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1. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 59

1904 - Habelschwerdt : Franke
59 Genf huldigen. Durch die Erwerbung Burgunds, zu welchem auch die heutige deutsche Schweiz gehrte, kamen alle wichtigen Alpenpsse in deutsche Hnde. Dadurch war fr etwa fnf Jahrhunderte die Verbindung mit Italien gesichert und das bergewicht Deutschlands der Frankreich hergestellt. Der Schwerpunkt des Reiches wurde jetzt aber mehr nach Sden verlegt, und die Interessen des Nordens und Nordostens traten zurck. b) Freundschaft mit Dnemark. Kmpfe mit den Polen. Um die fr den Norden und Osten Deutschlands gefhrliche Verbindung der Dnen und Polen zu Verhindern, schlo Konrad mit Kaimt von Dnemark, der auch Norwegen und England beherrschte. einen Freundschaftsbund und trat ihm die dem Reiche lngst ent-fremdete Mark Schleswig ab. Hierauf zwang er den Polenknig, den Knigstitel aufzugeben und sein Land als deutsches Lehen an-zunehmen. 3. Konrads innere Politik. Unter Kourads Regierung wurde eine wesentliche Umgestaltung in dem Lehnswefen angebahnt. Immer hufiger kam es vor. da die weltlichen und geistlichen Fürsten ihren Ministerialen, d. h. den Dienstmannen, die sie fr die Verwaltung der Gter, wie fr den Kriegs- und Hofdienst brauchten, kleine Ritter-lehen von meist 3 Hufen bertrugen. Diese Ministerialen, die hanpt-schlich aus deu Hrigen hervorgingen, waren zwar von ihren Herren sehr abhngig, gewannen aber durch den Kriegsdienst und den dauernden Umgang mit den Groen mehr und mehr an Bedeutung und strebten nach der Erblichkeit ihrer Lehen. Nachdem die groen Lehen schon lngst erblich geworden waren, entschied sich Konrad auch fr die Erblichkeit der kleinen und gewann dadurch zahlreiche treue Anhnger. Auch in Italien trug er jenem Streben Rechnung. Whrend der Kmpfe der kleinen lombardischen Vasallen gegen den Erzbischof von Mailand erlie der Kaiser 1037 im Lager vor Mailand ein Lehnsgesetz, das die allgemeine Erblichkeit der Lehen im Mannes-stamme aussprach. Der Kaiser suchte nun auch ein erbliches Kaiser-tum zu grnden, und noch bei Lebzeiten lie er seinen Sohn Heinrich zum Nachfolger whlen und krnen. Konrad Ii. starb im Jahre 1039 und wurde in dem von ihm erbauten Dome zu Speyer begraben. Heinrich Iii., 10391056. 1039-1056 1. Persnlichkeit. Der junge König war erst 22 Jahre alt, zeigte aber schon eine groe Selbstndigkeit des Urteils. Er hatte eine vortreffliche Erziehung genossen und war ein ernster und gewissenhafter Aus dem Lehnsgefetz Kaiser Konrads Ii. Atzler, Qu. u. L. I. Nr. 28.

2. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 95

1904 - Habelschwerdt : Franke
95 Kriege ein Handwerk machten, ferner Ritter, die sich durch Plnderungen zu bereichern oder ein Lehen zu erwerben hofften; doch gab es auch solche, die aus Abenteuerlust am Heerzuge teilnahmen. Die Zahl der Ritter eines kniglichen Heeres betrug bisweilen 30 000, so da sich mit Schildknappen und Tro wohl 100 000 Mann an einer Heer-fahrt beteiligten. Die Ausrstung der Kriegsscharen war sehr mannigfaltig. Die Ritter waren an ihren Wappen kenntlich, die brigen Kmpfer trugen als Erkenuuugszeicheu Felbbiuben ober Wimpel und Schleifen von be-stimmter Farbe. Da die Rstung der Ritter sehr schwer war, nahmen sie auer dem eigentlichen Streitro. dessen Krfte bis zum Beginn des Kampfes geschont wurden, noch ein Nebenpferd mit. Auch lieen sie sich den schweren Schild, den Helm und ihr Gepck von den Schildknappen und Buben aus Packpserden nachtragen. c. Hilarfchordnung und Verpflegung des ecrcs. Auf dem Marsche ging dem Hauptheer eine Vorhut voran, und es folgten ihm die Gepckwagen, die auseiuaudergenommenen und auf Maultieren, Eseln und Packpferden fortgeschafften Kriegsmaschinen und die Nachhut. Groe Schwierigkeiten bereitete die Verpflegung des Heeres. In Freundesland wnrben die Lebensmittel gekauft; manchmal veranlate man die Bewohner des betreffenden Landes, fr das Heer einen Markt abzuhalten. In Feindesland verlegten sich die Truppeu aufs Plndern. Am Abeude des Marschtages wurde Halt gemacht und ein Lager ausgeschlagen. Gewhnlich whlte dazu der Marschall, der fr die Unterbringung des Heeres zu sorgeu hatte, eine ebene Stelle, in deren Nhe es Wasser und Futter fr die Pferde gab. In der Mitte des Lagers stanb das meist prchtig ausgestattete Zelt des Knigs. Die Orbnnng im Lager und die Heereszucht hatte der Marschall aufrecht zu erhalten. Zur nchtlichen Schildwache meldeten sich die Helden freiwillig und whlten ihre Begleitmannschaften selbst ans. Am Morgen verkndigte ein Herold des Feldherrn, ob gerastet oder weiter marschiert werden solle. d. Die Schlacht. Nach altgermanischem Brauch wurde zuweilen Tag und Ort der Schlacht mit dem Feiude vereinbart. Vor Beginn des Kampfes prften die Streiter ihre Waffen, beichteten und trafen letztwillige Verfgungen fr den Fall, da sie aus der Schlacht nicht mehr zurckkehrten. Den Kampf erffnete das Fuvolk; dann folgten die Ritter, die iit mehrere Haufen geteilt waren. Als besondere Ehre galt es, zum ersten Hausen zu gehren. Nachdem ein Geistlicher ein Gebet ge-sprochen hatte, drangen die Scharen mit lautem Kriegsgeschrei auf den Feind ein. Gewhnlich schrieen die Krieger den Namen ihres Heimat-landes oder ihrer Hauptstadt. In dem Reiterkampfe, an dem auch

3. Theil 3 - S. 34

1880 - Stuttgart : Heitz
34 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. Ludwig der Frühzeitige König von Ungarn. Er führte seinen Beinamen davon, daß er fast noch ohne Haut geboren worden war, im 14. Jahre schon einen Bart und im 18. graue Haare hatte. Unter ihm fiel Snleiman der Prächtige in Ungarn ein. Es kam zur Schlacht bei Mohacz (1526) an der Donau, etwas nördlich von der Mündung der Drau. Die Ungern erlitten eine Niederlage, und als der junge König, von wenigen begleitet, floh, gerieth er in eine morastige Gegend. Sein Pserd wollte einen Morast überspringen, stürzte zurück, fiel auf seinen Reiter und drückte mit seiner Last den unglücklichen Ludwig in den Schlamm, in dem er erstickte. Erft sechs Wochen später fand man seine Leiche, weil man nicht eher danach suchen konnte. Die Türken zogen 'erst ab, nachdem sie Ungarn grausam verwüstet hatten. Da Ludwig ohne Nachkommen gestorben war, so traten die Ungern zu einer neuen Wahl zusammen. Ein Theil der Stände wählte des Kaisers Karl Bruder, Ferdinand, Ludwigs Schwager, welchen die Böhmen nach Ludwigs Tode, der auch ihr König gewesen war, bereits anerkannt hatten. Aber eine andere Partei in Ungarn wählte den Woiwoden von Siebenbürgen, den mächtigen und unruhigen Johann Zäpolya. Ferdinand zog nach Ungarn und vertrieb seine Gegner nach Polen. Als aber Sulei-man (1529) wieder in Ungarn erschien, stieg Zäpolya von den Karpathen herab; er und die meisten Magnaten vereinigten sich mit Suleimau; dieser eroberte Ofen, die Hauptstadt, und die ungarische Krone, für die Ungern der Gegenstand der höchsten Verehrung, fiel in feine Hände. Er drang bis Wien vor, von wo Ferdinand nach Prag geflüchtet war. Wien wurde von den Türken belagert (1529). Vom hohen Stephansthurme sah man meilenweit nichts als türkische Zelte, und Snleiman vermaß sich, sein Haupt nicht eher niederzulegen, bis er die Christenheit mit seinem Säbel bezwungen. Die Türken gruben Minen und stürmten drei Mal, fanden aber an den Wienern kräftigen Widerstand. Indessen war der Winter vor der Thüre; Suleimau, des weiten Rückwegs gedenkend, brach aus und zog nach Ungarn zurück. Die ungarische Krone gab er dem Zäpolya als türkischem Vasallen. Dieser behauptete sie als König bis an seinen Tod (1540); dann erst ging die Krone an Ferdinand über. Sie ist seitdem beim Hause Oestreich geblieben. Noch wichtiger war der Reichstag in Augsburg (1530), dem der Kaiser selbst beiwohnte. Auf Anrathen des Kurfürsten

4. Theil 3 - S. 87

1880 - Stuttgart : Heitz
Heinrich Viii. Tod der Anna Boleyn. 87 Holbein genannt worden ist und der nun mit der größten Heiterkeit den Todesweg ging. Dann hob Heinrich auch die Klöster auf und hätte dabei große Summen gewinnen können, wenn hierbei nicht so verschwenderisch verfahren und die meisten geistlichen Güter verschleudert worden wären. Daher sagte Kaiser Karl V. mit Recht: „Der König von England hat' die Henne todtgeschlagen, welche ihm die goldenen Eier legte;" denn nun fielen die reichen Abgaben weg, welche er bisher jährlich von den Klöstern und Stiftern erhoben hatte. Anna Boleyn hatte dem Könige indessen eine Tochter geboren, die nachher so berühmt gewordene Elisabeth. Aber noch war Heinrich kaum drei Jahre in Anna's Besitze, als er auch ihrer schon überdrüßig war und auf eine dritte, Johanna Seymour (sprich Simour), eine Hofdame der Anna, feine Neigung gerichtet hatte. Darauf hatten die Feinde der guten Anna lange gewartet. Feinde hatte sie, so freundlich und herablassend sie auch gegen jedermann war, genug, weil viele ihr ihren hohen Stand nicht vergeben konnten, und ihres Bruders Frau war die giftigste darunter. Diese erfüllte des Königs argwöhnisches Herz mit solcher Eisersucht, daß er die Anna zu verderben fest beschloß. Die Eifersucht brach aus, als ihr bei einem Turniere ihr Taschentuch entfiel und ein junger Höfling es ihr aufnahm. Anna hatte nämlich einen höchst muntern, heitern Sinn, so daß sie sich bei allem, was sie that, nichts Arges dachte; dabei war sie so weit entfernt von Hochmuth, daß sie mit allen, die sonst ihres Gleichen gewesen waren, eben so freundlich und zutraulich wie ehedem umging. Das alles hinterbrachte die schändliche Roch eso rd (sprich Roschsohr) dem Könige; jede freundliche Miene, jedes milde Wort, jede gutthätige Handlung wurde der Armen als Verbrechen gedeutet. Der König konnte ihr nicht vergeben, daß sie sich erlaubte, mit Leuten, die unter ihr ständen, ein freundliches Wort zu sprechen; sein Stolz fühlte sich aufs tiefste beleidigt, und ohne Verhör wurde sie plötzlich ergriffen und in den Tower geführt. Als sie das Gefängniß betrat, fiel sie auf ihre Kniee nieder, rief Gott zum Zeugen ihrer Unschuld an und bat ihn, sie so gewiß selig zu machen, als sie unschuldig sei. Hier zeigte sich wieder, wie an Höfen nur dem Glücklichen die allgemeine Gunst sich zuwendet. Kaum war Anna in Ungnade gefallen, als alle ihre bisherigen Verehrer und Freunde ihr den Rücken zuwandten, und nur ein einziger fand sich, der es wagte, für sie beim Könige zu sprechen.

5. Theil 3 - S. 298

1880 - Stuttgart : Heitz
298 Neue Geschichte. 2. Periode. Rußland. Mönch, werden zu dürfen. Als aber der Czar in der Ferne weilte, entwich Alexei zu Kaiser Karl Vi., mit der Absicht, Zuflucht in einem neapolitanischen Kloster zu suchen. Auf Befehl des Czareu begaben sich zwei russische Edelleute nach Wien, um den Flüchtling zurückzuholen. Alexei kam. Er wurde 1718 vor ein besonders eingesetztes Gericht gestellt, welches ihn wegen der Umtriebe gegen seinen Vater und wegen seiner Flucht zum Tode verurteilte.*) Die Verkündigung dieses Urtheils machte einen so furchtbaren Eindruck auf den unglücklichen Prinzen, daß er in seinem Gefängniß tödtlich erkrankte. Dringend verlangte er, seinen Vater zu sprechen. Katharina redete Petern zu, ihm die Bitte zu bewilligen. Er fand ihn sehr krank. Mit thränenden Augen und gefalteten Händen bekannte Alexei wiederholt: „Ich habe mich schwer an Gott und meinem Vater versündigt. Ich bin unwerth des Lebens und hoffe nicht, von der Krankheit zu genesen. Nur flehe ich Euch an, vor meinem Ende den Fluch, den Ihr auf mich gelegt, von mir zu nehmen und meine Verbrechen zu verzeihen, mir den Vatersegen zu ertheilen und für meine Seele beten zu lassen." Alle Anwesende waren tief gerührt, der Czar aber mächtig erschüttert. Als er sich etwas gefaßt hatte, gab er ihm seinen Segen, verzieh alles Vergangene und schied von ihm in tiefer Bewegung. — Gegen Abend nahmen die Beängstigungen des Kranken zu; er begehrte dringend, noch einmal den Vater zu sprechen. Schwer entschloß sich Peter dazu, aber noch auf dem Wege erhielt er die Nachricht, daß Alexei eben verschieden sei. Dieser plötzliche.tod veranlaßte, wie es in solchen Fällen gewöhnlich ist, das Gerücht, Alexei sei im Gefängniß enthauptet oder durch Gift aus der Welt geschafft worden. Dies ist uuerwieseu geblieben; die Vollstreckung des Todesurtheils würde, wenn sie hätte eintreten müssen, ohne Zweifel nicht aufgehalten worden sein. Die Mitschuldigen bei den Umtrieben Alexei's wurden schwer bestraft, einige mit Verbannung, andre wurden hingerichtet. Auch Eudoxia, die Mutter Alexei's, wurde in die Untersuchung verwickelt und ihre klösterliche Einsperrung verschärft. Einige Jahre darauf, 1722, erließ Peter ein Gesetz, welches dem jedesmaligen Beherrscher Rußlands die Macht gab, seinen Nachfolger zu ernennen. *) Dem Czaren war 1715 von Katharina ein Sohn geboren worden, Peter, welcher 1718 zum Erbprinzen' ernannt wurde. Er starb aber schon 1719.

6. Theil 3 - S. 157

1880 - Stuttgart : Heitz
Alba in den Niederlanden. 157 und eine Schaar Soldaten umringten ihn. Einen Augenblick stand er sprachlos da. „O Dramen! Dramen!" rief er dann schmerzhaft aus, gab seinen Degen und sprach weiter: „So nimm ihn hin! Weit öfter hat er ja des Königs Ruhm vertheidigt, als meine Brnst beschützt!" — Auch Hoorne wurde auf dem Wege nach Hause verhaftet. Seine erste Frage war nach Egmont. Als man ihm erzählte, dieser sei auch verhaftet, ergab er sich. „Von ihm habe ich mich leiten lassen," sprach er: „es ist billig, daß ich sein Schicksal mit ihm theile." Allgemeiner Schrecken überfiel die Einwohner von Brüssel und 20,000 verließen auf die Nachricht von Egmonts Verhaftung die Niederlande. So verlor das Land für immer eine große Zahl seiner geschickten Einwohner, welche die Kunst, Wolle zu weben, nun nach England und Deutschland brachten. Glücklich waren die, welche noch entrannen, denn Alba ließ die Häfen sperren und setzte Todesstrafe auf die Auswanderung. Daß Alba sogleich die Inquisition mit aller ihrer Strenge wieder herstellte, versteht sich von selbst. Aber er machte auch bekannt, daß alle, welche in irgend einer Berührung gestanden mit den Geusen, oder an den calvinistischen Predigten Theil genommen hatten, des Verbrechens der beleidigten Majestät im höchsten Grade schuldig waren. Hiernach wären die Güter und das Leben aller in seinen Händen, und wer eins oder beides rettete, empfing es nur als ein Geschenk seiner Großmuth. Dann setzte er ein Gericht nieder, welches über die vorgefallenen Unruhen erkennen sollte. Er selbst war Vorsteher desselben und nach ihm Vargas, ein Spanier, welchen sein Vaterland wie eine Pestbeule ausgestoßen hatte, ein schamloser, verhärteter Bösewicht, der ebenso blutgierig als habsüchtig war. In diesem Gerichte wurde über das Leben der Niederländer mit empörendem Leichtsinne abgeurtheilt, und man erzählt, daß einer der Richter, der oft in den Sitzungen zu schlafen pflegte, dann, wenn die Reihe an ihn kam, sein Urtheil zu sagen, und er dazu geweckt wurde, ohne Weiteres rief: „An den Galgen! an den Galgen!" so geläufig war ihm dieses Wort geworden. Oft wurden 20—50 aus einer Stadt zugleich vorgefordert. Die Reichen traf der Donnerfchlag am ersten. Manche angesehene Kaufleute, die über ein Vermögen von 60—100,000 Thaler zu gebieten hatten, sah man hier wie gemeines Gesindel mit auf den Rücken gebundenen Händen an einem Pferdeschweife zur Richtstätte geschleift werden; in Valencienner wurden einmal 55 zugleich enthauptet. Die Gefängnisse waren bald zu enge für

7. Theil 3 - S. 286

1880 - Stuttgart : Heitz
286 Neue Geschichte. 2. Periode. Schweden und Rußland. die Einwohner auszuplündern oder zu mißhandeln. Daher ritt er in den Straßen selbst umher und sah auf Ordnung. Aber die Russen waren rohe Menschen und es fielen doch viele Gewaltthätigkeiten vor. Er strafte die Uebelthäter streng und stieß viele mit eigener Hand nieder, die er über dem Plündern ertappte. Dann ließ er den schwedischen Commandanten vor sich führen. „Du bist," sprach er zornig und gab ihm einen Backenstreich, „allein schuld an dem vergossenen Blute. Hülslos, wie du warst, hättest du dich längst ergeben sollen. Sieh diesen Degen! Er ist roth, nicht vom Schwedenblute; vom Russenblute ist er roth. Deine unbesonnene Hartnäckigkeit gab die armen Einwohner dem Verderben preis. Ich habe den Ausschweifungen meiner Soldaten gewehrt und die Einwohner gerettet, so weit ich's vermocht." Und Peter war nur ein -roher Russe; aber er hatte Religion im Herzen. Nun wieder zu Karl. Mitten im Winter zog er unter den unsäglichsten Beschwerden durch Polen und Litthauen, Länder, durch die man selbst im Sommer ungern reist. Dazu kam, daß die Russen nicht Stand hielten, sondern beim Rückzüge ihre eigenen Dörfer verbrannten und das ganze Land vollends zur Wüste machten. Dennoch ging Karl immer vorwärts, und jedermann glaubte, er würde nach Moskau vordringen. Plötzlich aber wandte er sich südlich und senkte sich in die weiten Steppen der Ukraine (sprich Ukra-ine) hinab. Hiermit ging Karls Unglücksstern auf. Die Ursache dieses Entschlusses war, daß der alte 70jährige Kosackenhetman Mazeppa ihm vorspiegelte, in der Ukraine, wo damals die Kosacken wohnten, wären Lebensmittel, an denen es jetzt den Schweden so sehr fehlte, in Ueberfluß und seine Kosacken bereit, mit den Schweden gemeinschaftliche Sache zu machen. Das war aber nicht wahr. Mazeppa war ein ehrgeiziger Mann und hoffte' sich durch die Hülfe der Schweden zum unabhängigen Herrn zu machen. Karl, den alles Ungewöhnliche schnell einnahm, folgte seinem Rathe und führte dadurch namenloses Elend für sich und sein Heer herbei. In der Ukraine fand Karl alles anders, als er es sich gedacht hatte. Ueberall war drückender Mangel an Lebensmitteln. Die Kosacken weigerten sich, zu den Schweden überzugehen und blieben den Russen treu; nur wenige folgten dem treulosen Mazeppa. Karl hatte einen seiner besten Generale, Löwenhaupt, befehligt, ihm einen großen Vorrath von Lebensmitteln und Pulver aus

8. Theil 3 - S. 215

1880 - Stuttgart : Heitz
Wallensteins Niederlage bei Lützen. 215 Untergange. In einem wüthenden Kampfe trafen die wenigen standhaften Regimenter Friedlands auf die Schweden. Auch diesem Gefechte machte endlich Nacht und Nebel ein Ende. Pappenheim starb schon am folgenden Tage in Leipzig an seinen Wunden. Daß die Schweden einen glänzenden Sieg erfochten haben, gestand der Herzog von Friedland schon dadurch zu, daß er sein ganzes Gepäck und Geschütz auf dem Schlachtfelde stehen ließ und in Eile nach Leipzig floh, wohin ihm der kleine Rest feines zerstreuten Heeres folgte. Dann ging es weiter nach Böhmen. Erst nach der Schlacht empfand man bei ruhiger Ueberleguug im schwedischen Lager die (fanz.e Größe des Verlustes. Er, der sie in den Streit hinaus geführt hat, ist nicht mit zurückgekehrt. Draußen liegt er, auf dem eroberten Schlachtfelde, inmitten der Taufende der Gefallenen. Nach langem vergeblichen Suchen entdeckte man endlich da, wo seit 1832 ihm ein Denkmal errichtet worden ist, den königlichen Leichnam. Von Blut und Wunden bis zum Unkenntlichen entstellt, von den Hufen der Pferde zertreten und durch Plünderung seiner Kleider beraubt, wird er unter einem Hügel von Todten hervorgezogen, nach Weißenfels gebracht und dort seiner wehklagenden Gemahlin überliefert. Von dem betäubenden Schlage noch besinnungslos standen hier die Anführer in stummer Erstarrung um seine Bahre. Die Leiche wurde nach Stockholm gebracht. Als dem Kaiser Ferdinand Ii. der blutige Koller Gustavs überbracht wurde, benahm er sich sehr anständig und christlich, denn über das Unglück eines Feindes zu triumphireu, verräth eine sehr niedrige Seele. Er und seine Gemahlin sahen das blutige Kleid mit Rührung an. Ihm traten die Thränen in die Augen. „Gern," rief er, hätte ich dem Unglücklichen ein längeres Leben und eine fröhliche Rückkehr in sein Königreich gegönnt, wenn nur in Deutschland Friede geworden wäre!" — In Spanien dagegen wurden Freudenfeste gefeiert. Aber wie ertrug Wallensteins Stolz den Schimpf der Niederlage? — Sich selbst maß er die Schuld natürlich nicht bei, sondern der Feigheit einiger Offiziere, und er hielt in Prag ein fürchterliches Kriegsgericht. Eilf Offiziere, zum Theil aus den vornehmsten Familien, wurden hier auf dem Platze vor dem Rathhaufe geköpft, andere gehängt, sieben Degen vom Scharfrichter unter dem Galgen zerbrochen und die Namen von 40 Abwesenden an den Galgen geschlagen. Gustav Adolph hinterließ nur ein Töchterchen, Christina.

9. Theil 4 - S. 42

1880 - Stuttgart : Heitz
42 Neueste Geschichte. 1. Periode. Frankreich. wie in den übrigen Städten gewüthet. Die Deputirten des Convents bildeten aus verworfenem Gesindel eine Mörderbande, eine sogenannte republikanische Legion; zu Hunderten wurden die Royalisten niedergeschossen oder dem Schaffst überliefert. Wahrend die französischen Heere Sieg auf Sieg erfochten, drückte eine eiserne Tyrannei das Volk zu Boden. Wer nicht Jacobiner war, wurde für verdächtig erklärt; wer sich durch Talente, Tugend, Gelehrsamkeit oder Wohlhabenheit auszeichnete, war keinen Augenblick sicher, ins Gefängniß gebracht zu werden, und wer hier einmal war, wurde nicht leicht wieder frei, sondern endigte unter der Guillotine, die jetzt den ganzen Tag in Bewegung war. Es schien, als wären die gräßlichen Zeiten unter Tiber, Calignla und ähnlichen Ungeheuern wiedergekommen. Die Gefängnisse reichten nicht mehr hin; jedes öffentliche Gebäude wurde zum Kerker eingerichtet. Täglich wurden größere oder kleinere Haufen ohne weitere Untersuchung auf Karren nach dem Richtplatze geführt. Eine Thräne, die man über die Hinrichtung eines theuern Verwandten vergoß und die von den lauernden Kundschaftern bemerkt wurde, oder ein Blick des Mitleids, auf ein vorbeigeführtes Schlachtopfer geworfen, war schon hinlänglich, jemand auf die Liste der Geächteten zu bringen. Gutgekleidete Leute wurden für verdächtig gehalten und konnten froh sein, wenn sie dem Gefängnisse und dem Tode entgingen. Menschen dagegen mit schmutziger Wäsche, in zerlumpten und schmutzigen Kitteln, mit ungekämmten fliegenden Haaren, eine Jacobinermütze auf dem Kopfe, mit zerrissenen Beinkleidern, wurden als echte Vaterlandsfreunde gepriesen. Man nannte solche Lumpenkerle Sansculotten, und sie hielten diese Benennung für einen Ehrentitel. So war es nicht allein in Paris, sondern in allen Städten. Ueberall waren Revolutionstribunale und Guillotinen. Vor allen suchten Robespierre und Danton sich derer zu entledigen, die sie für ihre offenen oder heimlichen Feinde hielten. So wurden an einem Tage 42 Conventsdepntirte, an einem andern gar 73 gnillotinirt. Nun wurde auch der unglücklichen Königin der Proceß gemacht. Nach der Hinrichtung des Königs hatte sie anfangs noch im Tempel gefangen gesessen, wo man fortfuhr, sie auf alle Weise zu kränken. Am 3. Juli 1793 erschienen Magistratsbeamte und theilten ihr den Beschluß mit, daß der Dauphin von der Familie getrennt und in ein noch engeres Gefängniß ge-

10. Theil 4 - S. 112

1880 - Stuttgart : Heitz
112 Neueste Geschichte. 1. Periode. mit erblichen Mitgliedern und eine Deputirtenkammer errichtet und ihnen das Recht der Steuerbewilligung gegeben wurde. Aber die neue Regierung versäumte es, den Geist der Nation, welcher der napoleonischen Herrschaft noch in vieler Beziehung zugeneigt war, zu schonen. Mit großer Uebereilung drängten die Freunde der zurückgekehrten Königsfamilie alle bisherigen Anhänger des vertriebenen Kaisers zurück, besonders aber verletzten sie die Armee und das Volk durch geringschätzige Behandlung der Soldaten, zumal der Garden des Kaiserreichs, und als die zahlreichen Kriegsgefangenen, welche nach dem Friedensschluß aus der fremden Haft entlassen waren, nach Frankreich zurückkehrten, fanden sie in der Mißstimmung des Volks bereits einen günstigen Boden, um ihre Vorliebe für den verbannten Bonaparte wieder zu verbreiten. Diese Stimmung der Gemüther in Frankreich blieb dem auf Elba gefangen gehaltenen, aber nicht streng bewachten Helden nicht unbekannt; viele seiner früheren treuen Diener, besonders der Polizeiminister Fouche, der Marschall Davoust, der Kriegsminister Carnot n. a. ermunterten ihn zu einem neuen kühnen Streich, und da er gleichzeitig erfuhr, daß die Fürsten und Staatsmänner in Wien über die Ländervertheilnng gerade in heftigem Zwiespalt waren, so hielt er den Augenblick für günstig zu einem neuen Versuch, die verlorene Herrschaft wieder zu erlangen. Am 26. Februar 1815 verließ Napoleon Elba mit etwa 1100 alten Soldaten; glücklich entging er den im Mittelmeer kreuzenden Schiffen der Engländer und Franzosen und stieg am 1. März bei Cannes in der Provence ans Land. Bald zeigte es sich, daß er in Bezug auf die Stimmung der Franzosen nicht falsch gerechnet hatte; denn überall im Süden wurde er mit Begeisterung aufgenommen, von Schritt zu Schritt wuchs die Anzahl seiner Getreuen. Mit seiner alten Zuversicht rief er aus: „Mein Adler wird von einem Kirch-thurm zum andern durch Frankreich vor mir herfliegen, bis er sich auf dem Thurme von Notre-Dame in Paris niederlassen wird." Vergeblich sandte Ludwig Xviii. die Generale gegen ihn aus, welche er für die treuesten hielt; kaum befanden sie sich im Angesicht ihres alten, ruhmgekrönten-Kriegsherrn, allste unwiderstehlich zu ihm hinübergezogen wurden, wie auch alle Truppen und Befehlshaber auf dem ganzen Wege von Cannes bis Paris • eben so zu ihm übergingen. In 20 Tagen legte der todtgeglaubte Löwe den Triumphmarsch zurück, und nachdem Ludwig Xviii. von allen, die ihm so eben Treue geschworen, verlassen, nach Gent in
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