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1. Theil 3 - S. 173

1880 - Stuttgart : Heitz
Gustav Erichson, König von Schweden. 173 ab, wo er sich Beistand zu verschaffen hoffte (1523). Aber das war vergebens; er halte seine Rolle ausgespielt; die in Stockholm begangenen Grausamkeiten hatten aller Herzen von ihm gewendet. Nachdem er sich mehrere Jahre hier und dort umhergetrieben hatte (eine Zeit lang war er selbst in Wittenberg bei Friedrich dem Weisen und nahm die lutherische Lehre an), segelte er nach Norwegen, wo er noch die meisten Freunde hatte, welchen zu Gefallen er wieder katholisch wurde. Aber er blieb nicht lange ruhig. Sein Nachfolger in Dänemark, König Friedrich I., sein Oheim, schickte ein Heer und eine Flotte nach Norwegen und Christian sah sich bald so in die Enge getrieben, daß er den Befehlshaber (Gylden-stiern) bat, ihm doch zu rathen, was er thun solle. Dieser rieth ihm, mit nach Kopenhagen zu segeln und mit dem Könige Friedrich selbst zu unterhandeln. Dazu versprach er ihm sicheres Geleit. Christian ging das ein und fuhr hin. Aber das war sein Unglück; denn alle dänischen Minister riethen dem Könige, den gefährlichen Christian ja nicht wieder zu entlassen, sondern ihn gefangen zu nehmen und Zeitlebens einzusperren. Das geschah auch. Man führte ihn nach der dänischen Insel Alsen und sperrte ihn im Schlosse Sonderburg ein. Hier saß er 20 Jahre im engen Gewahrsam und hatte Zeit, über seine vielen Vergehungen nachzudenken. Erst nachdem König Friedrich I. längst todt war, ließ ihn sein Nachfolger (Christian Iii.) wieder los, gab ihm Kalnnd-borg auf Seeland zum Aufenthaltsorte und versprach ihm alles zu thun, um seine vielen Trübsale ihn vergessen zu machen. Hier lebte er noch acht Jahre und starb erst im 78. Jahre seines Lebens, so daß ihm also Gott viele <Zeit gab, sein früheres Leben zu bereuen (1559).

2. Theil 3 - S. 280

1880 - Stuttgart : Heitz
280 Neue Geschichte. 2. Periode. Schweden und Rußland. tete er nach Auflösung der Strelitzen ganz nach europäischem Vor-bilbe ein, ebenso eifrig erstrebte er die Grünbnng einer russischen Seemacht. Schon 1697 hatte er Asow eingenommen und sich bomit bett Zugang zu dem schwarzen Meere eröffnet; wie er feilte Macht bis an die Küste der Ostsee ausbehnte, soll in bett nächsten Abschnitten erzählt werben. 106. Karl Xii., König von Schweden, 1697—1718. Karl Xii. war ein Urenkel der Schwester Gustav Abolphs, die an einen Pfalzgrafen von Zweibrücken vermählt gewesen war. Als fein Vater starb, war er noch nicht 15 Jahre alt. Daher verwaltete anfangs feine Großmutter, eine verstänbige Frau, die Regierung. Aber die Schweden wollten nicht gern unter der Herrschaft einer Frau stehen und übertrugen daher balb dem jungen Karl die Regierung. Er zeichnete sich als Knabe durch nichts aus, und man hielt ihn allgemein für einen sehr mittelmäßigen Kopf. Schweden hatte bamals einen viel großem Umfang als jetzt. Auch Finnlanb, Jngermannlanb (wo jetzt Petersburg liegt), Esth-lctttb uttb Lievlanb gehörten bett Schweden. Darüber waren aber die Nachbarn längst eifersüchtig gewesen uttb hatten nur auf eine Gelegenheit gewartet, über Schweden herzufallen und ihm die Febern auszurupfen. Jetzt glaubten sie, fei die Gelegenheit gekommen. Peter der Große, August Ii. von Polen und Friedrich Iv. von Dänemark schlossen ganz insgeheim einen -Bunb, und wirklich merkte auch Karl nichts bavon. Plötzlich brachen die Dänen in Holstein ein, welches bamals einem Schwager des Königs von Schweden gehörte, währenb sich August auf Lievlanb warf. Als Karl bies erfuhr, sprach er: „Es ist wunberlich, daß meine beibett Vettern Krieg haben wollen. Es mag also barum sein. Wir haben eine gerechte Sache; Gott wirb uns wohl helfen. Ich will die Sache erst mit dem einen abthun und hiernächst kann ich alle Zeit mit dem ctnbern sprechen." Seit der Zeit hatte er keinen Sinn mehr für Hoffeste. Matr sah ihn sich lebhaft mit bett alten Generalen feines Vaters und Großvaters unterhalten und ein ganz neuer Geist war in ihn gefahren. Alles war nun gespannt, was Karl thun würde. Sein Feuergeist wollte die Sache schnell entfchieben wissen und darum beschloß er, auf Seelanb zu tauben und dem Könige von Dänemark einen solchen Schrecken einzujagen, daß er Frieden machen müßte. Ge-

3. Theil 3 - S. 308

1880 - Stuttgart : Heitz
308 Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen. Friedrichs I. Sohn, Friedrich Wilhelm I., folgte 1713 und starb 1740. Welch ein sonderbarer Mann! Die Ordnung, Sparsamkeit und Thätigkeit selbst, aber-tyrannisch und jähzornig in hohem Grade. ' Ääs Erste, was er nach seiner Thronbesteigung that, war, daß er die vielen unnützen Hofleute abschaffte, in allen Stücken Ersparungen vornahm und davon die Schulden bezahlte. Kein Bürger konnte mäßiger leben, als der König. Er begnügte sich mit Hausmannskost und seine Uniform war oft abgetragen genug. Zwar spotteten manche über ihn, aber daraus machte er sich nichts; denn er hielt es wohl für eine Schande, Schulden zu haben,' nicht aber, wirthlich zu leben. Bald waren auch wirklich die vielen Schulden seines Vaters bezahlt, und nun legte er zurück, damit sein Nachfolger einen Schatz vorfände. Dabei war er den ganzen Tag thätig; kein Beamter war sicher, daß er nicht selbst nachsah, und wehe dem, der seinen Zorn rege machte! Bei dem geringsten Widersprüche hieß es: „Räsonnir' Er nicht!" und war man nun nicht still, so setzte es Faustschläge, Stockprügel und Fußtritte, und vor diesen Mißhandlungen waren selbst seine Gemahlin und Kinder nicht sicher. Des Abends erholte er sich mit einigen gleichgesinnten Generalen im sogenannten Tabakscollegium. Da wurde dermaßen Tabak geraucht, daß man vor Qualm kaum die Lichter brennen sah; die Unterhaltung war dabei nicht die feinste und der König erlaubte sich selbst oft die gröbsten Späße. Seine Hauptliebhaberei waren große Soldaten. Seine Garde bestand fast aus lauter Riesen, und als sein Nachfolger sie später größtentheils verabschiedete, haben sich wirklich die größten davon als Riesen für Geld sehen lassen. Wo er nur von einem großen „Kerl" hörte, da mußte er ihn haben und hätte er ihn sollen mit Gewalt entführen lassen. Wollte ihm ein anderer Fürst eine rechte Freude machen, so schickte er ihm einige recht große Leute. Einmal ließ er einem besonders langen Bauerkerle, der aber etwas schiefe Beine hatte, diese zerbrechen und dann gerade heilen, um ihn zur Garde brauchen zu können, und einen andern Riesen kaufte er für 5000 Reichsthaler. Aber er hatte diese Riesen nur zur Spielerei, nicht zum Kriegführen, ließ sich daher auch nur selten und höchst ungern in einen Krieg ein, und wenn er Hülfstrnppen stellen mußte, schärfte er dem Fürsten Leopold von Dessau, der sie anführte, ein, sie ja zu schonen. Dieser Fürst, den man den alten Dessauer zu nennen pflegte, war ein Mann ganz nach Friedrich Wilhelms Sinn; rauh wie der König, ein Feind aller Wissen-

4. Theil 3 - S. 185

1880 - Stuttgart : Heitz
Tilly. Wallenstein. 185 ihrem Unglücke, ihr das Versprechen gegeben, für Gott und für sie alles zu wagen. Er hatte sich von ihr ein Zeichen ihrer Gunst ausgebeten, und sie ihm einen ihrer Handschuhe gegeben. Diesen trug er als Wahrzeichen vorn an seinem Hute, und auf seinen Fahnen stand die Divise: Alles für Gott und für sie! Aber sein früher Tod verhinderte die Ausführung seines Gelübdes, dem vertriebenen Kurfürsten sein Land wieder zu verschaffen. Wenige Monate vor Mansfelds Tode hatte ihn ein zehrendes Fieber in Wolfenbüttel hingerafft. Er stand erst im 27. Lebensjahre. 4. Tilly und Wallenstein. Gegen Christian von Braunschweig und Ernst von Mansfeld hatte bisher der Graf Tilly als General der Liga den Krieg geführt. Tilly war ein Mann von vieler Roheit, unerbittlicher Strenge und großer Pünktlichkeit, dabei uneigennützig, aber stolz im hohen Grade. Auf äußere Dinge legte er keinen Werth, und als ihn der Kaiser zum Reichsfürsten erheben wollte, verbat er sich die Ehre und schenkte dem Schreiber der Kanzlei 500 Thaler, damit er das Patent nicht ausfertigte. Seine Statur war klein und hager, aber von starkem Knochenbau. Zwischen seinen eingefallenen Wangen, seiner Nase und seiner runzeligen Stirn sahen seine großen finsteren Augen heraus. Sein graues, borstiges Haar hing um den Kopf herum, den er mit einem spitzen, hochausgestntzten Hute zu bedecken pflegte, von welchem eine rothe Straußfeder hinten herabhing. Dazu nehme man ein grünatlaßnes Kleid nach fpanischem Schnitt, mit aufgeschlitzten Aermelu, weite Beinkleider von demselben Zeuge, und weite, aufgeschlitzte Stiefeln. In der Schlacht pflegte er einen kleinen Grauschimmel zu reiten. Dieser Mann hatte bis dahin nie eine Schlacht verloren und räumte überall, wohin er kam, tüchtig auf. Braunschweigs, Mansfelds und andere Haufen wurden 'überall von ihm vertrieben. Aber er war doch nur ein General der Liga. Der Kaiser dagegen hatte kein Heer, wenigstens kein bedeutendes, und hing also ganz von Tilly und der Liga ab; denn es fehlte ihm an Geld, ein eigenes Heer aufzustellen. Während Ferdinand noch darüber grübelte, machte ihm einer seiner Offiziere den Antrag, ein großes Heer aufzubringen, ohne daß es dem Kaiser das Geringste kosten solle. Dieser Mann war Albrecht von Wallenstein oder eigentlich Waldstein, 100 Jahre später als Luther, in Böhmen auf dem Gute feines Vaters an der Elbe unweit Königgrätz geboren, aus einer alten evangelischen Familie. Er verlor feine Eltern schon

5. Theil 3 - S. 286

1880 - Stuttgart : Heitz
286 Neue Geschichte. 2. Periode. Schweden und Rußland. die Einwohner auszuplündern oder zu mißhandeln. Daher ritt er in den Straßen selbst umher und sah auf Ordnung. Aber die Russen waren rohe Menschen und es fielen doch viele Gewaltthätigkeiten vor. Er strafte die Uebelthäter streng und stieß viele mit eigener Hand nieder, die er über dem Plündern ertappte. Dann ließ er den schwedischen Commandanten vor sich führen. „Du bist," sprach er zornig und gab ihm einen Backenstreich, „allein schuld an dem vergossenen Blute. Hülslos, wie du warst, hättest du dich längst ergeben sollen. Sieh diesen Degen! Er ist roth, nicht vom Schwedenblute; vom Russenblute ist er roth. Deine unbesonnene Hartnäckigkeit gab die armen Einwohner dem Verderben preis. Ich habe den Ausschweifungen meiner Soldaten gewehrt und die Einwohner gerettet, so weit ich's vermocht." Und Peter war nur ein -roher Russe; aber er hatte Religion im Herzen. Nun wieder zu Karl. Mitten im Winter zog er unter den unsäglichsten Beschwerden durch Polen und Litthauen, Länder, durch die man selbst im Sommer ungern reist. Dazu kam, daß die Russen nicht Stand hielten, sondern beim Rückzüge ihre eigenen Dörfer verbrannten und das ganze Land vollends zur Wüste machten. Dennoch ging Karl immer vorwärts, und jedermann glaubte, er würde nach Moskau vordringen. Plötzlich aber wandte er sich südlich und senkte sich in die weiten Steppen der Ukraine (sprich Ukra-ine) hinab. Hiermit ging Karls Unglücksstern auf. Die Ursache dieses Entschlusses war, daß der alte 70jährige Kosackenhetman Mazeppa ihm vorspiegelte, in der Ukraine, wo damals die Kosacken wohnten, wären Lebensmittel, an denen es jetzt den Schweden so sehr fehlte, in Ueberfluß und seine Kosacken bereit, mit den Schweden gemeinschaftliche Sache zu machen. Das war aber nicht wahr. Mazeppa war ein ehrgeiziger Mann und hoffte' sich durch die Hülfe der Schweden zum unabhängigen Herrn zu machen. Karl, den alles Ungewöhnliche schnell einnahm, folgte seinem Rathe und führte dadurch namenloses Elend für sich und sein Heer herbei. In der Ukraine fand Karl alles anders, als er es sich gedacht hatte. Ueberall war drückender Mangel an Lebensmitteln. Die Kosacken weigerten sich, zu den Schweden überzugehen und blieben den Russen treu; nur wenige folgten dem treulosen Mazeppa. Karl hatte einen seiner besten Generale, Löwenhaupt, befehligt, ihm einen großen Vorrath von Lebensmitteln und Pulver aus

6. Theil 3 - S. 189

1880 - Stuttgart : Heitz
Albrecht von Wallenstein. 189 Sinnes. Sein Stolz stieg mit seinem Reichthum und seiner äußern Würde, die um diese Zeit einen neuen Zuwachs erhielt, indem ihm der Kaiser auch das Herzogthum Sagau verlieh, um ihn für viele gemachte Vorschüsse zu entschädigen. Jetzt war nun wieder der Krieg beendigt und auf deutschem Boden kein Feind mehr. Dennoch vermehrte Wallenstein sein Heer und brachte es endlich bis zu 160,000 Mann, und doch wurden immer noch mehr angeworben. Um Sold war er dabei nie verlegen; denn alle deutsche Lande standen ihm offen und alle mußten ihm, gleichviel ob sie Freund oder Feind waren, Brandschatzungen und Lieferungen geben, so viel er ihrer nur besetzen konnte, und recht muthwillig verdarben seine Soldaten alles, was sie selbst nicht verzehren oder sonst gebrauchen konnten. Kein Mensch konnte begreifen, wozu Wallenstein seine große Macht noch vermehre. Die Fürsten fürchteten, er möchte entweder den Kaiser oder sich selbst zum unumschränkten Herrn von Deutschland machen wollen. Wallenstein ließ sie sprechen; er hatte unter den kaiserlichen Räthen viele Freunde, die beim Kaiser zu seinem Vortheil sprachen, und endlich gar demselben vorstellten, Wallenstein habe sich so große Verdienste erworben, daß er eine ausgezeichnete Belohnung erhalten müsse. Aber wo diese hernehmen? Da schlug Wallenstein selbst vor, daß man ihm Mecklenburg geben möchte. Die Herzöge dieses Landes waren ja Bundesgenossen Christians gewesen; unter diesem Vorwande konnte man sich ja ihres Landes bemächtigen, obgleich Wallenstein ihnen beim Einrücken, in Mecklenburg mehrmals versichert hatte, er komme als ihr Freund und Befreier. Die armen Männer wurden tn die Acht gethan, und Wallenstein befahl seinen Generalen, ihnen ihr Land wegzunehmen. Vergebens baten die treuen Landstände, man möchte ihnen ihre guten Landesherren doch nicht nehmen, ohne ihre Entschuldigungen anzuhören. Wallenstein zog ein und jagte sie fort. Dafür wurde er zum Herzoge von Mecklenburg, dann zum Reichsfürsten und zuletzt gar zum „General des oceanischen und baltischen Meeres" ernannt. Denn Wallensteins weit aussehende Pläne wollten dem Kaiser die Herrschaft der Ostsee verschaffen, weshalb er auch ganz ernstlich an der Errichtung einer Flotte in diesen Gewässern dachte. Dazu war ihm aber Stralsund, damals eine starke Festung und bedeutende Handelsstadt besonders gelegen, und er hatte es sich einmal in den Kopf gesetzt, sie zu haben. Schon hatte' sie die ihr ausgelegte Summe regelmäßig bezahlt; jetzt sollte sie noch kaiserliche

7. Theil 3 - S. 207

1880 - Stuttgart : Heitz
Wallensteins Wiederauftritt. 207 Befehlshaber des ersten erledigten Reiterregiments machen sollte. So etwas war ihm sehr zuwider. Er lud den Fremden und viele Obersten zu Tische. „Hört!" sprach er, „einer von euch muß sterben." Da alle erschraken, fuhr er spöttisch fort: „Ja, ja! der fremde Herr ist gekommen, eines von euern Regimentern zu erhaschen. Lege sich doch einer von euch geschwind ihm zu Gefallen ins Grab!" In allen seinen Handlungen war er freigebig; Knickerei war ihm ganz fremd; jeder kleine Dienst wurde reichlich vergolten. Bei den Soldaten suchte er das Ehrgefühl zu wecken: ein Reiter, der sich seinen Küraß hatte nehmen lassen, wurde vor der Fronte des ganzen Regiments für infam erklärt, und ein Offizier, der, zum Zweikampf aufgefordert, sich nicht gestellt hatte, fortgejagt. Tapferkeit belohnte er königlich. Nach einem blutigen Gefechte ließ er über 20,000 Thaler unter die verwundeten Offiziere und Soldaten austheilen. Eine kühne That war seines Lobes gewiß; er pflegte dann die Hand liebkosend auf das Haupt oder die Schulter des Tapfern zu legen. Neugierig war er über die Maßen. Kundschafter hielt er an allen Höfen, besonders in Wien, die ihm berichten mußten, was die Leute von ihm sprächen. Nur einer besaß sein Vertrauen ganz: Zenno, sein Astrolog. Nichts unternahm er, ohne ihn erst um Rath zu fragen, weil er glaubte, daß Zenno in den Sternen die künftigen Ereignisse lesen könne. Wallenstein stand auch nach seiner Absetzung mit Kaiser Ferdinand in gutem Verhältnisse. Sie unterhielten mit einander einen Briefwechsel; Ferdinand sragte ihn über die wichtigsten Angelegenheiten um seine Meinung und bezeigte ihm überall sein besonderes Vertrauen. Unter anderm mußte Wallenstein aus Ferdinands Befehl sich Mühe geben, den Kurfürsten von Sachsen vom Vordringen nach Prag abzuhalten und ihn vom schwedischen Bündnisse abzuziehen, und da das nicht gelang, so ertheilte er den kaiserlichen Generalen seinen Rath, wie sie den vordringenden Feind aufhalten könnten. Indessen erhielten die Angelegenheiten des Kaisers eine immer schlimmere Wendung; die Sachsen standen in Prag, Tilly war todt und Gustav Adolph war bis an den Rhein und von da nach Baiern vorgedrungen, Ferdinand berief seine Räthe und fragte, was in solcher Noth zu thun sei. Die geistliche Partei rieth, den Sohn des Kaisers zum Feldherrn zu ernennen; da dieser aber keine Kriegserfahrung hatte, so drangen Wallensteins Freunde durch, daß diesem der Oberbefehl wieder übertragen werden sollte.

8. Theil 3 - S. 382

1880 - Stuttgart : Heitz
382 Neue Geschichte. 3. Periode. Oestreich. Als er alle fremde Weine verbot, schenkte er seinen ganzen Weinvorrath an das Krankenhospital, und erlaubte auf seiner Tafel nur östreichische und ungarische. Vom Morgen bis an den Abend arbeitete er mit seinen Räthen, und suchte so viel wie möglich selbst zu sehen. Jeder seiner Unterthanen hatte Zutritt zu ihm. Den ganzen Vormittag konnte man ihn sprechen. Stets war der Gang zu seinem Arbeitszimmer mit Leuten, die etwas anzubringen hatten, besetzt, und alle Stunden ging er hinaus, um die Bittschriften anzunehmen. So gut nun es auch der wackere Joseph mit seinen Unterthanen meinte, so wurden doch seine Absichten von den meisten verkannt; ja viele arbeiteten ihm recht absichtlich entgegen, und statt geliebt zu werden, wie er es so sehr verdiente, erntete er nur Undank. So war es in seinen deutschen Staaten, noch mehr aber in Ungarn und in den östreichischen Niederlanden. Ungarn war ein besonderes Königreich und hatte seine eigenen Gesetze und Freiheiten; auch wurden die Gerichtsverhandlungen in lateinischer Sprache geführt. Aber Joseph wollte, daß alle seine Länder nur ein Ganzes ausmachen sollten, und befahl daher, daß künftig in Ungarn die deutsche die allgemeine Landessprache sein sollte. Wer binnen drei Jahren sie nicht verstände, sollte kein Amt mehr erhalten. Außerdem wurde die ganze Einrichtung des Landes verändert, so daß die Gährung in diesem Lande, dessen Einwohner an ihrer nationalen Selbständigkeit hingen, immer größer, wurde. Aber schlimmer noch ging es in den Niederlanden, dem jetzigen Belgien. Hier machte er mehrere sehr nützliche Einrichtungen, die besonders einen bessern Unterricht der Geistlichen bezweckten. Aber gerade darüber waren die hohen Geistlichen recht aufgebracht und reizten das schon über die Neuerung unzufriedene Volk noch mehr auf, so daß ein förmlicher Aufruhr ausbrach (1788). Jetzt gab zwar Joseph nach, aber mta war es zu spät. Mit Gewalt Soldaten gehört. Demnach finde ich, daß Ihr Sohn keinen Charakter zum Kriegsmanne habe und daß er zu sehr mit seiner Geburt beschäftigt ist.um sich solche -Dienste von ihm zu versprechen, auf die sein Vaterland einst stolz sem könnte. Weswegen ich Sie bedaure, Madame, ist, daß Ihr Sohn weder zum Offizier, noch zum Staatsmanne, noch zum Priester tauge, kurz gesagt, daß er mchts als ein Edelmann und das von ganzer Seele ist. Danken Sie es Ihrem günstigen Schicksale, daß, indem es Ihrem Sohne alle Talente versagt, es ihn zugleich tn den Besitz ansehnlicher Güter versetzt hat , die ihn dafür hinlänglich entschädigen und die ihm zugleich meine ganze Gnade entbehrlich machen."

9. Theil 3 - S. 235

1880 - Stuttgart : Heitz
Karl I. 235 denen vielleicht keine Frankreich je gesehen hatte, war es Sitte, sich in französischer Sprache zu unterhalten, und wer dies nicht konnte, bediente sich wenigstens einzelner französischer Wörter. Dadurch geschah es denn, daß eine Anzahl von fremden Ausdrücken in unsere Sprache kam, von denen wir uns erst in der neuesten Zeit, aber noch nicht völlig losgemacht haben. Die Männer ließen sich Monsieur ttetmert; die Frauen bildeten sich ein, sie wären vornehmer, wenn sie Madame hießen, und die Mädchen wollten nicht mehr Jungfrauen, sondern Mademoiselle heißen, und selbst jetzt noch wird es mancher schwer, statt Oncle, Tante, Cousin und Cousine, Oheim, Base, Vetter und Muhme zu sagen, ohne zu bedenken, daß es für uns Deutsche eine Schande sei, fremde Ausdrücke zu borgen, da wir doch unsere eigenen haben. Nach diesem allen brauchen wir also wahrlich nicht die alte Zeit wieder herbeizuwünschen. Jede Zeit hat ihre Vorzüge, jede ihre Gebrechen; im Ganzen aber ist der Fortschritt zum Bessern nicht zu verkennen. 101. Karl I. und Croinwell. Jacob I., der schwache Sohn der unglücklichen Maria Stuart, starb 1625, und hinterließ einen Sohn, Karl I., dem es nicht viel besser gehen sollte, als seiner Großmutter. Er war ein Mann von vielem guten Willen, aber ohne hinlängliche Talente, ein unruhiges Volk zu regieren; er überließ sich daher seinen Ministern, dem Herzog von Buckingham,*) dann dem Grafen von Straf-ford, und die Fehlgriffe, welche besonders der erstere machte, wurden alle dem armen Könige beigemessen und so der Haß gegen ihn immer größer. Mit dem Parlamente gerieth er bald in heftigen Streit. Er setzte etwas darein, ihm in allen Dingen zu widersprechen; Karl wollte, so riethen ihm die Minister, auch nicht nachgeben, und so wurde die Spannung immer gefährlicher. Zwei Parlamente nacheinander löste Karl auf; ein drittes aber 1628 erneuerte alle Beschwerden der früheren und setzte durch die be- *) Buckingham, von niedrigem Stande, nur durch seine Schönheit und Gewandtheit so hoch gestiegen, wurde 1628 in Portsmuth, als er eben das Kommando der Flotte, die das von Richelieu belagerte la Rochelle entsetzen sollte, übernehmen wollte, von einem puritanischen Schwärmer, dem ehemaligen Offizier Felton, mit einem Messer erstochen, weil ihn dieser für die Ursache alles über England gekommenen Unglücks hielt.

10. Theil 3 - S. 243

1880 - Stuttgart : Heitz
Ludwig Xiv. Richelieu. Mazarin. 243 man sich, ihm Ehre zu erweisen. Auf einer schönen Flotte fuhr er über nach England, wurde mit Frohlocken empfangen, umarmte dankbar den ehrlichen Monk und versprach seinen Unterthanen eine väterliche Regierung. Aber er hat sein Wort schlecht gehalten. Obwohl er wegen seines heitern, leutseligen Wesens beim Volke beliebt war, hat er doch durch Verschwendung, Leichtsinn und Mangel an Ehrgefühl, worin er so weit ging, daß er von Ludwig Xiv. heimlich Jahrgelder annahm, das königliche Ansehen herabgesetzt. Unter ihm sind die Parteinamen der Tories und Whigs aufgekommen. Jener Name bezeichnet die Anhänger aristokratisch-monarchischer Regierungsgrundsätze, dieser die Freunde der auf dem Volksrechte ruhenden (Staatsleitung. *) 102. Ludwig Xiv., 1643—1715. Nach dem guten Heinrich Iv. hatte sein kraftloser Sohn, Ludwig Xiii., über Frankreich regiert, eigentlich freilich nicht regiert, sondern er war nur König gewesen. Regiert hatten erst seine Mutter Maria von Medicis und späterhin der äußerst kluge und gewandte Cardinal von Richelieu, der die gesunkene königliche Macht wieder herstellte, Uebermuth der Großen demüthigte, aber auch die Resormirten aufs neue verfolgte. Nach mancherlei ihnen angethanen Kränkungen verlangte er von ihnen, daß sie den letzten der ihnen früher bewilligten Sicherheitsplätze, la Röchelte, aufgeben sollten, und da sie sich dessen weigerten, ließ er die Stadt belagern. Er selbst stellte sich an die Spitze der Armee und leitete persönlich die Belagerung. Mit einer an die Römerkriege erinnernden Kraft und Ausdauer führte er einen Damm weit ins Meer hinein, um der Stadt jede Zufuhr und Unterstützung von England abzuschneiden. Sie widerstand 14 Monate und öffnete erst (1629) die Thore, nachdem über 20,000 Mann vor Hunger darin umgekommen waren. Die Resormirten wurden zwar fernerhin geduldet, aber ohne Sicherheitsplätze. Als Richelieu 1642 starb, empfahl er dem Könige zum Minister einen schlauen Italiener, den er sich herangezogen hatte, den Cardinal *) Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat sich aus den Whigs die Partei der Radikalen ausgeschieden, weil sie mit gemäßigten Reformen nicht zufrieden war. Eine andere Partei, die Chartisten d. h. Anhänger einer sogenannten Volkscharte, verfolgt mehr sociale als politische Ziele.
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