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1. Theil 3 - S. 181

1880 - Stuttgart : Heitz
Unruhen in Prag. Friedrich von der Pfalz. 181 kommen zu machen, erschienen vor ihm 16 Abgeordnete der östreichischen Stände und verlangten mit drohenden Worten seine schriftliche Einwilligung zu ihrer Bewaffnung und zu einem Bündnisse mit den Böhmen. Ja, einer derselben, Andreas Thonradel, soll sogar so weit gegangen sein, ihn beim Knopfe seines Ramses zu fassen und zu rufen: „Nandel, gieb dich! du mußt unterschreibe!" — Da schmetterten plötzlich Trompeten auf dem Schloßhofe. Es waren 500 Cürafsiere von Dampierre, welche eingezogen waren, um Ferdinands Befehle zu vernehmen. Der Trompetenschall wirkte auf die Abgeordneten wunderbar. Sie beurlaubten sich in größter Schnelligkeit und kamen nicht wieder, und Ferdinand war erlöst, denn auch Thuru zog sich bald darauf von Wien zurück. Auch Ferdinand ist ein Beweis, daß man in keiner, auch noch so großen Verlegenheit verzagen muß, wenn man nur nach seiner besten Ueberzeugung handelt. Bald darauf wurde er zum deutschen Kaiser gewählt und hieß nun Ferdinand Ii. (1619—37). Nur die Böhmen wollten ihn schlechterdings nicht als ihren König erkennen, setzten ihn förmlich ab und ihnen traten auch die Schlesier, Mährer und Lausitzer, selbst die evangelischen Oestreicher bei. Dagegen wählten sie den 23jährigen Kurfürsten von der Pfalz, Friedrich V., zu ihrem Könige. Zwar war er reformirt; aber sein Oheim war Moritz von Dramen und sein Schwiegervater König Jacob I. von England, und diese Verbindung empfahl ihn den Wählenden besonders. Anfangs besann er sich; die große Gefahr, in die er sich begeben sollte, schwebte seinem Geiste vor und manche Freunde warnten ihn. (Seine Mutier Juliane: „Ach, nun geht die Pfalz nach Böhmen!") Aber da trat seine Frau, Elisabeth, herein, welche der Eitelkeit, Königin zu heißen, nicht widerstehen konnte. „Wie?" rief sie, „du konntest dich vermessen, die Hand einer Königstochter anzunehmen, und dir bangt vor einer Krone, die man dir freiwillig entgegenbringt? Ich will lieber mit einem Könige Sauerkraut, als mit einem Kurfürsten Gebratenes essen." Solche Eitelkeit hat schon manche Frau unglücklich gemacht. Wird Elisabeth sie auch zu bereuen haben? — Auch sein Hofpre-diger Scnltetns redete zu feinem Gewissen: er solle doch nicht durch feine Weigerung mehr als eine Million evangelischer Glaubensgenossen ausopfern. Er nahm die Krone an und reiste nach Prag, wo er mit großem Pompe gekrönt wurde. Hoch schlug der eitlen Elisabeth das Herz vor Freude. Indessen zog sich über dem neuen Könige und seinen Böhmen

2. Theil 3 - S. 289

1880 - Stuttgart : Heitz
Karl Xis. in der Türkei. 289 Sorge zu äußern pflegte, und selbst über seine Wunde und über das Unglück bei Pnltawa nicht die geringste Gemüthsverstimmung zeigte; aber dieser Verlust rührte sein Herz so sehr, daß Augen, Hände und Sprache die tiefste Traurigkeit verriethen und er lange in diesem Zustande blieb." An seine jüngere Schwester schrieb er bald daraus: „Meine einzige Hoffnung ist, daß meine Herzensschwester sich bei fester Gesundheit befinden möge. Unser Herr erhalte sie ferner und mache mich einst so glücklich, sie noch einmal zu sehen. Diese Hoffnung macht mir das Leben noch einigermaßen werth, seit ich die Betrübniß erduldet habe, die ich nicht zu überleben glaubte. Denn mit frohem Muthe würde ich alles ertragen haben, wenn ich nur so glücklich gewesen wäre, von uns drei Geschwistern der erste zu sein, der sein ihm abgestecktes Ziel erreicht hätte. Nun hoffe ich wenigstens nicht so unglücklich zu sein, der letzte von uns zu werden." Bis so weit war Karl gekommen; aber was sollte nun weiter geschehen? — Ohne Heer sich durch Polen oder Deutschland nach Schweden zurückzuschleichen, war für den stolzen Mann ein entsetzlicher Gedenke. „Wie?" dachte er, „wenn du den Sultan zu einem Kriege gegen Rußland bewegen könntest?" — Und nun bot er alles dazu auf. Anfangs hatte Achmet keine Ohren dafür; aber Karl brachte es dahin, daß zwei Veziere, die vom Kriege abriethen, abgesetzt wurden, und selbst die Mutter des Sultans wurde bestochen. „Wann willst du," fragte sie ihren Sohn, „endlich meinem Löwen beistehen, daß er den Czar verschlinge?" — Achmet ernannte einen neuen Großvezier, Baltadschi Mehernet, und befahl ihm: „Führe das Heer gegen die Russen!" — „Gut," sagte Mehernet, „mein Schwert in der einen und den König an der andern Hand, will ich ihn an der Spitze von 200,000'Mcrntt nach Moskau führen!" — Im Geiste sah sich Karl schon in Moskau, und beinahe wäre es auch so weit gekommen. Czar Peter hatte indessen in Moskau einen herrlichen Triumph gehalten. Durch sieben Triumphpforten zog er ein. Hinter ihm her wurden nicht nur die gemeinen schwedischen Gefangenen, sondern selbst die berühmten Generale Karls geführt; ein großer Verstoß gegen das Zartgefühl, mit dem man jeden Unglücklichen behandeln muß.*) Auch sah man unter der Beute den zerschossenen Trag- *) Ein Augenzeuge erzählt: Mm dritten Tage nach unserer Ankunft in Moskau war der Triumphzug mit allen schwedischen Gefangenen. Der Marsch Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 19

3. Theil 3 - S. 122

1880 - Stuttgart : Heitz
122 Neue Geschichte. 1. Periode. England. ich nie nach der Gewalt, noch nach dem Leben Elisabeths getrachtet, daß ich absichtlich nichts gethan habe, was Tadel verdient, wenn mir anders nicht meine Religion zum Verbrechen gemacht werden soll." Nachdem sie ihre Dienerschaft eingesegnet und sie gebeten hatte, für sie zu beten, ließ sie sich von einer ihrer Frauen die Augen verbinden, legte das Haupt selbst auf den Block und sprach: „O mein Gott laß mich nicht zu Schanden werden." Ihr Gebet währte noch einen Augenblick; dann sagte sie laut: „Mein Gott, ich befehle dir meinen Geist." Mit Mühe hatte der Scharfrichter, den der Anblick der liebenswürdigen Königin außer Fassung gebracht hatte, sich indessen wieder gesammelt; aber erst mit dem dritten Hiebe wurde das Haupt vom Körper getrennt. Alle Zuschauer waren tief erschüttert, nur der Dechant rief: „So müssen alle Feinde der Königin Elisabeth untergehen!" und nur der einzige Kent antwortete: „Amen!" In Thränen gebadet, warfen sich die Frauen der Entseelten vor ihrem bisherigen Hüter auf die Kniee und baten flehentlich um die Erlaubniß, den Leichnam waschen und ankleiden zu dürfen; alles,, was sie besaßen, boten sie ihm für diese Vergünstigung an, aber mit Rohheit stieß man sie zurück und überließ den Scharfrichtern die Besorgung des Leichnams, die ihn in den anstoßenden Saal trugen und mit einem alten Tuche, welches auf eine Billardtafel gehörte, zudeckten. So endete Maria Stuart im 45. Jahre ihres Alters und im ' 19. einer herben Gefangenschaft. Bei vielem Geist und hinreißender Liebenswürdigkeit fehlte ihr das Talent zu herrschen, durch welches allein sie ihre rohen Unterthanen hätte zügeln und ihrer Nachbarin Elisabeth Ehrfurcht gebieten können. Sie siel als ein Opfer ihres Leichtsinns und der Unwahrhaftigkeit, die ein Hauptzug ihres Charakters gewesen war. Elisabeth, als sie die Nachricht von der Hinrichtung Maria's erhielt, schien vor Bestürzung nicht sprechen zu können, stand wie versteinert da und brach, als ihr Kummer Luft bekam, in Weinen und Wehklagen aus. Denn wenn auch durch Maria's Tod ihr Herz von einer großen Last befreit wurde, so mußte sie sich doch sagen, daß sie vor ganz Europa als die Urheberin der That erscheinen würde, und man darf daher wohl glauben, daß ihre Bestürzung und ihr Zorn nicht erheuchelt war. An Maria's Sohn, Jacob, schrieb sie: sie wünsche, daß er den unaussprechlichen Gram kennen möchte, den sie wegen dieses traurigen Ereignisses fühle, welches ganz ohne ihr Wissen und Willen sich zugetragen hätte.

4. Theil 3 - S. 292

1880 - Stuttgart : Heitz
292 Neue Geschichte. 2. Periode. Schweden und Rußland. in deine Hände." — Aber Mehemet blieb dabei: „Der Friede ist geschlossen und er mnß bestehen." — Wüthend vor Zorn verließ Karl ohne Abschied das Zelt des Veziers und verklagte ihn beim Snltan. Dieser setzte ihn ab und verwies ihn; im folgenden Jahre schon starb er. Was hatte er nun von seiner Treulosigkeit? Der Friede mit Rußland wurde nicht umgestoßen. Keiner hatte sich mehr über Karls Niederlage bei Pultawa gefreut als — August Ii. Auf die erste Nachricht davon erklärte er den mit Karl in Altranstädt geschlossenen Frieden für erzwungen, kehrte nach Polen zurück, verband sich wieder mit dem Czaren und verjagte bald seinen Gegner Stanislaus Lesczinsky vom polnischen Throne. Auch Friedrich Iv. von Dänemark erklärte den Schweden wieder den Krieg. Alle drei fielen nun über die schwedischen Provinzen her, und wären die braven Schweden nicht so tapfer gewesen, so hätte Kart jetzt sein ganzes Land verloren. Karl saß indessen ruhig in seinem Lager bei Bender und entwars Riesenpläne, von denen kein einziger ausgeführt wurde. Vergebens ließ der Reichsrath ihn bitten, zurückzukommen. Karl antwortete: „Wenn der Reichsrath eines Präsidenten bedarf, so werde ich ihm einen meiner Stiefeln schicken." Seine Lage wurde von Tag zu Tage schwieriger. Zu seinen drei Feinden gesellten sich noch drei: Preußen, England und Holland. Alle seine Mühe, den Sultan zu einem neuen Kriege gegen Rußland zu bewegen, war vergeblich. Dagegen widerstand Achmet allen Aufforderungen des Czars, ihn auszuliefern. Endlich bot Peter Ms Millionen für den König. Aber Achmet antwortete: Peter fei durch nichts in der Welt im Stande, ihn zu einem so großen Verbrechen gegen die Gastfreundschaft zu bewegen; ein türkischer Kaiser habe eine noblere Seele. Zuletzt aber ließ Achmet Kartn geradezu merken, sein langer Aufenthalt sei ihm lästig, er möge doch endlich an die Abreise denken. Aber Karl war so erbittert auf ihn, daß er alle, ihm erwiesene Gastfreundschaft vergaß und gerade ihm zum Aerger bleiben wollte. Endlich drohte man ihm mit Gewalt, und da Karl immer hartnäckiger wurde und sich mit feiner Handvoll Schweden — es waren jetzt 196 Mann — in Vertheidigungsstand setzte, so besaht der Sultan dem Juffuf Pascha, sich Karls todt oder lebendig zu bemächtigen. Mit Thränen in den Augen zog der Pascha die Janitfcharen zusammen. Die Kanonen donnerten; seine Verschanzungen wurden erstiegen. Da beschloß Karl, sich in seinem hölzernen Hause bis auss äußerste zu vertheidigen. Er hieb sich durch 40 Janitfcharen,

5. Theil 3 - S. 128

1880 - Stuttgart : Heitz
128 Neue Geschichte. 1. Periode. England. mußte. Sein Verbrechen lag zu sehr am Tage, als daß er diesmal der Verurtheilung entgehen konnte; alle Richter sprachen das Todesurtheil über ihn aus. Und Elisabeth? — Ihr Zustand war diesmal wirklich bemitleidenswerth. Lange wurde sie von der größten Unentschlossenheit umhergeworfen; in ihrer Seele kämpften unaufhörlich Haß und Liebe, gekränkter Stolz und Mitleid, die Pflicht, ein solches Verbrechen streng zu ahnden, und der Wunsch ihren Liebling nicht ganz sinken zu lassen. Bald unterzeichnete sie den Befehl zur Hinrichtung, bald widerrief sie ihn. Wenn er sie nur wenigstens um Gnade bäte, meinte sie, so würde sie ihm wohl vergeben. Immer noch hoffte sie darauf; aber da keine demüthige Unterwerfung erfolgte, willigte sie endlich, in einem Anfalle von Erbitterung, in die Hinrichtung. Sie ging 1601 im Tower vor sich. Essex, erst 34 Jahre alt, starb mit tiefer Reue und mit dem Bekenntniß seine Strafe verdient zu haben. Von dieser Zeit an verfiel die Königin in tiefe Schwermuth, obgleich sie die Gewohnheiten ihrer Lebensweise nicht unterbrach. Zwei Jahre darauf aber traten auch körperliche Leiden zu ihrer trüben Stimmung hinzu und beschleunigten ihren Tod. Eine, jedoch unverbürgte Sage giebt als Ursache desselben eine traurige Entdeckung an, die ihr in Betreff des unglücklichen Essex gemacht worden war. In den Zeiten der höchsten Gunst hatte Essex der Königin einst sein Bedauern geäußert, daß die Gunst der Großen so unbeständig sei. Gerührt schenkte sie ihm damals einen Ring, mit dem Beifügen: er möchte auch noch so sehr in Ungnade fallen, so würde sie doch, sobald er ihr diesen Ring sendete, allen Groll , fahren lassen und ihm wieder Gehör geben. Sorgfältig hatte Gssex dieses wichtige Kleinod verwahrt und sich seiner in den mannigfachen Verlegenheiten seines Hoflebens nicht bedient, ihn immer für die äußerste Noth aufsparend. Als er aber zum Tode verurtheilt war und auch die letzte Hoffnung sank, nahm er zu ihm seine Zuflucht. Er überreichte ihn der Gräfin Nottingham (sprich Nattingäm), und bat sie, ihn der Königin einzuhändigen. Unglücklicherweise war der Gemahl der Gräfin ein Todfeind des Essex; er beredete sie daher, den Ring nicht abzugeben, und so erhielt Elisabeth keine Nachricht davon, wie sehnlichst Essex auf das Wort der Gnade harrte. Erst als zwei Jahre darauf die Gräfin auf dem Sterbebette lag und von ihrem Gewissen beunruhigt wurde, ließ sie die Königin um einen Besuch bitten, eröffnete ihr das Geheimniß und bat sie mit Thränen um Ver-

6. Theil 3 - S. 242

1880 - Stuttgart : Heitz
242 Neue Geschichte. 2. Periode. England. leiden gepeinigt starb Cromwell im Palaste zu Whitehall, 1658.*) Gleichwohl reichte der kurze Zeitraum seiner Herrschaft hin, um die Grundlage zu Englands politischer Macht und Größe zu geben. Namentlich sicherte er den Engländern durch die Navigationsacte, welche allen fremden Nationen die Einfuhr von Waaren verbot, die nicht Products ihrer eigenen Länder waren, den Vortheil, Europa mit den Waaren Indiens und Amerikas zu versehen, ein Vortheil, welchen er den Holländern entriß. Sein Sohn, Richard Cromwell, wurde zwar nach ihm auch Protector; aber sein sanftes, weiches Gemüth war für einen solchen Platz nicht gemacht. Er legte seine Würde bald nieder. Wer sollte nun regieren? Anfangs ergriff wieder das Parlament die Regierung; aber zu ihm hatte das Volk kein Zutrauen. Da entschloß sich ein alter würdiger General, Georg Monk, den stillen Wünschen des Volkes eine Stimme zu geben.' Er ging mit seinen Soldaten, die ihn wie einen Vater liebten, nach London, ließ ein besseres Parlament wählen und gab heimlich dem ältesten Sohne Karls I., der gerade in Holland lebte, einen Wink. Nachdem das Parlament, welches aus lauter gemäßigten Männern bestand, 14 Tage lang sich mit Berathschlagnngen beschäftigt hatte, wie man nun die vielen Mißbräuche abschaffen und eine neue Regierung einrichten wollte, meldete am 1. Mai 1660 der Präsident, daß ein Abgesandter des Prinzen Karl draußen stände. Bei dieser Nachricht erhob das ganze Parlament, ein lautes Freudengeschrei, als wenn es nur auf solchen Antrag gewartet hätte. Der Gesandte mußte gleich hereinkommen und seinen Auftrag sagen. Er überreichte einen Brief, der mit Begierde gelesen, schnell abgedruckt und im ganzen Reiche verbreitet wurde, damit alle an dem fröhlichen Ereignisse Theil nähmen. In diesem Briefe versprach Karl, der nun als König Karl Ii. (1660—85) gellknnt wurde, allen Verzeihung für die Vergangenheit, Gewissensfreiheit u. s. w., wenn sie ihn zum Könige machen wollten. Das wurde mit Freuden angenommen und sogleich eine feierliche Gesandtschaft angeordnet, die ihm ein Geschenk bringen und ihn nach England hernberholen sollte. Bisher hatte man in Frankreich und in den Niederlanden den König etwas über die Achsel angesehen. Nun aber beeiserte *) Sein Staatssecretair war der berühmte Dichter Milton, der unter anderm „Das verlorene Paradies" dichtete, in seinem Alter blind und doch voll Feuer und Geisteskraft^

7. Theil 3 - S. 321

1880 - Stuttgart : Heitz
Erster schlesischer Krieg. 321 man hätte sich nicht wundern können, wenn sie, eine schwache Frau, den Muth verloren hätte. Aber sie zeigte einen männlichen Geist und bewies, daß jedes Unglück durch standhafte Ausdauer endlich zu überwinden ist. Als die feindlichen Heere unter dem Kurfürsten von Baiern nur noch wenige Tagemärsche von Wien entfernt standen und alle Kostbarkeiten des Hofes schon nach Preßburg geschafft wurden, berief sie die ungarischen Stände, die ihr mit großer Ergebenheit anhingen, nach Preßburg und trat in Trauerkleidern mitten unter sie, die ungarische Krone auf dem Haupte, das königliche Schwert an der Seite. Majestätisch schritt sie durch den Saal und stieg zum Throne hinan. In lateinischer Sprache hielt sie eine Rede voll Feuer, in welcher sie ihnen ihre bedrängte Lage vorstellte. „Verlassen von allen vorigen Freunden," so schloß sie, „habe ich keine andere Zuflucht, als zu eurer Treue. Ich werfe mich in eure Arme und erwarte schleunige Hülfe." Diese Worte und die Thränen, die ihr dabei in die Augen traten, rissen die graubärtigen Magnaten zur Begeisterung hin. Sie schwangen die Säbel und riefen mit nassen Augen: „Leben 'und Blut! Wir wollen sterben für unsere Königin Maria Theresia!" — Sechs Tage darauf ereignete sich eine noch rührendere Scene, als die Abgeordneten der Ungern sich vor ihrem Throne einfanden, um den Schwur des Gemahls der Königin zu empfangen. Franz rief dabei aus: „Mein Blut und mein Leben für die Königin und das Königreich Ungarn!" Da nahm Maria Theresia ihren Sohn Joseph, einen zarten Säugling, auf den Arm, zeigte ihn der Versammlung, und alle riefen abermals ftendebegeistert: „Wir wollen sterben für unsere Königin Maria Theresia!" Die Ungern haben auch Wort gehalten und ihrem treuen Beistände verdankte Maria Theresia vorzüglich ihre Errettung aus der großen Bedrängniß. Keiner ihrer Feinde machte ihr aber so viel zu thun als Friedrich Ii., und er behauptete Schlesien, trotz aller Anstrengungen, ihn hinauszutreiben. Vorher hatte er bei Czaslau oder Chotusitz in Böhmen einen Sieg über sie erfochten (1742). Zuletzt schloß sie im dritten Jahre des Krieges Frieden mit ihm in Breslau,*) in welchem sie ihm fast ganz Schlesien, so weit es jetzt noch preußisch ist, überließ und nur froh war, diesen gefährlichen Feind los zu sein. *) Der Präliminarfriede wurde in Breslau, der eigentliche Friede in Berlin abgeschlossen (Juli 1742). Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 21

8. Theil 3 - S. 140

1880 - Stuttgart : Heitz
140 Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland. Friede im Lande nicht gestört wurde, wenn er auch nicht vermochte, die ängstliche Spannung aufzuheben, die in den Gemüthern herrschte. Das einzige, was man ihm vielleicht vorwerfen kann, ist die große Härte gegen den Herzog von Gotha. Der unglückliche Johann Friedrich von Sachsen hatte einen noch unglücklichem Sohn, der auch Johann Friedrich hieß und Herzog von Gotha war. Dieser ließ sich mit einem Ritter, Wilhelm von Grumbach, einem raubsüchtigen Menschen, ein und schützte ihn gegen den ausdrücklichen Befehl des Kaisers, ihn auszuliefern. Die Folge davon war, daß Gotha belagert, eingenommen und der Herzog gefangen wurde. Da er gegen wiederholte Warnungen taub gewesen war, so ließ ihn der Kaiser Maximilian Ii. (1567) nach Wien bringen, auf einem offenen Wagen, einen Strohhut auf dem Kopfe, durch die Straßen führen und dann ins Gefängniß werfen. Seine Frau Elisabeth, eine Tochter Friedrichs Iii. von der Pfalz, war trostlos über das unglückliche Schicksal ihres Mannes. Statt sich — sie war erst 27 Jahre alt — etwa durch Vergnügen zu zerstreuen, dachte sie nur an ihn, und hatte nirgends Ruhe und Rast. Fünf Jahre lang hörte sie nicht auf, flehentlich zu bitten, man möchte sie doch nur zu ihrem lieben Manne lassen. Endlich wurde es ihr bewilligt, aber nur auf einige Monate. Wie freute sie sich, als sie ihn wiedersah! Nun konnte sie ihn doch pflegen und ihm seine Einsamkeit erleichtern; denn eine andere Freude kannte das gute Weib nicht. Nach Verlauf einiger Monate sollte sie ihn wieder verlassen; aber sie bat den Kaiser so lange, bis er ihr endlich erlaubte, sich bei ihm einsperren zu lassen; nur unter dieser Bedingung wurde ihr gewährt. Aber das war ihr ein kleines Opfer für das Glück, seine Leiden zu theilen und zu erleichtern. So ist sie auch bei ihm geblieben, bis sie nach einer 22jährigen Gefangenschaft in den Armen ihres dankbaren Mannes starb. Viele Fürsten hatten oft und dringend den Kaiser um seine Freilassung gebeten; aber vergebens. Er saß noch bis ins folgende Jahr (1595) gefangen; dann entführte ihn der Tod ins Land der ewigen Freiheit, nachdem er 28 Jahre eingesperrt gewesen war. Um die- Zeit der Grumbach'scheu Händel (1566) ereignete sich eine berühmte Waffeuthat in Ungarn: die Vertheidigung von Szigeth durch Zrini. Der alte Suleimau der Prächtige lebte noch; er war wieder in Ungarn eingefallen und belagerte da Szigeth an der Theiß. Hier war der tapfere Zrini Commandant; er beschloß mit seiner kleinen Schaar den Platz bis aufs äußerste

9. Theil 3 - S. 150

1880 - Stuttgart : Heitz
150 Neue Geschichte. 1. Periode. Niederlande. wie gewöhnlich Leute, die aus niederm Stande — sein Großvater war ein Eisenschmied gewesen — plötzlich zu großen Ehren emporsteigen: er behandelte die niederländischen Großen mit empörender Verachtung, und diese dagegen schwuren, sich an ihm zu rächen. So wuchs immer mehr die Unzufriedenheit, und ihr Ausbruch wurde nur noch durch die spanischen Soldaten zurückgehalten. Inzwischen wurde die Inquisition durch Granvella geschärft und überall sah man Calvinisten — denn der reformirte Glaube hatte in den Niederlanden mehr Eingang gefunden als der lutherische — zum Tode geführt werden. Aber die Heldengröße, mit der sie für ihren Glauben starben, erwarb diesem immer neue Bekenner, und aus einem Märtyrer lebten gewiß zehn Gläubige auf. Ueberall, auf den Landstraßen, auf Schiffen, von Wagen herab sah man die reformirten Prediger Reden an das Volk halten, und wollte die Inquisition sich ihrer bemächtigen, so beschützte das Volk seine geliebten Lehrer, trug sie auf den Schultern in die Kirche und verjagte die Wache mit Steinen. Viele Opfer, die schon auf dem Wege nach dem Richtplatze waren, wurden vom Pöbel befreit. Noch furchtbarer als die Stimme des Pöbels war aber die Verbindung, welche Wilhelm von Oranien, Graf Egmont und Graf Hoorue (sprich Hörne) mit einander schlossen, der spanischen Unterdrückung und zunächst dem verhaßten Granvella sich zu widersetzen. Durch ihre Vorstellungen brachten sie es auch wirklich bei Philipp dahin, daß er schon den Cardinal zurückrufen wollte, als dieser selbst um seinen Abschied bat. Aber dadurch wurde die Sache nicht besser. Seine Anhänger blieben zurück und handelten ganz nach seinem Sinne. Da beschlossen die Unzn- sriedenen, den Grafen Egmont nach Madrid zu senden, ob Philipp vielleicht bewogen werden könnte, die verhaßte Inquisition abzuschaffen. Egmont wurde von Philipp mit unerwarteter Artigkeit aufgenommen. Dann fragte er seine geistlichen Räthe, ob er den Niederländern die erbetene Religionsfreiheit bewilligen müsse? „Behüte!" antworteten diese. Da erhob sich Philipp von seinem Stuhle, warf sich vor einem Krucifix auf die Knie nieder und- betete: „So bitte ich denn, Majestät des Allmächtigen, daß du mich nie so tief mögest sinken lassen, ein Herr derer zu sein, die dich von sich stoßen." Ein trostreiches Gebet für die Niederländer! — Kaum war Egmont mit den besten Hoffnungen nach den Niederlanden zurückgekehrt, als er auch erfuhr, wie sehr ihn Philipp durch glatte Worte getäuscht hatte. Die Gesetze gegen die Ketzer wurden (1565)

10. Theil 3 - S. 155

1880 - Stuttgart : Heitz
Alba in den Niederlanden. 155 behrungen zu verlangen, die durch eine Flucht nöthig geworden wären. „Nimmermehr wirst du mich bereden, Oranien," sagte er, „die Dinge in diesem trüben Lichte zu sehen. Was kann auch der König mir anhaben? Er ist gütig und gerecht, und ich habe mir Ansprüche auf seine Dankbarkeit erworben." — „Wohlan!" rief Oranten mit Unwillen und innerm Schmerze, „so wage es denn auf diese königliche Dankbarkeit. Aber mir sagt eine traurige Ahnung — und gebe der Himmel, daß sie mich betrüge! — daß du die Brücke sein werdest, Egmont, über welche die Spanier in das Land kommen, und die sie abbrechen werden, wenn sie hinüber sind." — Innig drückte er ihn noch einmal an sein Herz. Lange, als wäre es für das ganze Leben, hielt er die Augen auf ihn geheftet, Thränen entfielen ihm; sie sahen einander nicht wieder! — Gleich am folgenden Tage schrieb er der Statthalterin seinen Abschiedsbrief und ging auf seine Güter im Nassauischen. Ihm folgten viele Gleichgesinnte nach; denn mit größerer Strenge verfuhr jetzt Margaretha gegen die Calvinisten; viele flohen, andere starben durch die Hand des Henkers. Den resormirten Predigern wurde angedeutet, binnen 24 Stunden das Land zu räumen. Alle Straßen waren mit Flüchtlingen bedeckt, die ihrer Religion zu Ehren ihr Liebstes verließen und für sie ein glücklicheres Land suchten. Dort nahmen Männer von ihren Weibern, Väter von ihren Kindern ein ewiges Lebewohl; hier führten sie dieselben mit sich. Die Städte glichen einem Trauerhause. Aus den Balken der durch die Bilderstürmer zerstörten Kirchen wurden Galgen gebaut für die, welche sich an ihnen vergriffen hatten. Alle Hochgerichte waren mit Leichnamen, alle Gefängnisse mit Todesopfern, alle Landstraßen mit Flüchtlingen angefüllt. Keine Stadt war so klein, daß in ihr in dem mörderischen Jahre 1567 nicht an 50—300 zum Tode geführt worden wären. Jetzt hielt es auch Brederode für gerathen, zu entfliehen; er entkam nach Emden, wo er das Jahr darauf starb. Nun war die Ruhe wieder hergestellt; wer nicht todt oder geflohen war, wurde durch die Furcht in Unthätigfett erhalten, und Margaretha berichtete an den König, alles fei ruhig; er möchte also doch ja den Herzog von Alba, der schon mit einem Heere unterwegs war, zurückrufen, weil seine Ankunft nur die Ruhe wieder stören könnte. Aber in Madrid war es anders beschlossen. Philipp und Alba wollten die Gelegenheit nicht vorbeigehen lassen, Blut in Strömen zu vergießen. Jetzt sei zwar, hieß es dahier,
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