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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 160

1888 - Habelschwerdt : Franke
160 Siege bei Kortenuovo, 1237, stellte aber den oberitalischen Städten so harte Bedingungen, daß der alte Streit zwischen Ghibellinen (Anhängern des Kaisers) und Gnelfen (Anhängern des Papstes) um so heftiger entbrannte. Der gefürchtetste Bundesgenosse des Kaisers war der Markgraf von Verona, Ezzelino da Romano. Als der Kaiser seinem unehelichen Sohne Enzio Sardinien gab, sprach Papst Gregor Ix. den Bann über ihn aus. Sein Nachfolger Innocenz Iv. entzog sich der kaiserlichen Macht durch die Flucht nach Lyon, erneuerte von hier aus deu Bann über Friedrich und entband die Unterthanen vom Gehorsam. 3. Unglücklicher Ausgang. Jetzt wandte sich das Glück des Kaisers. In Deutschland wählten die Bischöfe zuerst den Landgrafen Heinrich Raspe von Thüringen und dann Wilhelm von Holland zum Gegenkönige. In Italien erlitt der Kaiser eine Niederlage bei Parma; sein Sohn Enzio geriet in Gefangenschaft, Ezzelino siel von ihm ab, und selbst sein Kanzler Petrus a Viueis kam in den Verdacht einer Verschwörung. Unter neuen Rüstungen überraschte den Kaiser der Tod, 1250. 7. Einfall der Mongolen. Während der Kämpfe in Italien waren die Mongolen, welche Dfchingischan zu einem mächtigen, von den Grenzen Chinas bis in das südliche Rußland sich erstreckenden Reiche vereinigt hatte, in Deutschland eingefallen und bis Schlesien vorgedrungen. Herzog Heinrich der Fromme von Schlesien leistete ihnen bei Liegnitz 1241 tapferen Widerstand. Vi. Konrad Iv., 1250—54. Er gewann in Deutschland nur geringes Ansehen, kämpfte aber glücklich für sein Erbe in Italien. Doch starb er schon 1254 mit Hinterlassung eines unmündigen Sohnes Konrad, genannt Konradin. Knde des staufischen Geschlechts. a) Karl von Anjou. In Italien verteidigte nun Manfred, ein Halbbruder Konrads Iv., die Rechte der Staufer. Aber der Papst Urban Iv., der das sizilische Reich den Staufern entreißen wollte, lud Karl von Anjou, deu Bruder des Königs Ludwig Ix. von Frankreich, zur Besitznahme ein, und dieser gewann die Schlacht bei Benevent, in der Manfred fiel, 1266. b) Tod Konradins, 1268. Von der ghibellinifchen Partei ein-

2. Theil 3 - S. 58

1880 - Stuttgart : Heitz
58 Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland. rühmten Maler, den alten Lukas Cranach, allerhand Contrafacturen und Bildwerk machen lassen." Im August 1552 ließ endlich der Kaiser dem Kurfürsten seine Freiheit ankündigen. Schon am sechsten Tage darauf «saßen er und der treue Cranach auf dem Reisewagen, um sich nach Weimar zu begeben, wo sie, wie überall im Heimatlande, mit großer Freude empfangen wurden. Mehr aber als alles erfreute den alten Lukas, daß er seine Tochter Barbara, die Frau des sächsischen Kanzlers Brück, hier fand. Von nun an beschloß er, in Weimar zu bleiben. Schon im folgenden Jahre (1553) starb er hier in den Armen seiner Tochter, im 81. Jahre. Sein Grabmal ist noch hier zu sehen. Cranach war ein eben so geschickter Maler, als ausgezeichnet biederer, rechtlicher Mensch, der seinem Fürsten im Glück und Unglück Freund und Rathgeber war. Am meisten hat er Bildnisse und Thiere gemalt, und oft wurde er in seinem Arbeitszimmer von den hohen Herrschaften besucht, die ihm mit Vergnügen zusahen und die er wieder auf die Jagd zu begleiten pflegte. Wurden besonders große und schöne Thiere erlegt, so war er gleich bei der Hand, sie abzumalen. Unter seinen Freunden waren besonders Luther und Melanchthon. Wir haben noch einen Brief übrig, den ihm Luther vom Reichstage von Worms schrieb: „Meinen Dienst, lieber Gevatter Lukas: Ich segne und befehle euch Gott! u. s. w. Ich meinte, Kaiserliche Majestät sollt einen Doctor oder 50 versammlet, und den Mönch redlich überwunden; so ist nichts mehr gehandelt, denn so viel: Sind die Bücher dein? Ja, Willst du sie widerrufen oder nicht? Nein. So hebe dich! O ihr blinde Deutschen! wie kindisch handeln wir, und lassen uns so jämmerlich die Romanisten (Päpstliche) äffen und narren. Sagt meiner Gevatterin, eurem lieben, lieben Weibe, meinen Gruß, und daß sie sich dieweil wohl gehabe. — Ade, hiemit allesammt Gott befohlen; der behüte euer Aller Verstand und Glauben in Christo für den römischen Wölfen und Drachen mit ihrem Anhang. Amen!" Als Luther um seine nachherige Frau, Katharina von Bora, warb, begleitete ihn sein Freund Cranach. Ein gleichzeitiger Geschichtschreiber erzählt: „Käthe von Bora (damals 26 Jahre alt) ist zu dem Stadtschreiber, Herrn Philipp Reichenbacher, gekommen, da sie sich still und wohl verhalten, welches Lutherum bewogen, daß er sich unversehens den 13. Juni 1525 mit Herrn Doctor Pommer, Lukas Cranachen, damals Rathsverwandten, hernach aber

3. Theil 3 - S. 331

1880 - Stuttgart : Heitz
orbett becorirt und zum General - Lieutenant beförbert warb. Selbst die gefangenen Franzosen sagten von dem jungen selben: „que ce gargön etait ne general.“ Der Tag von Roßbach aber war nicht blos ein glänzenber Ehrentag für Preußen: ganz Deutschland nahm bett Steg, als einen beutfchen, für sich in Anspruch und stimmte in die Loblieber aus den König ein und sang mit populärer Genugthuung: Und wenn der große Friedrich kommt Und klopft nur auf die Hosen, So läuft die ganze Reichsarmee, Panduren und Franzosen. 3. Schlacht bei Leuthen (5. December 1757). Mit den Franzosen war Friedrich nun fürs erste fertig; jetzt mußte er sich wieber gegen die Oestreich er wenben. Diese hatten währenb seiner Abwesenheit das preußische Heer bei Moys in der Gegenb von Görlitz angegriffen, nnb babet hatte General von Winterfelb, Friebrichs Liebling, fein Leben verloren. Noch beim letzten Abschiebe hatte der König gezeigt, wie lieb er ihn hatte. Friedrich war vom Pf erbe gestiegen, hatte ihn umarmt und gesagt: „ Bald hätte ich vergessen, Ihm feilte Instruction zu geben. Nur biefe weiß ich für Ihn: erhalte Er sich mir." — Wie schmerzte ihn Nun die Nachricht von feinem Tode. Aber balb traf ihn ein neuer Verlust. Der Herzog von Bevern, der das preußische Heer von Görlitz nach Breslau geführt hatte, würde bei biefer Stadt zwei Wochen nach der Schlacht bei Roßbach von den Oestreichern geschlagen, er selbst gefangen genommen und Breslau fiel den Oestreich ern in die Hänbe. Das waren große Verluste für Friedrich. Schlesien schien jetzt für ihn so gut wie verloren; dazu war der Winter vor der Thüre. Aber in des Königs Seele stanb der Entschluß fest, Schlesien noch in biefem Jahre zu befreien. In 12 Tagen marfchtrte er von Leipzig bis an die Ober, um den breimal überlegenen Feind, der in der Gegenb von Breslau stanb, anzugreifen. Vor der Schlacht rief er feine Generale zusammen und hielt an sie eine kurze, aber kraftvolle Rebe, welche die Gemüther berfelben mit feuriger Kampfbegier erfüllte. Nachbetn er ihnen seine Lage geschilbert hatte, fuhr er fort: „Lassen Sie es sich also gesagt sein: ich werbe gegen alle Regeln der Kriegskunst die beinahe breimal stärkere Armee des Prinzen Karl (von Lothringen) angreifen, wo ich sie sittbe. Es ist nicht die Frage nach der Anzahl der Fetttbe, noch von der Wichtigkeit ihres Postens;

4. Theil 3 - S. 47

1880 - Stuttgart : Heitz
Gefangennehmung Philipps von Hessen. 47 gehre ich, man solle es mir fest zu wissen thun, damit ich, was meine Gemahlin und Kinder angeht, bestellen möge." Aber zum Glück kam es nicht so weit. Mehrere Fürsten (Joachim von Brandenburg und Moritz) legten Fürsprache ein, und so wurde ihm zwar das Leben geschenkt, aber nur unter der sehr harten Bedingung, daß er für sich und seine Nachkommen auf seine Kurwürde und fein Land Verzicht leiste. Zu seinem Unterhalte erhielt er nur einige Aemter: Eisenach, Gotha, Weimar u. s. w., aus denen nachher das jetzige Großherzogthum Weimar und die sächsischen Herzogtümer entstanden sind. Aber wer erhielt nun sein Land und seine Würde? — Wer anders als — Moritz, und so ist es gekommen, daß die jüngere (albertinifche) Linie die Kurwürde erhielt und noch jetzt das Königreich besitzt. Nun erst wurde recht klar, warum Moritz dem Kaiser gegen feinen unglücklichen Better geholfen hatte. Jetzt war noch Philipp von Hessen zu züchtigen übrig. Die Behandlung Johann Friedrichs nach der.©chlacht bei Mühlberg diente ihm zum warnenden Beispiele, sich lieber mit dem Kaiser gütlich abzufinden. Er bat Moritz um die Bermittelung. Der Kaiser war auch bereit und ließ ihm durch Moritz mündlich sagen, wenn er nach Halle zu ihm käme und Abbitte thäte, so wolle er chm verzeihen, auch solle ihm solche Ergebung nicht „zu einiger Gefängniß gereichen." Philipp willigte — wiewohl ungern — ein und kam. Aber wie erschrak er, als er zum Kaiser hereintrat und ihn nicht allein fand, sondern auf dem Throne sitzend, vor einer großen Versammlung. Selbst der Hof war voll Menschen, die zum Theil aus Leitern in den Saal schauten. Er hätte vor L>cham in die Erde sinken mögen. Indeß was war zu machen? Er kniete nieder, und sein hinter ihm knieender Kanzler mußte die Abbitte ablesen, die in den demüthigsten Ausdrücken abgefaßt war. Das Gefühl der Scham entlockte dem Landgrafen ein unwillkürliches, spöttisches Lächeln, als wenn er sagen wollte: „ Wenn ich nur nicht müßte!" — Der Kaiser bemerkte es wohl und rief, indem er drohend den Finger emporhob: „Wel ik fal jutv lachen lehren!" Doch ließ er durch feinen Kanzler ablesen, daß er Gnade für Recht ergehen lassen und dem Landgrafen fein Leben, welches er verwirkt habe, schenken wollte. Jetzt erwartete Philipp, der Kaiser werde ihm zur Versöhnung die Hand reichen und ihn aufheben. Da er das aber nicht that, sondern ihn immer noch fnieen ließ, stand Philipp selbst auf und ging trotzig zur Thüre hinaus.

5. Theil 3 - S. 19

1880 - Stuttgart : Heitz
Karl V. Luther nach Worms. 19 Als er aber Luthern fragte, ob er wohl nach Worms gehen würde, wenn ihn der Kaiser dahin entböte, so antwortete dieser: „Wenn ich berufen werde, will ich, so viel an mir ist, mich ehe krank hinführen lassen, falls ich nicht gesund kommen könnte; denn es ist nicht zu zweifeln, daß ich von Gott berufen werde, so mich der Kaiser beruft. Wollen sie die Sache mit Gewalt handeln, wie es scheint, so ist die Sache Gott zu befehlen. Der lebet und herrschet noch, welcher die drei Männer im feurigen Ofen erhalten. Will er aber mich nicht erhalten, ist's um meinen Kopf eine gar schlechte Sache, wenn selbiger gegen Christum gehalten wird, der mit höchster Schmach getödtet worden. Hier habt ihr meinen Rath und Meinung. Versehet euch zu mir alles, nur nicht, daß ich fliehen oder widerrufen werde. Fliehen will ich nicht, widerrufen aber viel weniger, so wahr mich mein Herr Jesus stärket; denn ich kann keines ohne Gefahr der Gottseligkeit und vieler Seligkeit thun!" Endlich wurde ihm beim Kaiser ein sicheres Geleit ausgewirkt, und er erhielt zugleich die Vorladung des Kaisers, binnen 21 Tagen nach Worms zukommen, mit der Aufschrift: „Dem ehrsamen, unserm lieben, andächtigen Dr. Martin Luther, Augustinerordens." Wie oft sprechen und schreiben die Menschen 'doch so ganz anders als sie denken und empfinden! — Als er abreiste, umarmte er noch einmal seinen Freund Melanchthon. „Komme ich nicht wieder," sprach er, „und morden mich meine Feinde, so beschwöre ich dich, lieber Bruder: laß nicht ab, zu lehren und bei der Wahrheit zu verharren. Arbeite unterdessen zugleich für mich, weil ich nicht hier sein kann. Du kannst es noch besser machen. Daher ist auch nicht viel schade um mich; bleibst du doch da. In dir hat der Herr einen noch gelehrtem Streiter." So machte sich Luther in mehrerer Freunde Begleitung nach Worms auf den Weg, auf einem Wagen, den ihm der witten-bergische Magistrat dazu geschenkt hatte. Wohin er unterwegs kam, welcher Zusammenlauf! Meilenweit lies das Volk herbei, den Mann zu sehen, der dreist dem Papste widersprochen hatte. Alle staunten ihn wie einen Wundermann an und suchten sich seine Züge fest einzuprägen. Als er Erfurt, seinem geliebten Erfurt, sich näherte, kam ihm ein langer Zug zwei Meilen weit zu Pferde und zu Fuße entgegen, und in der Stadt konnte der Wagen vor dem Gedränge kaum von der Stelle. Auch ließ man ihm nicht eher Ruhe, bis er predigte, und unter welchem Zulaufe! In Eisenach wurde er krank; doch reiste er weiter. Man warnte ihn, weil man

6. Theil 3 - S. 57

1880 - Stuttgart : Heitz
Lukas Cranach. 57 Lukas geantwortet: „„Ew. Majestät waren damals acht Jahre alt, als Kaiser Maximilian Euch bei der rechten Hand führte und Ew. Gnaden in Niederland huldigen ließ. Indem ich aber anfing, Ew. Majestät abzureißen, hat Ew. Majestät sich stetig gewendet, worauf Euer Präceptor, welchem Eure Natur wohl bekannt, vermeldet, daß Ew. Majestät ein sonderliches Gefallen zu schönen Pfeilen trüge, und darauf befahl, daß man einen kunstreich gemalten Pfeil an die Wand gegenüber stecken sollte, davon Ew. Majestät die Augen niemals gewendet, und ich desto besser das Contersey zu Ende gebracht."" Diese Erzählung hatte dem Kaiser sehr wohl gefallen und hat dem alten Maler Lukas freundlich zugesprochen. Als aber der gute alte Mann an seines Herrn und des lieben Vaterlandes Unglück dachte, ist er mit weinenden Angen auf seine Kniee gefallen und hat für feinen gefangenen Herrn gebeten. Darauf der Kaiser fanfttnüthig geantwortet: „„Du sollst erfahren, daß ich deinem gefangenen Herrn Gnade erzeigen will."" Hat ihn daraus mildiglich begabt und wieder in die Stadt ziehen lassen." Der Kaiser ließ ihm nämlich als Zeichen seiner Gunst einen silbernen Teller voll ungarischer Dukaten überreichen. Am liebsten hätte Cranach die Gabe zurückgewiesen; aber das würde den Herrn beleidigt haben. Daher nahm er davon so viel, als er zwischen zwei Fingerspitzen saften konnte, lehnte auch alle Anträge des Kaisers ab, ihn nach den Niederlanden zu folgen. Dagegen erbat er sich die Erlaubniß, seinem unglücklichen Herrn im Gefängnisse Gesellschaft leisten zu dürfen. Nachdem Moritz die Regierung von Kursachsen angetreten hatte, ließ er sich von seinen neuen Unterthanen huldigen. Nur Cranach vermochte nicht, dem Manne Treue und Gehorsam zu geloben, der so zweideutig an seinem geliebten Herrn gehandelt und sich aus dessen Unkosten erhoben hatte. Er verließ das Land, das ihn so lange ernährt hatte, sagte seinen zahlreichen Freunden und Verwandten in Wittenberg für immer Lebewohl und reiste nach Innsbruck in das Gefängniß feines Herrn. Hier blieb er drei Jahre und suchte mit seltener Treue dem armen Gefangenen Gram und Kummer zu lindern. Ein Geschichtsschreiber sagt darüber: „ Wenn seine fürstliche Gnaden Morgens aufgestanden, haben sie bei einer Stunde in ihrem Gemach allein gebetet und in der heiligen Bibel oder in Doctor Luthers Schriften, sonst vielfältig in vornehmen deutschen und französischen Historienbüchern gelesen, und nächst denselben noch damit ihre Zeit vertrieben, daß sie den be-

7. Theil 3 - S. 94

1880 - Stuttgart : Heitz
94 Neue Geschichte. 1. Periode. England. tönte ihr nirgends ein Freudenruf entgegen; denn allgemein war Northumberland verhaßt. Mit schwerem Herzen stieg sie, wie das gewöhnlich war, im Tower ab und wurde in London als Königin ausgerufen. Indessen wuchs im Lande der Aufruhr. Immer größer ward der Anhang der durch Heinrichs Viii. Testament ernannten Maria. Mit schwerem Herzen zog Northumberland mit einem Heere gegen sie aus. Als er durch die Straßen von London zog, sprach er seufzend zu einem seiner Begleiter: „Viele kommen herbei, uns zu sehen; aber ich höre nicht einen rufen: Gott stehe Euch bei!" Kaum war er fort, so erkärte sich auch London für Maria. Johanna war kaum eine Woche Königin, als sie das Jauchzen des herbeiströmenden Volkes vernahm, und leichenblaß kündete ihr ihr Vater an, daß alles verloren sei. Mit größter Ryhe hörte sie ihn an und sprach: „Viel freudiger steige ich vom Throne herab, als ich ihn angenommen habe. Meine willige Lossagung mag nun gut machen, was andere verschuldet haben." Northumberland hatte schnell den Muth verloren und ries nun selbst Maria zur Königin aus. Aber jetzt war die Reue zu spät; Maria fühlte kein Erbarmen. Sie befahl, ihn gefangen zu setzen, und ihn, den mächtigen Northumberland, vor welchem noch vor wenigen Tagen ganz England gezittert hatte, sah man jetzt vor dem Grafen von Aruudel (sprich Aeröudel) der ihm Arrest ankündigte, auf den Knieen liegen und um sein Leben flehen. Er starb auf dem Blutgerüsts, von niemand betrauert. Auck, Suffolk, Dudley und Johanna Gray wurden zum Tode verurtheilt, aber das Urtheil nicht gleich vollzogen. Jener schien nicht gefährlich, und für die beiden Letzteren sprach ihre Jugend. Maria (1553—58) war von ihrer Mutter, der Katharina von Aragonien, erzogen worden und hatte eine glühende Vorliebe für den römischen Glauben eingesogen. Alle Neuerungen, die ihr Vater und ihr Bruder eingeführt hatten, auszurotten, und die römische Lehre mit allem ihrem Prunke in voller Glorie in ihrem Reiche wieder herzustellen, war ihr fester Wille. Die vertriebenen Bischöfe wurden wieder hergestellt, und wer sich der Messe widersetzte, ins Gefängniß geworfen; und als einige ihrer Unterthanen es wagten, sie an ihr bei der Thronbesteigung geleistetes Versprechen, nichts in der Religion zu ändern, zu erinnern, erhielten sie eine halb drohende, halb spöttische Antwort. Nur eine Angelegenheit, Marien nicht weniger wichtig, konnte für kurze Zeit die Ausführung ihrer unduldsamen Vorsätze hindern: die Wahl eines Gemahls. Sie erklärte sich für Philipp Ii., Karls V. einzigen

8. Theil 4 - S. 112

1880 - Stuttgart : Heitz
112 Neueste Geschichte. 1. Periode. mit erblichen Mitgliedern und eine Deputirtenkammer errichtet und ihnen das Recht der Steuerbewilligung gegeben wurde. Aber die neue Regierung versäumte es, den Geist der Nation, welcher der napoleonischen Herrschaft noch in vieler Beziehung zugeneigt war, zu schonen. Mit großer Uebereilung drängten die Freunde der zurückgekehrten Königsfamilie alle bisherigen Anhänger des vertriebenen Kaisers zurück, besonders aber verletzten sie die Armee und das Volk durch geringschätzige Behandlung der Soldaten, zumal der Garden des Kaiserreichs, und als die zahlreichen Kriegsgefangenen, welche nach dem Friedensschluß aus der fremden Haft entlassen waren, nach Frankreich zurückkehrten, fanden sie in der Mißstimmung des Volks bereits einen günstigen Boden, um ihre Vorliebe für den verbannten Bonaparte wieder zu verbreiten. Diese Stimmung der Gemüther in Frankreich blieb dem auf Elba gefangen gehaltenen, aber nicht streng bewachten Helden nicht unbekannt; viele seiner früheren treuen Diener, besonders der Polizeiminister Fouche, der Marschall Davoust, der Kriegsminister Carnot n. a. ermunterten ihn zu einem neuen kühnen Streich, und da er gleichzeitig erfuhr, daß die Fürsten und Staatsmänner in Wien über die Ländervertheilnng gerade in heftigem Zwiespalt waren, so hielt er den Augenblick für günstig zu einem neuen Versuch, die verlorene Herrschaft wieder zu erlangen. Am 26. Februar 1815 verließ Napoleon Elba mit etwa 1100 alten Soldaten; glücklich entging er den im Mittelmeer kreuzenden Schiffen der Engländer und Franzosen und stieg am 1. März bei Cannes in der Provence ans Land. Bald zeigte es sich, daß er in Bezug auf die Stimmung der Franzosen nicht falsch gerechnet hatte; denn überall im Süden wurde er mit Begeisterung aufgenommen, von Schritt zu Schritt wuchs die Anzahl seiner Getreuen. Mit seiner alten Zuversicht rief er aus: „Mein Adler wird von einem Kirch-thurm zum andern durch Frankreich vor mir herfliegen, bis er sich auf dem Thurme von Notre-Dame in Paris niederlassen wird." Vergeblich sandte Ludwig Xviii. die Generale gegen ihn aus, welche er für die treuesten hielt; kaum befanden sie sich im Angesicht ihres alten, ruhmgekrönten-Kriegsherrn, allste unwiderstehlich zu ihm hinübergezogen wurden, wie auch alle Truppen und Befehlshaber auf dem ganzen Wege von Cannes bis Paris • eben so zu ihm übergingen. In 20 Tagen legte der todtgeglaubte Löwe den Triumphmarsch zurück, und nachdem Ludwig Xviii. von allen, die ihm so eben Treue geschworen, verlassen, nach Gent in

9. Theil 2 - S. 96

1880 - Stuttgart : Heitz
96 Mittlere Geschichte. 2. Periode. England. zu kämpfen, da immer neue Schaaren wie aus dem Meere aufstiegen. Vergebens rief Alsred seine Unterthanen zu einem neuen Kampfe auf. Manche flohen in die Berge, Andere über die See, und die Uebrigeu unterwarfen sich den Siegern. Alfred, von Allen verlassen, von den Dänen ausgesucht, entließ seine Hofleute und flüchtete sich in Bauernkleidern. Er trat als Knecht in die Dienste eines seiner Rinderhirten, eines treuen Menschen, der nicht einmal seiner Frau den hohen Stand seines Gastes verrieth. Als er nun hier bemerkte, daß die Dänen nicht mehr so eifrig Ihn aufsuchten, begab er sich nach einem Versteck in Somersetshire (im südlichen England am Kanal von Bristol). Hier war eine von kleinen Flüssen, Morästen und Buschwerk umgebene Gegend, die Insel Athelney. Diese befestigte er; und dazu war hier Alles so unwegsam, daß Niemand ahnte, daß sich hier Menschen aufhielten. Von hier aus griff er mit einem gesammelten Haufen ' Sachsen öfters die Dänen an, die daraus wohl sahen, daß er noch da sei, aber nicht erfahren konnten, wo er sich aufhalle. Endlich hörte er, daß ein sächsischer Graf den Dänen eine Niederlage beigebracht und ihnen ihre Zauberfahne weggenommen habe, auf welcher von drei Schwestern unter Zaubersprüchen ein Rabe gestickt war und die durch ihr Wehen Kriegsglück und Unglück verkündigte. Nun wollte auch er offen hervortreten, vorher aber ))as Lager der Feinde erspähen. Als Harfenspieler verkleidet begab er sich dahin, er spielte ihnen vor und erwarb durch heitere Scherze ihr Vertrauen so, daß sie ihn überall frei umhergehen ließen, ja daß sogar einer ihrer Prinzen ihn mehrere Tage in seinem Zelte behielt. Da er ihre große Sicherheit bemerkte, war schnell sein Plan gemacht. Er verschwand aus dem dänischen Lager und schickte heimlich Boten zu den Angesehensten der Sachsen: daß sie sich an einem bestimmten Tage in einem dazu ihnen angewiesenen Walde einfinden möchten. Da sie längst die Tyrannei der Dänen unerträglich gefunden hatten, so kamen sie und empfingen den geliebten König freudig in ihrer Mitte. Sie versprachen ihm Treue und Gehorsam. Er benutzte ihre Begeisterung und führte sie sogleich gegen die Dänen. Diese waren überrascht von der Erscheinung der Sachsen, die sie ganz muthlos geglaubt hatten, und über das Wiederauftreten Alfreds. Sie erlitten bei Eddington unweit Bristol eine vollständige Niederlage, flüchteten sich in eine Festung und mußten sich hier an Alfred ergeben. Dieser war so großmüthig, sie im Lande zu behalten; er wies sie nach dem Norden Englands (Ostangeln und

10. Theil 2 - S. 95

1880 - Stuttgart : Heitz
Alfred von England. 95 62. Alfred von England (871—901) und Wilhelm der Eroberer (1066). Von England ist am Schluffe der alten Geschichte erzählt worden, daß 449 ein Schwarm Angelsachsen unter Hengift und Horsa auf Bitten der Briten aus Deutschland herübergekommen sei und ihnen zwar gegen deren Feinde, die Pikten und Skoten, beigestanden, sich aber dann in England festgesetzt und die Briten unterworfen habe. Es waren immer neue Schwärme nachgekommen und die Häuptlinge derselben errichteten sieben Königreiche in England, die sogenannte Heptarchie (Siebenherrschaft). Es war dies eine unglückliche Zeit; denn die unterdrückten Briten machten unaufhörliche Versuche, das ihnen aufgelegte Joch der Angelsachsen wieder abzuwerfen, und erst nach und nach fanden- sie sich in ihr Schicksal oder zogen sich in die Berge von Wales oder Cornwall zurück. Endlich vereinigte ein König von Wefsex (in Süd-England), Egbert, alle sieben Reiche (827) und machte also der Heptarchie ein Ende. Er war als Prinz, um sich vor den Verfolgungen seiner eigenen Verwandten zu retten, nach Frankreich geflohen und hatte am Hofe Karls des Großen seine Ausbildung erhalten. Mit Kenntnissen und Erfahrungen bereichert, kam er zurück, und mit ihm begann für England eine ruhigere Zeit. Doch wurde die Ruhe manchmal durch die Landung der Dänen oder Normänner, kühner Seeräuber, die von Dänemark und Norwegen aus das Meer durchschifften, gestört. Sie raubten Menschen und Güter, und schifften dann reich beladen nach Hause. Noch großem Ruhm als Egbert erlangte sein Enkel, Alfred, den man auch wohl den Großen genannt, und der von 871 bis 901 über England regierte. Als Knabe hatte er nichts gelernt, weil ihn sein schwacher Vater (Ethelwolf) verzärtelte; aber seine Mutier Judith, eine Tochter Karls des Kahlen, lehrte ihm die altsächsischen Lieder. Diese machten auf sein Gemüth einen wunderbaren Eindruck und entwickelten in ihm die Begeisterung für alles Edle und Große, die er hernach als König überall zeigte. Kaum hatte er den Thron bestiegen, so landeten neue Haufen von Dänen, die damals die Küsten nicht nur Englands, sondern auch Frankreichs und Deutschlands zu verwüsten pflegten. Nach mehrern vergeblichen Kämpfen verloren die Angelsachsen den Muth, ferner
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