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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 335

1888 - Habelschwerdt : Franke
335 hielten daselbst ihren Einzug, und Napoleon mußte zu Fontainebleau für sich und seine Erben auf die Krone verzichten. Er erhielt die Insel Elba als Eigentum und durste 400 Mann feiner Garde mitnehmen, f) Der erste Pariser Friede. In Frankreich war die Stimmung des Volkes für die Zurückberufung der Bourbonen auf den Königsthron. Im ersten Pariser Frieden, 30. Mai 1814, erhielt daher Frankreich Ludwig Xviii., den Bruder Ludwigs Xvi., als König, eine konstitutionelle Verfassung und die Grenzen von 1792. C. Der letzte Kampf gegen Napoleon nach dessen Rückkehr (Herrschaft der 100 Tage), a) Rückkehr Napoleons. Die weitere Ordnung der europäischen und deutschen Verhältnisse sollte ans einem glänzenden Kongresse sämtlicher Mächte zu Wien stattfinden. Hier ries die Eifersucht der Mächte endlose Streitigkeiten hervor, und es drohte ein Krieg der Mächte unter sich aufzubrechen. In Frankreich war das Volk mit der bourbonischcn Regierung und deren Anhange, dem Adel und Klerus, welche die feudalen Rechte wiederherzustellen suchten, unzufrieden. Auf diese Nachrichten hin beschloß Napoleon, Elba zu verlassen und noch einmal den Versuch zu wagen, seine alte Herrschaft auszurichten. Er landete am 1. März bei Cannes. Die ihm entgegengesandten Truppen unter Ney gingen zu ihm über, und er hielt in Paris seinen Einzug. Ludwig Xviii. floh nach Gent. Napoleon hatte aber nur in der Armee seine Stütze; das Volk suchte er vergeblich durch die Erklärung zu gewinnen, daß er den Pariser Frieden halten werde, d) Der Feldzug und der zweite Pariser Friede. Die Nachricht von Napoleons Flucht brachte schnell die Diplomaten zur Eintracht: Napoleon wurde in die Acht erklärt, zu deren Vollstreckung die Mächte ein Heer von 900000 Mann ausrüsteten. In drei Heeren wollten wieder die Verbündeten in Frankreich einrücken; doch wurde das Schicksal Napoleons rasch in Belgien entschieden, wohin er sich zuerst gewandt hatte. Hier hatten Wellington und Blücher eine nicht gerade günstige Ausstellung genommen. Napoleon drängte am 16. Juni Blücher, der selbst j

2. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 323

1904 - Habelschwerdt : Franke
23 Parthenopeischen Republik (von Parthenope, der dichterischen Bezeichnung Neapels) zur Folge hatte. Die sterreichischen Heere kmpften aber glcklich. Erzherzog Karl drang in Sddeutschland vor, schlug die Franzosen bei Stockach in Baden (nordwestlich vom Bodensee) und verfolgte sie bis R a st a t t. Der hier tagende Kongre wurde aufgelst. Die bis jetzt noch nicht aufgeklrte Ermordung der heimkehrenden franzsischen Gesandten trug viel zur gegenseitigen Erbitterung bei. Inzwischen trieben die sterreicher die Frauzofeu in Italien der die Etfch zurck, und der tapfere russische General Suworow drngte sie bis an die Kste von Genua. Die rcksichtslose Behandlung Suworows durch den Wieuer Hof und die Befrchtung Englands und sterreichs, da sich die Russen in Italien oder am Mittelmeer festsetzen knnten, lhmten aber die Fortschritte der Sieger. Suworow erhielt vom Wiener Kriegsrate den Befehl, nach der Schweiz zu marschieren. Er berstieg unter unsglichen Schwierigkeiten im Oktober die mit Eis und Schnee bedeckten Alpen, mute sich aber, uachdem er der den St. Gotthard bis zum Vierwaldsttter See vorgedrungen war, nach dem Rheintale retten, da die Schweiz von den Verbndeten schon aufgegeben war. Darber erbittert, rief der Zar sein Heer zurck. c. Wendung durch Bonaparte. Whrend die Koalition durch das Ausscheiden Rulands geschwcht worden war, verstrkte sich Frankreich dnrch neue Rstungen und bertrug Bouaparte den Oberbefehl. Dieser ging in 5 Tagen der den Groen St. Bernhard und schlug die sterreicher nach hartnckigem Widerstande bei Marengo (sdstlich von Alessandria). Da die Franzosen auch bei Hohenlinden (stlich von Mnchen) einen entscheidenden Sieg erfochten hatten, sah sich sterreich zum Frieden von Lnniville (lhnewihl, sdstlich von Nancy), 1801, gentigt. Das linke Rheinnser blieb bei 1801 Frankreich. So verlor das deutsche Reich 1150 Quadratmeilen mit 4 Millionen Bewohnern. Die benachteiligten weltlichen Fürsten sollten durch Einziehung geistlicher Gter und Aufhebung von Reichsstdten entschdigt werden. Mit England schlo Frankreich 1802 den Frieden von Amiens. C. Der Neichsdeputatioiis-Hanptschlu, 1803. 1803 Das schwierige Werk der Entschdigung wurde auf dem Reichs-tage in Regensburg durch den Reichsdeputations-Hauptschlu vollendet. Von den 3 geistlichen Kurfrsten behielt nur Karl von Dalberg, der Kurfürst von Mainz, feine weltliche Wrde; doch verlor er Mainz und bekam dafr Regensburg nebst Wetzlar und Aschaffen-bnrg, sowie den Rang eines Primas von Deutschland. Wrttemberg, Baden, Hessen-Kassel und Salzburg wurden zu Kurfrstentmern erhoben! 21*

3. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 343

1904 - Habelschwerdt : Franke
343 drangen viele Patrioten in Friedrich Wilhelm, die gnstige Gelegenheit zu bentzen und im Bunde mit dem sterreichischen Kaiser gegen Napoleon zu ziehen. Der König konnte sich aber zu diesem Schritt nicht entschlieen; er wollte ohne Rulands Hilfe einen solchen Kampf nicht wageu. Dazu kam, da der König von einer Adelspartei beeinflut wurde, der Steins Reformen zuwider waren. Im Sommer 1808 fiel den Franzosen ein Brief in die Hnde, in welchem Stein den Wunsch verriet, eine Volkserhebung gegen Napoleon vorzubereiten. Durch das Bekanntwerden dieses Briefes wurde Preueus Lage sehr verschlimmert. Bei der drohender? Haltung Napoleons willigte der König in den Vertrag vom September 1808 ein (S. 330). Stein, dem- von seinen Feinden fortwhrend entgegengearbeitet wurde, sah sich im November 1808 gentigt, seinen Abschied zu nehmen. Im Dezember wurde er von Napoleon gechtet und mute Preueu verlasse. Nach Steins Entlassung trat in der Durchfhrung der Reformen ein Stillstand ein. Whrend im preuischen Volke der Freiheitsdrang erwachte und sterreich och einmal den Kampf mit dem franzsischen Gewalthaber wagte, konnte sich Friedrich Wilhelm, der vom russischen Kaiser vor jeder bereilung gewarnt wurde, nicht entschlieen, im Verein mit sterreich gegen Napoleon vorzugehen. Trotzdem trat der König zu sterreich in Beziehungen, die Napoleon nicht verborgen blieben. Nach dem siegreichen Kriege gegen sterreich zog der fran-zfische Kaiser Preußen zur Rechenschaft und verlangte drohend die Bezahlung der Kriegsschuld. Das Ministerium machte dem Könige den Vorschlag, die franzsischen Forderungen durch die von Napoleon gewnschte Abtretung von Schlesien zu befriedigen. Durch das mutige Eintreten der Knigin Luise, welche die Vorschlge der Minister als erbrmlich" bezeichnete und die Berufung Hardenbergs betrieb, wurde aber Schlesien vor der Losreiung von Preußen bewahrt. Im Sommer 1810 stellte Friedrich Wilhelm Iii. Hardenberg als Staatskanzler an die Spitze der gesamten Verwaltung. Diesem gelang es, durch Einfhrung einer allgemeinen Grundsteuer, durch Verbrauchs- und Luxussteuern die notwendigen Mittel zur Bezahlung Frankreichs zu beschaffen. Hardenberg, der ein gewandter Staatsmann war, aber nicht Steins sittlichen Ernst besa, leitete die preuische Politik bis zu seinem Tode im Jahre 1822. Er setzte die von Stein begonnenen Reformen fort und suchte besonders die wirtschaftliche Ent-Wicklung Preuens zu frdern, indem er die volle Gewerbe fr eiheit einfhrte. Da infolge des Ediktes der den erleichterten Besitz des Grundeigentums und die persnlichen Verhltnisse der Landbewohner der Gesindezwang aufhrte, wurde durch die Gesindeordnung vom 8, November 1810 bestimmt, da zwischen Herrschaften und

4. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 107

1904 - Habelschwerdt : Franke
107 einen Vertrag, nach welchem sie 40 60 oder mehr Hufen Landes zu Lehen erhielten. (Eine Hufe hatte gewhnlich 60 Morgen oder etwa 15 ha.) Zwei bis vier Hufen gehrten dem Unternehmer, zwei waren fr die Pfarrei bestimmt, die brigen Hufen erhielten die Ansiedler. Der Unternehmer wurde der Erbschulze des Dorfes. Er war frei von Abgaben, mute aber dem Landeshern ein Lehns-pferd stellen und selbst Reiterdienste leisten. Die angesiedelten Bauern zahlten Grundzins und Zehnten. Bei der Grndung neuer Städte verfuhr man hnlich, nur war die erworbene Bodenflche grer. Diese neuangelegten Städte zeigen fast alle denselben Banvlan. In der Mitte wurde der vier-eckige Marktplatz (Riug) angelegt, auf dem das Rathaus feinen Platz fand. Vom Markte gehen rechtwinklig die Straen aus. Die Pfarr-kirche baute man anf einen Platz in der Nhe des Marktes. Whrend unter den letzten Hohenstaufen die Kaisermacht verfiel, befestigten deutsche Bauer, Brger, Mnche, Priester und Ritter zum Teil auf friedlichem Wege die Herrschaft ihres Volkstums der ein Gebiet, das jetzt etwa 3/ des Deutschen Reiches bildet. Mit Recht hat man darum die Besiedlung und Germauisieruug der Slawen-lnder als die Grotat des deutscheu Volkes im Mittelalter" bezeichnet. Ircrnkreich und gngcan zur Zeit der stcrusifchen Kcriser. Frankreich. Seit dem Beginn des 12. Jahrhunderts fanden die Kapetinger in ihrem Streben, einen Einheitsstaat zu grnden, Untersttzung an den Bauern, die sie vor dem raubgierigen Adel schtzten, an der Geistlichkeit und an den Stdten, in denen sich die Selbstverwaltung entwickelte. Ludwig Vii. (11371180) beteiligte sich mit Konrad Iii. am 2. Kreuzzuge. Als sich seine von ihm geschiedene Gemahlin Eleonore von Poitiers mit dem Thron-erben von England verheiratete, kam die ganze westliche Hlfte von Frankreich in englischen Besitz. Ludwigs Sohn Philipp Ii. mit dem Beinamen Angustns, d. h. Mehrer des Reichs (11801223), ist einer der grten Kapetinger. Er nahm mit Friedrich Barbarossa und Richard Lwenherz an dem 3. Kreuzzuge teil. Seiner klugen und rcksichtslosen Politik gelang es, die Macht des Knigs zu strken und die englischen Besitzungen in Frankreich zu gewinnen. 1214 schlug er die Englnder und den mit ihnen verbndeten Kaiser Otto Iv. in der Schlacht bei Bonvines. Gegen Ende seiner Regierung brachen die Albigenserkriege aus, die schlielich 1243 zur Ausbreitung der kapetingischen Macht der Sdfrankreich fhrten. Unter Philipp Ii. August erwachte das franzsische Nationalbewutsein. Da die Ppste in den Kmpfen mit Kaiser Friedrich Ii. sich auf Frankreich sttzten, so be-gann dessen Ansehen und Einflu auf Kosten Deutschlands zu steigen. Unter Philipps Ii. Enkel Ludwig dem Heiligen (12261270), fr den anfangs seine kluge Mutter Blanka regierte, stieg die Knigsmacht immer mehr und schlug im Herzen des franzsischen Volkes tiefe Wurzel. Ludwig stellte die

5. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 108

1904 - Habelschwerdt : Franke
108 ffentliche Sicherheit her, frderte die Entwicklung der Städte durch Regelung der Abgaben, der Zlle und des Mnzwesens und durch Begnstigung von Handel und Gewerbe. Die Rechtspflege ordnete er durch Errichtung eines obersten Gerichtshofes, des Parlaments, in Paris. In den unmittelbar unter der Krone stehenden Gebieten setzte der König seine Beamten ein und erhob regelmige Steuern. Auch nach auen wuchs der franzsische Einflu. Karl von Anjou, der Bruder Ludwigs Ix., wurde 1267 König von Sizilien. In seinem Glaubenseifer unternahm Ludwig zwei Kreuzzge (1248 und 1270), die aber beide erfolglos blieben. Auf dem letzten Kreuzzuge starb er vor Tunis. Er gilt als das Ideal der mittelalterlichen Könige Frankreichs. Whrend der Kreuzzge erwachte in der franzsischen Ritterschaft eine hohe religise Begeisterung und eine Abenteuerlust, die auf das ganze geistige Leben der Nation einwirkte. Die ritterliche Poesie blhte, und die bildenden Knste nahmen einen hohen Aufschwung. Im nrdlichen Frankreich schuf die sich rasch entwickelnde Gotik herrliche Bauwerke und verbreitete sich von hier aus der das ganze Abendland. England. Im Jahre 1154 kam mit Heinrich Ii. (bis 1189) das Haus Plantagenet (plntedschenet) auf den englischen Thron, den es bis 1399 innehatte. Heinrich stammte aus der Ehe, welche die englische Knigstochter Mathilde, die kinderlose Witwe Kaiser Heinrichs V., mit dem Grafen von Anjou, Gottfried Plantagenet, geschlossen hatte. Durch seine Heirat mit der geschiedenen Gemahlin Ludwigs Vii. erhielt Heinrich Ii. das westliche Frankreich, womit der Anla zu langen Kmpfen gegeben war. Er erwarb auch die Lehnshoheit der Irland. Die Emprung seiner Shne (vgl. Bertran de Born von Uhland) verbitterte Heinrichs letzte Lebensjahre. Sein Sohn, Richard Lwenherz, ein tapferer, abenteuerschtiger und grausamer Fürst (11891199), war der Schwager Heinrichs des Lwen und ein Gegner der Hohenstaufen. Er nahm am 3. Kreuzzuge teil und wurde von Kaiser Heinrich Vi. lnger als ein Jahr gefangen gehalten (S. 83). Nach seiner Rckkehr fhrte er mit Philipp August, der die Normaudie angegriffen hatte, Krieg. Richards Bruder und Nachfolger, der genuschtige Johann ohne Land, verlor fast alle Besitzungen in Frankreich an Philipp August und ge-riet auch mit dem Papste in Streit. Da ihn seine Vasallen zu verlassen drohten, mute er die Magna Charta, den groen Freiheitsbrief, unterzeichnen, wodurch der Grund zu der englischen Verfassung gelegt wurde. Die wichtigsten Bestimmungen der Magna Charta waren, da niemand verhaftet und mit Ber-lnst des Eigentums oder Verbannung bestraft werden solle, wenn er nicht durch gesetzmigen Spruch seiner Standesgenossen verurteilt sei, und da ohne Zustimmung des Reichsrats (der Groen) keine auerordentlichen Ab-gaben erhoben werden drfen. Ein Ausschu von Baronen sollte der die Ausfhrung dieser Bestimmungen wachen. Die Regierungszeit Heinrichs Iii. (12161272), dessen Bruder Richard von Eornwallis zum deutschen

6. Theil 3 - S. 69

1880 - Stuttgart : Heitz
Hans Holbein. 69 aufgebrachte Lord die Thüre aufzubrechen anfing. Das war dem Maler zu arg. Voll Zorn sprang er heraus und stieß den Lord die Treppe hinunter, merkte aber aus den Klagetönen des Gefallenen und aus dem Lärm der herbeieilenden Bedienten, daß es nicht ohne Beschädigung abgelaufen sei. Erschrocken kehrte er in das Zimmer zurück, verriegelte die Thüre und flüchtete sich durchs Fenster über ein Dach aus dem Hause. Dann eilte er geradeswegs zum Könige, erzählte den Vorfall und bat um Gnade. „Ich will dir verzeihen," antwortete dieser gnädig, „wenn du den Grafen um Verzeihung bittest." Das versprach Holbein und wurde, da man eben die Stimme des Grafen hörte, in ein Nebenzimmer gebracht. Mit verbundenem Kopfe und kläglichem Gesichte wurde dieser zum Könige geführt und bat um strenge Bestrafung des Schuldigen. „Beruhige dich," sprach der König, „und sei mit der Abbitte des Malers und dem scharfen Verweise zufrieden, den er in deiner Gegenwart erhalten soll." Der Lord, der eine ganz andere Genugthuung für einen Mann seines Standes erwartet hatte, vergaß sich so sehr, daß er drohte, er würde sich selbst Recht verschaffen. Aber einen größeren Dienst hätte er dem bedrängten Maler nicht leisten können; denn der heftige König konnte keinen Widerspruch ertragen und gerieth daher in heftigen Zorn. „Nun hast du es mit mir zu thun," rief er mit funkelnden Augen; „geh und denke daran, daß ich die mindeste Selbstrache, die du an dem Maler nimmst, ahnden will, als wäre sie an meiner eigenen Person verübt. Glaubst du, daß mir wenig an diesem Manne gelegen ist, so wisse, daß ich aus sieben Bauern eben so viele Lords machen kann, aber aus sieben Lords nicht einen Holbein!" Nach einem dreijährigen Ausenthalte reifte Holbein nach Basel zum Besuch, um sein Weib und seine Kinder zu sehen. Zugleich schickte Morus seinem Freunde Erasmus ein Gemälde, seine Familie vorstellend, von Holbein gemalt, worüber der Beschenkte eine große Freude hatte. „Ich habe keine Worte," schrieb er an des Kanzlers Tochter zurück, „meiner Freundin, der Zierde Britanniens, die Freude zu schildern, die mir der Familienverein gemacht hat, den Holbeüts Meisterhand so glücklich mir vor Augen stellt, daß ich sie alle, als wäre ich mitten unter ihnen, erkannt und mich zurückgesehnt habe nach dem unvergeßlichen Hause, dem ich so viel meines Glückes und Ruhmes schuldig bin." Viele, die den armen Maler früherhin über die Schultern angesehen hatten, drängten sich jetzt an den berühmten, von Königen und Fürsten gesuchten

7. Theil 3 - S. 278

1880 - Stuttgart : Heitz
278 Neue Geschichte. 2. Periode. Rußland. vom Rumpfe zu trennen." Der König reichte ihm den Säbel mit den Worten: „Tod den Türken und Tataren! Leben und Gnade den Unterthanen!" eine Aeußerung, die seiner Menschlichkeit Ehre macht. Peter fand den Aufruhr schon gedämpft; alle Gefängnisse waren voll. Kaum bezwang sich Peter, seine Schwester Sophia nicht zu mißhandeln; denn sie hatte vermuthlich wieder ihre Hand im Spiele gehabt. Darum wurde sie noch enger eingesperrt; vor dem Kloster, in welchem sie wohnte, wurde eine lange Reihe Galgen aufgerichtet und an diesen gegen 150 Empörer aufgeknüpft; unmittelbar vor dem Fenster der Zelle Sophia's hingen drei der Schuldigsten. Schrecklich war diesmal die Strafe der Uebelthäter; einen ganzen Monat lang floß ihr Blut auf dem Richtplatze bei Moskau. Selbst Peters Gemahlin, Eudoxia Lapuchin, wurde, weil sie den Neuerungen des Czaren abhold war, verstoßen und in ein Kloster geschickt. Um diese Zeit starb sein Freund Lesort. „Nun habe ich keinen treuen Diener mehr!" rief Peter mit Thränen aus. „Auf ihn allein konnte ich mich verlassen." Er küßte den theuern Leichnam und badete ihn mit seinen Thränen. Seine Stelle ersetzte späterhin Menschikow. Die Nachrichten über dessen Herkunft sind verschieden. Es heißt, er sei ein Pastetenbäckerjunge gewesen und habe Pasteten auf den Straßen herumgetragen. Einst kam er so auch in die Küche eines vornehmen Russen, der den Ezar zu Tische geladen hatte. Da bemerkte er, daß der Wirth in ein Lieblingsgericht des Czaren ein Pulver that. Menschikow schöpfte Verdacht, ging auf die Gaffe und wartete, bis der Czar kam. Dieser bemerkte ihn und sagte: „Gieb mir deinen Korb zum Kaufe." — „Den Korb," antwortete der Junge, „darf ich nicht ohne meines Herrn Erlaubniß hingeben. Indeß, da Euch doch alles zugehört, so nehmt ihn immerhin." — Die Antwort gefiel Petent; er befahl ihm, zu folgen und ihn bei Tische zu bedienen. Als nun das verdächtige Gericht kam, rief der Knabe den Czar bei Seite und sagte ihm, was er gesehen habe. Peter verlangte, daß der Wirth zuerst davon essen sollte, und da dieser bestürzt es ablehnte, setzte er einem Hunde davon vor, der bald darauf starb. Seit dieser Zeit genoß Menschikow das Vertrauen des Czaren und half ihm auch treulich bei der Ausführung seiner Verbesserungsplane. Das Ausland hatte dem Czaren so gefallen, daß er nichts sehnlicher wünschte, als seine Russen danach zu bilden. Mit dem

8. Theil 3 - S. 140

1880 - Stuttgart : Heitz
140 Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland. Friede im Lande nicht gestört wurde, wenn er auch nicht vermochte, die ängstliche Spannung aufzuheben, die in den Gemüthern herrschte. Das einzige, was man ihm vielleicht vorwerfen kann, ist die große Härte gegen den Herzog von Gotha. Der unglückliche Johann Friedrich von Sachsen hatte einen noch unglücklichem Sohn, der auch Johann Friedrich hieß und Herzog von Gotha war. Dieser ließ sich mit einem Ritter, Wilhelm von Grumbach, einem raubsüchtigen Menschen, ein und schützte ihn gegen den ausdrücklichen Befehl des Kaisers, ihn auszuliefern. Die Folge davon war, daß Gotha belagert, eingenommen und der Herzog gefangen wurde. Da er gegen wiederholte Warnungen taub gewesen war, so ließ ihn der Kaiser Maximilian Ii. (1567) nach Wien bringen, auf einem offenen Wagen, einen Strohhut auf dem Kopfe, durch die Straßen führen und dann ins Gefängniß werfen. Seine Frau Elisabeth, eine Tochter Friedrichs Iii. von der Pfalz, war trostlos über das unglückliche Schicksal ihres Mannes. Statt sich — sie war erst 27 Jahre alt — etwa durch Vergnügen zu zerstreuen, dachte sie nur an ihn, und hatte nirgends Ruhe und Rast. Fünf Jahre lang hörte sie nicht auf, flehentlich zu bitten, man möchte sie doch nur zu ihrem lieben Manne lassen. Endlich wurde es ihr bewilligt, aber nur auf einige Monate. Wie freute sie sich, als sie ihn wiedersah! Nun konnte sie ihn doch pflegen und ihm seine Einsamkeit erleichtern; denn eine andere Freude kannte das gute Weib nicht. Nach Verlauf einiger Monate sollte sie ihn wieder verlassen; aber sie bat den Kaiser so lange, bis er ihr endlich erlaubte, sich bei ihm einsperren zu lassen; nur unter dieser Bedingung wurde ihr gewährt. Aber das war ihr ein kleines Opfer für das Glück, seine Leiden zu theilen und zu erleichtern. So ist sie auch bei ihm geblieben, bis sie nach einer 22jährigen Gefangenschaft in den Armen ihres dankbaren Mannes starb. Viele Fürsten hatten oft und dringend den Kaiser um seine Freilassung gebeten; aber vergebens. Er saß noch bis ins folgende Jahr (1595) gefangen; dann entführte ihn der Tod ins Land der ewigen Freiheit, nachdem er 28 Jahre eingesperrt gewesen war. Um die- Zeit der Grumbach'scheu Händel (1566) ereignete sich eine berühmte Waffeuthat in Ungarn: die Vertheidigung von Szigeth durch Zrini. Der alte Suleimau der Prächtige lebte noch; er war wieder in Ungarn eingefallen und belagerte da Szigeth an der Theiß. Hier war der tapfere Zrini Commandant; er beschloß mit seiner kleinen Schaar den Platz bis aufs äußerste

9. Theil 3 - S. 67

1880 - Stuttgart : Heitz
Hans Holbein. 67 Eine wichtige Bekanntschaft machte Holbein nach seiner Zu-rückkunft in Basel. Der berühmte Erasmus, einer der witzigsten und gelehrtesten Köpfe jener Zeit, gewann den jungen Künstler lieb, obgleich eine innige Freundschaft schon wegen Verschiedenheit des Alters nie zwischen ihnen stattfand. Einmal fiel dem Maler des Erasmus kleine Schrift: Lob der Narrheit, in die Hände. Er fand das Buch sehr ergötzlich und versah es sogleich am Rande mit 83 schönen Federzeichnungen. Als man die Arbeit dem Erasmus brachte, freute sich dieser sehr darüber und bat den Maler, die Figuren in Holz zu schneiden, und nachmals wurde das Buch, so oft es wieder gedruckt wurde, immer mit den Holzschnitten Holbeins versehen. So wie Cranach die Bilder Luthers und Melanchthons sehr vervielfältigt hat, so hat Holbein den Erasmus unzählige Male gemalt. So beliebt auch Holbein nun schon durch seine Kunst in und um Basel geworden war, so gab es doch nur sehr geringen Verdienst. Zugleich hatte er bei seinem zänkischen Weibe wenig Freude. Daher war ihm der Antrag eines englischen Großen, der durch Basel reiste, in England sein Glück zu versuchen, ganz recht. Daß er Kinder daheim ließ, machte ihm wenig Kummer, sowie ihm denn überhaupt der sanfte, liebenswürdige Charakter des guten Dürer ganz fehlte. Er hatte mehr Sinn für Lebensfreuden, und die hoffte er in England mehr als in Basel am Hungertische und bei seiner bösen Frau zu finden. Er ließ ihr seine vorräthigen Gemälde zurück, um durch den Verkauf derselben das nöthige Geld zu erhalten, versah sich mit Empfehlungsschreiben von Seiten des Erasmus und reiste 1526, 28 Jahre alt, fröhlich von Basel ab. Wovon unterwegs leben, war ihm nicht bange; sein Pinsel sollte ihn ernähren. In Straßburg soll sich mit ihm ein ähnlicher Spaß, als oben von Dürer erzählt wird, zugetragen haben. Er ging nämlich, da es ihm an Geld fehlte, zu dem ersten Maler der Stadt und bat um Arbeit, ohne aber seinen Namen zu sagen. Der Maler verlangte eine Probe seiner Geschicklichkeit, und da malte jener, während der Maler einmal weggegangen war, auf die Stirn eines halbvollendeten Kopfes eine Fliege. Als der Maler nach Hanse kam, wollte er die Fliege wegjagen, fand aber zu seinem Erstaunen, daß sie gemalt war. Sogleich schickte er in der ganzen Stadt umher, den Fremden aufzufinden, aber vergeblich; Holbein hatte sich schon fortgemacht. Er reiste durch die Niederlande, kam glücklich nach London, ging sogleich zum berühmten Kanzler Thomas

10. Theil 3 - S. 290

1880 - Stuttgart : Heitz
Neue Geschichte. 2. Periode. Schweden und Rußland. sessel Karls, das rebenbfte Bilb der gebrechlichen Helbengröße und der zertrümmerten Schwedenmacht. *) Nun brach der Czar selbst mit dem Heere auf und nahm feine Frau, Katharina I. ober Kathinka, mit sich. Von biefer berühmten Frau hier nur einiges. Ihr Vater war ein lithauischer Bauer und sie also eine Leibeigene. Da die Aeltern ihr früh starben, so nahm der Küster des Dorfs sie zu sich. Hier sah sie der Probst Gluck bei einer Durchreife und nahm sie aus Mitleiben zu sich ins Hans, wo sie die Kinder anziehen und die Zimmer reinigen mußte. Hier blieb sie bis ins 18. Jahr; bet sie aber blutarm war, so nahm sie die Hand eines fchroebifchen Dragoners an, der sie heirathete. Einige Tage barauf mußte Johann, so hieß ihr Mann, schon fort zum Heere, und als die Russen das Schloß Marienburg einnahmen, würde sie mit den übrigen Einwohnern als Sklavin fortgeführt und fiel dem General Scheremetjew zu, der sie an Menfchikow abtreten mußte. Als einst Czar Peter bei ihm speiste und Kathinka mit Tifchgeräthen durch ging durch einige Triumphbogen, welche verziert waren mit anspielenden Bildern und Devisen zur Ehre der Sieger und zur Verhöhnung der Besiegten. Unter andern sah man einen Löwen, der, gefesselt an seinen vier Füßen mit eisernen Ketten, von einem Russen geführt wurde. Diese Zeichnung fand den vorzüglichsten Beifall bei den Russen, und unter ihnen auch bei einem Holländer, der einen schwedischen Lieutenant höhnisch fragte, ob er wohl sähe, wie die Russen dem schwedischen Löwen mitgespielt hätten, und was er davon dächte. „Das sehe ich freilich," erwiderte der Schwede; „aber das freut mich doch, daß das königliche Thier wenigstens noch etwas frei und ungefeffelt hat." — Neugierig, fragte der Holländer, was das denn wäre, und erhielt zur Antwort: „Der Schwanz, mit welchem er die Russen noch auf den Mund schlagen kann," worauf ihn der I Holländer beschämt verließ. Die armen Gefangenen wurden nach Sibirien, nach Tobolsk und andern Orten geführt und mußten durch Handarbeiten und Künste ihr Leben fristen. Nach dem Frieden wurden sie zwar losgelassen, aber von 20,000 waren kaum noch 600 übrig. *) Um jene Zeit erhielt Peter eine wichtige Erinnerung an seine Jugendzeit und zeigte zugleich sein herrliches Gedächtniß. Er musterte einige Hundert neuangekommene Matrosen. Plötzlich sprang er beim Anblicke des einen einige Schritte vor Entsetzen zurück, und befahl, den Menschen zu ergreifen. Dieser sank auf seine Kniee nieder und schrie: „Gnade! Gnade! Ja, ich bin des Todes-schuldig!" Alle sahen sich voll Erstaunen an. „Bist du nicht", rief Peter, „der Strjelitz, der mir, als ich ein Knabe war, vor dem Altare das Mordmesser in die Kehle stoßen wollte?" — Der Matrose gestand alles und erzählte, wie er bisher in Sibirien gelebt, wie ihn aber sein Gewissen wieder hierher getrieben habe. Peter wurde durch das Geständnis} gerührt und schenkte ihm das Leben, befahl aber, daß er sich nie wieder vor ihm blicken lassen sollte.
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