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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 391

1888 - Habelschwerdt : Franke
391 denselben jedes Mittels sich beraubt sah, andere Staaten zu billigen Handelsverträgen zu zwingen. Der Reichskanzler ging daher an die Riesenausgabe heran, das Zoll- und Steuerwesen umzugestalten, und gab als Ziel derselben an, „durch Erhöhung der Verbrauchssteuern nicht nur die eigenen Bedürfnisse des Reiches zu decken, sondern auch die Einzelstaaten durch Überweisung eines Teils der Steuererträge in den Stand zu setzen, drückende Steuern zu beseitigen oder zu ermäßigen." Am 23. Mai 1879 nahm der Reichstag die Regierungsvorlage über die Getreidezölle an, worauf er auch die übrigen landwirtschaftlichen und indnstrieellen Schutzzölle bewilligte. — Au die Schutzzölle schlossen sich die Finanzzölle, welche zur Vermehrung der Finanzen einzelne vom Auslande eingehende Gegenstände allgemeinen Verbrauchs (Thee, Kaffee, Tabak u. a.) kräftig besteuerten. 6. Die Kolonialpolitik. Ein bisher ihm fremdes Gebiet betrat Deutschland im Jahre 1884 mit der Kolonialpolitik. Der Gedanke an deutsche Kolonieen war bei dem größten Teile des deutschen Volkes nicht unbeliebt; denn man bedauerte, daß so viele Auswanderer ihrer Nationalität verlustig gingen, daß Deutschland die Kolonialprodukte erst aus zweiter Hand kaufen mußte und daß dem deutschen Handel weite Absatzgebiete fehlten. Fürst Bismarck begann die kolonialen Bestrebungen damit, daß er berühmten Handelsfirmen, die in Afrika Faktoreien gegründet hatten, den Schutz des Deutschen Reiches in Aussicht stellte und gewährte. Deutsche Kanonenboote erschienen an der Küste der deutschen Niederlassungen, und zum Zeichen, daß das Deutsche Reich dieselben unter seinen Schutz nahm, wurde die deutsche Flagge aufgehißt. Auf diese Weise wurden Angra Pequena, Kamerun, Togoland, Kaiser-Wilhelmsland auf Neu-Guiuea, der Bismarck-Archipel und die Marschallinseln deutsche Schutzgebiete. Einen Beweis von der Energie, mit welcher der deutsche Reichskanzler auch die Kolouieenfrage behandelte und mit der er das Zurückweichen Englands bewirkte, das herrenlosen Gebieten gegenüber „legitime" Rechte geltend machen wollte, giebt die Kongokonferenz, die in der Hauptstadt des Deutschen Reiches 1884—1885 auf die Einladung Deutschlands und Frankreichs sich versammelt hatte und die Verhältnisse des neutralen Kongostaates regelte. 7. Die Sozialreform. Eine Ausgabe, für welche besonders der Kaiser persönlich eintrat und durch deren Übernahme Deutschland

2. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 198

1888 - Habelschwerdt : Franke
198 samkeiten verübte, für die man den Kolumbus verantwortlich machte, so wurde er in Ketten nach Spanien gebracht, hier aber bald freigesprochen. ä) Auf einer 4. Fahrt, 1502—1504, entdeckte er die Hondnros-bai in Mittelamerika. Nach seiner Rückkehr suchte ihm die spanische Regierung seine Einkünfte zu schmälern, und der große Entdecker starb 1506 zu Valladolid in Dürftigkeit. Der neue Erdteil erhielt nach feinem ersten Beschreiber, Amerigo Vespncci, den Namen. 2- Ferdinand Kortez unternahm 1519—21 die Eroberung Mexikos, wo ein Reich der Azteken unter der drückenden Herrschaft des Königs Monteznma bestand. Trotzdem fand Kortez lebhaften Widerstand. Die Bewohner hatten schon eine gewisse Kultur, deren Fortschritt nur die Unbekanntschaft mit dem Eisen hinderte. — Kortez wurde 1536 der Entdecker Kaliforniens. 3. Pizarro fand auf einer Fahrt nach Süden Peru und gründete Lima. 4. Ferdinand Magalhaens, ein Portugiese in spanischen Diensten, sand 1520 die Durchfahrt in den großen Ocean durch die nach ihm benannte Straße. Die Verwaltung der entdeckten Länder lag in den Händen des "Rates von Indien" in Madrid. Die Anlage von Städten, Stiftung von Missionen und Gründung von Universitäten (Mexiko, Lima) wirkten zur Hebung der Kultur. Andererseits hinderte die harte Sklaverei der Indianer das Gedeihen der Kolonieen. Der edle Las Kasas suchte durch Einführung der kräftigeren Neger das Los der Eingeborenen zu erleichtern, gab aber dadurch die Veranlassung zum Negerhandel. Folgen der Entdeckungen: a) Die Blüte der italienischen und süddeutschen Städte, die bisher den Zwischenhandel mit den Erzeugnissen des Orients getrieben hatten, schwand. An die Stelle des Landhandels trat ein Seehandel. b) Die Bergwerke Mexikos und Perus lieferten eine Menge von Edelmetallen, deren fortgesetzter Import den Bedarf bald überschritt. Deshalb mußten sie im Preise fallen, d. h. die anderen Waren stiegen im Verhältnisse. (Vom Jahre 1550—1650 werden alle Dinge ungefähr 21/gmat so teuer). c) Die Vermehrung des Geldes rief einen größeren Verbrauch der Gegenstände, dieser eine vermehrte Produktion und Arbeit hervor. Letztere

3. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 146

1888 - Habelschwerdt : Franke
146 e) Auch die bloße Veränderungslust hat viele zu dem Zuge in die weite Ferne verleitet. C. Nähere Veranlassung des 1. Kreuzzuges. Der Einsiedler-Peter von Annens schilderte auf einer Reise durch Frankreich und Deutschland die Leiden, welche die Pilger in Jerusalem von den Türken zu erdulden hatten und predigte den Kampf gegen die Ungläubigen. Der thatkräftige Papst Urban Ii. berief nach Piacenza und Klermont Kirchenversammlungen, 1095, auf denen er eine zahlreiche Volksmenge für deu heiligen Kampf begeisterte. Von dem Abzeichen, einem roten Kreuze auf der rechten Schulter, erhielten die Teilnehmer den Namen Kreuzfahrer. Die Kirche gab neben der Idee zu deu Kreuzzügen häufig auch die Mittel, nahm die Gelübde ab, stellte die Pilger unter ihren Schutz und versündigte in der Heimat den Gottesfrieden. 3. Werlauf des 1. Kreuzzuges. A. Die Führer. Nachdem schon im Jahre 1096 Scharen von Proletariern, die vom Adel nicht geführt sein wollten, ausgezogen, aber in Ungarn zusammengehauen worden waren, setzte sich im folgenden Jahre das Hauptheer, an 600000 Mann stark, in Bewegung. Die hervorragendsten Führer desselben, die namentlich der französischen und normannischen Ritterschaft angehörten, waren: Gottfried von Bouillon, Herzog von Nieder-Lothringm, feine Brüder Balduin und Eustach, Herzog Robert von der Normandie, Raimund von Toulouse, Gras Bohemund von Tarent, der Sohn Robert Guiskards, Tankred, der Neffe des vorigen. B. Die Hauptdaten des 1. Kreuzzuges sind folgende: a) Auf verschiedenen Wegen, teils an der Donaustraße entlang, teils zu Schiffe, wurde Konstantinopel als gemeinsames Ziel erstrebt. b) Der griechische Kaiser Alexius, der die kriegerische Bewegung zu seinen Zwecken auszubeuten suchte, versprach nur unter der Bedingung Unterstützung, daß die Kreuzfahrer für alle zu erobernden Gebiete ihm den Lehnseid leisteten. c) Zuerst wurde Nicäa erobert und dem griechischen Kaiser überlassen. d) Hieraus erfocht das Heer einen glänzenden Sieg bei Dorylänm über den Emir von Jkonium. e) Der Mangel eines einheitlichen Kriegsplanes hatte zur Folge, daß die Führer sich trennten und selbstsüchtige Zwecke verfolgten.

4. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 443

1904 - Habelschwerdt : Franke
443 Faktoreien (Handelsniederlassungen) einiger deutschen Handelshuser unter den Schuh des Reiches stellte. Deutsche Kanonenboote erschienen an den Ksten der deutschen Niederlassungen, und zum Zeicheu der Besitz-ergreisung durch das Deutsche Reich wurde die deutsche Flagge gehit. Die auf diese Weise erworbeneu Gebiete sind folgende: a. Deutsch-Sdwest-Afrika, b. Kamerun und Togland am Golf von Guinea (ginea), c. Deuts ch-O st afrika, d. Kaiser-Wilhelmslaud auf Neu-Guiuea, der Bismarck-archipel, die Marschallinseln und die Salomouiuselu im Stillen Ozean. Die deutschen Kolonien umfassen jetzt ein Gebiet, das fast 5mal so groß ist wie das Deutsche Reich und 10 Millionen Einwohner zhlt, so da Deutschland unter den acht Kolonial-mchten der Erde die dritte Stelle einnimmt. Leider entspricht jedoch dem Umfange nicht der Wert des deutschen Kolonialbesitzes; denn die wertvollsten berseeischen Gebiete hatten sich die anderen Kolonialmchte gesichert, bevor Deutschland mit ihnen in Wettbewerb treten konnte. 5. Die deutsche Zollpolitik. In der Zollpolitik hielt das neue Deutsche Reich, das ein einheitliches Zoll- und Handelsgebiet bildet, anfnglich au den Grundstzen des Freihandels fest und ermigte oder beseitigte die Schutzzlle aus der Zeit des Zollvereius. Dadurch uahm der deutsche Handel einen groen Aufschwung. Als aber Frankreich und sterreich-Ungarn das Schutzzollsystem angenommen hatten, das in Rußland und in Nordamerika lngst bestand, waren die deutschen Erzeugnisse auf dem heimischen Markte der schrankenlosen Konkurrenz fremder Waren ausgesetzt, während ihnen der auslndische Markt durch die Schutzzlle der auerdeutschen Staaten versperrt war. Manche Industrien sowie die Land- und Forstwirtschaft erlitten dadurch groe Verluste. Dazu kam, da durch den bestehenden Zolltarif eine schwere Schdigung der Reichsfinanzen entstand und die Reichsregierung sich jedes Mittels beraubt sah, andere Staaten zu gnstigen Handelsvertrgen zu zwingen. Der Reichskanzler ging daher an die Riesenansgabe, das Zoll- und Steuerwesen vllig umzugestalten, und gab als Ziel der Reform an, durch Erhhung der Verbrauchssteuern nicht nur die eigenen Bedrfnisse des Reiches zu decken, sondern auch die Eiuzelstaaten durch berweisung eines Teils der Steuerertrge in den Stand zu setzen, drckende Steuern zu beseitigen oder zu ermigen". Im Jahre 1879 nahm der Reichstag die Regierungsvorlage der die Getreidezlle an, worauf er auch die brige landwirtschaftlichen und industriellen Schutzzlle bewilligte. An die Schutzzlle schlssen sich die Finanzzlle, die zur Vermehrung der Finanzen einzelne Flotte und Kolonialbesitz. Atzler, Qu. u. L. Iii. Hassert, Deutschlands Kolonien. Leipzig 1899.

5. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 434

1904 - Habelschwerdt : Franke
434 Hollnder. In langen Kmpfen mit den Eingeborenen grndeten sie die Kapkolonie, die bald zu hoher Blte gelangte. Im Jahre 1806 eroberten die Englnder das Kapland. Da die Buren mit den englischen Regierungsmanahmen unzufrieden waren, zogen Tausende von ihnen nach Norden und grndeten unter blutigen Kmpfen Port Natal (1839). Drei Jahre nachher entrissen ihnen aber die Englnder dieses Gebiet, und die vertriebenen Buren grndeten den Ora nj efreist a a t, dessen Unabhngigkeit 1854 von England anerkannt wurde. Andere Buren-zge schufen nrdlich vom Oranjefreistaat die Republik Transvaal (-fahl) oder die Sdafrikanische Republik. Da die Bureurepubliken sehr reich an Diamanten (Kimberley) und Gold (Johannesburg) sind, gaben die Englnder ihre Versuche nicht auf, diese Gebiete ganz in ihre Gewalt zu bekommen. Nach zwei fr England unglcklichen Unter-nehmungen in den Jahren 1881 und 1895 kam es 1899 zu neuen Streitigkeiten, als England verlangte, da die Buren den zahlreichen englischen Einwanderern (uitlanders, spr. entlanders,^Auslnder) die gleiche staatsrechtliche Stellung wie der altansssigen Bevlkerung zu-erkennen sollten. Um dem bevorstehenden englischen Angriffe zuvor-zukommen, unternahmen die vereinigten Burenrepubliken einen Einfall in Natal. Trotz groer Tapferkeit und anfnglicher Erfolge vermochte das Volksheer der Buren auf die Dauer deu englischen Truppen nicht standzuhalten. Nachdem die Buren groe Verluste erlitten hatten und ihr Land verwstet worden war, unterwarfen sie sich im Sommer 1902 der britischen Oberhoheit. Innere Verkltnisse. Der ungeheure Aufschwung des englischen Handels hatte zur Folge, da sich England mehr und mehr iit einen Industriestaat umwandelte. Da der neue Arbeiterstand (vgl. S. 302) keine politische Vertretung hatte und der Staat sich um die Zustnde der Fabriken nicht kmmerte, kam es um die Mitte des 19. Jahrhunderts zu einer furchtbaren Ausbeutung der Arbeiter. Whrend das Kapital der Grofabrikanten und Grohndler unermelich anwuchs, darbte ein groer Teil des Volkes, so da wiederholt Unruhen ans-brachen. Erst als sich die Gesetzgebung der Arbeiter annahm, kehrten friedliche Zustnde ein. Die englischen Arbeiter gingen jetzt zur Selbst-Hilfe der und schufen durch die Gewerkvereiue" Arbeiterversicheruugeu, Kraukenkassen und Schiedsgerichte zur Schlichtung von Streitigkeiten mit den Arbeitgebern. Zu erbitterten inneren Kmpfen fhrten die Zustnde in Irland. Der nationale und religise Gegensatz zwischen der irischen und englischen Bevlkerung war feit den Zeiten Elisabeths durch Gewaltmaregeln des englischen Parlaments verschrft worden. Massenhaft wurde irisches Land konfisziert und an Protestanten verteilt; besondere Strafgesetze gegen die Katholiken wurden erlassen; der katholische Unterricht und ffentliche Kultus wurde verboten. Die Unzufriedenheit der Iren

6. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 439

1904 - Habelschwerdt : Franke
439 durch Neger betreiben zu knnen. Da nun aber die Einfuhr der Sklaven verboten war und der Mangel an Sklaven sowie deren schlechte Arbeit eine Entwertung des Grundbesitzes zur Folge hatte, so drohte der Norden das bergewicht zu erlangen. Die Sdstaaten huldigten ferner dem Freihandel, während die Nordstaaten Schutzzlle durchgesetzt hatten. Wegen dieser Gegenstze strebten die Sdstaaten nach der Trennung (Sezession) von der Union. Als im Jahre 1860 Abraham Lincoln (Itngktt), der Kandidat der Nordstaaten, zum Prsidenten gewhlt wurde, schlssen elf Sdstaaten einen Sonderbund. Lincoln erklrte aber in seiner Antrittsbotschaft, da er keine Trennung dulden, sondern jede Auflehnung unterdrcken werde. Es begann nun ein sehr blutiger Brgerkrieg, der Sonderbnnds-oder Sezessionskrieg, der von 1861 bis 1865 dauerte. Anfangs warnt die Sdstaaten im Vorteil, bis der General Grant (grahnt) den Oberbefehl der Union bernahm und das geg-nerische Heer in der fnftgigen Schlacht bei Richmond (ntschmond) schlug. Bald darans wurde Abraham Lincoln ermordet, und es ent-standen nette Wirren. 1867 wurden die Sdstaateu aber wieder in die Union aufgenommen. Die Sklaverei |rte in allen Staaten auf, und 1870 erhielten die Neger auch das Stimmrecht. In dem Kriege mit Spanien, 1898, gewann die Union einen wertvollen Gebiets-znwachs (<5. 430). Trotz der groen politischen Freiheit fate in Nordamerika auch der Anarchismus Fu. Im Herbst 1901 wurde der Prsident Mac Kinley (mckinli) von einem Anarchisten durch einen Revolverschu so schwer ver-wnndet, da er bald daraus starb. Sein Nachfolger wurde Roosevelt. 8. Sdamerika. Die sdamerikanischen Staaten hatten sich schon im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts vom Mutterlande Spanien losgerissen. Sie Silben seitdem Republiken, in denen aber hufig blutige Brgerkriege wten. Oft geraten auch die benachbarten Staaten in Kriege, so da das wirtschaftliche Gedeihen dieser Lnder wenig Fortschritte macht. Im Jahre 1889 wurde auch das Kaiserreich Brasilien in eine Republik umgewandelt, indem bei einer Militrrevolntion der Kaiser Pedro Ii. zur Abdankung gezwungen wurde und sich mit seiner Familie nach Europa begeben mute. 9. Japan. Das ostasiatische Jnselreich Japan, das frher von der brigen Welt gnzlich abgeschlossen war, wandte sich um 1850 der europischen Kultur zu. Im Jahre 1868 wurde es ein Einheitsstaat und machte nun in kurzer Zeit stauueuerregeude Fortschritte. Japan ist jetzt ein Verfaffungsstaat, an dessen Spitze der Mikado (Kaiser) steht. Das

7. Theil 4 - S. 112

1880 - Stuttgart : Heitz
112 Neueste Geschichte. 1. Periode. mit erblichen Mitgliedern und eine Deputirtenkammer errichtet und ihnen das Recht der Steuerbewilligung gegeben wurde. Aber die neue Regierung versäumte es, den Geist der Nation, welcher der napoleonischen Herrschaft noch in vieler Beziehung zugeneigt war, zu schonen. Mit großer Uebereilung drängten die Freunde der zurückgekehrten Königsfamilie alle bisherigen Anhänger des vertriebenen Kaisers zurück, besonders aber verletzten sie die Armee und das Volk durch geringschätzige Behandlung der Soldaten, zumal der Garden des Kaiserreichs, und als die zahlreichen Kriegsgefangenen, welche nach dem Friedensschluß aus der fremden Haft entlassen waren, nach Frankreich zurückkehrten, fanden sie in der Mißstimmung des Volks bereits einen günstigen Boden, um ihre Vorliebe für den verbannten Bonaparte wieder zu verbreiten. Diese Stimmung der Gemüther in Frankreich blieb dem auf Elba gefangen gehaltenen, aber nicht streng bewachten Helden nicht unbekannt; viele seiner früheren treuen Diener, besonders der Polizeiminister Fouche, der Marschall Davoust, der Kriegsminister Carnot n. a. ermunterten ihn zu einem neuen kühnen Streich, und da er gleichzeitig erfuhr, daß die Fürsten und Staatsmänner in Wien über die Ländervertheilnng gerade in heftigem Zwiespalt waren, so hielt er den Augenblick für günstig zu einem neuen Versuch, die verlorene Herrschaft wieder zu erlangen. Am 26. Februar 1815 verließ Napoleon Elba mit etwa 1100 alten Soldaten; glücklich entging er den im Mittelmeer kreuzenden Schiffen der Engländer und Franzosen und stieg am 1. März bei Cannes in der Provence ans Land. Bald zeigte es sich, daß er in Bezug auf die Stimmung der Franzosen nicht falsch gerechnet hatte; denn überall im Süden wurde er mit Begeisterung aufgenommen, von Schritt zu Schritt wuchs die Anzahl seiner Getreuen. Mit seiner alten Zuversicht rief er aus: „Mein Adler wird von einem Kirch-thurm zum andern durch Frankreich vor mir herfliegen, bis er sich auf dem Thurme von Notre-Dame in Paris niederlassen wird." Vergeblich sandte Ludwig Xviii. die Generale gegen ihn aus, welche er für die treuesten hielt; kaum befanden sie sich im Angesicht ihres alten, ruhmgekrönten-Kriegsherrn, allste unwiderstehlich zu ihm hinübergezogen wurden, wie auch alle Truppen und Befehlshaber auf dem ganzen Wege von Cannes bis Paris • eben so zu ihm übergingen. In 20 Tagen legte der todtgeglaubte Löwe den Triumphmarsch zurück, und nachdem Ludwig Xviii. von allen, die ihm so eben Treue geschworen, verlassen, nach Gent in

8. Theil 4 - S. 289

1880 - Stuttgart : Heitz
Kanalisirungs- und Eisenbahnprojekte in Centralamerika. 289 1848 an Nordamerika abtrat, nicht den Aufschwung und die unberechenbare Bedeutung gewinnen können, hätte nicht die Habsucht ihm so rasch die Hunderttausende von goldgierigen Menschen zugeführt, welche mit ihren Culturbedürfnissen doch die Civilisation in ihrem Gefolge hatten. Es gehört ein hartes und verzweifeltes Geschlecht dazu, um ein im ganzen steriles Land zu colouisiren und den Boden für den Samen der Cultur vorzubereiten und es mußte ein so starker Antrieb, als er in der Gier nach dem glänzenden Golde liegt, vorhanden sein, damit diese „Goldgräber" einer ungeheuern Entfernung und den Beschwerden und Gefahren einer langen Reise trotzten. Die Geschichte führt eben gar oft auf seltsamen Bahnen das menschliche Geschlecht vorwärts, und was dem Kurzsichtigen als ein Hereinbrechen der Barbarei erscheint, ist nur eine rasche Befruchtung des Bodens, aus welchem die Pflanze der Civilisation emporschießt. Von diesem Gesichtspunkt aus ist auch die Vergrößerung des nordamerikanischen Staats aufzufassen; er erfüllt damit nur eine weltgeschichtliche, eine civilisatorische Mission. Während die übrigen Freistaaten Amerika's der Schauplatz sich wiederholender Revolutionen und bürgerlicher Kämpfe, oder erbitterter Kriege gegen einander sind; während die Bevölkerung immer mehr degenerirt und in Faulheit, Unwissenheit und Nichtsnutzigkeit versunken, auf dem gesegnetsten Boden der Erde immer mehr verarmt, bringt der Nordamerikaner, wohin er vordringt, Gewerbfleiß, Kenntnisse, Ordnung der staatlichen Verhältnisse und den Segen bürgerlicher und individueller Freiheit. Man kann daher die Vergrößerung des nordamerikanischen Freistaats nicht als ein Uebel bezeichnen; die fremden Länder werden nicht in Besitz genommen aus Ehrgeiz, nicht um sie auszubeuten, sondern um sie der Cultur zu eröffnen. So war es auch eine Folge des Besitzes von Calisornien, daß Nordamerika eine Verkürzung des Weges dahin und die Herstellung einer leichteren Verbindung suchen mußte. Das Bedürfniß von Land- oder Wasserstraßen zwischen dem atlantischen und dem stillen Ocean war ein allgemeines, und es tauchten mehrere Projecte auf, im Gebiete von Mittelarnerika (Isthmus von Tehuantepec, Nicaraguasee, Landenge von Panama u. a.) eine solche Verbindung durch einen Kanal oder eine Eisenbahn zu ermöglichen. Aber diese Projecte scheiterten oder blieben liegen, theils wegen der Schwierigkeiten der Ausführung, theils wohl auch durch die Ueberzeugung, daß ein Verbindungsweg zwischen den Oceanen nur im Schutze eines durch Weltgeschichte für Töchter. Iv. 16. Aufl. 19

9. Theil 4 - S. 399

1880 - Stuttgart : Heitz
1866 bis 1870. Die Pacific-Eisenbahn. 399 von Oestreich kam und besuchte die heiligen Stätten. Am 16. November waren alle Gäste in Port Said, der am Mittelmeer gelegenen Einfahrt in den Kanal, versammelt; auch der alte Emir Abdel Kader war erschienen. Die Ceremonie der Einsegnung wurde durch den katholischen Bischof von Alexandria in französischer und arabischer Sprache vollzogen, dann setzte sich der Festzug der Schiffe nach Süden hm in Bewegung, voran der Vicekönig, der alles gethan hatte, um durch die Pracht und Anmuth der festlichen Veranstaltungen den Glanz dieser Eröffnungsfeier zu erhöhen. In Jsmailia, der Mittelstation der Kanalstrecke, fand ein großes Ballfest statt; am dritten Tage gelangte man nach Suez. Bald aber nach der Vollendung dieser Festlichkeiten entstand eine Differenz zwischen dem Sultan und dem Khedive, indem der erstere gegen das Gelüste einer neuen Pharaonenherrschast entschieden auftrat und die erneute Anerkennung seiner Oberherrlichkeit forderte. Ismail Pascha mußte sich entschließen nachzugeben und reiste im Januar 1870 selbst nach Constantinopel, um alle Streitigkeiten beizulegen. Im Jahre 1869 war noch ein andres großartiges Unter- nehmen für die Verbindung entlegener Erdgebiete vollendet worden, die Pacific-Eisenbahn zwischen der atlantischen Westküste und der Oftküste des stillen (friedlichen, pacific) Oceans. 1862 war der Plan zu diesem Schienenwege in der Weise festgestellt worden, daß die Ausführung von zwei Gesellschaften übernommen und von beiden Endpuncten aus begonnen werden sollte. Die Eentral-Pacific-Compagnie fing 1863 von Sacramento in Californien an östlich zu bauen. Ihre Linie überstieg die Sierra Nevada in einer Höhe von 7300 Fuß; das Durcharbeiten der Tunnels durch die Granitfelsen kostete viel Zeit und Mühe. Die größte Zahl der Arbeiter waren Chinesen. Zwei Jahre später begann die Union-Pacific - Compagnie ihre Arbeiten von Omaha am Missouri aus, im Staate Nebraska. Deutsche und Irländer waren es, die hier mit Axt, Schaufel und Hacke in die Wildniß vordrangen. Diese Bahn vollbrachte die Uebersteiguug des Felsengebirges in der Höhe von 8200 Fuß. Auf beiden Seiten waren unerhörte Schwierigkeiten zu überwinden. Es kostete die größten Anstrengungen und die muthigste Ausdauer, in dieser Urwildniß das zahlreiche Material herbei zu schaffen und fortzubringen, dem Mangel an Wasser und an Feuerungsmaterial für die Locomotiven zu begegnen, die Schneestürme des Winters auszuhalten und die nicht seltenen An-

10. Theil 2 - S. 96

1880 - Stuttgart : Heitz
96 Mittlere Geschichte. 2. Periode. England. zu kämpfen, da immer neue Schaaren wie aus dem Meere aufstiegen. Vergebens rief Alsred seine Unterthanen zu einem neuen Kampfe auf. Manche flohen in die Berge, Andere über die See, und die Uebrigeu unterwarfen sich den Siegern. Alfred, von Allen verlassen, von den Dänen ausgesucht, entließ seine Hofleute und flüchtete sich in Bauernkleidern. Er trat als Knecht in die Dienste eines seiner Rinderhirten, eines treuen Menschen, der nicht einmal seiner Frau den hohen Stand seines Gastes verrieth. Als er nun hier bemerkte, daß die Dänen nicht mehr so eifrig Ihn aufsuchten, begab er sich nach einem Versteck in Somersetshire (im südlichen England am Kanal von Bristol). Hier war eine von kleinen Flüssen, Morästen und Buschwerk umgebene Gegend, die Insel Athelney. Diese befestigte er; und dazu war hier Alles so unwegsam, daß Niemand ahnte, daß sich hier Menschen aufhielten. Von hier aus griff er mit einem gesammelten Haufen ' Sachsen öfters die Dänen an, die daraus wohl sahen, daß er noch da sei, aber nicht erfahren konnten, wo er sich aufhalle. Endlich hörte er, daß ein sächsischer Graf den Dänen eine Niederlage beigebracht und ihnen ihre Zauberfahne weggenommen habe, auf welcher von drei Schwestern unter Zaubersprüchen ein Rabe gestickt war und die durch ihr Wehen Kriegsglück und Unglück verkündigte. Nun wollte auch er offen hervortreten, vorher aber ))as Lager der Feinde erspähen. Als Harfenspieler verkleidet begab er sich dahin, er spielte ihnen vor und erwarb durch heitere Scherze ihr Vertrauen so, daß sie ihn überall frei umhergehen ließen, ja daß sogar einer ihrer Prinzen ihn mehrere Tage in seinem Zelte behielt. Da er ihre große Sicherheit bemerkte, war schnell sein Plan gemacht. Er verschwand aus dem dänischen Lager und schickte heimlich Boten zu den Angesehensten der Sachsen: daß sie sich an einem bestimmten Tage in einem dazu ihnen angewiesenen Walde einfinden möchten. Da sie längst die Tyrannei der Dänen unerträglich gefunden hatten, so kamen sie und empfingen den geliebten König freudig in ihrer Mitte. Sie versprachen ihm Treue und Gehorsam. Er benutzte ihre Begeisterung und führte sie sogleich gegen die Dänen. Diese waren überrascht von der Erscheinung der Sachsen, die sie ganz muthlos geglaubt hatten, und über das Wiederauftreten Alfreds. Sie erlitten bei Eddington unweit Bristol eine vollständige Niederlage, flüchteten sich in eine Festung und mußten sich hier an Alfred ergeben. Dieser war so großmüthig, sie im Lande zu behalten; er wies sie nach dem Norden Englands (Ostangeln und
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