlich wurde es ihr bewilligt, aber nur auf einige Monate. Wie freute sie sich, als sie ihn wiedersah! Nun konnte sie ihn doch pflegen und ihm seine Einsamkeit erleichtern; denn eine andere Freude kannte das gute Weib nicht. Nach Verlauf einiger Monate sollte sie ihn wieder verlassen; aber sie bat den Kaiser so lange, bis er ihr endlich erlaubte, sich bei ihm einsperren zu lassen; nur unter dieser Bedingung wurde ihr gewährt. Aber das war ihr ein kleines Opfer für das Glück, seine Leiden zu theilen und zu erleichtern. So ist sie auch bei ihm geblieben, bis sie nach einer 22jährigen Gefangenschaft in den Armen ihres dankbaren Mannes starb. Viele Fürsten hatten oft und dringend den Kaiser um seine Freilassung gebeten; aber vergebens. Er saß noch bis ins folgende Jahr (1595) gefangen; dann entführte ihn der Tod ins Land der ewigen Freiheit, nachdem er 28 Jahre eingesperrt gewesen war. Um die- Zeit der Grumbach'scheu Händel (1566) ereignete sich eine berühmte Waffeuthat in Ungarn: die Vertheidigung von Szigeth durch Zrini. Der alte Suleimau der Prächtige lebte noch; er war wieder in Ungarn eingefallen und belagerte da Szigeth an der Theiß. Hier war der tapfere Zrini Commandant; er beschloß mit seiner kleinen Schaar den Platz bis aufs äußerste

7. Theil 3 - S. 291

1880 - Stuttgart : Heitz
Katharina I., Gemahlin Peters des Großen. 291 das Zimmer ging, fiel ihre Schönheit ihm so auf, daß er sie gleich zu sich nahm. Er ließ ihr anständige Kleidung machen, gab ihr Dienerschaft und sorgte sür ihre Ausbildung. Weniger durch ihre Schönheit als durch ihr sehr einnehmendes, sanftes Betragen wußte sie sich sein ganzes Vertrauen zu verschaffen, bis er sie endlich gar zu seiner Gemahlin erhob.*) Sie begleitete ihn auch jetzt in den Krieg. — Die Russen fielen unter Scheremetjew in die Moldau ein und zogen längs dem Pruth hinab. Plötzlich sahen sie sich beim Dorfe Falczin von allen Seiten von ungeheuern Schwärmen von Türken und Tataren eingeschlossen. Sie konnten weder vor- noch rückwärts und alle Lebensmittel waren ausgegangen. Der Großvezier vernichtete in einer dreitägigen Schlacht 40,000 Russen. Peter sah den Augenblick sich nähern, wo er mit allen den Seinigen verhungern oder sich den Feinden ergeben müßte. Er schrieb an den russischen Senat einen Brief, in welchem er seine Lage schilderte und gestand, daß er ohne besondere göttliche Hülse nichts erwarten könne als den Tod oder Gefangenschaft. Aber der Mensch muß nie verzweifeln. Strengt er seinen Verstand im Unglück an, so zeigt ihm auch Gott gewiß einen Ausweg. So auch hier. Peter schloß sich mißmuthig in sein Zelt ein; kaum Kathinka wagte vor ihm zu erscheinen, so übellaunig war er. Aber sie eben half ihm. Sie wußte, wie leicht die türkischen Großen sich bestechen lassen, und schickte einen Friedensboten an den Großvezier mit ihrem Juwelenkästchen und einer guten Summe Geldes ab. Das wirkte. Die Augen Mehemets wurden von den glänzenden Steinen so geblendet, daß er die hoffnungslose Lage der Russen nicht mehr sah — und mit Peter so schnell einen Frieden schloß, daß Karl ihn nicht mehr zu hindern im Stande war. Auf die erste Nachricht davon warf sich Karl auf sein Pferd, jagte 15 Meilen weit in einem Ritt bis ins türkische Lager und bot Himmel und Hölle auf, den Vezier zu bewegen, daß er den Frieden bräche. „Vertraue mir," sprach er, „20,000 deiner Janitscharen, und ich liefere dir den Czar noch *) Der alte Gluck war damals schon todt, aber seine Wittwe und deren Kinder lebten in Moskau in Armuth. Kathinka ließ sie gleich nach Petersburg kommen, machte den Sohn zum Kammerjunker, die eine Tochter zur Ehrendame und verheirathete die beiden andern an Offiziere, und als der ehemalige Hauslehrer des Gluck'schen Hauses sich ihr einst vorstellen ließ, erkannte sie ihn gleich, nahm ihn sehr freundlich auf und setzte ihm eine Pension aus. Ihren ersten Mann sah sie nie wieder; er wurde wenige Jahre nach ihrer Trennung im Kriege erschossen.

8. Theil 4 - S. 80

1880 - Stuttgart : Heitz
80 Neueste Geschichte. 1. Periode. Frankreich. Vicekönig Eugen gekämpft hatten. Dagegen hatte sich für das Haus Oestreich das treue Volk der Tiroler erhoben. An ihrer Spitze standen Andreas Hofer, ein Gastwirth, Speckbacher, der Kapuziner Haspinger und andere, und da die Tiroler gute Schützen sind unv alle Steige kannten, so waren sie den Baiern und Franzosen gefährliche Feinde. *) Aber ein Waffenstillstand'und - ' / *) Welch ein schöner Geist der Tapferkeit Jung und Alt damals in Tirol beseelte, für ihren Kaiser zu streiten, zeigt auch folgender Zug: Als Speckbacher einst zum Treffen ausgezogen war, fand sich tvährend des ersten Handgemenges Anderl, sein zehnjähriger Sohn, unbewaffnet bei ihm ein und ließ sich nicht abweisen, dem Gefechte beizuwohnen. Als ein Sturm auf eine Brücke gemacht werden sollte, wurde dem Vater für den Kleinen bange, und da die Ermahnungen, zurückzugehen, nichts halfen, so mußte er ihn schlagen. Ter Knabe ging aber nur so weit zurück, bis ihn der Vater nicht mehr sehen konnte, hielt sich hinter den Schützen am Waldrande und schnitt mit seinen: Messer die Kugeln aus, die in den Boden fuhren und die er am Aufwirbeln des Staubes erkannte. Am andern Morgen in größter Frühe kam er zum Vater mit seinem Schatze und übergab ihm sein Hütchen voll Kugeln, weil er gehört habe, die Tiroler litten Mangel daran. Mit vieler Mühe konnte man ihn durch das Vorgeben, daß Speckbacher bald nachfolgen würde, bewegen, nach Hause zu gehen. Man sorgte nun dafür, ihn auf eine entfernte Alp zu schicken, weil ihm nicht zu trauen war; aber auch dort entwischte er bald der Wachsamkeit seiner Hüter. Späterhin hörte einmal Speckbacher, als er in St. Johann sich mit Schreiben beschäftigte, Trommel- und Pfeifenschall. Er trat ans Fenster. Es waren tiroler Schützen. Gleich hinter der Musik sah er einen bewaffneten Knaben einherziehen, so daß er halb ärgerlich sagte: „Nun werden die Gerichte mir bald Kinder nachschicken!" Da kam der Knabe ehrerbietig auf ihn los und küßte ihm die Hand, und er erkannte seinen Sohn Anderl, der voit der Alp entlaufen war und sich schon seit einem Monate den Landesvertheidigern zugesellt hatte. Die Schützen hatten ihn, da er barfuß zu ihnen gekommen war, ganz wie ihres Gleichen ausstaffirt, ihm ein graues Mäntelchen und einen grünen Hut, auch einen leichten Stutzen (Büchse) gegeben. Er wollte dem Vater, bis er allein mit ihm war, nicht eingestehen, daß er hungrig sei, obwohl er in 24 Stunden nichts gegessen hatte. Von dieser Zeit an blieb der Kleine in der Nähe des Vaters. Mehrere Wochen darauf wurde Speckbacher von den Feinden von allen Zeiten angegriffen. Er und Anderl wurden gefangen; ihm gelang es endlich durch seine Riesenstärke, sich loszureißen und eine steile Felsenwand zu erklettern; aber der Junge wurde fortgeführt. Unterwegs sagten ihm die Baiern, sein Vater sei todt und zeigten ihm dessen Mantel, Hut und Säbel. Als er 'diese Stücke erkannte, weinte er bitterlich; sonst zeigte er immer festen Muth. Ter König von Baiern ließ ihn zu sich kommen und fragte ihn, was er glaubte, daß mit ihm geschehen würde? „Umbringen wird man mich wie meinen Vater!" antwortete er. Ter König beruhigte ihn und that ihn in eine Erziehungsanstalt. Der brave Speckbacher wurde späterhin v.om Kaiser Franz mit der großen goldenen Medaille geziert und starb 1820 in Hall in Tirol. Sein Anderl wurde ein brauchbarer Bergbeamter und starb 1834 auch in Hall als junger Mann.

9. Theil 4 - S. 81

1880 - Stuttgart : Heitz
Frieden von Wien. 81 der Friede in Wien, den am 14. October Napoleon und Franz miteinander schlossen, zwangen die braven Tiroler, sich den Franzosen wieder zu unterwerfen. Sie erhielten Verzeihung; nur die Anführer nicht. Speckbacher hatte sich mit großer Gefahr über die Gebirge nach Oestreich gerettet. Aber Hofer wurde aus einem Schneeberge oberhalb des Passeyerthales im Januar 1810 in einer Sennhütte entdeckt. Ein falscher Freund hatte seinen Aufenthalt dem Feinde verrathen. Man führte ihn nach Mantua ab. Wo er in Tirol durchkam, lief das Volk herbei, weinte und segnete ihn. In Mantua ließ ihn Napoleon zum Erschießen verurtheileu. Die dort eingesperrten Tiroler erfüllten das ganze Gebäude des Gefängnisses mit dumpfem Heulen und Jammern, und als er bei ihren Kerkerthüren vorbeigeführt wurde, lagen sie auf den Knieen, beteten und weinten. Als er auf dem Richtplatze niederknien sollte, sprach er: „Ich stehe vor dem, der mich erschaffen hat, und stehend will ich meinen Geist aufgeben." Dann rief er selbst: „Gebt Feuer!" In Innsbruck in der Franciscanerkirche, unfern vom Grab Maximilians I., ruht seine Asche und über ihr steht ein schönes Marmordenkmal.*) . Im Frieden von Wien verlor Oestreich an 2000 Quadratmeilen. Jetzt gaben alle Gutgesinnten die Hoffnung auf, von der Tyrannei Frankreichs errettet zu werden. Mit Oestreich war die letzte Stütze gefallen; denn Preußen erlag fast unter den Lasten, die Napoleon ihm unaufhörlich auflegte, mußte sich gehorsam in seine Launen fügen, und von dem entfernten Rußland war keine Hülfe zu erwarten. Zwei Männer, die im Jahre 1809 redlich alles daran setzten, Deutschland von dem Unterdrücker zu befreien, verdienen hier noch genannt zu werden. Ein preußischer Husarenmajor, von Schill, *) Als Hofer am 15. August 1809 in Innsbruck war und sich vor seinem Quartier, dem goldenen Adler, viele Tausend Tiroler versammelt hatten, hielt er folgende naive Anrede: „Grüeß enck Gott, meine lieb'n S'brucker! Weil ös mi zum Oberkomme-danten g'wöllt hobt, so bin i holt do; es sein ober a viel Andere do, dö koani S'brucker sein. Alle dö unter meine Waffenbruder sein wöll'n, dö müesten für Gott, Koaser und Voterland als toapsre, rödte und brafe T'roler streiten, dö meine Waffenbrüder wern wöll'n. Dö ober dös nit thüen wöll'n, dö soll'n haim gien, t roth encks, und dö mit mir gien, dö soll'n mi nit verlass'n; i wer enck a nit verlass'n, so wohr i Andere Hofer hoaß. G'sogt hob i encks, g'söchen hob's mi, b'fied enck Gott!" Weltgeschichte für Töchter. Iv. 16. Aufl. 6

10. Theil 2 - S. 104

1880 - Stuttgart : Heitz
104 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge. griechische Kaiser in Constantinopel bat den Papst Gregor Vii., doch die abendländlichen Fürsten zum Beistände gegen den übermächtigen Feind des christlichen Glaubens aufzufordern; denn die Seldschncken hatten ihm ganz Klein-Asien weggenommen. Aber Gregor hatte damals keine Zeit, viel an die Noth des heiligen Landes zu denken; Heinrich Iv. machte ihm so viel zu schaffen, daß er bald alles Andere darüber vergaß, und so blieb denn der Wunsch, das heilige Grab den Händen der Ungläubigen zu entreißen, ein sogenannter frommer Wunsch. Darüber starb Gregor. Urban Ii. folgte ihm. Eines Tages (1094) ließ sich bei ihm ein Männchen in einem grauen Pilgerrocke und von sonderbarem Aussehen melden und verlangte durchaus vorgelassen zu werden. Urban ließ ihn eintreten. Es war Peter von Amiens, gewöhnlich Kntten-Peter oder Knkupeter genannt. Der trat vor ihn hin, sagte, er käme unmittelbar aus Jerusalem, und überreichte ihm ein Empfehlungsschreiben vom griechischen Patriarchen daselbst. Dann erzählte er ihm mit funkelnden Augen und einem hinreißenden Feuer der Beredsamkeit von dem unglücklichen Zustande der Christen im heiligen Lande: wie er früherhin ein Einsiedler gewesen; wie es ihm in seiner Zelle zu enge geworden; wie Ihn der Prang, das heilige Grab zu sehen, nach Jerusalem getrieben; wie er dort mit Inbrunst am Grabe des Erlösers gebetet, aber mit herzzerreißendem Jammer den Ueber-muth der Ungläubigen und die Mißhandlungen der armen Christen gesehen habe; und wie endlich der feste Wille in ihm entstanden sei, zurückzugehen nach Europa und alle Völker und ihre Fürsten aufzufordern, daß sie das Grab des Heilandes von der Schmach befreiten, von den Ungläubigen entehrt zu werden. Urban hörte mit Erstaunen den flammenden Worten des Feuerkopfes zu und erkannte bald, daß das der rechte Mann sei, um die Völker zu einem solchen Zuge nach Jerusalem aufzuregen. Er sah ihn freund* lich an, befahl ihm, Italien und Frankreich zu durchziehen und die Gemüther auf einey solchen Zug vorzubereiten; er selbst würde dann schon das Uebrige thun. Kukupeter bestieg seinen bescheidenen Esel und reiste damit durch Italien und Frankreich. Von allen Seiten strömten die Leute herbei, wenn sie seinen sonderbaren Auszug sahen. Wirklich hatte man einen so seltsamen Mann noch nicht gesehen. Auf einem kleinen Esel.saß ein kleines, halbvertrocknetes Männchen, welches fast nur aus Haut und Knochen bestand, obgleich erst 41 Jahre
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