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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 131

1888 - Habelschwerdt : Franke
131 3. Die erste« Beiseit der getrennten Weiche. Westfranken. Karl der Kahle, 843—877, war wehrlos gegen die Normannen. Zwar verschaffte er sich 876 den Kaisertitel, aber er konnte es nicht verhindern, daß sich Nieder-Burgund selbständig machte. Nach dem Tode seines nächsten Nachkommen übertrugen die Reichsstände Karl dem Dicken die Regierung, 884. Ostsrailken. Ludwig der Deutsche, 843—876, hatte glücklich die Angriffe der Normannen abgewehrt. Von seinen Söhnen überlebte Karl der Dicke die Brüder und erhielt 876 Ostfranken ungeteilt. 4. Kcrrl der Dicke, 876—887. Derselbe vereinigte also von 884—887 noch einmal den größten Teil des karolingischen Reiches unter seinem Scepter. Aber er war unselbständig und schwach; seine feige Nachgiebigkeit gegen die skandinavischen Seeräuber brachte ihn um alles Ansehen. Daher wurde er 887 zur Abdankung gezwungen. 5. Auflösung des fiarocingtfchen Weiches. Das karolingische Weltreich löste sich nun in 5 Teile auf, indem in den einzelnen Gebieten nene Herrscher gewählt wurden: a) Ost-fraukeu, b) Westfranken, c) Niederburgund, d) Hochburgund, e) Italien. Gründe für den Verfall: a) Der Mangel eines festen Erbfolgegesetzes, b) die Unfähigkeit der späteren Karolinger, c) die wachsende Macht der Vasallen, d) äußere Feinde, namentlich die Normannen. 6. Die sesten Karolinger in (Mfran&en (Aeutschtand). a) Arnulf, 887—899. Er führte die herzogliche Gewalt in Kärnthen, als er, ein (unechter) Karolinger, durch Wahl zum Könige erhoben wurde. Mit kräftiger Hand schlug er die Normannen bei Löwen und warf den Mährenfürst Zwentibold nieder, der ein mächtiges Slavenreich gegründet hatte. b) Ludwig das Kind, 899—911. Sechs Jahre alt, wurde er zum Könige gewählt. Das Reich zerfiel und wurde nament- lich von den Ungarn verheert. 9*

2. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 171

1888 - Habelschwerdt : Franke
171 ähnlicher Form aufstreben und oben in der Kreuzblume ihren Abschluß finden. (Dom zu Köln, 1248 begonnen, Münster zu Straßburg, Stephansdom in Wien.) Synchronistische Akersicht über die Geschichte Frankreichs und Englands. Frankreich. Der Grundstamm des Volkes war die romanisierte keltische Bevölkerung; römische Sprache und römisches Recht waren vorherrschend. Daneben gab es noch andere Volkselemente: in der Bretagne die britischen Kelten, im Süden die Iberer, im Osten germanische Stämme. Hierzu kamen die gleichfalls germanischen Normannen, die sich an der untern Seine eigenmächtig niederließen. Eine einheitliche Nationalität bildete sich daher in Frankreich nur langsam aus. I. Die letzten Karolinger, 877—987. Dieselben waren schwache Könige, unter denen die Vasallen säst unabhängig wurden und die Normannen Einfälle machten. Karl der Einfältige trat dem Normannenführer Rollo förmlich die „Normandie" ab, 911. Ludwig V., der letzte Karolinger, hatte den Beinamen „der Faule," t 987. Ii. Die Kapetinger, 987—1328. Nach dem Aussterben der Karolinger wurde Hugo, Herzog v. Fran-cien, mit dem Beinamen Kapet, zum Könige ernannt. (Das Herzogtum Francien war eines der vier großen Reichslehen und umfaßte vorzüglich die Grafschaften Paris und Orleans.) Die ersten Kapetinger mußten oft unter schweren Kämpsen die königliche England. I. Angelsächsische Könige, 827—1016. Egbert von Wesser hatte 827 die sieben angelsächsischen Reiche (siehe S. 112) vereinigt und England genannt. Seine Nachfolger hatten von den Normannen viel zu leiden, die sich hier Dänen nannten und den größten Teil des Landes in Besitz nahmen. Alfred der Große, 871—901. Er war kriegsmutig, mußte sich aber doch vor den Dänen flüchten. Als Harfenspieler verkleidet, spähte er das dänische Lager aus und schlug sie bei | Eddington. Den Dänen blieben nur Ostangeln und Nordhumberland. Mit Einsicht ordnete Alfred das Reich, indem er es auf Grundlage der alt-sächsischen Verfassung in Gaue teilte, ; die von Grasen verwaltet wurden. Um die geistige Bildung zu heben, S gründete er Kirchen und Schulen (Oxford), übersetzte selbst lateinische Werke ins Angelsächsische und ließ die Heldenlieder sammeln (Sagen des Jüten-königs Beowulf). Seine Nachkommen kämpften wieder unglücklich gegen die Dänen, die schließlich ganz England unterwarfen. Ii. Dänische Könige, 1016—1041. Kannt der Große, 1016—1035, war ein gemäßigter Herrscher. Er trat zum Ehristentume über und begünstigte die Verschmelzung der Normannen und Angelsachsen. Seine

3. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 137

1888 - Habelschwerdt : Franke
137 3. Von entscheidender Bedeutung für Deutschland war das Streben der sächsischen Könige nach der Kaiserwürde. Als Kaiser suchten sie die päpstliche Macht unter die kaiserliche zu beugen. 4. Dieses Streben legte auch den Gedanken nahe, Italien mit Deutschland zu verbinden. Kultur. Die Zeit der sächsischen Könige bedeutet auch eine Kulturerhebung Deutschlands. Vorzüglich tritt der Norden in das Kulturleben ein. 1. Wissenschaft und Kunst gewannen in Deutschland bleibende Stätten. (Widukind: „Sächsische Geschichte," Roswitha: „Geschichte Ottos d. Gr." in Hexametern, Bernward von Hildesheim, der erste Erzgießer.) 2. Handel und Industrie werden belebt. (Entwickelung der Städte, Kolonisation im Norden und Osten.) Dritter Abschnitt. Die frmtkifdjs« oder Talifdjßn Kaiser, 1024—1125* I. Konrad Ii., 1024—1039. Seine Wahl schien, da er persönlich tüchtig war und eine geringe Hausmacht besaß, den Interessen des Reiches und der Fürsten in gleicher Weise zu entsprechen. 1. Erwerbung Burgunds, 1032. Der kinderlose König Ru- dolf Iii. non Burgund hatte Heinrich Ii. zum Erben seiner Länder eingesetzt, und Konrad Ii. nahm als Nachfolger Heinrichs dieses Erbrecht für das Reich in Anspruch. Er fand indes Widerspruch an seinem Stiefsohne, dem Herzoge Erust von Schwaben, der sich empörte und mit seinem Freunde Werner von Kibnrg ein trauriges Ende nahm. Burgund kam nach dem Tode Rudolfs 1032 zu Deutschland. 2. Die Züge nach Italien. Auf dem ersten Zuge erwarb Konrad die lombardische und die Kaiserkrone; den zweiten unternahm er zum Schutze der kleineren Vasallen gegen den Erzbischof von Mailand. 3. Auswärtige Bestrebungen. Die Freundschaft Kannts von Dänemark sicherte er sich durch Abtretung der Mark Schleswig, die seit der Einführung des Christentums daselbst für das Reich bedeutungslos war; Polen machte er von Deutschland abhängig; in Italien verwandelte er die von den Normannen gegründete Grafschaft Aversa in ein deutsches Reichstehen. 4. Innere Politik. Konrad suchte die königliche Macht zu kräftigen und sie auf die niederen Gewalten zu stützen. Dahin zielte namentlich das Lehnsgesetz, das er 1037 in Italien gab, wonach die

4. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 77

1904 - Habelschwerdt : Franke
77 frderte die Bildung und lie ein Gesetzbuch ausarbeiten. Zu Anfang des 11. Jahrhunderts eroberten die Dnen England, und seit 1016 herrschte hier der mit Kaiser Konrad Ii. befreundete König Kannt. Den Dnen folgte 1041 der in die Normandie geflohene Eduard der Bekenner als König von England. Als nach seinem Tode sein Schwager Harald zum Herrscher gewhlt wurde, landete 1066 der Herzog von der Normandie, Wilhelm der Eroberer, ein Verwandter Eduards, mit einem Heere in England und schlug Harald in der Schlacht bei Hastings (hehstings). Mit ihm beginnt die Herrschaft der normannischen Könige, die bis 1154 dauert. Dritter Abschnitt. Die ^Wltnmdjtetrxxlitik der Hohenstaufen und die Gernranifternng des Ostens. Friedrich I., Barbarossa, 11521190. 1152-1190 1. Friedrichs Persnlichkeit und seine Ziele. Konrad Iii. empfahl sterbend den Fürsten seinen Neffen Friedrich von Schwaben, der sich auf dem zweiten Kreuzzuge groen Ruhm erworben hatte, zum Nachfolger. Er wurde zu Frankfurt a. M. einstimmig gewhlt. Friedrich, wegen feines rtlichen Bartes von den Italienern Barbarossa genannt, war eine knigliche Heldengestalt, die dem Ritterideal seiner Zeit entsprach. In seiner majesttischen Erscheinung mit den lebhasten blauen Augen, seinem hochherzigen und liebenswrdigen Wesen, semer Liebe fr Kunst und Dichtung lebt er als die Verkrperung der deutschen Kaiserherrlichkeit durch die Jahrhunderte in der Erinnerung weiter. Dabei war er ein hochbegabter Herrscher, ein gewandter Redner und ein Staatsmann voll hochfliegender Plne. Doch konnte er auch unerbittlich streng und bis zur Grausamkeit hart sein. Das nchste Ziel seiner Regierung war die Vershnung der Parteien und die Wahrung der kaiserlichen Rechte. Die Ausshnung mit den Welsen gelang ihm um so leichter, als seine Mutter eine Schwester Heinrichs des Stolzen war. Friedrich besttigte Heinrich dem Lwen den Besitz Sachsens und verlieh ihm, um den mchtigen Fürsten dauernd an sich zu fesseln, auch Bayern. Heinrich Jasomirgott, der Bayern abgeben mute, wurde beschwichtigt, indem feine bisher von Bayern abhngige Markgrafschaft sterreich zu einem selbstndigen, auch in weiblicher Linie erblichen Herzogtum erhoben und mit so vielen Vorrechten ausgestattet wurde, da sich hier zuerst eine unabhngige Territorialmacht herausbildete. 2. Friedrichs Kmpfe in Italien, a. Kmpfe in Oberitalien. Zerstrung Mailands. Zur Befestigung der kaiserlichen Macht war es notwendig, da die Herrschaft des deutschen Knigs in Italien wiederhergestellt wurde. Oberitalieu hatte sich seit der Zeit Heiurichs Iv.

5. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 59

1904 - Habelschwerdt : Franke
59 Genf huldigen. Durch die Erwerbung Burgunds, zu welchem auch die heutige deutsche Schweiz gehrte, kamen alle wichtigen Alpenpsse in deutsche Hnde. Dadurch war fr etwa fnf Jahrhunderte die Verbindung mit Italien gesichert und das bergewicht Deutschlands der Frankreich hergestellt. Der Schwerpunkt des Reiches wurde jetzt aber mehr nach Sden verlegt, und die Interessen des Nordens und Nordostens traten zurck. b) Freundschaft mit Dnemark. Kmpfe mit den Polen. Um die fr den Norden und Osten Deutschlands gefhrliche Verbindung der Dnen und Polen zu Verhindern, schlo Konrad mit Kaimt von Dnemark, der auch Norwegen und England beherrschte. einen Freundschaftsbund und trat ihm die dem Reiche lngst ent-fremdete Mark Schleswig ab. Hierauf zwang er den Polenknig, den Knigstitel aufzugeben und sein Land als deutsches Lehen an-zunehmen. 3. Konrads innere Politik. Unter Kourads Regierung wurde eine wesentliche Umgestaltung in dem Lehnswefen angebahnt. Immer hufiger kam es vor. da die weltlichen und geistlichen Fürsten ihren Ministerialen, d. h. den Dienstmannen, die sie fr die Verwaltung der Gter, wie fr den Kriegs- und Hofdienst brauchten, kleine Ritter-lehen von meist 3 Hufen bertrugen. Diese Ministerialen, die hanpt-schlich aus deu Hrigen hervorgingen, waren zwar von ihren Herren sehr abhngig, gewannen aber durch den Kriegsdienst und den dauernden Umgang mit den Groen mehr und mehr an Bedeutung und strebten nach der Erblichkeit ihrer Lehen. Nachdem die groen Lehen schon lngst erblich geworden waren, entschied sich Konrad auch fr die Erblichkeit der kleinen und gewann dadurch zahlreiche treue Anhnger. Auch in Italien trug er jenem Streben Rechnung. Whrend der Kmpfe der kleinen lombardischen Vasallen gegen den Erzbischof von Mailand erlie der Kaiser 1037 im Lager vor Mailand ein Lehnsgesetz, das die allgemeine Erblichkeit der Lehen im Mannes-stamme aussprach. Der Kaiser suchte nun auch ein erbliches Kaiser-tum zu grnden, und noch bei Lebzeiten lie er seinen Sohn Heinrich zum Nachfolger whlen und krnen. Konrad Ii. starb im Jahre 1039 und wurde in dem von ihm erbauten Dome zu Speyer begraben. Heinrich Iii., 10391056. 1039-1056 1. Persnlichkeit. Der junge König war erst 22 Jahre alt, zeigte aber schon eine groe Selbstndigkeit des Urteils. Er hatte eine vortreffliche Erziehung genossen und war ein ernster und gewissenhafter Aus dem Lehnsgefetz Kaiser Konrads Ii. Atzler, Qu. u. L. I. Nr. 28.

6. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 45

1904 - Habelschwerdt : Franke
46 beiden jngeren Shne, von denen Lothar das nach ihm benannte Lothringen (ix i. Lothari regnum) besa, starben jedoch frh. Da der ltere Sohn Lothars, Ludwig Il, in Italien mit den Sarazenen, Griechen und dem Fürsten von Benevent zu kmpfen hatte', konnte er es nicht verhindern, da seine Oheime Karl der Kahle und Ludwig der Deutsche der sein Erbe herfielen und es im Vertrage zu Meerseu 870 teilten. Ludwig der Deutsche'erhielt Lothringen, das Gebiet 870 am Niederrhein und Friesland, und so waren alle deutschen Lnder im Ostfrankenreiche vereinigt. 4. Die letzten Karotinger in Deutschland. a. Ludwig der Deutsche regierte im Ostfrankenreiche bis zum Jahre 876. Er war ein einfacher Kriegsmann und ein strenger, aber gerechter Herrscher. Auch geistigen Interessen war er zugetau. Otsried von Weienburg widmete ihm den Krist", und das Gedicht Muspilli soll der König selbst abgeschrieben haben. In den karolingischen Teilreichen herrschten fortwhrende Unruhen. Die Schwche der getrennten Lnder wurde dadurch gesteigert, da im Ost- und Westfrankenreiche die herkmmlichen Reichsteilungen statt-fanden und in Italien sich Gegenknige bekmpften. Dazu kam, da auswrtige Feinde die Grenzen bedrngten. Gegen Italien erhoben sich von Afrika her die Araber, die Kalabrien besetzten, während in Apulieu der Kaiser von Konstantinopel seine Herrschaft aufs neue befestigte. Von Norden drangen die Normannen vor, um im Kampfe mit dem Frankenreiche Beute zu suchen. Im Osten grndete Swatopluk oder Zweutibold, der Fürst der Mhren, ein selbstndiges Reich. In dieses brachten die griechischen Missionre Methodius und Cyrillus das Christentum, und so ging das weite Missionsgebiet der deutscheu Kirche verloren. Die Normannen (Nordmannen) waren Seeruberscharen, welche der germanischen Bevlkerung der skandinavischen Ksten entstammten. Durch den fortwhrenden Kampf mit der wilden Natur des Nordens, wie durch die zahllosen Fehden, welche die Ausbung der Blutrache hervorrief, bildeten sie sich zu khnen Seefahrern und furchtbaren Kriegern aus. Besondere Snger, die Skalden, pflanzten ihre alten Götter- und Heldensagen (vgl. die islndischen Edden S. 5) fort und fachten ihre Kampflust an. Auf ihren langen und schmalen Schiffen, den Wellenrossen" oder Meeresdrachen", unternahmen die Normannen oder, wie sie sich selbst nannten, Wikinger", d. h. Krieger, weite Fahrten und drangen auf den Flssen bis tief ins Innere der Lnder ein. Hamburg, Bremen, Cln und Trier wurden von ihnen zerstrt, v. Lher, Kulturgeschichte der Deutschen im Mittelalter: Niedergang der karolingischen Macht. Atzler, Qu. u. L. I. Nr. 22.

7. Theil 4 - S. 112

1880 - Stuttgart : Heitz
112 Neueste Geschichte. 1. Periode. mit erblichen Mitgliedern und eine Deputirtenkammer errichtet und ihnen das Recht der Steuerbewilligung gegeben wurde. Aber die neue Regierung versäumte es, den Geist der Nation, welcher der napoleonischen Herrschaft noch in vieler Beziehung zugeneigt war, zu schonen. Mit großer Uebereilung drängten die Freunde der zurückgekehrten Königsfamilie alle bisherigen Anhänger des vertriebenen Kaisers zurück, besonders aber verletzten sie die Armee und das Volk durch geringschätzige Behandlung der Soldaten, zumal der Garden des Kaiserreichs, und als die zahlreichen Kriegsgefangenen, welche nach dem Friedensschluß aus der fremden Haft entlassen waren, nach Frankreich zurückkehrten, fanden sie in der Mißstimmung des Volks bereits einen günstigen Boden, um ihre Vorliebe für den verbannten Bonaparte wieder zu verbreiten. Diese Stimmung der Gemüther in Frankreich blieb dem auf Elba gefangen gehaltenen, aber nicht streng bewachten Helden nicht unbekannt; viele seiner früheren treuen Diener, besonders der Polizeiminister Fouche, der Marschall Davoust, der Kriegsminister Carnot n. a. ermunterten ihn zu einem neuen kühnen Streich, und da er gleichzeitig erfuhr, daß die Fürsten und Staatsmänner in Wien über die Ländervertheilnng gerade in heftigem Zwiespalt waren, so hielt er den Augenblick für günstig zu einem neuen Versuch, die verlorene Herrschaft wieder zu erlangen. Am 26. Februar 1815 verließ Napoleon Elba mit etwa 1100 alten Soldaten; glücklich entging er den im Mittelmeer kreuzenden Schiffen der Engländer und Franzosen und stieg am 1. März bei Cannes in der Provence ans Land. Bald zeigte es sich, daß er in Bezug auf die Stimmung der Franzosen nicht falsch gerechnet hatte; denn überall im Süden wurde er mit Begeisterung aufgenommen, von Schritt zu Schritt wuchs die Anzahl seiner Getreuen. Mit seiner alten Zuversicht rief er aus: „Mein Adler wird von einem Kirch-thurm zum andern durch Frankreich vor mir herfliegen, bis er sich auf dem Thurme von Notre-Dame in Paris niederlassen wird." Vergeblich sandte Ludwig Xviii. die Generale gegen ihn aus, welche er für die treuesten hielt; kaum befanden sie sich im Angesicht ihres alten, ruhmgekrönten-Kriegsherrn, allste unwiderstehlich zu ihm hinübergezogen wurden, wie auch alle Truppen und Befehlshaber auf dem ganzen Wege von Cannes bis Paris • eben so zu ihm übergingen. In 20 Tagen legte der todtgeglaubte Löwe den Triumphmarsch zurück, und nachdem Ludwig Xviii. von allen, die ihm so eben Treue geschworen, verlassen, nach Gent in

8. Theil 2 - S. 96

1880 - Stuttgart : Heitz
96 Mittlere Geschichte. 2. Periode. England. zu kämpfen, da immer neue Schaaren wie aus dem Meere aufstiegen. Vergebens rief Alsred seine Unterthanen zu einem neuen Kampfe auf. Manche flohen in die Berge, Andere über die See, und die Uebrigeu unterwarfen sich den Siegern. Alfred, von Allen verlassen, von den Dänen ausgesucht, entließ seine Hofleute und flüchtete sich in Bauernkleidern. Er trat als Knecht in die Dienste eines seiner Rinderhirten, eines treuen Menschen, der nicht einmal seiner Frau den hohen Stand seines Gastes verrieth. Als er nun hier bemerkte, daß die Dänen nicht mehr so eifrig Ihn aufsuchten, begab er sich nach einem Versteck in Somersetshire (im südlichen England am Kanal von Bristol). Hier war eine von kleinen Flüssen, Morästen und Buschwerk umgebene Gegend, die Insel Athelney. Diese befestigte er; und dazu war hier Alles so unwegsam, daß Niemand ahnte, daß sich hier Menschen aufhielten. Von hier aus griff er mit einem gesammelten Haufen ' Sachsen öfters die Dänen an, die daraus wohl sahen, daß er noch da sei, aber nicht erfahren konnten, wo er sich aufhalle. Endlich hörte er, daß ein sächsischer Graf den Dänen eine Niederlage beigebracht und ihnen ihre Zauberfahne weggenommen habe, auf welcher von drei Schwestern unter Zaubersprüchen ein Rabe gestickt war und die durch ihr Wehen Kriegsglück und Unglück verkündigte. Nun wollte auch er offen hervortreten, vorher aber ))as Lager der Feinde erspähen. Als Harfenspieler verkleidet begab er sich dahin, er spielte ihnen vor und erwarb durch heitere Scherze ihr Vertrauen so, daß sie ihn überall frei umhergehen ließen, ja daß sogar einer ihrer Prinzen ihn mehrere Tage in seinem Zelte behielt. Da er ihre große Sicherheit bemerkte, war schnell sein Plan gemacht. Er verschwand aus dem dänischen Lager und schickte heimlich Boten zu den Angesehensten der Sachsen: daß sie sich an einem bestimmten Tage in einem dazu ihnen angewiesenen Walde einfinden möchten. Da sie längst die Tyrannei der Dänen unerträglich gefunden hatten, so kamen sie und empfingen den geliebten König freudig in ihrer Mitte. Sie versprachen ihm Treue und Gehorsam. Er benutzte ihre Begeisterung und führte sie sogleich gegen die Dänen. Diese waren überrascht von der Erscheinung der Sachsen, die sie ganz muthlos geglaubt hatten, und über das Wiederauftreten Alfreds. Sie erlitten bei Eddington unweit Bristol eine vollständige Niederlage, flüchteten sich in eine Festung und mußten sich hier an Alfred ergeben. Dieser war so großmüthig, sie im Lande zu behalten; er wies sie nach dem Norden Englands (Ostangeln und

9. Theil 2 - S. 95

1880 - Stuttgart : Heitz
Alfred von England. 95 62. Alfred von England (871—901) und Wilhelm der Eroberer (1066). Von England ist am Schluffe der alten Geschichte erzählt worden, daß 449 ein Schwarm Angelsachsen unter Hengift und Horsa auf Bitten der Briten aus Deutschland herübergekommen sei und ihnen zwar gegen deren Feinde, die Pikten und Skoten, beigestanden, sich aber dann in England festgesetzt und die Briten unterworfen habe. Es waren immer neue Schwärme nachgekommen und die Häuptlinge derselben errichteten sieben Königreiche in England, die sogenannte Heptarchie (Siebenherrschaft). Es war dies eine unglückliche Zeit; denn die unterdrückten Briten machten unaufhörliche Versuche, das ihnen aufgelegte Joch der Angelsachsen wieder abzuwerfen, und erst nach und nach fanden- sie sich in ihr Schicksal oder zogen sich in die Berge von Wales oder Cornwall zurück. Endlich vereinigte ein König von Wefsex (in Süd-England), Egbert, alle sieben Reiche (827) und machte also der Heptarchie ein Ende. Er war als Prinz, um sich vor den Verfolgungen seiner eigenen Verwandten zu retten, nach Frankreich geflohen und hatte am Hofe Karls des Großen seine Ausbildung erhalten. Mit Kenntnissen und Erfahrungen bereichert, kam er zurück, und mit ihm begann für England eine ruhigere Zeit. Doch wurde die Ruhe manchmal durch die Landung der Dänen oder Normänner, kühner Seeräuber, die von Dänemark und Norwegen aus das Meer durchschifften, gestört. Sie raubten Menschen und Güter, und schifften dann reich beladen nach Hause. Noch großem Ruhm als Egbert erlangte sein Enkel, Alfred, den man auch wohl den Großen genannt, und der von 871 bis 901 über England regierte. Als Knabe hatte er nichts gelernt, weil ihn sein schwacher Vater (Ethelwolf) verzärtelte; aber seine Mutier Judith, eine Tochter Karls des Kahlen, lehrte ihm die altsächsischen Lieder. Diese machten auf sein Gemüth einen wunderbaren Eindruck und entwickelten in ihm die Begeisterung für alles Edle und Große, die er hernach als König überall zeigte. Kaum hatte er den Thron bestiegen, so landeten neue Haufen von Dänen, die damals die Küsten nicht nur Englands, sondern auch Frankreichs und Deutschlands zu verwüsten pflegten. Nach mehrern vergeblichen Kämpfen verloren die Angelsachsen den Muth, ferner

10. Theil 2 - S. 98

1880 - Stuttgart : Heitz
98 Mittlere Geschichte. 2. Periode. England. behandelte Dänen und Sachsen mit gleicher Gerechtigkeit und suchte beide Völker einander näher zu bringen. Nach seinem Tode (1035) regierten seine beiden irnfähigeu Söhne (Harald Hasenfuß und Hartiknnt) sechs Jahre lang. Als der letzte derselben (Hartiknnt) starb, benutzten die Engländer die Abwesenheit des einzigen Sohnes Kannts, der König von Dänemark und Norwegen war, und wählten einen einheimischen Prinzen, Eduard denbekenner, einen Bruder Edmunds Jronside. Die in England wohnenden Dänen widersetzten sich der Wahl nicht, weil sie unter sich uneinig und überdies mit den Sachsen ziemlich ausgesöhnt waren. Eduard erhielt seinen Beinamen (des Bekenners, d. i. des Heiligen) von seiner strengen Enthaltsamkeit, die man damals für einen Beweis von Frömmigkeit nahm. Er war der letzte sächsische König, und da er keine Kinder hatte, so setzte er den jungen Herzog der Normandie, Wilhelm, zu seinem Nachfolger ein.*) Dieser Wilhelm war ein Sohn Roberts, der wegen der Wildheit, mit welcher er die Länder seiner Nachbarn verwüstete, unter dem Beinamen des Teufels bekannt ist und auf einer Pilgerreise nach Jerusalem gestorben war.**) Eduard hatte vor seiner Thronbesteigung am herzoglichen Hofe in Rouen gelebt, kannte den Herzog *) Ein tapferer Normannenanführer, Rollo, hatte unter den schwachen karolingischen Königen von Frankreich (911) die Normandie als Lehen erhalten und dort ein normannisches Fürstenhaus gegründet. **) Besonders arg trieb er es in seiner Jugend, wo er unaufhörlich Fehden suchte, Dörfer, Städte und Schlösser zerstörte und Alle, die sich ihm widersetzten, ermordete. Sein eigener Vater zog gegen ihn zu Felde, konnte aber den Sohn nicht bändigen, und starb endlich vor Gram, indem er über ihn den Fluch aussprach. Robert aber setzte sein wüstes Leben fort. Die Sage erzählt: Einst drang er mit seiner Rotte in ein Schloß ein, das seine Bewohner bis auf die Burgfrau und einige Diener aus Furcht verlassen hatten. Er verlangte Wein und befahl, als Alle berauscht waren, daß die Burgfrau vor ihm erscheinen sollte. Sie trat verschleiert in den Saal. Robert gebot ihr herrisch, den Schleier zu heben, und als sie es that, erblickte er — seine Mutter vor sich stehen. Mit Thränen hielt sie dem entsetzten Sohne sein schlechtes Leben vor, verkündigte ihm den Fluch des sterbenden Vaters und forderte ihn auf, nun auch die Mutter zu morden, wie er den Vater in die Grube gebracht habe. Außer sich sank er auf die Kniee nieder und flehte sie an, ihren und des Vaters Fluch von ihm zu nehmen. „Ich selbst," antwortete sie, „will dir nicht fluchen; aber den Fluch deines Vaters kann nur die Kirche aufheben; an diese wende dich, aber erst bessere dein Leben und versöhne dich durch Reue und Buße mit dem Himmel." Robert entsagte sogleich allen Fehden, ließ seine Bande auseinandergehen, legte ein härenes Gewand an und pilgerte nach Jerusalem, um seiner Sünden quitt zu werden.
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