280
wirtschaftlichen Fragen dem Könige gleichgesinnte Fürst Leopold von Dessau sich große Verdienste erworben. Er führte die eisernen Ladestöcke, den Gleichschritt, das Bajonett und eine weniger tiefe Aufstellung der Truppen ein.
ad b) Für die Unterhaltung des Heeres war die größte Ordnung iu deu Staatseinnahmen und die Hebuug der Kräfte des Landes notwendig.
A. Die Finanzen. Die Einnahmen bestanden ans den Kriegs-gefallen njib Domänengefällen. Zu ersteren gehörten die Kavalleriegelder der ländlichen Bevölkerung, die Accise der Städte, die Ritterpferdegelder der Ritterschaft, die Kontributionssteuer (eine Grundsteuer iti Stadt und Land) und Rekrutenkassengelder (für Beförderung im Amte). Letztere umfaßten die Erträge der Stempelsteuer, Zölle, der Post-, Domänen- und Forstverwaltung und des Salzhandels, der königliches Monopol war.
B. Die Verwaltung der Finanzen erhielt das „General-Direktorium," dessen Präsident der König war, der auch für dasselbe selbst eine Instruktion ausgearbeitet hatte. Mit der Einrichtung dieser Kontrollbehörde war die innere Einheit des Staates vollendet.
C. Die Hebung"der Kraft des Landes. Die Spuren des dreißigjährigen Krieges waren im Lande noch nicht ausgetilgt.
1. Um die Zahl der Bewohner zu vergrößern, nahm der König böhmische Einwanderer und 17 000 vertriebene Salzburger auf, die er in Preußen ansiedelt^ Daselbst entstanden 12 neue Städte und 332 Dörfer.
2. Das Havelländifche Luch ließ er austrocknen; in „Holländereien" wurde die Butter- und Käsebereitung gründlich gelehrt.
3. Um die inländischen Fabriken zu schützen, erhöhte er den Steuersatz für ausländische Waren. Die auf dem Lande lebenden Handwerker wurden in die Städte versetzt, in deueu sie notwendig waren. Die Einführung gleichen Maßes und Gewichtes kam ebenfalls dem Handel zu gute. Der König scheute es nicht, persönlich das Volk zur äußersten Arbeitsamkeit anzuhalten.
4. Die geistigen Interessen fanden an dem nur auf praktischen Nrttzen bedachten König wenig Pflege. Doch gab er dem Medizinalwesen eine neue Gestaltung, und vor allem hat er deu Grund zur preußischen Volksschule gelegt.
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Extrahierte Personennamen: Leopold_von_Dessau Leopold C.
20
3. Der Adel wurde durch reiche Freigebigkeit in das Hofleben gezogen; der Zutritt zum Könige war durch ein genau vorgeschriebenes Zeremoniell erschwert.
4. Die Leibwache des Königs bildete die 10000 Mann starke Schar der „Unsterblichen."
5. Zur schnellen Beförderung der königlichen Befehle waren auf der 2500 km langen Straße von Susa
bis Sardes iu einer Entfernung von 20 bis 30 km
Reit- und Fahrposten aufgestellt.
(Die weitere Geschichte der Perser ist iu der der Griechen enthalten.)
^ -Die indischen Arier (Inder oder Hindu).
Das Land der Inder.
Die Inder bewohnten die Halbinsel Vorderindien.
1. Grenzen Vorderindien ist im N. vom Himalaya, im 0. und W. vom Indischen Ocean umschlossen, war daher vorzüglich geeignet, ein ganz eigentümliches Kulturleben zu entwickeln.
2. Bodengeslalt und Flüsse. Man unterscheidet in der Boden-gestalt drei Teile: das Alpeuland (am Fuße des Himalaya), ein Tiefland und ein Hochland. Das Tiefland ist vom Indus, Ganges und
Brahmaputra bewässert. Der Indus erhält von der rechten Seite
den Kabul; das Gebiet seiner 5 linken Nebenflüsse heißt Pentschab (Fünfstromland). Der Ganges befruchtet durch seine regelmäßigen Überschwemmungen das ^and und wird daher der „Heilige Strom" genannt. Das südliche Hochland von Dekan war von Ariern nicht bewohnt und gehört auch der Geschichte nicht an.
3. Bodenbeschaffenheit. Indien ist das fruchtbarste Laud der Erde. Der Boden gestattet eine dreifache Ernte. Diese üppige Triebkraft der Natur regte die Phantasie des Volkes mächtig an, während der Verstand weniger in Anspruch genommen wurde.
Geschichte der Inder.
Die Besitznahme Indiens durch die Inder geschah unter fortwährenden Kämpfen mit der charnitischen Urbevölkerung, welche in die Berge gedrängt wurde. Die Einwanderer selbst führten dann vielfache Streitigkeiten unter sich um die Weideplätze.
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Extrahierte Ortsnamen: Sardes Himalaya Kabul Indien Indiens
335
hielten daselbst ihren Einzug, und Napoleon mußte zu Fontainebleau für sich und seine Erben auf die Krone verzichten. Er erhielt die Insel Elba als Eigentum und durste 400 Mann feiner Garde mitnehmen, f) Der erste Pariser Friede. In Frankreich war die Stimmung des Volkes für die Zurückberufung der Bourbonen auf den Königsthron. Im ersten Pariser Frieden, 30. Mai 1814, erhielt daher Frankreich Ludwig Xviii., den Bruder Ludwigs Xvi., als König, eine konstitutionelle Verfassung und die Grenzen von 1792.
C. Der letzte Kampf gegen Napoleon nach dessen Rückkehr
(Herrschaft der 100 Tage), a) Rückkehr Napoleons. Die weitere Ordnung der europäischen und deutschen Verhältnisse sollte ans einem glänzenden Kongresse sämtlicher Mächte zu Wien stattfinden. Hier ries die Eifersucht der Mächte endlose Streitigkeiten hervor, und es drohte ein Krieg der Mächte unter sich aufzubrechen. In Frankreich war das Volk mit der bourbonischcn Regierung und deren Anhange, dem Adel und Klerus, welche die feudalen Rechte wiederherzustellen suchten, unzufrieden. Auf diese Nachrichten hin beschloß Napoleon, Elba zu verlassen und noch einmal den Versuch zu wagen, seine alte Herrschaft auszurichten. Er landete am 1. März bei Cannes. Die ihm entgegengesandten Truppen unter Ney gingen zu ihm über, und er hielt in Paris seinen Einzug. Ludwig Xviii. floh nach Gent. Napoleon hatte aber nur in der Armee seine Stütze; das Volk suchte er vergeblich durch die Erklärung zu gewinnen, daß er den Pariser Frieden halten werde, d) Der Feldzug und der zweite Pariser Friede. Die Nachricht von Napoleons Flucht brachte schnell die Diplomaten zur Eintracht: Napoleon wurde in die Acht erklärt, zu deren Vollstreckung die Mächte ein Heer von 900000 Mann ausrüsteten. In drei Heeren wollten wieder die Verbündeten in Frankreich einrücken; doch wurde das Schicksal Napoleons rasch in Belgien entschieden, wohin er sich zuerst gewandt hatte. Hier hatten Wellington und Blücher eine nicht gerade günstige Ausstellung genommen. Napoleon drängte am 16. Juni Blücher, der selbst
j
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Ludwig_Xviii Ludwig Ludwigs Napoleon Napoleons Napoleon Ludwig_Xviii Ludwig Napoleon Napoleons Napoleon Napoleons Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Fontainebleau Elba Frankreich Frankreich Napoleons Wien Frankreich Elba Cannes Paris Gent Napoleons Frankreich Belgien Wellington
bb) Die Sporaden (Patmos).
cc) Kreta, die größte griechische Insel, durch die hafenreiche Nordküste auf Europa hingewiesen.
g) An der Westküste von Kleinasien: Rhodus, Samos, Chios, Lesbos.
8. Rückwirkung der physikalischen Verhältnisse auf die Geschichte der Griechen. Der großartigen Entwickelung des griechischen Volkes waren viele natürliche Ursachen günstig.
a) Zunächst war die reiche Küstenentwickelung von Vorteil.
aa) Dadurch, sowie durch die Menge guter Häfen und die nahen Inseln wurden die Griechen auf die Schifffahrt hingewiesen.
bb) Das Meer führt die Völker zusammen, so daß sie Erfahrungen austauschen können.
cc) Andererseits verlangt die Seefahrt auch ein offenes Auge und ein kühnes Herz.
b) Die Beschaffenheit des Bodens, dem nur durch angestrengte Arbeit die nötige Nahrung abgerungen werden konnte, regte den Geist zu heilsamer Thätigkeit an.
c) Bei dem Reichtnme der vertikalen Gliederung des Landes kamen die kräftigen Bergbewohner mit den Bebauern der Ebene in Berührung und schützten letztere vor schneller Erschlaffung.
(1) Nach N. war das Land durch Berge abgeschlossen; hingegen hatte es eine offene Lage nach dem Meere zu, woher die Kultur kam.
e) Auf Geist und Gemüt wirkten vorteilhaft die reine, gesunde Lnft, die schöne Form der Berge, der erhebende Anblick des Meeres.
f) Die Griechen waren ein körperlich schönes Volk. Das heute noch geltende griechische Schönheitsideal ist ans dem Leben genommen.
g) Endlich war der Grieche auch ein geistig hochbegabter Mensch. Alle Seelenkräfte standen im Gleichgewicht.
Einteilung der griechischen Geschichte.
I. Periode. Von der ältesten Zeit bis zum Beginne der Perser-kriege, bis 500.
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Extrahierte Ortsnamen: Kreta Europa Kleinasien Samos Chios Lesbos
3. Das Besitztum der Kirche wurde vermehrt, da der ausziehende Adel seine Güter an sie häufig verpfändete oder verkaufte. Nachteile: Der gesteigerte Reichtum der Kirche erregte Neid und hatte auch eine Lockerung der Zucht zur Folge; dadurch, sowie durch die mit den Kreuzzügen angebahnte Ausklärung wurde der Widerspruch wachgerufen und das Sektenwesen begünstigt.
Ii. Auf das Rittertum. Vorteile: Auch das Rittertum erreichte durch die Kreuzzüge die Glanzperiode seiner Entwickelung.
1. Die Ritter erhielten für ihren Thatendrang ein ideales Ziel.
2. Dadurch wurde ihre ursprüngliche Roheit gemildert.
3. Die Organisation wurde durch Einführung der Wappen, Geschlechtsnamen und der Satzungen für die Turniere eiue festere.
4. Die größte Blüte erreichte das Rittertum in den geistlichen Ritterorden, in denen sich Ritterwesen und Möuchtum vereinigten. Nachteile:
1. Viele Rittergeschlechter starben aus.
2. Mauche verarmten, denn
a) sie hatten in der Aussicht auf Reichtümer ihre Güter verkauft, um die Kosten zu erschwingen;
b) die Turniere wurden kostspieliger;
c) die Kenntnis der orientalischen Genußmittel hatte einen großen Luxus in der Lebensweise im Gefolge gehabt.
3. Daher schwand bald die ideale Seite des Ritterlebens, der Thatendurst ward zur Raublust, die Ritter wurden Wegelagerer.
Iii. Auf den Bauernstand. Jeder Leibeigene, welcher am Kreuzzuge teilnahm, wurde frei; auch die Zurückgebliebenen erlangten ein milderes Los, da bald ein Mangel an Arbeitskräften eintrat. Viele zogen als Pfahlbürger in die Städte.
Iv. Auf die Städte und den Bürgerstand.
1. Die Einwohner der Städte mehrten sich, da viele frei gewordene Leibeigene Aufnahme erhielten.
2. Ihr Gebiet wurde erweitert, indem die reichen Städte die Güter der ausziehenden Ritter durch Pfand oder Kauf in ihren Besitz brachten.
3. Durch die mit den Krenzzügeu erfolgte Belebung von Handel und Industrie steigerte sich der Reichtum der Städte.
4. Auch die Selbständigkeit erhöhte sich, denn
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167
a) der Reichtum schafft Macht;
b) gegen Geldvorschüsse erwarben die Städte von den geld-bedürftigen Fürsten Privilegien (z. B. Befreiung von Zöllen, Stapelrecht, Münz- und Zollrecht, Gerichtsbarkeit);
c) viele Städte wurden freie Reichsstädte.
5. Die Verfassung wurde allmählich eine andere. Anfangs saßen nur die Burgmannen und reichen Kaufherren (Patrizier) im Rate. Später erhielten auch die Handwerker (Zünfte) Anteil am Stadtregimente.
6. Die geistige Kultur belebte sich, indem die Städte die Sitze deutscher Bildung, Wissenschaft und Kunst wurden.
V. Auf beit Handel und die Industrie. Durch die Kreuzzüge trat Deutschland, das bis dahin nur deu Hausier- und Tauschhandel kannte, in den Welthandel ein. Der Handel selbst erhielt einen bedeutenden Aufschwung.
1. Durch die wiederhergestellte Verbindung Europas mit dem Oriente wurden die Handelsbahnen erweitert.
2. Die Handelsartikel wurden vermehrt.
3. Die Zahl der Verbrauchenden vergrößerte sich mit der steigenden Kultur und der Hebung der unteren Stände.
4. Die Industrie wurde durch Einführung neuer Zweige erweitert (Mühlen, Weberei, Färberei, Zuckerfabrikation, Erweiterung der Glasfabrikation).
Der Welthandel wurde anfangs von den italienischen Seestädten Amalsi, Pisa, Genua, Venedig beherrscht. Die deutschen Kaufleute betrieben zuerst Zwischenhandel, standen aber auch durch die Donaustraße direkt mit dem Oriente in Verbindung. Blühende Handelsstädte waren: Wien, Regensburg, Augsburg, Nürnberg — Köln, Lübeck, Bremen, Wisby — Utrecht, Antwerpen, Gent.
Vi. Auf die Wissenschaften und Künste. Dieselben erhielten durch die Kreuzzüge vielfache Anregung. Die geographischen Kenntnisse wurden erweitert; in Mathematik, Astronomie, Medizin und den Naturwissenschaften, worin die Araber Bedeutendes leisteten, wurden viele Kenntnisse ausgenommen und verwertet.
1. Die Stätten der Gelehrsamkeit und nachmals der Stolz der Fürsten wurden die Universitäten, die anfangs nur
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Europas Genua Venedig Wien Regensburg Augsburg Nürnberg Bremen Antwerpen Gent
178
Zweiter Abschnitt.
Kaiser aus dem Dause Kommen- Kuseemvueg, 1347-1438.
I. Kart Iv., 1347—1378. Er war ein wissenschaftlich gebildeter und praktischer Fürst, der mehr auf dem Wege der Diplomatie, als durch Waffen erreicht hat. Seinem Erblande Böhmen war er ein Vater, dem Reiche ein „Erzstiesvater."
1. Zug nach Italien. Auf einem Zuge nach Italien erwarb er die lombardische und die Kaiserkrone; doch erfüllte er nicht die Erwartungen der Patrioten, die Parteien zu versöhnen und Recht und Ordnung herzustellen. Daher kehrte er verspottet zurück.
2. Thätigkeit für das Reich. Diese beschränkte sich auf den Erlaß des Reichsgesetzes der „Goldenen Bulle," 1356. Dieselbe enthält: a) Bestimmungen über die Wahl und Krönung des römischen Königs und über die Rechte der Kurfürsten. Letztere erhalten in ihren Ländern die höchste Gerichtsbarkeit, von der eine Appellation an den Kaiser nicht zulässig ist; ihre Länder werden für unteilbar erklärt, und es stehen ihnen die vollen Hoheitsrechte und Regalien zu; b) Bestimmungen über den Landfrieden.
Bedeutung der Goldenen Bulle. Dieselbe stellte die kurfürstliche Oligarchie als gesetzlich fest. Die selbständige Stellung der Kurfürsten mußte schließlich eine Zerstückelung des Reiches zur Folge haben. Karl Iv. glaubte allerdings, durch die Goldene Bulle gewonnen zu haben, da er zwei Kurfürstentümer besaß und seinen Nachfolgern die Krone gesichert hatte.
3. Sorge für die Hausmacht. Zu seinen Erbländern, Böhmen und der Oberlausitz, erwarb Karl die Oberpfalz, Schlesien, die Niederlausitz und im Vertrage zu Fürstenwalde 1373 Brandenburg.
Seine landesväterliche Sorge erstreckte sich vorzüglich auf Böhmen.
a) Er gründete in Prag die erste deutsche Universität, 1348;
b) er ließ Böhmen durch deutsche Ansiedler germanisieren und kul-
tivieren;
c) die Stadt Prag, seine Residenz, wurde verschönert;
d) die Badeorte Karlsbad und Teplitz verdanken ihm ihre Entstehung ;
e) er hob den Berg- und Weinbau, Handel und Verkehr.
Vor seinem Tode gab Karl Iv. seinem bereits zum Kaiser ge-
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Extrahierte Personennamen: Karl_Iv Karl Karl Karl Karl_Iv Karl
180
Teilnahme an der städtischen Verwaltung. Die Zünfte siegten zumeist, und die Verwaltung der Städte wurde jetzt besser geordnet.
2. Ursachen des Streites zwischen den Fürsten und Städten. Durch die geordnete Verwaltung und den wachsenden Reichtum war das Selbstbewußtsein der Städte gestiegen, und sie nahmen den Fürsten gegenüber eine drohende Stellung ein. Zugleich waren letztere darüber ungehalten, daß sich die Pfahlbürger durch die Aufnahme in den städtischen Verband ihrer Gerichtsbarkeit entzogen. Diese drohende Haltung zwischen Fürsten und Städten führte zur Bildung des schwäbischen, rheinischen, fränkischen und wetterauischen Stüdtebundes.
3. Der Städtekrieg. Von Adolf von Nassau und Ludwig dem Bayern waren die Städte begünstigt worden. Ihre politischen Ziele gingen aber bereits aus eine Umgestaltung der Reichsverfassung im demokratischen Sinne und fanden darum an Karl Iv. und Wenzel keine Billigung. Als nun Karl Iv. die Privilegien der Württembergischen Städte auf den Grafen Eberhard den Greiner von Württemberg
(Rauschebart) übertragen hatte und der Herzog von Bayern den mit den Städten verbundenen Erzbischof von Salzburg angriff, entstand der große Städtekrieg, in dem die Städte bei Reutlingen siegten, bei Dösfingen aber 1388 geschlagen wurden. Die Fürsten hatten ihre Überlegenheit erkannt.
B. Derliilldilngrn des Adels. Auch die Reichsritterschaft schloß, um die Reichsunmittelbarkeit zu behaupten, Verbindungen, z. B. die Adelsbündnisse von St. Georg, der Schlegler, vom Löwen.
2. Die westfälische Feme. Bei dem Mangel einer geordneten Rechtspflege im 13. und 14. Jahrhunderte erlangten ferner die Femgerichte eine hohe Bedeutung. Sie find aus den altgermanischen Volksgerichten hervorgegangen, die sich in Westfalen erhalten hatten und nun neu auflebten. Allmählich verbreiteten sie sich über ganz Deutschland, wandten sich aber nur der Pflege des peinlichen Rechts (bei
todeswürdigen Verbrechen) zu. Eine Eigentümlichkeit des Femgerichts war die Heimlichkeit; nur die Mitglieder des Gerichts hatten Zutritt, und das Urteil wurde heimlich gesprochen. Der Oberstuhlherr war
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Extrahierte Personennamen: Adolf_von_Nassau Adolf Ludwig_dem_Bayern Ludwig Karl_Iv Karl Karl_Iv Karl Eberhard Georg
Extrahierte Ortsnamen: Württemberg Salzburg Reutlingen Westfalen Deutschland
186
b) Die Aufstellung der Reichsmatrikel (Verzeichnis der Kriegsmannschaften, später der Steuern).
c) Die Einteilung Deutschlands in 10 Kreise. Diese waren: 1. der österreichische, 2. der bayerische, 3. der schwäbische, 4. der fränkische, 5. der oberrheinische, 6. der kurrheinische, 7. der bnrgnndische, 8. der westfälische, 9. der niedersächsische, 10. der obersächsische.
Außerdem hat Maximilian die Befugnisse des Reichstages, der schon 500 Stimmen umfaßte, geregelt und die erste Reichspost zwischen Wien und Brüssel eingeführt.
2. Die Kämpfe in Italien.
A. Kberftcht über die Geschichte Italiens seit dem Ausgange der Staufer. Nach dem Erlöschen des kaiserlichen Einflusses in Italien entwickelten sich hier selbständige Staaten. In den oberitalischen Städten führte der Kampf der bürgerlichen Zünfte gegen den Adel zur Dnrchführnng der Demokratie, die sich durch kräftige adlige Führer zu behaupten suchte. Vorzüglich treten 6 Staaten hervor:
a) Venedig. Es blühte iu den Kreuzzügen durch den Handel mit dem Oriente mächtig auf und gewann im 4. Kreuzzuge Dalmatien und mehrere Küstenstriche und Inseln des griechischen Reiches. An der Spitze ihres republikanischen Gemeinwesens stand ein Doge; die Regierungsgewalt lag in der Hand des Großen Rats. Die Signoria, ein Ausschuß des letzteren, leitete die laufenden Geschäfte. Seit 1319 blieben die augenblicklichen Mitglieder („Goldene Zahl") des Großen Rats im Besitze dieser Würde, die nun erblich wurde. So wurde die Verfassung eine Oligarchie, und das Volk machte wiederholte Versuche, die Herrschaft der Nobili zu stürzen. Gegen diese Anschlage ward der Rat der Zehn und der Rat der Drei eingesetzt.
Venedigs Macht sank durch die Entdeckung neuer Seewege.
b) Genua. Die Geschichte dieser Stadt ist durch Parteikämpfe zwischen den Ghibellinen, die für die kaiserlichen Pobestas, und den Guelfen, die für die republikanische Freiheit eintreten, ausgefüllt. Dabei geriet Genua unter fremde (zuerst französische, dann mailändische) Herrschaft.
c) Florenz. Der lange Verfassungskampf zwischen dem Adel und den Zünften war hier zu Gunsten der letzteren entschieden worden. Diese räumten aber zum Schutze der Freiheit den Medici, die im Adel durch Reichtum und Popularität hervorragten, eine fast fürstliche Stellung ein. („Mediceisches Zeitalter.") Die Medici befolgten eine friedliche Politik, machten Florenz durch die Pflege von Handel, Industrie, Kunst und Wissenschaft zum Mittelpunkte der italienischen Kultur und übten auch einen vermittelnden Einfluß zwischen den nord- und süd-italienischen Staaten aus. (Cosimo di Medici, Lorenzo di Medici.)
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Venedigs Cosimo_di_Medici Lorenzo_di_Medici
296
und Prämien unterstützt (Leinenindustrie in Schlesien, Tuchfabriken, Spinnereien, Kattundruckereien, Porzellanfabrik in Berlin).
c) Um die Industrie zu schützen, legte er hohe Zölle auf die Einfuhr fremder Industrie-Erzeugnisse und verbot die Ausfuhr von Rohprodukten (Merkantilsystem).
d) Zur Erleichterung des Geldverkehrs wurde die Bank in Berlin gegründet.
e) Den überseeischen Handel förderte die Seehandlung in Berlin.
f) Um dem Binnenhandel bequeme Wege zu schaffen, wurde der Plaueufche, Finow- und Bromberger Kanal angelegt.
D. Ackerbau. Für den Ackerbau hatten die Kriege die verderblichsten Folgen durch die Entvölkerung und Verwilderung der Gegenden und die Verarmung der Bewohner gehabt. Diese Schäden suchte der Köuig zu mildern
a) durch Verteilung von Getreide, Mehl, Haser, Pferden und Geld an die verarmten Landbesitzer,
b) durch Heranziehung ländlicher Arbeiter und Ansiedelung vou Kolonisten,
c) durch den Wiederaufbau eingeäscherter Orte (Friedrich hat 500 neue Dörfer gegründet und 50 000 Kolonistenfamilien angesiedelt),
d) durch Erleichterung des Frondienstes der Bauern.
Er hat ferner den Oder-, Wartha- und Netzebrnch entwässert und eine Kredit-Anstalt für den Adel gegründet.
E. Rechtswesen. Die Mängel des damaligen Rechtswescns lagen weniger in den geltenden Bestimmungen des bürgerlichen Rechts, als vielmehr in der Rechtspflege, welche Personen, die der Bestechung nicht unzugänglich waren, anvertraut war. Entscheidend für die Verbesserung des Gerichtswesens war es, daß der König vom Kaiser die unbedingte Gerichtsbarkeit in seinem Staate (Privilegium de non appellando) erhielt und in dem Minister Coceeji einen befähigten Reformator hatte. Die Coecejifche Reform erstreckte sich auf die Umbildung der Richterkollegien, die Art des Verfahrens und die Gesetzgebung selbst.
Eine in den Augen des Königs ungerechte Entscheidung (im Arnoldschen Prozesse) war die Veranlassung, eine neue Verbesserung der
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Coceeji
Extrahierte Ortsnamen: Schlesien Kattundruckereien Berlin Berlin Berlin