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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 340

1888 - Habelschwerdt : Franke
340 Nach der Rückkehr Johanns nach Portugal machte sich Brasilien als erstes Kaiserreich in Amerika unter Don Pedro, dein Sohne Johanns Vi., selbständig, 1821. 4. Der griechische Befreiungskampf, 1821—1829. In Griechenland handelte es sich nicht um Verfassungskämpfe, sondern hier erwachte die Sehnsucht nach Befreiung von dem barbarischen Drucke, mit dem die Türkei die Griechen knechtete. Eine geheime Gesellschaft, die Hetäria, arbeitete schon längst an der Befreiung des Vaterlandes. Der Aufstand wurde im Norden und Süden zugleich vorbereitet. a) Im Norden rückte Alexander Upsilanti, ein Grieche, der in russischen Diensten gestanden, an der Spitze einer Freischar an die Donauländer vor und ries die dort wohnenden christlichen Völker zum Kampfe gegen die Türken auf. Aber er fand wenig Anklang; von den Türken besiegt, flüchtete er nach Österreich, wo er auf Munkatfch gefangen gehalten wurde. b) Im Süden erhoben sich die Mainoten, die Nachkommen der alten Spartaner, und erstürmten Tripolitza. Der Nationalkongreß zu Piada verkündigte die Unabhängigkeit des hellenischen Volkes und wählte einen Präsidenten. Die Freiheitsliebe der Griechen und die Metzeleien der Türken erwarben ersteren die Teilnahme des ganzen Abendlandes. Überall bildeten sich Griechenvereine, welche Freiwillige und Geld nach Griechenland schickten. c) Die Griechen in Not. Die Lage der Griechen wurde aber eine verzweifelte, als Mehemed Ali von Ägypten, der mächtigste Vasall der Pforte, eine gut organisierte Armee dem Sultan zu Hilfe sandte. Die Festung Missolungi mußte sich ergeben, und schon schickte sich das ägyptische Heer an, Messenien, das Bollwerk der griechischen Macht, zu erobern. d) Die Rettung. Da traten England, Rußland und Frankreich für die Griechen ein und zwangen durch den Sieg von Navarin den Sultan, die Feindseligkeiten einzustellen. Griechenland wurde unabhängig und erhielt in Otto, dem Sohne des kunstsinnigen Königs Ludwig von Bayern, einen König. Ende der Regierung Friedrich Wilhelms Iii. 7. I)ie Zeit des Ariedens, 1815—1840. a) Die heilige Allianz, 1815. Um für die Folge ähnliche Zustände zu verhüten, wie sie die Zeiten der Revolution herbeigeführt, beschlossen die Monarchen, noch als sie in Paris anwesend waren, in der sogenannten heiligen Allianz, fortan durch Gerechtigkeit und Liebe den Frieden der Völker aufrecht zu erhalten.

2. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 341

1904 - Habelschwerdt : Franke
341 Vereinigung der italienischen Armee mit dem siegreichen Heere des Erzherzogs Karl zu verhindern. Nachdem Napoleon Verstrkungen herangezogen hatte, ging er wieder ans das nrdliche Donauufer und rchte die Niederlage von Aspern durch den blutigen Sieg bei Wagram. Infolgedessen wnschte Kaiser Franz mit Napoleon Frieden zu schlieen. c. Friede. Im Frieden zu S ch n b r n n n wurde sterreich vom Meere abgeschnitten; es mute das Kstenland abtreten, aus dem Napoleon, um die Koutiueutalsperre weiter auszudehnen, die Jllyrischeu Provinzen bildete. Ferner mute es auf West- und Ostgalizien verzichten. Im ganzen verlor sterreich 2000 Quadratmeilen mit etwa 4 Millionen Einwohnern. D. Vereinzelte Befreiungsversuche während des sterreichischen Krieges. sterreich hatte während des letzten Krieges mehrfache Versuche gemacht, Bundesgenossen zu gewinnen. Wenn auch dies nicht gelang, so zeigte sich die allgemeine Unzufriedenheit des deutschen Volkes doch in verschiedenen Aufstnden. a. Der Tiroler Aufstand, 1809. In Tirol, das seit 1805 bayerisch war, hatte die Regierung Anordnungen getroffen, die mit dem frommen, konservativen Sinne des urwchsigen Bergvolkes nicht vereinbar waren. Daher erhoben sich die Tiroler unter ihren tchtigen Fhrer, Andreas Hofer, dem Sandwirt von Passeier, dem khneu Speckbacher und dem Kapuziner Haspinger, und vertrieben mehrmals die Bayern ans Tirol. Wenn auch der Ausstand milang (Hofer wurde 1810 in Mautua erschossen), so zeigte doch der ausdauernde Heldenmut der Tiroler die Kraft des Volkes und die Mglichkeit des Widerstandes. (Mosen: Andreas Hofer.) b. Im Knigreich Westfalen versuchte der hessische Oberst Drnberg einen Ausstand zu erregen und den König Jerome gefangen zu nehmen. Das Unternehmen gelang aber nicht. Drnberg entkam nach England. c. Der preuische Major von Schill machte den Versuch, das Knigreich Westfalen aufzulsen. Er fhrte fein Husarenregiment eigenmchtig aus Berlin der die Grenze nach Halle und forderte das deutsche Volk zur Abschttelung der Franzofenherrschaft auf. Friedrich Wilhelm Iii. mibilligte aber Schills Unternehmen. Der khne Fhrer mute sich vor westflischen und hollndischen Truppen nach Stralsund zurckziehen, bei dessen Verteidigung er fiel. Seine gefangenen Kameradeu wurden von Napoleon wie Hochverrter und Straenruber behandelt. Er lie in Wesel elf Schillsche Offiziere, in Braunschweig vierzehn Unteroffiziere erschieen und schickte 600 Gemeine als Galeerenstrflinge nach Toulon. Von den letzteren kehrten im Jahre 1814 nur noch 120 zurck, die anderen waren in der harten Gefangenschaft gestorben. (Arndt: Lied vom Schill.)

3. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 411

1904 - Habelschwerdt : Franke
411 verlesen, wonach Frankreich nie dulden werde, da eine fremde Macht das Gleichgewicht Europas und die Interessen Frankreichs stre. Als hierauf der Priuz von der Kandidatur zurcktrat, verlaugte der franzsische Botschafter Benedetti im Auftrage seiner Regierung von dem zur Kur in Ems weilenden Könige Wilhelm die Erklruug, da er niemals seine Einwilligung geben wrde, wenn die Bewerbung Leopolds wieder ausleben sollte. König Wilhelm lehnte diese Forderung in wrdiger Weise ab und lie dem franzsischen Botschafter mitteilen, da er ihm in dieser Angelegenheit nichts mehr zu sagen habe. Bismarck hatte lngst erkannt, da Frankreich ans eine Demtigung Preuens hinarbeite. Als ihm am 13. Jnli 1870 das amtliche Telegramm der den Vorgang in Ems zuging, verffentlichte er eine Depesche, die sich dem Wortlaut jener Mitteilung anschlo, aber krzer gefat war. Obgleich in ihr kein beleidigendes Wort enthalten war, entfachte sie in Frankreich einen Sturm der Entrstung. Nur der greise Thiers wagte in der strmischen Kammersitzung vom 15. Juli seine Stimme gegen den Krieg zu erheben. Er wurde aber niedergeschrien, mit) die Kammer bewilligte ohne ernstliche Prfuug des Sachverhalts die Mittel fr deu Krieg. Schon am 19. Juli 1870 traf die Kriegserklrung in Berlin ein. 2. Die Stimmung in Deutschland und die deutsche Heeres-aufstellung. Der mutwillig von Frankreich heraufbeschworene Krieg rief in ganz Deutschland eilte Begeisterung hervor, wie sie das preuische Volk im Frhling von 1813 ergriffen hatte. Schneckenbnrgers markiges Lied: Die Wacht am Rhein" wurde zum Nationalgesange. Die Feindseligkeit zwischen den deutschen Stmmen schwand. Sd-Deutschland, auf desfett Abfall von Preußen Napoleon gebaut hatte, trat nach dem Beispiel des hochherzigen Knigs von Bayern ans die Seite des Norddeutschen Bundes und hielt mit den militrischen Vorbereitungen in Preueu gleichen Schritt. Am Todestage der Knigin Luise erneuerte König Wilhelm den Orden des Eisernen Kreuzes. Die Mobilmachung erfolgte auf deutscher Seite uach einem von dem Chef des Generalstabs, General von Moltke, sorgfltig ausgearbeiteten Plaue. Schon zehn Tage nach der Kriegserklrung standen die deutsche Heere an der franzsischen Grenze. Die deutschen Heeresmassen wurden in drei Armeen auf-gestellt. Die I. Armee, 60 000 Manu unter dem Befehle des Bismarck, Gedanken und Erinnerungen: Die Emser Depesche. Atzler, Qu. u. L. Iii. Die franzsische Kriegserklrung. Thronrede König Wilhelms I. an den Reichstag des Norddeutschen Bundes am 19. Juli 1870. Atzler, a. a. O. v. Sybel, Die Begrndung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I.: Die Erhebung des dentfchen Volkes im Jahre 1870. Atzler. a. a. O.

4. Theil 4 - S. 112

1880 - Stuttgart : Heitz
112 Neueste Geschichte. 1. Periode. mit erblichen Mitgliedern und eine Deputirtenkammer errichtet und ihnen das Recht der Steuerbewilligung gegeben wurde. Aber die neue Regierung versäumte es, den Geist der Nation, welcher der napoleonischen Herrschaft noch in vieler Beziehung zugeneigt war, zu schonen. Mit großer Uebereilung drängten die Freunde der zurückgekehrten Königsfamilie alle bisherigen Anhänger des vertriebenen Kaisers zurück, besonders aber verletzten sie die Armee und das Volk durch geringschätzige Behandlung der Soldaten, zumal der Garden des Kaiserreichs, und als die zahlreichen Kriegsgefangenen, welche nach dem Friedensschluß aus der fremden Haft entlassen waren, nach Frankreich zurückkehrten, fanden sie in der Mißstimmung des Volks bereits einen günstigen Boden, um ihre Vorliebe für den verbannten Bonaparte wieder zu verbreiten. Diese Stimmung der Gemüther in Frankreich blieb dem auf Elba gefangen gehaltenen, aber nicht streng bewachten Helden nicht unbekannt; viele seiner früheren treuen Diener, besonders der Polizeiminister Fouche, der Marschall Davoust, der Kriegsminister Carnot n. a. ermunterten ihn zu einem neuen kühnen Streich, und da er gleichzeitig erfuhr, daß die Fürsten und Staatsmänner in Wien über die Ländervertheilnng gerade in heftigem Zwiespalt waren, so hielt er den Augenblick für günstig zu einem neuen Versuch, die verlorene Herrschaft wieder zu erlangen. Am 26. Februar 1815 verließ Napoleon Elba mit etwa 1100 alten Soldaten; glücklich entging er den im Mittelmeer kreuzenden Schiffen der Engländer und Franzosen und stieg am 1. März bei Cannes in der Provence ans Land. Bald zeigte es sich, daß er in Bezug auf die Stimmung der Franzosen nicht falsch gerechnet hatte; denn überall im Süden wurde er mit Begeisterung aufgenommen, von Schritt zu Schritt wuchs die Anzahl seiner Getreuen. Mit seiner alten Zuversicht rief er aus: „Mein Adler wird von einem Kirch-thurm zum andern durch Frankreich vor mir herfliegen, bis er sich auf dem Thurme von Notre-Dame in Paris niederlassen wird." Vergeblich sandte Ludwig Xviii. die Generale gegen ihn aus, welche er für die treuesten hielt; kaum befanden sie sich im Angesicht ihres alten, ruhmgekrönten-Kriegsherrn, allste unwiderstehlich zu ihm hinübergezogen wurden, wie auch alle Truppen und Befehlshaber auf dem ganzen Wege von Cannes bis Paris • eben so zu ihm übergingen. In 20 Tagen legte der todtgeglaubte Löwe den Triumphmarsch zurück, und nachdem Ludwig Xviii. von allen, die ihm so eben Treue geschworen, verlassen, nach Gent in

5. Theil 4 - S. 227

1880 - Stuttgart : Heitz
Kampf gegen Oestreich. 227 angeregt, aber vom östreichischen General Haynan mit grausamer Strenge überwältigt. Zuletzt widerstand nur das feste Venedig unter der Ansüh-ruug Manins noch den östreichischen Truppen und ergab sich erst am 25. August, als nach der allgemeinen Niederlage der Italiener jede Hoffnung aus Hülse geschwunden war. Die alten Regierungen kehrten wieder zurück und leider auch zu ihrem alten Regierungssystem. Nur in Sardinien ward der Weg der Reform; tntte gehalten und der Gedanke an einen neuen erfolgreicheren Aufschwung Italiens bewahrt. Hierhin blickte die Hoffnung der italienischen Nation unter dem Druck und den Verfolgungen, welche die wieder eingesetzten Machthaber über die Unterworfenen verhängten. In der Lombardei gährte ein furchtbarer Haß, der 1852 einen von den in London wohnenden italienischen Flüchtlingen angestifteten Aufstand herbeiführte. Dieser Versuch einer abermaligen Erhebung scheiterte völlig, verursachte aber Mißhelligkeiten zwischen Oestreich und den Regierungen von Sardinien und der Schweiz. Während der Marschall Radetzky Oestreichs Herrschaft in Oberitalien befestigte und den östreichischen Waffenruhm verjüngte, hatte das Kaiserhaus einen schweren Kamps in Ungarn zu bestehen. Es ist bereits erwähnt, wie die Ungern die Revolution in Oestreich benutzen wollten, um für ihre besondere Regierung (unter Graf Batthyani und Kossuth) eine größere Selbständigkeit zu erringen, wie aber gleichzeitig die slavischen Völker, welche bis dahin mit Ungarn vereinigt waren, die Kroaten, Slavonen, Serben u. s. w. unter ihrem Banus Jellachich und eben so die Siebenbürgen sich von dem drückenden Uebergewicht der stolzen Magyaren loszumachen strebten, worin sie heimlich von dem östreichischen Hose unterstützt wurden, welcher dadurch die Ungern zu schwächen bemüht war. Nachdem die wilden Schaaren jener Grenzvölker schon Monate lang die Gegend zwischen der Theiß und der Donau mit Schrecken erfüllt hatten, erklärte sich der Ban Jellachich im September 1848, indem er die Drawe überschritt, geradezu als Beschützer nicht nur der Rechte der slavischen Völker, sondern auch des gesetzmäßigen Ansehens der kaiserlichen Regierung gegen die ungarische Empörung. Die Ungern organisirten nun, durch Kossuths feurige Beredsamkeit noch weiter ausgereizt, einen wahren Nationalkrieg. Die Ermordung des östreichischen Generals Lamberg in Pesth und des Grafen Zichy durch den Magyarenanführer Görgey bewirkten die Erklärung des Kriegszustandes in dem ganzen Königreich und nun

6. Theil 4 - S. 95

1880 - Stuttgart : Heitz
Erhebung des preußischen Volks. 95 geisterung der in den Kampf ziehenden Männer anzufeuern, und die Herzen, welche sonst bei solchem Abschied schmerzlich beklommen sind, schlugen höher und freudiger in dem Bewußtsein der großen That der Befreiung, an welcher ihre Theuersten Theil haben sollten. Das Andenken an die treffliche, zu früh verstorbene Königin Luise und an die tiefen Kränkungen, welche der fremde Gewalthaber' ihr zugefügt hatte, trug nicht wenig dazu bei, solchen patriotischen Eiser zu beleben. An ihrem Geburtstage (10. März) stiftete der König den Orden des eisernen Kreuzes, des ehrwürdigen Denkzeichens für kriegerische Auszeichnung in jenem Befreiungskämpfe. Was diese allgemeine Erhebung besonders auszeichnete und was dieselbe bis zu unseren Tagen hin, wo uns ähnliches zu erleben beschieden war, segensreich gemacht hat, das war der sittliche Ernst jener Begeisterung, welcher das ganze Volk damals über alles unedle oder gemeine erhob, und den geringsten, wie den höchsten für die edelsten, besten Regungen und Ideen allein empfänglich machte. Alle schlechten Leidenschaften traten zurück vor dem überwältigenden Zug großartigen Strebens, Glaubens und Höffens, und dem gesammten Volke wurde eine Weihe von oben zu Theil, wie selten in der Geschichte der Völker. Wie in Preußen, so regte es sich bald auch in andern Theilen Deutschlands; nicht überall konnten die deutschen Stämme sich, wie die Preußen, aus eines geliebten Fürsten Ruf erheben, aber vom ersten Augenblick an eilten Männer und Jünglinge aus allen deutschen Gauen zu den preußischen Fahnen herbei; am Rhein, wie an der Donau, in Sachsen und in Franken, in Westphalen und in Schwaben verließen ganze Reihen von Freiheitskämpfern den väterlichen Herd und eilten ihren Regierungen in der Theilnahme an dem nationalen Unternehmen voran. *) Napoleon war nuterdeß bereits wieder beschäftigt, die ungeheuern Mittel Frankreichs zur Ausrüstung neuer gewaltiger Heeresmassen zu benutzen. Er hatte die zertrümmerte Armee heimlich verlassen und war schon am 18. December 1812 in aller Stille in Paris eingetroffen. Nicht die ganze Größe des erlittenen Verlustes *) Der gefeierte Dichter Th. Körner, ein' geborener Sachse, verließ eine seinen heißesten Wünschen entsprechende Stellung und eine geliebte Braut und ließ sich in das Lützow'fche Freicorps aufnehmen. Er starb am 26. August 1813 (22 Jahre alt) den Heldentod bei Webbelin, wo er von feinen Kriegsgefährten unter einer Eiche begraben ward.

7. Theil 4 - S. 409

1880 - Stuttgart : Heitz
Der deutsch-französische Krieg. Von Weißenburg bis Paris. 409 Der norddeutsche Reichstag war wegen Bewilligung der erforderlichen Kriegsanleihe einberufen worden; der König eröffnete ihn am 19. Juli mit einer durch Festigkeit und Klarheit denkwürdigen Rede. „Das Gouvernement des Kaisers der Franzosen hat in einer dem diplomatischen Verkehr seit langer Zeit unbekannten Weise den Kriegsfall gestellt und denselben, auch nach Beseitigung jenes Vorwandes,. mit jener Geringschätzung des Anrechts der Völker auf die Segnungen des Friedens festgehalten, von welcher die Geschichte früherer Beherrscher Frankreichs analoge Beispiele darbietet. Hat Deutschland derartige Vergewaltigungen seines Rechts und seiner Ehre in früheren Jahrhunderten schweigend getragen, so ertrug es sie nur, weil es in seiner Zerrissenheit nicht wußte, wie stark es war. Heute, wo Deutschlands Rüstung dem Feinde keine Oeffnung mehr bietet, trägt Deutschland in sich selbst den Willen und die Kraft der Abwehr erneuter französischer Gewaltthat. Es ist keine Ueberhebung, welche mir diese Worte in den Mund legt. Die verbündeten Regierungen, wie ich selbst, wir handeln in dem vollen Bewußtsein, daß Sieg und Niederlage in der Hand des Lenkers der Schlachten ruhen. — Je unzweideutiger es vor aller Augen liegt, daß man uns das Schwert in die Hand gezwungen hat, mit um so größerer Zuversicht wenden wir uns, gestützt auf den einmüthigen Willen der deutschen Regierungen des Südens, wie des Nordens, an die Vaterlandsliebe und Opferfreudigkeit des deutschen Volkes mit dem Aufrufe zur Vertheidigung seiner Ehre und seiner Unabhängigkeit." — Als an demselben Tage Graf Bismarck die ihm eben überbrachte förmliche Kriegserklärung Frankreichs ankündigte, da erhoben sich alle Reichsboten mit einem Hurrah! und einem Lebehoch auf den König. Es war dieser Tag, der 19. Juli, der Todestag der unvergeßlichen Königin Luise. Wie immer trat auch heut der König an den Sarkophag der Mutter, aber heut gewiß mit noch tiefer bewegtem Herzen und in Begleitung des Kronprinzen. Wie lebhaft mag da die Hoffnung ihres Sterbelagers, daß Preußens Schutzgeist sich auf ihre Söhne niederlassen werde, in der Seele des Königs neu geworden fein4 Wie mächtig stieg an dieser weihevollen' Stätte sein Gebet für sein Volk und sein Haus zu Gott empor. Die Erneuerung des Ordens des eisernen Kreuzes für den bevorstehenden Krieg wurde angeordnet. Den 27. Juli bestimmte der König zu einem allgemeinen Bettage, an dem sich, wie im Jahre 1866, die Kirchen mit Andächtigen füllten, um Gottes Beistand für die nahende

8. Theil 2 - S. 96

1880 - Stuttgart : Heitz
96 Mittlere Geschichte. 2. Periode. England. zu kämpfen, da immer neue Schaaren wie aus dem Meere aufstiegen. Vergebens rief Alsred seine Unterthanen zu einem neuen Kampfe auf. Manche flohen in die Berge, Andere über die See, und die Uebrigeu unterwarfen sich den Siegern. Alfred, von Allen verlassen, von den Dänen ausgesucht, entließ seine Hofleute und flüchtete sich in Bauernkleidern. Er trat als Knecht in die Dienste eines seiner Rinderhirten, eines treuen Menschen, der nicht einmal seiner Frau den hohen Stand seines Gastes verrieth. Als er nun hier bemerkte, daß die Dänen nicht mehr so eifrig Ihn aufsuchten, begab er sich nach einem Versteck in Somersetshire (im südlichen England am Kanal von Bristol). Hier war eine von kleinen Flüssen, Morästen und Buschwerk umgebene Gegend, die Insel Athelney. Diese befestigte er; und dazu war hier Alles so unwegsam, daß Niemand ahnte, daß sich hier Menschen aufhielten. Von hier aus griff er mit einem gesammelten Haufen ' Sachsen öfters die Dänen an, die daraus wohl sahen, daß er noch da sei, aber nicht erfahren konnten, wo er sich aufhalle. Endlich hörte er, daß ein sächsischer Graf den Dänen eine Niederlage beigebracht und ihnen ihre Zauberfahne weggenommen habe, auf welcher von drei Schwestern unter Zaubersprüchen ein Rabe gestickt war und die durch ihr Wehen Kriegsglück und Unglück verkündigte. Nun wollte auch er offen hervortreten, vorher aber ))as Lager der Feinde erspähen. Als Harfenspieler verkleidet begab er sich dahin, er spielte ihnen vor und erwarb durch heitere Scherze ihr Vertrauen so, daß sie ihn überall frei umhergehen ließen, ja daß sogar einer ihrer Prinzen ihn mehrere Tage in seinem Zelte behielt. Da er ihre große Sicherheit bemerkte, war schnell sein Plan gemacht. Er verschwand aus dem dänischen Lager und schickte heimlich Boten zu den Angesehensten der Sachsen: daß sie sich an einem bestimmten Tage in einem dazu ihnen angewiesenen Walde einfinden möchten. Da sie längst die Tyrannei der Dänen unerträglich gefunden hatten, so kamen sie und empfingen den geliebten König freudig in ihrer Mitte. Sie versprachen ihm Treue und Gehorsam. Er benutzte ihre Begeisterung und führte sie sogleich gegen die Dänen. Diese waren überrascht von der Erscheinung der Sachsen, die sie ganz muthlos geglaubt hatten, und über das Wiederauftreten Alfreds. Sie erlitten bei Eddington unweit Bristol eine vollständige Niederlage, flüchteten sich in eine Festung und mußten sich hier an Alfred ergeben. Dieser war so großmüthig, sie im Lande zu behalten; er wies sie nach dem Norden Englands (Ostangeln und

9. Theil 2 - S. 95

1880 - Stuttgart : Heitz
Alfred von England. 95 62. Alfred von England (871—901) und Wilhelm der Eroberer (1066). Von England ist am Schluffe der alten Geschichte erzählt worden, daß 449 ein Schwarm Angelsachsen unter Hengift und Horsa auf Bitten der Briten aus Deutschland herübergekommen sei und ihnen zwar gegen deren Feinde, die Pikten und Skoten, beigestanden, sich aber dann in England festgesetzt und die Briten unterworfen habe. Es waren immer neue Schwärme nachgekommen und die Häuptlinge derselben errichteten sieben Königreiche in England, die sogenannte Heptarchie (Siebenherrschaft). Es war dies eine unglückliche Zeit; denn die unterdrückten Briten machten unaufhörliche Versuche, das ihnen aufgelegte Joch der Angelsachsen wieder abzuwerfen, und erst nach und nach fanden- sie sich in ihr Schicksal oder zogen sich in die Berge von Wales oder Cornwall zurück. Endlich vereinigte ein König von Wefsex (in Süd-England), Egbert, alle sieben Reiche (827) und machte also der Heptarchie ein Ende. Er war als Prinz, um sich vor den Verfolgungen seiner eigenen Verwandten zu retten, nach Frankreich geflohen und hatte am Hofe Karls des Großen seine Ausbildung erhalten. Mit Kenntnissen und Erfahrungen bereichert, kam er zurück, und mit ihm begann für England eine ruhigere Zeit. Doch wurde die Ruhe manchmal durch die Landung der Dänen oder Normänner, kühner Seeräuber, die von Dänemark und Norwegen aus das Meer durchschifften, gestört. Sie raubten Menschen und Güter, und schifften dann reich beladen nach Hause. Noch großem Ruhm als Egbert erlangte sein Enkel, Alfred, den man auch wohl den Großen genannt, und der von 871 bis 901 über England regierte. Als Knabe hatte er nichts gelernt, weil ihn sein schwacher Vater (Ethelwolf) verzärtelte; aber seine Mutier Judith, eine Tochter Karls des Kahlen, lehrte ihm die altsächsischen Lieder. Diese machten auf sein Gemüth einen wunderbaren Eindruck und entwickelten in ihm die Begeisterung für alles Edle und Große, die er hernach als König überall zeigte. Kaum hatte er den Thron bestiegen, so landeten neue Haufen von Dänen, die damals die Küsten nicht nur Englands, sondern auch Frankreichs und Deutschlands zu verwüsten pflegten. Nach mehrern vergeblichen Kämpfen verloren die Angelsachsen den Muth, ferner

10. Theil 2 - S. 98

1880 - Stuttgart : Heitz
98 Mittlere Geschichte. 2. Periode. England. behandelte Dänen und Sachsen mit gleicher Gerechtigkeit und suchte beide Völker einander näher zu bringen. Nach seinem Tode (1035) regierten seine beiden irnfähigeu Söhne (Harald Hasenfuß und Hartiknnt) sechs Jahre lang. Als der letzte derselben (Hartiknnt) starb, benutzten die Engländer die Abwesenheit des einzigen Sohnes Kannts, der König von Dänemark und Norwegen war, und wählten einen einheimischen Prinzen, Eduard denbekenner, einen Bruder Edmunds Jronside. Die in England wohnenden Dänen widersetzten sich der Wahl nicht, weil sie unter sich uneinig und überdies mit den Sachsen ziemlich ausgesöhnt waren. Eduard erhielt seinen Beinamen (des Bekenners, d. i. des Heiligen) von seiner strengen Enthaltsamkeit, die man damals für einen Beweis von Frömmigkeit nahm. Er war der letzte sächsische König, und da er keine Kinder hatte, so setzte er den jungen Herzog der Normandie, Wilhelm, zu seinem Nachfolger ein.*) Dieser Wilhelm war ein Sohn Roberts, der wegen der Wildheit, mit welcher er die Länder seiner Nachbarn verwüstete, unter dem Beinamen des Teufels bekannt ist und auf einer Pilgerreise nach Jerusalem gestorben war.**) Eduard hatte vor seiner Thronbesteigung am herzoglichen Hofe in Rouen gelebt, kannte den Herzog *) Ein tapferer Normannenanführer, Rollo, hatte unter den schwachen karolingischen Königen von Frankreich (911) die Normandie als Lehen erhalten und dort ein normannisches Fürstenhaus gegründet. **) Besonders arg trieb er es in seiner Jugend, wo er unaufhörlich Fehden suchte, Dörfer, Städte und Schlösser zerstörte und Alle, die sich ihm widersetzten, ermordete. Sein eigener Vater zog gegen ihn zu Felde, konnte aber den Sohn nicht bändigen, und starb endlich vor Gram, indem er über ihn den Fluch aussprach. Robert aber setzte sein wüstes Leben fort. Die Sage erzählt: Einst drang er mit seiner Rotte in ein Schloß ein, das seine Bewohner bis auf die Burgfrau und einige Diener aus Furcht verlassen hatten. Er verlangte Wein und befahl, als Alle berauscht waren, daß die Burgfrau vor ihm erscheinen sollte. Sie trat verschleiert in den Saal. Robert gebot ihr herrisch, den Schleier zu heben, und als sie es that, erblickte er — seine Mutter vor sich stehen. Mit Thränen hielt sie dem entsetzten Sohne sein schlechtes Leben vor, verkündigte ihm den Fluch des sterbenden Vaters und forderte ihn auf, nun auch die Mutter zu morden, wie er den Vater in die Grube gebracht habe. Außer sich sank er auf die Kniee nieder und flehte sie an, ihren und des Vaters Fluch von ihm zu nehmen. „Ich selbst," antwortete sie, „will dir nicht fluchen; aber den Fluch deines Vaters kann nur die Kirche aufheben; an diese wende dich, aber erst bessere dein Leben und versöhne dich durch Reue und Buße mit dem Himmel." Robert entsagte sogleich allen Fehden, ließ seine Bande auseinandergehen, legte ein härenes Gewand an und pilgerte nach Jerusalem, um seiner Sünden quitt zu werden.
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