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1. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 51

1880 - Halle : Anton
51 bezwungen wäre. Nach zwei Jahren erst ergaben sich die Belagerten, von der äußersten Hungersnoth gezwungen, auf Gnade und Ungnade. Wieder erschien das gesummte Volk in 100 Schaaren getheilt, barfuß, Stricke um den Hals, Asche auf dem Haupte und Kreuze in den Händen, vor dem Kaiser und flehte um Erbarmen. Eine Schaar nach der andern zog schweigend und demüthig an ihm vorüber uni) legte ihre Fahne zu feinen Füßen. Doch diesmal gab es keine Gnade. Ernsten Antlitzes erhob sich der Kaiser und sprach: „Ihr alle habt nach dem Gesetze das Leben verwirkt; ich will es euch schenken, aber ich werde dafür sorgen, daß ihr künftig ähnliche Verbrechen nicht mehr begehen könnt." Mit schwerem Herzen kehrten die Mailänder in ihre Stadt zurück und harrten zitternd der Strafe, die ihnen auferlegt werden würde. Und sie 'war hart und schwer genug. „Mailand soll wüst und leer sein; alle Einwohner verlassen die Stadt und bauen sich in vier Flecken an, deren jeder zwei Meilen von dem andern entfernt ist" — so lautete das Urtheil. Unerbittlich ward es vollzogen: Mailand wurde zerstört. 2. Aber auch dieses harte Gericht schreckte die Italiener nicht. Kaum war Barbarossa nach Deutschland zurückgekehrt, als sie sich, durch die Strenge und Härte der kaiserlichen Statthalter gereizt, zu neuem Widerstände erhoben. Die oberitalienischen Städte verbanden sich gegen den Kaiser und schlossen den lombardischen Städtebund. Der damalige Papst Alexander trat diesem Bunde bei. Die Mailänder wurden in ihre Stadt zurückgeführt und die zerstörten Thore, Mauern, Wälle und Gräben mit vereinter Kraft wieder hergestellt. Ja, dem Papste zu Ehren, dem Kaiser zum Hohne gründete man eine neue Stadt und Festung, die man Alessandria nannte. Diesen Trotz zu brechen, zog Friedrich abermals über die Alpen. Aber eine mörderische Seuche raffte den größten Theil seines schönen Heeres binnen acht Tagen hinweg. Viele, welche zu Pferde steigen wollten, fielen in demselben Augenblicke todt nieder, und viele, welche ein Grab gruben, stürzten selbst entseelt hinein. Mit geringem Gefolge mußte sich der Kaiser nach Deutschland zurückbegeben. Beinahe wäre er auf der Heimreise selbst ermordet worden, wenn ihn nicht die Treue eines seiner Ritter, Hartmanns von Siebeneichen, gerettet hätte. Bei Susa stehet einsam ein abgelegnes Haus, Er ruhet dort der Kaiser von seinen Nöthen aus. Ach wehe, Barbarossa, wer wies dir diesen Pfad? Das Haus ist rings umstellet von Mördern und Verrath. Es sprach der Wirth voll Reue: „Wie ist es mir so leid! Ich wollte gern dich retten, doch nun ist's nicht mehr Zeit." Da rief der Kaiser zürnend: „Verderben diesem Ort, Wo fallen soll ein Kaiser durch feigen Meuchelmord! Gott schütz' die deutsche Krone, Gott schütz' die Seele mein! Und muß ich heute sterben, so soll's in Ehren sein!" 4 *

2. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 55

1880 - Halle : Anton
55 „Herr", sprach der Hirt, „die Raben umkreisen noch die Höhn, Den Aar, den konnt' ich nimmer, wie weit ich sah, erspähn." Da seufzte Rothbart düster: „Dann sind's noch hundert Jahr! Schlaf ein, du müde Seele, noch schläft des Nordens Aar." Weber. (Vergl. auch das Gedicht von Rückert „Friedrich Barbarossa.") Iv. Wohl umgaben Barbarossa und die ihm folgenden Hohenstaufen den deutschen Kaiserthron mit Glanz und Pracht; aber ihre Regierungszeit war zum größten Theil mit Kämpfen in Italien ausgefüllt, und Deutschland ging leer aus. Während jene im fremden Lande ihre Macht ausrecht zu erhalten suchten, herrschte hier die größte Verwirrung. „Es freuten sich die Räuber; die Pflugfchaareu wurden in Schwerter, die Sensen in Lanzen umgewandelt. Keiner war, der nicht Stahl und Stein bei sich trug, um sogleich Feuer und Brand stiften zu können." Im Jahre 1254 starb der letzte hohenstaufifche Kaiser, Konrad Iv. Er hinterließ ein Söhnlein, Konradin5 das nach des Vaters Tode still und unbemerkt bei feiner Mutter zum Jüngling heranwuchs. 16 Jahr alt, zog Konradin mit feinem Freunde Friedrich von Baden nach Italien, um feine Erb-läuder, Neapel undsicilien, zurückzuerkämpfen. Ein französischer Prinz, der freche Thronenräuber Karl (— von Anjou —) hatte sie auf Geheiß des Papstes an sich gerissen. Jubelnd empfingen die Römer den jungen Hohenstaufen; grollend aber rief der Papst: „Des Knaben Größe wird vergehn tote Rauch; er zieht gen Apulien zur Schlachtbank". Bald stand Konradin dem Gegner gegenüber. Die Franzosen wurden geschlagen; aber zu schnell überließen sich die Deutschen der Plünderung des feindlichen Lagers. Aus einem Hinterhalte brach der schlaue Karl noch einmal hervor und schlug sie in die Flucht. Konradin und fein Freund Friedrich flohen dem Meere zu; schon waren sie beinahe in Sicherheit, da verrieth sie ein Edler, der fein ganzes Glück den Hohenstaufen zu verdanken hatte, für schnödes Gold an Karl von Anjou; sie wurden gefangen und vor Gericht gestellt. Alle Richter, mit Ausnahme eines einzigen, sprachen sie frei; Karl folgte der Stimme des Einen und v er urtheilte sie zum Tode. Eilig wurde das Blutgerüst auf dem Markte zu Neapel errichtet. Mit bloßen Füßen und mit aufgestreiften Aermeln erwartete der Henker feine Opfer. Als die Verurtheilten auf dem Schaffet standen, verlas jener ungerechte Richter noch einmal das Todesurtheil. Da ergrimmte sogar Karls Schwiegersohn und rief ihm zu: „Wie darfst du, frecher ungerechter Schurke, einen so großen und herrlichen Ritter zum Tode verurtheilen?" Und von feinem Schwerte getroffen, sank der Elende blutend zu Boden. Trotzdem aber wurde auf Karls Befehl das Urtheil vollzogen. Konradin umarmte feine Todesgenoffen, hob Arme und Augen gen Himmel und rief: „Jesus Christus, wenn dieser Kelch nicht an mir vorübergehen soll,

3. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 49

1880 - Halle : Anton
49 „Die Weiber mögen abziehn, und jede habe frei. Was sie vermag zu tragen und ihr das Liebste sei. Laßt ziehn mit ihrer Bürde sie ungehindert fort, Das ist des Königs Meinung, das ist des Königs Wort!" Und als der frühe Morgen im Osten kaum ergraut, Da hat ein selt'nes Schauspiel vom Lager man geschaut: Es öffnet leise, leise sich das bedrängte Thor, Es schwankt ein Zug von Weibern mit schwerem Schritt hervor. Tief beugt die Last sie nieder, die auf dem Nacken ruht, Sie tragen ihre Männer, das ist ihr liebstes Gut. „Halt an die argen Weiber!" ruft drohend mancher Wicht Der Kanzler spricht bedeutsam: „Das war die Meinung nicht.'' Doch hat, wie er's vernommen, der fromme Herr gelacht: „Und war es nicht die Meinung, sie haben's gut gemacht. Gesprochen ist gesprochen, das Königswort besteht, Und zwar von keinem Kanzler gedeutelt und gedreht." So war das Gold der Krone wohl rein und uuentweiht. Die Sage schallt herüber aus halbvergess'ner Zeit. Im Jahr elfhundertvierzig, wie ich's verzeichnet fand. Galt Königswort noch heilig im deutschen Vaterland. Etjamisso. Am Ende seiner Regierung unternahm Konrad einen Zug nach dem heiligen Lande. Dasselbe war von einem wilden Volke, den Türken, erobert worden, welche nun die in Palästina wohnenden Christen, sowie die christlichen Pilger, die aus weiter Ferne kamen, um an den heiligen Stätten ihre Andacht zu verrichten, hart bedrückten. Es galt darum, das gelobte Land aus ihren Händen zu befreien. Zu diesem Zwecke wurden von Europa, namentlich von Deutschland, Frankreich und Italien aus, mehrere große Kriegszüge unternommen. Diejenigen, welche an denselben theilnahmen, ließen sich ein rothes Kreuz auf die rechte Schulter heften; darum nannte man die Züge selbst Kreuzzüge. Konrads Zug ist leider ohne Erfolg geblieben. Ii. An diesem Kreuzzuge betheiligte sich auch Konrad von Wettin. Ursprünglich war derselbe Herr der Grafschaft Wettin an der Saale. Dort, in der Nähe von Halle, lag auch seine Stammburg Wettin. Im Jahre 1123 aber wurde er vom Kaiser zum erblichen Markgrafen von Meißen erhoben. Die Markgrafschaft Meißen erhielt später den Namen „Sachsen". Noch heute regieren in Sachsen die Nachkommen Konrads. Er ist der Stammvater des sächsischen oder des Wettiner Fürstenhauses. Als er im Jahre 1156 die Regierung niederlegte und in’s Kloster ging, folgte ihm sein Sohn Otto der Reiche (— von 1156 — 1190 —). Er gründete das Kloster Altenzella bei Nossen. Als man in der Umgebung des neuen Klosters den Wald ausrodete, um das Land urbar zu machen, fand man silberhaltiges Gestein. So wurde der Silberreichthum des Erzgebirges entdeckt. Otto rief 4

4. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 52

1880 - Halle : Anton
52 Da rief ein Ritter flehend ltnb kniete hin vor ihn: „Herr Kaiser, eine Gnade, die werde mir verlieh'n!" „Mein Reich," sprach Barbarossa, „das wird im Grab bald sein, Drum will ich gern gewähren, kann ich noch 'was verlei'hn." „Das Größte", sprach der Ritter, „hast, Kaiser, du gewährt; Für dich den Tod zu leiden, das ist's, was ich begehrt." Des Kaisers Pnrpurmantel hat er drauf nmgethan Und legte dann ihm selber des Dieners Kleider an. Der Kaiser ging von bannen, den Wächtern rief er zu: „Bin Barbarossa's Diener, laßt ziehen mich in Rnh. Die Herberg zu bereiten, ward ich vorausgesandt, Sein Nahen soll ich künden daheim im Vaterland." La ließen sie den Kaiser zum sichern Thor hinaus; Sie selber aber brachen um Mitternacht in's Haus. Sie traten vor den Ritter, der dort als Kaiser schlief; Sie stießen ihre Schwerter ihm in das Herz so tief. „Nun fahre heim, du Kaiser!" So rief die wilde Schaar; Nicht wußie ja die böse, daß er gerettet war, Gerettet durch die Treue, die litt den Opfertod, Die kühn die Brust den Mördern für ihren Kaiser bot. Mit Kränzen deutscher Eichen schmück' ihn, mein Vaterland! Hartmann von Siebeneichen, so ist der Held genannt. Streckfuß. Nachdem Barbarossa die Verhältnisse in Deutschland geordnet hatte, zog er mit einem neuen Heere wieder nach Italien und belagerte das ihm zum Trotz erbaute Alessandria. Allein es gelang ihm nicht, die feste Stadt zu erobern. Es nahte vielmehr ein Heer des lombardischen Städtebundes, vor dein er sich zurückziehen mußte. Jetzt forderte er die Unterstützung der deutschen Fürsten; aber gerade derjenige, welcher der mächtigste war und auf dessen Treue Barbarossa am meisten gebaut hatte, sein Jugendfreund Heinrich der Löwe verließ ihn in der höchsten Gefahr. Der alte Welfengroll war in dem Löwen erwacht; er weigerte sich, am Kampfe theilzunehmen. Der Kaiser rief ihn zu sich; er hoffte, eine mündliche Unterredung werde den starren Sinn Heinrichs beugen. Der Löwe kam. Aber umsonst erinnerte ihn Friedrich daran, wie er ihn stets vor allen andern deutschen Fürsten hochgehalten habe und wie jetzt Deutschlands Ehre aus dem Spiele stehe. Kalt erwiderte Heinrich: „Dein Dienst hat mich vor der Zeit alt gemacht, so daß ich nicht über die Alpen ziehen kann. Doch gern will ich dir Gold und Silber spenden, daß du ein Heer auszubringen vermagst." „Nicht deines Goldes bedarf ich," sprach der Kaiser, „dich selbst brauche ich und deine Kraft". Doch der Löwe beharrte auf seiner Weigerung. Da vergaß der Kaiser seiner Krone; er sank vor Heinrich auf die Knie und ries flehend: „Nur diesmal, Heinrich, verlaß mich nicht!" Wohl erschrak jener, als er den Kaiser vor sich knien sah, aber dennoch blieb er bei seinem Entschlüsse. Jetzt nahte die Kaiserin ihrem Gemahl und sprach: „Stehet auf, lieber

5. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 53

1880 - Halle : Anton
53 Herr! Gott wird euch beistehen, wenn ihr einst dieser Stunde und dieses Uebermuthes gedenkt." Der Kaiser erhob sich, der Herzog aber warf sich auf sein Roß und jagte von dannen. Mit geringen Streitkräften mußte nun Friedrich den Lombarden entgegen ziehen, und als sie ihn zur Schlacht drängten, wurde er bei Legnano 1176 gänzlich geschlagen. Lange schwankte der Kampf. Plötzlich stürzte der Kaiser mit seinem Streitroß und verschwand im Gewoge der Streitenden. Da ergriff Schrecken und Verwirrung sein Heer; es floh. Zwei Tage galt Friedrich sür todt; erst am dritten erschien er wieder, froh begrüßt von den Seinen. Diese Niederlage beugte endlich Barbarossas stolzen Sinn; er erkannte, daß es ihm, nachdem Heinrich ihn verlassen, nicht möglich sein werde, die Lombarden völlig zu bezwingen. Er söhnte sich um deswillen mit dem Papste aus und schloß mit den lombardischen Städten einen Waffenstillstand und nach dessen Ablauf Friede. Die Städte behielten ihre alten Rechte und Freiheiten, doch mußten sie den Kaiser als Oberherrn anerkennen. 3. Barbarossa kehrte nun nach Deutschland zurück und lud Heinrich den Löwen wegen seiner Untreue und seines Ungehorsams zur Verantwortung vor. Auch sonst hatten viele geistliche und weltliche Fürsten schwere Klage gegen den Herzog erhoben. Aber dieser, der wohl wußte, um was es sich handelte, folgte dreimaliger Vorladung nicht. Da sprach der Kaiser die Acht über ihn aus und erklärte ihn seiner beiden Herzogtümer vertu st i g. Wohl wehrte sich der Löwe und griff zum Schwert; aber als der Kaiser selbst gegen ihn zog und seine Untergebenen ihn verließen, mußte er sich unterwerfen. Nun kam er nach Erfurt und warf sich dem Kaiser zu Füßen, nun flehte er um Gnade. Tief gerührt gedachte Friedrich der alten Freundschaft. Mit den Worten: „Und dennoch bist du selbst an deinem Unglück schuld!" hob er ihn auf. Das einmal gesprochene Urtheil aber ward nicht geändert: Heinrich verlor Baiern und Sachsen, nur seine Erblande Braun schweig und Lüneburg behielt er; auf drei Jahre wurde er aus Deutschland verbannt; er ging zu seinem Schwiegervater, dem Könige von England. 4. Ruhig und schön war der Lebensabend Friedrich Barbaroffa's. Noch einmal zog er nach Italien, aber ohne Heer und nicht in kriegerischer Absicht. Es galt vielmehr, seinen Sohn mit der Erbin von Neapel und Sicilien zu vermählen. Ueberall wurde er mit Jubel empfangen; ja, seine ehemalige Hauptfeindin, die Stadt Mailand, bat es sich als besondere Gnade aus, daß er die Hochzeit seines Sohnes in ihren Mauern feiern möchte. — Durch diese Heirath glaubte Friedrich die Größe seines Hauses zu fördern; mit ihr aber wurde der Grund zum Untergange desselben gelegt. Am Ende seines Lebens unternahm Friedrich Barbarossa noch einen Kreuzzug uach dem heiligen Lande; denn von neuem war Jerusalem durch die Türken erobert worden. An der Spitze von 150000 wohlgerüsteten Kriegern zog er gen Kleinasien. Es war

6. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 120

1880 - Halle : Anton
120 untergrub die Wälle und sprengte sie mit Pulver in die Luft. Es schien, als ob Wien ein gleiches Schicksal wie Magdeburg haben sollte. Da, als die Noth am größten war, erschien Hilfe. Ein Heer unter dem Polenkönig Johann Sobiesky, dem sächsischen Kurfürsten Johann Georg Iii, und anderen Führern, 80000 Mann stark, nahte zum Entsätze herbei und pflanzte, den Wienern zum Zeichen, auf einem nahe gelegenen Berge eine große Fahne auf. Am nächsten Tage begann die Schlacht. Die Türken hielten der deutschen und polnischen Tapferkeit nicht Stand. In wilder Flucht zerstoben sie und ließen ihr Lager in den Händen der Sieger. Unermeßlich war die Beute an Kanonen, Zelten, Schlachtthieren, Lebensmitteln und an Gold und Silber; eine schönere Beute aber fand der Bischof von Wien: es waren 500 Christenkinder, die die Türken geraubt und mit fortgeschleppt hatten; er nahm sich der Armen an und sorgte für sie. Nicht allein das befreite Wien, ganz Europa jubelte bei der Nachricht dieses Sieges; nur Ludwig grollte. 4. Wenige Jahre später begann der letztere schon wieder einen Raubkrieg gegen Deutschland. Und als die Deutschen sich gegen den Rhein wandten, ihre Grenze zu schützen, da befahl der „allerchristlichste" König, das schöne, gesegnete Land in der Pfalz in eine Wüste und Einöde zu verwandeln, um ihnen den Krieg am Rhein unmöglich zu machen. In Heidelberg wurde das Schloß zur Ruine gemacht, die Stadtmauern gesprengt und die halbe Stadt in Asche gelegt. In Mannheim mußten die Bürger selbst mit an der Zerstörung der Festungswerke und Gebäude arbeiten, dann äscherte man die Stadt ein und trieb die Bewohner hungernd und nackt in die Winterkälte hinaus. Gleiches Schicksal hatten eine Menge andrer Städte und Dörfer; die armen Bewohner wurden, wenn sie das Ihre retten wollten, erschlagen, und überall fand man die Leichen elender, erfrorner Menschen. Die Bauern zwang man sogar, das eigene, im Felde stehende Getreide umzupflügen. „Der König will es" war die einzige Antwort der französischen Anführer, wenn die unglücklichen Einwohner um Schonung flehten. Auf ihren Verzeichnissen, die sie von Frankreich ans erhalten hatten, standen die Namen von 1200 Orten, die alle niedergebrannt werden sollten. — Zwar raffte sich Deutschland diesmal auf und kämpfte im Bunde mit andern Staaten ernst gegen die Mordbrenner; aber im ganzen konnte es doch nur wenig ausrichten, seine Führer waren zu uneinig. Trotzdem bequemte sich Ludwig nach einigen Jahren zu einem billigen Frieden, in dem er einen Theil des von ihm Eroberten freiwillig wieder heraus gab. Er that dies aber nur, weil er sein Auge schon auf noch größere Eroberungen gerichtet hatte. 5. Bald nachher starb nämlich der spanische König, ohne Nachkommen zu hinterlassen. Zwei Bewerber fanden sich um den erledigten Thron: Ludwig wollte ihn für feinen Enkel Philipp, Leopold für feinen zweiten Sohn Karl haben. So entbrannte im Jahre 1700 ein neuer Krieg; man nennt ihn den spanischen Erbfolgekrieg; leider

7. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 138

1880 - Halle : Anton
J38 Im Vertrauen auf die Hilfe ihres Kaisers Franz griffen sie zu den Büchsen, die in dem gebirgigen Lande schon der Knabe führen lernt und mit denen der Jüngling und Mann die steilen Alpenwände hinaufsteigt, um die flücktige Gemse zu jagen. An ihre Spitze stellte sich der Gastwirth Andreas Hofer. Wie einst Saul ragte er eines Kopfes Länge über die Menge; bis auf den Gürtel reichte fein prächtiger schwarzer Bart; wegen seiner Redlichkeit, seiner treuherzigen Milde und seiner aufrichtigen Frömmigkeit war er überall hoch angesehen. — Im ganzen Lande entbrannte der Kampf; „von den Bergen rollten Felsstücke und Baumstämme, aus Klüften, aus Hecken und Hütten Pfiffen und trafen die Kugeln." Binnen wenig Tagen wartyrol den Baiern entrissen, und auch ein französisches Corps, das den letzteren zu Hilfe eilte, vermochte es nicht wieder zu gewinnen; bei Innsbruck, am Jselberg, sah es sich plötzlich von allen Seiten umschlossen und mußte sich gefangen geben. Da kam die unglückliche Schlacht von Wagram, und im Frieden von Wien trat der östreichische Kaiser das treue Land abermals an Baiern ab. Die braven Tyroler mußten die Waffen niederlegen. Aber durch falsche Nachrichten getäuscht, begann Hofer den Kampf von neuem. Bald mußte er der französischen Uebermacht weichen. „Zwei Monate lang verbarg er sich mit seiner Familie in einer einsamen, durch Schnee und Eis verdeckten Sennhütte." Leider sand sich ein Verräther. Die Hütte wurde mit französischen Soldaten umstellt, dann klopfte man an die Thür. Hoser öffnete und bekannte sich unerschrocken als den Gesuchten; nur um Schonung seines Weibes und seiner Kinder bat er. Gebunden führte man ihn herab; die rohen Soldaten ließen ihn über Schnee und Eis barfuß gehen und zerrauften ihm den Bart, daß das Blut herabfloß; mit lächelnder Geduld ertrug er die Mißhandlungen. Zu Mantua wurde er vor ein Kriegsgericht gestellt und zum Tode verurtheilt. Mit dem Muthe eines Mannes vernahm er den ungerechten Spruch. „Ade, schnöde Welt", schrieb er wenige Stunden vor seinem Tode, „so leicht kommt mir das Sterben vor, daß mir nicht einmal die Augen naß werden." Stehend und mit unverbundenem Auge schaute er dem Tod in's Angesicht. „Schießet gut", sprach er noch zu den Soldaten, dann kommandirte er mit fester Stimme „Feuer!" Sechs Schüsse fielen; schwerverwundet sank er in die Knie; nach sechs weiteren Schüssen kämpfte er immer noch mit dem Tode; ein 13. erst, den man aus unmittelbarer Nähe aus ihn abseuerte, machte seinem Leben ein Ende. So starb er im Jahre 1810 den Tod eines Helden. Vergleiche das Gedicht von Mosen „Andreas Hofer: Zu Mantua in Banden rc. 8. Aber auch in Norddeutschland halten viele gemeint, der Kampf Oestreichs mit Napoleon biete die günstigste Gelegenheit, das französische Joch abzuwerfen — vor allen Major von Schill. Schon nach der Schlacht von Jena und Auerstädt hatte er sich bei der Vertheidigung der Festung Colberg rühmlichst ausgezeichnet. Jetzt sammelte er eine

8. Enthaltend der neuesten Geschichte erste Hälfte - S. 211

1845 - Halle : Anton
211 L'orient im Juni unter Bridport gesigt. Seit die Hollän- der sich mit Frankreich verbunden und die Spanier Friden geschloßen hatten, fürte England den Krieg auch gegen diese, und sigte in der nächsten Zeit mehrfach über die tzlotten beider. Die Folge dieser Seesige war die Entwicke- lung des härtesten Despotismus Englands zur See und die Okkupation fast aller französischen und niderländifchen Colonien. Schon früher hatten die Engländer Tabago, Pondichery, Martinique, Guadeloupe und St. Lucie er- obert. Im Sommer 1795 namen sie auch Ceylon, Ma- lakka und die holländischen Besitzungen auf Malabar. End- lich im Herbste das Vorgebirg der guten Hofnung und im folgenden Jahre Demerari, Essequebo und die Molucken. Hinterlaßene Werke des Generals Earl von Elan sc w iß über Krieg und Napoleon Kriegsürung. 3-6. Band. Berlin. 1833. 34. 8. ?r; L r.urope pendant le consulat et 1 empire de Jnapoleon par M. C a p e - neuen feanjos figue vol. 1—8. Bruxelles. 1840. 12. . fischen Kaiser« thrones. Napoleon stamte aus einer adeligen italienischen Fa« milie. Wärend des 17ten und 18ten Jahrhunderts hat- ten seine Versaren in Toscän und Corsika gelebt. Napo- leons Vater Carlo Buonaparte, war 1745 in Ajaccio ge- boren, und hatte in Rom und Pisa studirt. Er hatte bei der lezten Empörung *) Corsicas gegen die Jenauer das ') Diese lezte Empörung gegen jenauffche Bedrückung ist im Grunde vom Jahre 1730 zu datiren, denn ganz ist sie von jener Zeit nicht wider unterdrükt worden. Die Republik Jenau erhielt zwar 173t 8060 Man unter General Wachtendonk vom Kaiser zu Hilfe ge- sandt, und als diese geschlagen waren noch mehr Truppen unter Prinz Ludwig von Würtcmberg im Jahre 1732. Unter Vermitte- lung des Kaisers ward zwar in diesem Jahre Friden geschloßen mit den Fürcrn der Empörung, Giufferi und Cmccaldi, aber die Jenauer selbst hielten ihn nicht in ihrer Grausamkeit, und als sie der Kaiser dazu nötigte, war schon wider so vil Grol in den Her- zen ihrer corsischen Untertanen, daß der Aufrur 1733 von neuem ausbrach und seitdem nie mehr ganz unterdrükt werden konte. Bckant und gewiffermaßen zu den historischen Curiositäten gehörig ist die Rolle, die im Jahre 1736 der westphálische Baron Theo- dor Anton von Neuhoff spilte, nachdem er von Tunis aus (von einigen speculirenden Kauslcuten unterstüzt) mit nur geringen Hilfs- miueln auf der Insel angckommen war, und durch mysteriöses Wesen den Glauben an größere Mittel zu verbreiten wusre. Bald nach seiner Ankunst riesen ihn die Corsen am löten April zu ihrem 14*

9. Enthaltend der neuesten Geschichte erste Hälfte - S. 515

1845 - Halle : Anton
515 ten, hinrichten; allein der Mufti erklärte ihn demohner- achtet für unwürdig des Kalifates; die Aufrürer beharten dabei, ihn zu entthronen. Als sie nach dem Serail zogen, fanden sie die Revolution hier schon volbracht. Der Sul- tan selbst hatte seinen Neffen Mustapha auf den Thron gefürt. Er hatte sich nachher vergiften wollen, sich aber auf Mustaphas Versprechen, ihn allezeit als Freund be- handeln zu wollen, lebendig in die Gemächer der Prinzen bringen laßen. Die si'gende Faction traf nun sofort Vor- kerungen, um weitere Acnderungen in den türkischen Ein- richtungen zu hindern, aber im ganzen Reiche ward die vorgegangene Umwälzung eine Wurzel von Unordnungen, von Ausgelaßenheiten namentlich der Ianitfcharen. Mehrere Paschas leisteten keinen Gehorsam; Arabien ward von den Wechabiten erobert; die Russen erfochten bei Lemnos den schon erwänten Sig und hatten die Donaufürstentümer besezt — das türkische Reich schin schon damals aus ein- ander fallen zu müßen; aber aus demselben Grunde aus welchem Napoleon Schweden so mild behandelt hatte, nam er sich der Türken an, und bot wie wir gesehen haben, seine Vermittelung. Wärcnd des nach dem Tilsiter Friden mit Russland geschloßenen Waffenstilstandes erhob sich aber der Pascha von Ruschtschuk, Mustapha Bairaktar, zu Gunsten Selims und seiner Seimen. Er besezte Constan- tinopel und sandte am 28ten Juli 1808 dem Sultan Mu- stapha Iv. den Befelh zu, Selim Iii. wider auf den Thron zu setzen. Auf den Rat des Mufti ließ Mustapha seinen Oheim rasch umbringen; Bairaktar stürmte hierauf das Se- rail, ließ alle Ratgeber Mustaphas tobten und Mahmud Ii. zum Sultan ausrufen. Er selbst ward Wezir und Se- lims Projecte wurden erneuert. Allein am 14ten Novem- der brachen die Ianitfcharen in Aufrur gegen die neue Regirung los, gewannen bald ganz die Oberhand gegen die Seimen, und als Bairaktar seinen Untergang entschi- den sah, sprengte er sich mit einem steinernen Pulverma- gazin, in welches er seine Feinde erst hatte eindringen laßen, mit mehreren Hunderten derselben :n die Luft. Die Seimen erlitten eine volkommene Niderlage. Mah- 33 *

10. Enthaltend der neuesten Geschichte erste Hälfte - S. 630

1845 - Halle : Anton
630 wider über St. Johann nach Hall, wo sie am 2-lten Oct. eingerükt waren, nachdem auch das ganze Unterintat wider besezt war. Nun hatte Oberndorf am 25ten die Scharniz gestürmt. Auch das Zillertal ward wider unterworfen. Has- pinger war schon nach Speckbachers Unglück bei Unken aus dem Salzatale abmarschirt, und schloß sich nach einigen klei- neren selbstständigen Unternemungen gegen das Heer, was von Kärnten her trete, dann den Pustertalern an. Am Iten Nov. hatten die Baiern Jnsbruk besezt und das Ober- intal bis Jms. Die Tiroler wurden auch vom Jselberge vertriben; die Verbindung mit Baiern durch die Scharniz war hergestelt. Am 6ten eroberten die Baiern Steinach; am 8ten erschin, wie bereits erwänt ist, Hofers Proclama- tion — da unterwarf sich das ganze nördliche Tirol. Die Baiern bezogen bei der in diesen Gegenden schon ganz win- terlichen Witterung Cantonnirungen und sandten wegen Fut- termangels einen großen Teil ihrer Artillerie und Kaval- lerie nach Baiern zurük — so waren die Verhältnisse als Hofer am löten Nov. wider zu den Waffen rief und nun nur noch auf die Eisaktaler, Passeiertaler, Algunder, Me- raner und Vintschgauer, die überhaupt immer den eigent- lichen Kern des Aufstandes gebildet hatten, rechnen konte. In den nächsten Tagen griffen die Oberintaler noch mehrfach den bairischen Posten bei Jms an; bis die Baiern weiter vordrangen und das Oberintal bis Pruz besezten, so wie das Oeztal, Gurgeltal und Piztal. Hofers Aufruf brachte das ganze Poznauer Tal an der Trisanna in Auf- rur; als Raglovich am 24ten in demselben vorzudringen suchte, ward er zurükgeworfen — allein am folgenden Tage unterwarfen sich die Poznauer freiwillig. Von dieser Zeit an war auch das Oberintal ruhig. Sobald gegen Ende des Monats die Wiltschenau, zwischen Zillertal und Achen, entwafnet war, war auch das Unterintal ruhig. Im nörd- lichen Tirol war anfangs December aller Kampf zu Ende. Unterdessen war Baraguay d'hilliers, der unter dem Vicekönige commandirte, am 2öten Oct. mit den Divisio- nen Severoli und Barbou gegen Tirol vor und Anfangs November eingedrungen. Anton Stöger, der Commandant
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