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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 144

1888 - Habelschwerdt : Franke
144 Dritte Periode. Das Zeitalter der Kreuzzüge, 1096—1373, Der erste Kreuzzug, 1096—1099. 1. Iie Lage des Hrrents. A. Das oströmische Reich. Dasselbe war seit Justinians Zeiten ohne Bedeutung für die geschichtliche Entwickelung; denn der unbedingteste Absolutismus und ein harter Steuerdruck verhinderten jede freie geistige Regung. Es erfüllte aber die doppelte Aufgabe, a) die Araber aufzuhalten, b) die Schütze der alten Litteratur zu retten. Einer Fortentwickelung der griechischen Bildung waren aber die griechischen Gelehrten nicht fähig. Von den Nachfolgern Justinians, die verschiedener Herkunft waren und oft von den Feldherren zu Kaisern erhoben wurden, sind zu nennen: Heraklius (610—641), der glücklich gegen die Perser kämpfte, aber Syrien, Palästina, Phönizien und Ägypten an die Araber verlor. Leo der Jfaurier (718—741), der nebst seinem Sohne und Nachfolger Konstantin V. Kopronymus den langwierigen Bilderstreit veranlaßte. Michael Iii. (856—867), unter dem der gelehrte Photius den Versuch der Trennung der griechischen Kirche von der römischen machte. Basilius begründete 867 die Dynastie der Macedonier, die bis 1056 regierte. Im Jahre 1056 kam mit dem tapfern Isaak I. die Familie der Koittnenen zur Herrschaft, aus der zu merken sind: Alexius I., 1081 bis 1118, welcher die Finanzen regelte und gegen die Araber und Kreuzfahrer eine überlegene Politik beobachtete. Manuel I. (1143—80), dessen Person die Romantik sich bemächtigt hat. Mit seinem Tode beginnt eine Zeit der Greueln und der Verwirrung. B. Die mohammedanischen Reiche. Die Herrschaft der Abbassiden (750—1258) hatte unter Harun al Raschid, f 819, dem Zeitgenossen Karls d. Gr., ihren Höhepunkt erreicht. Seitdem ging das Reich der Kalifen dem Untergange entgegen. Die Ursachen davon waren: a) Religionsstreitigkeiten, verursacht durch die Aufnahme indischer und persischer Anschauungen; b) Umwandlung des Charakters der Araber, indem diese als Kaufleute und Ackerbauer geordnete Zustände lieben gelernt hatten; c) die Aufnahme der Türken in den Heerdienst des Reiches, nachdem auch die arabischen Soldaten unzuverlässig geworden waren. Die Türken, damals in der Tatarei hausend, waren ein einfaches Naturvolk, das sich durch Frische, Lebendigkeit, Thatkraft und Begehrlichkeit auszeichnete. Der erste Kalis, welcher den Türken Ausnahme gewährte, war Mutassim, der aus 70 000 als Sklaven aufgekauften Turkmenen (Mameluken) ein stehendes Heer bildete. Indes bald wurden die türkischen Truppenführer mächtiger als die Kalifen, und es entstanden in allen Teilen des Landes selbständige Herrschaften, deren bedeutendste das Reich der Fatimiden in Nord-asrika und Ägypten und das der Ghasnawiden zwischen dem Indus und

2. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 146

1888 - Habelschwerdt : Franke
146 e) Auch die bloße Veränderungslust hat viele zu dem Zuge in die weite Ferne verleitet. C. Nähere Veranlassung des 1. Kreuzzuges. Der Einsiedler-Peter von Annens schilderte auf einer Reise durch Frankreich und Deutschland die Leiden, welche die Pilger in Jerusalem von den Türken zu erdulden hatten und predigte den Kampf gegen die Ungläubigen. Der thatkräftige Papst Urban Ii. berief nach Piacenza und Klermont Kirchenversammlungen, 1095, auf denen er eine zahlreiche Volksmenge für deu heiligen Kampf begeisterte. Von dem Abzeichen, einem roten Kreuze auf der rechten Schulter, erhielten die Teilnehmer den Namen Kreuzfahrer. Die Kirche gab neben der Idee zu deu Kreuzzügen häufig auch die Mittel, nahm die Gelübde ab, stellte die Pilger unter ihren Schutz und versündigte in der Heimat den Gottesfrieden. 3. Werlauf des 1. Kreuzzuges. A. Die Führer. Nachdem schon im Jahre 1096 Scharen von Proletariern, die vom Adel nicht geführt sein wollten, ausgezogen, aber in Ungarn zusammengehauen worden waren, setzte sich im folgenden Jahre das Hauptheer, an 600000 Mann stark, in Bewegung. Die hervorragendsten Führer desselben, die namentlich der französischen und normannischen Ritterschaft angehörten, waren: Gottfried von Bouillon, Herzog von Nieder-Lothringm, feine Brüder Balduin und Eustach, Herzog Robert von der Normandie, Raimund von Toulouse, Gras Bohemund von Tarent, der Sohn Robert Guiskards, Tankred, der Neffe des vorigen. B. Die Hauptdaten des 1. Kreuzzuges sind folgende: a) Auf verschiedenen Wegen, teils an der Donaustraße entlang, teils zu Schiffe, wurde Konstantinopel als gemeinsames Ziel erstrebt. b) Der griechische Kaiser Alexius, der die kriegerische Bewegung zu seinen Zwecken auszubeuten suchte, versprach nur unter der Bedingung Unterstützung, daß die Kreuzfahrer für alle zu erobernden Gebiete ihm den Lehnseid leisteten. c) Zuerst wurde Nicäa erobert und dem griechischen Kaiser überlassen. d) Hieraus erfocht das Heer einen glänzenden Sieg bei Dorylänm über den Emir von Jkonium. e) Der Mangel eines einheitlichen Kriegsplanes hatte zur Folge, daß die Führer sich trennten und selbstsüchtige Zwecke verfolgten.

3. Theil 3 - S. 259

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlachten bei Ramillies und Turin. 259 Schreiben von ihm, nebst einem offenen Einschluß an die Kurfürstin. Ich fühlte mein Herz gepreßt bei der Betrachtung, wie grausam es sein muß, auf diese Weise von denen getrennt zu sein, die man liebt. Ich beförderte den Brief sogleich an die Kurfürstin durch einen meiner eigenen Trompeter mit der Versicherung, daß ihre Antwort sorgfältig bestellt werden sollte. Es thut mir wohl, solche Linderungen zu verschaffen, durch welche meinen Dienstpflichten nicht zu nahe getreten wird." Zwei Jahre darauf (1706) erfocht er wieder einen herrlichen Sieg über die Franzosen bei Ramillies, einem Dorfe in Belgien, zwischen Brüssel und Löwen. Als er hier im Schlachtgewühls über einen Graben setzte, stürzte sein Pferd. Schnell eilte ein Adjutant herbei, ihm das seinige anzubieten. Aber indem ihm ein Oberst den Steigbügel hält und Marlborough sich in den Sattel schwingt, reißt eine Kanonenkugel jenem den Kops weg. In solcher Gefahr befand er sich nicht selten. Nach der Schlacht schrieb er an seine Frau: „In meinem letzten Schreiben, theuerste Seele, erwähnte ich dir nichts von meinem Vorhaben, den Feind zu einer Schlacht zu zwingen. Ich kenne deine Besorgnisse und wollte sie dir diesmal ersparen. Nun kann ich dir die freudige Botschaft geben, daß wir am gestrigen Sonntage gefochten haben, und daß es dem Allmächtigen gefallen hat, uns einen glänzenden Sieg zu verleihen." In demselben Jahre (1706) gewann Eugen eine glänzende Schlacht bei Turin. Dem Herzoge von Savoyen nämlich, seinem Verwandten, hatten die Franzosen sein ganzes Land weggenommen, und nun belagerten sie Turin, die letzte Stadt, die ihm noch übrig war. Es war wenig Aussicht für ihn vorhanden, sie zu retten; denn die französische Belagerungsarmee war sehr bedeutend. Da eilte Eugen, der bei Verona, also 50 Meilen davon stand, herbei, setzte zu aller Erstaunen über die vielen Flüsse und Kanäle der Po-Ebene und erschien vor den französischen Linien. Ungesäumt griff er den General Marsin an, und obgleich der Kamps sehr blutig war, -war doch in zwei Stunden alles gethan. Am meisten zeichneten sich beim Sturm aus die französischen Schanzen die Preußen unter dem Fürsten von Dessau und die Gothaer aus. Eine unermeßliche Menge von Kriegsvorräthen und Kanonen fiel den Siegern in die Hände, und der König von Frankreich mußte versprechen, während des ganzen Krieges kein Heer wieder nach Italien zu schicken.

4. Theil 3 - S. 97

1880 - Stuttgart : Heitz
Maria von England. 97 Werke entsage, da ich wohl weiß, wie viel an ihnen fehlt, um nicht allein auf feine Gnade und auf das Verdienst Jesu zu rechnen." Sie endigte mit dem lauten Gebete des 51. Psalms. Darauf nahm sie selbst Halstuch und Handschuhe ab und ließ sich -von ihren treuen Dienerinnen Elisabeth und Helena das Oberkleid ausziehen. Dem kniend um Verzeihung bittenden Scharfrichter antwortete sie freundlich und bat ihn nur, schnell mit ihr zu enden. Als man ihr das Tuch zum Verbinden der Augen reichte und sie den Block erblickte, fragte sie: „Wird mich der Hieb treffen, ehe ich mich darauf gelegt habe?" Da man ihr das Gegentheil versicherte, verband sie sich schnell die Augen, tappte nach dem Blocke, und nachdem man sie daran geführt hatte, legte sie ihr Haupt willig hin. Unter dem andächtigen Gebete: „Herr! in deine Hände befehle ich meinen Geist!" wurde es vom Körper getrennt.*) In der Kapelle des Towers wurde sie neben ihrem Gatten beigesetzt. Alle Anwesende, selbst Maria's Anhänger, waren tief bewegt. In alle Länder ist der Ruf ihres seltenen Verstandes und ihrer schönen Seele gedrungen; überall, auch spät noch, sind nah und fern ihrem Schicksale Thränen geflossen. Künstler und Dichter haben gewett-eifert, sie in ihren Werken zu verherrlichen. Der Oberrichter aber, der ihr Todesurtheil gesprochen hatte, ist nach dessen Vollziehung wahnsinnig geworden, hat unaufhörlich gerufen: „Weiche von mir, Johanna!" und so ist er gestorben.**) Je lieblicher die -holde Weiblichkeit der unglücklichen Johanna erscheint, desto widerlicher stößt der Charakter Maria's zurück. Sie nur empfand bei der Nachricht von Johanna's edelm Benehmen in ihrer Todesstunde nicht die geringste Theilnahme, sondern sah nur mit größter Ungeduld der Ankunst Philipps entgegen. Bitter 'beklagte sie sich, daß er so lange zögere und ihr noch nicht einmal geschrieben habe. Seitdem sie- bemerkte, daß die Engländer mit Unmuth der spanischen Verbindung entgegensahen, haßte sie ihre eigene Nation und nahm sich vor, sich blutig an ihr zu rächen. Dieser Philipp war den Engländern so verhaßt, daß der englische Admiral, der ihn nach England herüberholen sollte, der Königin unumwunden erklärte, er könne nicht dafür stehen, daß nicht seine Matrosen den Prinzen unterwegs mißhandelten. Während *) „Da ging ihr Kerker auf, und ihre Seele schwang Auf Engelsflügeln sich empor zur ewigen Freiheit." Schiller. **) Niemeyer's Beobachtungen auf Reisen, Th. 1. Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 7

5. Theil 3 - S. 383

1880 - Stuttgart : Heitz
Josephs Ii. Tod. ßgß konnte er nicht viel ausrichten, da seine Heere gerade gegen die Türken fochten, und zu seinem großen Schmerze mußte er erleben, wie sich seine Niederlande für unabhängig erklärten (1790). Dies fehlte nur noch, um seine von so mancherlei Leiden der Seele geschwächte Gesundheit ganz aufzureiben. Das Gefühl, überall seine besten Arbeiten verkannt zu sehen und Haß statt Liebe zu ernten, schlug ihn ganz darnieder. Dazu kam der unglückliche Feldzug gegen die Türken, die er mit Katharina von Rußland zugleich bekriegte und gegen die er selbst auszog. Die unerträgliche Hitze und die großen Anstrengungen machten, daß das kaiserliche Heer in einem Jahre 112,000 Kranke hatte, von denen 33,000 starben. Joseph selbst kehrte im December 1788 krank nach Wien zurück, lange vorher ehe der Friede von Szistowa (1791) zu Stande kam. Seit der Zeit wurde er nicht wieder gesund. Im Februar 1790 wurde er so schwach, daß man täglich seinen Tod erwartete. Drei Tage vor seinem Tode hatte er den Kummer, daß die Frau seines Neffen, des nachherigen Kaisers Franz, starb. Er hatte sie vorzüglich geschätzt. „Sorget," befahl er, „daß die Leiche ans der Hofkapelle bald in die Gruft komme, damit für meine eigene Leiche Platz werde." Dann schrieb er einige Briese an ferne vertrautesten Minister und nahm von ihnen Abschied. *) Dennoch arbeitete er bis den letzten Tag vor seinem Tode. Am Morgen des 20. Februar 1790 entschlief er. Durch seinen Tod entging er einer sehr unruhigen Zeit, welche durch die französische Revolution für Europa schon angebrochen war. *) Er pflegte in gesunden Tagen des Abends eine auserlesene Gesellschaft von Männern und Frauen um sich zu haben, oder abwechselnd bei ihnen sich einzufinden. An diese Damen schrieb er eigenhändig: „Mein Ende naht heran. Es ist Zeit, Ihnen noch durch diese Zeilen meine ganze Erkenntlichkeit für jene Gute und Freundschaft zu bezeigen, die Sie mir während so vieler Jahre, welche wir miteinander zugebracht haben, zu erweisen die Gewogenheit hatten. Haben Sie die Güte, [sich meiner in Ihrem Gebete zu erinnern. Ich kann die Gnade und unendliche Barmherzigkeit der Vorsehung, in Ansehung meiner, nicht genug mit Dank erkennen, so daß ich mit völliger Ergebung meine letzte Stunde erwarte. Leben Sie wohl! Sie werden meine unleserliche Schrift nicht mehr lesen können. Sie beweist meinen Zustand." Ende des dritten Theiles.

6. Theil 4 - S. 25

1880 - Stuttgart : Heitz
/ Nationalconvent. Girondisten. 25 Ermordungen währten vom 2. bis zum 7. September, und man rechnet 7000 Menschen, die dabei umkamen. Indessen wurden die Mitglieder zu der neuen (dritten) Versammlung gewählt, die man den Nationalconvent nannte. Natürlich wurden fast lauter Demokraten (Freunde der Volksherrschaft) gewählt, und die blutgierigsten darunter, Robespierre, Marat, Danton, Orleans, Pethion, Collot d'herbois und andere Ungeheuer fehlten nicht. Am 21. September 1792 wurde der Convent eröffnet, nachdem die Nationalversammlung auseinandergegangen war. Das erste, was er that, war, daß er die königliche Würde „für ewige Zeiten" abschaffte, worauf der Pöbel alles, was an den königlichen Namen erinnern konnte, Bildsäulen, Namenszüge, selbst Benennungen mancher Brücken, Straßen und Plätze vertilgte. Sogar die ehrwürdigen königlichen Gräber von St. Denys wurden abgebrochen, die Gebeine der Könige herausgerissen und in zwei große gemeinschaftliche Gruben geworfen. Selbst eine neue Zeitrechnung wurde eingeführt. Man zählte nach Jahren der Republik, und zwar vom 21. September 1792 an. Statt in Wochen wo sie ihre gewohnte Standhaftigkeit verließ. (So erzählt die Herzogin von Angouleme in ihrem Recit suv la captivite de la famille royale au Temple). Rührend ist, wie eine gute Tochter sich um die Befreiung ihres Vaters bemühte. Ein ehrwürdiger Greis, Cazotte mit Namen, sonst ein angesehener Beamter war auch ins Gefängniß gefchleppt worden. Am 2. September wurde er vor Maillard geführt, der ihn den Mördern überlieferte. In diesem Augenblicke sprang feine Tochter, Elisabeth Cazotte, herbei, warf sich ihrem Vater um den Hals und rief: „Erbarmen! Erbarmen!" Ihr follt meinen Vater nicht todten, ehe ihr mich nicht umgebracht habt!" Ihre Tugend und Schönheit rührte selbst die Mörder; das Volk schrie: „Gnade! Gnade!" und die Mörder ließen ihn los. Elisabeth führte unter dem Jubelgeschrei des Volks ihren alten Vater fort. Das Volk rief:^,Wer sind deine Feinde? Nenne sie uns, damit wir dich an ihnen rächen." — „Ach!" antwortete Cazotte, „wie sollte ich Feinde haben? Ich habe nie jemanden etwas zu leide gethan." — So kehrte er nach Hause zurück; sobald aber Pethion seine Befreiung erfuhr, ließ er ihn wieder verhaften, denn Cazotte hatte einst in einem Briefe an den König Pethion Io geschildert, wie er war. Seine Tochter folgte ihm nach dem Gefängnisse, wurde aber trotz der flehentlichsten Bitten nicht eingelassen. Man verurtheilte ihn zum Tode. Indessen bot Elisabeth alles auf, ihn zu befreien. Sie brachte einige Haufen Frauenzimmer zusammen, die ihre Bitten unterstützen sollten. Vergebens! die Helfershelfer Pethions und Robespierre's ergriffen sie und sperrten sie so lange ein, bis der Kopf ihres Vaters unter der Guillotine gefallen war. Cazotte ging mit der größten Ruhe zum Tode, ließ sich eine Locke von seinem weißen Haare abschneiden und bat, sie seiner geliebten Tochter zu geben. Nur der Gedanke an ihren Schmerz machte ihm den Tod schwer.

7. Theil 4 - S. 112

1880 - Stuttgart : Heitz
112 Neueste Geschichte. 1. Periode. mit erblichen Mitgliedern und eine Deputirtenkammer errichtet und ihnen das Recht der Steuerbewilligung gegeben wurde. Aber die neue Regierung versäumte es, den Geist der Nation, welcher der napoleonischen Herrschaft noch in vieler Beziehung zugeneigt war, zu schonen. Mit großer Uebereilung drängten die Freunde der zurückgekehrten Königsfamilie alle bisherigen Anhänger des vertriebenen Kaisers zurück, besonders aber verletzten sie die Armee und das Volk durch geringschätzige Behandlung der Soldaten, zumal der Garden des Kaiserreichs, und als die zahlreichen Kriegsgefangenen, welche nach dem Friedensschluß aus der fremden Haft entlassen waren, nach Frankreich zurückkehrten, fanden sie in der Mißstimmung des Volks bereits einen günstigen Boden, um ihre Vorliebe für den verbannten Bonaparte wieder zu verbreiten. Diese Stimmung der Gemüther in Frankreich blieb dem auf Elba gefangen gehaltenen, aber nicht streng bewachten Helden nicht unbekannt; viele seiner früheren treuen Diener, besonders der Polizeiminister Fouche, der Marschall Davoust, der Kriegsminister Carnot n. a. ermunterten ihn zu einem neuen kühnen Streich, und da er gleichzeitig erfuhr, daß die Fürsten und Staatsmänner in Wien über die Ländervertheilnng gerade in heftigem Zwiespalt waren, so hielt er den Augenblick für günstig zu einem neuen Versuch, die verlorene Herrschaft wieder zu erlangen. Am 26. Februar 1815 verließ Napoleon Elba mit etwa 1100 alten Soldaten; glücklich entging er den im Mittelmeer kreuzenden Schiffen der Engländer und Franzosen und stieg am 1. März bei Cannes in der Provence ans Land. Bald zeigte es sich, daß er in Bezug auf die Stimmung der Franzosen nicht falsch gerechnet hatte; denn überall im Süden wurde er mit Begeisterung aufgenommen, von Schritt zu Schritt wuchs die Anzahl seiner Getreuen. Mit seiner alten Zuversicht rief er aus: „Mein Adler wird von einem Kirch-thurm zum andern durch Frankreich vor mir herfliegen, bis er sich auf dem Thurme von Notre-Dame in Paris niederlassen wird." Vergeblich sandte Ludwig Xviii. die Generale gegen ihn aus, welche er für die treuesten hielt; kaum befanden sie sich im Angesicht ihres alten, ruhmgekrönten-Kriegsherrn, allste unwiderstehlich zu ihm hinübergezogen wurden, wie auch alle Truppen und Befehlshaber auf dem ganzen Wege von Cannes bis Paris • eben so zu ihm übergingen. In 20 Tagen legte der todtgeglaubte Löwe den Triumphmarsch zurück, und nachdem Ludwig Xviii. von allen, die ihm so eben Treue geschworen, verlassen, nach Gent in

8. Theil 4 - S. 113

1880 - Stuttgart : Heitz
Napoleons Einzug in Paris. 113 Belgien geflohen war, hielt der Kaiser am 20. März in Paris seinen Einzug, ohne daß ein Blutstropfen geflossen war. Sofort bewährte der schlaue Herrscher auch seine alte Kunst, das Volk durch trügerische Proclamationen zu begeistern. Den Friedliebenden spiegelte er vor, daß er den Pariser Frieden halten und auf jede Eroberung verzichten wolle, zugleich ließ er es scheinen, als könnte er auf Englands und Oestreichs Unterstützung rechnen, wogegen er seine eifrigeren Anhänger durch allerlei glänzende Versprechungen verblendete. Aber in einem Punkte hatte er falsch gerechnet, darin nämlich, daß er auf eine Uneinigkeit der in Wien versammelten Fürsten Hoffnungen gebaut hatte. Kaum war die Kunde von feiner Rückkehr erschollen, welche ganz Europa mit gerechtem Zorn, aber zugleich mit tiefer Besorgniß erfüllte, so erhoben sich die Fürsten einmüthig zu einem großartigen Beschluß, indem sie Napoleon als einen Störer der Ruhe und des Friedens in Europa, von aller Gemeinschaft der Guten ausgeschlossen und gerechter Strafe anheimgefallen , feierlich in die Acht aller europäischen Völker erklärten. Sofort wurde auch, um dieser Erklärung Nachdruck zu geben, von neuem zum allgemeinen Kriege gerüstet, und die Wehrmänner, welche kürzlich erst aus Frankreich zurückgekehrt waren, legten mit derselben Freudigkeit, wie früher, den kriegerischen Waffenschmuck wieder an, um das Werk der Befreiung Europas nun ein für alle Mal zu beendigen. Napoleon aber ließ sich von den Abgeordneten des französischen Volks, die er zu einem sogenannten Maifelde nach Paris berufen hatte, von neuem die Kaiserkrone übertragen und nochmals den Eid der Treue schwören, welchen das leichtfertige Volk ihm und seinem legitimen Nachfolger so eben zweimal gebrochen hatte. Darauf rief er das Volk von neuem zu den Waffen, betrieb die Rüstungen mit beispielloser Energie und sprach bald von Millionen, mit denen er ins Feld rücken wollte. Der Kamps entbrannte zuerst in Italien, wo sein Schwager Murat den Augenblick gekommen glaubte, um sich von dem Bündniß mit Oestreich' wieder loszusagen, welches er von Anfang an mehr nothgedrungen als willig eingegangen war. Murat hoffte überdies jetzt die Träume und Hoffnungen vieler Italiener verwirklichen und ein einiges italienisches Reich unter seiner Herrschaft herstellen zu können. Aber sein Plan wurde gar schnell vereitelt; Weltgeschichte für' Töchter. Iv. 16. Aufl. 8

9. Theil 2 - S. 96

1880 - Stuttgart : Heitz
96 Mittlere Geschichte. 2. Periode. England. zu kämpfen, da immer neue Schaaren wie aus dem Meere aufstiegen. Vergebens rief Alsred seine Unterthanen zu einem neuen Kampfe auf. Manche flohen in die Berge, Andere über die See, und die Uebrigeu unterwarfen sich den Siegern. Alfred, von Allen verlassen, von den Dänen ausgesucht, entließ seine Hofleute und flüchtete sich in Bauernkleidern. Er trat als Knecht in die Dienste eines seiner Rinderhirten, eines treuen Menschen, der nicht einmal seiner Frau den hohen Stand seines Gastes verrieth. Als er nun hier bemerkte, daß die Dänen nicht mehr so eifrig Ihn aufsuchten, begab er sich nach einem Versteck in Somersetshire (im südlichen England am Kanal von Bristol). Hier war eine von kleinen Flüssen, Morästen und Buschwerk umgebene Gegend, die Insel Athelney. Diese befestigte er; und dazu war hier Alles so unwegsam, daß Niemand ahnte, daß sich hier Menschen aufhielten. Von hier aus griff er mit einem gesammelten Haufen ' Sachsen öfters die Dänen an, die daraus wohl sahen, daß er noch da sei, aber nicht erfahren konnten, wo er sich aufhalle. Endlich hörte er, daß ein sächsischer Graf den Dänen eine Niederlage beigebracht und ihnen ihre Zauberfahne weggenommen habe, auf welcher von drei Schwestern unter Zaubersprüchen ein Rabe gestickt war und die durch ihr Wehen Kriegsglück und Unglück verkündigte. Nun wollte auch er offen hervortreten, vorher aber ))as Lager der Feinde erspähen. Als Harfenspieler verkleidet begab er sich dahin, er spielte ihnen vor und erwarb durch heitere Scherze ihr Vertrauen so, daß sie ihn überall frei umhergehen ließen, ja daß sogar einer ihrer Prinzen ihn mehrere Tage in seinem Zelte behielt. Da er ihre große Sicherheit bemerkte, war schnell sein Plan gemacht. Er verschwand aus dem dänischen Lager und schickte heimlich Boten zu den Angesehensten der Sachsen: daß sie sich an einem bestimmten Tage in einem dazu ihnen angewiesenen Walde einfinden möchten. Da sie längst die Tyrannei der Dänen unerträglich gefunden hatten, so kamen sie und empfingen den geliebten König freudig in ihrer Mitte. Sie versprachen ihm Treue und Gehorsam. Er benutzte ihre Begeisterung und führte sie sogleich gegen die Dänen. Diese waren überrascht von der Erscheinung der Sachsen, die sie ganz muthlos geglaubt hatten, und über das Wiederauftreten Alfreds. Sie erlitten bei Eddington unweit Bristol eine vollständige Niederlage, flüchteten sich in eine Festung und mußten sich hier an Alfred ergeben. Dieser war so großmüthig, sie im Lande zu behalten; er wies sie nach dem Norden Englands (Ostangeln und

10. Theil 2 - S. 95

1880 - Stuttgart : Heitz
Alfred von England. 95 62. Alfred von England (871—901) und Wilhelm der Eroberer (1066). Von England ist am Schluffe der alten Geschichte erzählt worden, daß 449 ein Schwarm Angelsachsen unter Hengift und Horsa auf Bitten der Briten aus Deutschland herübergekommen sei und ihnen zwar gegen deren Feinde, die Pikten und Skoten, beigestanden, sich aber dann in England festgesetzt und die Briten unterworfen habe. Es waren immer neue Schwärme nachgekommen und die Häuptlinge derselben errichteten sieben Königreiche in England, die sogenannte Heptarchie (Siebenherrschaft). Es war dies eine unglückliche Zeit; denn die unterdrückten Briten machten unaufhörliche Versuche, das ihnen aufgelegte Joch der Angelsachsen wieder abzuwerfen, und erst nach und nach fanden- sie sich in ihr Schicksal oder zogen sich in die Berge von Wales oder Cornwall zurück. Endlich vereinigte ein König von Wefsex (in Süd-England), Egbert, alle sieben Reiche (827) und machte also der Heptarchie ein Ende. Er war als Prinz, um sich vor den Verfolgungen seiner eigenen Verwandten zu retten, nach Frankreich geflohen und hatte am Hofe Karls des Großen seine Ausbildung erhalten. Mit Kenntnissen und Erfahrungen bereichert, kam er zurück, und mit ihm begann für England eine ruhigere Zeit. Doch wurde die Ruhe manchmal durch die Landung der Dänen oder Normänner, kühner Seeräuber, die von Dänemark und Norwegen aus das Meer durchschifften, gestört. Sie raubten Menschen und Güter, und schifften dann reich beladen nach Hause. Noch großem Ruhm als Egbert erlangte sein Enkel, Alfred, den man auch wohl den Großen genannt, und der von 871 bis 901 über England regierte. Als Knabe hatte er nichts gelernt, weil ihn sein schwacher Vater (Ethelwolf) verzärtelte; aber seine Mutier Judith, eine Tochter Karls des Kahlen, lehrte ihm die altsächsischen Lieder. Diese machten auf sein Gemüth einen wunderbaren Eindruck und entwickelten in ihm die Begeisterung für alles Edle und Große, die er hernach als König überall zeigte. Kaum hatte er den Thron bestiegen, so landeten neue Haufen von Dänen, die damals die Küsten nicht nur Englands, sondern auch Frankreichs und Deutschlands zu verwüsten pflegten. Nach mehrern vergeblichen Kämpfen verloren die Angelsachsen den Muth, ferner
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