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1. Theil 2 - S. 96

1880 - Stuttgart : Heitz
96 Mittlere Geschichte. 2. Periode. England. zu kämpfen, da immer neue Schaaren wie aus dem Meere aufstiegen. Vergebens rief Alsred seine Unterthanen zu einem neuen Kampfe auf. Manche flohen in die Berge, Andere über die See, und die Uebrigeu unterwarfen sich den Siegern. Alfred, von Allen verlassen, von den Dänen ausgesucht, entließ seine Hofleute und flüchtete sich in Bauernkleidern. Er trat als Knecht in die Dienste eines seiner Rinderhirten, eines treuen Menschen, der nicht einmal seiner Frau den hohen Stand seines Gastes verrieth. Als er nun hier bemerkte, daß die Dänen nicht mehr so eifrig Ihn aufsuchten, begab er sich nach einem Versteck in Somersetshire (im südlichen England am Kanal von Bristol). Hier war eine von kleinen Flüssen, Morästen und Buschwerk umgebene Gegend, die Insel Athelney. Diese befestigte er; und dazu war hier Alles so unwegsam, daß Niemand ahnte, daß sich hier Menschen aufhielten. Von hier aus griff er mit einem gesammelten Haufen ' Sachsen öfters die Dänen an, die daraus wohl sahen, daß er noch da sei, aber nicht erfahren konnten, wo er sich aufhalle. Endlich hörte er, daß ein sächsischer Graf den Dänen eine Niederlage beigebracht und ihnen ihre Zauberfahne weggenommen habe, auf welcher von drei Schwestern unter Zaubersprüchen ein Rabe gestickt war und die durch ihr Wehen Kriegsglück und Unglück verkündigte. Nun wollte auch er offen hervortreten, vorher aber ))as Lager der Feinde erspähen. Als Harfenspieler verkleidet begab er sich dahin, er spielte ihnen vor und erwarb durch heitere Scherze ihr Vertrauen so, daß sie ihn überall frei umhergehen ließen, ja daß sogar einer ihrer Prinzen ihn mehrere Tage in seinem Zelte behielt. Da er ihre große Sicherheit bemerkte, war schnell sein Plan gemacht. Er verschwand aus dem dänischen Lager und schickte heimlich Boten zu den Angesehensten der Sachsen: daß sie sich an einem bestimmten Tage in einem dazu ihnen angewiesenen Walde einfinden möchten. Da sie längst die Tyrannei der Dänen unerträglich gefunden hatten, so kamen sie und empfingen den geliebten König freudig in ihrer Mitte. Sie versprachen ihm Treue und Gehorsam. Er benutzte ihre Begeisterung und führte sie sogleich gegen die Dänen. Diese waren überrascht von der Erscheinung der Sachsen, die sie ganz muthlos geglaubt hatten, und über das Wiederauftreten Alfreds. Sie erlitten bei Eddington unweit Bristol eine vollständige Niederlage, flüchteten sich in eine Festung und mußten sich hier an Alfred ergeben. Dieser war so großmüthig, sie im Lande zu behalten; er wies sie nach dem Norden Englands (Ostangeln und

2. Theil 1 - S. 41

1880 - Stuttgart : Heitz
I—" Theseus. 41 Gottes. Schnell sprang er vom Lager auf. Die Bedenklichkeit, Ariadne, die treue, zu verlassen, beschwichtigte er bald, weckte seine Gefährten, bestieg das Schiff, und als die Sonne über die Wogen des Meeres sich erhob und Ariadne weckte, war er schon so weit entfernt, daß sie nur noch in weiter Ferne das Segel gewahrte. Da stürzte sie sich — so erzähle« Einige — in unaussprechlicher Angst den Felsen hinab in die schäumenden Flutheu und sand hier das gesuchte Grab. Mitleidigere Dichter aber erzählen, Bacchus habe sich der Verlassenen angenommen, sie getröstet und in den Himmel gehoben, wo sie noch als Sternbild in heiteren Nächten glänzt. Theseus schiffte indessen der vaterländischen Küste zu; die Treulosigkeit gegen Ariadne blieb aber nicht ungestraft. In Delos, einer andern Insel des Archipels, brachte er dem Apollo ein Dankopfer; dann fuhr er weiter. Aber sei es nun, daß er seinen Vater erst ängstigen und dann um so erfreulicher überraschen wollte — oder hatte er in der unruhigen Stimmung seines Gemüths das verabredete Triumphzeichen, das weiße Segel, aufzuziehen vergessen — kurz, er näherte sich mit schwarzem Segel, dem Zeichen der Trauer, der Küste. Lange schon harrte daheim der bekümmerte Vater des kommenden Sohnes. Auf einem hohen Felsen des Gestades stand er und schaute weit hin über das Meer. Da kam es dunkel herauf, immer näher — endlich erkannte er deutlich das Schiff mit dem Segel der Trauer. „Wehe mir!" rief der verzweifelte Greis, „mein Sohn ist gefallen! Mit ihm ist jede Freude meines Lebens dahin!" Unendlicher Jammer überwältigte in ihm jedes andere Gefühl, und nur im Tode glaubte er Linderung seiner Leiden zu finden. Er stürzte sich die Felsenwand hinab in das Meer, das von ihm nun den Namen des ägäischen erhielt. Theseus ahuete von dem Unglück nichts. Fröhlich lies er in den Hasen ein, um in die Arme des Vaters zu eilen. Wer beschreibt seinen Schmerz, als ihm die Bürger wehmüthig den Tod des Vaters hinterbrachten! Mit lauten Klagen erfüllte er den Palast, und um so heftiger mochte der Schmerz sein, da er sich selbst als Ursache des ganzen Unglücks anklagen mußte. Die Bürger aber feierten ein Fest der glücklichen Wiederkehr, und fast 1000 Jahre lang verwahrte man das Schiff des Theseus. - Dieser wurde nun König von Athen. Von seinen Thaten wird noch Manches erzählt.*) Sein Freund war Peirithoos, *) S. Mythologie S. 243.

3. Theil 1 - S. 50

1880 - Stuttgart : Heitz
50 Alte Geschichte. 1. Periode. Griechen. unter solchen Staaten, die einander nahe liegen, so leicht geschieht, und es bedurfte nur einer bestimmten Veranlassung, um den Funken des Hasses zum Kriegsfeuer anzublasen. Diese Veranlassung sand sich bald. Priamos hatte 50 blühende Söhne. Einer von ihnen, Paris, wurde einst von seinem Vater hinüber nach Griechenland zum König Menelaos von Sparta im Peloponnes geschickt. Menelaos hatte ein Weib, Helena, die als die Schönste in ganz Griechenland geschildert wird. Diese beschwatzte er, und während Menelaos abwesend war, flohen Beide aufs Schiff und eilten nach Troja; ja Paris nahm gar noch viele Schätze des Menelaos mit sich fort. Menelaos knirschte vor Wuth. Hatte er auch an der treulosen Helena im Grunde nicht viel verloren, so schmerzte ihn doch tief die Schande, die ihn traf. Er eilte nach Mykene, auch im Peloponnes, wo fein Bruder Agamemnon König war, klagte ihm seine Schmach und erhielt das Versprechen, ihm beizustehen bei seiner an den Trojanern zu nehmenden glühenden Rache. Nun wurden alle Fürsten Griechenlands aufgefordert, sich an der Unternehmung zu betheiligen, und, längst schon gegen die Trojaner aufgebracht, erklärten sie, des Menelaos Schmach als eine dem griechischen Volke zugefügte zu betrachten. Da erhoben sich die Fürsten mit ihren Kriegern aus allen Theilen Griechenlands; selbst von den anliegenden Inseln eilten sie herbei, und Aulis, ein Hafen in Böotien, Euböa gegenüber, wurde zum Sammelplatz bestimmt. Bald waren sie beisammen und 1200 Schiffe bereit, das treffliche kampflustige Heer überzusetzen. Die vornehmsten Fürsten, die am Kriege Theil nahmen, waren, außer Menelaos und Agamemnon, Odysseus oder Ulysses, König von Jthaka, einer Insel im ionischen Meere (jetzt Theaki) ein Mann von ausnehmender List; Achilles aus Thessalien, einer der Tapfersten und Stärksten; der tapfere Diomed, die beiden Ajax, der alte Nestor und viele Andere. Als man nun davon sprach, wer der Führer des ganzen Heeres sein sollte, wurde Agamemnon einstimmig dazu erwählt, und nun hätte die Fahrt gleich vor sich gehen können; aber noch immer wollte kein günstiger Wind die Segel schwellen. Da befragte man wegen der Ursache den Priester und Seher Kalchas. „Ihr müßt," antwortete dieser, „Agamemnons Tochter Jphigenia opfern, wenn ihr guten Wind haben wollt; so wollen es die Götter." — Alle erschraken, am meisten des Mädchens Vater. Aber was war zu thun? Die Götter blieben unerbittlich, das

4. Theil 1 - S. 54

1880 - Stuttgart : Heitz
54 Alte Geschichte. 1. Periode. Griechen. nenden Blickes das Kind der zärtlichen Gattin, die es innig an sich drückte; Hektor aber streichelte sie und sprach mit sanfter Stimme: „Armes Weib, nimm dir die Sache nicht so sehr zu Herzen. Ohne den Willen der Götter wird mir Keiner das Leben nehmen; meinem Verhängnisse freilich kann ich nicht entrinnen. Nun gehe in dein Gemach, besorge deine Geschäfte bei Spindel und Webestuhl und halte die dienenden Weiber zur Arbeit an. Der Krieg aber gebührt den Männern." — Dann setzte er den wehenden Helm auf und riß sich los von den Seinen. Weinend schlich die zärtliche Andromache nach Hause, oft noch sich umwendend und heiße Thränen vergießend: denn sicher glaubte sie, Hektor werde nicht wieder zurückkehren aus der Feldschlacht. Dies Mal noch wurde Hektor erhalten. Er forderte einen der tapfersten Fürsten der Griechen heraus. Das Loos traf Ajax. Beide fochten und rangen mit gleichem Muthe und gleichem Geschicke, bis die einbrechende Nacht die Streitenden trennte. Keiner wich siegend, Keiner besiegt. Was aber Hektoren mehr noch ehrte, als die bewiesene Stärke, war der Edelmnth, mit dem er scheidend den Werth seines Feindes erkannte. „Wahrlich!" sprach er, „Ajax, du bist ein herrlicher Krieger! Keiner unter allen Griechen weiß den Speer so trefflich zu führen. Aber nun laß uns ausruhen vom Kampfe und ein ander Mal ihn auskämpfen. Doch ehe wir von einander scheiden, laß uns rühmliche Gaben einander verehren, damit man einst bei Troern und Griechen von uns sage: Seht, sie kämpften den Kampf der geistverzehrenden Zwietracht, und dann schieden sie Beide in Freundschaft wieder versöhnet." Mit diesen Worten nahm Hektor sein Schwert sammt der Scheide ab und reichte es ihm mit dem schönen Gehenke. Dagegen schenkte ihm Ajax seinen purpurnen Leibgurt. Nun trennten sich Beide, Jeder Achtung vor dem Andern im Herzen. Noch viele Kämpfe bestand Hektor gegen die Griechen, die fast den Muth verloren und mehr als einmal daran waren, nach Hause zu segeln. Denn Achilles hatte sich mit Agamemnon veruneinigt und sich vom Kriege zurückgezogen. Da geschah es, daß einst bei einem heftigen Treffen Hektor und der Grieche Patroklos, des Achilles innigster Herzensfreund, zusammenstießen, und es gelang jenem, diesen zu todten. Nun fuhr Achilles auf vom Ruhelager, wie eine Löwin, der man die Jungen geraubt hat. Er war außer sich vor Schmerz. Laut weinend warf er sich zur Erde, bestreute sich Haare und Kleid mit Staub und wälzte sich in. wilder Ver-

5. Theil 1 - S. 59

1880 - Stuttgart : Heitz
Zerstörung Trojas. 59 reiten, am zehnten ihn verbrennen und ant elften das Grabmal aufrichten könnten. — Als nun Priamos sich der Stadt näherte, stürzten Männer und Frauen ihm aus dem Thore entgegen, um-brängten den Wagen und stießen Jammergeschrei aus. Am meisten aber klagten die alte Mutter und die zärtliche Gattin. Sie rauften sich das Haar und wollten von keinem Troste wissen. Man führte nun den Leichnahm nach der Königsburg, stellte ihn in den Hallen aus, Trauergefänge würden um ihn gesungen, und am zehnten Tage würde er auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Achilles starb auch balb bamuf. Er hatte den Schmerz, von dem feigsten aller Trojaner, dem Paris, gelobtet zu werben, der ihn einst von fern her mit dem Pfeile an der Ferse töbtlich verwunbete. Nur an biefem Theile gerabe war Achill zu verwunben; benn bei feiner Geburt hatte ihn die Mutter, Thetis, die vom Göttergeschlechte stammte, in geweihtes Wasser getaucht, und alle Theile,, welche bies Wasser benetzte, waren unverwmtbbar geworben. Nur der Theil an der Ferse, an welchem die Mutter beim Eintauchen ihn gehalten hatte, war trocken geblieben, und gerabe hierhin wußte ihn Paris zu treffen. 15. Zerstörung Trojas. — Rückkehr der Griechen. *) ©üblich verzweifelten die Griechen ganz, jemals bte Stadt einzunehmen. Zehn Jahre hatten sie nun schon bavor gelegen. Da kam — so erzählt ein trefflicher römischer Dichter Virgil, der zur Zeit von Christus Geburt in Rom lebte und die Aetteibe bichtete**) — ba kam ein verschmitzter Kopf auf einen Einfall, die Stadt mit List zu gewinnen. Die Griechen zimmerten ein ungeheures Pferb aus Holz, in bessen hohlem Bauche sich die Tapfersten verbargen. Die Uefmgen zogen dann ab und hielten sich mit ihren Schiffen hinter einer benachbarten Insel (Tenebos), um den Ausgang abzuwarten. Kaum waren sie fort, als bte Trojaner, die längst schon neugierig von den Mauern aus das hölzerne Ungethüm betrachtet hatten, aus den Thoren hinausströmten und es in der Nähe anschauten. Keiner wußte recht, was er bar aus machen solle; Einige wollten es in die Stadt ziehen, Attbere meinten, es müße verbrannt werben; benn bett Griechen fei nicht zu trauen. *) S. Mythologie S. 365 u. folg. **) I. H. Voß hat auch dieses Epos ins Deutsche übersetzt.

6. Theil 1 - S. 60

1880 - Stuttgart : Heitz
60 Alte Geschichte. 1. Periode. Griechen. Als man sich noch darüber stritt, kam Laokoon, ein Priester des Meergottes Poseidon, herbei. „Wie?" rief er, „ihr wollt das Pferd in die Stadt ziehen? Ums Himmels willen nicht! Kennt ihr die Griechen so schlecht? Irgend ein Betrug muß dahinter stecken. Entweder haben sich Feinde darein versteckt oder sie wollen sonst irgend eine Tücke damit ausüben. Weg mit dem Pferde!" Bei diesen Worten schleuderte er einen Spieß gegen das Bild, daß es durch und durch dröhnte, und wenig fehlte, daß nicht die Trojaner die List geahnt hätten. Aber in dem Augenblicke brachte man einen griechischen Ueberläuser, der sich von den Trojanern absichtlich hatte gefangen nehmen lassen; der wußte durch listig gestellte Worte sie zu überreden, das Pferd sei nur gemacht den Göttern zu Ehren, um eine glückliche Heimfahrt zu erflehen, und die Griechen hätten es absichtlich so groß gezimmert, damit die Troer es nicht in die Stadt bringen möchten; denn von seinem Besitze hänge die Herrschaft ab. Noch wußte man nicht, ob man seinen Worten glauben sollte, als zwei ungeheure Schlangen vom Meere herkamen und den Laokoon mit seinen zwei Söhnen umschlangen. Von wildem Schmerze gepeinigt, schrieen sie laut auf und strebten vergebens, sich loszureißen.*) Das abergläubische Volk hielt den unerwarteten Tod Laokoons für eine von den Göttern über ihn verhängte Strafe wegen Verletzung des heiligen Pferdes, und laut forderte es/ daß es schleunig in die Stadt gezogen werde. Jung und Alt, Mann und Weib spannten sich vor, und da die Thore zu niedrig waren, wurde die Mauer niedergeworfen, und so hielt das unheilbringende Pferd seinen Einzug. Endlich, nach zehn Jahren zum ersten Male, überließen sich die Trojaner der sorglosen Freude; sie schwelgten bis in die Nacht hinein und legten sich dann ermüdet zu Bette. Als nun die Griechen, die in dem Pferde verborgen waren, merkten, daß Alles still war, öffneten sie die versteckte Thüre, und das Pferd entlud sich seiner unheilbringenden Eingeweide. Rasch fielen die Krieger über die Schlafenden her und stießen nieder, wen das Schwert erreichte, während die übrigen Griechen, die sich indessen der Stadt genähert hatten, zu den Thoren her einströmten und Mord und Feuer durch alle Theile der Stadt verleiteten. Die königliche Burg wurde gestürmt, und *) Ein herrliches Kunstwerk von Marmor, diese Scene vorstellend, ist aus dem Alterthume erhalten worden und befindet sich im Belvedere in Rom: Laokoon und seine Söhne.

7. Theil 1 - S. 72

1880 - Stuttgart : Heitz
72 Alte Geschichte. 1. Periode. Griechen. alle zwölf Löcher hindurch. Sprachlos sahen sie sich einander an und trauten ihren Augen nicht. Aber in dem Augenblicke warf er auch seine Lumpen ab und rief laut durch den Saal: „Dieser Wettkampf wäre nun vollbracht! Aber nun gebt Acht: ein andres Ziel wähle ich mir, das noch kein Schütze getroffen hat." Und sogleich lag ein zweiter Pfeil darauf und flog dem Unverschämtesten der Freier durch die Kehle, daß er entseelt mit dem Tische zu Boden stürzte. „Ha! ihr Hunde!" schrie er, „ihr dachtet, ich würde nie wieder zurückkehren; darum brachtet ihr mir mein Gut durch und quälet gar mein Weib mit Heirathsanträgen! Ihr habt weder Götter noch Menschen gescheut; darum ist auch nun über euch die Stunde des Todes gekommen." Alle Freier sprangen auf und sahen sich nach ihren Waffen um, aber die waren in Sicherheit gebracht; dagegen bewaffneten sich schnell Odysseus und Telemachos, und alle überfiel Schrecken und Angst. Einer versuchte es noch, den Helden zu besänftigen, und versprach, allen Schaden zu ersetzen. „Nein!" rief Odysseus, „und wenn ihr mir auch all eure Güter darbrächtet, so würde ich doch nicht eher ruhen, bis ich euch Alle ermordet hätte." Nun begann ein harter Kamps; denn der nichtswürdige Melantheus hatte sich hinaufgeschlichen und die Abends vorher dort versteckten Waffen der Freier geholt; aber dennoch siegte endlich Odysseus. Alle Freier wurden getödtet und nur der Sänger und der Herold verschont, zuletzt auch Melantheus niedergehauen. Nachdem das blutige Werk gethan und der Saal von den Leichen und dem Blute gereinigt war, gab sich der treffliche Held auch seinem treuen Weibe zu erkennen, und dieses empfing nun nach jahrelangem Kummer den wohlverdienten Lohn ihrer treuen Ausdauer. So viel vom Odysseus. Ganz anders ging es dem Agamemnon. Auch er hatte eine Frau daheim gelassen, die Kly-tämnestra, eine Schwester der Helena; aber sie war keine Penelope. Nachdem sie einige Jahre auf Agamemnon gewartet hatte und er immer noch nicht kam, dachte sie, er würde nun wohl gar nicht wiederkommen, und heirathete einen Andern, den Aegisthos. Schon hatte sie den Agamemnon fast ganz vergessen, als er uu-vermuthet in Mycene ankam. Wie erschrak die ungetreue Frau! Was sollte sie machen? Ihre Schuld zu gestehen wagte sie nicht, und den Aegisth aufzuopfern war sie zu schwach. Aber ein Verbrechen führt zu mehreren. Sie rathschlagte mit Aegisth, was zu machen sei, und da kamen sie endlich überein, den Agamemnon,

8. Theil 1 - S. 37

1880 - Stuttgart : Heitz
Theseus. 37 leblos zu Boden fiel. Mißnmthig verließ Perseus Argos und erbaute die Stadt Mycene. Noch größere Thaten verrichtete Herakles oder Herkules, der Sohn der Alkmene, der Frau des Königs Ämphitryo von Tiryns. Wegen seiner ungewöhnlichen Stärke hielt man den Zeus für seinen Vater. Dienstbar nach dem Willen des Götterspruches seinem Vetter Eurystheus von Mycene, mußte er auf Befehl desselben zwölf theils höchst schwierige, theils unmöglich scheinende Arbeiten verrichten. Die Sage von,seinen Thaten geht so sehr ins Ungeheuere, daß die Berge Abyla und Kalpe, zwischen denen die Meerenge von Gibraltar strömt, Rach ihm den Namen Säulen des Herkules hatten. Denn, sagten die Alten, sonst hing hier Europa mit Afrika zusammen, Herkules erst riß die beiden Erd-theile ' auseinander. Zuletzt wurde er von seiner eigenen Frau (Dejaneira), ohne daß sie es wollte, vergiftet, und von ungeheuerm Schmerze gequält, ließ er auf dem Berge Oeta einen Scheiterhaufen errichten und verbrannte sich selbst. 11. Theseus. *) In Athen lebte ungefähr zu Herakles' Zeit ein König, Namens Aegeus. Er besuchte einst einen König (von Troezene) im Peloponnes, Pittheus, und verband sich insgeheim mit dessen Tochter Aethra. Bei der Abreise bat er sie, wenn ihm etwa ein Sohn geboren würde, demselben den Namen seines Vaters so lange zu verschweigen, bis der Knabe im Stande sei, einen großen Stein, unter welchem Aegeus sein Schwert und seine Sohlen verbarg, aufzuheben. Könnte er aber dies, dann sollte sie ihn nach Athen senden; an jenen Unterpfändern würde er leicht den Sohn erkennen. Wirklich wurde bald nach Aegeus' Abreise ein Sohn geboren und Theseus genannt. Als der Knabe Jüngling geworden war, führte ihn einst Aethra an den großen Stein und ließ ihn den Versuch machen, ihn aufzurichten. Zu ihrer großen Freude ging das recht leicht; sie übergab ihm das Schwert des Vaters, ließ ihn sich die Sohlen anbinden und bedeutete ihn, daß Aegeus in Athen sein Vater sei; zu ihm solle er nun reisen, sich ihm zu er- *) Die Geschichte des Theseus enthält zwar auch noch sehr viel Mythisches, allein sie gehört schon mehr der eigentlichen Geschichte an und mußte darum hier umständlicher erzählt werden.

9. Theil 1 - S. 38

1880 - Stuttgart : Heitz
38 Alte Geschichte. 1. Periode. Griechen. kennen geben und die Erkennungszeichen vorzeigen. Der besorgte Großvater und hie zärtliche Mutter wollten ihn auf dem kürzern Wege zu Wasser hinschicken; aber der tapfere Jüngling, der sich etwas versuchen wollte, wählte den Weg zu Lande, weil er hier gefährliche Abenteuer zu bestehen hoffte, die auch nicht ausblieben. Denn damals gab es noch in Bergen und Wäldern Riesen, wilde Räuber und Ungeheuer, und Theseus fand deren auch manche auf seinem Wege. Der erste, der seine Stärke empfand, war der Keulenschwinger P eriph etes, der die sorglos Reisenden zu überfallen und zu erschlagen pflegte; ihm wurde aber jetzt von dem stärkeren Theseus die Keule entwunden, und er damit todtgeschlagen. Ein anderer war der Räuber Sinnis. Der pflegte mit seinen Riesenarmen die Gipfel zweier nahe stehenden Fichten zusammen zu biegen und den Reisenden daran zu binden. Wenn nun die losgelassenen Gipfel auseinander schnellten, wurde der Unglückliche jämmerlich zerrissen. Ein dritter war der Räuber Skiron, der die Reisenden zwang, ihm die Füße zu waschen, und wenn sie gebückt auf der Spitze eines Felsens vor ihm standen, sie hohnlachend rücklings von der Felsenwand ins Meer hinunterstieß. Daß ihnen jetzt durch Theseus das Gleiche widerfuhr, wird Jeder von selbst errathen. Der vierte endlich war Prokrnstes, der, Hohn mit Grausamkeit verbindend, zwei eiserne Bettstellen hatte. Die eine war kurz, die andere lang. Fing er nun einen Reisenden von langer Gestalt, so schleppte er ihn zu der kurzen, legte ihn darauf, und, indem er rief: „Siehe! du passest nicht hinein; ich muß dich kürzer machen!" hieb er ihm die hervorragenden Theile, Füße und Kopf, ab. Wenn der Reisende aber klein war, so wurde er in die lange gelegt. „Ei!" rief er dann, „wie klein du bist! Warte, ich will dich größer machen!" — Und so zerrte er ihn so lange auseinander, bis er die Bettstelle ausfüllte, oder ihm die Glieder zerrissen. Nun kam Theseus; schon freute sich Prokrnstes über den guten Fang und dachte an die kurze Bettstelle, als Theseus ihn mächtig niederwarf und ihm nun zum wohlverdienten Lohne denselben Tod gab, den er so vielen Unglücklichen bereitet hatte. Mit der Keule des Periphetes kam Theseus nun nach Athen. An dem Schwert erkannte ihn Aegens bald und freute sich recht herzlich, plötzlich einen Sohn, und noch dazu einen so wackern umarmen zu können. Aber der thätige Jüngling blieb nicht lange daheim. Er hörte von einem wilden Stiere, der in der Nachbarschaft von Athen das Feld bei Marathon unsicher machte und vielen

10. Theil 1 - S. 40

1880 - Stuttgart : Heitz
40 Alte Geschichte. 1. Periode. Griechen. rinth geführt werden (seine Keule hatte er nicht vergessen), als des Minos freundliche Tochter, die schöne Ariadne, heimlich zu ihm schlich. Sie hatte ihn gleich beim ersten Anblick lieb gewonnen, und es hatte sie gedauert, daß der beherzte Jüngling aufgeopfert werden sollte. „Wenn du ihn retten könntest!" hatte sie bei sich gedacht. „Gewiß wird sein Heldenmuth siegen; aber selbst dann! — wie kann er sich wieder herausfinden aus den Jrrgängen des Labyrinths?" — Da fiel dem klugen Mädchen ein: „Wie, wenn du ihm ein Knäuel mitgäbest, dessen Ende er am Eingänge befestigte und das er im Weitergehen ablaufen ließe! An dem könnte er sich nach vollbrachter That wieder zurückfinden." — Gesagt, gethan! Sie eilte heimlich zu Theseus, drückte ihm das rettende Knäuel in die Hand, gab ihm kurz eine Anweisung, und kaum hatte Theseus Zeit, ihr ewige Dankbarkeit zu geloben, als sie auch schon wieder entschwunden war. Muthiger als zuvor drang nun Theseus in das Labyrinth ein; im hintersten Gemache traf er auf den schon vor Gier brüllenden Minotaur. Theseus' Keule sauste durch die Lust, und röchelnd wand sich das Ungeheuer vor seinen Füßen. Durch den Faden des Knäuels geleitet, sand sich Theseus glücklich wieder hinaus und umarmte seine Retterin. Die Liebenden kamen überein, miteinander eilig zu fliehen. Im Liebesrausche vergaß Ariadne ihre Pflichten gegen den zurückbleibenden Vater und eilte mit dem fremden Jünglinge zu Schiffe, ein Vergehen, welches das arme Mädchen bald schwer genug büßen mußte. Anfänglich ging Alles gut; günstige Winde schwellten die Segel, und pfeilschnell durchflogen sie den Ocean. Da landeten sie unterwegs an der wüsten Insel Naxos, und da der Abend kam, entschlummerten Beide in einer kühlen Grotte, sie, um den Theseus nie wieder zu sehen; denn während der Nacht erschien Bacchus, dem Naxos geheiligt war, und entdeckte, indem er zwischen Rebenhügeln wandelte, die schöne Ariadne. Ihr Anblick rührte ihn so, daß er wie versteinert dastand; nur durch ihren Besitz glaubte er glücklich sein zu können, und schon wollte er sie rauben und mit ihr zur Götterheimath fliehen, als ihm einfiel, daß sie ja schon mit Theseus vermählt, und es grausam sei, die glückliche Verbindung zu trennen. „Aber," dachte er, „ist auch der sterbliche Jüngling wohl des himmlischen Mädchens würdig?" Schnell beschloß er, ihn zu prüfen. Er erschien ihm im Traume und befahl ihm, wenn ihm sein Leben lieb wäre, eiligst Ariadne zu verlassen. Theseus erwachte voll Schrecken; denn noch schien es ihm, als hörte er die Worte des
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