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Koalition der nordischen Mächte gegen ihn. Nach dem Tode des Schwedenkönigs behauptete er im Frieden zu Stockholm, 1720, Vorpommern von der Oder bis zur Peene und die Inseln Usedom und Wollin. Der Erwerb der Odermündnngen und Stettins gab deu vereinigten Landen eine hohe Bedeutung für Europa.
c) Verhältnis zum Kaiser. Der ehrliche, biedere König, mit den Feinheiten der damaligen Diplomatie unbekannt und von echt deutscher Gesinnung durchdrungen, glaubte jederzeit treu zu Österreich halten zu müssen; doch ist er vom Wiener Hofe bitter getäuscht worden, aa) Da das Aussterben des Hauses Pfalz-Neuburg bevorstand, hoffte der König, die zur kleveschen Erbschaft gehörigen Herzogtümer Jülich und Berg an sich zu bringen. In einem Bertrage mit dem Kaiser erkannte er die pragmatische Sanktion an, während ihm der Kaiser Berg zusicherte, bb) Obgleich aber der König auch im polnischen Erbfolgekriege (1733—38) dem Kaiser die zugesagte Hilfe gestellt hatte, schloß doch der Kaiser nicht bloß ohne Wissen des Königs Frieden, sondern nahm auch seine Zusage in der belgischen Angelegenheit zurück.
2. Die innere Verwaltung. Größere Erfolge als in den diplomatischen Verhandlungen hat der König in der inneren Verwaltung erzielt; denn hier kam seine Persönlichkeit, in der sich rastlose Thätigkeit und Sparsamkeit in fast schroffer Weise ausprägten, zur vollsten Geltung. Den strengsten Absolutismus, der in ihm verkörpert war, hat er zum Besten des Volkes ausgeübt. Die Geschichte erkennt daher in ihm den Eigentlichen Gründer des brandenburgisch-preußischen Staates.
Die Ziele, welche er im Auge hatte, waren:
a) dem Staate durch ein zahlreiches, tüchtiges und schlagfertiges Heer Achtung und Halt zu verschaffen,
b) die Mittel zur Unterhaltung des Heeres im Lande selbst zu gewinnen.
ad a) Das Heerwesen. Friedrich Wilhelm I. brachte das Heer von 38 000 bis aus 83000 Mann. Die Rekrutierung geschah durch Werbung, die oft nicht ohne Härte ausgeführt wurde und große Summen verschlang. Eigentümlich war die Vorliebe des Königs für lange Soldaten. Um die Ausbildung des Heeres hat der auch in
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Extrahierte Ortsnamen: Stockholm Wollin Odermündnngen Europa
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Franzosen beleuchtet und die Ursache ihrer Erfolge in den Mängeln des deutschen Heerwesens gefunden.
Gneisen au wollte sich anfangs der Wissenschaft widmen und betrat erst später die militärische Laufbahn. Sein Name ist mit den Waffenthaten Preußens von 1806 bis 1815 eng verflochten. Er stand zu dem stillen Wesen Scharnhorsts mit seiner ritterlichen, lebhaften Persönlichkeit in vollem Gegensatze.
Diese beiden Männer entwarfen in großen Zügen die Umgestaltung des Heerwesens, wovon freilich manche Gedanken, wie die Nationalbewaffnung, die Landwehr, die militärische Erziehung des Volkes" nicht bald verwirklicht werden konnten. Die hervorragendsten Veränderungen waren:
a) Die Armee sollte künftig nur aus Inländern zusammengesetzt sein; dadurch sollte der feindliche Gegensatz zwischen Bürgerschaft und Armee ausgeglichen werden.
b) Alle entehrenden Strafen wurden verboten.
c) Dem Adel ward das Vorrecht in der Besetzung der Offiziers-stellen genommen. Anspruch auf letztere sollten fortan in Friedenszeiten nur Kenntnisse und Bildung, in Kriegszeiten Tapferkeit und Umsicht gewähren.
ä) Durch eine neue Einteilung der Armee, andere Bekleidung und Vereinfachung des Gepäckswesens wurde eine größere Beweglichkeit der Truppenkörper erzielt.
6) Obgleich Preußen nur 42000 Mann Militär halten durfte, wurde doch durch Entlassung der eingeübten Soldaten und Einziehung neuer Rekruten bald ein schlagfertiges Heer von 120000 Mann geschaffen.
C. Reform des Volksgeistes. Das Unglück des Staates ließ auch in der geistigen Stimmung des Volkes edlere Anschauungen reifen. Es fehlte in der jüngeren Nation nicht an einem tüchtigen wissenschaftlichen Kerne und an regem Eifer, aber die Bewunderung des Eroberers hielt die Talente vor der Öffentlichkeit zurück. Die Not durchbrach diese Schranke, und es begann in der Wissenschaft, wie in der Litteratur ein neues Leben.
a) In der Wissenschaft machte sich der Einfluß Kants geltend, dessen Philosophie einen streng sittlichen Ernst lehrte. Am meisten aber hat zur Erweckung eines vaterländischen Geistes damals Johann Gottlieb Fichte beigetragen, und zwar sowohl durch seine charaktervolle^Persönlichkeit, als durch den Inhalt seiner
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Extrahierte Personennamen: C. Ernst Johann_Gottlieb_Fichte Johann
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Friedens. Dem Grundsätze gemäß: „Der König ist der erste Diener des Staates," lebte Friedrich ganz dem Wohle seines Staates und Volkes.
Die leitenden Gesichtspunkte in Friedrichs Politik waren:
a) den Staat durch die Bildung eines tüchtig geübten, disziplinierten und stets schlagfertigen Heeres in der Lage zu erhalten, die so rasch errungene Großmachtstellnng gegen die Eifersucht größerer Mächte verteidigen zu können;
b) die Mittel hierfür durch die möglichste Belebung und Entwickelung der wirtschaftlichen Kräfte des Landes zu gewinnen.
Bei der Universalität des großen Königs, der alles selbst ordnete und leitete, hat die Ausführung dieser Prinzipien Verbesserungen auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens zur Folge gehabt.
A. Das Heerwesen. Friedrich brachte die preußische Armee bis auf 200 000 Mann, deren Erhaltung etwa 2/3 der Staatseinkünfte in Anspruch nahm. Zur Aufbringung dieses starken Heeres wurde das Werbe- und Kantonsystem beibehalten. Friedrichs eigenstes Verdienst ist namentlich die vortreffliche Ausbildung der Reiterei und die Einführung der reitenden Artillerie. Die Offiziere wurden in Kadettenaustalteu ausgebildet und fast nur aus den Reihen des Adels entnommen, den der König überhaupt, besonders aber wegen seiner Opferfreudigkeit im siebenjährigen Kriege, begünstigte.
B. Die Finanzen. Die reinen Staatseinnahmen erhöhte Friedrich von 7 Millionen Thalern bis auf 20 Millionen; während seiner Regierung sammelte er einen Schatz von 55 Millionen. Die Hauptquelle der Einnahmen waren die indirekten Steuern, deren Eintreibung er nach französischer Art ordnete und auch Franzosen übertrug (Regie). Die Sparsamkeit des Königs schien die Mittel des Staates gleichsam zu verdoppeln. Er selbst verbrauchte von seinem Etat nur 1j6 und verwandte das Übrige für das Gemeinwohl.
C. Handel und Industrie. Um aus der Aeeise und den Zöllen größere Mittel zu gewinnen, richtete Friedrich seine volle Aufmerksamkeit auf die Hebung der Gewerbthätigkeit und des Handels.
a) Dem General-Direktorium wurde eine Abteilung für Manufakturen, Fabriken und Handel eingefügt.
b) Industrielle Unternehmungen wurden durch staatliche Beihilfen
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pommern (auf Grund alter Ansprüche) und zur Entschädigung für Vorpommern die Bistümer Magdeburg, Halbn stabt, 3d?in-
den und Kamin, ä) Bayern behielt die siebente Kurwürde nebst der Oberpfalz.
Die Unterpfalz mußte es an den Sohn des geächteten Friedrich V. abgeben, für den eine achte Kurwürde errichtet wurde. e) Die schon bestehende Unabhängigkeit der Schweiz und der Niederlande wurde anerkannt.
2. Kirchliche Bestimmungen. Der Augsburger Religionsfriede wurde bestätigt und auch auf die Reformierten ausgedehnt. Jnbezng aus die Säkularisation der Kirchengüter wurde das Jahr 1624 als Normaljahr angenommen.
3. Staatsrechtliche Bestimmungen.
a) Der Kaiser wurde in allen wichtigen Reichsangelegenheiten (auch iubezug aus Krieg und Frieden, sowie Bündnisse) an die Abstimmung aller Reichsstände auf einem Reichstage gebunden;
b) die deutschen Fürsten erhielten unbeschränkte Landeshoheit mit der Erlaubnis, Bündnisse unter sich und mit fremden Fürsten zu schließen.
Der monarchische Charakter der Reichsversassung war damit beseitigt.
F. Iokgen.
Die traurigen Folgen des langwierigen Krieges äußerten sich vorzüglich in dem Drucke des Soldatentums, in der Verödung und Verarmung des Landes, in dem Verfalle der Sitten und in der politischen Schwäche Deutschlands.
1. Der Druck des Soldatentums war durch das Söldner-weseu hervorgerufen worden, das bei der ungenügenden Zahl stehender Heere und der Unzulänglichkeit des alten Vasallenheeres den Fürsten die Truppen stellte. Denn nur in der Aussicht, sich im Kriege reichlich bezahlt zu machen, unternahmen kühne Söldnerführer die Anwerbung eines Heeres. Not und Übermut gewöhnten den Soldaten ans Beutemachen und an alle Grausamkeiten.
2. Die Verödung und Verarmung des Landes.
a) Deutschland hatte durch den Krieg und die Pest, die in seinem Gefolge war, die Hälfte der Bevölkerung verloren. Viele Dörfer waren gänzlich verschwunden.
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Politische Stellung war feit dem Niedergange der Kaisermacht erschttert, und ihre militrische Bedeutung verloren sie im 14. und 15. Jahrhundert. Sie paten sich jedoch den vernderten Verhltnissen nicht an, sondern hielten nur den Dienst mit dem Schwerte fr ehrenhaft und wollten ohne eigene Arbeit von dem Ertrage ihrer Gter leben. Da infolge des gesteigerten Verkehrs die Getreidezusuhr aus ertrag-reichen Gegenden zunahm, sanken jedoch die Preise der landwirtschaftlichen Erzengnisse. Auch wetteiferten die Ritter im Luxus mit den reichen stdtischen Kaufherren, und die Mehrzahl von ihnen vergeudete Zeit und Kraft mit Fehden, Jagden und wsten Gelagen. Darum ver-armteu sie. Aus Ha gegen die wohlhabenden Städte sandten sie diesen oft wegen nichtiger Ursachen ihre Absage". Dann wurden Drfer verwstet, Herden weggetrieben und die Warenzge der Kauf-leute geplndert (vgl. Goethes Gtz von Berlichingen). Viele Ritter verlegten sich sogar ohne Scheit aus Raub und Wegelagerei.
Hatten die Bauern, die seit der Entwicklung des Rittertums wehrlos geworden waren, schon unter den zahllosen Fehden schwer zu leiden, so verschlimmerte sich ihre ganze wirtschaftliche Lage, seit das Deutschtum in den stlichen Kolonisationslndern infolge der politischen Ohnmacht des Reiches zurckgiug und kein Gebiet mehr neu besiedelt werden konnte. Bei der starken Bevlkerungszunahme begann man jetzt in Deutschland die Bauerngter zu teilen. Da aber die kleinen Ackerwirtschaften zur Ernhrung grerer Familien nicht hinreichten, trat Verarmung des Landvolkes ein.
Der eigene wirtschaftliche Niedergang veranlate die adligen Grund-Herren, ihre Einnahmen dadurch zu steigern, da sie von den Bauern immer hhere Abgaben forderten. Nach den Grundstzen des rmischen Rechts, das jetzt immer weitere Verbreitung fand, nahmen sie die Allmende, d. h. Wald, Weide, Jagd und Fischerei, fr sich allein in Anspruch und drckten die Zinsbauern und Hrigen allmhlich zu Leibeigenen herab. Adlige und Fürsten zwangen die Bauern nicht blo zu ungemessenen Ja gdfron diensten, sondern bestraften jeden Versuch, das Wild von den ckern abzuwehren, als Jagdfrevel aufs grausamste, sogar durch Abhacken von Gliedern und Angenansstechen.
Der Bauer war von aller hheren Bildung ausgeschlossen; im Staatsleben hatte er seine Rechte und seine Bedeutung eingebt und wurde von Brgertum und Adel als Tlpel" (von mhd. trpel, drper = Drfler, Bauer) verspottet und als Inbegriff alles Rohen, Dummen und Schmutzigen verachtet. Darum bemchtigte sich weiter buerlicher Kreise eine groe Unzufriedenheit. Es entstanden revolutionre Verbindungen, so der Bundschuh" (Bauernschuh) im Elsa und der
Schultz, Deutsches Leben im 14. und 15. Jahrhundert: Die Burgen beim Ausgange des Mittelalters. Atzler, Qu. u. L. I. Nr. 59,
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Regiments und strmte vorwrts; aber er fiel, von fnf Karttschen-kugeln getroffen. Doch sein Heldentod entflammte die Preußen zu neuem Mut, und die Feinde muten weichen. Der Sieg hatte Friedrich 12 000 Mann gekostet, und tief betrauerte er Schwerins Tod.
Friedrich belagerte nun Prag. Da rckte ein neues sterreichisches Heer unter Dauu heran, um Prag zu entsetzen. Friedrich zog mit einem Teile seiner Armee dem doppelt so starken Feinde entgegen.
Bei Kolin griff er die in vorzglicher Stellung stehenden sterreicher an, erlitt aber trotz persnlicher Tapferkeit am 18. Juni eine schwere Niederlage. Er mute nun die Belagerung Prags aufgeben und zog sich nach Sachsen zurck. Den greren Teil des Heeres fhrte Prinz August Wilhelm, der Bruder des Knigs, zum Schutze Schlesiens nach der Lausitz.
Die Feinde Friedrichs rckten jetzt von allen Seiten in seine Lnder ein. Der König verlor jedoch den Mut nicht, und seine treuen Untertanen brachten fr ihn die grten Opfer.
In Ostpreuen drangen die Russen unter praxin verheerend ein und schlugen bei Grojgersdorf am Pregel (30. August) den General Lehwaldt. Anf Veranlassung des russischen Thronfolgers verfolgten sie aber ihren Sieg nicht weiter.
Ein starkes franzsisches Heer war im Sommer der den Rhein gegangen und hatte Friedrichs Verbndete, die Hannoveraner und Braunschweiger, bei Hastenbeck (m der Nhe von Hameln)
geschlagen und zu dem schmhlichen Vertrage zu Kloster Zeven gezwungen, demzufolge das Heer aufgelst wurde.
Inzwischen hatte sich auch die Reichsarmee gesammelt. Alle die kleinen Fürsten und Reichsstdte Deutschlands muten eine bestimmte Anzahl Truppen stellen. Diese hatten weder eine einheitliche Kleidung,
noch Bewaffnung, noch Leitung. Viele Soldaten waren Landstreicher,
die schnell angeworben worden waren und die Waffen nicht zu gebrauchen verstanden. So war die Armee ein Abbild von dem zerrissenen und bedeutungslosen deutschen Reiche und wurde vielfach verspottet. Die franzsischen Soldaten waren zwar tapfer, aber weil die fr sie bestimmten Verpflegungsgelder von den Offizieren verprat wurden, so verlegten sie sich aufs Plndern.
Friedrich wandte sich von Sachsen aus zuerst gegen die Franzosen und die Reichstruppen. Der khne Seydlitz vertrieb mit seinen Reitern die Franzosen aus Gotha, und am 5. November stie Friedrich 5. 11. 1757 bei dem Dorfe Robach, unweit von Merseburg, auf das Hauptheer unter dem Prinzen von Soubife (ubths). Die Franzosen wollten Friedrichs Heer, das anscheinend sorglos das Mittagbrot kochte, um-zingeln und gefangen nehmen. Pltzlich wurde aber das Lager abgebrochen, und die Preußen zogen sich hinter einen Hhenzug, die
Die Schlacht bei Robach. Atzler, Qu. u. L. Ii. Nr. 56.
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266
grere Hlfte der Soldaten wurde aber im Auslande angeworben. Die Dienstzeit der Landeskinder dauerte gewhnlich zwanzig Jahre, doch wurden sie fr einen groen Teil des Jahres beurlaubt. Die angeworbeneu Soldaten dienten, solange sie waffenfhig waren.
Die Truppen wurden mit der peinlichsten Sorgfalt einexerziert. Fürst Leopold von A n h a l t - D e s s a u, der alte Dessauer", fhrte beu eisernen Ladestock, das Bajonett, den Gleichschritt und die Aufstellung in drei Gliedern ein. Die Disziplin war sehr streng, und oft wurde die Prgelstrafe angewendet. Deshalb desertierten die Soldaten hufig. Wer wieder eingebracht wurde, erhielt die furchtbare Strafe des Spieruten- oder Gassenlaufens" ; im Wiederholungsflle wurde der Deserteur erschossen.
Der König hatte eine Vorliebe fr groe Soldaten; sein Leib-regiment in Potsdam bestand aus lauter Rieseu. Der sonst so sparsame Herrscher gab groe Summen aus, um durch seine Werber lange Kerle" aus allen Lndern Europas herbeischaffen zu lassen. Selbst vor Anwendung von List und Gewalt schreckte der König hierbei nicht zurck. Das Leibregiment sollte aber auch ein Muster fr das ganze Heer sein. Alle Versuche zur Vervollkommnung des Heeres wurden zuerst in Potsdam gemacht.
In den Offizieren, die der König selbst ernannte, suchte er die Standesehre zu wecken. Treueste Pflichterfllung und unbedingter Gehorsam sollten ihr Stolz sein. Der König verkehrte mit ihnen ganz kameradschaftlich, trug immer ihre Uniform und bevorzugte sie vor den Beamten. Durch die Errichtung des Kadettenkorps in Berlin sorgte er fr eine gute Ausbildung der Offiziere. Fr Soldaten-kinder stiftete er das groe Militr Waisen haus in Potsdam. Von dem Heere ging allmhlich ans das ganze Volk ein streng soldatischer Geist der, der es zu groen Taten befhigte.
6. Das^ Ende Friedrich Wilhelms I. und seine Verdienste.
Der Fluchtversuch des Kronprinzen Friedrich (S. 270) bereitete dem Könige groen Schmerz. Als er aber die Sinnesnderung seines Sohnes sah, shnte er sich mit ihm aus. Von dieser Zeit ab herrschte das beste Einvernehmen zwischen ihnen.
Die rastlose Ttigkeit des leidenschaftlichen Knigs hatte seine Krfte vorzeitig verzehrt. Die letzten Jahre feines Lebens qulte ihn die Gicht; spter stellte sich die Wassersucht eilt. Er starb am letzten Mai 1740 in einem Alter von nur 52 Jahren.
Friedrich Wilhelm I. hinterlie einen Staat von 2 145 Quadratmeilen mit 2 '/2 Millionen Einwohnern, ein Heer von 83 000 Mann und einen Staatsschatz von 9 Millionen Talern.
Friedrich Wilhelm I. ist mit Recht der grte innere König" Preuens genannt worden. Er hat sein Volk zur Arbeit, Einfachheit
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Extrahierte Ortsnamen: Potsdam Europas Potsdam Berlin Potsdam
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Handwerk konnte sich infolge des sehr strengen Zunftzwanges nicht frei entwickeln. Der Adel hatte im Gensse des Hoflebens jeden Einflu anf die lndliche Bevlkerung verloren. In der vornehmen Welt nahmen die Sittenlosigkeit und der Unglaube berhand. Die Heiligkeit der Ehe wurde nicht mehr geachtet. Mauu und Frau gingen dem Vergngen nach und berlieen die Kindererziehung fremden Personen.
Die hchsten kirchlichen Wrden waren den Mitgliedern adliger Familien vorbehalten. Wahrend die ans dem hohen Adel hervor-gegangenen Erzbischse und Bischfe Hunderttausende von Frank als Jahreseinkommen hatten und meist ein ganz weltliches Leben fhrten, war das Gehalt der Pfarrer und Vikare so gering, da viele auf milde Gabeu augewiesen waren.
b. Die verderblich e Regierung Ludwigs Xv. Der König selbst hatte durch seiu unwrdiges, sittenloses Leben die Achtung vor der monarchischen Wrde im Volke vernichtet. Er lie sich von schamlosen Weibern beherrschen, die Offiziers- und Beamtenstellen ihren Gnstlingen bertrugen und ungeheure Summen verschwendeten.
Die uere Politik war vou den Maitressen des Knigs beeinflut. Die unntze Beteiligung an Kriegen, die zum Teil der geschichtlichen Vergangenheit Frankreichs widersprachen, wie der sterreichische Erb-folgekrieg, der Siebenjhrige Krieg und der Seekrieg mit England, hatten die S ch u l d e u l a st des Landes vermehrt und das Ansehen der Armee erschttert.
In der inneren Politik hatte die Aufrichtung einer unumschrnkten kniglichen Gewalt und die staatliche Bevormundung alle Selbst-Verwaltung und mit ihr den Sinn fr politisch e Freiheit und Selbstndigkeit vernichtet. Die indirekten Steuern wurden an Gesellschaften verpachtet. Die Steuerpflichtigen waren der Willkr der habgierigen Steuereintreiber berliefert.
Es fehlte eine unparteiische Rechtspflege. Die Richterstellen waren kuflich. Geheime Haftbefehle, die den Gnstlingen des Hofes berlassen wurdeu, machten es mglich, miliebige Personen ohne An-gbe der Grnde verhaften zu lassen.
Das Heer bestand aus den Shnen der armen Landbevlkerung und aus angeworbenen Auslndern. Die Osfizierssteien waren kuflich, wurden aber nur au Adlige vergeben. Unter den schlecht bezahlten Soldaten herrschte Zgellosigkeit; die Disziplin war gelockert, und die Regierung konnte sich auf die Offiziere nicht verlassen.
c. Der Einflu der sogenannten Philosophen. Die allgemeine Unzufriedenheit fand ihren Ausdruck in zahllosen Schriften. Die Werke der Philosophen waren voll von Spott und scharfen
Oncken, Das Zeitalter der Revolution, des Kaiserreichs und der Befteiungs-kriege. 1. Bd. Berlin 1884.
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und Lttich) geschlagen und flchtete sich, da ihn seine Truppen vet-lieen, ins sterreichische Lager. Der Mangel an Einheit in der Koalition lie aber der Jakobinerregierung in Frankreich Zeit, umfassende Rstungen vorzunehmen, die' Carnot (tarne) mit auerordentlichem Organisationstalent leitete. Er rief alle unverheirateten Männer vom 18. bis 25. Lebensjahre zu den Waffen. Bei diesen kriegs-lustigen und mit Begeisterung fr ihre Sache kmpfenden Republikanern bildete sich eine neue Taktik aus: der Augriff in zerstreuten Massen und Schtzenschwrmen (Tirallenrtaktik), dem die schmerfllig in ge-schlossenen Kolonnen vorgehenden (vgl. S. 277) Truppen der Verbndeten nicht standhielten. Jourdau Ohurdng) vertrieb die sterreicher durch deu Sieg bei Fleurus (pnl, westlich von Namur) aus deu Niederlanden, P ich e g rn (pischgru) machte Holland zur B a tavisch en Republik. Die Preueu muten sich trotz des dreimaligen Sieges bei Kaiserslautern der deu Rhein zurckziehen. Rußland, das fortwhrend auf Fortsetzung des Krieges drang, mit freie Hand gegen Polen zu behalten, war unterdessen mit sterreich ein Bndnis wegen der Teilung Polens eingegangen. Daher schlo Preußen mit der franzsischen Regierung den Frieden zu Basel, 1795, demzufolge 1795 es seine Besitzungen am linken Rheiuufer gegen Zusicherung einer Entschdigung beim allgemeinen Frieden an Frankreich berlie. Das nrdliche Deutschland wnrde nach Vereinbarung einer sogenannten Demarkationslinie (Demarkationabgrenzung) gegen einen Einsall der Franzosen gesichert. Preußen verlor durch diesen Frieden viel von seinem Ansehen in Deutschland, und seine Gromachtstelluug in Europa wurde erschttert.
b. Der Verteidigungskrieg sterreichs, 1796 1797. Die Republik stellte nun gegen sterreich 3 Heere auf, deren gemeinsames Ziel Wien war: Jonrdan rckte durch Frauken, Moreau (morh) durch Schwaben, Bon aparte durch Italien vor. Die sterreicher wandten sich zuerst gegen Jonrdan und schlugen ihn bei Wrz brg, worauf sich auch Moreau zurckzog. Glcklicher war das franzsische Heer in Italien unter dem 27jhrigen Bonaparte, der den schlecht ausgersteten Truppen den Geist hingebender Tapfer-keit einzuflen wute. Durch deu Sieg bei L o d i, wo seine Grenadiere die durch eiu mrderisches Feuer verteidigte Addabrcke eroberten,
zwang er die sterreicher, die Lombardei preiszugeben. Hierauf begann er die Belagerung von Mantna, das sich nach tapferer Gegenwehr ergab. Nachdem Napoleon die italienischen Fürsten und den Papst Pins Vi.'zur Neutralitt gezwungen und aus mehreren selbstndigen Besitzungen die Cispadanische Republik (cispadna = diesseits des Po) gebildet hatte, wandte er sich wieder gegen die sterreicher. Da ihm aber zwei Heere den Rckzug abzuschneiden drohten, knpfte er zu Leobeu (in Steiermark) Friedensverhandlungen an, die 1797
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Aus diesen Umstnden erklrt sich die damalige Kriegfhrung, die von der des 19. Jahrhunderts wesentlich abweicht. In der Schlacht wurden die Futruppen in zwei Treffen aufgestellt, von denen jedes aus drei Gliedern bestand. Zwischen den beiden Treffen hatten die Geschtze ihren Platz; die Reiterei deckte gewhnlich die Flanken des Fuvolks. Die Angriffe erfolgten in dicht geschlossenen Bataillonen, da man stets zu befrchten hatte, da die Soldaten jede Gelegenheit zur Fahnenflucht bentzen wrden. ' Bei dein geschlossenen Vorgehen, der sog. Lineartaktik,*) war es sehr schwer, Boden-Hindernisse zu berwinden. Deshalb suchten die Feldherren sog. utt-' angreifbare Stellungen auf Bergen zu gewinnen. Die Auflsung der Truppen in Schtzenschwrme entwickelte sich erst, als in den Revolutiouskriegeu und unter Napoleon I. Volksheere geschaffen worden waren. Eine besondere Schwierigkeit bereitete die Verpflegung der Heere. Um die Disziplin zu erhalten, konnte man nicht mehr wie frher die Truppen plndern lassen, sondern man legte Magazine an, die alle Lebensmittel fr die Soldaten lieferten. Von den Magazinen und Feldbckereien durften sich die Heere nur fnf bis sieben Tage-mrsche entfernen. Gelang es, die Magazine des Gegners wegzunehmen, so wurde dieser zum Rckzge gezwungen. (Vgl. Friedrichs Ii. Rckzug aus Bhmen 1744 und aus Mhren 1758.) Die Bewegung der Heere war darum langsam. Es galt 1757 als groe Leistung, da Friedrich Ii. den Weg von Robach nach Leutheu in so kurzer Zeit zurcklegte. Napoleon, der das R e q u i s i t i o u s s y st e m (Beitreibung der Lebensmittel von den Bewohnern, die darber Empfangsbescheinigungen und dadurch Anrecht auf Vergtung erhalten,) ausbildete, htte dazu nicht lnger als eine Woche gebraucht.
Auf die Kriegfhrung Friedrichs wirkte auch ein, da seine Heere nicht groß, die Schlachten aber auerordentlich blutig waren, und da bei dem mangelhaften Lazarettwesen die meisten Verwundeten starben. Besonders groß waren die Verluste an Offizieren, da diese sich der Gefahr sehr aussetzen muten. Friedrich war deshalb in den letzten Jahren des Siebenjhrigen Krieges gezwungen, sogar 15- und 16jhrige Fahnenjunker zu Offizieren zu ernennen. Je lnger der Krieg dauerte, desto mehr nahm die Zahl der Soldaten ab. Ans all diesen Grnden konnte Friedrich nicht in raschem Zuge bis tief in Feindesland eindringen und mute von einer sog. Sto-ins-Herz-Strategie", wie sie im 19. Jahrhundert befolgt wurde. Abstand nehmen.
*) Unter Taktik versteht man die Lehre von der Fhrung und dem Verhalten der Truppen auf dem Schlachtfelde, unter Strategie die Lehre von der Heeresleitung auf dem Kriegsschauplatz bis zum Schlachtfelde.
Delbrck, Die Strategie Friedrichs des Groen. Historische und politische Aufstze. Berlin 1887. '
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