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1. Bilder aus der Sage und Geschichte Roms - S. 14

1908 -
— 14 — aber den Feldherren, und sie schickten einen zweiten Boten, der dem Greise dies vorstellen sollte. Diesmal lautete die Antwort: „Gebt allen Römern die Freiheit ohne Lösegeld!" Nun ließ man den Greis bitten, selbst zu kommen und seine so widersprechenden Meinungen zu erklären. Er tat es und sprach: „Wenn ihr alle gefangenen Römer tötet, werdet ihr euren Feinden einen so furchtbaren Verlust beibringen, daß sie auf lange Jahre hinaus nicht imstande sind, euch zu schaden. Gebt ihr die Gefangenen ohne Lösegeld frei, so verpflichtet ihr sie selbst und den römischen Staat zu unauslöschlicher Dankbarkeit; dann werden die Römer die Waffen nicht ferner gegen euch führen können. Einen dritten Weg gibt es nach meiner Ansicht nicht." Trotzdem beschlossen die fatnnitifcheit Feldherren, einen Mittelweg einzuschlagen: allen Gefangenen wurde das Leben geschenkt, sie mußten Kleider und Waffen ablegen und unter dem Joche durchgehen; so beschimpft wurden sie nach Rom entlassen. Die Konsuln mußten sich außerdem verpflichten, einen Frieden herbeizuführen, der den Samnitern die Herrschaft über Süditalien einräumte. Aber der Senat erklärte den ganzen Vertrag für null und nichtig und sandte die beiden Konsuln gebunden an Pontius zurück, er möge mit ihnen verfahren, wie er wolle. Der edelmütige Pontius entließ sie ungekränkt, aber er nannte die Handlungsweise der Römer eine unredliche; wollten sie den Vertrag nicht anerkennen, so hätten sie das ganze Heer waffenlos zurücksenden müssen. So hatten die Samniter keinen Vorteil von ihrem Siege, und das römische Heer, das ihnen bald wieder bewaffnet gegenübertrat, suchte durch verdoppelte Tapferkeit die Schmach, die es erlitten hatte, wieder auszugleichen. Der Krieg endete zugunsten Roms; den Samnitern wurde die Bedingung auferlegt, daß sie auf alle Eroberungen außerhalb ihres Landes zu verzichten hätten. Nun umgaben die Römer das famnitische Bergland mit einem Kranze von Festungen, welche durch große Heerstraßen mit Rom verbunden wurden. Aber noch ein Waffengaitg war nötig. Die freiheitliebenden Samniter riefen alle Volker Italiens und selbst die Gallier zum Kampfe gegen die 295 Machtstellung Roms auf. In der blutigen Schlacht bei Sentinum (295) siegten die Römer unter den Konsuln Fäbius Rullianus und Deeius Mus; der letztere brachte dabei sein Leben dem Vaterlande als Opfer dar (f. u. Ix). Nun erst war der Widerstand der Samniter gebrochen, aber noch immer waren sie stets bereit, sich mit Feinden Roms zu verbinden. Nun blieben nur noch die griechischen Kolonien in Süditalien selbständig. Viele von ihnen schlossen sich freiwillig der römischen Buudesgenossenschaft an, aber die reiche Handelsstadt Taren tum rief in übermütigem Vertrauen auf ihre Macht den zwölfjährigen Tarentinischen Krieg hervor, der auch die Küste Süditaliens dem römischen Machtgebiete einverleibte. Die Tarentiner übertrugen die Kriegführung dem König Pyrrhus von Ep Ir ns, einem Verwandten Alexanders des Großen, einem schon erprobten Kriegshelden. Er hegte den kühnen Plan, den Westen für das Griechentum zu erobern, ähnlich wie fein großer Vetter den Osten für das Hellenentum gewonnen

2. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 23

1898 -
Die Tiirkenlrriege. Ihr solltet von andern Siegen erfahren, die damals die Deutschen erfochten haben. Diese Siege wurden in dem Kriege erfochten, den der Kaiser führen mußte, als er auch gegen die Franzosen den Krieg begann. — (Hauptziel:) Wir werden jetzt von dem Türkenkrieg sprechen. I. Was von den Türken bekannt ist: Zeit der Kreuzzüge, 1453, Karl des V. Türkenkriege u. s. w. Streben der Türken: die Welt (Europa) zu erobern. Grund: ihr Glaube. Gefahr für ganz Deutschland, vor allem für Österreich. Vermutung über die Entstehung des Kriegs: Angriff der Türken. Der Verlauf: Siege der Deutschen. Sonst würde der Kaiser auch nicht zugleich gegen Frankreich den Kampf begonnen haben. Zusammenfassung. 1. Die Türken vor Wien. Ziel: Wie die Türken Wien belagerten. I. und Ii a. Bis vor Wien! Karte. Weg der Türken. Da werden wohl die Türken an der Südgrenze Ungarns die ersten Siege erfochten haben? Nein, Ungarn gehörte damals fast ganz (bis zur Raab und unteren Waag) den Türken, die es schon zur Zeit Karls V. erobert hatten. — Sie konnten also durch Ungarn ohne Hindernis hindurchziehen und von der Raabmündung an in das feindliche Land eindringen. Dieses Eindringen wurde den Türken erleichtert, da die unter Österreichs Herrschaft stehenden, meist protestantischen Ungarn sich empört hatten. — Sie werden um ihrer Religion willen vom Kaiser verfolgt worden sein. Ja, das war wenigstens einer der Gründe. Was wird nun geschehen? — Die Aufständischen verbünden sich mit den Türken und ziehen vor Wien. Aber der Kaiser wird doch die Grenze verteidigt haben?

3. Abth. 2 - S. 145

1823 - Elberfeld : Büschler
Siebenter Zeitrau irr. 145 noch tauge mehrere deutsche Festungen am Rheine feindlich besetzt. Der große schwere.kampf konnte nur in langsamen Zuckungen endigen. Siebenter Zeitraum. Von dem westphäslscherr Frieden dis auf die neueste Zeit. 1648 — 1823. 39. Allgemeine Bemerkungen. 9s bedarf nicht vieler Worte, um den zerschlagenen Zu- stand des Vaterlandes nach so verheerendem Kriege, welcher mcbr als ein halbes Mcnschenalter gedauert hatte, zu schil- dern. Zwei D r i t t h eile der Einwohner waren zu Grunde gegangen, weniger durch das Schwerdt, als durch die lang- samer und qualvoller zehrenden Uebel, welche in des Krieges Gefolge ziehen: Seuchen, Pest, Hungcrsnoth, Schrecken und Verzweiflung. Der Tod Ln der Schlacht ist des Krieges Unglück nicht; solcher Tod ist oft der.schönste, weil er oen Mann, im Augenblick der Begeisterung und des herrlichsten Lebensgefühles, ohne die kalten Schauer langsamer Annä- herung, fortrafft; aber das ist der Fluch des Krieges, daß seine Greuel die Gemüther der Nichtkämpfenden, der Greise und Weiber und Kinder , sowohl durch wirkliche Noch, als durch die lähmende Angst vor der noch kommenden, verftn- ste.ru , und alle Freudigkeit und Zuversicht des Lebens hin- wegnehmen. Der junge Keim der neuen Geschlechter wird im Entstehen vergiftet, er kann nur ein kränkelndes Zeit- aller, ohne Kraft und Muth, hervorbringen. Dennoch bewahrte sich die deutsche Tüchtigkeit auch in dieser Zeit durch ein verhältnißmaßig schnelles Ermannen. Es zeigte sich in sittlicher Hinsicht in einem tiefen Ernste, der auf das gänzlich toügedundene Leben folgte; wie denn ge- rade die Endpunkte sich oftmahls berühren. Die Sittenver- wilderung, theilö in den Kriegern, welche aus dem Feldla- ger nach Hause kehrten, thestv m der wüstaufaewachsenen Jugend, nvthigte die Fürsten, viele Sorge auf Kirchen- und Schulau st alten zu wenden, und solche Sorge rräg t immer hundertfältige Zinsen. — Sowie reges Leben und Kohtr. D. G. rr. Th. ;!e Aitfl. 10

4. Abth. 2 - S. 161

1823 - Elberfeld : Büschler
Die Türken vor Wien. 168.3. 161 gen. Da rief er mit lauter Stimme die deutsche» Re..er zu Hülfe, welche ihm gefolgt waren; sie eilten herbei, bra- chen in den Feind, befreitenden König, und bald flohen die Türken auf allen Seiten zurück. Mer alle diese Gefechte schienen nur Vorspiele zu der großen Schlacht zu seyn, welche das Schicksal des Krieg s entscheiden mußte; man sah noch da.» unermeßliche Lag/r der Türken mit vielen tausend Gezelten, uno ihr Geschütz feuerte noch gegen die Stadt. Der Oberfeldherr hielt einen Rath, ob noch diesen Abend die Schlacht fortgesetzt werden oder die Krieger bis zum andern Morgen ruben sollten. Da ward ihm berichtet, daß die Feinde schon allenthalben auf der Flucht zu seyn schienen; und so war cs. Ein un- widerstehlicher Schrecken war über sie gekommen; sie siohen mit Zurücklassung des Lagers und alles Gepäckes und bald flohen auch die, welche noch aufdre Stadt geschossen harten. Die Beute im Lager war unermeßlich; man schätzte sie auf 10 Millionen, und das Zelt des Gropocziers allein auf 400,000 Tdaler; in Oer Kriegs. Lasse wurden 2 Millionen gefunden. Der König von Polen, der allein 4 Millionen Gulden als seinen Antheil erhielt, schrecot darüber und über dre große Freude der geretteten Einwohner Wiens, in einem Briefe an seine Gemahlin folgendermaßen: „Das ganze feindliche Lager, sammt dem Geschütz uno einem un, chiba- ren Reichthum rsi in unsere Hände gefallen. Die Kameel'e und Maultbrere, sammt den gefangenen Türken, werden heerdenwerse ßortgerricben. Des Großveziers Erbe bin ich geworden. Das Feldzeichen, welches ibm pstegt oorgetragen zu werden, nebst dem mahomedanifchen Panrer, womit ryn der Sultan für diesen Feldzuge beehrt hatte, dw Gezeite, Wä- gen und Gepäcksind mrrzu tzhei! geworden, und sind allein euxu ge wn den erbeuteten Kochernmehrere lausend Thaler werlh. Was er sonst von verschiedenen Ergötztichkerten .n seinen Gezel- ten gehaot, als insonderheit ferne Baostuben und Gurten/ den Springbrunnen, und mancherlei seltenen Tyreren/ wärezuweir äustig zubeschreideu. — Heute Morgen war ru- nr der Stadt und fand, daß sie sich kaum über fünf Tage hálle hatten können. — Niemals ist so große, m kurzer Zert ge, fertigte Arbeit mit Menschen Augen gesehen worden, wie durch Minen gewaltige Steine uno Felsen durchbrochen wor- den sind. — Ich mußte -auge mir dem Vezrer sechren, brs der linke Flügel mir zu Hülfe kam. Da waren um mich her der Lhurfürst von Baiern, der Fürst von Waiveck Uno viele andere Reichsfürsten, dre mrch umhalseten und küßten. .Die Heerführer faßten mich bei den Hansen usv Füßen, die Ober- sten mit ihren Regimentern zu Roß und Hup riefen mar zu: Koyir.d. G. 2r Lh.-5te Änfl, , -11.

5. Abth. 2 - S. 96

1823 - Elberfeld : Büschler
96 Vi Ztr. Karl V. bis zum -westph- Fried. 1520-— 1648 Warnung ausgestellt wurden, fein Blut floß. Und so war in wenigen Jahren,, wie durch ein Wunder vor Aller Augen, in seinen Ländern, wo schon die größere Hälfte der-Einwoh? ner der neuen Kirche angehört hatte, keine protestantische Kirche mehr zu sehen, und wurde, keine protestantische P-re- digt mehr gehört. Solche Thattrafr eines fungen Fürsten mußte wohl große Hoffnungen auf einer und Furcht auf der andern Seite erregen. Die unirten Stände in Deutschland, besonders der Churfürst von der Pfalz, fanden in der Erhe- bung Ferdinands zum Haupte des östercichischen Hauses neuen Antrieb, ihren Bund zu verstärken, Sie arbeiteten noch immer daran, Chursachsen zu gewinnen; aber umsonst. Im Stillen mochte der Widerwille gegen die reformirte Kirche heftig entgegen stehen; aber viel wirkte auch der Wunsch, den Frieden im Reiche zu erhalten, weicher seit Moritzens Tode überhaupt in den meisten lutherischen Fürsten vorher- schend war. Daß die von Sachsen es treu gemeint, 9- weist ein Schreiben des Chursürsten an den Erzherzog Ferdinand, worin er ibu ermahnt: „weil es doch so weit gekommen, daß kaum ein Fünftem gutes Verständnisses und Vertrauens un- ter den Ständen zu finden scy, sich zu bemühen, daß solches wenigstens einigermaßen hergestellt werde. Denn sollte es bey jetzigem, gefährlichen Zustand verbleiben, und man mehr Beireben tragen, das Außerordentliche mit der äußersten Strenge, als mit gelinden Mitteln zu heilen, so sey leicht zu erachten, daß dieser Heilungsversuch zu eines oder des andern Theiles gänzlichem Untergänge ausschlagen, oder, uaey vielem Blutvergießen und Verderben von Land und Leuten, doch zu dem Mittelwege führen müsste, den man jetzt ohne Gewalt uns Gefahr eiuschlagen könne."— Diese Wor- te waren wie eme Ahndung der Zukunft und hätten auch Ferdlnand die Äugen geöffnet, wenn dieselben Nicht starr nur aus Einen Punkt gerichtet gewesen wären. Bald ge- schah ein noch größeres Zeichen und verkündigte die Gefahr vor der Schwelle des eigenen Hauses. 24. Die böhmischen Unruhen. Anfang des dreißigjährigen Krieges. 1618. Seit der Ernennung Ferdinands zum künftigen Könige von Böhmen, wollten die Protestanten in diesem Lande be- sondere Lhätigkeit und größere Zuversicht unter den Ka- tholiken bemerken. Das Gerücht, in außerordentlichen Zelten so viel beweglicher und furchtbarer, trug sich mir vielen Sagen, welche den Prorestaitten große Gefahren

6. Abth. 2 - S. 302

1823 - Elberfeld : Büschler
302 Vn.. Ztr. Vom westph. Fried, bis jetzt. 1648 — 1823. Deutschen war verschwunden; im Herzen Deutschlands ein neuer Thron für einen Fremdling errichtet; das übrige Deutschland immer enger mit dem Erbfeinde verbunden; endlich gar das alte spanische Königshaus, wie wenn von nun an kein Recht mehr zwischen den Völkern herrschen sollte, ohne allen Grund vom Throne gestoßen. Was konnte jetzt noch als sicher und durch Alter und Geschichte begründet angesehen werden? Dazu hatte Napoleon, im Sommer 1808,,ehe er selbst nach Spanien gieng, eine Zusammen- kunft mit dem Kaiser Alerander zu Erfurt gehalten und sein Bündniß mit diesem noch fester geknüpft. Es schien, als wollten Frankreich und Rußland sich schon einzig als die Schiedsrichter Europa's ansehen, und Oestreich, wel- ches Jahrhunderte lang Europa's Mittelpunkt gewesen war, für nichts achten. Das konnte nicht ruhig geduldet werden; über ein gewisses Maaß hinaus ist die Geduld eine Schande. Oestreichs Entschluß zum Krieg war ein sehr ehrenwerther, ein durchaus reiner unduneigennütziger; denn es trat allein, nur den eigenen Kräften vertrauend, auf den Kampfplatz. Uebrigens fühlte Oestreich schon diesesmalsehr wohl, daß nicht mehr das stehende Heer Rettung bringen könne; es wollte einen Krieg im großen Sinne, einen Volkskrieg; es rief Freiwillige'auf, errichtete Landwehren, redete sehr herzliche begeisternde Worte zu seinem Volke und zu allen- Deutschen; es stellte die edlen Prinzen seines Hauses selbst an die Spitze der Heere, und strengte alle Kräfte seiner reichen und schönen Länder in solchem Maaße an, wie seine Geschichte noch niemals ein Beispiel gesehen hatte. Wenn Rettung und Befreiung durch ein einzelnes Volk kommen konnte, so mußte sie jetzt kommen. Aber wie 1806, so war auch 1809 Europa für die Be, freiung noch nicht reif. Das Feuer der Läuterung sollte erst noch Alle, tief und schmerzlich, durchdringcn; die ge- meinsame Noth sollte noch unendlich größer werden, damit sie alle der Eigensucht entsagten, und damit die Weltge- schichte das große, seltene Schauspiel eines heiligen Krieges darstellte, wie alle Völker aus Ost und West und Nord und Süd, für Freiheit, Ehre und Tugend vereinigt, wie ein einiger Mann, sich erhoben. Kein deutsches Gemüth, dem das Vaterland über Alles theuer ist, wird je vergessen können, wie es bei diesem Kriege von 1809 gehofft, gerungen, gezittert und endlich unmuthig gezürnt Rat, als der verhaßte Feind mit einem Heere daherzog, in welchem die Krieger des rheinischen Bundes den Kern bildeten; wie er mit den tapfcrn Armen dieser Deutschen das östreichlsche Heer, welches bis in Baierrr

7. Theil 4 - S. 112

1880 - Stuttgart : Heitz
112 Neueste Geschichte. 1. Periode. mit erblichen Mitgliedern und eine Deputirtenkammer errichtet und ihnen das Recht der Steuerbewilligung gegeben wurde. Aber die neue Regierung versäumte es, den Geist der Nation, welcher der napoleonischen Herrschaft noch in vieler Beziehung zugeneigt war, zu schonen. Mit großer Uebereilung drängten die Freunde der zurückgekehrten Königsfamilie alle bisherigen Anhänger des vertriebenen Kaisers zurück, besonders aber verletzten sie die Armee und das Volk durch geringschätzige Behandlung der Soldaten, zumal der Garden des Kaiserreichs, und als die zahlreichen Kriegsgefangenen, welche nach dem Friedensschluß aus der fremden Haft entlassen waren, nach Frankreich zurückkehrten, fanden sie in der Mißstimmung des Volks bereits einen günstigen Boden, um ihre Vorliebe für den verbannten Bonaparte wieder zu verbreiten. Diese Stimmung der Gemüther in Frankreich blieb dem auf Elba gefangen gehaltenen, aber nicht streng bewachten Helden nicht unbekannt; viele seiner früheren treuen Diener, besonders der Polizeiminister Fouche, der Marschall Davoust, der Kriegsminister Carnot n. a. ermunterten ihn zu einem neuen kühnen Streich, und da er gleichzeitig erfuhr, daß die Fürsten und Staatsmänner in Wien über die Ländervertheilnng gerade in heftigem Zwiespalt waren, so hielt er den Augenblick für günstig zu einem neuen Versuch, die verlorene Herrschaft wieder zu erlangen. Am 26. Februar 1815 verließ Napoleon Elba mit etwa 1100 alten Soldaten; glücklich entging er den im Mittelmeer kreuzenden Schiffen der Engländer und Franzosen und stieg am 1. März bei Cannes in der Provence ans Land. Bald zeigte es sich, daß er in Bezug auf die Stimmung der Franzosen nicht falsch gerechnet hatte; denn überall im Süden wurde er mit Begeisterung aufgenommen, von Schritt zu Schritt wuchs die Anzahl seiner Getreuen. Mit seiner alten Zuversicht rief er aus: „Mein Adler wird von einem Kirch-thurm zum andern durch Frankreich vor mir herfliegen, bis er sich auf dem Thurme von Notre-Dame in Paris niederlassen wird." Vergeblich sandte Ludwig Xviii. die Generale gegen ihn aus, welche er für die treuesten hielt; kaum befanden sie sich im Angesicht ihres alten, ruhmgekrönten-Kriegsherrn, allste unwiderstehlich zu ihm hinübergezogen wurden, wie auch alle Truppen und Befehlshaber auf dem ganzen Wege von Cannes bis Paris • eben so zu ihm übergingen. In 20 Tagen legte der todtgeglaubte Löwe den Triumphmarsch zurück, und nachdem Ludwig Xviii. von allen, die ihm so eben Treue geschworen, verlassen, nach Gent in

8. Theil 2 - S. 96

1880 - Stuttgart : Heitz
96 Mittlere Geschichte. 2. Periode. England. zu kämpfen, da immer neue Schaaren wie aus dem Meere aufstiegen. Vergebens rief Alsred seine Unterthanen zu einem neuen Kampfe auf. Manche flohen in die Berge, Andere über die See, und die Uebrigeu unterwarfen sich den Siegern. Alfred, von Allen verlassen, von den Dänen ausgesucht, entließ seine Hofleute und flüchtete sich in Bauernkleidern. Er trat als Knecht in die Dienste eines seiner Rinderhirten, eines treuen Menschen, der nicht einmal seiner Frau den hohen Stand seines Gastes verrieth. Als er nun hier bemerkte, daß die Dänen nicht mehr so eifrig Ihn aufsuchten, begab er sich nach einem Versteck in Somersetshire (im südlichen England am Kanal von Bristol). Hier war eine von kleinen Flüssen, Morästen und Buschwerk umgebene Gegend, die Insel Athelney. Diese befestigte er; und dazu war hier Alles so unwegsam, daß Niemand ahnte, daß sich hier Menschen aufhielten. Von hier aus griff er mit einem gesammelten Haufen ' Sachsen öfters die Dänen an, die daraus wohl sahen, daß er noch da sei, aber nicht erfahren konnten, wo er sich aufhalle. Endlich hörte er, daß ein sächsischer Graf den Dänen eine Niederlage beigebracht und ihnen ihre Zauberfahne weggenommen habe, auf welcher von drei Schwestern unter Zaubersprüchen ein Rabe gestickt war und die durch ihr Wehen Kriegsglück und Unglück verkündigte. Nun wollte auch er offen hervortreten, vorher aber ))as Lager der Feinde erspähen. Als Harfenspieler verkleidet begab er sich dahin, er spielte ihnen vor und erwarb durch heitere Scherze ihr Vertrauen so, daß sie ihn überall frei umhergehen ließen, ja daß sogar einer ihrer Prinzen ihn mehrere Tage in seinem Zelte behielt. Da er ihre große Sicherheit bemerkte, war schnell sein Plan gemacht. Er verschwand aus dem dänischen Lager und schickte heimlich Boten zu den Angesehensten der Sachsen: daß sie sich an einem bestimmten Tage in einem dazu ihnen angewiesenen Walde einfinden möchten. Da sie längst die Tyrannei der Dänen unerträglich gefunden hatten, so kamen sie und empfingen den geliebten König freudig in ihrer Mitte. Sie versprachen ihm Treue und Gehorsam. Er benutzte ihre Begeisterung und führte sie sogleich gegen die Dänen. Diese waren überrascht von der Erscheinung der Sachsen, die sie ganz muthlos geglaubt hatten, und über das Wiederauftreten Alfreds. Sie erlitten bei Eddington unweit Bristol eine vollständige Niederlage, flüchteten sich in eine Festung und mußten sich hier an Alfred ergeben. Dieser war so großmüthig, sie im Lande zu behalten; er wies sie nach dem Norden Englands (Ostangeln und

9. Theil 2 - S. 95

1880 - Stuttgart : Heitz
Alfred von England. 95 62. Alfred von England (871—901) und Wilhelm der Eroberer (1066). Von England ist am Schluffe der alten Geschichte erzählt worden, daß 449 ein Schwarm Angelsachsen unter Hengift und Horsa auf Bitten der Briten aus Deutschland herübergekommen sei und ihnen zwar gegen deren Feinde, die Pikten und Skoten, beigestanden, sich aber dann in England festgesetzt und die Briten unterworfen habe. Es waren immer neue Schwärme nachgekommen und die Häuptlinge derselben errichteten sieben Königreiche in England, die sogenannte Heptarchie (Siebenherrschaft). Es war dies eine unglückliche Zeit; denn die unterdrückten Briten machten unaufhörliche Versuche, das ihnen aufgelegte Joch der Angelsachsen wieder abzuwerfen, und erst nach und nach fanden- sie sich in ihr Schicksal oder zogen sich in die Berge von Wales oder Cornwall zurück. Endlich vereinigte ein König von Wefsex (in Süd-England), Egbert, alle sieben Reiche (827) und machte also der Heptarchie ein Ende. Er war als Prinz, um sich vor den Verfolgungen seiner eigenen Verwandten zu retten, nach Frankreich geflohen und hatte am Hofe Karls des Großen seine Ausbildung erhalten. Mit Kenntnissen und Erfahrungen bereichert, kam er zurück, und mit ihm begann für England eine ruhigere Zeit. Doch wurde die Ruhe manchmal durch die Landung der Dänen oder Normänner, kühner Seeräuber, die von Dänemark und Norwegen aus das Meer durchschifften, gestört. Sie raubten Menschen und Güter, und schifften dann reich beladen nach Hause. Noch großem Ruhm als Egbert erlangte sein Enkel, Alfred, den man auch wohl den Großen genannt, und der von 871 bis 901 über England regierte. Als Knabe hatte er nichts gelernt, weil ihn sein schwacher Vater (Ethelwolf) verzärtelte; aber seine Mutier Judith, eine Tochter Karls des Kahlen, lehrte ihm die altsächsischen Lieder. Diese machten auf sein Gemüth einen wunderbaren Eindruck und entwickelten in ihm die Begeisterung für alles Edle und Große, die er hernach als König überall zeigte. Kaum hatte er den Thron bestiegen, so landeten neue Haufen von Dänen, die damals die Küsten nicht nur Englands, sondern auch Frankreichs und Deutschlands zu verwüsten pflegten. Nach mehrern vergeblichen Kämpfen verloren die Angelsachsen den Muth, ferner

10. Theil 2 - S. 98

1880 - Stuttgart : Heitz
98 Mittlere Geschichte. 2. Periode. England. behandelte Dänen und Sachsen mit gleicher Gerechtigkeit und suchte beide Völker einander näher zu bringen. Nach seinem Tode (1035) regierten seine beiden irnfähigeu Söhne (Harald Hasenfuß und Hartiknnt) sechs Jahre lang. Als der letzte derselben (Hartiknnt) starb, benutzten die Engländer die Abwesenheit des einzigen Sohnes Kannts, der König von Dänemark und Norwegen war, und wählten einen einheimischen Prinzen, Eduard denbekenner, einen Bruder Edmunds Jronside. Die in England wohnenden Dänen widersetzten sich der Wahl nicht, weil sie unter sich uneinig und überdies mit den Sachsen ziemlich ausgesöhnt waren. Eduard erhielt seinen Beinamen (des Bekenners, d. i. des Heiligen) von seiner strengen Enthaltsamkeit, die man damals für einen Beweis von Frömmigkeit nahm. Er war der letzte sächsische König, und da er keine Kinder hatte, so setzte er den jungen Herzog der Normandie, Wilhelm, zu seinem Nachfolger ein.*) Dieser Wilhelm war ein Sohn Roberts, der wegen der Wildheit, mit welcher er die Länder seiner Nachbarn verwüstete, unter dem Beinamen des Teufels bekannt ist und auf einer Pilgerreise nach Jerusalem gestorben war.**) Eduard hatte vor seiner Thronbesteigung am herzoglichen Hofe in Rouen gelebt, kannte den Herzog *) Ein tapferer Normannenanführer, Rollo, hatte unter den schwachen karolingischen Königen von Frankreich (911) die Normandie als Lehen erhalten und dort ein normannisches Fürstenhaus gegründet. **) Besonders arg trieb er es in seiner Jugend, wo er unaufhörlich Fehden suchte, Dörfer, Städte und Schlösser zerstörte und Alle, die sich ihm widersetzten, ermordete. Sein eigener Vater zog gegen ihn zu Felde, konnte aber den Sohn nicht bändigen, und starb endlich vor Gram, indem er über ihn den Fluch aussprach. Robert aber setzte sein wüstes Leben fort. Die Sage erzählt: Einst drang er mit seiner Rotte in ein Schloß ein, das seine Bewohner bis auf die Burgfrau und einige Diener aus Furcht verlassen hatten. Er verlangte Wein und befahl, als Alle berauscht waren, daß die Burgfrau vor ihm erscheinen sollte. Sie trat verschleiert in den Saal. Robert gebot ihr herrisch, den Schleier zu heben, und als sie es that, erblickte er — seine Mutter vor sich stehen. Mit Thränen hielt sie dem entsetzten Sohne sein schlechtes Leben vor, verkündigte ihm den Fluch des sterbenden Vaters und forderte ihn auf, nun auch die Mutter zu morden, wie er den Vater in die Grube gebracht habe. Außer sich sank er auf die Kniee nieder und flehte sie an, ihren und des Vaters Fluch von ihm zu nehmen. „Ich selbst," antwortete sie, „will dir nicht fluchen; aber den Fluch deines Vaters kann nur die Kirche aufheben; an diese wende dich, aber erst bessere dein Leben und versöhne dich durch Reue und Buße mit dem Himmel." Robert entsagte sogleich allen Fehden, ließ seine Bande auseinandergehen, legte ein härenes Gewand an und pilgerte nach Jerusalem, um seiner Sünden quitt zu werden.
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