Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Theil 3 - S. 73

1880 - Stuttgart : Heitz
Huldreich Zwingli. 73 seiner Wohnung auf dem Stiftplatze sammelte sich das Kriegsvolk. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer um und sprach nun zu seiner treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen! Es sei so! Der Herr will es so! Er sei mit dir, mit mir und mit den Unsern!" Und als er sie zum letzten Mal in seine Arme schloß und sie vor Schmerz kaum sprechen konnte, blickte sie weinend gen Himmel und fragte: „Und wir sehen uns wieder?" — „Wenn der Herr es will!" antwortete Zwingli voll festen Vertrauens, „sein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kömmst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Dann küßte er die Kleinen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit gepreßtem Herzen nach, und als er um die Ecke der Straße bog und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte — da hatten sich beide hienieden das letzte Mal gesehen. Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen Kammer auf die Kniee und betete zu dem, der im Gebete Kraft giebt: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei. . Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappel, zwischen Zürich und Zug, am südlichen Abhange des Albis, zur Schlacht gekommen, die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Cantons besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet; zuletzt sank er selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche Worte zugerufen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen Mann, der mit heiterm Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet, dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange? Da er dies, so wie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumuthete, ablehnte, rief ihm der Haupt-mann Vockinger aus Unterwalden zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durchstach sein treues Herz. Erst nach der That erkannte man ihn, und nun strömten auf die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer Schadenfreude die Leiche des braven Mannes an. Nur ein Einziger zeigte Gefühl, ein Eonventual; ihm traten die Thränen in die Augen und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!" Der Leichnam wurde noch

2. Theil 3 - S. 140

1880 - Stuttgart : Heitz
140 Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland. Friede im Lande nicht gestört wurde, wenn er auch nicht vermochte, die ängstliche Spannung aufzuheben, die in den Gemüthern herrschte. Das einzige, was man ihm vielleicht vorwerfen kann, ist die große Härte gegen den Herzog von Gotha. Der unglückliche Johann Friedrich von Sachsen hatte einen noch unglücklichem Sohn, der auch Johann Friedrich hieß und Herzog von Gotha war. Dieser ließ sich mit einem Ritter, Wilhelm von Grumbach, einem raubsüchtigen Menschen, ein und schützte ihn gegen den ausdrücklichen Befehl des Kaisers, ihn auszuliefern. Die Folge davon war, daß Gotha belagert, eingenommen und der Herzog gefangen wurde. Da er gegen wiederholte Warnungen taub gewesen war, so ließ ihn der Kaiser Maximilian Ii. (1567) nach Wien bringen, auf einem offenen Wagen, einen Strohhut auf dem Kopfe, durch die Straßen führen und dann ins Gefängniß werfen. Seine Frau Elisabeth, eine Tochter Friedrichs Iii. von der Pfalz, war trostlos über das unglückliche Schicksal ihres Mannes. Statt sich — sie war erst 27 Jahre alt — etwa durch Vergnügen zu zerstreuen, dachte sie nur an ihn, und hatte nirgends Ruhe und Rast. Fünf Jahre lang hörte sie nicht auf, flehentlich zu bitten, man möchte sie doch nur zu ihrem lieben Manne lassen. Endlich wurde es ihr bewilligt, aber nur auf einige Monate. Wie freute sie sich, als sie ihn wiedersah! Nun konnte sie ihn doch pflegen und ihm seine Einsamkeit erleichtern; denn eine andere Freude kannte das gute Weib nicht. Nach Verlauf einiger Monate sollte sie ihn wieder verlassen; aber sie bat den Kaiser so lange, bis er ihr endlich erlaubte, sich bei ihm einsperren zu lassen; nur unter dieser Bedingung wurde ihr gewährt. Aber das war ihr ein kleines Opfer für das Glück, seine Leiden zu theilen und zu erleichtern. So ist sie auch bei ihm geblieben, bis sie nach einer 22jährigen Gefangenschaft in den Armen ihres dankbaren Mannes starb. Viele Fürsten hatten oft und dringend den Kaiser um seine Freilassung gebeten; aber vergebens. Er saß noch bis ins folgende Jahr (1595) gefangen; dann entführte ihn der Tod ins Land der ewigen Freiheit, nachdem er 28 Jahre eingesperrt gewesen war. Um die- Zeit der Grumbach'scheu Händel (1566) ereignete sich eine berühmte Waffeuthat in Ungarn: die Vertheidigung von Szigeth durch Zrini. Der alte Suleimau der Prächtige lebte noch; er war wieder in Ungarn eingefallen und belagerte da Szigeth an der Theiß. Hier war der tapfere Zrini Commandant; er beschloß mit seiner kleinen Schaar den Platz bis aufs äußerste

3. Theil 3 - S. 155

1880 - Stuttgart : Heitz
Alba in den Niederlanden. 155 behrungen zu verlangen, die durch eine Flucht nöthig geworden wären. „Nimmermehr wirst du mich bereden, Oranien," sagte er, „die Dinge in diesem trüben Lichte zu sehen. Was kann auch der König mir anhaben? Er ist gütig und gerecht, und ich habe mir Ansprüche auf seine Dankbarkeit erworben." — „Wohlan!" rief Oranten mit Unwillen und innerm Schmerze, „so wage es denn auf diese königliche Dankbarkeit. Aber mir sagt eine traurige Ahnung — und gebe der Himmel, daß sie mich betrüge! — daß du die Brücke sein werdest, Egmont, über welche die Spanier in das Land kommen, und die sie abbrechen werden, wenn sie hinüber sind." — Innig drückte er ihn noch einmal an sein Herz. Lange, als wäre es für das ganze Leben, hielt er die Augen auf ihn geheftet, Thränen entfielen ihm; sie sahen einander nicht wieder! — Gleich am folgenden Tage schrieb er der Statthalterin seinen Abschiedsbrief und ging auf seine Güter im Nassauischen. Ihm folgten viele Gleichgesinnte nach; denn mit größerer Strenge verfuhr jetzt Margaretha gegen die Calvinisten; viele flohen, andere starben durch die Hand des Henkers. Den resormirten Predigern wurde angedeutet, binnen 24 Stunden das Land zu räumen. Alle Straßen waren mit Flüchtlingen bedeckt, die ihrer Religion zu Ehren ihr Liebstes verließen und für sie ein glücklicheres Land suchten. Dort nahmen Männer von ihren Weibern, Väter von ihren Kindern ein ewiges Lebewohl; hier führten sie dieselben mit sich. Die Städte glichen einem Trauerhause. Aus den Balken der durch die Bilderstürmer zerstörten Kirchen wurden Galgen gebaut für die, welche sich an ihnen vergriffen hatten. Alle Hochgerichte waren mit Leichnamen, alle Gefängnisse mit Todesopfern, alle Landstraßen mit Flüchtlingen angefüllt. Keine Stadt war so klein, daß in ihr in dem mörderischen Jahre 1567 nicht an 50—300 zum Tode geführt worden wären. Jetzt hielt es auch Brederode für gerathen, zu entfliehen; er entkam nach Emden, wo er das Jahr darauf starb. Nun war die Ruhe wieder hergestellt; wer nicht todt oder geflohen war, wurde durch die Furcht in Unthätigfett erhalten, und Margaretha berichtete an den König, alles fei ruhig; er möchte also doch ja den Herzog von Alba, der schon mit einem Heere unterwegs war, zurückrufen, weil seine Ankunft nur die Ruhe wieder stören könnte. Aber in Madrid war es anders beschlossen. Philipp und Alba wollten die Gelegenheit nicht vorbeigehen lassen, Blut in Strömen zu vergießen. Jetzt sei zwar, hieß es dahier,

4. Theil 3 - S. 255

1880 - Stuttgart : Heitz
Marlbo rough. Prinz Eugen. 255 damals zwei ganz ausgezeichnete Feldherren hatten, die Engländer den liebenswürdigen Herzog von Marlborough (sprich Malbro) und die Oestreicher den bescheidenen Prinzen Eugen von Savoyen. Wäre Marlborough blos ein großer/General gewesen, so wäre es hinlänglich, nur seinen Namen zu merken. Aber seine und seiner Gattin Geschichte liefert wieder ein recht auffallendes Beispiel, wie schnell sich das glänzendste Glück ändern und wie wenig man auf die Gunst der Menschen bauen kann. Den Anfang seines Glücks verdankte Marlborough seiner Schönheit und seinem Anstande, durch welche er die Aufmerksamkeit König Jacobs Ii. (1685—88) auf sich zog. Allgemein nannte man ihn den schönen Engländer, und Jacob überhäufte ihn mit Ehre und Ansehen. Dieser König, der zweite Sohn des unglücklichen Karl I., strebte danach, die katholische Kirche zur herrschenden in England.zu machen und das Parlanzent zu schwächen; dadurch brachte er sich um das Vertrauen seiner Unterthanen und wurde endlich von seinem eigenen Schwiegersöhne, Wilhelm Iii. von Dramen (1688), vertrieben. Nun bestieg Wilhelm und seine Gemahlin Maria den englischen Thron. Die letztere hatte eine Schwester, die Prinzessin Anna. Diese faßte für die liebenswürdige und lebhafte Lady Marlborough eine zärtliche Freundschaft. Sie führten einen vertrauten Briefwechsel, und damit dieser desto ungestörter geführt werden könnte, nahmen beide andere Namen an. Anna nannte sich Morlay und die Lady — Freimund. Als sich späterhin Anna mit ihrer Schwester, der Königin Maria, und mit dem Könige Wilhelm veruneinigte, fielen auch Marlborough und seine Frau bei den beiden letztem in Ungnade, und Marlborough wurde gar vom Hose verwiesen. Das schmerzte die Lady tief; sie warf sich vor ihrer Gebieterin nieder und beschwor sie, ihr zu erlauben sich von ihr zu trennen, da sie die Ursache des Unfriedens zwischen beiden Schwestern zu sein schiene. Anna hob sie gerührt auf, schloß sie zärtlich in ihre Arme und betheuerte, blos in ihrer Gesellschaft Trost zu finden. Ja, sie verließ, um nur ihre Freundin nicht zu missen, lieber London, und begab sich nach einem Landhause. In einem Bittet an die Lady schrieb sie: „Ich schmachte nach einer Nachricht, wie meine theure Freimund nach Hause gekommen, und weil sich eine so gute Gelegenheit zu vertrauten Mittheilungen darbietet, so muß sie mir erlauben, ihr zu erklären, daß diese, wenn sie jemals die Grausamkeit begeht, ihre treue Morlay zu verlassen, allen Lebensfreuden entsagen werde.

5. Theil 3 - S. 291

1880 - Stuttgart : Heitz
Katharina I., Gemahlin Peters des Großen. 291 das Zimmer ging, fiel ihre Schönheit ihm so auf, daß er sie gleich zu sich nahm. Er ließ ihr anständige Kleidung machen, gab ihr Dienerschaft und sorgte sür ihre Ausbildung. Weniger durch ihre Schönheit als durch ihr sehr einnehmendes, sanftes Betragen wußte sie sich sein ganzes Vertrauen zu verschaffen, bis er sie endlich gar zu seiner Gemahlin erhob.*) Sie begleitete ihn auch jetzt in den Krieg. — Die Russen fielen unter Scheremetjew in die Moldau ein und zogen längs dem Pruth hinab. Plötzlich sahen sie sich beim Dorfe Falczin von allen Seiten von ungeheuern Schwärmen von Türken und Tataren eingeschlossen. Sie konnten weder vor- noch rückwärts und alle Lebensmittel waren ausgegangen. Der Großvezier vernichtete in einer dreitägigen Schlacht 40,000 Russen. Peter sah den Augenblick sich nähern, wo er mit allen den Seinigen verhungern oder sich den Feinden ergeben müßte. Er schrieb an den russischen Senat einen Brief, in welchem er seine Lage schilderte und gestand, daß er ohne besondere göttliche Hülse nichts erwarten könne als den Tod oder Gefangenschaft. Aber der Mensch muß nie verzweifeln. Strengt er seinen Verstand im Unglück an, so zeigt ihm auch Gott gewiß einen Ausweg. So auch hier. Peter schloß sich mißmuthig in sein Zelt ein; kaum Kathinka wagte vor ihm zu erscheinen, so übellaunig war er. Aber sie eben half ihm. Sie wußte, wie leicht die türkischen Großen sich bestechen lassen, und schickte einen Friedensboten an den Großvezier mit ihrem Juwelenkästchen und einer guten Summe Geldes ab. Das wirkte. Die Augen Mehemets wurden von den glänzenden Steinen so geblendet, daß er die hoffnungslose Lage der Russen nicht mehr sah — und mit Peter so schnell einen Frieden schloß, daß Karl ihn nicht mehr zu hindern im Stande war. Auf die erste Nachricht davon warf sich Karl auf sein Pferd, jagte 15 Meilen weit in einem Ritt bis ins türkische Lager und bot Himmel und Hölle auf, den Vezier zu bewegen, daß er den Frieden bräche. „Vertraue mir," sprach er, „20,000 deiner Janitscharen, und ich liefere dir den Czar noch *) Der alte Gluck war damals schon todt, aber seine Wittwe und deren Kinder lebten in Moskau in Armuth. Kathinka ließ sie gleich nach Petersburg kommen, machte den Sohn zum Kammerjunker, die eine Tochter zur Ehrendame und verheirathete die beiden andern an Offiziere, und als der ehemalige Hauslehrer des Gluck'schen Hauses sich ihr einst vorstellen ließ, erkannte sie ihn gleich, nahm ihn sehr freundlich auf und setzte ihm eine Pension aus. Ihren ersten Mann sah sie nie wieder; er wurde wenige Jahre nach ihrer Trennung im Kriege erschossen.

6. Theil 4 - S. 25

1880 - Stuttgart : Heitz
/ Nationalconvent. Girondisten. 25 Ermordungen währten vom 2. bis zum 7. September, und man rechnet 7000 Menschen, die dabei umkamen. Indessen wurden die Mitglieder zu der neuen (dritten) Versammlung gewählt, die man den Nationalconvent nannte. Natürlich wurden fast lauter Demokraten (Freunde der Volksherrschaft) gewählt, und die blutgierigsten darunter, Robespierre, Marat, Danton, Orleans, Pethion, Collot d'herbois und andere Ungeheuer fehlten nicht. Am 21. September 1792 wurde der Convent eröffnet, nachdem die Nationalversammlung auseinandergegangen war. Das erste, was er that, war, daß er die königliche Würde „für ewige Zeiten" abschaffte, worauf der Pöbel alles, was an den königlichen Namen erinnern konnte, Bildsäulen, Namenszüge, selbst Benennungen mancher Brücken, Straßen und Plätze vertilgte. Sogar die ehrwürdigen königlichen Gräber von St. Denys wurden abgebrochen, die Gebeine der Könige herausgerissen und in zwei große gemeinschaftliche Gruben geworfen. Selbst eine neue Zeitrechnung wurde eingeführt. Man zählte nach Jahren der Republik, und zwar vom 21. September 1792 an. Statt in Wochen wo sie ihre gewohnte Standhaftigkeit verließ. (So erzählt die Herzogin von Angouleme in ihrem Recit suv la captivite de la famille royale au Temple). Rührend ist, wie eine gute Tochter sich um die Befreiung ihres Vaters bemühte. Ein ehrwürdiger Greis, Cazotte mit Namen, sonst ein angesehener Beamter war auch ins Gefängniß gefchleppt worden. Am 2. September wurde er vor Maillard geführt, der ihn den Mördern überlieferte. In diesem Augenblicke sprang feine Tochter, Elisabeth Cazotte, herbei, warf sich ihrem Vater um den Hals und rief: „Erbarmen! Erbarmen!" Ihr follt meinen Vater nicht todten, ehe ihr mich nicht umgebracht habt!" Ihre Tugend und Schönheit rührte selbst die Mörder; das Volk schrie: „Gnade! Gnade!" und die Mörder ließen ihn los. Elisabeth führte unter dem Jubelgeschrei des Volks ihren alten Vater fort. Das Volk rief:^,Wer sind deine Feinde? Nenne sie uns, damit wir dich an ihnen rächen." — „Ach!" antwortete Cazotte, „wie sollte ich Feinde haben? Ich habe nie jemanden etwas zu leide gethan." — So kehrte er nach Hause zurück; sobald aber Pethion seine Befreiung erfuhr, ließ er ihn wieder verhaften, denn Cazotte hatte einst in einem Briefe an den König Pethion Io geschildert, wie er war. Seine Tochter folgte ihm nach dem Gefängnisse, wurde aber trotz der flehentlichsten Bitten nicht eingelassen. Man verurtheilte ihn zum Tode. Indessen bot Elisabeth alles auf, ihn zu befreien. Sie brachte einige Haufen Frauenzimmer zusammen, die ihre Bitten unterstützen sollten. Vergebens! die Helfershelfer Pethions und Robespierre's ergriffen sie und sperrten sie so lange ein, bis der Kopf ihres Vaters unter der Guillotine gefallen war. Cazotte ging mit der größten Ruhe zum Tode, ließ sich eine Locke von seinem weißen Haare abschneiden und bat, sie seiner geliebten Tochter zu geben. Nur der Gedanke an ihren Schmerz machte ihm den Tod schwer.

7. Theil 4 - S. 80

1880 - Stuttgart : Heitz
80 Neueste Geschichte. 1. Periode. Frankreich. Vicekönig Eugen gekämpft hatten. Dagegen hatte sich für das Haus Oestreich das treue Volk der Tiroler erhoben. An ihrer Spitze standen Andreas Hofer, ein Gastwirth, Speckbacher, der Kapuziner Haspinger und andere, und da die Tiroler gute Schützen sind unv alle Steige kannten, so waren sie den Baiern und Franzosen gefährliche Feinde. *) Aber ein Waffenstillstand'und - ' / *) Welch ein schöner Geist der Tapferkeit Jung und Alt damals in Tirol beseelte, für ihren Kaiser zu streiten, zeigt auch folgender Zug: Als Speckbacher einst zum Treffen ausgezogen war, fand sich tvährend des ersten Handgemenges Anderl, sein zehnjähriger Sohn, unbewaffnet bei ihm ein und ließ sich nicht abweisen, dem Gefechte beizuwohnen. Als ein Sturm auf eine Brücke gemacht werden sollte, wurde dem Vater für den Kleinen bange, und da die Ermahnungen, zurückzugehen, nichts halfen, so mußte er ihn schlagen. Ter Knabe ging aber nur so weit zurück, bis ihn der Vater nicht mehr sehen konnte, hielt sich hinter den Schützen am Waldrande und schnitt mit seinen: Messer die Kugeln aus, die in den Boden fuhren und die er am Aufwirbeln des Staubes erkannte. Am andern Morgen in größter Frühe kam er zum Vater mit seinem Schatze und übergab ihm sein Hütchen voll Kugeln, weil er gehört habe, die Tiroler litten Mangel daran. Mit vieler Mühe konnte man ihn durch das Vorgeben, daß Speckbacher bald nachfolgen würde, bewegen, nach Hause zu gehen. Man sorgte nun dafür, ihn auf eine entfernte Alp zu schicken, weil ihm nicht zu trauen war; aber auch dort entwischte er bald der Wachsamkeit seiner Hüter. Späterhin hörte einmal Speckbacher, als er in St. Johann sich mit Schreiben beschäftigte, Trommel- und Pfeifenschall. Er trat ans Fenster. Es waren tiroler Schützen. Gleich hinter der Musik sah er einen bewaffneten Knaben einherziehen, so daß er halb ärgerlich sagte: „Nun werden die Gerichte mir bald Kinder nachschicken!" Da kam der Knabe ehrerbietig auf ihn los und küßte ihm die Hand, und er erkannte seinen Sohn Anderl, der voit der Alp entlaufen war und sich schon seit einem Monate den Landesvertheidigern zugesellt hatte. Die Schützen hatten ihn, da er barfuß zu ihnen gekommen war, ganz wie ihres Gleichen ausstaffirt, ihm ein graues Mäntelchen und einen grünen Hut, auch einen leichten Stutzen (Büchse) gegeben. Er wollte dem Vater, bis er allein mit ihm war, nicht eingestehen, daß er hungrig sei, obwohl er in 24 Stunden nichts gegessen hatte. Von dieser Zeit an blieb der Kleine in der Nähe des Vaters. Mehrere Wochen darauf wurde Speckbacher von den Feinden von allen Zeiten angegriffen. Er und Anderl wurden gefangen; ihm gelang es endlich durch seine Riesenstärke, sich loszureißen und eine steile Felsenwand zu erklettern; aber der Junge wurde fortgeführt. Unterwegs sagten ihm die Baiern, sein Vater sei todt und zeigten ihm dessen Mantel, Hut und Säbel. Als er 'diese Stücke erkannte, weinte er bitterlich; sonst zeigte er immer festen Muth. Ter König von Baiern ließ ihn zu sich kommen und fragte ihn, was er glaubte, daß mit ihm geschehen würde? „Umbringen wird man mich wie meinen Vater!" antwortete er. Ter König beruhigte ihn und that ihn in eine Erziehungsanstalt. Der brave Speckbacher wurde späterhin v.om Kaiser Franz mit der großen goldenen Medaille geziert und starb 1820 in Hall in Tirol. Sein Anderl wurde ein brauchbarer Bergbeamter und starb 1834 auch in Hall als junger Mann.

8. Theil 4 - S. 112

1880 - Stuttgart : Heitz
112 Neueste Geschichte. 1. Periode. mit erblichen Mitgliedern und eine Deputirtenkammer errichtet und ihnen das Recht der Steuerbewilligung gegeben wurde. Aber die neue Regierung versäumte es, den Geist der Nation, welcher der napoleonischen Herrschaft noch in vieler Beziehung zugeneigt war, zu schonen. Mit großer Uebereilung drängten die Freunde der zurückgekehrten Königsfamilie alle bisherigen Anhänger des vertriebenen Kaisers zurück, besonders aber verletzten sie die Armee und das Volk durch geringschätzige Behandlung der Soldaten, zumal der Garden des Kaiserreichs, und als die zahlreichen Kriegsgefangenen, welche nach dem Friedensschluß aus der fremden Haft entlassen waren, nach Frankreich zurückkehrten, fanden sie in der Mißstimmung des Volks bereits einen günstigen Boden, um ihre Vorliebe für den verbannten Bonaparte wieder zu verbreiten. Diese Stimmung der Gemüther in Frankreich blieb dem auf Elba gefangen gehaltenen, aber nicht streng bewachten Helden nicht unbekannt; viele seiner früheren treuen Diener, besonders der Polizeiminister Fouche, der Marschall Davoust, der Kriegsminister Carnot n. a. ermunterten ihn zu einem neuen kühnen Streich, und da er gleichzeitig erfuhr, daß die Fürsten und Staatsmänner in Wien über die Ländervertheilnng gerade in heftigem Zwiespalt waren, so hielt er den Augenblick für günstig zu einem neuen Versuch, die verlorene Herrschaft wieder zu erlangen. Am 26. Februar 1815 verließ Napoleon Elba mit etwa 1100 alten Soldaten; glücklich entging er den im Mittelmeer kreuzenden Schiffen der Engländer und Franzosen und stieg am 1. März bei Cannes in der Provence ans Land. Bald zeigte es sich, daß er in Bezug auf die Stimmung der Franzosen nicht falsch gerechnet hatte; denn überall im Süden wurde er mit Begeisterung aufgenommen, von Schritt zu Schritt wuchs die Anzahl seiner Getreuen. Mit seiner alten Zuversicht rief er aus: „Mein Adler wird von einem Kirch-thurm zum andern durch Frankreich vor mir herfliegen, bis er sich auf dem Thurme von Notre-Dame in Paris niederlassen wird." Vergeblich sandte Ludwig Xviii. die Generale gegen ihn aus, welche er für die treuesten hielt; kaum befanden sie sich im Angesicht ihres alten, ruhmgekrönten-Kriegsherrn, allste unwiderstehlich zu ihm hinübergezogen wurden, wie auch alle Truppen und Befehlshaber auf dem ganzen Wege von Cannes bis Paris • eben so zu ihm übergingen. In 20 Tagen legte der todtgeglaubte Löwe den Triumphmarsch zurück, und nachdem Ludwig Xviii. von allen, die ihm so eben Treue geschworen, verlassen, nach Gent in

9. Theil 2 - S. 96

1880 - Stuttgart : Heitz
96 Mittlere Geschichte. 2. Periode. England. zu kämpfen, da immer neue Schaaren wie aus dem Meere aufstiegen. Vergebens rief Alsred seine Unterthanen zu einem neuen Kampfe auf. Manche flohen in die Berge, Andere über die See, und die Uebrigeu unterwarfen sich den Siegern. Alfred, von Allen verlassen, von den Dänen ausgesucht, entließ seine Hofleute und flüchtete sich in Bauernkleidern. Er trat als Knecht in die Dienste eines seiner Rinderhirten, eines treuen Menschen, der nicht einmal seiner Frau den hohen Stand seines Gastes verrieth. Als er nun hier bemerkte, daß die Dänen nicht mehr so eifrig Ihn aufsuchten, begab er sich nach einem Versteck in Somersetshire (im südlichen England am Kanal von Bristol). Hier war eine von kleinen Flüssen, Morästen und Buschwerk umgebene Gegend, die Insel Athelney. Diese befestigte er; und dazu war hier Alles so unwegsam, daß Niemand ahnte, daß sich hier Menschen aufhielten. Von hier aus griff er mit einem gesammelten Haufen ' Sachsen öfters die Dänen an, die daraus wohl sahen, daß er noch da sei, aber nicht erfahren konnten, wo er sich aufhalle. Endlich hörte er, daß ein sächsischer Graf den Dänen eine Niederlage beigebracht und ihnen ihre Zauberfahne weggenommen habe, auf welcher von drei Schwestern unter Zaubersprüchen ein Rabe gestickt war und die durch ihr Wehen Kriegsglück und Unglück verkündigte. Nun wollte auch er offen hervortreten, vorher aber ))as Lager der Feinde erspähen. Als Harfenspieler verkleidet begab er sich dahin, er spielte ihnen vor und erwarb durch heitere Scherze ihr Vertrauen so, daß sie ihn überall frei umhergehen ließen, ja daß sogar einer ihrer Prinzen ihn mehrere Tage in seinem Zelte behielt. Da er ihre große Sicherheit bemerkte, war schnell sein Plan gemacht. Er verschwand aus dem dänischen Lager und schickte heimlich Boten zu den Angesehensten der Sachsen: daß sie sich an einem bestimmten Tage in einem dazu ihnen angewiesenen Walde einfinden möchten. Da sie längst die Tyrannei der Dänen unerträglich gefunden hatten, so kamen sie und empfingen den geliebten König freudig in ihrer Mitte. Sie versprachen ihm Treue und Gehorsam. Er benutzte ihre Begeisterung und führte sie sogleich gegen die Dänen. Diese waren überrascht von der Erscheinung der Sachsen, die sie ganz muthlos geglaubt hatten, und über das Wiederauftreten Alfreds. Sie erlitten bei Eddington unweit Bristol eine vollständige Niederlage, flüchteten sich in eine Festung und mußten sich hier an Alfred ergeben. Dieser war so großmüthig, sie im Lande zu behalten; er wies sie nach dem Norden Englands (Ostangeln und

10. Theil 2 - S. 95

1880 - Stuttgart : Heitz
Alfred von England. 95 62. Alfred von England (871—901) und Wilhelm der Eroberer (1066). Von England ist am Schluffe der alten Geschichte erzählt worden, daß 449 ein Schwarm Angelsachsen unter Hengift und Horsa auf Bitten der Briten aus Deutschland herübergekommen sei und ihnen zwar gegen deren Feinde, die Pikten und Skoten, beigestanden, sich aber dann in England festgesetzt und die Briten unterworfen habe. Es waren immer neue Schwärme nachgekommen und die Häuptlinge derselben errichteten sieben Königreiche in England, die sogenannte Heptarchie (Siebenherrschaft). Es war dies eine unglückliche Zeit; denn die unterdrückten Briten machten unaufhörliche Versuche, das ihnen aufgelegte Joch der Angelsachsen wieder abzuwerfen, und erst nach und nach fanden- sie sich in ihr Schicksal oder zogen sich in die Berge von Wales oder Cornwall zurück. Endlich vereinigte ein König von Wefsex (in Süd-England), Egbert, alle sieben Reiche (827) und machte also der Heptarchie ein Ende. Er war als Prinz, um sich vor den Verfolgungen seiner eigenen Verwandten zu retten, nach Frankreich geflohen und hatte am Hofe Karls des Großen seine Ausbildung erhalten. Mit Kenntnissen und Erfahrungen bereichert, kam er zurück, und mit ihm begann für England eine ruhigere Zeit. Doch wurde die Ruhe manchmal durch die Landung der Dänen oder Normänner, kühner Seeräuber, die von Dänemark und Norwegen aus das Meer durchschifften, gestört. Sie raubten Menschen und Güter, und schifften dann reich beladen nach Hause. Noch großem Ruhm als Egbert erlangte sein Enkel, Alfred, den man auch wohl den Großen genannt, und der von 871 bis 901 über England regierte. Als Knabe hatte er nichts gelernt, weil ihn sein schwacher Vater (Ethelwolf) verzärtelte; aber seine Mutier Judith, eine Tochter Karls des Kahlen, lehrte ihm die altsächsischen Lieder. Diese machten auf sein Gemüth einen wunderbaren Eindruck und entwickelten in ihm die Begeisterung für alles Edle und Große, die er hernach als König überall zeigte. Kaum hatte er den Thron bestiegen, so landeten neue Haufen von Dänen, die damals die Küsten nicht nur Englands, sondern auch Frankreichs und Deutschlands zu verwüsten pflegten. Nach mehrern vergeblichen Kämpfen verloren die Angelsachsen den Muth, ferner
   bis 10 von 56 weiter»  »»
56 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 56 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 0
3 0
4 1
5 5
6 0
7 7
8 0
9 0
10 18
11 1
12 3
13 0
14 3
15 0
16 4
17 0
18 0
19 1
20 3
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 1
29 0
30 0
31 5
32 1
33 11
34 1
35 0
36 1
37 41
38 0
39 1
40 1
41 0
42 2
43 20
44 0
45 6
46 4
47 1
48 3
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 46
2 12
3 3
4 15
5 0
6 1
7 10
8 12
9 41
10 3
11 1
12 3
13 5
14 5
15 7
16 25
17 153
18 0
19 15
20 16
21 11
22 46
23 62
24 2
25 4
26 5
27 1
28 21
29 21
30 2
31 5
32 2
33 1
34 22
35 14
36 15
37 8
38 24
39 111
40 1
41 18
42 11
43 16
44 3
45 18
46 8
47 0
48 0
49 0
50 1
51 12
52 10
53 0
54 13
55 19
56 6
57 0
58 6
59 59
60 10
61 4
62 2
63 4
64 2
65 8
66 5
67 11
68 11
69 1
70 2
71 27
72 19
73 2
74 11
75 10
76 4
77 56
78 7
79 4
80 1
81 2
82 38
83 17
84 0
85 14
86 8
87 17
88 42
89 2
90 1
91 4
92 77
93 1
94 72
95 7
96 10
97 5
98 59
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 5
1 1
2 21
3 3
4 26
5 3
6 8
7 1
8 0
9 13
10 6
11 0
12 4
13 3
14 0
15 3
16 38
17 3
18 5
19 10
20 0
21 5
22 3
23 2
24 0
25 0
26 14
27 4
28 2
29 4
30 5
31 6
32 0
33 82
34 4
35 7
36 0
37 2
38 0
39 2
40 4
41 9
42 3
43 7
44 4
45 1
46 4
47 2
48 19
49 20
50 15
51 29
52 1
53 2
54 18
55 12
56 4
57 2
58 3
59 142
60 0
61 4
62 3
63 1
64 6
65 15
66 0
67 6
68 3
69 0
70 0
71 10
72 4
73 12
74 2
75 6
76 0
77 7
78 0
79 8
80 8
81 156
82 2
83 0
84 2
85 4
86 0
87 1
88 43
89 3
90 0
91 9
92 0
93 0
94 0
95 0
96 0
97 10
98 1
99 0
100 64
101 0
102 64
103 5
104 0
105 2
106 3
107 0
108 4
109 0
110 2
111 9
112 22
113 2
114 0
115 4
116 30
117 0
118 7
119 0
120 6
121 19
122 1
123 7
124 3
125 6
126 4
127 0
128 29
129 8
130 0
131 16
132 8
133 0
134 1
135 1
136 29
137 0
138 1
139 0
140 2
141 2
142 8
143 51
144 0
145 5
146 6
147 1
148 8
149 0
150 11
151 7
152 20
153 1
154 1
155 8
156 27
157 8
158 34
159 0
160 0
161 5
162 4
163 5
164 0
165 3
166 8
167 9
168 0
169 13
170 1
171 29
172 11
173 20
174 0
175 33
176 4
177 37
178 2
179 7
180 1
181 13
182 25
183 10
184 3
185 1
186 4
187 1
188 3
189 0
190 15
191 5
192 7
193 0
194 1
195 2
196 28
197 10
198 6
199 0