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11. Theil 1 - S. 50

1880 - Stuttgart : Heitz
50 Alte Geschichte. 1. Periode. Griechen. unter solchen Staaten, die einander nahe liegen, so leicht geschieht, und es bedurfte nur einer bestimmten Veranlassung, um den Funken des Hasses zum Kriegsfeuer anzublasen. Diese Veranlassung sand sich bald. Priamos hatte 50 blühende Söhne. Einer von ihnen, Paris, wurde einst von seinem Vater hinüber nach Griechenland zum König Menelaos von Sparta im Peloponnes geschickt. Menelaos hatte ein Weib, Helena, die als die Schönste in ganz Griechenland geschildert wird. Diese beschwatzte er, und während Menelaos abwesend war, flohen Beide aufs Schiff und eilten nach Troja; ja Paris nahm gar noch viele Schätze des Menelaos mit sich fort. Menelaos knirschte vor Wuth. Hatte er auch an der treulosen Helena im Grunde nicht viel verloren, so schmerzte ihn doch tief die Schande, die ihn traf. Er eilte nach Mykene, auch im Peloponnes, wo fein Bruder Agamemnon König war, klagte ihm seine Schmach und erhielt das Versprechen, ihm beizustehen bei seiner an den Trojanern zu nehmenden glühenden Rache. Nun wurden alle Fürsten Griechenlands aufgefordert, sich an der Unternehmung zu betheiligen, und, längst schon gegen die Trojaner aufgebracht, erklärten sie, des Menelaos Schmach als eine dem griechischen Volke zugefügte zu betrachten. Da erhoben sich die Fürsten mit ihren Kriegern aus allen Theilen Griechenlands; selbst von den anliegenden Inseln eilten sie herbei, und Aulis, ein Hafen in Böotien, Euböa gegenüber, wurde zum Sammelplatz bestimmt. Bald waren sie beisammen und 1200 Schiffe bereit, das treffliche kampflustige Heer überzusetzen. Die vornehmsten Fürsten, die am Kriege Theil nahmen, waren, außer Menelaos und Agamemnon, Odysseus oder Ulysses, König von Jthaka, einer Insel im ionischen Meere (jetzt Theaki) ein Mann von ausnehmender List; Achilles aus Thessalien, einer der Tapfersten und Stärksten; der tapfere Diomed, die beiden Ajax, der alte Nestor und viele Andere. Als man nun davon sprach, wer der Führer des ganzen Heeres sein sollte, wurde Agamemnon einstimmig dazu erwählt, und nun hätte die Fahrt gleich vor sich gehen können; aber noch immer wollte kein günstiger Wind die Segel schwellen. Da befragte man wegen der Ursache den Priester und Seher Kalchas. „Ihr müßt," antwortete dieser, „Agamemnons Tochter Jphigenia opfern, wenn ihr guten Wind haben wollt; so wollen es die Götter." — Alle erschraken, am meisten des Mädchens Vater. Aber was war zu thun? Die Götter blieben unerbittlich, das

12. Theil 1 - S. 54

1880 - Stuttgart : Heitz
54 Alte Geschichte. 1. Periode. Griechen. nenden Blickes das Kind der zärtlichen Gattin, die es innig an sich drückte; Hektor aber streichelte sie und sprach mit sanfter Stimme: „Armes Weib, nimm dir die Sache nicht so sehr zu Herzen. Ohne den Willen der Götter wird mir Keiner das Leben nehmen; meinem Verhängnisse freilich kann ich nicht entrinnen. Nun gehe in dein Gemach, besorge deine Geschäfte bei Spindel und Webestuhl und halte die dienenden Weiber zur Arbeit an. Der Krieg aber gebührt den Männern." — Dann setzte er den wehenden Helm auf und riß sich los von den Seinen. Weinend schlich die zärtliche Andromache nach Hause, oft noch sich umwendend und heiße Thränen vergießend: denn sicher glaubte sie, Hektor werde nicht wieder zurückkehren aus der Feldschlacht. Dies Mal noch wurde Hektor erhalten. Er forderte einen der tapfersten Fürsten der Griechen heraus. Das Loos traf Ajax. Beide fochten und rangen mit gleichem Muthe und gleichem Geschicke, bis die einbrechende Nacht die Streitenden trennte. Keiner wich siegend, Keiner besiegt. Was aber Hektoren mehr noch ehrte, als die bewiesene Stärke, war der Edelmnth, mit dem er scheidend den Werth seines Feindes erkannte. „Wahrlich!" sprach er, „Ajax, du bist ein herrlicher Krieger! Keiner unter allen Griechen weiß den Speer so trefflich zu führen. Aber nun laß uns ausruhen vom Kampfe und ein ander Mal ihn auskämpfen. Doch ehe wir von einander scheiden, laß uns rühmliche Gaben einander verehren, damit man einst bei Troern und Griechen von uns sage: Seht, sie kämpften den Kampf der geistverzehrenden Zwietracht, und dann schieden sie Beide in Freundschaft wieder versöhnet." Mit diesen Worten nahm Hektor sein Schwert sammt der Scheide ab und reichte es ihm mit dem schönen Gehenke. Dagegen schenkte ihm Ajax seinen purpurnen Leibgurt. Nun trennten sich Beide, Jeder Achtung vor dem Andern im Herzen. Noch viele Kämpfe bestand Hektor gegen die Griechen, die fast den Muth verloren und mehr als einmal daran waren, nach Hause zu segeln. Denn Achilles hatte sich mit Agamemnon veruneinigt und sich vom Kriege zurückgezogen. Da geschah es, daß einst bei einem heftigen Treffen Hektor und der Grieche Patroklos, des Achilles innigster Herzensfreund, zusammenstießen, und es gelang jenem, diesen zu todten. Nun fuhr Achilles auf vom Ruhelager, wie eine Löwin, der man die Jungen geraubt hat. Er war außer sich vor Schmerz. Laut weinend warf er sich zur Erde, bestreute sich Haare und Kleid mit Staub und wälzte sich in. wilder Ver-

13. Theil 1 - S. 59

1880 - Stuttgart : Heitz
Zerstörung Trojas. 59 reiten, am zehnten ihn verbrennen und ant elften das Grabmal aufrichten könnten. — Als nun Priamos sich der Stadt näherte, stürzten Männer und Frauen ihm aus dem Thore entgegen, um-brängten den Wagen und stießen Jammergeschrei aus. Am meisten aber klagten die alte Mutter und die zärtliche Gattin. Sie rauften sich das Haar und wollten von keinem Troste wissen. Man führte nun den Leichnahm nach der Königsburg, stellte ihn in den Hallen aus, Trauergefänge würden um ihn gesungen, und am zehnten Tage würde er auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Achilles starb auch balb bamuf. Er hatte den Schmerz, von dem feigsten aller Trojaner, dem Paris, gelobtet zu werben, der ihn einst von fern her mit dem Pfeile an der Ferse töbtlich verwunbete. Nur an biefem Theile gerabe war Achill zu verwunben; benn bei feiner Geburt hatte ihn die Mutter, Thetis, die vom Göttergeschlechte stammte, in geweihtes Wasser getaucht, und alle Theile,, welche bies Wasser benetzte, waren unverwmtbbar geworben. Nur der Theil an der Ferse, an welchem die Mutter beim Eintauchen ihn gehalten hatte, war trocken geblieben, und gerabe hierhin wußte ihn Paris zu treffen. 15. Zerstörung Trojas. — Rückkehr der Griechen. *) ©üblich verzweifelten die Griechen ganz, jemals bte Stadt einzunehmen. Zehn Jahre hatten sie nun schon bavor gelegen. Da kam — so erzählt ein trefflicher römischer Dichter Virgil, der zur Zeit von Christus Geburt in Rom lebte und die Aetteibe bichtete**) — ba kam ein verschmitzter Kopf auf einen Einfall, die Stadt mit List zu gewinnen. Die Griechen zimmerten ein ungeheures Pferb aus Holz, in bessen hohlem Bauche sich die Tapfersten verbargen. Die Uefmgen zogen dann ab und hielten sich mit ihren Schiffen hinter einer benachbarten Insel (Tenebos), um den Ausgang abzuwarten. Kaum waren sie fort, als bte Trojaner, die längst schon neugierig von den Mauern aus das hölzerne Ungethüm betrachtet hatten, aus den Thoren hinausströmten und es in der Nähe anschauten. Keiner wußte recht, was er bar aus machen solle; Einige wollten es in die Stadt ziehen, Attbere meinten, es müße verbrannt werben; benn bett Griechen fei nicht zu trauen. *) S. Mythologie S. 365 u. folg. **) I. H. Voß hat auch dieses Epos ins Deutsche übersetzt.

14. Theil 1 - S. 60

1880 - Stuttgart : Heitz
60 Alte Geschichte. 1. Periode. Griechen. Als man sich noch darüber stritt, kam Laokoon, ein Priester des Meergottes Poseidon, herbei. „Wie?" rief er, „ihr wollt das Pferd in die Stadt ziehen? Ums Himmels willen nicht! Kennt ihr die Griechen so schlecht? Irgend ein Betrug muß dahinter stecken. Entweder haben sich Feinde darein versteckt oder sie wollen sonst irgend eine Tücke damit ausüben. Weg mit dem Pferde!" Bei diesen Worten schleuderte er einen Spieß gegen das Bild, daß es durch und durch dröhnte, und wenig fehlte, daß nicht die Trojaner die List geahnt hätten. Aber in dem Augenblicke brachte man einen griechischen Ueberläuser, der sich von den Trojanern absichtlich hatte gefangen nehmen lassen; der wußte durch listig gestellte Worte sie zu überreden, das Pferd sei nur gemacht den Göttern zu Ehren, um eine glückliche Heimfahrt zu erflehen, und die Griechen hätten es absichtlich so groß gezimmert, damit die Troer es nicht in die Stadt bringen möchten; denn von seinem Besitze hänge die Herrschaft ab. Noch wußte man nicht, ob man seinen Worten glauben sollte, als zwei ungeheure Schlangen vom Meere herkamen und den Laokoon mit seinen zwei Söhnen umschlangen. Von wildem Schmerze gepeinigt, schrieen sie laut auf und strebten vergebens, sich loszureißen.*) Das abergläubische Volk hielt den unerwarteten Tod Laokoons für eine von den Göttern über ihn verhängte Strafe wegen Verletzung des heiligen Pferdes, und laut forderte es/ daß es schleunig in die Stadt gezogen werde. Jung und Alt, Mann und Weib spannten sich vor, und da die Thore zu niedrig waren, wurde die Mauer niedergeworfen, und so hielt das unheilbringende Pferd seinen Einzug. Endlich, nach zehn Jahren zum ersten Male, überließen sich die Trojaner der sorglosen Freude; sie schwelgten bis in die Nacht hinein und legten sich dann ermüdet zu Bette. Als nun die Griechen, die in dem Pferde verborgen waren, merkten, daß Alles still war, öffneten sie die versteckte Thüre, und das Pferd entlud sich seiner unheilbringenden Eingeweide. Rasch fielen die Krieger über die Schlafenden her und stießen nieder, wen das Schwert erreichte, während die übrigen Griechen, die sich indessen der Stadt genähert hatten, zu den Thoren her einströmten und Mord und Feuer durch alle Theile der Stadt verleiteten. Die königliche Burg wurde gestürmt, und *) Ein herrliches Kunstwerk von Marmor, diese Scene vorstellend, ist aus dem Alterthume erhalten worden und befindet sich im Belvedere in Rom: Laokoon und seine Söhne.

15. Theil 1 - S. 72

1880 - Stuttgart : Heitz
72 Alte Geschichte. 1. Periode. Griechen. alle zwölf Löcher hindurch. Sprachlos sahen sie sich einander an und trauten ihren Augen nicht. Aber in dem Augenblicke warf er auch seine Lumpen ab und rief laut durch den Saal: „Dieser Wettkampf wäre nun vollbracht! Aber nun gebt Acht: ein andres Ziel wähle ich mir, das noch kein Schütze getroffen hat." Und sogleich lag ein zweiter Pfeil darauf und flog dem Unverschämtesten der Freier durch die Kehle, daß er entseelt mit dem Tische zu Boden stürzte. „Ha! ihr Hunde!" schrie er, „ihr dachtet, ich würde nie wieder zurückkehren; darum brachtet ihr mir mein Gut durch und quälet gar mein Weib mit Heirathsanträgen! Ihr habt weder Götter noch Menschen gescheut; darum ist auch nun über euch die Stunde des Todes gekommen." Alle Freier sprangen auf und sahen sich nach ihren Waffen um, aber die waren in Sicherheit gebracht; dagegen bewaffneten sich schnell Odysseus und Telemachos, und alle überfiel Schrecken und Angst. Einer versuchte es noch, den Helden zu besänftigen, und versprach, allen Schaden zu ersetzen. „Nein!" rief Odysseus, „und wenn ihr mir auch all eure Güter darbrächtet, so würde ich doch nicht eher ruhen, bis ich euch Alle ermordet hätte." Nun begann ein harter Kamps; denn der nichtswürdige Melantheus hatte sich hinaufgeschlichen und die Abends vorher dort versteckten Waffen der Freier geholt; aber dennoch siegte endlich Odysseus. Alle Freier wurden getödtet und nur der Sänger und der Herold verschont, zuletzt auch Melantheus niedergehauen. Nachdem das blutige Werk gethan und der Saal von den Leichen und dem Blute gereinigt war, gab sich der treffliche Held auch seinem treuen Weibe zu erkennen, und dieses empfing nun nach jahrelangem Kummer den wohlverdienten Lohn ihrer treuen Ausdauer. So viel vom Odysseus. Ganz anders ging es dem Agamemnon. Auch er hatte eine Frau daheim gelassen, die Kly-tämnestra, eine Schwester der Helena; aber sie war keine Penelope. Nachdem sie einige Jahre auf Agamemnon gewartet hatte und er immer noch nicht kam, dachte sie, er würde nun wohl gar nicht wiederkommen, und heirathete einen Andern, den Aegisthos. Schon hatte sie den Agamemnon fast ganz vergessen, als er uu-vermuthet in Mycene ankam. Wie erschrak die ungetreue Frau! Was sollte sie machen? Ihre Schuld zu gestehen wagte sie nicht, und den Aegisth aufzuopfern war sie zu schwach. Aber ein Verbrechen führt zu mehreren. Sie rathschlagte mit Aegisth, was zu machen sei, und da kamen sie endlich überein, den Agamemnon,

16. Theil 1 - S. 238

1880 - Stuttgart : Heitz
238 Alte Geschichte. 3. Periode. Römer. Wohnung selbst war einfach, wohl meist von Holz, mit Stroh gedeckt, und in ihrem Raume, nebst dem Aufenthaltsorte der Menschen, auch die Stallungen des Viehes während der Winterszeit befassend. Der Herr des Hauses selbst, so wie seine Söhne, befaßten sich im Allgemeinen nicht viel mit dem Ackerbau, sondern lagen lieber der Jagd und dem Fischfang ob, am liebsten aber zogen sie in den Krieg, Beute zu machen, oder den ruhmvollen Tod auf dem Schlachtfelde zu finden. Nach dem Kampfe kam das Zechgelage und Würfelspiel, bei dem der Mann in wilder Leidenschaft oft sogar das Kostbarste, was er besaß — seine Freiheit einsetzte. Die Frauen dagegen besorgten in immer gleicher Thätigkeit die Geschäfte im Innern des Hauses, führteu die Oberaufsicht über das Gesinde und waren ans die Bereitung der Speisen und Getränke und auf die Anfertigung der nöthigen Gewände bedacht. Doch war darum die Stellung der Frau zum Mann keine untergeordnete; sie war eine freie und zugleich fast unauflöslich verkettete, da das Band der Ehe ein heiliges war. Spät, und nachdem Braut und Bräutigam die vollkommene Reife des Leibes und der Seele erlangt hatten, wurden die Ehen mittelst eines feierlichen Verlöbnisses geschlossen, nach gegenseitiger Neigung, nicht nach Rücksicht auf Mitgift der Frau. Im Gegentheil hatte die Frau Aussicht, von dem Manne eine Gabe zu erhalten, welche in auserlesenen Stücken der Heerde, einem gerüsteten Schlachtrosse, Schild, Speer und Schwert bestand, um symbolisch die Gemeinschaft anzudeuten, welche fortan zwischen beiden Gatten bestand und deren Band selbst die äußerste Gefahr nicht trennen sollte. Es war bei solcher Ausfassung dieses Verhältnisses ganz nothwendig, daß Verbrechen gegen die eheliche Treue mit unerbittlicher Härte geahndet wurden, daß Trennung der Ehe eine beinahe unerhörte Sache war, fo daß es schon für eine Art von Schimpf galt, nach dem Tode des ersten Gatten eine neue Verbindung zu schließen. Daß eine solche sittliche Auffassung der Ehe dem gesammten Leben der Deutschen, bei aller ihrer sonstigen Roheit, eine höhere Färbung geben mußte, wodurch sie sich in den Augen der Römer von den übrigen Barbaren unterschieden, begreift sich leicht, so wie, daß dadurch die mit Ehrfurcht gemischte Scheu, welche die Germanen allen ihnen zum ersten Male begegnenden Völkern durch

17. Theil 1 - S. 37

1880 - Stuttgart : Heitz
Theseus. 37 leblos zu Boden fiel. Mißnmthig verließ Perseus Argos und erbaute die Stadt Mycene. Noch größere Thaten verrichtete Herakles oder Herkules, der Sohn der Alkmene, der Frau des Königs Ämphitryo von Tiryns. Wegen seiner ungewöhnlichen Stärke hielt man den Zeus für seinen Vater. Dienstbar nach dem Willen des Götterspruches seinem Vetter Eurystheus von Mycene, mußte er auf Befehl desselben zwölf theils höchst schwierige, theils unmöglich scheinende Arbeiten verrichten. Die Sage von,seinen Thaten geht so sehr ins Ungeheuere, daß die Berge Abyla und Kalpe, zwischen denen die Meerenge von Gibraltar strömt, Rach ihm den Namen Säulen des Herkules hatten. Denn, sagten die Alten, sonst hing hier Europa mit Afrika zusammen, Herkules erst riß die beiden Erd-theile ' auseinander. Zuletzt wurde er von seiner eigenen Frau (Dejaneira), ohne daß sie es wollte, vergiftet, und von ungeheuerm Schmerze gequält, ließ er auf dem Berge Oeta einen Scheiterhaufen errichten und verbrannte sich selbst. 11. Theseus. *) In Athen lebte ungefähr zu Herakles' Zeit ein König, Namens Aegeus. Er besuchte einst einen König (von Troezene) im Peloponnes, Pittheus, und verband sich insgeheim mit dessen Tochter Aethra. Bei der Abreise bat er sie, wenn ihm etwa ein Sohn geboren würde, demselben den Namen seines Vaters so lange zu verschweigen, bis der Knabe im Stande sei, einen großen Stein, unter welchem Aegeus sein Schwert und seine Sohlen verbarg, aufzuheben. Könnte er aber dies, dann sollte sie ihn nach Athen senden; an jenen Unterpfändern würde er leicht den Sohn erkennen. Wirklich wurde bald nach Aegeus' Abreise ein Sohn geboren und Theseus genannt. Als der Knabe Jüngling geworden war, führte ihn einst Aethra an den großen Stein und ließ ihn den Versuch machen, ihn aufzurichten. Zu ihrer großen Freude ging das recht leicht; sie übergab ihm das Schwert des Vaters, ließ ihn sich die Sohlen anbinden und bedeutete ihn, daß Aegeus in Athen sein Vater sei; zu ihm solle er nun reisen, sich ihm zu er- *) Die Geschichte des Theseus enthält zwar auch noch sehr viel Mythisches, allein sie gehört schon mehr der eigentlichen Geschichte an und mußte darum hier umständlicher erzählt werden.

18. Theil 1 - S. 38

1880 - Stuttgart : Heitz
38 Alte Geschichte. 1. Periode. Griechen. kennen geben und die Erkennungszeichen vorzeigen. Der besorgte Großvater und hie zärtliche Mutter wollten ihn auf dem kürzern Wege zu Wasser hinschicken; aber der tapfere Jüngling, der sich etwas versuchen wollte, wählte den Weg zu Lande, weil er hier gefährliche Abenteuer zu bestehen hoffte, die auch nicht ausblieben. Denn damals gab es noch in Bergen und Wäldern Riesen, wilde Räuber und Ungeheuer, und Theseus fand deren auch manche auf seinem Wege. Der erste, der seine Stärke empfand, war der Keulenschwinger P eriph etes, der die sorglos Reisenden zu überfallen und zu erschlagen pflegte; ihm wurde aber jetzt von dem stärkeren Theseus die Keule entwunden, und er damit todtgeschlagen. Ein anderer war der Räuber Sinnis. Der pflegte mit seinen Riesenarmen die Gipfel zweier nahe stehenden Fichten zusammen zu biegen und den Reisenden daran zu binden. Wenn nun die losgelassenen Gipfel auseinander schnellten, wurde der Unglückliche jämmerlich zerrissen. Ein dritter war der Räuber Skiron, der die Reisenden zwang, ihm die Füße zu waschen, und wenn sie gebückt auf der Spitze eines Felsens vor ihm standen, sie hohnlachend rücklings von der Felsenwand ins Meer hinunterstieß. Daß ihnen jetzt durch Theseus das Gleiche widerfuhr, wird Jeder von selbst errathen. Der vierte endlich war Prokrnstes, der, Hohn mit Grausamkeit verbindend, zwei eiserne Bettstellen hatte. Die eine war kurz, die andere lang. Fing er nun einen Reisenden von langer Gestalt, so schleppte er ihn zu der kurzen, legte ihn darauf, und, indem er rief: „Siehe! du passest nicht hinein; ich muß dich kürzer machen!" hieb er ihm die hervorragenden Theile, Füße und Kopf, ab. Wenn der Reisende aber klein war, so wurde er in die lange gelegt. „Ei!" rief er dann, „wie klein du bist! Warte, ich will dich größer machen!" — Und so zerrte er ihn so lange auseinander, bis er die Bettstelle ausfüllte, oder ihm die Glieder zerrissen. Nun kam Theseus; schon freute sich Prokrnstes über den guten Fang und dachte an die kurze Bettstelle, als Theseus ihn mächtig niederwarf und ihm nun zum wohlverdienten Lohne denselben Tod gab, den er so vielen Unglücklichen bereitet hatte. Mit der Keule des Periphetes kam Theseus nun nach Athen. An dem Schwert erkannte ihn Aegens bald und freute sich recht herzlich, plötzlich einen Sohn, und noch dazu einen so wackern umarmen zu können. Aber der thätige Jüngling blieb nicht lange daheim. Er hörte von einem wilden Stiere, der in der Nachbarschaft von Athen das Feld bei Marathon unsicher machte und vielen

19. Theil 1 - S. 40

1880 - Stuttgart : Heitz
40 Alte Geschichte. 1. Periode. Griechen. rinth geführt werden (seine Keule hatte er nicht vergessen), als des Minos freundliche Tochter, die schöne Ariadne, heimlich zu ihm schlich. Sie hatte ihn gleich beim ersten Anblick lieb gewonnen, und es hatte sie gedauert, daß der beherzte Jüngling aufgeopfert werden sollte. „Wenn du ihn retten könntest!" hatte sie bei sich gedacht. „Gewiß wird sein Heldenmuth siegen; aber selbst dann! — wie kann er sich wieder herausfinden aus den Jrrgängen des Labyrinths?" — Da fiel dem klugen Mädchen ein: „Wie, wenn du ihm ein Knäuel mitgäbest, dessen Ende er am Eingänge befestigte und das er im Weitergehen ablaufen ließe! An dem könnte er sich nach vollbrachter That wieder zurückfinden." — Gesagt, gethan! Sie eilte heimlich zu Theseus, drückte ihm das rettende Knäuel in die Hand, gab ihm kurz eine Anweisung, und kaum hatte Theseus Zeit, ihr ewige Dankbarkeit zu geloben, als sie auch schon wieder entschwunden war. Muthiger als zuvor drang nun Theseus in das Labyrinth ein; im hintersten Gemache traf er auf den schon vor Gier brüllenden Minotaur. Theseus' Keule sauste durch die Lust, und röchelnd wand sich das Ungeheuer vor seinen Füßen. Durch den Faden des Knäuels geleitet, sand sich Theseus glücklich wieder hinaus und umarmte seine Retterin. Die Liebenden kamen überein, miteinander eilig zu fliehen. Im Liebesrausche vergaß Ariadne ihre Pflichten gegen den zurückbleibenden Vater und eilte mit dem fremden Jünglinge zu Schiffe, ein Vergehen, welches das arme Mädchen bald schwer genug büßen mußte. Anfänglich ging Alles gut; günstige Winde schwellten die Segel, und pfeilschnell durchflogen sie den Ocean. Da landeten sie unterwegs an der wüsten Insel Naxos, und da der Abend kam, entschlummerten Beide in einer kühlen Grotte, sie, um den Theseus nie wieder zu sehen; denn während der Nacht erschien Bacchus, dem Naxos geheiligt war, und entdeckte, indem er zwischen Rebenhügeln wandelte, die schöne Ariadne. Ihr Anblick rührte ihn so, daß er wie versteinert dastand; nur durch ihren Besitz glaubte er glücklich sein zu können, und schon wollte er sie rauben und mit ihr zur Götterheimath fliehen, als ihm einfiel, daß sie ja schon mit Theseus vermählt, und es grausam sei, die glückliche Verbindung zu trennen. „Aber," dachte er, „ist auch der sterbliche Jüngling wohl des himmlischen Mädchens würdig?" Schnell beschloß er, ihn zu prüfen. Er erschien ihm im Traume und befahl ihm, wenn ihm sein Leben lieb wäre, eiligst Ariadne zu verlassen. Theseus erwachte voll Schrecken; denn noch schien es ihm, als hörte er die Worte des

20. Theil 1 - S. 49

1880 - Stuttgart : Heitz
Argonauten. Orpheus. 49 sank sie, von einer giftigen Schlange gebissen, ins Grab. Orpheus war in dumpfer Verzweiflung; ohne sie vermochte er nicht zu leben; da suchte und fand er den Weg in die Unterwelt an der südlichsten Spitze der Halbinsel Morea. Indem er mit kunstreicher Hand in die goldenen Saiten der Lyra griff, trat er in das düstere Schattenreich, wo sich zum ersten Male Freude und Entzücken verbreitete. Die zu ewigen Strafen Vernrtheilten horchten auf und vergaßen auf kurze Zeit ihre Pein. Sisyphos hielt ein, den Stein bergan zu wälzen, und fetzte sich auf denselben, den süßen Tönen zu lauschen; Jxions Rad wurde gehemmt; Tantalos vergaß seinen Hunger und Durst, die Danaiden hörten ans zu schöpfen, und alle übrigen Verbrecher ruhten von ihrer Qual. Selbst die scheußlichen Furien vergossen die ersten Thränen sanfter Rührung, und Pluton und Persephone vermochten nicht, dem herrlichen Sänger die Bitte um Zurückgabe seines Weibes abzuschlagen. „Gut!" sprach Pluto; „du sollst sie haben, aber nur, wenn du deine Neugierde zähmst und dich nicht eher nach ihr umsiehst, bis du die Oberwelt erreicht hast." Orpheus war entzückt-, er versprach Alles. Schon war er dem Ende des dunkeln Orkus nahe, schon dämmerten ihm die Strahlen des Sonnenlichtes entgegen — da stieg der leise Argwohn in ihm aus, ob sie auch wohl hinter ihm sei? Schnell wandte er den Blick, aber nur um sie verschwinden zu sehen. Er hatte sein Gelübde gebrochen, sie sank in den Orkus zurück und blieb ihm nun unabwendbar entrissen. Seitdem kam in das Gemüth des trefflichen Sängers, der Alles entzückte, kein Gefühl der Freude mehr; unempfindlich zog er durch Gebirge und Thäler, und als er einst ungewarnt einem Bacchusfeste sich nahte, zerrissen ihn die wüthenden Manaden. 14. Der Zug der Griechen nach Troja [1184]. *) Der Argonautenzug war nur das Vorspiel zu einer allgemeinen Unternehmung der Griechen, dem Zuge nach Troja. Diese Stadt lag in Klein-Asien, hatte einen eigenen König, Priamos, und seine Einwohner waren wenigstens eben so gebildet als die Griechen, von denen nur der Archipel sie trennte. Gewiß waren zwischen beiden Ländern manche Reibungen vorgefallen, wie das *) Ausführlicher in Nösselt's Mythologie für das weibliche Geschlecht S. 292 u. f. Weltgeschichte für Töchter. I. 16. Aufl. 4
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