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hielten daselbst ihren Einzug, und Napoleon mußte zu Fontainebleau für sich und seine Erben auf die Krone verzichten. Er erhielt die Insel Elba als Eigentum und durste 400 Mann feiner Garde mitnehmen, f) Der erste Pariser Friede. In Frankreich war die Stimmung des Volkes für die Zurückberufung der Bourbonen auf den Königsthron. Im ersten Pariser Frieden, 30. Mai 1814, erhielt daher Frankreich Ludwig Xviii., den Bruder Ludwigs Xvi., als König, eine konstitutionelle Verfassung und die Grenzen von 1792.
C. Der letzte Kampf gegen Napoleon nach dessen Rückkehr
(Herrschaft der 100 Tage), a) Rückkehr Napoleons. Die weitere Ordnung der europäischen und deutschen Verhältnisse sollte ans einem glänzenden Kongresse sämtlicher Mächte zu Wien stattfinden. Hier ries die Eifersucht der Mächte endlose Streitigkeiten hervor, und es drohte ein Krieg der Mächte unter sich aufzubrechen. In Frankreich war das Volk mit der bourbonischcn Regierung und deren Anhange, dem Adel und Klerus, welche die feudalen Rechte wiederherzustellen suchten, unzufrieden. Auf diese Nachrichten hin beschloß Napoleon, Elba zu verlassen und noch einmal den Versuch zu wagen, seine alte Herrschaft auszurichten. Er landete am 1. März bei Cannes. Die ihm entgegengesandten Truppen unter Ney gingen zu ihm über, und er hielt in Paris seinen Einzug. Ludwig Xviii. floh nach Gent. Napoleon hatte aber nur in der Armee seine Stütze; das Volk suchte er vergeblich durch die Erklärung zu gewinnen, daß er den Pariser Frieden halten werde, d) Der Feldzug und der zweite Pariser Friede. Die Nachricht von Napoleons Flucht brachte schnell die Diplomaten zur Eintracht: Napoleon wurde in die Acht erklärt, zu deren Vollstreckung die Mächte ein Heer von 900000 Mann ausrüsteten. In drei Heeren wollten wieder die Verbündeten in Frankreich einrücken; doch wurde das Schicksal Napoleons rasch in Belgien entschieden, wohin er sich zuerst gewandt hatte. Hier hatten Wellington und Blücher eine nicht gerade günstige Ausstellung genommen. Napoleon drängte am 16. Juni Blücher, der selbst
j
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Extrahierte Ortsnamen: Fontainebleau Elba Frankreich Frankreich Napoleons Wien Frankreich Elba Cannes Paris Gent Napoleons Frankreich Belgien Wellington
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Parthenopeischen Republik (von Parthenope, der dichterischen Bezeichnung Neapels) zur Folge hatte.
Die sterreichischen Heere kmpften aber glcklich. Erzherzog Karl drang in Sddeutschland vor, schlug die Franzosen bei Stockach in Baden (nordwestlich vom Bodensee) und verfolgte sie bis R a st a t t. Der hier tagende Kongre wurde aufgelst. Die bis jetzt noch nicht aufgeklrte Ermordung der heimkehrenden franzsischen Gesandten trug viel zur gegenseitigen Erbitterung bei. Inzwischen trieben die sterreicher die Frauzofeu in Italien der die Etfch zurck, und der tapfere russische General Suworow drngte sie bis an die Kste von Genua. Die rcksichtslose Behandlung Suworows durch den Wieuer Hof und die Befrchtung Englands und sterreichs, da sich die Russen in Italien oder am Mittelmeer festsetzen knnten, lhmten aber die Fortschritte der Sieger. Suworow erhielt vom Wiener Kriegsrate den Befehl, nach der Schweiz zu marschieren. Er berstieg unter unsglichen Schwierigkeiten im Oktober die mit Eis und Schnee bedeckten Alpen, mute sich aber, uachdem er der den St. Gotthard bis zum Vierwaldsttter See vorgedrungen war, nach dem Rheintale retten,
da die Schweiz von den Verbndeten schon aufgegeben war. Darber erbittert, rief der Zar sein Heer zurck.
c. Wendung durch Bonaparte. Whrend die Koalition durch das Ausscheiden Rulands geschwcht worden war, verstrkte sich Frankreich dnrch neue Rstungen und bertrug Bouaparte den Oberbefehl. Dieser ging in 5 Tagen der den Groen St. Bernhard und schlug die sterreicher nach hartnckigem Widerstande bei Marengo (sdstlich von Alessandria). Da die Franzosen auch bei Hohenlinden (stlich von Mnchen) einen entscheidenden Sieg erfochten hatten, sah sich sterreich zum Frieden von Lnniville (lhnewihl, sdstlich von Nancy), 1801, gentigt. Das linke Rheinnser blieb bei 1801 Frankreich. So verlor das deutsche Reich 1150 Quadratmeilen mit 4 Millionen Bewohnern. Die benachteiligten weltlichen Fürsten sollten durch Einziehung geistlicher Gter und Aufhebung von Reichsstdten entschdigt werden. Mit England schlo Frankreich 1802 den Frieden von Amiens.
C. Der Neichsdeputatioiis-Hanptschlu, 1803. 1803
Das schwierige Werk der Entschdigung wurde auf dem Reichs-tage in Regensburg durch den Reichsdeputations-Hauptschlu vollendet. Von den 3 geistlichen Kurfrsten behielt nur Karl von Dalberg, der Kurfürst von Mainz, feine weltliche Wrde; doch verlor er Mainz und bekam dafr Regensburg nebst Wetzlar und Aschaffen-bnrg, sowie den Rang eines Primas von Deutschland. Wrttemberg,
Baden, Hessen-Kassel und Salzburg wurden zu Kurfrstentmern erhoben!
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Extrahierte Ortsnamen: Neapels Sddeutschland Stockach Baden Italien Genua Wieuer_Hof Englands Italien Rheintale Frankreich Alessandria Frankreich Frankreich Amiens Regensburg Reichsdeputations-Hauptschlu Mainz Mainz Wetzlar Deutschland Baden Hessen-Kassel Salzburg
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drangen viele Patrioten in Friedrich Wilhelm, die gnstige Gelegenheit zu bentzen und im Bunde mit dem sterreichischen Kaiser gegen Napoleon zu ziehen. Der König konnte sich aber zu diesem Schritt nicht entschlieen; er wollte ohne Rulands Hilfe einen solchen Kampf nicht wageu.
Dazu kam, da der König von einer Adelspartei beeinflut wurde, der Steins Reformen zuwider waren. Im Sommer 1808 fiel den Franzosen ein Brief in die Hnde, in welchem Stein den Wunsch verriet, eine Volkserhebung gegen Napoleon vorzubereiten. Durch das Bekanntwerden dieses Briefes wurde Preueus Lage sehr verschlimmert. Bei der drohender? Haltung Napoleons willigte der König in den Vertrag vom September 1808 ein (S. 330).
Stein, dem- von seinen Feinden fortwhrend entgegengearbeitet wurde, sah sich im November 1808 gentigt, seinen Abschied zu nehmen. Im Dezember wurde er von Napoleon gechtet und mute Preueu verlasse.
Nach Steins Entlassung trat in der Durchfhrung der Reformen ein Stillstand ein. Whrend im preuischen Volke der Freiheitsdrang erwachte und sterreich och einmal den Kampf mit dem franzsischen Gewalthaber wagte, konnte sich Friedrich Wilhelm, der vom russischen Kaiser vor jeder bereilung gewarnt wurde, nicht entschlieen, im Verein mit sterreich gegen Napoleon vorzugehen. Trotzdem trat der König zu sterreich in Beziehungen, die Napoleon nicht verborgen blieben. Nach dem siegreichen Kriege gegen sterreich zog der fran-zfische Kaiser Preußen zur Rechenschaft und verlangte drohend die Bezahlung der Kriegsschuld. Das Ministerium machte dem Könige den Vorschlag, die franzsischen Forderungen durch die von Napoleon gewnschte Abtretung von Schlesien zu befriedigen. Durch das mutige Eintreten der Knigin Luise, welche die Vorschlge der Minister als erbrmlich" bezeichnete und die Berufung Hardenbergs betrieb, wurde aber Schlesien vor der Losreiung von Preußen bewahrt.
Im Sommer 1810 stellte Friedrich Wilhelm Iii. Hardenberg als Staatskanzler an die Spitze der gesamten Verwaltung. Diesem gelang es, durch Einfhrung einer allgemeinen Grundsteuer, durch Verbrauchs- und Luxussteuern die notwendigen Mittel zur Bezahlung Frankreichs zu beschaffen. Hardenberg, der ein gewandter Staatsmann war, aber nicht Steins sittlichen Ernst besa, leitete die preuische Politik bis zu seinem Tode im Jahre 1822. Er setzte die von Stein begonnenen Reformen fort und suchte besonders die wirtschaftliche Ent-Wicklung Preuens zu frdern, indem er die volle Gewerbe fr eiheit einfhrte. Da infolge des Ediktes der den erleichterten Besitz des Grundeigentums und die persnlichen Verhltnisse der Landbewohner der Gesindezwang aufhrte, wurde durch die Gesindeordnung vom 8, November 1810 bestimmt, da zwischen Herrschaften und
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Napoleon Napoleons Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Napoleon Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Hardenberg Hardenberg Ernst
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einen Vertrag, nach welchem sie 40 60 oder mehr Hufen Landes zu Lehen erhielten. (Eine Hufe hatte gewhnlich 60 Morgen oder etwa 15 ha.) Zwei bis vier Hufen gehrten dem Unternehmer, zwei waren fr die Pfarrei bestimmt, die brigen Hufen erhielten die Ansiedler. Der Unternehmer wurde der Erbschulze des Dorfes. Er war frei von Abgaben, mute aber dem Landeshern ein Lehns-pferd stellen und selbst Reiterdienste leisten. Die angesiedelten Bauern zahlten Grundzins und Zehnten.
Bei der Grndung neuer Städte verfuhr man hnlich, nur war die erworbene Bodenflche grer. Diese neuangelegten Städte zeigen fast alle denselben Banvlan. In der Mitte wurde der vier-eckige Marktplatz (Riug) angelegt, auf dem das Rathaus feinen Platz fand. Vom Markte gehen rechtwinklig die Straen aus. Die Pfarr-kirche baute man anf einen Platz in der Nhe des Marktes.
Whrend unter den letzten Hohenstaufen die Kaisermacht verfiel, befestigten deutsche Bauer, Brger, Mnche, Priester und Ritter zum Teil auf friedlichem Wege die Herrschaft ihres Volkstums der ein Gebiet, das jetzt etwa 3/ des Deutschen Reiches bildet. Mit Recht hat man darum die Besiedlung und Germauisieruug der Slawen-lnder als die Grotat des deutscheu Volkes im Mittelalter" bezeichnet.
Ircrnkreich und gngcan zur Zeit der stcrusifchen Kcriser.
Frankreich. Seit dem Beginn des 12. Jahrhunderts fanden die Kapetinger in ihrem Streben, einen Einheitsstaat zu grnden, Untersttzung an den Bauern, die sie vor dem raubgierigen Adel schtzten, an der Geistlichkeit und an den Stdten, in denen sich die Selbstverwaltung entwickelte. Ludwig Vii. (11371180) beteiligte sich mit Konrad Iii. am 2. Kreuzzuge. Als sich seine von ihm geschiedene Gemahlin Eleonore von Poitiers mit dem Thron-erben von England verheiratete, kam die ganze westliche Hlfte von Frankreich in englischen Besitz. Ludwigs Sohn Philipp Ii. mit dem Beinamen Angustns, d. h. Mehrer des Reichs (11801223), ist einer der grten Kapetinger. Er nahm mit Friedrich Barbarossa und Richard Lwenherz an dem 3. Kreuzzuge teil. Seiner klugen und rcksichtslosen Politik gelang es, die Macht des Knigs zu strken und die englischen Besitzungen in Frankreich zu gewinnen. 1214 schlug er die Englnder und den mit ihnen verbndeten Kaiser Otto Iv. in der Schlacht bei Bonvines. Gegen Ende seiner Regierung brachen die Albigenserkriege aus, die schlielich 1243 zur Ausbreitung der kapetingischen Macht der Sdfrankreich fhrten. Unter Philipp Ii. August erwachte das franzsische Nationalbewutsein. Da die Ppste in den Kmpfen mit Kaiser Friedrich Ii. sich auf Frankreich sttzten, so be-gann dessen Ansehen und Einflu auf Kosten Deutschlands zu steigen. Unter Philipps Ii. Enkel Ludwig dem Heiligen (12261270), fr den anfangs seine kluge Mutter Blanka regierte, stieg die Knigsmacht immer mehr und schlug im Herzen des franzsischen Volkes tiefe Wurzel. Ludwig stellte die
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Frankreich Frankreich Bonvines Frankreich Deutschlands
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ffentliche Sicherheit her, frderte die Entwicklung der Städte durch Regelung der Abgaben, der Zlle und des Mnzwesens und durch Begnstigung von Handel und Gewerbe. Die Rechtspflege ordnete er durch Errichtung eines obersten Gerichtshofes, des Parlaments, in Paris. In den unmittelbar unter der Krone stehenden Gebieten setzte der König seine Beamten ein und erhob regelmige Steuern.
Auch nach auen wuchs der franzsische Einflu. Karl von Anjou, der Bruder Ludwigs Ix., wurde 1267 König von Sizilien. In seinem Glaubenseifer unternahm Ludwig zwei Kreuzzge (1248 und 1270), die aber beide erfolglos blieben. Auf dem letzten Kreuzzuge starb er vor Tunis. Er gilt als das Ideal der mittelalterlichen Könige Frankreichs.
Whrend der Kreuzzge erwachte in der franzsischen Ritterschaft eine hohe religise Begeisterung und eine Abenteuerlust, die auf das ganze geistige Leben der Nation einwirkte. Die ritterliche Poesie blhte, und die bildenden Knste nahmen einen hohen Aufschwung. Im nrdlichen Frankreich schuf die sich rasch entwickelnde Gotik herrliche Bauwerke und verbreitete sich von hier aus der das ganze Abendland.
England. Im Jahre 1154 kam mit Heinrich Ii. (bis 1189) das Haus Plantagenet (plntedschenet) auf den englischen Thron, den es bis 1399 innehatte. Heinrich stammte aus der Ehe, welche die englische Knigstochter Mathilde, die kinderlose Witwe Kaiser Heinrichs V., mit dem Grafen von Anjou, Gottfried Plantagenet, geschlossen hatte. Durch seine Heirat mit der geschiedenen Gemahlin Ludwigs Vii. erhielt Heinrich Ii. das westliche Frankreich, womit der Anla zu langen Kmpfen gegeben war. Er erwarb auch die Lehnshoheit der Irland. Die Emprung seiner Shne (vgl. Bertran de Born von Uhland) verbitterte Heinrichs letzte Lebensjahre. Sein Sohn, Richard Lwenherz, ein tapferer, abenteuerschtiger und grausamer Fürst (11891199), war der Schwager Heinrichs des Lwen und ein Gegner der Hohenstaufen. Er nahm am 3. Kreuzzuge teil und wurde von Kaiser Heinrich Vi. lnger als ein Jahr gefangen gehalten (S. 83). Nach seiner Rckkehr fhrte er mit Philipp August, der die Normaudie angegriffen hatte, Krieg. Richards Bruder und Nachfolger, der genuschtige Johann ohne Land, verlor fast alle Besitzungen in Frankreich an Philipp August und ge-riet auch mit dem Papste in Streit. Da ihn seine Vasallen zu verlassen drohten, mute er die Magna Charta, den groen Freiheitsbrief, unterzeichnen, wodurch der Grund zu der englischen Verfassung gelegt wurde. Die wichtigsten Bestimmungen der Magna Charta waren, da niemand verhaftet und mit Ber-lnst des Eigentums oder Verbannung bestraft werden solle, wenn er nicht durch gesetzmigen Spruch seiner Standesgenossen verurteilt sei, und da ohne Zustimmung des Reichsrats (der Groen) keine auerordentlichen Ab-gaben erhoben werden drfen. Ein Ausschu von Baronen sollte der die Ausfhrung dieser Bestimmungen wachen. Die Regierungszeit Heinrichs Iii. (12161272), dessen Bruder Richard von Eornwallis zum deutschen
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Extrahierte Ortsnamen: Paris Sizilien Frankreichs Frankreich England Frankreich Irland Frankreich
Tod Heinrichs Iv.
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wohl, daß sie kein anderes Mittel für sich haben, als meinen Tod." — Auch erzählte er ihm, es sei ihm geweissagt worden, er werde in einem Magen sterben. Die Krönung ging endlich in St. Denys, eine Meile von Paris, vor sich, und drei Tage darauf sollte die Königin ihren feierlichen Einzug in Paris halten. Am folgenden Tage nach der Krönung, den 14. Mai 1610, befahl der König Nachmittags, den Wagen anzuspannen; er wollte die Anstalten dazu besehen. Er war an diesem Tage besonders verstimmt, aß wenig und wies mehrere Personen, die ihm aufwarten wollten, ab. Sieben Hofleute begleiteten den König im Wagen; denn die Staatswagen waren damals ausnehmend groß, und vielfitzig eingerichtet. Der Kutscher fragte, wohin er fahren solle? „Bringe mich nur weg von hier!" antwortete Heinrich. Als er aus dem Schlosse fuhr, ließ er den Wagen von allen Seiten zurückschlagen, um alles genau ansehen zu können. So kam er in eine Gasse, wo der Wagen wegen der vielen Karren, die im Wege standen, stillhalten mußte. Die Bedienten gingen, um Platz zu machen; die dem Könige gegenübersitzenden Herren hatten sich umgedreht, um nach den Pferden zu sehen, und der König bog sich eben zu seinem Begleiter und sagte ihm etwas ins Ohr. In dem Augenblicke sprang ein Mensch auf das eine Hinterrad und versetzte dem Könige mit einem langen, scharfen Messer schnell hintereinander zwei Stiche in die Brust, und stieß auch zum dritten Male, aber der Stich ging fehl. Keiner, außer dem Könige, hatte die That bemerkt. Dieser schrie: „mein Gott; ich bin verwundet!" und in dem Augenblicke überzog Todtenblässe sein Gesicht; er war nicht mehr.
Man kann sich leicht die Bestürzung denken, die sich aller bemächtigte. Der Mörder hätte während derselben leicht entfliehen können. Aber er blieb ruhig neben dem Wagen stehen, das blutige Messer in der Hand. Man ergriff ihn, indessen der Wagen langsam nach dem Schlosse zurückfuhr, und ftagte, wer er sei. Da fand sich, daß er Franz Ravaillac heiße und ehemals ein Barfüßermönch gewesen; aber er war, weil man ihn für einen Narren hielt, aus dem Kloster gestoßen worden. Auf der Folter zeigte er die größte Unempfindlichkeit und wollte von keinem Mitverschworenen etwas wissen. Er habe, sagte er, den König ermordet, weil dieser den Papst getäuscht habe und ein Freund der Hugenotten gewesen sei. Wahrscheinlich aber hatten sich Heinrichs Feinde dieses Schwachkopfes bedient, um den guten König aus
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Karl Xii. in der Türkei.
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die ihn umringten, bis zur Hausthüre durch. Hier raffte er einige Soldaten, Offiziere und Knechte, 50 an der Zahl, zusammen, trieb die Janitscharen, die sein Haus schon plünderten, heraus und verrammelte es. Er wehrke sich sieben Stunden lang. Eine Menge todter und verwundeter Türken lagen schon umher. Da gelang es den Janitscharen endlich, das Dach in Brand zu setzen. Nun erst, als schon die brennenden Sparren aus den König herabfielen, entschloß er sich, das Haus zu verlassen. In der einen Hand ein Pistol, in der andern den Degen, brach er heraus, um sich nach einem benachbarten Hause zu flüchten, verwickelte sich aber mit den Sporen und fiel zu Boden. Schnell drangen die Türken herzu und ergriffen ihn. Man brachte ihn nun nach einer andern türkischen Stadt (Demotika), wo er kürzer gehalten wurde. Dennoch blieb er noch über anderthalb Jahr. — Endlich — endlich, nachdem er über fünf Jahre in der Türkei gewesen, erklärte er, er wolle abreisen. Der Sultan benahm sich, trotz Karls Rücksichtslosigkeit sehr edel. Er machte ihm noch zum Abschiede große Geschenke und ließ ihn mit allen seinen Leuten bis an die Grenze von einem zahlreichen Ehrengefolge begleiten. Karl that, als wenn das alles so sein müßte. Der Zug ging durch Siebenbürgen und Ungarn. Dem Könige wurde jedoch bei der langsamen Reise bald die Zeit lang; er beschloß die Reise schneller und auf einem Umwege durch Deutschland zu machen, setzte sich mit dem Generaladjutant von Rosen und dem Oberstlieutenant Düring zu Pferde, ließ sich einen Paß geben, in welchem er sich für einen schwedischen Hauptmann Karl Frisch ausgab, machte sich durch eine große schwarze Perrücke, einen Hut mit goldenen Tressen und einen braunen Reiserock unkenntlich, und nun ging die Reise mit seiner gewöhnlichen Ungeduld vorwärts. Er reiste über Wien, Regensburg, Nürnberg, Würzburg, Hanau, Kassel, Braunschweig, Güstrow und Stralsund. In 14 "Tagen legte er 286 Meilen zurück und Düring blieb einmal von den starken Ritten unterwegs für todt liegen; Rosen aber hatte schon in den ersten Tagen zurückbleiben müssen. Endlich langte Karl in der Nacht um 1 Uhr vor Stralsund an. Die Schildwache, ja selbst der wachthabende Offizier wollten ihn nicht einlassen, weil es Nacht sei; aber er versicherte, sie wären Boten, die sehr dringende Briefe brächten, worauf der Commandant sie einzulassen befahl. Seine Füße waren von den starken Ritten so angeschwollen, daß er die Stiefeln mußte herunterschneiden lassen. Welche Freude war es für die Ein-
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Extrahierte Ortsnamen: Demotika Ungarn Deutschland Wien Regensburg Nürnberg Würzburg Hanau Kassel Braunschweig Güstrow Stralsund
102 Neueste Geschichte. 1. Periode. Freiheitskampf.
dem verbündeten Heere: „Der wichtige Augenblick des heiligen Kampfes ist erschienen, wackere Krieger! Die entscheidende Stunde schlägt, bereitet euch zum Streite! Russen, Preußen, Obstreicher, ihr kämpft für eine Sache! kämpft für die Freiheit Europas, für die Unabhängigkeit eurer Staaten, für die Unsterblichkeit eurer Namen — Alle für Einen! Jeder für Alle! Mit diesem erhabenen männlichen Rufe eröffnet den heiligen Kampf! Bleibt ihm treu in der entscheidenden Stunde und der Sieg ist euer!"
Am 16. October begann die gewaltige Schlacht, in welcher die Völker, die von den fernen Grenzen Asiens, von dem mittelländischen und vom atlantischen Ocean herangezogen waren, auf einem Punkte zusammentrafen, um über das Schicksal Europas endlich die blutige Entscheidung herbeizuführen; mit Recht wird sie daher die Völkerschlacht bei Leipzig genannt. Die hart bedrohte Stadt, welche den Mittelpunkt dieser großen kriegerischen Handlung bildete, hörte drei Tage hindurch den Donner, welcher aus 1400 Feuerschlünden dröhnte. Auf drei Seiten zugleich entbrannte der fürchterliche Kampf: das große Heer der Verbündeten kämpfte im Südosten der Stadt bei Wachau u. f. w., ein anderer Theil gegen Bertrand im Westen von Leipzig bei L i n d e n a n, Blücher endlich schlug im Norden eine besondere Schlacht bei Möckern. Mit unerhörter Anstrengung und rühmlichem Heldenmuth wurde von beiden Seiten der Kampf geführt, und niemand soll den Franzosen den wohlverdienten Ruhm schmälern, welchen sie durch ihre Tapferkeit und ihre Ausdauer auch bei Leipzig bewiesen haben. Am. Nachmittag des 16. October schien es, als sei der Kampf zu ihren Gunsten entschieden und schon hatte Napoleon eine Siegesbotschaft an den König von Sachsen geschickt; aber es zeigte sich bald, daß er zu zeitig triumphirt hatte, und als sich die Sonne neigte, standen die Heere bei Wachau fast eben so wie bei dem Beginn des furchtbaren Kampfes, wogegen Blücher bei Möckern die größten Vortheile erfochten hatte. Dort hatten die Preußen, besonders die York'sche Abtheilung, dm blutigsten Kamps des ganzen Krieges zu bestehen; dreimal mußten sie das Dorf.im Sturm nehmen und dreimal wurde es ihnen wieder entrissen, aber zuletzt behielten sie dennoch den Sieg, welcher freilich durch den Tod einer ungemein großen Anzahl muthiger Jünglinge und Männer erkauft war. — Am 17. October versuchte Napoleon noch einmal, die Oestreich er durch lockende Versprechungen zum Abfall von den Verbündeten zu bestimmen; aber der Kaiser Franz wollte davon
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Extrahierte Personennamen: Bertrand Napoleon Napoleon Franz Franz
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g Neueste Geschichte. 1. Periode. Frankreich.
Nationalversammlung zu Fuß begleitet, nach Paris. Schon unterwegs begleitete den Wagen ein fürchterliches Gewühl, aber kein Freudenruf für den König ließ sich vernehmen. Seinen Wagen umdrängte ein mit Gewehren, Säbeln, Piken, Messern und Dolchen bewaffneter Haufe Menschen mit den verdächtigsten Mienen. Keinen Augenblick war der König vor Meuchelmord sicher. Zitternd stieg er am Rathhause aus, wo ihm der Maire (Bürgermeister) Bailly die blau-weiß-rothe Cocarde (das Abzeichen der Revolution) überreichte, und erst als er gutmüthig sie aufsteckte, schrie das Volk: „Hoch lebe der König!" Ant Abend kehrte er nach Versailles zurück, mit der traurigen Ueberzeugung, daß es mit der Majestät des Thrones vorbei sei. Jetzt schon entfernten sich viele vom Hofe, selbst der Graf von Artois, weil sie den blutigen Gang der Revolution ahnten, und wandten sich meist nach Koblenz.
Dem Beispiele von Paris folgte bald das Land. Nichtswürdige Menschen in der Hauptstadt verbreiteten die Nachrichten von den hier geschehenen Bewegungen mit Uebertreibungen schnell durch ganz Frankreich. Ueberall wurden die Köpfe aufgeregt, überall hieß es: die alte Ordnung sei zu Ende, die Freiheit sei geboren. Die Sturmglocken wurden geläutet, die Bauern griffen zu den ersten besten Waffen, zogen gegen die Schlösser ihrer Gutsherren, plünderten sie aus, verbrannten sie und ermordeten die Besitzer oder zwangen sie zur Flucht. Plötzlich sah man alle Bande des Gehorsams aufgelöst. Das war nun zwar nicht die Absicht der Nationalversammlung, die größtentheils aus wohldenkenden Männern bestand , aber keiner hatte Erfahrung genug, um ein so wichtiges Werk, wie die Umformung einer Verfassung, zu leiten, und daher trug die Versammlung durch ihre unüberlegten Beschlüsse zur Auflösung aller Ordnung von Woche zu Woche mehr bei. Die Absichten eines Theils der Versammlung mögen ehrenwerth gewesen sein; aber bei solcher Umformung eines Staatsgebäudes reicht der gute Wille nicht hin. So hatte die Versammlung gleich zu Anfang eine Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte, die der neuen Verfassung zum Grunde liegen sollte, bekannt gemacht. Aber das Volk, welches in so langer Unwissenheit gehalten worden war und nach dem schweren Druck nun die Freiheit nicht ertragen konnte, verstand das falsch und meinte, jetzt brauche man der Obrigkeit überhaupt nicht mehr zu gehorchen. Ferner wurden der Adel und alle Vorrechte desselben plötzlich aufgehoben; eben so der Zehnten, den die Bauern bisher den Landgeistlichen hatten
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Extrahierte Personennamen: Bailly
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Paris Versailles Koblenz Paris Frankreich
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Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge.
Ausbildung. Städte waren schon früher in Deutschland entstanden und vorzüglich durch Heinrich den Vogler vermehrt worden. Aber die Bewohner waren nicht viel besser als Knechte. Die großen Vorrechte und Freiheiten der Bürgerschaften schreiben sich erst aus den Zeiten der Kreuzzüge her. Vor denselben wurden die Städte durch die kleinen Fürsten und den Adel überhaupt niedergedrückt. Nun gingen die meisten derselben und gerade die wildesten nach dem heiligen Lande und ließen über die Städte Beamte zurück, die aber nicht so viel Ansehen hatten wie sie. Von ihnen ließen sich die Städter nicht so viel gefallen wie von ihren Herren und ertrotzten sich viele Freiheiten. Dieser Freiheitssinn aber entstand besonders aus dem größern Reichthnme, den die Städte durch
3) den lebhaften Handel gewannen, der durch die Kreuzzüge erst recht belebt wurde. Nirgends blühte der Seehandel mehr, als in den italienischen Seestädten, unter denen sich wieder Venedig, Genua, Pisa und Amalsi hervorthaten. Da nun damals die griechischen Kaiser in großer Sorge waren, daß die Kreuzfahrer, besonders aber die Nor-männer, ihnen das Land wegnähmen, so suchten sie die Freundschaft der italienischen Handelsstädte, besonders der Venetianer, und verliehen ihnen ungemeine Freiheiten. Zwar fühlten die Kaiser wohl dann und wann, daß sie ihnen zu viel eingeräumt hätten, und wollten ihnen die ertheilten Vorrechte beschränken; aber dazu waren die Venetianer schon zu mächtig geworden und ließen sie gleich fühlen, daß sie die Stärkern waren. Die Genueser und Pisaner wurden zwar auch von den Griechen begünstigt, aber die Venetianer behielten doch eine Zeitlang das Uebergewicht. Eben solche Freiheiten erhielten die Venetianer in den von den Kreuzfahrern eroberten Ländern in Asien, so daß jene Zeit für sie eine recht eigentlich goldene war. Ihre Handelsschiffe bedeckten alle Theile des mittelländischen Meeres, und indem sie für schweres Geld Pilgrime von Frankreich und Italien nach Palästina übersetzten und dafür die Produkte Asiens zurückführten, verdienten sie ansehnliche Summen. Um nun den Handel mit dem Morgenlande bequemer treiben zu können, legten sie bei Constantinopel, auf Candia, Corfu, Morea und an andern Küsten Colonien an; sie befuhren das schwarze Meer, erbauten eine Stadt an der Mündung des Don, das jetzige Asow, und holten von hier die Waaren, die dahin aus dem mittleren Asien auf Kameelen gebracht
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Genua Asien Frankreich Italien Palästina Constantinopel Candia Corfu Asien