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1. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 279

1904 - Habelschwerdt : Franke
279 Regiments und strmte vorwrts; aber er fiel, von fnf Karttschen-kugeln getroffen. Doch sein Heldentod entflammte die Preußen zu neuem Mut, und die Feinde muten weichen. Der Sieg hatte Friedrich 12 000 Mann gekostet, und tief betrauerte er Schwerins Tod. Friedrich belagerte nun Prag. Da rckte ein neues sterreichisches Heer unter Dauu heran, um Prag zu entsetzen. Friedrich zog mit einem Teile seiner Armee dem doppelt so starken Feinde entgegen. Bei Kolin griff er die in vorzglicher Stellung stehenden sterreicher an, erlitt aber trotz persnlicher Tapferkeit am 18. Juni eine schwere Niederlage. Er mute nun die Belagerung Prags aufgeben und zog sich nach Sachsen zurck. Den greren Teil des Heeres fhrte Prinz August Wilhelm, der Bruder des Knigs, zum Schutze Schlesiens nach der Lausitz. Die Feinde Friedrichs rckten jetzt von allen Seiten in seine Lnder ein. Der König verlor jedoch den Mut nicht, und seine treuen Untertanen brachten fr ihn die grten Opfer. In Ostpreuen drangen die Russen unter praxin verheerend ein und schlugen bei Grojgersdorf am Pregel (30. August) den General Lehwaldt. Anf Veranlassung des russischen Thronfolgers verfolgten sie aber ihren Sieg nicht weiter. Ein starkes franzsisches Heer war im Sommer der den Rhein gegangen und hatte Friedrichs Verbndete, die Hannoveraner und Braunschweiger, bei Hastenbeck (m der Nhe von Hameln) geschlagen und zu dem schmhlichen Vertrage zu Kloster Zeven gezwungen, demzufolge das Heer aufgelst wurde. Inzwischen hatte sich auch die Reichsarmee gesammelt. Alle die kleinen Fürsten und Reichsstdte Deutschlands muten eine bestimmte Anzahl Truppen stellen. Diese hatten weder eine einheitliche Kleidung, noch Bewaffnung, noch Leitung. Viele Soldaten waren Landstreicher, die schnell angeworben worden waren und die Waffen nicht zu gebrauchen verstanden. So war die Armee ein Abbild von dem zerrissenen und bedeutungslosen deutschen Reiche und wurde vielfach verspottet. Die franzsischen Soldaten waren zwar tapfer, aber weil die fr sie bestimmten Verpflegungsgelder von den Offizieren verprat wurden, so verlegten sie sich aufs Plndern. Friedrich wandte sich von Sachsen aus zuerst gegen die Franzosen und die Reichstruppen. Der khne Seydlitz vertrieb mit seinen Reitern die Franzosen aus Gotha, und am 5. November stie Friedrich 5. 11. 1757 bei dem Dorfe Robach, unweit von Merseburg, auf das Hauptheer unter dem Prinzen von Soubife (ubths). Die Franzosen wollten Friedrichs Heer, das anscheinend sorglos das Mittagbrot kochte, um-zingeln und gefangen nehmen. Pltzlich wurde aber das Lager abgebrochen, und die Preußen zogen sich hinter einen Hhenzug, die Die Schlacht bei Robach. Atzler, Qu. u. L. Ii. Nr. 56.

2. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 182

1904 - Habelschwerdt : Franke
182 der den Markgrafen und bei Hchst (am Main in der Nhe von Frankfurt) der Christian. Auf dem Kurfrstentage zu Negensburg 1623 erhielt Herzog Maximilian b ort Bayern die pflzische Kur wrde und der Kurfürst von Sachsen die Ober- und Niederlausih. Christian von Braunschweig rckte noch einmal von Holland her gegen Deutschland vor, wurde aber (1623) bei Stadtlohn in Westfalen von Tilly gnzlich geschlagen. Dcrs Keertvesen tm Dreiigjhrigen Kriege. Im Dreiigjhrigen Kriege bestanden die Heere aus Sldnern. Diese und ihre Anfhrer, sowie die Fürsten waren es, die Krieg fhrten, nicht aber das Volk. Die Sldner waren meist Gesindel aus allen Lndern. Je lnger der Krieg dauerte, desto mehr fremdlndische Soldaten nahmen an ihm teil. (Vgl. Schiller, Wallensteins Lager.) Weder Vaterlandsliebe, noch eine bestimmte Parteistellung, sondern nur die Persnlichkeit des Fhrers hielt die Truppen zusammen. Verlie den Feldherrn aber das Glck, so traten ganze Scharen seines Heeres zum Sieger der. Die Sldner machten das Kriegshandwerk zu ihrem Lebensberuf und hatten Weib und Kind im Lager. Darum war der Tro, der dem Heere folgte, gewhnlich so groß wie dieses selbst. Hierin, wie in dem hohen Solde, den die Krieger und ganz besonders die Fhrer (Generale erhielten 2000 bis 10000 Gulden monatlich) beanspruchten, liegt der Grund, da selbst die grten Heere hchstens 4050000 Mann an kampffhigen Truppen zhlten. Deshalb war es den Feldherren des Dreiigjhrigen Krieges auch nicht mglich, groe Gebiete lngere Zeit militrisch zu beherrschen und Festungen rasch zu erobern. Die Schwierigkeit der Verpflegung groer Menschenmafsen und die zunehmende Verwstung Deutschlands zwangen die Truppenfhrer zu schnellen Mrschen. Darum wurde die Reiterei so vermehrt, da sie gegen Ende des Krieges so stark war wie das Fuvolk. Anfnglich erhielten die Sldner alle Bezge in barem Gelbe; aber die Gelbverlegenheiten der Kriegsherren und die Unredlichkeit der Offiziere fhrten bald zur Quartierverpflegung, d. h. die Gemeinden muten Quartier, Sold und Lebensmittel fr die Mannschaften und Pferde auf-bringen. Auch plnderten und raubten die zgellosen Scharen berall, wohin sie kamen. Besonders hatten die Drfer zu leiben. Wer nicht freiwillig gab, was er besa, wurde in entsetzlicher Weise, gemartert. Auch von Stdten und Klstern wurden hohe Geldsummen und groe Lieferungen von Lebens-Nutteln erpret. Whrend die unglcklichen Bewohner hungerten, verpraten Offiziere und Soldaten das geraubte Gut. Schlug das Heer ein Lager auf, so wurde zuerst ein Raum fr die Zelte des Feldherrn und der Offiziere Moscherosch, Philanders von Sittewald wunderliche und wahrhaftige Gesichte: Soldatenleben im Dreiigjhrigen Kriege. Atzler, Du. u, 8.1. Nr. 78. Lehmanns kulturgeschichtliche Bilder: Lagerleben im Dreiigjhrigen Kriege.

3. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 329

1904 - Habelschwerdt : Franke
329 Stettin und Kstrin. Auch das feste Magdeburg ergab sich mit seiner starken Besatzung einem schwachen Belagernngsheere. Hohenlohe lie sich bei Prenzlau zu einer schmachvollen Kapitulation verleiten. Blcher schlug sich bis Lbeck durch. Die Stadt wurde aber von den Franzosen eingenommen, und Blcher mute sich mit seiner tapferen Schar bei Ratkau ergeben, weil er, wie er unter die Kapitulation schrieb, kein Brot und keine Munition" mehr hatte. Nur wenige Festungen, wie Neie und Danzig, verteidigten sich lngere Zeit mutig. Kosel, wo Oberst Neumann befehligte, Glatz, das der Graf von Gtzen verteidigte, und Silberberg blieben unbezwungen. Auch Kolberg, von Schill, Gneisen au und dem greisen Ratsherrn Nettelbeck verteidigt, und Graudeuz, wo Conrbikre (kurbjhr) Kommandant war, leisteten tapferen Wider-stand. In Berlin zogen die Franzosen schon am 27. Oktober ein. Den Siegeswagen vom Brandenburger Tor, sowie Schrpe, Ordens-stern und Degen Friedrichs des Groen schickte Napoleon nach Paris. Bis an die Weichsel war Preußen in den Hnden der Franzosen. Die knigliche Familie begab sich nach Knigsberg und von da nach Memel. Von Berlin aus verfgte Napoleon am 21. November 1806 die Festlandssperre (Kontinentalsperre), durch die er in den unterworfenen Lndern allen Handel und brieflichen Verkehr mit Eng lau d untersagte. Er wollte auf diesem Wege den Vernichtungskrieg gegen England zum Ziele führen. d. Die Schlachten bei Eylau und Friedland. Nach der Nieder-lge von Jena und Auerstdt knpfte Friedrich Wilhelm Iii. mit Napoleon Unterhandlungen an. Doch der Sieger behandelte Preußen mit der grten Rcksichtslosigkeit. Er drckte das Land durch hohe Kriegssteueru und lie in den Zeitungen das Knigspaar, besonders die Knigin Luise, beschimpfen. Sachsen fiel von Preußen ab, und die Polen erhoben sich, um im Vertrauen auf Napoleons Hilfe die preuische Herrschaft abzuschtteln. Der Kaiser von Rußland, der Friedrich Wilhelm Iii. Freundschaft gelobt hatte, stellte jetzt ein Heer ins Feld, um gemeinschaftlich mit Preußen gegen Napoleon zu kmpfen. Nach einigen unentschiedenen Gefechten folgte am 7. und 8. Februar 1807 die mrderische Schlacht bei Prenisch-Eylau, die beide Teile auf lngere Zeit kampfunfhig machte. Die Ver-bndeten erhielten nun Hilfe von England und Schweden. Doch wurde in der Schlacht bei Friedland (14. Juni) das russisch-preuische Heer besiegt, und die Verbndeten baten um Frieden. v. Wiese, Graf v. Gtzen, Schlesiens Held in der Franzosenzeit. Berlin 1902. Nettelbecks Selbstbiographie. Reclam, Leipzig. Napoleons Festlandssperre. Atzler, Qu. u. L. Ii. Nr. 74,

4. Theil 3 - S. 184

1880 - Stuttgart : Heitz
184 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. gebraucht wurden, so erlaubte ihm der Herzog, in die Dienste der Union zu treten, und diese schickte ihn nach Böhmen, wo er sich auch mit gewohnter Tapferkeit mit den Kaiserlichen herumschlug. Nach der Schlacht am weißen Berge und nach der Auflösung der Union setzte Mansfeld im Dienste des entflohenen Pfalzgrafen Friedrich den Krieg in Deutschland fort, zog mehrere Jahre umher und plünderte besonders die reichen geistlichen Länder aus. Bald war er hier, bald dort (Pfalz, Elsaß, Niedersachsen); und schlugen ihn auch einmal die Kaiserlichen, so entließ er seine Leute und trat mit ihnen plötzlich an einer andern Stelle wieder auf. So trieb er sich sechs Jahre umher, ohne selbst einen Pfennig mehr zu haben, als was ihm der Krieg verschaffte. Endlich entwich er, nachdem er von denf kaiserlichen Heere unter Wallenstein an der Elbbrücke bei Dessau geschlagen war, mit seiner Schaar nach Ungarn, um sich mit dem unruhigen Großfürsten von Siebenbürgen, Beth len Gabor, zu verbinden. Aber dieser hatte Geld verlangt und keine hungrigen Soldaten, und vertrug sich daher lieber mit dem Kaiser. Der tapfere Mansfeld verkaufte sein Heergeräth, entließ mit gerührtem Herzen seine alten Kriegskameraden und wollte nach Venedig und von da nach Holland reisen. Aber ehe er noch Venedig erreichte, wurde er unterwegs in Bosnien krank, und er, der so viel im Leben umhergeworfen war und jetzt mit neuen Entwürfen einem neuen Schauplatze zueilte, fand hier seinen Tod ganz unerwartet. Als ihm der Arzt eröffnete, daß er nur noch einige Stunden zu leben habe, ließ er sich seinen Waffenrock anlegen, den Degen umgürten und erwartete so stehend und gestützt auf die Schultern zweier Offiziere den Tod. So starb dieser eiserne Mann im 46. Jahre seines Lebens (1626). Ein ähnlicher Mann war Christian von Braunschweig. Von jugendlichem Uebermuthe und von glühendem Hasse gegen die katholische Geistlichkeit getrieben, trat auch dieser Fürst für Friedrichs Sache auf, warb ein Heer und zog damit auf Mansfelds Art in Deutschland umher. Am liebsten plünderte er die Kirchen und Weinkeller der geistlichen Fürsten aus, und auf die Münzen, die er von dem geplünderten Silber prägen ließ, wurde die Umschrift gesetzt: Gottes Freund, der Pfaffen Feind. Während der flüchtige Kurfürst von der Pfalz länderlos umherirrte, verfochten Christian und Mansfeld seine Sache, als wenn sie die ihrige wäre. Christian hatte, als er in Holland gewesen war, die vertriebene Kurfürstin Elisabeth kennen gelernt und gerührt von

5. Theil 3 - S. 323

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlacht bei Hohenfriedberg. 323 seit einiger Zeit trugen sie blaue Pelze und andere Mützen als vorher, ungefähr wie auch ein östreichisches Regiment. Darauf baute er seinen Plan. Er wollte sich durchzuschleichen suchen. Als er dem östreichischen Lager nahe kam, zogen gerade mehrere Regimenter von Neustadt, welches sie vergebens angegriffen hatten, wieder ins Lager zurück. Ziethen schloß sich an, indem er seinen Leuten streng befahl, ganz ruhig wie im Frieden zu reiten, und weder zu schießen, noch den Säbel zu ziehen. Er selbst zog die Tabackspfeife heraus, wie im tiefen Frieden. Voraus schickte er einige geborene Ungern, die in ihrer Landessprache die Feldwachen, auf welche sie stießen, freundlich begrüßen, sollten. Auch durch ein feindliches Dragonerregiment ritten sie ungestört hindurch, und so befand sich Ziethen bald mitten unter den Feinden. Es war ein schöner, heller Tag. Er konnte das ganze Feld übersehen, welches mit Oestreich ent bedeckt war. Die einen thaten dies, die andern jenes. Je näher man dem Lager kam, desto größer wurde die Gefahr, und Ziethen ließ seine Husaren näher zusammenrücken, um sich im Nothfall durchschlagen zu können. Dennoch merkten die Oestreich er nichts, ja ein feindlicher Oberst kam ganz treuherzig zu Ziethen geritten, bot ihm freundlich einen guten Tag und erzählte ihm, daß sein Regiment auch bald nachkommen würde. Aber wie vom Donner wurde er gerührt, als Ziethen seinen Husaren zurief: „Nehmt ihn gefangen! es ist ein Oestreichs!" Eine Strecke mar-schirten die Husaren noch ganz ruhig, mitten durch die Oestreich er durch. Nun aber wandte sich der Weg, und Ziethen schwenkte sich jetzt plötzlich, um bei dem Lager vorbeizuziehen. Da erkannte mau ihn: „Ziethen! Ziethen! Preußen! Preußen!" rief man nun aus allen Seiten. Alles gerieth in Bewegung, und obgleich die Husaren sich in starken Trab setzten, so holte man sie doch ein. Aber Ziethen ließ einhauen und schlug sich mit geringem Verluste glücklich durch. Aehnliche Thaten verrichteten auch die andern Generale, und selbst die Feinde hatten vor den Preußen Achtung. Eine Hauptschlacht gewann der König in diesem Kriege bei Hohenfriedberg in Schlesien, unweit Striegau (4. Juni 1745). Binnen fünf Stunden war der an Zahl überlegene Feind geschlagen. Die unerschrockenen Preußen aus dem rechten Flügel waren wider Vermuthen des Feindes durch Wasser und Morast gewatet und hatten den Feind mit dem Bajonnete angegriffen; dadurch war der Sieg entschieden worden. Besonders schlimm ging es den Sachsen, die in diesem Kriege auf der Seite der

6. Theil 3 - S. 185

1880 - Stuttgart : Heitz
Tilly. Wallenstein. 185 ihrem Unglücke, ihr das Versprechen gegeben, für Gott und für sie alles zu wagen. Er hatte sich von ihr ein Zeichen ihrer Gunst ausgebeten, und sie ihm einen ihrer Handschuhe gegeben. Diesen trug er als Wahrzeichen vorn an seinem Hute, und auf seinen Fahnen stand die Divise: Alles für Gott und für sie! Aber sein früher Tod verhinderte die Ausführung seines Gelübdes, dem vertriebenen Kurfürsten sein Land wieder zu verschaffen. Wenige Monate vor Mansfelds Tode hatte ihn ein zehrendes Fieber in Wolfenbüttel hingerafft. Er stand erst im 27. Lebensjahre. 4. Tilly und Wallenstein. Gegen Christian von Braunschweig und Ernst von Mansfeld hatte bisher der Graf Tilly als General der Liga den Krieg geführt. Tilly war ein Mann von vieler Roheit, unerbittlicher Strenge und großer Pünktlichkeit, dabei uneigennützig, aber stolz im hohen Grade. Auf äußere Dinge legte er keinen Werth, und als ihn der Kaiser zum Reichsfürsten erheben wollte, verbat er sich die Ehre und schenkte dem Schreiber der Kanzlei 500 Thaler, damit er das Patent nicht ausfertigte. Seine Statur war klein und hager, aber von starkem Knochenbau. Zwischen seinen eingefallenen Wangen, seiner Nase und seiner runzeligen Stirn sahen seine großen finsteren Augen heraus. Sein graues, borstiges Haar hing um den Kopf herum, den er mit einem spitzen, hochausgestntzten Hute zu bedecken pflegte, von welchem eine rothe Straußfeder hinten herabhing. Dazu nehme man ein grünatlaßnes Kleid nach fpanischem Schnitt, mit aufgeschlitzten Aermelu, weite Beinkleider von demselben Zeuge, und weite, aufgeschlitzte Stiefeln. In der Schlacht pflegte er einen kleinen Grauschimmel zu reiten. Dieser Mann hatte bis dahin nie eine Schlacht verloren und räumte überall, wohin er kam, tüchtig auf. Braunschweigs, Mansfelds und andere Haufen wurden 'überall von ihm vertrieben. Aber er war doch nur ein General der Liga. Der Kaiser dagegen hatte kein Heer, wenigstens kein bedeutendes, und hing also ganz von Tilly und der Liga ab; denn es fehlte ihm an Geld, ein eigenes Heer aufzustellen. Während Ferdinand noch darüber grübelte, machte ihm einer seiner Offiziere den Antrag, ein großes Heer aufzubringen, ohne daß es dem Kaiser das Geringste kosten solle. Dieser Mann war Albrecht von Wallenstein oder eigentlich Waldstein, 100 Jahre später als Luther, in Böhmen auf dem Gute feines Vaters an der Elbe unweit Königgrätz geboren, aus einer alten evangelischen Familie. Er verlor feine Eltern schon

7. Theil 3 - S. 207

1880 - Stuttgart : Heitz
Wallensteins Wiederauftritt. 207 Befehlshaber des ersten erledigten Reiterregiments machen sollte. So etwas war ihm sehr zuwider. Er lud den Fremden und viele Obersten zu Tische. „Hört!" sprach er, „einer von euch muß sterben." Da alle erschraken, fuhr er spöttisch fort: „Ja, ja! der fremde Herr ist gekommen, eines von euern Regimentern zu erhaschen. Lege sich doch einer von euch geschwind ihm zu Gefallen ins Grab!" In allen seinen Handlungen war er freigebig; Knickerei war ihm ganz fremd; jeder kleine Dienst wurde reichlich vergolten. Bei den Soldaten suchte er das Ehrgefühl zu wecken: ein Reiter, der sich seinen Küraß hatte nehmen lassen, wurde vor der Fronte des ganzen Regiments für infam erklärt, und ein Offizier, der, zum Zweikampf aufgefordert, sich nicht gestellt hatte, fortgejagt. Tapferkeit belohnte er königlich. Nach einem blutigen Gefechte ließ er über 20,000 Thaler unter die verwundeten Offiziere und Soldaten austheilen. Eine kühne That war seines Lobes gewiß; er pflegte dann die Hand liebkosend auf das Haupt oder die Schulter des Tapfern zu legen. Neugierig war er über die Maßen. Kundschafter hielt er an allen Höfen, besonders in Wien, die ihm berichten mußten, was die Leute von ihm sprächen. Nur einer besaß sein Vertrauen ganz: Zenno, sein Astrolog. Nichts unternahm er, ohne ihn erst um Rath zu fragen, weil er glaubte, daß Zenno in den Sternen die künftigen Ereignisse lesen könne. Wallenstein stand auch nach seiner Absetzung mit Kaiser Ferdinand in gutem Verhältnisse. Sie unterhielten mit einander einen Briefwechsel; Ferdinand sragte ihn über die wichtigsten Angelegenheiten um seine Meinung und bezeigte ihm überall sein besonderes Vertrauen. Unter anderm mußte Wallenstein aus Ferdinands Befehl sich Mühe geben, den Kurfürsten von Sachsen vom Vordringen nach Prag abzuhalten und ihn vom schwedischen Bündnisse abzuziehen, und da das nicht gelang, so ertheilte er den kaiserlichen Generalen seinen Rath, wie sie den vordringenden Feind aufhalten könnten. Indessen erhielten die Angelegenheiten des Kaisers eine immer schlimmere Wendung; die Sachsen standen in Prag, Tilly war todt und Gustav Adolph war bis an den Rhein und von da nach Baiern vorgedrungen, Ferdinand berief seine Räthe und fragte, was in solcher Noth zu thun sei. Die geistliche Partei rieth, den Sohn des Kaisers zum Feldherrn zu ernennen; da dieser aber keine Kriegserfahrung hatte, so drangen Wallensteins Freunde durch, daß diesem der Oberbefehl wieder übertragen werden sollte.

8. Theil 4 - S. 112

1880 - Stuttgart : Heitz
112 Neueste Geschichte. 1. Periode. mit erblichen Mitgliedern und eine Deputirtenkammer errichtet und ihnen das Recht der Steuerbewilligung gegeben wurde. Aber die neue Regierung versäumte es, den Geist der Nation, welcher der napoleonischen Herrschaft noch in vieler Beziehung zugeneigt war, zu schonen. Mit großer Uebereilung drängten die Freunde der zurückgekehrten Königsfamilie alle bisherigen Anhänger des vertriebenen Kaisers zurück, besonders aber verletzten sie die Armee und das Volk durch geringschätzige Behandlung der Soldaten, zumal der Garden des Kaiserreichs, und als die zahlreichen Kriegsgefangenen, welche nach dem Friedensschluß aus der fremden Haft entlassen waren, nach Frankreich zurückkehrten, fanden sie in der Mißstimmung des Volks bereits einen günstigen Boden, um ihre Vorliebe für den verbannten Bonaparte wieder zu verbreiten. Diese Stimmung der Gemüther in Frankreich blieb dem auf Elba gefangen gehaltenen, aber nicht streng bewachten Helden nicht unbekannt; viele seiner früheren treuen Diener, besonders der Polizeiminister Fouche, der Marschall Davoust, der Kriegsminister Carnot n. a. ermunterten ihn zu einem neuen kühnen Streich, und da er gleichzeitig erfuhr, daß die Fürsten und Staatsmänner in Wien über die Ländervertheilnng gerade in heftigem Zwiespalt waren, so hielt er den Augenblick für günstig zu einem neuen Versuch, die verlorene Herrschaft wieder zu erlangen. Am 26. Februar 1815 verließ Napoleon Elba mit etwa 1100 alten Soldaten; glücklich entging er den im Mittelmeer kreuzenden Schiffen der Engländer und Franzosen und stieg am 1. März bei Cannes in der Provence ans Land. Bald zeigte es sich, daß er in Bezug auf die Stimmung der Franzosen nicht falsch gerechnet hatte; denn überall im Süden wurde er mit Begeisterung aufgenommen, von Schritt zu Schritt wuchs die Anzahl seiner Getreuen. Mit seiner alten Zuversicht rief er aus: „Mein Adler wird von einem Kirch-thurm zum andern durch Frankreich vor mir herfliegen, bis er sich auf dem Thurme von Notre-Dame in Paris niederlassen wird." Vergeblich sandte Ludwig Xviii. die Generale gegen ihn aus, welche er für die treuesten hielt; kaum befanden sie sich im Angesicht ihres alten, ruhmgekrönten-Kriegsherrn, allste unwiderstehlich zu ihm hinübergezogen wurden, wie auch alle Truppen und Befehlshaber auf dem ganzen Wege von Cannes bis Paris • eben so zu ihm übergingen. In 20 Tagen legte der todtgeglaubte Löwe den Triumphmarsch zurück, und nachdem Ludwig Xviii. von allen, die ihm so eben Treue geschworen, verlassen, nach Gent in

9. Theil 2 - S. 96

1880 - Stuttgart : Heitz
96 Mittlere Geschichte. 2. Periode. England. zu kämpfen, da immer neue Schaaren wie aus dem Meere aufstiegen. Vergebens rief Alsred seine Unterthanen zu einem neuen Kampfe auf. Manche flohen in die Berge, Andere über die See, und die Uebrigeu unterwarfen sich den Siegern. Alfred, von Allen verlassen, von den Dänen ausgesucht, entließ seine Hofleute und flüchtete sich in Bauernkleidern. Er trat als Knecht in die Dienste eines seiner Rinderhirten, eines treuen Menschen, der nicht einmal seiner Frau den hohen Stand seines Gastes verrieth. Als er nun hier bemerkte, daß die Dänen nicht mehr so eifrig Ihn aufsuchten, begab er sich nach einem Versteck in Somersetshire (im südlichen England am Kanal von Bristol). Hier war eine von kleinen Flüssen, Morästen und Buschwerk umgebene Gegend, die Insel Athelney. Diese befestigte er; und dazu war hier Alles so unwegsam, daß Niemand ahnte, daß sich hier Menschen aufhielten. Von hier aus griff er mit einem gesammelten Haufen ' Sachsen öfters die Dänen an, die daraus wohl sahen, daß er noch da sei, aber nicht erfahren konnten, wo er sich aufhalle. Endlich hörte er, daß ein sächsischer Graf den Dänen eine Niederlage beigebracht und ihnen ihre Zauberfahne weggenommen habe, auf welcher von drei Schwestern unter Zaubersprüchen ein Rabe gestickt war und die durch ihr Wehen Kriegsglück und Unglück verkündigte. Nun wollte auch er offen hervortreten, vorher aber ))as Lager der Feinde erspähen. Als Harfenspieler verkleidet begab er sich dahin, er spielte ihnen vor und erwarb durch heitere Scherze ihr Vertrauen so, daß sie ihn überall frei umhergehen ließen, ja daß sogar einer ihrer Prinzen ihn mehrere Tage in seinem Zelte behielt. Da er ihre große Sicherheit bemerkte, war schnell sein Plan gemacht. Er verschwand aus dem dänischen Lager und schickte heimlich Boten zu den Angesehensten der Sachsen: daß sie sich an einem bestimmten Tage in einem dazu ihnen angewiesenen Walde einfinden möchten. Da sie längst die Tyrannei der Dänen unerträglich gefunden hatten, so kamen sie und empfingen den geliebten König freudig in ihrer Mitte. Sie versprachen ihm Treue und Gehorsam. Er benutzte ihre Begeisterung und führte sie sogleich gegen die Dänen. Diese waren überrascht von der Erscheinung der Sachsen, die sie ganz muthlos geglaubt hatten, und über das Wiederauftreten Alfreds. Sie erlitten bei Eddington unweit Bristol eine vollständige Niederlage, flüchteten sich in eine Festung und mußten sich hier an Alfred ergeben. Dieser war so großmüthig, sie im Lande zu behalten; er wies sie nach dem Norden Englands (Ostangeln und

10. Theil 2 - S. 95

1880 - Stuttgart : Heitz
Alfred von England. 95 62. Alfred von England (871—901) und Wilhelm der Eroberer (1066). Von England ist am Schluffe der alten Geschichte erzählt worden, daß 449 ein Schwarm Angelsachsen unter Hengift und Horsa auf Bitten der Briten aus Deutschland herübergekommen sei und ihnen zwar gegen deren Feinde, die Pikten und Skoten, beigestanden, sich aber dann in England festgesetzt und die Briten unterworfen habe. Es waren immer neue Schwärme nachgekommen und die Häuptlinge derselben errichteten sieben Königreiche in England, die sogenannte Heptarchie (Siebenherrschaft). Es war dies eine unglückliche Zeit; denn die unterdrückten Briten machten unaufhörliche Versuche, das ihnen aufgelegte Joch der Angelsachsen wieder abzuwerfen, und erst nach und nach fanden- sie sich in ihr Schicksal oder zogen sich in die Berge von Wales oder Cornwall zurück. Endlich vereinigte ein König von Wefsex (in Süd-England), Egbert, alle sieben Reiche (827) und machte also der Heptarchie ein Ende. Er war als Prinz, um sich vor den Verfolgungen seiner eigenen Verwandten zu retten, nach Frankreich geflohen und hatte am Hofe Karls des Großen seine Ausbildung erhalten. Mit Kenntnissen und Erfahrungen bereichert, kam er zurück, und mit ihm begann für England eine ruhigere Zeit. Doch wurde die Ruhe manchmal durch die Landung der Dänen oder Normänner, kühner Seeräuber, die von Dänemark und Norwegen aus das Meer durchschifften, gestört. Sie raubten Menschen und Güter, und schifften dann reich beladen nach Hause. Noch großem Ruhm als Egbert erlangte sein Enkel, Alfred, den man auch wohl den Großen genannt, und der von 871 bis 901 über England regierte. Als Knabe hatte er nichts gelernt, weil ihn sein schwacher Vater (Ethelwolf) verzärtelte; aber seine Mutier Judith, eine Tochter Karls des Kahlen, lehrte ihm die altsächsischen Lieder. Diese machten auf sein Gemüth einen wunderbaren Eindruck und entwickelten in ihm die Begeisterung für alles Edle und Große, die er hernach als König überall zeigte. Kaum hatte er den Thron bestiegen, so landeten neue Haufen von Dänen, die damals die Küsten nicht nur Englands, sondern auch Frankreichs und Deutschlands zu verwüsten pflegten. Nach mehrern vergeblichen Kämpfen verloren die Angelsachsen den Muth, ferner
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