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1. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 341

1904 - Habelschwerdt : Franke
341 Vereinigung der italienischen Armee mit dem siegreichen Heere des Erzherzogs Karl zu verhindern. Nachdem Napoleon Verstrkungen herangezogen hatte, ging er wieder ans das nrdliche Donauufer und rchte die Niederlage von Aspern durch den blutigen Sieg bei Wagram. Infolgedessen wnschte Kaiser Franz mit Napoleon Frieden zu schlieen. c. Friede. Im Frieden zu S ch n b r n n n wurde sterreich vom Meere abgeschnitten; es mute das Kstenland abtreten, aus dem Napoleon, um die Koutiueutalsperre weiter auszudehnen, die Jllyrischeu Provinzen bildete. Ferner mute es auf West- und Ostgalizien verzichten. Im ganzen verlor sterreich 2000 Quadratmeilen mit etwa 4 Millionen Einwohnern. D. Vereinzelte Befreiungsversuche während des sterreichischen Krieges. sterreich hatte während des letzten Krieges mehrfache Versuche gemacht, Bundesgenossen zu gewinnen. Wenn auch dies nicht gelang, so zeigte sich die allgemeine Unzufriedenheit des deutschen Volkes doch in verschiedenen Aufstnden. a. Der Tiroler Aufstand, 1809. In Tirol, das seit 1805 bayerisch war, hatte die Regierung Anordnungen getroffen, die mit dem frommen, konservativen Sinne des urwchsigen Bergvolkes nicht vereinbar waren. Daher erhoben sich die Tiroler unter ihren tchtigen Fhrer, Andreas Hofer, dem Sandwirt von Passeier, dem khneu Speckbacher und dem Kapuziner Haspinger, und vertrieben mehrmals die Bayern ans Tirol. Wenn auch der Ausstand milang (Hofer wurde 1810 in Mautua erschossen), so zeigte doch der ausdauernde Heldenmut der Tiroler die Kraft des Volkes und die Mglichkeit des Widerstandes. (Mosen: Andreas Hofer.) b. Im Knigreich Westfalen versuchte der hessische Oberst Drnberg einen Ausstand zu erregen und den König Jerome gefangen zu nehmen. Das Unternehmen gelang aber nicht. Drnberg entkam nach England. c. Der preuische Major von Schill machte den Versuch, das Knigreich Westfalen aufzulsen. Er fhrte fein Husarenregiment eigenmchtig aus Berlin der die Grenze nach Halle und forderte das deutsche Volk zur Abschttelung der Franzofenherrschaft auf. Friedrich Wilhelm Iii. mibilligte aber Schills Unternehmen. Der khne Fhrer mute sich vor westflischen und hollndischen Truppen nach Stralsund zurckziehen, bei dessen Verteidigung er fiel. Seine gefangenen Kameradeu wurden von Napoleon wie Hochverrter und Straenruber behandelt. Er lie in Wesel elf Schillsche Offiziere, in Braunschweig vierzehn Unteroffiziere erschieen und schickte 600 Gemeine als Galeerenstrflinge nach Toulon. Von den letzteren kehrten im Jahre 1814 nur noch 120 zurck, die anderen waren in der harten Gefangenschaft gestorben. (Arndt: Lied vom Schill.)

2. Theil 3 - S. 242

1880 - Stuttgart : Heitz
242 Neue Geschichte. 2. Periode. England. leiden gepeinigt starb Cromwell im Palaste zu Whitehall, 1658.*) Gleichwohl reichte der kurze Zeitraum seiner Herrschaft hin, um die Grundlage zu Englands politischer Macht und Größe zu geben. Namentlich sicherte er den Engländern durch die Navigationsacte, welche allen fremden Nationen die Einfuhr von Waaren verbot, die nicht Products ihrer eigenen Länder waren, den Vortheil, Europa mit den Waaren Indiens und Amerikas zu versehen, ein Vortheil, welchen er den Holländern entriß. Sein Sohn, Richard Cromwell, wurde zwar nach ihm auch Protector; aber sein sanftes, weiches Gemüth war für einen solchen Platz nicht gemacht. Er legte seine Würde bald nieder. Wer sollte nun regieren? Anfangs ergriff wieder das Parlament die Regierung; aber zu ihm hatte das Volk kein Zutrauen. Da entschloß sich ein alter würdiger General, Georg Monk, den stillen Wünschen des Volkes eine Stimme zu geben.' Er ging mit seinen Soldaten, die ihn wie einen Vater liebten, nach London, ließ ein besseres Parlament wählen und gab heimlich dem ältesten Sohne Karls I., der gerade in Holland lebte, einen Wink. Nachdem das Parlament, welches aus lauter gemäßigten Männern bestand, 14 Tage lang sich mit Berathschlagnngen beschäftigt hatte, wie man nun die vielen Mißbräuche abschaffen und eine neue Regierung einrichten wollte, meldete am 1. Mai 1660 der Präsident, daß ein Abgesandter des Prinzen Karl draußen stände. Bei dieser Nachricht erhob das ganze Parlament, ein lautes Freudengeschrei, als wenn es nur auf solchen Antrag gewartet hätte. Der Gesandte mußte gleich hereinkommen und seinen Auftrag sagen. Er überreichte einen Brief, der mit Begierde gelesen, schnell abgedruckt und im ganzen Reiche verbreitet wurde, damit alle an dem fröhlichen Ereignisse Theil nähmen. In diesem Briefe versprach Karl, der nun als König Karl Ii. (1660—85) gellknnt wurde, allen Verzeihung für die Vergangenheit, Gewissensfreiheit u. s. w., wenn sie ihn zum Könige machen wollten. Das wurde mit Freuden angenommen und sogleich eine feierliche Gesandtschaft angeordnet, die ihm ein Geschenk bringen und ihn nach England hernberholen sollte. Bisher hatte man in Frankreich und in den Niederlanden den König etwas über die Achsel angesehen. Nun aber beeiserte *) Sein Staatssecretair war der berühmte Dichter Milton, der unter anderm „Das verlorene Paradies" dichtete, in seinem Alter blind und doch voll Feuer und Geisteskraft^

3. Theil 4 - S. 11

1880 - Stuttgart : Heitz
Tumult in Versailles. 11 beten, noch ehe sie ganz tobt waren, die Köpfe ab, die der Pöbel nachher ans Stangen unchertrug. *) Vergebens gab sich Lafayette alle mögliche Mühe, dem Morben Einhalt zu thun, boch gelang es ihm, durch die Hülfe der Grena-biere einige Garbes bu Corps zu retten. Der König selbst entschloß sich, von einem Balcone herab den Pöbel um Erbarmen für sie zu bitten. „Hoch lebe der König!" schrie der ganze Haufe, der noch vor einer Stunbe der Königin das Herz aus dem Leibe zu reißen geschworen hatte. Die gefangenen Garbes bu Corps würden unter die Fenster des Königs getragen und umarmt. Dann verlangte der Pöbel auch die Königin zu sehen. Sie erschien unter Herzklopfen auf dem Balcone, ihren vierjährigen Sohn an der einen und ihre zehnjährige Tochter (nachmals Herzogin von *) Gegenüber diesen Scheußlichkeiten fehlte es nicht an einigen edeln Handlungen. Als die Mörder zuerst gegen das Zimmer der Königin vordrangen, hielt sie im Vorzimmer ein treuer Garde du Corps, Miomandre de St. Marie, auf. Da er sah, daß aller Widerstand vergebens sei, beschloß er, wenigstens die Königin zu retten. Er verriegelte die Thüre und rief der Kammerfrau der Königin, die noch schlief, durchs Schlüsselloch zu: „Um Gotteswillen, retten Sie die Königin! Man will sie ermorden! Ich bin allein gegen 2000 Tiger!" In dem Augenblicke sprengten die Mörder die Thüre des Vorzimmers auf und stürzten hinein. Einige stachen mit Piken nach dem treuen Miomandre. Einer aber, der mit einer Flinte bewaffnet war, rief den Uebrigen zu: „Zurück! Zurück!" faßte das Gewehr verkehrt, schwang es und schlug mit der Kolbe den braven Mann vor den Kopf, daß das Schloß weit ins Gehirn drang. Die Vorsehung fügte es, daß seine edle Aufopferung nicht ohne Erfolg war. Die Kammerfrau hatte dadurch Zeit gehabt, das Zimmer zu verriegeln, und während die Mörder in ein Nebenzimmer eindrangen, um einige Gardes du Corps zu verfolgen, erhielt die Königin Zeit, zu entkommen. Vier Gardes du Corps eilten nach dem Schlosse, der königlichen Familie beizustehen. Ein Haufe Mörder umringte sie unterwegs. Einer wird zuerst ergriffen und unter dem Geschrei: „Hängt ihn! Hängt ihn! Haut ihn nieder!" stößt und schlägt man ihn zu Boden. Man schlingt ihm einen Strick um den Hals und schleift ihn fort. Er will sich aufraffen, erhält aber einen Schlag mit einer Keule, daß er die Besinnung verliert. Jetzt tritt das Ungeheuer mit dem Barte zu ihm heran, um ihm den Kopf abzuhacken. Da drängt sich ein Grenadier von der pariser Bürgergarde hindurch, fällt dem Kopfabhacker in den Arm und ruft: „Erst müßt'ihr mich ermorden, ihr Ungeheuer, ehe ich zugebe, daß ihr diesen Mann eurer Wuth aufopfert!" Keiner wagt>, dem braven Grenadier zu widerstehen. Er aber trägt den blutenden Garde du Corps mit Hülfe eines Kameraden aus dem Gewühle nach einem sichern Orte. — Der zweite von jenen vieren wurde nur dadurch gerettet, daß ein Theil der Mörder ihn hängen, der andere ihn aber köpfen wollte. Während des Zankens retteten ihn zwei Grenadiere. Auch der dritte wurde gerettet: nur der vierte wurde niedergeschossen.

4. Theil 4 - S. 25

1880 - Stuttgart : Heitz
/ Nationalconvent. Girondisten. 25 Ermordungen währten vom 2. bis zum 7. September, und man rechnet 7000 Menschen, die dabei umkamen. Indessen wurden die Mitglieder zu der neuen (dritten) Versammlung gewählt, die man den Nationalconvent nannte. Natürlich wurden fast lauter Demokraten (Freunde der Volksherrschaft) gewählt, und die blutgierigsten darunter, Robespierre, Marat, Danton, Orleans, Pethion, Collot d'herbois und andere Ungeheuer fehlten nicht. Am 21. September 1792 wurde der Convent eröffnet, nachdem die Nationalversammlung auseinandergegangen war. Das erste, was er that, war, daß er die königliche Würde „für ewige Zeiten" abschaffte, worauf der Pöbel alles, was an den königlichen Namen erinnern konnte, Bildsäulen, Namenszüge, selbst Benennungen mancher Brücken, Straßen und Plätze vertilgte. Sogar die ehrwürdigen königlichen Gräber von St. Denys wurden abgebrochen, die Gebeine der Könige herausgerissen und in zwei große gemeinschaftliche Gruben geworfen. Selbst eine neue Zeitrechnung wurde eingeführt. Man zählte nach Jahren der Republik, und zwar vom 21. September 1792 an. Statt in Wochen wo sie ihre gewohnte Standhaftigkeit verließ. (So erzählt die Herzogin von Angouleme in ihrem Recit suv la captivite de la famille royale au Temple). Rührend ist, wie eine gute Tochter sich um die Befreiung ihres Vaters bemühte. Ein ehrwürdiger Greis, Cazotte mit Namen, sonst ein angesehener Beamter war auch ins Gefängniß gefchleppt worden. Am 2. September wurde er vor Maillard geführt, der ihn den Mördern überlieferte. In diesem Augenblicke sprang feine Tochter, Elisabeth Cazotte, herbei, warf sich ihrem Vater um den Hals und rief: „Erbarmen! Erbarmen!" Ihr follt meinen Vater nicht todten, ehe ihr mich nicht umgebracht habt!" Ihre Tugend und Schönheit rührte selbst die Mörder; das Volk schrie: „Gnade! Gnade!" und die Mörder ließen ihn los. Elisabeth führte unter dem Jubelgeschrei des Volks ihren alten Vater fort. Das Volk rief:^,Wer sind deine Feinde? Nenne sie uns, damit wir dich an ihnen rächen." — „Ach!" antwortete Cazotte, „wie sollte ich Feinde haben? Ich habe nie jemanden etwas zu leide gethan." — So kehrte er nach Hause zurück; sobald aber Pethion seine Befreiung erfuhr, ließ er ihn wieder verhaften, denn Cazotte hatte einst in einem Briefe an den König Pethion Io geschildert, wie er war. Seine Tochter folgte ihm nach dem Gefängnisse, wurde aber trotz der flehentlichsten Bitten nicht eingelassen. Man verurtheilte ihn zum Tode. Indessen bot Elisabeth alles auf, ihn zu befreien. Sie brachte einige Haufen Frauenzimmer zusammen, die ihre Bitten unterstützen sollten. Vergebens! die Helfershelfer Pethions und Robespierre's ergriffen sie und sperrten sie so lange ein, bis der Kopf ihres Vaters unter der Guillotine gefallen war. Cazotte ging mit der größten Ruhe zum Tode, ließ sich eine Locke von seinem weißen Haare abschneiden und bat, sie seiner geliebten Tochter zu geben. Nur der Gedanke an ihren Schmerz machte ihm den Tod schwer.

5. Theil 4 - S. 149

1880 - Stuttgart : Heitz
Karl X. Abdankung. 149 royal, und als dieser mit Laffitte auf dem Balcon erschien, erhob sich allgemeiner jubelnder Zuruf. Dann begab sich der neue Generalstatthalter, umgeben von den Depntirten, nach dem Stadt-hanse. Mit bangen Besorgnissen kam er dort an, weil es nicht unbekannt geblieben war, daß die entschieden demokratische Partei, welche dort ihren Sammelplatz hatte, ihre Unzufriedenheit über die erfolgte Ernennung laut kund gab. Aber dem Einfluß Lafayette's und Laffitte's und dem Eindrücke der laut verkündigten Procla-mation war es zu danken, daß jener Unwillen zum Schweigen gebracht wurde. Der Herzog trat hier mit Lafayette auf den Balcon hinaus, umarmte den Liebling des Volkes vor aller Augen und schwenkte die dreifarbige Fahne. Da brach auch hier zuletzt freudiger Zuruf aus und die Stellung des Herzogs war gesichert. Karl X. sah erst jetzt ein, daß der Widerstand der Pariser nicht zu überwinden war. Am 31. Juli, früh um 3 Uhr, brach er, von seiner Familie und einem geringen Hofstaat begleitet, von St. Cloud zunächst nach Trianon bei Versailles auf. Da man ihm dort die Aufnahme verweigerte, begab er sich nach dem Schlosse Rambouillet. Von da aus erließ er eine Proclantation, in welcher er selbst die Generalstatthalterschaft dem Herzog von Orleans übertrug und die Zurücknahme der Ordonnanzen wiederholte. Als aber diese Botschaft in Paris abgewiesen wurde, entsagte er zu Gunsten seines Enkels, des Herzogs von Bordeaux (Sohn der Herzogin von Berry). Noch gab er sich der Hoffnung hin, daß seine Freunde, besonders im Westen Frankreichs, sich zum Schutz seines Thrones erheben würden, und begann, einige Schaaren von Getreuen um sich zu sammeln. Als aber auf diese Nachricht 40 bis 50,000 Bewaffnete von Paris her anrückten, um den Hof von Rambouillet zu vertreiben, entließ er am 3. August Abends die Garden, gab die Kroudiamauten heraus und reiste eilig nach Cherbourg ab, wohin ihm die neue Regierung sicheres Geleit gab, und wo er sich nach England einschiffen sollte. Er reiste möglichst langsam, in der Hoffnung, daß vielleicht doch noch eine günstigere Wendung der Dinge sür ihn eintreten konnte; da diese Hoffnung nicht in Erfüllung ging, so segelte er am 16. August mit seiner Familie und einigen Getreuen nach der englischen Küste ab, wo er zunächst im Schlosse eines reichen Engländers abstieg. Später begab er sich nach Schottland und brachte in dem Schlosse Holyrood-House bei Edinburgh, wo einst Maria Stuart geweilt hatte, einige Jahre zu, bis er sich nach Oestreich, und zwar

6. Theil 4 - S. 112

1880 - Stuttgart : Heitz
112 Neueste Geschichte. 1. Periode. mit erblichen Mitgliedern und eine Deputirtenkammer errichtet und ihnen das Recht der Steuerbewilligung gegeben wurde. Aber die neue Regierung versäumte es, den Geist der Nation, welcher der napoleonischen Herrschaft noch in vieler Beziehung zugeneigt war, zu schonen. Mit großer Uebereilung drängten die Freunde der zurückgekehrten Königsfamilie alle bisherigen Anhänger des vertriebenen Kaisers zurück, besonders aber verletzten sie die Armee und das Volk durch geringschätzige Behandlung der Soldaten, zumal der Garden des Kaiserreichs, und als die zahlreichen Kriegsgefangenen, welche nach dem Friedensschluß aus der fremden Haft entlassen waren, nach Frankreich zurückkehrten, fanden sie in der Mißstimmung des Volks bereits einen günstigen Boden, um ihre Vorliebe für den verbannten Bonaparte wieder zu verbreiten. Diese Stimmung der Gemüther in Frankreich blieb dem auf Elba gefangen gehaltenen, aber nicht streng bewachten Helden nicht unbekannt; viele seiner früheren treuen Diener, besonders der Polizeiminister Fouche, der Marschall Davoust, der Kriegsminister Carnot n. a. ermunterten ihn zu einem neuen kühnen Streich, und da er gleichzeitig erfuhr, daß die Fürsten und Staatsmänner in Wien über die Ländervertheilnng gerade in heftigem Zwiespalt waren, so hielt er den Augenblick für günstig zu einem neuen Versuch, die verlorene Herrschaft wieder zu erlangen. Am 26. Februar 1815 verließ Napoleon Elba mit etwa 1100 alten Soldaten; glücklich entging er den im Mittelmeer kreuzenden Schiffen der Engländer und Franzosen und stieg am 1. März bei Cannes in der Provence ans Land. Bald zeigte es sich, daß er in Bezug auf die Stimmung der Franzosen nicht falsch gerechnet hatte; denn überall im Süden wurde er mit Begeisterung aufgenommen, von Schritt zu Schritt wuchs die Anzahl seiner Getreuen. Mit seiner alten Zuversicht rief er aus: „Mein Adler wird von einem Kirch-thurm zum andern durch Frankreich vor mir herfliegen, bis er sich auf dem Thurme von Notre-Dame in Paris niederlassen wird." Vergeblich sandte Ludwig Xviii. die Generale gegen ihn aus, welche er für die treuesten hielt; kaum befanden sie sich im Angesicht ihres alten, ruhmgekrönten-Kriegsherrn, allste unwiderstehlich zu ihm hinübergezogen wurden, wie auch alle Truppen und Befehlshaber auf dem ganzen Wege von Cannes bis Paris • eben so zu ihm übergingen. In 20 Tagen legte der todtgeglaubte Löwe den Triumphmarsch zurück, und nachdem Ludwig Xviii. von allen, die ihm so eben Treue geschworen, verlassen, nach Gent in

7. Theil 4 - S. 204

1880 - Stuttgart : Heitz
204 Neueste Geschichte. 3. Periode. Frankreich. getragen. Die Wuth des hierdurch aufgeregten Volks war unaussprechlich, und nun wurden die ganze Nacht hindurch in allen Theilen von Paris Barricaden gebaut. Zu spät nahm jetzt der König zu Männern der Volkspartei selbst seine Zuflucht, diese hatten keine Macht mehr über die aufgeregte Masse, welche nur noch den wildesten republikanischen Rathgebern folgte. Vielleicht wäre es der äußersten Energie noch gelungen, den Aufstand mit Waffengewalt zu bezwingen, aber der König selbst und seine Umgebung hatte alles Vertrauen verloren und konnte zu keinem entscheidenden Entschluß kommen. Die Nationalgarde hielt es größten-theils mit dem Volk, die Linientruppen selbst schienen hier und da schwankend und unzuverlässig, und so beschloß denn der greise König, dessen ganze Kraft gebrochen war, dem Aufruhr nachzugeben. Durch seine eigene Abdankung hoffte er denselben zu beschwören und entsagte daher dem Thron zu Gunsten seines Enkels, des Grafen von Paris, dessen Mutter, die Herzogin von Or? leans, statt des unpopulären Herzogs von Nemours die Regentschaft übernehmen sollte. Der König begab sich in Begleitung der Prinzen mitten in die erregte Volksmasse aus den Concordienplatz und erklärte am Obelisk von Luxor, an derselben Stelle, wo einst Ludwig Xvi. und nach ihm der alte Herzog von Orleans aus dem Blutgerüst gestorben waren, seine Thronentsagung. Während aber die zunächst stehenden Volkshaufen diesem Entschluß zujubelten, hatten die radicalen Leiter der Bewegung es schon anders beschlossen: das Königthum sollte beseitigt werden, und schon hörte man den Ruf nach einer provisorischen Regierung erschallen. Ludwig Philipp war in größter Verzweiflung nach den Tui-lerien zurückgekehrt, und da das Volk bereits das Schloß selbst bedrohte, floh er durch eine Hinterthür in einem gewöhnlichen Fiacre, um mit seiner Gemahlin, der ftommen Königin Marie Amelie, den Weg nach England zu suchen. Nur die hochherzige Mutter des Grafen von Paris verlor noch nicht den Muth, sie allein fühlte in dieser gefahrvollen Stunde die Größe ihres Berufs und die Pflichten, welche derselbe ihr auserlegte. Ihre beiden Kinder an der Hand, begab sie sich in die Depuürteukammer, um dort wo möglich noch ihre Stellung anerkannt zu sehen; aber während die Abgeordneten noch über ihr Recht auf die Regentschaft debattirten, drangen bewaffnete Haufen, welche so eben von dem Sturm der Tuilerieu herüberkamen, in den Sitzungssaal und in alle Tribünen, und erklärten sich mit lautem Toben gegen die

8. Theil 4 - S. 17

1880 - Stuttgart : Heitz
Flucht der königlichen Familie. 17 Die verunglückte Flucht brachte den armen König um das letzte Ansehen, und die Cordeliers und Jäcobiner drangen schon jetzt daraus, ihn (Monsieur Louis Bourbon, wie sie ihn geringschätzig nannten) abzusetzen. Diesmal wurden sie noch von den Gemäßigteren (den Feuillants), an deren Spitze Lafayette stand, überstimmt, die nun aus dem Jacobinerclub austraten, weil sie sich schämten, mit den wilden Revolutionsmännern zusammenzusitzen. Es wurden nun strenge Maßregeln zur Bewachung der königlichen Familie getroffen. Die Königin durfte die Thüre ihres Schlafzimmers nicht mehr zumachen, damit der wachthabende Offizier sie beständig vor Augen habe. Als der König sie einst zumachte, öffnete der Offizier sie sogleich wieder und sagte kalt: „Sie machen sich eine unnütze Mühe, wenn Sie die Thüre schließen." Indessen war die neue Verfassung beendigt. Sie wurde dem Könige vorgelegt und von ihm genehmigt. Sie enthielt wohl manches gute, aber auch viel neue Grundsätze, von denen man noch nicht wußte, ob sie würden ausgeführt werden können, und das verderblichste war, daß man darin ganz deutlich den Grundsatz ausgesprochen hatte, das Volk allein habe das Recht, unumschränkt zu gebieten und dem Könige nur so viel Macht einzuräumen, wie es wolle. Als der König aus der Nationalversammlung nach Hause kam, sah er leichenblaß aus, so daß die Königin einen Schrei des Entsetzens ausstieß. Er warf sich aufs Sopha, bedeckte die Augen mit dem Taschentuche und ries schmerzlich aus: „Es ist alles verloren!" Die Königin kniete vor ihm nieder und suchte ihn vergebens zu beruhigen. Die unglückliche Lage des Königs erweckte jetzt überall in Europa Mitleiden. Alle Könige nahmen warmen Antheil an seinen Leiden, und wünschten ihn daraus zu befreien. Ihr wohlmeinender Eifer wurde theils durch die Bitte der ausgewanderten Prinzen und anderer vom Adel und der Geistlichkeit, theils durch die Eingriffe der Franzosen in das Eigenthum deutscher Fürsten noch mehr angefeuert; denn alle die Besitzungen, welche deutsche Fürsten im Elsaß und Lothringen hatten, waren von der Nationalversammlung eingezogen worden. 114. Gefangennehmung des Königs, am 10. August 1792. September 1791 ging die Nationalversammlung auseinander, und an ihre Stelle trat eine zweite, aus 74*7 Mitgliedern Weltgeschichte für Töchter. Iv. 16. Aufl. 2

9. Theil 4 - S. 18

1880 - Stuttgart : Heitz
Neueste Geschichte. 1. Periode. Frankreich. bestehend. Jene nannte man die constitnirende, weil sie Frankreich eine Constitution (Verfassung) gab, diese die gesetzgebende, weil ihr in Verbindung mit dem Könige das Recht zustand, Gesztze zu geben. Die Mitglieder der neuen Versammlung waren fast durchaus Feinde des Königs, junge, feurige Männer, aber ohne alle Welterfahrung. Sie sollten nun das neue Schiff durch alle Klippen des stürmischen Meeres steuern! Unter ihnen saßen auch viele der wildesten Jacobiner, die recht darauf ausgingen, den König zu erniedrigen und alle Ordnung aufzulösen, und dann die Gewalt an sich zu reißen! Alle Aemter in Paris wurden mit wüthenden Jacobinern besetzt. Unter ihnen zeichneten sich jetzt schon durch Wildheit aus: Robespierre, Marat, Danton, Manuel, Pethion und andere Schreckensmänner. An Parteien fehlte es auch in dieser Versammlung nicht, die sich grenzenlos haßten und angriffen; nur im Haffe gegen den König trafen sie zusammen, obgleich Ludwig alles mögliche that, seinen Unterthanen seinen guten Willen zu zeigen. So erließ er ein Schreiben an seine ausgewanderten Brüder und an die andern vielen Ausgewanderten, worin er sie bat, zurückzukehren. Natürlich kamen diese aber nicht, denn sie waren froh, ein Land verlassen zu haben, wo alle Ordnung aufgelöst war, und wußten auch, daß der König sie nur zurückrief, weil die Nationalversammlung es haben wollte. Darauf wurden alle Güter der Ausgewanderten eingezogen und, wie es hieß, zum Besten der Nation verkauft. — Als zur Feier der Annahme der neuen Verfassung viele Festlichkeiten veranstaltet wurden, besuchte der König das Theater mit seiner Familie. Es kamen in dem Stücke die Worte vor: „Ach! wie sehr liebe ich meine Gebieterin!" und die Schauspielerin, welche sie sprach, wandte sich dabei mit einer tiefen Verbeugung gegen die Königin. Sogleich erhoben die Jacobiner ein wüthendes Geschrei: „Es giebt keine Gebieterin, keine Gebieter! Hoch lebe die Freiheit!" Es entstand im Parterre eine wüthende Schlägerei, und die Wache mußte geholt werden. Der König aber verließ mit seiner Familie das Haus in tiefster Bestürzung. Indessen zog sich über Frankreich das Ungewitter eines Krieges zusammen. Kaiser Leopold Ii. und König Friedrich Wilhelm Ii. von Preußen hatten den ausgewanderten französischen Prinzen versprochen, ihnen beizustehen, und besonders war der edeldenkende Gustav Iii., König von Schweden, gegen die Franzosen aufgebracht. Schon hatte man verabredet, daß Gustav die verbündeten Heere

10. Theil 4 - S. 47

1880 - Stuttgart : Heitz
Sturz Robespierre's. Ende des Terrorismus. 47 Rathhaus wurde erstürmt. Robespierre's Bruder, ein nichtswürdiger Mensch, sprang zum Fenster hinunter und brach ein Bein; er selbst schoß sich eine Pistole vor den Kops, zerschmetterte sich aber nur einen Kinnbacken und wurde, in seinem Blute schwimmend, gefangen fortgeführt. Ein anderer versuchte, sich den Kops an der Mauer einzustoßen, und noch andere wurden aus Schränken, Kaminen und geheimen Gemächern, wohin sie sich versteckt hatten, zusammengeholt. Am folgenden Tage schon, den 28. Juli 1794, starben alle die Erzbösewichter, 22 an der Zahl, unter der Guillotine, Robespierre mit der gemeinsten Feigheit. Schon als er aus dem Karren durch die Straßen geführt wurde, saß er einem Todten ähnlich da, starrte vor sich hin und hörte nicht mehr die Verwünschungen, die das Volk gegen ihn ausstieß, das, laut jubelnd und ihm fluchend, nebenher lief. Aus dem Blutgerüste riß ihm der Henker das Tuch herunter, das er sich um sein verwundetes Gesicht gebunden hatte. Die zerschmetterte Kinnlade fiel herab, und er stieß einen Schmerzensschrei aus, daß alle erschraken, und' schaudernd betrachtete jeder die durch den Todeskampf und den satanischen Ausdruck seines Gemüths verzerrten Züge. Nun öffneten sich die Gefängnisse; unzählige unschuldige Schlachtopfer, die jede Stunde den Tod erwartet hatten, wurden der Freiheit wiedergegeben und der Terrorismus hatte sein Ende. Während desselben waren in Paris 2774 Personen guittotinirt worden, darunter ein Greis von 97 und ein Knabe von 14 Jahren. k * 116. Fortgang der Revolution. So wie ein durch Sturm aufgeregtes Meer lange noch, auch wenn der Orkan bereits vorüber ist, Wellen schlägt, so fehlte noch viel, ehe Frankreich beruhigt wurde. Die Einrichtungen blieben fürs erste die neu eingeführten, nur daß man in allen Dingen gemäßigter verfuhr. Das aber gab den Jacobinern Muth, neue Versuche zu machen, wieder ihr Haupt zu erheben, bis endlich nach mehr ent hartnäckigen Kämpfen diese schreckliche Partei darniederlag. Während dieser Kämpfe erhielt auch der unmenschliche Carrier sein Todesurtheil; eine Menge Jacobiner wurden hingerichtet, andre, die hundertfach den Tod verdient hatten, z. B. Collot d'herbois, wurden nur aus dem Lande geschafft. Darüber verging der übrige Theil des Jahres 1794 und die erste Hälfte von 1795. Auch erließ der Convent nun manche gute Ver-
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