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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 370

1888 - Habelschwerdt : Franke
370 bei dem [ich auch Napoleon befand, ergab sich kriegsgefangen. König Wilhelm wies dem gedemütigten Kaiser das Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel als Aufenthalt an. Folgen der Kapitulation von Sedan. Der Fall Sedans stürzte in Frankreich das Kaisertum. Die Kaiserin Eugenie floh nach England. Die Abgeordneten der Stadt Paris traten zu einer „Regierung der nationalen Verteidigung" zusammen, an deren Spitze Trochu stand. Auf dem Stadthause von Paris wurde die Republik proklamiert. Jules Favre ward Minister des Äußeren, Gambetta Minister des Innern. Die neue Regierung war unermüdlich thätig in der Organisation neuer Streitkräfte und in der Aufreizung der Bevölkerung. Als sich jedoch die Kräfte des Landes durch Parteiungen zu zersplittern drohten, brachte Gambetta, der aus dem inzwischen cernierten Paris mittels eines Luftballons entflohen war, wieder Einigkeit in die Bewegung. Iii. Der Festllnggkrikg. Während der Fall der kleineren Festungen gewöhnlich von größeren Unternehmungen der Deutschen abhing, bereiteten nur Straßburg, Metz und Paris besondere Schwierigkeiten. a) Straßburg. Dasselbe wurde seit dem 11. August von dem General von Werder belagert und von dem Kommandanten Uhrich verteidigt. Da eine Beschießung der Festung nicht von Ersolg war, wurden bereits die Vorbereitungen zum Sturme getroffen, als der Kommandant am 27. September kapitulierte. b) Metz. Mit der Belagerung von Metz war der Prinz Friedrich Karl betraut worden. Alle Ausfallsversuche Bazaines wies er energisch zurück, obgleich die deutschen Truppen durch Krankheiten und Regenwetter sehr zu leiden hatten. Da eine Beschießung der Festungswerke unmöglich war, so mußte der Feind 'durch Hunger zur Übergabe gezwungen werden. Dieselbe fand am 27. Oktober statt. Ein Heer von 173000 Mann und drei Marschälle gerieten in Gefangenschaft. c) Paris. Die größte und gewaltigste aller Festungen war Paris, auf das die Armeeen, welche vor Sedan gekämpft, losgerückt waren. Die Stadt war aufs reichste verproviantiert und nahm bei der Ausdehnung ihrer starken Forts eine ungeheure Belagerungsarmee in Anspruch. Trochu verteidigte die Hauptstadt und machte eine Reihe heftiger, jedoch vergeblicher Ausfälle. Die Belagerung mußte sich voraussichtlich in die Länge ziehen, und darum begannen die Deutschen schweres Geschütz

2. Theil 3 - S. 235

1880 - Stuttgart : Heitz
Karl I. 235 denen vielleicht keine Frankreich je gesehen hatte, war es Sitte, sich in französischer Sprache zu unterhalten, und wer dies nicht konnte, bediente sich wenigstens einzelner französischer Wörter. Dadurch geschah es denn, daß eine Anzahl von fremden Ausdrücken in unsere Sprache kam, von denen wir uns erst in der neuesten Zeit, aber noch nicht völlig losgemacht haben. Die Männer ließen sich Monsieur ttetmert; die Frauen bildeten sich ein, sie wären vornehmer, wenn sie Madame hießen, und die Mädchen wollten nicht mehr Jungfrauen, sondern Mademoiselle heißen, und selbst jetzt noch wird es mancher schwer, statt Oncle, Tante, Cousin und Cousine, Oheim, Base, Vetter und Muhme zu sagen, ohne zu bedenken, daß es für uns Deutsche eine Schande sei, fremde Ausdrücke zu borgen, da wir doch unsere eigenen haben. Nach diesem allen brauchen wir also wahrlich nicht die alte Zeit wieder herbeizuwünschen. Jede Zeit hat ihre Vorzüge, jede ihre Gebrechen; im Ganzen aber ist der Fortschritt zum Bessern nicht zu verkennen. 101. Karl I. und Croinwell. Jacob I., der schwache Sohn der unglücklichen Maria Stuart, starb 1625, und hinterließ einen Sohn, Karl I., dem es nicht viel besser gehen sollte, als seiner Großmutter. Er war ein Mann von vielem guten Willen, aber ohne hinlängliche Talente, ein unruhiges Volk zu regieren; er überließ sich daher seinen Ministern, dem Herzog von Buckingham,*) dann dem Grafen von Straf-ford, und die Fehlgriffe, welche besonders der erstere machte, wurden alle dem armen Könige beigemessen und so der Haß gegen ihn immer größer. Mit dem Parlamente gerieth er bald in heftigen Streit. Er setzte etwas darein, ihm in allen Dingen zu widersprechen; Karl wollte, so riethen ihm die Minister, auch nicht nachgeben, und so wurde die Spannung immer gefährlicher. Zwei Parlamente nacheinander löste Karl auf; ein drittes aber 1628 erneuerte alle Beschwerden der früheren und setzte durch die be- *) Buckingham, von niedrigem Stande, nur durch seine Schönheit und Gewandtheit so hoch gestiegen, wurde 1628 in Portsmuth, als er eben das Kommando der Flotte, die das von Richelieu belagerte la Rochelle entsetzen sollte, übernehmen wollte, von einem puritanischen Schwärmer, dem ehemaligen Offizier Felton, mit einem Messer erstochen, weil ihn dieser für die Ursache alles über England gekommenen Unglücks hielt.

3. Theil 3 - S. 243

1880 - Stuttgart : Heitz
Ludwig Xiv. Richelieu. Mazarin. 243 man sich, ihm Ehre zu erweisen. Auf einer schönen Flotte fuhr er über nach England, wurde mit Frohlocken empfangen, umarmte dankbar den ehrlichen Monk und versprach seinen Unterthanen eine väterliche Regierung. Aber er hat sein Wort schlecht gehalten. Obwohl er wegen seines heitern, leutseligen Wesens beim Volke beliebt war, hat er doch durch Verschwendung, Leichtsinn und Mangel an Ehrgefühl, worin er so weit ging, daß er von Ludwig Xiv. heimlich Jahrgelder annahm, das königliche Ansehen herabgesetzt. Unter ihm sind die Parteinamen der Tories und Whigs aufgekommen. Jener Name bezeichnet die Anhänger aristokratisch-monarchischer Regierungsgrundsätze, dieser die Freunde der auf dem Volksrechte ruhenden (Staatsleitung. *) 102. Ludwig Xiv., 1643—1715. Nach dem guten Heinrich Iv. hatte sein kraftloser Sohn, Ludwig Xiii., über Frankreich regiert, eigentlich freilich nicht regiert, sondern er war nur König gewesen. Regiert hatten erst seine Mutter Maria von Medicis und späterhin der äußerst kluge und gewandte Cardinal von Richelieu, der die gesunkene königliche Macht wieder herstellte, Uebermuth der Großen demüthigte, aber auch die Resormirten aufs neue verfolgte. Nach mancherlei ihnen angethanen Kränkungen verlangte er von ihnen, daß sie den letzten der ihnen früher bewilligten Sicherheitsplätze, la Röchelte, aufgeben sollten, und da sie sich dessen weigerten, ließ er die Stadt belagern. Er selbst stellte sich an die Spitze der Armee und leitete persönlich die Belagerung. Mit einer an die Römerkriege erinnernden Kraft und Ausdauer führte er einen Damm weit ins Meer hinein, um der Stadt jede Zufuhr und Unterstützung von England abzuschneiden. Sie widerstand 14 Monate und öffnete erst (1629) die Thore, nachdem über 20,000 Mann vor Hunger darin umgekommen waren. Die Resormirten wurden zwar fernerhin geduldet, aber ohne Sicherheitsplätze. Als Richelieu 1642 starb, empfahl er dem Könige zum Minister einen schlauen Italiener, den er sich herangezogen hatte, den Cardinal *) Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat sich aus den Whigs die Partei der Radikalen ausgeschieden, weil sie mit gemäßigten Reformen nicht zufrieden war. Eine andere Partei, die Chartisten d. h. Anhänger einer sogenannten Volkscharte, verfolgt mehr sociale als politische Ziele.

4. Theil 4 - S. 131

1880 - Stuttgart : Heitz
Congreß zu Verona. 131 erwähnt, nach stillschweigendem Einverständniß der Mächte, ein französisches Heer unter dem Herzog von Angoulöme in Spanien ein. Umsonst hofften die Cortes, daß das Volk sich zu einem Guerillaskrieg in freiwillig bewaffneten Banden erheben würde; fast überall wurden vielmehr die Franzosen als Freunde begrüßt, da das Volk, welches man mit der liberalen Constitution beglücken wollte, für dieselbe gar keinen Sinn und kein Verständniß hatte. Da auch die Truppen fast überall capitulirten, zogen die Franzosen bald als Sieger in Madrid ein. Die revolutionäre Regierung (Junta) mit den Cortes war nach Cadiz gezogen; dorthin folgte ihnen die französische Armee, um den festen Platz zu belagern. Obwohl die Anführer zuerst laut verkündeten, daß sie sich lieber unter den Trümmern der Stadt begraben, als unterhandeln wollten, so verstanden sie sich doch bald zu einer Capitnlation. Ferdinand Vii. wurde nun in die frühere unumschränkte Herrschaft wieder eingesetzt. Mit größter Strenge und Grausamkeit wurden die Anführer verfolgt und zum Theil hingerichtet, und alle alten Einrichtungen wieder hergestellt. Das Volk selbst, welches für freie Einrichtungen nicht im geringsten reif war und sich daher auch nicht danach sehnte, zeigte sich im Gegentheil für Königthum und Priesterherrschaft begeistert und begrüßte die Wiederherstellung der alten Zustände mit Jubel (1823). In Portugal wurde die Constitution gleichfalls wieder beseitigt, aber ohne fremde Hülfe, durch einen Aufstand, welchen der Sohn des Königs, Don Miguel, mit Hülfe des Militairs und des Pöbels erregte. Der schwache König Johann wollte nun durch eine gemäßigte Verfassung die Liberalen mit seiner Herrschaft versöhnen; dagegen erhob sich jedoch Don Miguel. Dieser ging so weit, einen Aufstand gegen seinen eigenen Vater zu erregen, wurde jedoch besiegt und aus Portugal verbannt (1824). Als Johann starb (1826), wurde sein ältester Sohn Don Pedro constitutioneller Kaiser von Brasilien, übertrug aber die Herrschaft über Portugal seiner unmündigen Tochter Donna Maria da Gloria; zugleich gab er dem Lande eine freisinnige Verfassung. Don Miguel, welcher aus der Verbannung zurückgerufen wurde, sollte die Regentschaft bis zur Großjährigkeit der Königin führen. Derselbe aber wollte für sich selbst die Herrschaft ufurpiren, stieß die Verfassung wieder um und ließ sich zum unumschränkten König erklären. Nicht lange jedoch währte seijte Herrschaft. Don Pedro, welcher den Thron Brasiliens in Folge eines Aufstandes an seinen

5. Theil 4 - S. 40

1880 - Stuttgart : Heitz
40 Neueste Geschichte. 1. Periode. Frankreich. (Eonforten richteten in dieser drohenden Gefahr eine reoolutionäre Regierung ein, die bis zum Frieden dauern sollte. Die neue Ber-fassnng wurde aufgehoben, der Convent seiner Macht beraubt und dagegen alle Gewalt zweien Ausschüssen, dem Wohlfahrts- und dem Sicherheitsausschuß, ertheilt. Diese neue Macht sollte von niemandem abhängen, kein Gesetz sie binden, ihr alles erlaubt sein, willkürlich sie über das Leben, die Freiheit und das Eigenthum der Bürger gebieten dürfen. Welche furchtbare Regierung! lind das Schrecklichste war, daß an der Spitze derselben die blutgierigsten Ungeheuer standen, von denen alle Greuel zu erwarten waren. — Diese Besorgniß traf. leider auch ein. Frankreich wurde zwar gegen die andringenden Feinde gerettet, aber nur durch Ströme von Blut, und gewiß gab es nicht leicht eine Familie, welche in jener Schreckenszeit nicht eins oder mehrere ihrer Mitglieder unter der Guillotine oder im Kriege verloren hätte. Der Schrecken sollte die innern und äußern Feinde zermalmen. Daher nennt man diese Regierung den Terrorismus. Im Innern herrschte Robespierre; die Führung des Krieges überließ er einem geschickten Offiziere, dem Generale Carnot. „Ganz Frankreich," so lautete der Befehl, „wird ein einziges großes Lager; jeder Einwohner gehört dem Kriegsdienste an. Sobald die Sturmglocke gezogen wird, steht das Volk in Masse auf. Unverheirathete und Wittwer ohne Kinder ziehen an die Grenzen; Verheirathete schmieden Waffen und führen Lebensrnittel zu, die Weiber sorgen für die Kleider der Soldaten und die Kinder zupfen Charpie." Bald aber theilte man die ganze Masse in drei Abtheilungen, von denen nur die eine, junge Leute von 18—25 Jahren, gegen den Feind marfchiren mußte. Nun ergoß sich stromweife die junge Mannschaft an die Grenzen, von wildem Muthe beseelt; die Generale führten sie, unterstützt durch den wilden Fanatismus, von Sieg zu Sieg. In ganz Frankreich waren 200,000 Arme Tag und Nacht beschäftigt, Waffen und Pulver zu bereiten. Bald hatte der Krieg eine ganz andere Gestalt gewonnen. Die andringenden, feindlichen Heere sahen sich plötzlich ausgehalten, und ehe ein Jahr verging, waren die französischen auf allen Punkten siegreich. Auch im Innern wurden die unzufriedenen Städte bald unterworfen: Marseille zuerst, später Lyon, Toulon und andere Städte, lleberall wurden die empörendsten Grausamkeiten an den

6. Theil 4 - S. 165

1880 - Stuttgart : Heitz
Unruhen in Italien. 165 selbe Geist, welcher hier vorherrschte, wurde in der neu erwachten Burschenschaft auf den Universitäten, sowie in einem Theil der Presse, in geheimen Verbindungen aller Art genährt. Endlich machten schwärmerische, verirrte Jünglinge in Gemeinschaft mit politischen Flüchtlingen u. a. einen wirklichen, aber thörichten Versuch zum Umsturz der bestehenden Verfassung durch das sogenannte Frankfurter Attentat. Verführt durch lügenhafte Vorspiegelungen von Frankfurter Mitverschworenen und in verblendetem Vertrauen auf einen verheißenen Aufstand der Bevölkerung der Umgegend wagten sie einen frevelhaften Angriff auf die Besatzung von Frankfurt, töbteten einige Soldaten und riefen das Volk zur Eroberung der Freiheit auf, welche sie von dem Sitze des Bundestags auf ganz Deutschland auszudehnen hofften. Aber sie sahen sich bald in ihren kühnen Erwartungen auf größere Theilnahme getäuscht, wurden von dem Militär in die Enge getrieben und, soweit sie sich nicht durch die Flucht retten konnten, gefangen gesetzt. In Folge dieser Ereignisse verschärften die Regierungen ihre Maßregeln der Vorsicht: in ganz Deutschland wurden strenge Untersuchungscommissionen gegen die demagogischen Umtriebe niedergesetzt, die Führer der liberalen Partei streng beobachtet und verfolgt, und durch Bundestagsbeschlüsse wurde die souveraiue Gewalt der Fürsten gegen etwaige Uebergriffe der Ständeversammlungen bestimmter als bisher festgestellt. Auch in dieser Gegenwirkung gegen die Revolution wurde nicht immer die wünschenswerthe Mäßigung beobachtet, und dadurch eine geheime Fortwirkung der liberalen Bestrebungen und besonders der Widerwille gegen den Bundestag um so mehr befördert. Auch in Italien gingen die Bewegungen, welche in Folge des Julisturms ganz Europa durchzuckten, nicht spurlos vorüber. Besonders entstanden in Modena und in den Kirchenstaaten heftige Unruhen. Auf die Bitten des Herzogs von Modena und des Papstes Gregor Xvi. rückten jedoch östreichische Truppen ein und stellten die Ruhe bald wieder her. Der Papst mußte indeß auf Drängen seiner eigenen Bundesgenossen, der Oestreich er, die Zusage ertheilen, einige wesentliche Verbesserungen in der Verwaltung seiner Staaten eintreten zu lassen. Als nach dem Ausrücken der Hülsstrnppen aber die Unterthanen sich mit den eingeführten sehr geringen Aenderungen nicht zufrieden erklärten, nahm der Papst nochmals zu Oestreich seine Zuflucht, und neue Truppen rückten ein, welche jedoch von den Bewohnern selbst' als Helfer gegen die

7. Theil 4 - S. 112

1880 - Stuttgart : Heitz
112 Neueste Geschichte. 1. Periode. mit erblichen Mitgliedern und eine Deputirtenkammer errichtet und ihnen das Recht der Steuerbewilligung gegeben wurde. Aber die neue Regierung versäumte es, den Geist der Nation, welcher der napoleonischen Herrschaft noch in vieler Beziehung zugeneigt war, zu schonen. Mit großer Uebereilung drängten die Freunde der zurückgekehrten Königsfamilie alle bisherigen Anhänger des vertriebenen Kaisers zurück, besonders aber verletzten sie die Armee und das Volk durch geringschätzige Behandlung der Soldaten, zumal der Garden des Kaiserreichs, und als die zahlreichen Kriegsgefangenen, welche nach dem Friedensschluß aus der fremden Haft entlassen waren, nach Frankreich zurückkehrten, fanden sie in der Mißstimmung des Volks bereits einen günstigen Boden, um ihre Vorliebe für den verbannten Bonaparte wieder zu verbreiten. Diese Stimmung der Gemüther in Frankreich blieb dem auf Elba gefangen gehaltenen, aber nicht streng bewachten Helden nicht unbekannt; viele seiner früheren treuen Diener, besonders der Polizeiminister Fouche, der Marschall Davoust, der Kriegsminister Carnot n. a. ermunterten ihn zu einem neuen kühnen Streich, und da er gleichzeitig erfuhr, daß die Fürsten und Staatsmänner in Wien über die Ländervertheilnng gerade in heftigem Zwiespalt waren, so hielt er den Augenblick für günstig zu einem neuen Versuch, die verlorene Herrschaft wieder zu erlangen. Am 26. Februar 1815 verließ Napoleon Elba mit etwa 1100 alten Soldaten; glücklich entging er den im Mittelmeer kreuzenden Schiffen der Engländer und Franzosen und stieg am 1. März bei Cannes in der Provence ans Land. Bald zeigte es sich, daß er in Bezug auf die Stimmung der Franzosen nicht falsch gerechnet hatte; denn überall im Süden wurde er mit Begeisterung aufgenommen, von Schritt zu Schritt wuchs die Anzahl seiner Getreuen. Mit seiner alten Zuversicht rief er aus: „Mein Adler wird von einem Kirch-thurm zum andern durch Frankreich vor mir herfliegen, bis er sich auf dem Thurme von Notre-Dame in Paris niederlassen wird." Vergeblich sandte Ludwig Xviii. die Generale gegen ihn aus, welche er für die treuesten hielt; kaum befanden sie sich im Angesicht ihres alten, ruhmgekrönten-Kriegsherrn, allste unwiderstehlich zu ihm hinübergezogen wurden, wie auch alle Truppen und Befehlshaber auf dem ganzen Wege von Cannes bis Paris • eben so zu ihm übergingen. In 20 Tagen legte der todtgeglaubte Löwe den Triumphmarsch zurück, und nachdem Ludwig Xviii. von allen, die ihm so eben Treue geschworen, verlassen, nach Gent in

8. Theil 4 - S. 393

1880 - Stuttgart : Heitz
1866 bis 1870. Schweiz. Belgien. 393 bigen Abänberungen der Verfassung sollten durch ein Plebiscit bestätigt, b. H. dem französischen Volke zur Entscheibuug vorgelegt werben. Diese Abstimmung geschah im Mai 1870. Die länb-liche Bevölkerung hatte fast überall dem Kaiser zugestimmt, in Paris und den großen Städten war die Mehrzahl der Stimmen ablehnenb. Auch in der Armee stimmte eine erhebliche Anzahl gegen die Regierung. Der Kaiser schien durch das Ergebniß im Ganzen besriebigt zu sein. Kurze Zeit aber nach dem Plebiscit brach der Krieg gegen Deutschland aus. — Aus den geschichtlichen Begebenheiten in den kleineren Nachbarstaaten Frankreichs beschränken wir uns auf wenige allgemein wichtige Mittheilungen. Die Schweiz war mehrmals der Schauplatz von Zusammenkünften und Congressen; ihre Lage zwischen Deutschland, Italien, Frankreich macht sie dazu sehr geeignet. 1863 traten hochherzige Männer in Genf zusammen, mit dem Zwecke, das Loos verwuubeter und erkrankter Krieger möglichst zu erleichtern. Man vereinbarte 1864 die Genfer Convention, welche sich in den Kriegen 1864, 1866, 1870—71 trefflich bewährt hat; alle europäischen Staaten sinb ihr beigetreten. Das Zeichen ist das rothe Kreuz im weißen Felbe. Wo diese Fahne weht, sinb Ver-banbplätze, Lazarethe und Hospitäler auch im Kampfe und unter feinblichen Truppen neutral; Aerzte und Sanitätsbeamte bürfen bei den Verwuubeten und Kranken ausharren, benn sie werben vom Feinde nicht gefangen genommen. Mit einem Wort: der verwuubete, kampfunfähig geworbene Feind ist kein Feind mehr, er ist unsrer Hülfe bebürftig und sie wirb ihm gewährt. Welch herrlicher Triumph der Humanität! Anbere Tenbenzen verfolgten die internationalen Congrefse der Arbeiter (in Lausanne, Septbr. 1867), der Friebens- und Freiheitsliga (in Genf, Septbr. 1867 — in Bern, Septbr. 1868 — in Lausanne, Septbr. 1869). Alle diese Versammlungen, zu benen hauptsächlich Mitglieber der socialistischen und rabicalen Parteien herbeieilten, verfolgten den Zweck, eine Umgestaltung der socialen Organisation vorzubereiten und die bestehenben Verhältnisse zu erschüttern. Ein Unternehmen von großer practischer Wichtigkeit, war der Plan einer Gottharbbahn, besonbers bebeutsam für Deutschland und Italien, benn die bisherigen Verbinbungen zwischen biesen Länbern waren westlich in der Hctnb Frankreichs, östlich in der Oestreichs. — In Belgien hatte nach dem Tode Leopolb I., 10. December 1865, sein Sohn, Leopolb Ii., den Thron bestiegen. Die Schwester

9. Theil 2 - S. 96

1880 - Stuttgart : Heitz
96 Mittlere Geschichte. 2. Periode. England. zu kämpfen, da immer neue Schaaren wie aus dem Meere aufstiegen. Vergebens rief Alsred seine Unterthanen zu einem neuen Kampfe auf. Manche flohen in die Berge, Andere über die See, und die Uebrigeu unterwarfen sich den Siegern. Alfred, von Allen verlassen, von den Dänen ausgesucht, entließ seine Hofleute und flüchtete sich in Bauernkleidern. Er trat als Knecht in die Dienste eines seiner Rinderhirten, eines treuen Menschen, der nicht einmal seiner Frau den hohen Stand seines Gastes verrieth. Als er nun hier bemerkte, daß die Dänen nicht mehr so eifrig Ihn aufsuchten, begab er sich nach einem Versteck in Somersetshire (im südlichen England am Kanal von Bristol). Hier war eine von kleinen Flüssen, Morästen und Buschwerk umgebene Gegend, die Insel Athelney. Diese befestigte er; und dazu war hier Alles so unwegsam, daß Niemand ahnte, daß sich hier Menschen aufhielten. Von hier aus griff er mit einem gesammelten Haufen ' Sachsen öfters die Dänen an, die daraus wohl sahen, daß er noch da sei, aber nicht erfahren konnten, wo er sich aufhalle. Endlich hörte er, daß ein sächsischer Graf den Dänen eine Niederlage beigebracht und ihnen ihre Zauberfahne weggenommen habe, auf welcher von drei Schwestern unter Zaubersprüchen ein Rabe gestickt war und die durch ihr Wehen Kriegsglück und Unglück verkündigte. Nun wollte auch er offen hervortreten, vorher aber ))as Lager der Feinde erspähen. Als Harfenspieler verkleidet begab er sich dahin, er spielte ihnen vor und erwarb durch heitere Scherze ihr Vertrauen so, daß sie ihn überall frei umhergehen ließen, ja daß sogar einer ihrer Prinzen ihn mehrere Tage in seinem Zelte behielt. Da er ihre große Sicherheit bemerkte, war schnell sein Plan gemacht. Er verschwand aus dem dänischen Lager und schickte heimlich Boten zu den Angesehensten der Sachsen: daß sie sich an einem bestimmten Tage in einem dazu ihnen angewiesenen Walde einfinden möchten. Da sie längst die Tyrannei der Dänen unerträglich gefunden hatten, so kamen sie und empfingen den geliebten König freudig in ihrer Mitte. Sie versprachen ihm Treue und Gehorsam. Er benutzte ihre Begeisterung und führte sie sogleich gegen die Dänen. Diese waren überrascht von der Erscheinung der Sachsen, die sie ganz muthlos geglaubt hatten, und über das Wiederauftreten Alfreds. Sie erlitten bei Eddington unweit Bristol eine vollständige Niederlage, flüchteten sich in eine Festung und mußten sich hier an Alfred ergeben. Dieser war so großmüthig, sie im Lande zu behalten; er wies sie nach dem Norden Englands (Ostangeln und

10. Theil 2 - S. 95

1880 - Stuttgart : Heitz
Alfred von England. 95 62. Alfred von England (871—901) und Wilhelm der Eroberer (1066). Von England ist am Schluffe der alten Geschichte erzählt worden, daß 449 ein Schwarm Angelsachsen unter Hengift und Horsa auf Bitten der Briten aus Deutschland herübergekommen sei und ihnen zwar gegen deren Feinde, die Pikten und Skoten, beigestanden, sich aber dann in England festgesetzt und die Briten unterworfen habe. Es waren immer neue Schwärme nachgekommen und die Häuptlinge derselben errichteten sieben Königreiche in England, die sogenannte Heptarchie (Siebenherrschaft). Es war dies eine unglückliche Zeit; denn die unterdrückten Briten machten unaufhörliche Versuche, das ihnen aufgelegte Joch der Angelsachsen wieder abzuwerfen, und erst nach und nach fanden- sie sich in ihr Schicksal oder zogen sich in die Berge von Wales oder Cornwall zurück. Endlich vereinigte ein König von Wefsex (in Süd-England), Egbert, alle sieben Reiche (827) und machte also der Heptarchie ein Ende. Er war als Prinz, um sich vor den Verfolgungen seiner eigenen Verwandten zu retten, nach Frankreich geflohen und hatte am Hofe Karls des Großen seine Ausbildung erhalten. Mit Kenntnissen und Erfahrungen bereichert, kam er zurück, und mit ihm begann für England eine ruhigere Zeit. Doch wurde die Ruhe manchmal durch die Landung der Dänen oder Normänner, kühner Seeräuber, die von Dänemark und Norwegen aus das Meer durchschifften, gestört. Sie raubten Menschen und Güter, und schifften dann reich beladen nach Hause. Noch großem Ruhm als Egbert erlangte sein Enkel, Alfred, den man auch wohl den Großen genannt, und der von 871 bis 901 über England regierte. Als Knabe hatte er nichts gelernt, weil ihn sein schwacher Vater (Ethelwolf) verzärtelte; aber seine Mutier Judith, eine Tochter Karls des Kahlen, lehrte ihm die altsächsischen Lieder. Diese machten auf sein Gemüth einen wunderbaren Eindruck und entwickelten in ihm die Begeisterung für alles Edle und Große, die er hernach als König überall zeigte. Kaum hatte er den Thron bestiegen, so landeten neue Haufen von Dänen, die damals die Küsten nicht nur Englands, sondern auch Frankreichs und Deutschlands zu verwüsten pflegten. Nach mehrern vergeblichen Kämpfen verloren die Angelsachsen den Muth, ferner
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