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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 387

1888 - Habelschwerdt : Franke
387 blühten, beherrschte eine an Zahl geringe Pflanzeraristokratie, die häufiger als der Norden ihre Männer auf dem Präsidentenstuhle sah und die Offizierstellen besetzte. b) Während ferner in den Nordstaaten die Sklaverei abgeschafft war, hatte die Verfassung sie in den Südstaaten beibehalten, indem es hier wie ein Glaubenssatz feststand, daß der Baumwollenbau nur durch Neger betrieben werden könne. Da nun aber die Einfuhr der Sklaven verboten war und der Mangel der Sklaven, sowie die schlechte Arbeit derselben eine Entwertung des Grundbesitzes zur Folge hatte, so drohte der Norden das Übergewicht zu erlangen; die Südstaaten strebten daher nach einer Trennung von der Union. c) Endlich huldigten die Südstaaten dem Freihandel, während die Nord-staaten Schutzzölle durchgesetzt hatten. B. Die Secession. Die Wahl Abraham Linkolns, des Kandidaten der Nordstaaten, zum Präsidenten, 1860, empfanden die Südstaaten so schwer, daß 11 derselben im Februar 1861 eine selbständige Konföderation schloffen und Jefferson Davis zu ihrem Präsidenten wählten. Hiergegen betonte Lin-koln in seiner Antrittsbotschaft, daß er keine Trennung dulden, sondern jede Auflehnung unterdrücken werde. C. Der Sonderbunds- (Seceffions-) Krieg, 1861—1865. 1. Die nächste Merankassnng zum Kriege zwischen den Nord- und Süd-staaten gab die Besetzung der in dem Gebiete der letzteren liegenden Forts durch die südstaatlichen Truppen. Der Fall des Forts Sumter eröffnete die Feindseligkeiten. Die Truppen der Südstaaten waren durch die Verrätern der nori)staatlichen Offiziere in Führung und Bewaffnung anfangs im Vorteile. Sie siegten zweimal am Bache Bull Run und bei Fredericksburg, während die Schlacht bei Richmond unentschieden blieb und die Union durch eine Flottendemonstration New Orleans zur Kapitulation zwang. 2. Eine entschiedene Wendung trat ein, als im Januar 1863 der General Grant den Oberbefehl der Union übernahm und damit der Wechsel der Feldherren aufhörte. Zugleich trat in dem menschenarmen Süden ein Mangel an Mannschaften ein; auch die Lage der Finanzen war eine bedenkliche geworden und der Handel gehemmt. Grant besetzte zunächst die Mississippilinie. Hierauf wurde der südstaatliche General Lee in der Schlacht bei Gettysbnrg, der blutigsten des ganzen Krieges, geschlagen, während Grant gegen Richmond, die Hauptstadt der Aufständischen, vorrückte und Sherman Atlanta, „das Thor des Südens," eroberte. Lee mußte im April 1865 die Waffen strecken. 3. 5>cr Zweck des Krieges, der Bestand der Union und die Abschaffung der Sklaverei, war nicht unmittelbar erreicht worden. Der Präsident Linkoln, 1864 wiedergewählt, erlebte den Frieden nicht mehr; er wurde am 14. April 1865 im Theater zu Washington erschossen. Verfassungsgemäß wurde der Vicepräsident Andrew Johnson aus Tenessee, einem 25*

2. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 295

1888 - Habelschwerdt : Franke
295 Friedens. Dem Grundsätze gemäß: „Der König ist der erste Diener des Staates," lebte Friedrich ganz dem Wohle seines Staates und Volkes. Die leitenden Gesichtspunkte in Friedrichs Politik waren: a) den Staat durch die Bildung eines tüchtig geübten, disziplinierten und stets schlagfertigen Heeres in der Lage zu erhalten, die so rasch errungene Großmachtstellnng gegen die Eifersucht größerer Mächte verteidigen zu können; b) die Mittel hierfür durch die möglichste Belebung und Entwickelung der wirtschaftlichen Kräfte des Landes zu gewinnen. Bei der Universalität des großen Königs, der alles selbst ordnete und leitete, hat die Ausführung dieser Prinzipien Verbesserungen auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens zur Folge gehabt. A. Das Heerwesen. Friedrich brachte die preußische Armee bis auf 200 000 Mann, deren Erhaltung etwa 2/3 der Staatseinkünfte in Anspruch nahm. Zur Aufbringung dieses starken Heeres wurde das Werbe- und Kantonsystem beibehalten. Friedrichs eigenstes Verdienst ist namentlich die vortreffliche Ausbildung der Reiterei und die Einführung der reitenden Artillerie. Die Offiziere wurden in Kadettenaustalteu ausgebildet und fast nur aus den Reihen des Adels entnommen, den der König überhaupt, besonders aber wegen seiner Opferfreudigkeit im siebenjährigen Kriege, begünstigte. B. Die Finanzen. Die reinen Staatseinnahmen erhöhte Friedrich von 7 Millionen Thalern bis auf 20 Millionen; während seiner Regierung sammelte er einen Schatz von 55 Millionen. Die Hauptquelle der Einnahmen waren die indirekten Steuern, deren Eintreibung er nach französischer Art ordnete und auch Franzosen übertrug (Regie). Die Sparsamkeit des Königs schien die Mittel des Staates gleichsam zu verdoppeln. Er selbst verbrauchte von seinem Etat nur 1j6 und verwandte das Übrige für das Gemeinwohl. C. Handel und Industrie. Um aus der Aeeise und den Zöllen größere Mittel zu gewinnen, richtete Friedrich seine volle Aufmerksamkeit auf die Hebung der Gewerbthätigkeit und des Handels. a) Dem General-Direktorium wurde eine Abteilung für Manufakturen, Fabriken und Handel eingefügt. b) Industrielle Unternehmungen wurden durch staatliche Beihilfen

3. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 122

1904 - Habelschwerdt : Franke
122 Verwandten und des Kurfrsten Friedrich I. von Brandenburg zu bercksichtigen. Unter Sigismunds Regierung erlitt das Deutschtum im Osten des Reiches groe Verluste. Die Polen besiegten im Jahre 1410 den von Kaiser und Reich im Stiche gelassenen Deutschen Orden in der Schlacht bei Tannenberg. In den Hussitenkriegen schwand der Kriegsruhm der deutschen Heere, und die einst in Bhmen blhende deutsche Kultur wurde vernichtet. Pie Kanse. 1. Entstehung. Schon im 12. Jahrhundert vereinigten sich die niederdeutschen Kaufleute, dereu Haudelsgebiet in dem noch wenig kultivierten Norden lag, zu (Silben, um ihr Lebeu und Eigentum im Auslnde zu schtzen. Sie grnbeten gemeinsam Handelsniederlassungen und gewannen von den fremden Fürsten Vorrechte, die ihnen den gesamten Handel des betreffenden Landes sicherten. Zur Zeit Friedrich Barbarossas besaen die Clner Kaufleute eine Gildehalle in London, aus der sich spter der Stahlhof"*) entwickelte. Um dieselbe Zeit verbreitete sich der Handel Hamburgs und der Ostseestdte Lbeck, Rostock, Greifswald, Stralsund nach Holland, Schweden, Rußland und Norwegen, und es entstanden die Kaufhfe in Wisby, Nowgorod am Jlmensee und in Bergen. Hier bildete das Kontor der Hanseaten spter ein ganzes Stadtviertel, in welchem etwa 3000 Angestellte lebten. Diese muten unverheiratet bleiben und durften erst nach 10 jhrigem Aufenthalte in die Heimat zurckkehren. Sie fhrten in der Fremde ein gemein-schaftliches, streng geregeltes Leben. Die enge Verbindung, in der die deutschen Kaufleute im Aus-lande lebten, bertrug sich nach und nach auch aus die Heimat. In der Zeit, in der eine starke Kaisermacht in Deutschland fehlte und die Entwicklung der Sonderinteressen nicht (wie in dem zentralisierten England) gehindert wurde, schlssen die niederdeutschen Städte einen Bund, fr den sich allmhlich die Bezeichnung Hanse (mittellateinisch hansa), d. h. Schar oder Gilde, einbrgerte. 2. Verfassung der Hanse. Die Hanse war ein lockerer Stdtebund, der anfangs nur die Frderung und den Schutz des Handels znm Zweck hatte, allmhlich aber einen politischen Charakter annahm. Die Hanseaten machten Deutschland zum Mittelpunkt des nordeuropischen Handels und beherrschten Dnemark, Schweden, Rußland und England wirtschaftlich und zeitweise auch politisch. Eine festere Organisation erhielt Lindner, Die deutsche Hanse: Der Handel der Hanseaten. Atzler, Qu. u. L. I. Nr. 53. *) Auch Stalhof, weil hier die Tcher geftalt", d. h. auf ihre Echtheit und Gte geprft wurden.

4. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 124

1904 - Habelschwerdt : Franke
124 eintraten, nicht halten. Im 15. Jahrhundert erstarkte die Macht der Territorialfrsten immer mehr, und viele Hansestdte gerieten in Abhngigkeit von ihnen (vgl. die mrkischen Städte unter dem Kurfrsten Friedrich Ii). Aber auch die nordischen Staaten wurden allmhlich wirtschaftlich selbstndig, und im Jahre 1397 vereinigte Margarete von Dnemark in der Union von Kalmar (an der Ostkste Schwedens) ihr Land mit Schweden und Norwegen zum Schuh gegen uere Feinde. Die Niederlnder machten den Hanseaten das Handels-gebiet streitig; Dnemark erhob einen hohen Sundzoll, und Schweden gewann die Herrschaft in der Ostsee. Die Knigin Elisabeth grndete eine starke englische Seemacht, und die Welthandelswege vernderten sich infolge der groen Entdeckungen. Elisabeth verlangte ferner fr ihre Kaufleute dieselben Handelsvergnstigungen in den Hansestdten, die diese in England genossen. Nur Hamburg nahm die englischen Kaufleute auf, die audereu Hansestdte wollten auf ihre Vorrechte nicht verzichten. Deshalb hob Elisabeth 1589 ihre Privilegien in England auf und nahm ihnen den Stahlhos weg. Alle spteren Versuche, die Hanse wieder zu beleben, scheiterten, und es hielten an dem alten Bunde nur Hamburg, Bremen und Lbeck fest. Kaiser aus dem Kaufe Kasurg, 14381806. 1438-1439 Albrecht Il, 14381489. Nach dem Tode Sigismunds whlten die Kurfrsten seinen Schwiegersohn Alb recht vou sterreich zum König. Er besa auer Ober- und Niedersterreich auch Bhmen und Ungarn und war der mchtigste Reichsfrst. Die vielversprechende Regierung des tatkrftigen und schlachtenerprobten Fürsten dauerte aber nur anderthalb Jahre. Als die Trken 1439 Ungarn angriffen, begann er entschlossen die Verteidigung des Landes, zog sich aber in den sumpfigen Thei-niederuugen eine Krankheit zu und starb, erst 42 Jahre alt. 1440-1493 Friedrich Iii., 14401493. 1. Persnlichkeit. Zum Nachfolger des vorzeitig gestorbenen Albrecht whlten die Kurfrsten feinen Vetter Friedrich aus der steiermrkischen Linie der Habsburger. Er war ein Fürst ohne Herrschergre, friedliebend, sparsam und bedchtig; doch hielt er an den kaiserlichen Rechten fest und war stets auf die Gre feines Hauses bedacht. 2. Die Erblnder. Friedrich regierte anfangs in Bhmen, Ungarn und sterreich nur als Vormund sr den Sohn Albrechts, Ladislaus Psthumus (psthumus = der Nachgeborene, der nach

5. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 132

1904 - Habelschwerdt : Franke
132 Politische Stellung war feit dem Niedergange der Kaisermacht erschttert, und ihre militrische Bedeutung verloren sie im 14. und 15. Jahrhundert. Sie paten sich jedoch den vernderten Verhltnissen nicht an, sondern hielten nur den Dienst mit dem Schwerte fr ehrenhaft und wollten ohne eigene Arbeit von dem Ertrage ihrer Gter leben. Da infolge des gesteigerten Verkehrs die Getreidezusuhr aus ertrag-reichen Gegenden zunahm, sanken jedoch die Preise der landwirtschaftlichen Erzengnisse. Auch wetteiferten die Ritter im Luxus mit den reichen stdtischen Kaufherren, und die Mehrzahl von ihnen vergeudete Zeit und Kraft mit Fehden, Jagden und wsten Gelagen. Darum ver-armteu sie. Aus Ha gegen die wohlhabenden Städte sandten sie diesen oft wegen nichtiger Ursachen ihre Absage". Dann wurden Drfer verwstet, Herden weggetrieben und die Warenzge der Kauf-leute geplndert (vgl. Goethes Gtz von Berlichingen). Viele Ritter verlegten sich sogar ohne Scheit aus Raub und Wegelagerei. Hatten die Bauern, die seit der Entwicklung des Rittertums wehrlos geworden waren, schon unter den zahllosen Fehden schwer zu leiden, so verschlimmerte sich ihre ganze wirtschaftliche Lage, seit das Deutschtum in den stlichen Kolonisationslndern infolge der politischen Ohnmacht des Reiches zurckgiug und kein Gebiet mehr neu besiedelt werden konnte. Bei der starken Bevlkerungszunahme begann man jetzt in Deutschland die Bauerngter zu teilen. Da aber die kleinen Ackerwirtschaften zur Ernhrung grerer Familien nicht hinreichten, trat Verarmung des Landvolkes ein. Der eigene wirtschaftliche Niedergang veranlate die adligen Grund-Herren, ihre Einnahmen dadurch zu steigern, da sie von den Bauern immer hhere Abgaben forderten. Nach den Grundstzen des rmischen Rechts, das jetzt immer weitere Verbreitung fand, nahmen sie die Allmende, d. h. Wald, Weide, Jagd und Fischerei, fr sich allein in Anspruch und drckten die Zinsbauern und Hrigen allmhlich zu Leibeigenen herab. Adlige und Fürsten zwangen die Bauern nicht blo zu ungemessenen Ja gdfron diensten, sondern bestraften jeden Versuch, das Wild von den ckern abzuwehren, als Jagdfrevel aufs grausamste, sogar durch Abhacken von Gliedern und Angenansstechen. Der Bauer war von aller hheren Bildung ausgeschlossen; im Staatsleben hatte er seine Rechte und seine Bedeutung eingebt und wurde von Brgertum und Adel als Tlpel" (von mhd. trpel, drper = Drfler, Bauer) verspottet und als Inbegriff alles Rohen, Dummen und Schmutzigen verachtet. Darum bemchtigte sich weiter buerlicher Kreise eine groe Unzufriedenheit. Es entstanden revolutionre Verbindungen, so der Bundschuh" (Bauernschuh) im Elsa und der Schultz, Deutsches Leben im 14. und 15. Jahrhundert: Die Burgen beim Ausgange des Mittelalters. Atzler, Qu. u. L. I. Nr. 59,

6. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 286

1904 - Habelschwerdt : Franke
26 je eine fr das Steuerwesen in den Stdten und auf dem Lande. Die Spitze der ganzen Verwaltung bildete der König, der die von den Ministern und Kammerprsidenten eingehenden Berichte las und der alles schriftlich, oft durch kurze, witzige Randbemerkungen, entschied. Da Preußen offene Grenzen hatte und von Feinden umgeben war, mute es eine unverhltnismig groe Armee unterhalten und bei den gering entwickelten natrlichen Krften des Landes stets der die zur Kriegfhrung ntigen Geldmittel verfgen knnen. Deshalb ging die Finanzpolitik Friedrichs daraus aus, die wirtschaftliche Lage aller Untertanen zu heben, die Staatskasse ohne berlastung der Steuerpflichtigen zu fllen und die gesammelten Mittel mglichst gleich-mig zum Wohle aller zu verwenden. Mit unnachsichtiger Strenge verlangte der König von allen Beamten Pflichttreue, Eifer und Schnelligkeit im Dienst. Er gab strengere Vorschriften fr die Heranbildung der Beamten; doch begann sich schon unter ihm das hhere Beamtentum kastenartig abzuschlieen. In der Zeit bis zum Siebenjhrigen Kriege vermehrte Friedrich sein Heer und erhhte durch alljhrliche Feldmanver die Kriegstchtigkeit desselben. Viel unbebautes Land wurde urbar gemacht; Handel und Gewerbe wurden untersttzt. Auch während des Sieben-jhrigen Krieges sorgte der groe König unablssig fr feinen Staat. Als der lange Krieg beendigt war, suchte Friedrich Ii. die Wunden zu heilen, die dem Lande geschlagen worden waren, und durch neue Wohlfahrtseinrichtungen den Staat emporzubringen. b. Friedrichs Sorge fr die Landwirtschaft. Fr den Ackerbau, der damals die Grundlage des preuischen Staates bildete, hatten die Kriege die verderblichsten Folgen gehabt. Ganze Landstriche waren verdet; viele Ortschaften lagen in Trmmern, und die verarmten Land-lente vermochten kaum den Acker zu bestellen. Da lie der König Saatkorn verteilen; Militrpferde wurden den Grundbesitzern zur Acker-arbeit zugewiesen, Steuern den am meisten geschdigten Gebieten erlassen imi) im ganzen etwa 300 000 Ansiedler in das schwach bevlkerte Land gerufen. Die eingescherten Städte wurden wieder aufgebaut und gegen 900 Drfer neu gegrndet. Schon im Jahre 1746 hatte Friedrich mit der Entwsserung des Oderbruches begonnen, und nach siebenjhriger Arbeit wurde hier ein Gebiet gewonnen, auf dem 43 neue Drfer angelegt werden Friedrichs des Groen Sorge fr seine Untertanen. Atzler, Qu. u. L. Ii. Nr. 53. Ergnzungen Nr. 17, 18, 19, 30, 22. Stadelmann, Preuens Könige in ihrer Ttigkeit fr die Landeskultur. Bd. 2: Friedrich d. Gr. Leipzig 1882. Freundgen, Geschichtliche Bilder und Vortrge: Friedrichs d. Gr. An-sichten der das Knigtum.

7. Theil 4 - S. 112

1880 - Stuttgart : Heitz
112 Neueste Geschichte. 1. Periode. mit erblichen Mitgliedern und eine Deputirtenkammer errichtet und ihnen das Recht der Steuerbewilligung gegeben wurde. Aber die neue Regierung versäumte es, den Geist der Nation, welcher der napoleonischen Herrschaft noch in vieler Beziehung zugeneigt war, zu schonen. Mit großer Uebereilung drängten die Freunde der zurückgekehrten Königsfamilie alle bisherigen Anhänger des vertriebenen Kaisers zurück, besonders aber verletzten sie die Armee und das Volk durch geringschätzige Behandlung der Soldaten, zumal der Garden des Kaiserreichs, und als die zahlreichen Kriegsgefangenen, welche nach dem Friedensschluß aus der fremden Haft entlassen waren, nach Frankreich zurückkehrten, fanden sie in der Mißstimmung des Volks bereits einen günstigen Boden, um ihre Vorliebe für den verbannten Bonaparte wieder zu verbreiten. Diese Stimmung der Gemüther in Frankreich blieb dem auf Elba gefangen gehaltenen, aber nicht streng bewachten Helden nicht unbekannt; viele seiner früheren treuen Diener, besonders der Polizeiminister Fouche, der Marschall Davoust, der Kriegsminister Carnot n. a. ermunterten ihn zu einem neuen kühnen Streich, und da er gleichzeitig erfuhr, daß die Fürsten und Staatsmänner in Wien über die Ländervertheilnng gerade in heftigem Zwiespalt waren, so hielt er den Augenblick für günstig zu einem neuen Versuch, die verlorene Herrschaft wieder zu erlangen. Am 26. Februar 1815 verließ Napoleon Elba mit etwa 1100 alten Soldaten; glücklich entging er den im Mittelmeer kreuzenden Schiffen der Engländer und Franzosen und stieg am 1. März bei Cannes in der Provence ans Land. Bald zeigte es sich, daß er in Bezug auf die Stimmung der Franzosen nicht falsch gerechnet hatte; denn überall im Süden wurde er mit Begeisterung aufgenommen, von Schritt zu Schritt wuchs die Anzahl seiner Getreuen. Mit seiner alten Zuversicht rief er aus: „Mein Adler wird von einem Kirch-thurm zum andern durch Frankreich vor mir herfliegen, bis er sich auf dem Thurme von Notre-Dame in Paris niederlassen wird." Vergeblich sandte Ludwig Xviii. die Generale gegen ihn aus, welche er für die treuesten hielt; kaum befanden sie sich im Angesicht ihres alten, ruhmgekrönten-Kriegsherrn, allste unwiderstehlich zu ihm hinübergezogen wurden, wie auch alle Truppen und Befehlshaber auf dem ganzen Wege von Cannes bis Paris • eben so zu ihm übergingen. In 20 Tagen legte der todtgeglaubte Löwe den Triumphmarsch zurück, und nachdem Ludwig Xviii. von allen, die ihm so eben Treue geschworen, verlassen, nach Gent in

8. Theil 2 - S. 96

1880 - Stuttgart : Heitz
96 Mittlere Geschichte. 2. Periode. England. zu kämpfen, da immer neue Schaaren wie aus dem Meere aufstiegen. Vergebens rief Alsred seine Unterthanen zu einem neuen Kampfe auf. Manche flohen in die Berge, Andere über die See, und die Uebrigeu unterwarfen sich den Siegern. Alfred, von Allen verlassen, von den Dänen ausgesucht, entließ seine Hofleute und flüchtete sich in Bauernkleidern. Er trat als Knecht in die Dienste eines seiner Rinderhirten, eines treuen Menschen, der nicht einmal seiner Frau den hohen Stand seines Gastes verrieth. Als er nun hier bemerkte, daß die Dänen nicht mehr so eifrig Ihn aufsuchten, begab er sich nach einem Versteck in Somersetshire (im südlichen England am Kanal von Bristol). Hier war eine von kleinen Flüssen, Morästen und Buschwerk umgebene Gegend, die Insel Athelney. Diese befestigte er; und dazu war hier Alles so unwegsam, daß Niemand ahnte, daß sich hier Menschen aufhielten. Von hier aus griff er mit einem gesammelten Haufen ' Sachsen öfters die Dänen an, die daraus wohl sahen, daß er noch da sei, aber nicht erfahren konnten, wo er sich aufhalle. Endlich hörte er, daß ein sächsischer Graf den Dänen eine Niederlage beigebracht und ihnen ihre Zauberfahne weggenommen habe, auf welcher von drei Schwestern unter Zaubersprüchen ein Rabe gestickt war und die durch ihr Wehen Kriegsglück und Unglück verkündigte. Nun wollte auch er offen hervortreten, vorher aber ))as Lager der Feinde erspähen. Als Harfenspieler verkleidet begab er sich dahin, er spielte ihnen vor und erwarb durch heitere Scherze ihr Vertrauen so, daß sie ihn überall frei umhergehen ließen, ja daß sogar einer ihrer Prinzen ihn mehrere Tage in seinem Zelte behielt. Da er ihre große Sicherheit bemerkte, war schnell sein Plan gemacht. Er verschwand aus dem dänischen Lager und schickte heimlich Boten zu den Angesehensten der Sachsen: daß sie sich an einem bestimmten Tage in einem dazu ihnen angewiesenen Walde einfinden möchten. Da sie längst die Tyrannei der Dänen unerträglich gefunden hatten, so kamen sie und empfingen den geliebten König freudig in ihrer Mitte. Sie versprachen ihm Treue und Gehorsam. Er benutzte ihre Begeisterung und führte sie sogleich gegen die Dänen. Diese waren überrascht von der Erscheinung der Sachsen, die sie ganz muthlos geglaubt hatten, und über das Wiederauftreten Alfreds. Sie erlitten bei Eddington unweit Bristol eine vollständige Niederlage, flüchteten sich in eine Festung und mußten sich hier an Alfred ergeben. Dieser war so großmüthig, sie im Lande zu behalten; er wies sie nach dem Norden Englands (Ostangeln und

9. Theil 2 - S. 95

1880 - Stuttgart : Heitz
Alfred von England. 95 62. Alfred von England (871—901) und Wilhelm der Eroberer (1066). Von England ist am Schluffe der alten Geschichte erzählt worden, daß 449 ein Schwarm Angelsachsen unter Hengift und Horsa auf Bitten der Briten aus Deutschland herübergekommen sei und ihnen zwar gegen deren Feinde, die Pikten und Skoten, beigestanden, sich aber dann in England festgesetzt und die Briten unterworfen habe. Es waren immer neue Schwärme nachgekommen und die Häuptlinge derselben errichteten sieben Königreiche in England, die sogenannte Heptarchie (Siebenherrschaft). Es war dies eine unglückliche Zeit; denn die unterdrückten Briten machten unaufhörliche Versuche, das ihnen aufgelegte Joch der Angelsachsen wieder abzuwerfen, und erst nach und nach fanden- sie sich in ihr Schicksal oder zogen sich in die Berge von Wales oder Cornwall zurück. Endlich vereinigte ein König von Wefsex (in Süd-England), Egbert, alle sieben Reiche (827) und machte also der Heptarchie ein Ende. Er war als Prinz, um sich vor den Verfolgungen seiner eigenen Verwandten zu retten, nach Frankreich geflohen und hatte am Hofe Karls des Großen seine Ausbildung erhalten. Mit Kenntnissen und Erfahrungen bereichert, kam er zurück, und mit ihm begann für England eine ruhigere Zeit. Doch wurde die Ruhe manchmal durch die Landung der Dänen oder Normänner, kühner Seeräuber, die von Dänemark und Norwegen aus das Meer durchschifften, gestört. Sie raubten Menschen und Güter, und schifften dann reich beladen nach Hause. Noch großem Ruhm als Egbert erlangte sein Enkel, Alfred, den man auch wohl den Großen genannt, und der von 871 bis 901 über England regierte. Als Knabe hatte er nichts gelernt, weil ihn sein schwacher Vater (Ethelwolf) verzärtelte; aber seine Mutier Judith, eine Tochter Karls des Kahlen, lehrte ihm die altsächsischen Lieder. Diese machten auf sein Gemüth einen wunderbaren Eindruck und entwickelten in ihm die Begeisterung für alles Edle und Große, die er hernach als König überall zeigte. Kaum hatte er den Thron bestiegen, so landeten neue Haufen von Dänen, die damals die Küsten nicht nur Englands, sondern auch Frankreichs und Deutschlands zu verwüsten pflegten. Nach mehrern vergeblichen Kämpfen verloren die Angelsachsen den Muth, ferner

10. Theil 2 - S. 98

1880 - Stuttgart : Heitz
98 Mittlere Geschichte. 2. Periode. England. behandelte Dänen und Sachsen mit gleicher Gerechtigkeit und suchte beide Völker einander näher zu bringen. Nach seinem Tode (1035) regierten seine beiden irnfähigeu Söhne (Harald Hasenfuß und Hartiknnt) sechs Jahre lang. Als der letzte derselben (Hartiknnt) starb, benutzten die Engländer die Abwesenheit des einzigen Sohnes Kannts, der König von Dänemark und Norwegen war, und wählten einen einheimischen Prinzen, Eduard denbekenner, einen Bruder Edmunds Jronside. Die in England wohnenden Dänen widersetzten sich der Wahl nicht, weil sie unter sich uneinig und überdies mit den Sachsen ziemlich ausgesöhnt waren. Eduard erhielt seinen Beinamen (des Bekenners, d. i. des Heiligen) von seiner strengen Enthaltsamkeit, die man damals für einen Beweis von Frömmigkeit nahm. Er war der letzte sächsische König, und da er keine Kinder hatte, so setzte er den jungen Herzog der Normandie, Wilhelm, zu seinem Nachfolger ein.*) Dieser Wilhelm war ein Sohn Roberts, der wegen der Wildheit, mit welcher er die Länder seiner Nachbarn verwüstete, unter dem Beinamen des Teufels bekannt ist und auf einer Pilgerreise nach Jerusalem gestorben war.**) Eduard hatte vor seiner Thronbesteigung am herzoglichen Hofe in Rouen gelebt, kannte den Herzog *) Ein tapferer Normannenanführer, Rollo, hatte unter den schwachen karolingischen Königen von Frankreich (911) die Normandie als Lehen erhalten und dort ein normannisches Fürstenhaus gegründet. **) Besonders arg trieb er es in seiner Jugend, wo er unaufhörlich Fehden suchte, Dörfer, Städte und Schlösser zerstörte und Alle, die sich ihm widersetzten, ermordete. Sein eigener Vater zog gegen ihn zu Felde, konnte aber den Sohn nicht bändigen, und starb endlich vor Gram, indem er über ihn den Fluch aussprach. Robert aber setzte sein wüstes Leben fort. Die Sage erzählt: Einst drang er mit seiner Rotte in ein Schloß ein, das seine Bewohner bis auf die Burgfrau und einige Diener aus Furcht verlassen hatten. Er verlangte Wein und befahl, als Alle berauscht waren, daß die Burgfrau vor ihm erscheinen sollte. Sie trat verschleiert in den Saal. Robert gebot ihr herrisch, den Schleier zu heben, und als sie es that, erblickte er — seine Mutter vor sich stehen. Mit Thränen hielt sie dem entsetzten Sohne sein schlechtes Leben vor, verkündigte ihm den Fluch des sterbenden Vaters und forderte ihn auf, nun auch die Mutter zu morden, wie er den Vater in die Grube gebracht habe. Außer sich sank er auf die Kniee nieder und flehte sie an, ihren und des Vaters Fluch von ihm zu nehmen. „Ich selbst," antwortete sie, „will dir nicht fluchen; aber den Fluch deines Vaters kann nur die Kirche aufheben; an diese wende dich, aber erst bessere dein Leben und versöhne dich durch Reue und Buße mit dem Himmel." Robert entsagte sogleich allen Fehden, ließ seine Bande auseinandergehen, legte ein härenes Gewand an und pilgerte nach Jerusalem, um seiner Sünden quitt zu werden.
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