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1. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 221

1904 - Habelschwerdt : Franke
221 Brieg und Wohlau. Die frstlichen Huser schlssen 1537 eine 1537 Erbverbrderung, nach der beim Aussterben der herzoglichen Familie ihre gesamten schleichen Besitzungen an Brandenburg, beim Aussterbe der kurfrstlichen Familie diejenigen Teile von Brandenburg, die bhmisches Lehen waren, nmlich Krossen, Zllichan, Sommerfeld und Bobersberg, ferner Kottbns, Peitz, Tenpitz, Brwalde und Gro-Lbbenau au die Piasteu fallen sollten. Im Jahre 1545 fand die Doppelhochzeit statt. Im folgenden Jahre erklrte aber König Ferdinand I., der Bruder Kaiser Karls V., als Lehnsherr von Schlesien den Erb-Vertrag von 1537 fr ungltig. Joachim Ii. protestierte dagegen und gab die Vertragsurkunde nicht heraus. Im Jahre 1569 erreichte Joachim Ii. nach langen Verhandlungen von seinem Schwager, dem Polenknige, die Mitbelehnnng der Preußen. 3. Niedergaug der landesherrlichen Macht. Joachim Ii. liebte den frohen Lebensgenu und umgab sich mit einem prchtigen Hof-staate. Jagdeu, Hoffeste und Ritterspiele wechselten unaufhrlich mit-einander ab. Der Kurfürst war sehr freigebig, und sein Wahlspruch hie: Allen wohlzntnn ist Frstenart." Groe Summen wurdeu fr den Feldzug gegen die Trken, den Besnch der Reichstage und die Befestigung Spandaus verausgabt. Joachim lie ferner in Berlin das Schlo, ein Zeughaus und ein Gebude fr das Kammergericht erbauen. Dadurch geriet er in groe Geldverlegenheiten, und das Volk fing an, den Luxus nachzuahmen. Die Stnde bewilligten zwar eine Erhhung der Steuern, doch verlangten sie vom Kurfrsten die Zusicherung, keine wichtige Sache, daran der Lande Gedeih und Verderb gelegen, ohne der Stnde Vorwissen und Rat zu beschlieen oder vorzunehmen," auch kein Bndnis mit anderen Fürsten ohne ihren Rat und ihre Bewilligung zu schlieen. Als Joachims Schulden eine bedeutende Hhe erreicht hatten, halfen (1550) die Stnde abermals; doch mute ihnen der Kurfürst alle Privilegien und Freiheiten besttigen, die sie ehemals besessen hatten, und von jetzt ab eine stndische Mitregierung dulden. Sie nahm die Verwaltung der Einnahmen und Landesschulden fr sich in Anspruch. Diese Zugestndnisse hatten fr die spteren Kurfrsten schlimme Folgen; Brandenburg wurde dadurch in seiner Entwicklung zu einem monarchischen Einheitsstaat lange Zeit gehemmt. Um die Einnahmen zu erhhen, wurde den vertriebenen Judeu gegen hohe Schutzgelder die Rckkehr wieder gestattet, und der Kurfürst machte den Juden Lipp old zu seinem Mnzmeister. 4. Johann von Kstrin war seinem Bruder gegenber ein Muster von Ordnungsliebe und Sparsamkeit. Daher war es ihm mglich, Die Eroverbrderung Joachims Ii. mit den Herzgen von Liegnitz, Brieg und Wohlau. Atzler, Qu. u. L. Ii. Nr. 21.

2. Theil 3 - S. 192

1880 - Stuttgart : Heitz
192 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. Freunde aufgenommen, dafür würden seine Unterthanen von ihnen bis aufs Blut gepeinigt. Nur allein Stettin hatte man 10 Millionen abgepreßt. Matt- nähme den armen Leuten die Hemden vom Leibe. Viele überreichten statt des Geldes, welches sie nicht aufbringen konnten, den Offizieren ihre ganze fahrende Habe mit Thränen in den Augen. Die Auspfänder schätzten einen Zug Ochsen nicht höher als zwei Thaler und dafür müßten ihn die Bauern hingeben. Das Kriegsvolk behandle die Unterthanen mit grausamen Schlägen, verbrenne und verheere alles im Lande, beraube die Kirchen, hindere den Gottesdienst und werfe die Leichname den Hunden zur Speise vor. Jeder Rittmeister lebe in Pommern fürstlicher als Bogislav. Ganze Bezirke von sechs und mehreren Meilen wären in Einöden verwandelt u. s. w. Als die Stadt Stargard klagte, sie könnte die geforderte Summe nicht erschwingen, schrieb der General an den dortigen Hauptmann: „Damit Stargard sich zu beklagen desto mehr Ursache haben möge, so befehlen wir hiermit dem Herrn Hauptmann ernstlich, sich auf der Stelle alles dasjenige, was Stargard entrichten soll, zahlen zu lassen, und sollten sich die Stargarder auch bis aufs Hemd ausziehen müssen." Aehnliche Klagen ergingen auch von andern Fürsten, und alle -baten, besonders Maximilian von Baiern, daß der übermüthige Wallenstein abgesetzt würde. Diesen vereinigten Klagen und Bitten konnte der menschlichfühlende Kaiser nicht widerstehen, so sehr auch Wallensteins Freunde am Hofe ihn zu entschuldigen suchten. Aber er fürchtete sich vor Wallenstein. Endlich unterschrieb er mit schwerem Herzen das Ab-setzungsdecret. Nur war die Frage, ob Wallenstein auch gehorchen würde? Und wenn er sich weigerte, womit wollte ihn der Kaiser zwingen? Zwei alte Freunde Wallensteins (Graf Werdenberg und Freiherr Questenberg) wurden an ihn nach Memmingen, wohin er, um in der Nähe zu sein, gegangen war, abgeschickt, ihn vorzubereiten. Er empfing sie freundlich und sagte ihnen, er wisse schon, warum sie kämen; denn sein Vemr hätte ihn schon von allem unterrichtet. Dann las er ihnen eine astrologische Schrift vor. „Ihr Herren," sagte er, i,hieraus könnt ihr sehen, daß ich euern Auftrag gewußt habe. Dem Kaiser lege ich keine Schuld bei; aber es thut mir wehe, daß Jhro Majestät sich meiner so wenig angenommen haben. 'Ich will aber Gehorsam leisten." — Wie froh waren die Abgeordneten, wie froh der Kaiser, wie froh endlich alle Fürsten. — Dann ging Wallenstein aus seine Güter und wählte besonders

3. Theil 3 - S. 376

1880 - Stuttgart : Heitz
376 Neue Geschichte. 3. Periode. Rußland und Oestreich. züglich die Großen des Reichs, ja wohl auch die fremden Gesandten mit Geringschätzung zu behandeln und sie stets fühlen zu lassen, daß er der Alleinmächtige sei. Selbst der Kaiserin widersprach er oft und setzte ihren Wünschen wohl gar seinen Trotz entgegen. Seine Geldgier, wie seine Verschwendung waren grenzenlos; wie freigebig auch die Kaiserin ihn mit Reichthum überhäufte,*) so trug er doch kein Bedenken, auch Staatsgelder zu verschleudern, oder einen Gläubiger, anstatt ihn zu bezahlen, nach Sibirien zu schicken. Einmal versuchten seine Feinde, ihn zu stürzen, aber ohne Erfolg. Katharina hatte ihn nämlich zum Statthalter über die Halbinsel Krim oder Tannen gemacht und ihm eingeschärft, dieses ftuchtbare Land recht blühend zu machen! Er hatte sich auch dazu große Summen geben lassen, diese aber sür sich verwendet. Seine Feinde redeten daher der Kaiserin zu, eine Reise dahin zu unternehmen (1787), indem sie hofften, seine Betrügereien sollten dadurch an den Tag kommen. Aber er wußte sich auf eine sinnreiche Art zu helfen. Als Katharina sich mit großem Gefolge näherte, trieb er Menschen bis auf 40 Meilen weit herbei, ließ sie gut kleiden und stellte sie hier und da am Wege auf; sie mußten pflügen und fäen, oder Holz fällen u. s. w., um die Kaiserin zu überreden, daß das Land trefflich bevölkert und wohlhabend sei. Auch Herden wurden herbeigetrieben und mußten mehrmals vor der Kaiserin paradiren; denn des Nachts ließ er die Thiere auf Wagen weiter schaffen, damit sie am andern Tage noch einmal auftreten könnten. Ja, selbst schön gebaute Dörfer waren in der Nähe der Landstraßen zu sehen; aber ein Glück für ihn war es, daß die Kaiserin nicht auf den Einfall kam, sie besehen zu wollen; denn sie bestanden nur aus Bretterwänden, die bemalt waren. Auch zeigte ihr Potemkin reiche Magazine; aber die Kornsäcke waren mit Sand angefüllt. So gewissenlos wurde Katharina getäuscht, und während er sie so frech betrog, erschöpfte sie sich in Lobeserhebungen und Danksagungen, daß er ihre Be- *) Außer den ungeheuern Einkünften von seinen Gütern und Aemtern erhielt er von Katharina große Geschenke, z.b. regelmäßig jährlich 100,000 Rubel Zulage, an seinem Namens- und Geburtstag 100,000 Rubel, einen Degen für 60.000 Rubel, einmal statt des Ostereies den Alexander-Newsky-Orden mit den kostbarsten Diamanten, ein andermal bei Ueberbringung einer Siegesnachricht 100.000 Rubel und einen Lorbeerkranz von Brillanten und] Smaragden, der auf 150.000 Rubel berechnet] wurde u. s. w. Ja, er konnte so viel Geld aus den kaiserlichen Kassen erheben, wie er wollte.

4. Theil 3 - S. 350

1880 - Stuttgart : Heitz
350 Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen. in andern Gegenden fehlte es wenigstens an Männern, so daß Weiber das Feld bestellen mußten. Manche Striche waren so darniedergetreten, daß man keine Spur von je angebautem Acker bemerken konnte. Ein Offizier schrieb, er sei durch sieben hessische Dörfer geritten und habe darin nur einen einzigen Menschen gefunden, und in den preußischen Staaten rechnete man an 30,000 Menschen, die durch die Russen und Franzosen wehrlos ums Leben gekommen waren.*) Wie viel war da nicht wieder gut zu machen! Wie viel wieder aufzubauen und zu vergüten! Nicht leicht hat ein Fürst so viel Fleiß auf die Emporbringung seines Landes gewandt als Friedrich. Es würde zu weit führen, alle seine trefflichen Einrichtungen aufzuzählen; hier nur einiges davon. Vor allem sorgte er dafür, den Ackerbau wieder emporzubringen. Das für den folgenden Feldzug aufgeschüttete Korn ließ er unter die verarmten Bauern vertheilen und gab ihnen auch die zum Dienst jetzt unnöthigen Artilleriepferde zurück. Sodann erließ er nicht nur den meisten heruntergekommenen Provinzen die Abgaben auf mehrere Jahre, sondern theilte von seinen Privatersparnissen selbst bedeutende Summen aus. Besonders wandte er viel darauf, unbebaute und morastige Gegenden urbar zu machen. Solche waren sonst an der Oder und an der Warthe in der Mark. Er ließ hier Gräben und Kanäle anlegen, Dämme auswerfen, und als alles endlich vollendet war und er von einem Damme des Oderbruchs die nun blühende Gegend übersah, rief er freudig aus: „Ich habe eine Provinz gewonnen!" Den Gutsbesitzern gab er ansehnliche Summen, entweder als Geschenk, oder als Darlehn ohne Zinsen, um damit ihre Güter zu verbessern. Für die Bauern hatte er eine große Vorliebe; er sprach gern mit ihnen und bestrafte jede willkürliche Bedrückung dieser Leute, die er erfuhr, mit Strenge. Wenn wohlfeile Zeiten waren, ließ er Getreide aufkaufen und in Magazinen aufschütten, und diese öffnete er, wenn Mißwachs eintrat. Dies war in den Jahren 1771 und 1772 der Fall. Die Jahre vorher waren so fruchtbringend gewesen, daß die Bauern an manchen Orten das Korn zum Theil auf dem Felde hatten umkommen lassen, weil sie die Menge nicht zu lassen wußten, und doch trat nun eine solche Noth ein, daß man allein in Sachsen 150,000 Menschen zählte, die durch Hunger *) Man kann annehmen, daß der siebenjährige Krieg über eine Million Menschen das Leben gekostet hat, wovon etwa 700,000 auf Deutschland kommen. Welch ungeheure Menschenverluste!

5. Theil 2 - S. 109

1880 - Stuttgart : Heitz
Erster Kreuzzug. 109 können; viele aber aus Eigennutz, denn es waren große Vortheile den Kreuzfahrern (so nannte man diese Leute) verheißen worden. Keiner sollte nöthig haben, seine Schulden und selbst die, Zinsen davon bis zu seiner Heimkehr zu bezahlen; alle. zurückgelassene Güter, auch Weiber und Kinder, wollte die Geistlichkeit indessen schützen, und alle begangene Verbrechen sollten durch einen Kreuz-zug gut gemacht sein. Das mußte freilich viele anlocken. Noch viele andere gingen mit, um zu Hause nicht arbeiten zu müssen, um sich der Dienstbarkeit ihrer Herren zu entziehen oder um Reichthümer zu gewinnen; noch andere aus Durst nach Abenteuern. And nun sah man in allen Ländern des Abendlandes, am meisten in Frankreich und Italien, eine merkwürdige Thätigkeit. Der hatte seine Güter zu verkaufen, jener seine Rüstung zu besorgen, ein Dritter von entfernten Verwandten und Freunden Abschied zu nehmen, ein Vierter seine liegende Habe dem nächsten Kloster zu verschreiben u. s. w. Niemand gewann dabei mehr als die Kirchen und Klöster, und die Juden. Jene nahmen die Güter und Häuser der Kreuzfahrer in Verwahrung und behielten sie, wenn die Besitzer nicht wiederkamen, oder sie bekamen auch wohl Güter geschenkt, um für die glückliche Reise der Schenker zu beten. Diese aber schafften gegen ungeheuere Zinsen baares Geld herbei, was bei dem allgemeinen Bedürfnisse bald zu fehlen anfing, und mancher Kreuzfahrer verschleuderte seine Besitzungen ums halbe Geld, nur um etwas mitnehmen zu können. Manche Fürsten selbst verkauften ihr Fürstenthum, weil sie nie wiederkehren, sondern sich dort von den Ungläubigen ein neues erkämpfen wollten. So brach das Jahr 1096 an, in welchem der Zug sich in Bewegung setzen sollte. Wer beschreibt das wilde Gewühl, das man auf allen Straßen sah! Es war, als wenn eine neue Völkerwanderung begonnen hätte. An allen Orten sah man Zelte und Fahnen und Waffen von der mannigfaltigsten Art, und alle Landstraßen und Flüsse waren mit Kreuzfahrern bedeckt, die jubelnd den Sammelplätzen zuzogen. „Gott will es haben!" hörte man überall als Losungswort rufen. Unter allen den hohen Häuptern, welche sich zum Zuge entschlossen hatten, war keiner, zu dem man mehr Vertrauen hatte, als Gottfried vom Bouillon, Herzog von Niederlothringen (Belgien), der von der Schlacht bei Merseburg her uns bereits bekannt ist. Vor dessen Burg erschien schon in den ersten Tagen des Frühlings unvermuthet Kukupeter mit einer großen Schaar

6. Deutsche, besonders brandenburgisch-preußische Geschichte bis zur Gegenwart - S. 55

1909 - Habelschwerdt : Franke
arbeitete mit allen Kräften an dem Wohle des Volkes. Er regierte q(§ absoluter oder unumschränkter Fürst. Die höchste Verwaltungsbehörde des Staates war das von Friedrich Wilhelm I. gegründete (S. 36) Generaldirektorium (vgl. das heutige Ministerium). Unter diesem standen in den Provinzen die Kriegs- und Dvmänen-kammern (vgl. die heutigen Bezirksregierungen). Die Staatseinkünfte suchte Friedrich fortgesetzt zu vermehren, doch sollten die ärmeren Untertanen nicht zu sehr bedrückt werden. Während die Landleute die Kontribution, eine direkte Steuer, zahlten, entrichteten die Städter die Akzise, eine indirekte Steuer. Der letzteren wandte Friedrich nach dem Siebenjährigen Kriege seine Aufmerksamkeit zu und schuf zu ihrer Verwaltung die Regie, eine Behörde mit besonderen Beamten. Ungefähr den zehnten Teil von diesen (etwa 200) ließ Friedrich ans Frankreich kommen, wo eine ähnliche Einrichtung bestand. Die Abgaben für Luxusartikel wurden erhöht, und der Handel mit Salz. Tabak und Kaffee blieb dem Staate vorbehalten (Monopol). Die Regiebeamten durften Haussuchungen vornehmen, wenn sie vermuteten, daß ausländische Waren eingeschmuggelt worden seien. Sie waren deshalb beim Volke verhaßt und erhielten den Spottnamen „Kaffeeriecher". 2. Friedrichs Sorge für die Landwirtschaft. Für die Landwirtschaft, die damals die Grundlage des Preußischen Staates bildete, hatten die Kriege die schlimmsten Folgen gehabt. Weite Landstriche waren verödet; viele Ortschaften lagen in Trümmern, und den verarmten Landleuten fehlten Saatkorn und Ackerpferde. Der König ließ deshalb das Getreide, das er 1762 für den neuen Feldzug angeschafft hatte, zur Aussaat verteilen und überwies den Bauern Tausende von Militärpferden. Den Bewohnern der am meisten geschädigten Gegenden wurden die Steuern auf einige Zeit erlassen. In die schwach bevölkerten Landesteile berief Friedrich nach und nach etwa 300 000 Ansiedler, und gegen-900 Dörfer wurden unter seiner Regierung neu gegrünbet. Die kleinen Städte, beren Häuser um die Mitte des 18. Jahrhunderts meist aus Holz und Lehm gebaut waren, wurden oft durch Feuersbrünfte eingeäschert. Friedrich unterstützte freigebig die verheerten Ortschaften, forderte aber, daß die neuen Häuser aus Ziegeln gebaut und mit Schiefer oder Flachwerk gedeckt würden. Um das anbaufähige Land zu vermehren, ließ Friedrich das Oderbruch zwischen Frankfurt und Oderberg in der Mark, das Warthe- und Netzebruch und den Drömling in der Altmark Friedrichs d. Gr. Sorge für seine Untertanen. Atzler, Du. Nr. 95.

7. Deutsche, besonders brandenburgisch-preußische Geschichte bis zur Gegenwart - S. 63

1909 - Habelschwerdt : Franke
6ä auch in wirtschaftlicher und geistiger Hinsicht vom Auslande abhängig. In Sprache, Sitte und Tracht war für Deutschland besonders Frankreich maßgebend, das unter Lndwig Xiv. die Vorherrschaft in Enropa erlangt hatte. An den Fürstenhöfen und in den Adelskreisen wurde fast nur Französisch gesprochen. Bediente man sich der deutschen Sprache, so vermischte man sie mit zahllosen Fremdwörtern. Selbst Friedrich Wilhelm I., der sonst alles Französische haßte, folgte in der Sprachmengerei der Unsitte seiner Zeit. Die zahlreichen kleinen Fürsten Deutschlands ahmten an ihren Höfen das glanzvolle Leben Ludwigs Xiv. nach. Die meisten von ihnen verschwendeten durch prunkvolle Feste, kostspielige Maskenaufzüge und Opernaufführungen die Einkünfte ihrer Länder. Bei den zahlreichen Hofjagden mußten die Bauern nicht nur tagelang Treiberdienste leisten, sondern auch ohne Widerspruch znseheu, wie ihre Felder rücksichtslos verwüstet wurden. An den Höfen vieler Fürsten waren besonders Gartenfeste und Schäferspiele beliebt. Die Gärten waren von breiten Wegen durchzogen, an denen kugel- oder kegelförmig beschnittene Bäume und Sträucher standen. Außerdem gab es in den Gärten Grotten und Wasserkünste, die mit Schnörkeln und Muschelwerk verziert waren. Von diesem auch in der Baukunst häufig angewendeten Muschelwerk, französisch rocaille, stammt wahrscheinlich der Name Rokoko, mit dem man die Zeit von etwa 1725—1770 und die Kunst dieser Jahrzehnte bezeichnet. (Abb. 4.) Um die großen Ausgaben bestreiten zu können, erhöhten die Fürsten die Abgaben, und häufig sogen gewissenlose Beamte die Untertanen ans. Viele Fürsten ließen sich auch mit Abenteurern ein, die vorgaben, die Kunst des Goldmachens zu verstehen. Durch ungeheuren Aufwand, zahlreiche Dienerschaft und häufige Festlichkeiten waren besonders der Hof Augusts des Starken von Sachsen und der Hof zu Stuttgart berüchtigt. Auch Friedrich I. von Preußen umgab sich nach französischem Vorbilde mit einem großen Hofstaat, während sein Sohn Friedrich Wilhelm I. von allen deutschen Fürsten sich zuerst gegen das französische Wesen erklärte und bürgerlich einfach lebte. Ebeuso zeichnete sich Friedrich der Große durch Sparsamkeit aus. Die Fürsten herrschten unumschränkt oder absolut. In vielen deutschen Kleinstaaten seufzten die Bewohner unter der drückenden Willkürherrschaft ihrer Fürsten. Einzelne von diesen, wie die Herrscher von Braunschweig, Waldeck, Hessen-Kassel u. a., betrachteten sogar die Landeskinder als ihr persönliches Eigentum und verkauften ihre Soldaten zum Kriegsdienste in fremden Erdteilen. So mußten gegen 30 000 verkaufte Deutsche im Nordamerikanischen Freiheitskriege für England kämpfen. Friedrich der Große, Joseph Ii. von Österreich und einige andere Fürsten betrachteten sich aber als die

8. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrer- und Lehrerinnenseminare - S. 231

1912 - Habelschwerdt : Franke
231 2. Regelung der Finanzen und Zunahme der stndischen Macht. Die Gnstlinge seines Vaters wurden vom Hofe entfernt und die Ausgaben verringert. Den jdischen Mnzmeister Lippold lie er grausam hinrichten, und die Juden muten abermals das Land verlassen. Einen Teil der groen Schuldenlast bernahmen die Stnde, aber der Kurfürst mute ihnen bedeutende Zugestndnisse machen. So erhielten die aus den Geschlechtern hervorgehenden Magistrate der Städte die Richtergewalt der die niederen Brger. Besonders ntzte der Landadel diese Gelegenheit aus. um seine Macht auf Kosten der Bauern zu vermehren. Die adligen Grund-Herren durften ihr Ackerland durch Einziehung von Weiden und Wldern, die bisher von den Bauern bentzt worden waren, ver-grern: sie konnten mutwillige und ungehorsame Bauern aus-kaufen" und sie nach Bedarf zu Hand- und Spanndiensten heran-ziehen. Da sie auerdem das Patronatsrecht der die Pfarr- und Schulstellen besaen, wurde das mrkische Landvolk ganz vom Adel abhngig. 3. Das Kirchen- und Schulwesen, a. Johann Georg wandte seine Aufmerksamkeit besonders den kirchlichen Angelegenheiten zu. Die uere Einrichtung der Landeskirche suchte er durch die 1573 erlassene Visitations- und Konsistorialordnung einheitlich zu gestalten; die innere Einheit bahnte er durch die Einfhrung der Konkordienformel (S 177) an. Die katholischen Formen des Gottesdienstes, die Joachim Ii. beibehalten hatte, wurden jetzt beseitigt. b. Der Frankfurter Universitt, auf der er selbst studiert hatte, verschaffte er grere Einknfte. In Berlin grndete er das Gymnasium zum Grauen Kloster. Die Stadtschulen wurden den geistlichen Behrden unterstellt. 4. Aufschwung des wirtschaftlichen Lebens. Unter der friedlichen Regierung Johann Georgs vermehrte sich in Brandenburg, wie berhaupt in Deutschland, der Wohlstand der Städte. Aus den spanischen Niederlanden wanderten fleiige Handwerker ein, die wegen ihres Glaubens die Heimat verlassen muten. Von bedeu-tenbem Einflsse auf die Entwicklung des gewerblichen Lebens war der abenteuerliche Arzt und Alchimist Leonhard Thurneysser, der die Holzschneide- und Buchdruckerkunst und die Anlage von Alaun-und Salpetersiedereien frderte. Der steigende Wohlstand uerte sich in bertriebenem Luxus, gegen den der Kurfürst strenge Gesetze erlie. Joachim Friedrich, 15981608. 1598-1608 1. Seine Persnlichkeit. Joachim Friedrich war schon 52 Jahre alt, als er Kurfürst wurde. In religisen Dingen dachte er milder

9. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrer- und Lehrerinnenseminare - S. 254

1912 - Habelschwerdt : Franke
254 wirtschaftliche Vorteile; ihr Wohlstand hob sich, und die Staats-einnahmen wuchsen. Da die Akzise eine dauernde Steuereinrichtung war, mute sich auch der Adel zu einer regelmigen Entrichtung der Kontribution bequemen. So verlor das Recht der Steuer-bewilligung, das wichtigste der stndischen Vorrechte, seine Bedeutung, während die Macht des Kurfrsten stieg. b. Die nderung der Domnenoerwaktung. Eine Vermehrung der Staatseinnahmen erzielte der Kurfürst auch dadurch, da er die Domnenverwaltung nderte. Whrend bisher der kurfrst-liche Hof die Domnen selbst bewirtschaften lie und ihre Erzeug-nisse fr sich und die Beamten verwendete, ging Friedrich Wilhelm von der Naturalwirtschaft ganz zur Geldwirtschaft der, indem er die Domnen verpachtete und den Beamten ein Bar-gehalt zahlte. c. Die Unterwerfung der prcuifchen stnde. Den heftigsten Widerstand fand der Kurfürst in Preußen. Der Adel und die stdtischen Magistrate, die ihre Rechte zur Unterdrckung des Volkes ausnutzten, weigerten sich, dem Kurfrsten zu gehorchen, und knpften hochverrterische Verbindungen mit Polen an. Friedrich Wilhelm ging darum mit Gewalt vor. Er lie seine Hauptgegner, den Knigsberger Schppenmeister Roth und den Obersten von Kalckstein, gefangen nehmen. Ersterer blieb bis zu seinem Tode in Gefangenschaft; letzterer wurde hingerichtet. Der Kurfürst hatte damit den Widerstand gebrochen und wendete die erlangte Gewalt zum allgemeinen Wohle des Landes an. 5. Die Bemhungen des Groen Kurfrsten um das Wohl des Landes, a. Frderung von Mcerau, Sandel und Industrie In das Land, das in der Kriegszeit verdet war, rief der Kurfürst fremde Ansiedler herbei. So nahm er 20 000 Protestanten auf, die nach der Aufhebung des Ediktes von Nantes (S 244) Frankreich verlieen. Unter ihnen gab es Gelehrte, Knstler, Kauf-leute, Fabrikanten und Grtner, durch welche die einheimische Be-vlkerung manche Anregung erhielt. Viele Hollnder und Schweizer siedelten sich in den Fluniederungen an, machten weite Strecken Landes urbar und frderten Ackerbau, Viehzucht, Garten- und Obst-bau. Luise Henriette von Oranien, die erste Gemahlin des Kurfrsten, grndete in dem nach ihr genannten Oranienburg eine hollndische Musterwirtschaft. Der Kurfürst lie an den Landstraen Bume pflanzen und verordnete, da kein Landmann heiraten drfe, der nicht sechs Obstbume gepfropft und sechs Eichen gepflanzt habe. Whrend der Regierungszeit des Groen Kur-srsten wurden in Brandenburg die Tabak- und Kartoffelpflanze bekannt; fr die Landwirtschaft gewann die letztere aber erst spter Bedeutung.

10. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrer- und Lehrerinnenseminare - S. 239

1912 - Habelschwerdt : Franke
239 den kmpfenden Parteien eine neutrale Stellung zu behaupten. Dazu fam, da er krperlich schwer leidend war. Die Regierung fhrte der katholische Minister Adam von Schwarzenberg, der sich im Jlichschen Erbfolgestceite Verdienste um das Kurhaus erworben hatte. Er sah wie viele deutsche Staatsmnner das Heil des Landes im engen Anschlu an das Kaiserhaus. Zur Durchfhrung seiner Plne fehlten ihm aber die ntigen Mittel, da die Stnde, die ein landesherrliches Recht nach dem andern an sich gebracht hatten, sich seiner Absicht, ein stehendes Heer zu schaffen, widersetzten. Die Bevlkerung war mit dem Herrscherhause wegen des bertritts zur reformierten Lehre zerfallen, und auch in der kurfrstlichen Familie herrschte wegen der konfessionellen Gegenstze Unfrieden. Die Stnde zeigten sich widerwillig bei der Bewilligung von Geldern und vertrauten mehr auf den Schutz des Kaisers als auf die eigene Kraft. Georg Wilhelm war unentschlossen und wollte neutral bleiben. Die Folge davon war, da die Mark von den verschiedenen kriegfhrenden Mchten in gleicher Weise bedrngt wurde. 2. Georg Wilhelms Verhalten im Dreiigjhrigen Kriege. a. Von dem Bhmisch-Pflzischen Kriege blieb Brandenburg noch unberhrt. Im Niederschsisch-Dnischen Kriege (S. 192) zog sich aber Ernst von Mansfelb nach der Schlacht an der Deffauer Brcke mit seinen wilden Scharen nach Branben-burg zurck, und nach der Nieberlage bei Lutter am Barenberge kam auch Christian Iv. von Dnemark mit den geschlagenen Truppen in die Mark. Nach den Siegen der Kaiserlichen geriet der Kurfürst, der zu den Dnen und Schweden in Beziehungen getreten war, in Gefahr, vom Kaiser gechtet zu werden. Da die Stnde fr die Landesverteidigung nichts aufbringen mochten, schlo sich Georg Wilhelm auf Schwakenbergs Rat an den Kaiser an. Im Jahre 1627 rckten die Wallensteinschen Scharen in Branben-burg ein. Obgleich sie als Verbnbete kamen, hatte das Land viel von ihnen zu leiben. Was bis Ende 1628 fr die Unterhaltung der Truppen aufgebracht werben mute, schtzte man auf 200 Tonnen Golbes. b. Als Gustav Abolf, beffen Gemahlin Maria Eleonore eine Schwester Georg Wilhelms war. in den Dreiigjhrigen Krieg eingriff ts. 194), lie sich der Kurfürst zu einem Bnbnisse mit ihm nicht bewegen, sonbern schlo sich der Leipziger Konvention an, durch die sich die protestantischen Fürsten zu einer bewaffneten Neutralitt verpflichteten. Erdmannsdrffer, Deutsche Geschichte vom Westflischen Frieden bis zum Regierungsantritt Friedrichs des Groen: Brandenburg unter Georg Wilhelm. Atzler, Qu. u. L. Ii. Nr. 26.
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