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1. Theil 3 - S. 266

1880 - Stuttgart : Heitz
266 Neue Geschichte. 2. Periode. Deutschland. trifft, so ist sie nicht aufzuzählen, unter anberm ein Gürtel von Diamanten, zwei mit Diamanten besetzte Uhren, fünf Köcher mit Rubinen, Saphiren und Perlen, bte schönsten Zobel von der Welt und tansenb Kleinigkeiten." Am andern Tage hielt Sobieski mit dem Kaiser und den andern Fürsten seinen Einzug in Wien. Das Volk jubelte, aber sah nur aus den tapfern König, nicht auf den schwachen Kaiser, der in der Stunbe der Noth sein Volk im Stiche gelassen hatte. Mit Inbrunst stimmte Sobieski in der Augustinerkirche das „Herr Gott, bich loben wir" an, und bankbar sang ihm das gerührte Volk nach, währenb alle Glocken jubelnb brein tönten. Karct Mustapha würde auf des Sultans Befehl enthauptet; aber leiber hatten die Türken 6000 Männer, 11,000 Frauen, 14,000 Mäbchen und 50,000 Knaben aus Oestreich in die Sklaverei geschleppt, von benen nur 600 auf dem Schlachtfelbe gerettet würden. — Seitbem fittb die Türken nicht wieber nach Dentschlanb gekommen. Ueberhanpt hörten sie auf, für Europa ein Gegenstanb des Schreckens zu sein, seitbem Prinz Eugen ihnen einige schwere Nieberlagen in Ungarn beigebracht hatte. Der tapfere Sobieski starb 1696,*) und sogleich begann unter den nie einigen Polen das Ränkespiel Über die Königswahl. Zwei Bewerber, ein französischer Prinz (von Conti) und Kurfürst August von Sachsen, boten den Polen Gelb über Gelb; enblich siegte August, mit dem Beinamen: der Starke. Er hat von 1697—1733 regiert. Um König von Polen zu werben, mußte er sich zux römischen Kirche bekennen. Das that er auch ohne viel Bebenken. Zur Beruhigung seiner Sachsen erklärte er, daß er nie katholische Minister annehmen wolle. Beibe Länber hat er aufs gewissenloseste regiert; unbekümmert um das Wohl seiner Unterthanen, sann er nur auf die Befriebigung feines Ehrgeizes und seiner Prunksucht und vergeubete das ihnen abgepreßte Gelb durch Jagben, Schwelgereien und anbete Ergötzlichsten. Währenb des spanischen Erbfolgekriegs starb der unfähige *) König Sobiesky, 1674—1696, war ein ausgezeichneter-Kriegsmann, aber als Regent ließ er es nicht selten an der Unparteilichkeit und Gerechtigkeit fehlen, welche in dem Parteigewirr zur Behauptung des königlichen Ansehns nothwendig war. Er machte sich Gegner durch auffallende Begünstigung seiner Anhänger und war zu nachgiebig gegen die Habsucht und die Ränke seiner Gemahlin, der Tochter eines französischen Marquis, welche an den französischen Umtrieben in Polen so leidenschaftlich sich betheiligte, daß sie sogar die Wahl ihres Sohnes zum Nachfolger des Vaters verhindern half.

2. Theil 3 - S. 89

1880 - Stuttgart : Heitz
Heinrich Viii. Tod der Anna Boleyn alles war vergebens. Heinrich wollte sie los sein, darum mußte er sie schuldig finden, und obgleich ihre erbittertsten Feinde ihre Richter waren, so konnte ihr doch kein Verbrechen bewiesen werden. Einem der Hofleute, die der Freundlichkeit wegen, mit welcher Anna mit ihnen sollte gesprochen haben, auch gefangen gesetzt waren und hingerichtet werden sollten, bot man das Leben an, wenn er die Königin anklagen wollte. „Behüte der Himmel!" rief er aus, „ich halte sie für unschuldig und wollte lieber tausend Leben verlieren, als einen unschuldigen Menschen verleumden." Dennoch sprachen die Richter ihr: „Schuldig" aus. Sie sollte, nach der Entscheidung des Königs, entweder verbrannt oder enthauptet werden. Als man ihr das Urtheil ankündigte, erschrak sie nicht, aber sie hob ihre weißen Hände gen Himmel und rief: „O Vater, der du der Weg, die Wahrheit und das Leben bist, du weißt, daß ich diesen Tod nicht verdient habe." Dann ließ sie dem Könige sagen, sie danke ihm sehr, daß er so eifrig auf ihre Erhebung bedacht sei. Aus einem bloßen Fräulein habe er sie zur Marquisin, dann zur Königin erhoben, und nun, da sie auf der Erde nicht höher steigen könne, sorge er dasür, daß sie eine Heilige im Himmel werde. Dann empfahl sie ihm ihr unmündiges Töchter-chen Elisabeth. Auf dem Blutgerüste betete sie noch mit Inbrunst sür den König und gab ihm das Zeugniß, er sei sonst gegen sie immer ein guter und gnädiger Herr gewesen. Endlich überließ sie sich einer stillen Andacht, legte den Kopf auf den Block und unter den Worten: „Christus befehle ich meinen Geist!" machte ein Hieb ihrem Leben ein Ende. Gleich den Tag nach dieser ungerechten Hinrichtung vollzog der König seine Ehe mit Johanna Seymour und rühmte sich vor dem Parlamente, daß er aus Liebe zu seinem Volke, ungeachtet Meine letzte und einzige Bitte soll sein, daß ich allein die Last der Ungnade Ew. Maj. tragen möge, und daß sie nicht die unschuldigen Seelen derjenigen armen Männer treffe, welche, wie ich erfahre, meinetwegen gleichfalls in enger Gefangenschaft sind. Wenn ich jemals Gnade in ihren Augen gefunden habe, wenn jemals der Name Anna Boleyn Ihren Ohren angenehm geklungen hat, so gewähren Sie mir diese Bitte. Ich will Ew. Maj. nicht weiter beschweren, und mit meinem innigen Gebete Gott bitten, Jhro Maj. in seiner Obhut zu behalten und Sie in allen Ihren Handlungen zu leiten. — Aus meinem traurigen Gefängnisse, den 6. Mai 1536. Ihre gehorsamste und ewig treue Gemahlin Anna Boleyn.

3. Theil 3 - S. 57

1880 - Stuttgart : Heitz
Lukas Cranach. 57 Lukas geantwortet: „„Ew. Majestät waren damals acht Jahre alt, als Kaiser Maximilian Euch bei der rechten Hand führte und Ew. Gnaden in Niederland huldigen ließ. Indem ich aber anfing, Ew. Majestät abzureißen, hat Ew. Majestät sich stetig gewendet, worauf Euer Präceptor, welchem Eure Natur wohl bekannt, vermeldet, daß Ew. Majestät ein sonderliches Gefallen zu schönen Pfeilen trüge, und darauf befahl, daß man einen kunstreich gemalten Pfeil an die Wand gegenüber stecken sollte, davon Ew. Majestät die Augen niemals gewendet, und ich desto besser das Contersey zu Ende gebracht."" Diese Erzählung hatte dem Kaiser sehr wohl gefallen und hat dem alten Maler Lukas freundlich zugesprochen. Als aber der gute alte Mann an seines Herrn und des lieben Vaterlandes Unglück dachte, ist er mit weinenden Angen auf seine Kniee gefallen und hat für feinen gefangenen Herrn gebeten. Darauf der Kaiser fanfttnüthig geantwortet: „„Du sollst erfahren, daß ich deinem gefangenen Herrn Gnade erzeigen will."" Hat ihn daraus mildiglich begabt und wieder in die Stadt ziehen lassen." Der Kaiser ließ ihm nämlich als Zeichen seiner Gunst einen silbernen Teller voll ungarischer Dukaten überreichen. Am liebsten hätte Cranach die Gabe zurückgewiesen; aber das würde den Herrn beleidigt haben. Daher nahm er davon so viel, als er zwischen zwei Fingerspitzen saften konnte, lehnte auch alle Anträge des Kaisers ab, ihn nach den Niederlanden zu folgen. Dagegen erbat er sich die Erlaubniß, seinem unglücklichen Herrn im Gefängnisse Gesellschaft leisten zu dürfen. Nachdem Moritz die Regierung von Kursachsen angetreten hatte, ließ er sich von seinen neuen Unterthanen huldigen. Nur Cranach vermochte nicht, dem Manne Treue und Gehorsam zu geloben, der so zweideutig an seinem geliebten Herrn gehandelt und sich aus dessen Unkosten erhoben hatte. Er verließ das Land, das ihn so lange ernährt hatte, sagte seinen zahlreichen Freunden und Verwandten in Wittenberg für immer Lebewohl und reiste nach Innsbruck in das Gefängniß feines Herrn. Hier blieb er drei Jahre und suchte mit seltener Treue dem armen Gefangenen Gram und Kummer zu lindern. Ein Geschichtsschreiber sagt darüber: „ Wenn seine fürstliche Gnaden Morgens aufgestanden, haben sie bei einer Stunde in ihrem Gemach allein gebetet und in der heiligen Bibel oder in Doctor Luthers Schriften, sonst vielfältig in vornehmen deutschen und französischen Historienbüchern gelesen, und nächst denselben noch damit ihre Zeit vertrieben, daß sie den be-

4. Theil 3 - S. 259

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlachten bei Ramillies und Turin. 259 Schreiben von ihm, nebst einem offenen Einschluß an die Kurfürstin. Ich fühlte mein Herz gepreßt bei der Betrachtung, wie grausam es sein muß, auf diese Weise von denen getrennt zu sein, die man liebt. Ich beförderte den Brief sogleich an die Kurfürstin durch einen meiner eigenen Trompeter mit der Versicherung, daß ihre Antwort sorgfältig bestellt werden sollte. Es thut mir wohl, solche Linderungen zu verschaffen, durch welche meinen Dienstpflichten nicht zu nahe getreten wird." Zwei Jahre darauf (1706) erfocht er wieder einen herrlichen Sieg über die Franzosen bei Ramillies, einem Dorfe in Belgien, zwischen Brüssel und Löwen. Als er hier im Schlachtgewühls über einen Graben setzte, stürzte sein Pferd. Schnell eilte ein Adjutant herbei, ihm das seinige anzubieten. Aber indem ihm ein Oberst den Steigbügel hält und Marlborough sich in den Sattel schwingt, reißt eine Kanonenkugel jenem den Kops weg. In solcher Gefahr befand er sich nicht selten. Nach der Schlacht schrieb er an seine Frau: „In meinem letzten Schreiben, theuerste Seele, erwähnte ich dir nichts von meinem Vorhaben, den Feind zu einer Schlacht zu zwingen. Ich kenne deine Besorgnisse und wollte sie dir diesmal ersparen. Nun kann ich dir die freudige Botschaft geben, daß wir am gestrigen Sonntage gefochten haben, und daß es dem Allmächtigen gefallen hat, uns einen glänzenden Sieg zu verleihen." In demselben Jahre (1706) gewann Eugen eine glänzende Schlacht bei Turin. Dem Herzoge von Savoyen nämlich, seinem Verwandten, hatten die Franzosen sein ganzes Land weggenommen, und nun belagerten sie Turin, die letzte Stadt, die ihm noch übrig war. Es war wenig Aussicht für ihn vorhanden, sie zu retten; denn die französische Belagerungsarmee war sehr bedeutend. Da eilte Eugen, der bei Verona, also 50 Meilen davon stand, herbei, setzte zu aller Erstaunen über die vielen Flüsse und Kanäle der Po-Ebene und erschien vor den französischen Linien. Ungesäumt griff er den General Marsin an, und obgleich der Kamps sehr blutig war, -war doch in zwei Stunden alles gethan. Am meisten zeichneten sich beim Sturm aus die französischen Schanzen die Preußen unter dem Fürsten von Dessau und die Gothaer aus. Eine unermeßliche Menge von Kriegsvorräthen und Kanonen fiel den Siegern in die Hände, und der König von Frankreich mußte versprechen, während des ganzen Krieges kein Heer wieder nach Italien zu schicken.

5. Theil 3 - S. 293

1880 - Stuttgart : Heitz
Karl Xii. in der Türkei. 293 die ihn umringten, bis zur Hausthüre durch. Hier raffte er einige Soldaten, Offiziere und Knechte, 50 an der Zahl, zusammen, trieb die Janitscharen, die sein Haus schon plünderten, heraus und verrammelte es. Er wehrke sich sieben Stunden lang. Eine Menge todter und verwundeter Türken lagen schon umher. Da gelang es den Janitscharen endlich, das Dach in Brand zu setzen. Nun erst, als schon die brennenden Sparren aus den König herabfielen, entschloß er sich, das Haus zu verlassen. In der einen Hand ein Pistol, in der andern den Degen, brach er heraus, um sich nach einem benachbarten Hause zu flüchten, verwickelte sich aber mit den Sporen und fiel zu Boden. Schnell drangen die Türken herzu und ergriffen ihn. Man brachte ihn nun nach einer andern türkischen Stadt (Demotika), wo er kürzer gehalten wurde. Dennoch blieb er noch über anderthalb Jahr. — Endlich — endlich, nachdem er über fünf Jahre in der Türkei gewesen, erklärte er, er wolle abreisen. Der Sultan benahm sich, trotz Karls Rücksichtslosigkeit sehr edel. Er machte ihm noch zum Abschiede große Geschenke und ließ ihn mit allen seinen Leuten bis an die Grenze von einem zahlreichen Ehrengefolge begleiten. Karl that, als wenn das alles so sein müßte. Der Zug ging durch Siebenbürgen und Ungarn. Dem Könige wurde jedoch bei der langsamen Reise bald die Zeit lang; er beschloß die Reise schneller und auf einem Umwege durch Deutschland zu machen, setzte sich mit dem Generaladjutant von Rosen und dem Oberstlieutenant Düring zu Pferde, ließ sich einen Paß geben, in welchem er sich für einen schwedischen Hauptmann Karl Frisch ausgab, machte sich durch eine große schwarze Perrücke, einen Hut mit goldenen Tressen und einen braunen Reiserock unkenntlich, und nun ging die Reise mit seiner gewöhnlichen Ungeduld vorwärts. Er reiste über Wien, Regensburg, Nürnberg, Würzburg, Hanau, Kassel, Braunschweig, Güstrow und Stralsund. In 14 "Tagen legte er 286 Meilen zurück und Düring blieb einmal von den starken Ritten unterwegs für todt liegen; Rosen aber hatte schon in den ersten Tagen zurückbleiben müssen. Endlich langte Karl in der Nacht um 1 Uhr vor Stralsund an. Die Schildwache, ja selbst der wachthabende Offizier wollten ihn nicht einlassen, weil es Nacht sei; aber er versicherte, sie wären Boten, die sehr dringende Briefe brächten, worauf der Commandant sie einzulassen befahl. Seine Füße waren von den starken Ritten so angeschwollen, daß er die Stiefeln mußte herunterschneiden lassen. Welche Freude war es für die Ein-

6. Theil 3 - S. 383

1880 - Stuttgart : Heitz
Josephs Ii. Tod. ßgß konnte er nicht viel ausrichten, da seine Heere gerade gegen die Türken fochten, und zu seinem großen Schmerze mußte er erleben, wie sich seine Niederlande für unabhängig erklärten (1790). Dies fehlte nur noch, um seine von so mancherlei Leiden der Seele geschwächte Gesundheit ganz aufzureiben. Das Gefühl, überall seine besten Arbeiten verkannt zu sehen und Haß statt Liebe zu ernten, schlug ihn ganz darnieder. Dazu kam der unglückliche Feldzug gegen die Türken, die er mit Katharina von Rußland zugleich bekriegte und gegen die er selbst auszog. Die unerträgliche Hitze und die großen Anstrengungen machten, daß das kaiserliche Heer in einem Jahre 112,000 Kranke hatte, von denen 33,000 starben. Joseph selbst kehrte im December 1788 krank nach Wien zurück, lange vorher ehe der Friede von Szistowa (1791) zu Stande kam. Seit der Zeit wurde er nicht wieder gesund. Im Februar 1790 wurde er so schwach, daß man täglich seinen Tod erwartete. Drei Tage vor seinem Tode hatte er den Kummer, daß die Frau seines Neffen, des nachherigen Kaisers Franz, starb. Er hatte sie vorzüglich geschätzt. „Sorget," befahl er, „daß die Leiche ans der Hofkapelle bald in die Gruft komme, damit für meine eigene Leiche Platz werde." Dann schrieb er einige Briese an ferne vertrautesten Minister und nahm von ihnen Abschied. *) Dennoch arbeitete er bis den letzten Tag vor seinem Tode. Am Morgen des 20. Februar 1790 entschlief er. Durch seinen Tod entging er einer sehr unruhigen Zeit, welche durch die französische Revolution für Europa schon angebrochen war. *) Er pflegte in gesunden Tagen des Abends eine auserlesene Gesellschaft von Männern und Frauen um sich zu haben, oder abwechselnd bei ihnen sich einzufinden. An diese Damen schrieb er eigenhändig: „Mein Ende naht heran. Es ist Zeit, Ihnen noch durch diese Zeilen meine ganze Erkenntlichkeit für jene Gute und Freundschaft zu bezeigen, die Sie mir während so vieler Jahre, welche wir miteinander zugebracht haben, zu erweisen die Gewogenheit hatten. Haben Sie die Güte, [sich meiner in Ihrem Gebete zu erinnern. Ich kann die Gnade und unendliche Barmherzigkeit der Vorsehung, in Ansehung meiner, nicht genug mit Dank erkennen, so daß ich mit völliger Ergebung meine letzte Stunde erwarte. Leben Sie wohl! Sie werden meine unleserliche Schrift nicht mehr lesen können. Sie beweist meinen Zustand." Ende des dritten Theiles.

7. Theil 4 - S. 112

1880 - Stuttgart : Heitz
112 Neueste Geschichte. 1. Periode. mit erblichen Mitgliedern und eine Deputirtenkammer errichtet und ihnen das Recht der Steuerbewilligung gegeben wurde. Aber die neue Regierung versäumte es, den Geist der Nation, welcher der napoleonischen Herrschaft noch in vieler Beziehung zugeneigt war, zu schonen. Mit großer Uebereilung drängten die Freunde der zurückgekehrten Königsfamilie alle bisherigen Anhänger des vertriebenen Kaisers zurück, besonders aber verletzten sie die Armee und das Volk durch geringschätzige Behandlung der Soldaten, zumal der Garden des Kaiserreichs, und als die zahlreichen Kriegsgefangenen, welche nach dem Friedensschluß aus der fremden Haft entlassen waren, nach Frankreich zurückkehrten, fanden sie in der Mißstimmung des Volks bereits einen günstigen Boden, um ihre Vorliebe für den verbannten Bonaparte wieder zu verbreiten. Diese Stimmung der Gemüther in Frankreich blieb dem auf Elba gefangen gehaltenen, aber nicht streng bewachten Helden nicht unbekannt; viele seiner früheren treuen Diener, besonders der Polizeiminister Fouche, der Marschall Davoust, der Kriegsminister Carnot n. a. ermunterten ihn zu einem neuen kühnen Streich, und da er gleichzeitig erfuhr, daß die Fürsten und Staatsmänner in Wien über die Ländervertheilnng gerade in heftigem Zwiespalt waren, so hielt er den Augenblick für günstig zu einem neuen Versuch, die verlorene Herrschaft wieder zu erlangen. Am 26. Februar 1815 verließ Napoleon Elba mit etwa 1100 alten Soldaten; glücklich entging er den im Mittelmeer kreuzenden Schiffen der Engländer und Franzosen und stieg am 1. März bei Cannes in der Provence ans Land. Bald zeigte es sich, daß er in Bezug auf die Stimmung der Franzosen nicht falsch gerechnet hatte; denn überall im Süden wurde er mit Begeisterung aufgenommen, von Schritt zu Schritt wuchs die Anzahl seiner Getreuen. Mit seiner alten Zuversicht rief er aus: „Mein Adler wird von einem Kirch-thurm zum andern durch Frankreich vor mir herfliegen, bis er sich auf dem Thurme von Notre-Dame in Paris niederlassen wird." Vergeblich sandte Ludwig Xviii. die Generale gegen ihn aus, welche er für die treuesten hielt; kaum befanden sie sich im Angesicht ihres alten, ruhmgekrönten-Kriegsherrn, allste unwiderstehlich zu ihm hinübergezogen wurden, wie auch alle Truppen und Befehlshaber auf dem ganzen Wege von Cannes bis Paris • eben so zu ihm übergingen. In 20 Tagen legte der todtgeglaubte Löwe den Triumphmarsch zurück, und nachdem Ludwig Xviii. von allen, die ihm so eben Treue geschworen, verlassen, nach Gent in

8. Theil 4 - S. 361

1880 - Stuttgart : Heitz
Der Feldzug in Böhmen. 361 „Soldaten Meiner Armee! Ich begebe Mich heute zu Euch, Meinen im Felde stehenden braven Truppen, und entbiete Euch Meinen königlichen Gruß. In wenig Tagen sind durch Eure Tapferkeit und Hingebung Resultate erfochten worden, welche sich würdig anreihen an die Großthaten unserer Väter. Mit Stolz blicke Ich auf sämmtliche Abtheilungen Meines treuen Heeres und sehe den nächsten Kriegsereignissen mit freudiger Zuversicht entgegen. Zahlreiche Feinde stehen gegen uns im Kampf. Laßt uns indeß auf Gott den Herrn, den Lenker aller Schlachten, und auf unsere gerechte Sache bauen! Er wird durch Eure Tapferkeit und Ausdauer die sieggewohnten preußischen Fahnen zu neuen Siegen führen." Berlin, den 29. Juli 1866. Wilhelm. Am 2. Juli traf der König, begleitet von dem Grafen Bismarck und dem Kriegsminister v. Roon in Gitschin ein und übernahm sogleich den Oberbefehl über die vereinigten drei Armeen. Bald nach der Ankunft des Monarchen war ein Kriegsrath gehalten und beschlossen worden, den durch angestrengte Märsche und heftige Gefechte ermatteten Soldaten für den 3. Juli einen Ruhetag zu geben. So lebhaft auch der Entscheidungskampf herbeigewünscht wurde, so hielt man diesen für so nahe bevorstehend noch nicht, und selbst der König ahnte in diesen Stunden nicht, daß die Schlacht am nächsten Tage geliefert werden würde. Es war angeordnet worden, daß am 3. Juli um 9 Uhr Morgens das militärische Gefolge des Königs bereit sein solle, denselben zu einer Zusammenkunft mit dem Kronprinzen zu begleiten. Auch der König, von dem Wechsel der erhebenden und der schrecklichen Eindrücke der Reise hingenommen, suchte die Ruhe einiger Stunden. Aber diese Ruhe währte nur kurze Zeit. Prinz Friedrich Karl hatte an diesem Tage zwei Officiere ausgesendet, um die Stellung und die Bewegungen der Oestreich et zu recogttoscirert. Sie meldeten , daß der Feind in starken Massen auf dem rechten Elbufer vor Königgrätz sich festzusetzen scheine. Sogleich sandte der Prinz diese wichtigen Nachrichten in das königliche Hauptquartier. Als um 11 Uhr Nachts der General von Voigts-Rhetz bei dem Könige eintraf, wurde der General v. Moltke zu einer Berathung berufen. Der König beschloß, dem Angriffe des Feindes zuvorzukommen, und ertheilte dem Prinzen Friedrich Karl den Befehl, am nächsten Morgen die Oestreich er an der Königgrätzer Straße anzugreifen;

9. Theil 4 - S. 17

1880 - Stuttgart : Heitz
Flucht der königlichen Familie. 17 Die verunglückte Flucht brachte den armen König um das letzte Ansehen, und die Cordeliers und Jäcobiner drangen schon jetzt daraus, ihn (Monsieur Louis Bourbon, wie sie ihn geringschätzig nannten) abzusetzen. Diesmal wurden sie noch von den Gemäßigteren (den Feuillants), an deren Spitze Lafayette stand, überstimmt, die nun aus dem Jacobinerclub austraten, weil sie sich schämten, mit den wilden Revolutionsmännern zusammenzusitzen. Es wurden nun strenge Maßregeln zur Bewachung der königlichen Familie getroffen. Die Königin durfte die Thüre ihres Schlafzimmers nicht mehr zumachen, damit der wachthabende Offizier sie beständig vor Augen habe. Als der König sie einst zumachte, öffnete der Offizier sie sogleich wieder und sagte kalt: „Sie machen sich eine unnütze Mühe, wenn Sie die Thüre schließen." Indessen war die neue Verfassung beendigt. Sie wurde dem Könige vorgelegt und von ihm genehmigt. Sie enthielt wohl manches gute, aber auch viel neue Grundsätze, von denen man noch nicht wußte, ob sie würden ausgeführt werden können, und das verderblichste war, daß man darin ganz deutlich den Grundsatz ausgesprochen hatte, das Volk allein habe das Recht, unumschränkt zu gebieten und dem Könige nur so viel Macht einzuräumen, wie es wolle. Als der König aus der Nationalversammlung nach Hause kam, sah er leichenblaß aus, so daß die Königin einen Schrei des Entsetzens ausstieß. Er warf sich aufs Sopha, bedeckte die Augen mit dem Taschentuche und ries schmerzlich aus: „Es ist alles verloren!" Die Königin kniete vor ihm nieder und suchte ihn vergebens zu beruhigen. Die unglückliche Lage des Königs erweckte jetzt überall in Europa Mitleiden. Alle Könige nahmen warmen Antheil an seinen Leiden, und wünschten ihn daraus zu befreien. Ihr wohlmeinender Eifer wurde theils durch die Bitte der ausgewanderten Prinzen und anderer vom Adel und der Geistlichkeit, theils durch die Eingriffe der Franzosen in das Eigenthum deutscher Fürsten noch mehr angefeuert; denn alle die Besitzungen, welche deutsche Fürsten im Elsaß und Lothringen hatten, waren von der Nationalversammlung eingezogen worden. 114. Gefangennehmung des Königs, am 10. August 1792. September 1791 ging die Nationalversammlung auseinander, und an ihre Stelle trat eine zweite, aus 74*7 Mitgliedern Weltgeschichte für Töchter. Iv. 16. Aufl. 2

10. Theil 2 - S. 3

1880 - Stuttgart : Heitz
Justinian. Gelimer. Belisar. 3 wäre. Da beschloß ein kräftiger griechischer Kaiser, Justinian, der um das Jahr 550 regierte (527-^-565), Italien wiederzuerobern, und es gelang ihm auch nach 'vielen und harten Kämpfen (536—555) durch seine beiden großen Generale Belisar und Narses; denn ein so großer Gesetzgeber auch der Kaiser war, so suhlte er doch, daß er kein geschickter Feldherr fei, und blieb daher klüglich zu Hause. Aber nicht allein das ostgothische Reich in Italien warf er über den Haufen, sondern er hatte vorher schon auch das vandalische Reich in Nordafrika erobert (534). Einige Züge ans diesem vandalischen Kriege sind merkwürdig. Der König der Vandalen, Gelimer, war vor dem tapfern Belisar ins rauhe Atlasgebirge geflohen. Hier fehlte es ihm an Allem, während Belisar in der Hauptstadt Karthago seinen Einzug hielt. Gelimer wurde end-. lich von einem griechischen Unterfeldherrn (Pharas) gar eng eingeschlossen. Da redete ihm dieser zu, sich dem Kaiser zu ergeben. „Wäre es nicht besser," schrieb er ihm, „daß du bei den Griechen betteln gingest, als daß du bei den Vandalen verhungerst? Füge dir doch nicht selbst größeres Uebel zu, als deine Feinde dir zufügen wollen." — Der König gab ihm die Antwort: „Ich will nicht der Sklave eines ungerechten Feindes sein, den ich mit keinem Worte beleidigt hatte und der mich doch mit Krieg verfolgt. Er ist ein Mensch wie ich; auch ihn kann noch, wie mich jetzt, die Hand des Unglücks ergreifen. Mehr kann ich nicht schreiben; die Größe meines Unglücks raubt mir die Gedanken. Lebe wohl! Ich bitte dich, sende mir eine Cither, ein Brot und einen Schwamm. Mit dem Brote will ich meinen quälenden Hunger stillen, mit dem Schwanke meine Thränen trocknen und mit der Cither meinen Gram zerstreuen." Er erhielt das Verlangte ; aber seine Noth nahm immer mehr zu; zuletzt sah er, wie seine eigenen Verwandten verhungerten, und nun erst ergab er sich. Als er mit dem Sieger Belisar zusammentraf, schlug er ein lautes Gelächter aus. Man sah ihn verwundert an und glaubte, er habe den Verstand verloren; er aber sprach: „Ich bin von königlichem Geblüt, selbst König gewesen, habe gelebt in Pracht und Ueberfluß, und nun? — Nun bin ich halb verhungert, ein elender Gefangener! Muß ich da nicht über die Eitelkeit und Vergänglichkeit aller menschlichen Hoheit lachen?" — Als man ihn nach Eonstantinopel brachte, in die kaiserliche Rennbahn führte und er vor Justinian, der im kaiserlichen Schmucke auf dem Throne saß, niederknieen sollte, ließ er keine Thräne fallen, keine Seufzer hören; aber er biß die Lippen
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