Eroberung Jerusalems.
47
seine Rede zur Befreiung Jerusalems aufforderte, so brachen im
Frühjahr 1096 einzelne Schaaren aus Frankreich, Italien und Lo-
thringen nach dem gelobten Lande auf, die größtentheils schon in
Ungarn und Bulgarien umkamen. Besser geordnet und ausgerüstet
war der Zug Gottfrieds von Bouillon, Herzogs von Nie-
der-Lothringen, sowie der normannischen und proven^alischen Fürsten:
des Herzogs Robert von der Normandie (Bruder des Königs von
England), des Grafen Raimund von Toulouse, des Fürsten Bohe-
muud von Tarent und seines Neffen Tancred 1096. Auf verschiede-
nen Wegen, theils durch Italien und Dalmatien, theils durch Un-
garn, kamen sie nach Coustantinopel. Die Eroberung von Nicäa und
der Sieg bei Doryläum eröffnete den: Kreuzheere den Weg durch
das Emirat von Jconium; und kaum war Antiochia nach neunmo-
natlicher Belagerung nur durch Verrath in die Hände der Kreuzfah-
rer gekommen, als diese von einern zahlreichen türkischen Heere in
der Stadt eingeschlossen wurden und die äußerste Noth litten, bis
sie (begeistert durch die Auffindung der heiligen Lanze) einen Ausfall
wagten und jenes Heer bei Antiochia besiegten, wo Bohemund ein
eigenes Fürstenthum gründete. Da ein nicht unbedeutender Theil der
Kreuzfahrer in den eroberten Städten Antiochia und Edeffa zurück-
geblieben, auch viele, theils durch die beständigen Kämpfe, theils
durch die großen Strapazen umgekommen waren, so gelangten nur
etwa 20,000 rüstige Fußgänger und 1500 Reiter bis Jerusalem,
welches die Fatimiden vor wenigen Jahren (1095) wieder erobert
hatten. Nach einer 39tägigen Belagerung und einem 2tägigen
Sturme wurden die Mauern der h. Stadt erstiegen am 15. Juli
1099, die Ungläubigen ohne Schonung gemordet und Gottfried
von Bouillon zum Beschützer des h. Grabes erwählt. Raimund
gründete in der Grafschaft Tripolis einen christlichen Staat, Bal-
duin in Edeffa.
Der fatimidische Kalif von Aegypten sammelte ein großes Heer
zur Wiedereroberung Palästinas, welches aber bei Askalon ge-
täuscht und von Gottfried besiegt wurde. Als dieser schon im I.
1100 dem ungewohnten Klima und den außerordentlichen Anstren-
gungen erlag, folgte ihm sein Bruder Balduin l., bisher Fürst
von Edeffa, welcher den Königstitel annahm und (unterstützt von den
Freistaaten Italiens, Genua, Pisa, Venedig) das Königreich noch er-
weiterte. Unter dem vierten Könige (Fulco, regierte 1131 — 1142)
hatte es seine bedeutendste Ausdehnung und erstreckte sich (da Anti-
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Extrahierte Personennamen: Robert Raimund_von_Toulouse Nicäa Gottfried
von_Bouillon Raimund Palästinas Askalon Gottfried Balduin Edeffa
Oer zweite Kreuzzug.
3t
Daher unternahm Ludwig Vii., König von Frankreich, den zweiten
Kreuzzug, und der Abt Bernhard von Clairveaux bewog auch den
deutschen König Konrad Iii. nebst dem Herzoge Friedrich (Barbarossa)
von Schwaben zu persönlicher Theilnahme an dem Zuge. Beide
Heere zogen durch Ungarn über Konstantinopel nach Kleinasien; die
Deutschen, welche den kürzesten Weg durch das Reich Jconium ge-
wählt hatten, litten durch unvorsichtige Theilung und durch Vernach-
lässigung der Verpflegung harte Verluste, sie wurden von einem
Heere des Sultans von Jconium überfallen, nur der zehnte Theil
konnte den Rückzug nach Nicäa antreten. Ludwig, der etwas später
ankam, vereinigte sich mit den spärliche,: Ueberresten der Deutschen
und zog in Kleinasien längs der Küste bis nach Pamphylien, wo er
sich mit einem Theile des Heeres nach Antiochia einschiffte, während
der übrige Theil noch bis Tarsus zu Lande zog und durch Elend,
Roth und die Feinde säst gänzlich aufgerieben wurde. Der Plan
zur Wiedereroberung Edessas ward vorläufig ausgegeben, und die
drei Könige Balduin Iii., Konrad Iii. und Ludwig Vii. vereinigten
sich zu einem gemeinschaftlichen Angriffe auf Damaskus, der aber
durch Verzagtheit und Verrath (der syrischen Fürsten) ohne Erfolg
blieb, worauf beide Könige in ihre Staaten zurückkehrten.
Als Konrad im Begriffe war nach Italien zu gehen, um sich
zum Kaiser krönen zu lassen und hier den von Freiheitsideen durch-
drungenen lombardischen Städten gegenüber das fast vergeffene kö-
nigliche Ansehen geltend zu machen, starb er. Da sein älterer Sohn
(Heinrich) vor ihm gestorben, sein jüngerer aber noch unmündig war,
so gab er sterbend seine Stimme für seinen Neffen Herzog Friedrich
von Schwaben, den er allein für geeignet hielt, sowohl die gänzlich
gesunkene Oberhoheit des deutschen Königs in den Grenzlanden (Po-
len, Arelat, Italien) herzustellen, als die beiden Häuser Wels und
Hohenstaufen zu versöhnen, weil dieser von beiden zugleich abstammte
(s. die Stammtafel S. 53).
2. Friedrich I. Barbarossa 1152—1190.
Sein Hauptstreben war das unter seinen Vorgängern gesunkene
kaiserliche Ansehen, namentlich die in Italien geschmälerten kaiserlichen
Rechte, wieder herzustellen; daher unternahm er 6 Züge nach Ita-
lien, wo er den dritten Theil seiner Regierungszeit (13 I.) zubrachte.
Erster Zug nach Italien (1154). Die lombardischen Städte
hatten sich seit Heinrich Iv. der Gerichtsbarkeit der kaiserlichen Statt-
halter entzogen und sich ihre Consuln selbst gewählt; kleinere Städte
4»
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von_Schwaben Friedrich Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa Heinrich_Iv Heinrich
Der lombardische Städtebund.
64
dinälen eine kaiserliche und eine antikaiserliche Partei, diese wählte
Alexander Ii!., jene Paschal Ii!., wodurch ein 18jähriges (1159—77)
Schisma entstand. Friedrich wollte als Schirmvogt der Kirche eine
Ausgleichung herbeiführen, allein Alexander sprach ihm das Recht
dazu ab und verband sich mit den Städten Oberitaliens gegen ihn.
Auf einem 3. Zuge nach Italien (1163) ohne Heer suchte der von
Aleranker Ui. mit dem Kirchenbanne belegte Kaiser die Unzufriedenheit, welche
sich über die Härte der von ihm eingesetzlen Beamten geäußert hatte, zu be-
schwichtigen.
Auf dem 4. italienischen Zuge (1166 — 68) zwang Frie-
drich die Römer (durch einen Sieg bei Tusculum), den Papst Pa-
schal Hl. anzuerkennen und ließ sich nebst seiner Gemahlin von ihm
krönen. Damals stand er auf dem Gipfel seiner Macht — aber
nur für kurze Zeit. Denn da sein Heer durch eine pestartige Krank-
heit fast gänzlich aufgerieben wurde, floh er verkleidet und fast ganz
allein über die Alpen. Die lombardischen Städte aber, deren Be-
schwerden über die kaiserlichen Statthalter keine Abhülfe gefunden
hatten, waren in einen großen Bund zusammen getreten, sie führten
die Mailänder in ihre Stadt zurück und erbauten eine Festung als
Schutzwehr gegen die Deutschen, die sie dem Kaiser zum Trotz
Alessandria nannten. Als Friedrich diese
auf dem 5. italienischen Zuge (1174 — 78) belagerte, fiel
Heinrich der Löwe von ihm ab (weil er diesem die für seine Hülfs-
leistnng geforderte Abtretung der Stadt Goslar nicht bewilligte).
Bittend soll der Kaiser sich dem stolzen Herzog zu Füßen geworfen
haben, um ihn zu fernerm Beistand zu bewegen — aber vergebens.
Ehe er neue Verstärkungen erhalten hatte, wurde er von den er-
muthigten Lombarden bei Leg nano 1176 angegriffen und so ent-
schieden geschlagen, daß er sich genöthigt sah, mit Alexander Iii. zu
Venedig Frieden und mit den Lombarden zuerst einen Waffenstill-
stand auf 6 Jahre und nach dessen Ablauf einen förmlichen Frie-
den zu Constan.; zu schließen 1183, in welchem er den Städten
gegen einen Geldzins einen großen Theil der Hoheitsrechte überließ.
Nach Deutschland zurückgekehrt, sprach Friedrich über Heinrich
den Löwen, der ihn in Italien verlassen hatte und auf eine fünf-
malige Vorladung nicht erschienen war, die Reichsacht aus, und
zersplitterte dessen Besitzungen, indem er Baiern dem Pfalzgrafen
Otto von Wittelsbach (dessen Nachkommen noch heute in Baiern
regieren), das westliche Sachsen dem Erzbischöfe von Köln, das öst-
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Goslar Deutschland Italien Baiern Sachsen
Heinrich der Löwe.
33
liche mit der herzoglichen Würde von Sachsen dem Grafen Bern-
hard von Anhalt (dem Sohne Albrecht des Bären) gab. Zwar
griff Heinrich der Löwe zu den Waffen, Anfangs nicht ohne Erfolg,
aber als der Kaiser selbst gegen ihn zu Felde zog und seine Vasallen
ihn verließen, bat er fußfällig um Gnade. Bis zu Thränen gerührt,
befreite der Kaiser ihn von der Acht und ließ ihm seine Stanun-
güter Braunschweig und Lüneburg, doch mußte er auf 3 Jahre das
Reich verlassen und ging zu seinem Schwiegervater, dem Könige von
England (Heinrich Il).
Nach einem glänzenden Reichstage zu Mainz (1184), wo Frie-
drich seine beiden ältesten Söhne, Heinrich und Friedrich, wehrhaft
machte, erschien er zum 6. Male in Italien, wurde allenthalben sehr
ehrenvoll empfangen und feierte in dem neuerbauten Mailand die
Vermählung seines ältesten Sohnes, des römischen Königs Heinrich,
mit Constanze, Roger's Ii. Tochter und Erbin des Königreichs Apu-
lien und Sicilien.
Nachdem er seinem Sohne Heinrich die Regierung für die Zeit
seiner Abwesenheit übertragen hatte, unternahm er
den dritten Kreuzzug 1189.
Sa lad in, Sultan von Aegypten, erneuerte die Ansprüche
Aegyptens auf Syrien und Palästina, schlug die Christen (welche
den Waffenstillstand verletzt hatten, wodurch der Kampf mit Saladin
auf einige Jahre unterbrochen war) bei Hittin unweit des alten
Liberias, nahm den König Guido (Veit) mit vielen Rittern gefangen
und machte durch Einnahme der Hauptstadt dem Königreiche Jeru-
salem nach 88jähriger Dauer ein Ende.
Der Verlust der heil. Stadt bewog die drei ersten Fürsten der
Christenheit, den 70jährigen Kaiser Friedrich I. Barbarossa und die
Könige Philipp August Ii. von Frankreich und Richard Löwenherz
von England, mit der Blüte ihrer Ritterschaft den 3. Kreuzzug an-
zutreten.
Kaiser Friedrich, welcher zuerst aufbrach, kam nach Klein-Asien,
schlug das Heer des Sultans von Jconium, eroberte diese Stadt,
fand aber bald darauf im Flusse Kalykadnos (Saleph) seinen Tod.
Sein Sohn, Herzog Friedrich von Schwaben, führte zwar das durch
Seuchen und Ausreißen stets abnehmende Heer noch bis Akkon oder
Ptolemais (auch Acre), wo er dm Orden der deutschen Ritter stif-
tete, aber noch während der Belagerung der Stadt starb (1191).
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Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Lüneburg England Mainz Italien Mailand Sicilien Syrien Palästina Liberias Frankreich England Akkon
37
Heinrich Vi. Philipp von Schwaben u. Otto I V.
Landes gegen die Einfälle der heidnischen Preußen dem Orden das
Kulmerland - (nebst dem Gebiete vor: Löbau) abzutreten, an. Nach
einem 53 jährigen Kampfe gelangte der Orden zur Herrschaft über
Preußen. Als Akkon, nachdem es gerade 100 Jahre der Hauptsitz
des Ordens gewesen, an den Sultan von Aegypten verloren ging
1291, zog der Hochmeister (Konrad von Feuchtwangen) nach Vene-
dig, und als diese Stadt sich den päpstlichen Bann zugezogen hatte
(wegen der Eroberung Ferraras), ward der Hauptsitz nach Marien-
burg verlegt (1309).
3. Heinrich Vi. 1190 — 1197,
der schon während des Kreuzzuges seines Vaters die Reichsverwal-
tung geführt hatte, folgte ohne weitere Anerkennung von Seiten der
Fürsten wie in einem Erbreiche. Nach den: Aussterben des norman-
nischen Königshauses ging er nach Italien, ließ sich in Rom krönen
und hoffte das Erbe seiner Gemahlin, Apulien und Sicilien, in
Besitz zu nehmen. Aber die Sicilianer hatten aus Abscheu gegen
die deutsche Herrschaft den Grafen Tankred und nach dessen Tode
seinen Sohn Wilhelm Iii. zun: Könige ernannt. Diese machten den:
Kaiser sein Erbland noch 5 Jahre lang streitig. Eine angebliche
Verschwörung diente ihm zum Vorwände, an seinen Gegnern die
grausamste Rache zu nehmen, die Ersten der Geistlichkeit und des
Adelstandes wurden gehenkt, verbrannt, oder, wie König Wilhelm,
verstümmelt und geblendet; deshalb, so wie wegen Richard's Löwen-
herz Behandlung sprach der Papst den Bann über ihn aus. Als
er im Begriffe war, einen Kreuzzug anzutreten, überraschte ihn der
Tod (zu Messina) zur allgemeinen Freude der Italiener.
Heinrich der Löwe war aus England zurückgekehrt und hatte vielen Anhang
gefunden, aber alle Versuche, seine früheren Besitzungen wieder zu gewinnen
waren erfolglos; er starb 1195 zu Braunschweig.
4. Philipp von Schwaben 1198 — 1208 und
Otto Iv. 1198 — 1215.
Nach Heinrich's Vi. Tode trennten sich die deutschen Fürsten in
Bezug auf eine neue Wahl in zwei Parteien: eine hohenstaufensche,
welche Heinrich's jüngsten Bruder Philipp von Schwaben (Hein-
rich's Sohn Friedrich war erst 3 I. alt), und eine welfische, welche
Otto, den zweiten Sohn Heinrich's des Löwen, wählte. Die letz-
tere übertrug die Entscheidung dem Papste Innocenz Hi., welcher
nach vergeblichen Vermittelungsversuchen den Otto als König aner-
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Extrahierte Ortsnamen: Akkon Italien Rom Apulien Sicilien Messina England
Friedrich 31.
69
als Sklaven (»ach Alexandria) verkauft; von 20000 deutschen Knaben kehrte ein
großer Ttieil bald zurück, die übrigen kamen auf der Reise durch Italien aus
Mangel um oder fanden doch keine Mittel zur Weiterreise.
5. Friedrich Ii. 1215—1250.
Obgleich er dem Papste Innocenz Iii., seinem Wohlthäter und
Oberlehnsherrn, versprochen hatte, 1) die sicilische Krone seinem
schon als König von Sicilien gekrönten Sohne Heinrich abzutreten,
und 2) einen Krenzzug zu unternehmen, so beschloß er doch nun
Deutschland als Nebenland an seinen Sohn zu gebeu und Italien
zum Hauptsitz seiner Macht zu inacheu, und ließ deshalb seinen Sohn
Heinrich zum Nachfolger im deutscheil Reiche wählen und zum römi-
scheu Könige krönen, wofür er den Fürsten eine Menge von Reichs-
rechten preisgab.
Wiederholt und dringend wurde er vom Papste (Honorius Iii.)
aufgefordert, den bei seiner Tbroilbesteigung und nochmals bei seiner
Kaiserkrönung versprochenen Kreuzzug anzutreten. Allein die An-
ordnung der innern Angelegenheiten Deutschlands und Italiens nö-
thigten den Kaiser sich vom Papste die Frist dreimal verlängern zu
lassen und zuletzt (im Vertrage von St. Germano 1226) zuzngeben,
daß er, wenn er den Kreuzzug uicht in zwei Jahren antrete, dadurch
ohne weiteres in den Bairn verfalle. Kaum hatte er ihn angetreten,
so kehrte er wegen Krankheit zurück. Der Papst Gregor Ix. hielt
die Krankheit für Verstellung und sprach den Banil über den Kaiser
aus. Dieser ging 1228 wirklich nach Palästina und erhielt in einem
Vertrage mit dem Sultan Kamel von Aegypten und Jerusalem, wo
er sich selbst krönte, nebst dem umliegenden Gebiete bis nach Tyrus,
Akkon und Sidon. Doch führte eine Verletzung des Waffenstillstan-
des durch einige Pilger bald abermals den Verlust Jerusalems her-
bei (1239), und ailch die beiden vom französischen Könige Ludwig Ix.
oder dem Heiligen später unternommenen Kreuzzüge nach Aegypten
(1248) und nach Tunis (1270) blieben ohne wesentlichen Erfolg.
Nach seiner Rückkehr aus Palästina kam durch Vermittelung des
Deutschmeisters Hermann von Salza eine Aussöhnung zwischen Papst
und Kaiser zu Staude. Nachdem dieser in seinen Erblanden mit der
Gesetzgebung eine gänzliche Reform vorgenommen hatte (s. §. 30),
ging er nach Deutschland zurück, setzte seinen Sohn Heinrich ab, der
sich vom Vater unabhängig inacheu wollte und sich deshalb mit den
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Extrahierte Ortsnamen: Alexandria Italien Sicilien Deutschland Italien Deutschlands Italiens Palästina Jerusalem Tyrus Akkon Jerusalems Tunis Palästina Deutschland
62
Untergang der Hohenstaufen.
stilien; Richard wurde in Aachen gekrönt und kam viermal nach
Deutschland, wo er jedoch nur ein Viertheil seiner 15jährigen Re-
gierung (1257—72) zubrachte, und wo sich seine Wirksamkeit nicht
über das Flußgebiet des Rheines hinaus erstreckte. Alfoits kam gar
nicht nach Deutschland.
Untergang der Hohenstaufen.
Konrad Iv. hinterließ den unmündigen Konradin, dessen Vor-
mund Manfred sich selbst die Krone anmaßte ohne Einwilligung sei-
nes Oberlehnsherrn, des Papstes. Daher übertrug dieser (Urban Iv.)
das Reich dem Grafen Karl von Anjou, Bruder des Königs Lud-
wig des Heiligen, ltnb Manfred verlor in einer Schlacht bei Bene-
vent Thron und Leben 1266. Manfred's Anhänger flüchteten nach
Deutschland zu Konradin, welcher bei seinem Oheim, dem Herzoge
Ludwig von Baiern, erzogen worden war, und inben ihn zur
Wiedererobernng seiner Erbländer in Italien ein. Dieser kam mit
einem Heere nach Italien, ward bei Tagliacozzo oder Scnrcola
in der Nähe von Alba geschlagen (23. August), gefangen, zum Tode
verurtheilt und auf dem Markte zu Neapel hingerichtet 1268.*)
Auf dem Blutgerüste ernannte er Peter H!. von Aragonien, den
Schwiegersohn Manfred's, zum Erben seiner Ansprüche.
Das durch Karl's übermüthiges Benehmen immer höher stei-
gende Mißvergnügen der Sicilianer kam am Ostermontage 1282 um
die Vesperzeit zu Palermo zum Ausbruche und endete mit der allge-
meinen Ermordung (sicilianische Vesper) der Franzosen auf der In-
sel und mit der Krönung Peter's von Aragonien zum Könige von
Sicilieu. Karl blieb auf den Besitz von Neapel beschränkt.
*) §>. mein deutsches Lesebuch für mittlere Klassen, S. 140 (2. Aufl.).
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Fünfter Zeitraum.
—
Vom westfälischen Frieden bis zur Auflösung des deutschen
Reiches 1648—1806.
8- 22.
Vertheidigungskrieg gegen Frankreich und die Türken.
Schon während des dreißigjährigen Krieges hatte der franzö-
sische Premierminister, Cardinal Richelieu, die Politik befolgt, das
Haus Habsburg, dessen Macht durch den vollständigen Sieg über
den Protestantismus seit 1629 bedeutend gestiegen war, zu schwä-
chen. Deshalb hatte er die Protestanten in Deutschland erst insge-
heim, später öffentlich unterstützt und war mit Schweden und mit
Wallenstein gegen den Kaiser in Verbindung getreten. Nachdem nun
Frankreich im westphälischen Frieden nicht nur die längst besetzten
lothringschen Bisthümer behalten, sondern auch die habsburgischen
Besitzungen im Elsaß gewonnen hatte, machte Ludwig Xiv. (reg.
1643—1715) nach dem Tode Ferdinand's Iii. sogar den Versuch
die deutsche Krone zu erhalten und hatte die drei geistlichen Kurfür-
sten und Baiern für diesen Plan gewonnen. Aber die protestanti-
schen Kurfürsten, namentlich Friedrich Wilhelm von Branden-
burg, bewirkten, daß die Wahl auf Ferdinands Sohn
Leopold I. 1658-1705
fiel; doch setzte der französische Einfluß durch, daß der Kaiser in
einer Wahlcapitulation sich neue Beschränkungen seiner Gewalt ge-
fallen lassen, und das Versprechen, den Feinden Frankreichs keinen
Vorschub zu thun, geben mußte. Zugleich reizte der französische Ge-
sandte den türkischen Sultan zum Kriege gegen Oesterreich, weil die-
ses die Fürsten von Siebenbürgen, in dem Versuche sich von der
türkischen Oberherrschaft zu befreien, unterstützte. Die Türken rück-
ten daher (1664) aus Niederungarn, welches ganz in ihrem Besitze
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Extrahierte Personennamen: Cardinal_Richelieu Ludwig_Xiv Ludwig Friedrich_Wilhelm_von_Branden- Friedrich Wilhelm Ferdinands Leopold_I.
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Haus_Habsburg Deutschland Frankreich Baiern Frankreichs Oesterreich Niederungarn
110
Le»vvld I.
war, gegen die Grenze Oberungarns vor und gingen bei der Cister-
zienser-Abtei St. Gotthardt über die Raab, aber Montecucnli
erfocht hier einen glänzendern Sieg, als seit 3 Jahrhunderten christ-
liche Truppen in offener Feldschlacht gegen die Osmanen gewonnen
hatten, ohne daß derselbe jedoch weiter benutzt wurde. Der Reichs-
tag in Regensburg, der dem Kaiser die Hülfe gegen die Tür-
ken bewilligt hatte, erhielt immerwährende Dauer und ward
fortan nicht mehr vom Kaiser rmd den Reichsständen persönlich be-
sucht, sondern jeder Reichsfürst und jede Reichsstadt hielt (seit 1667)
beständig einen Gesandten in Regensburg, der den Sitzungen im
Namen seines Herrn beiwohnte.
Während seiner langen Regierung war Leopold mit einem drei-
fachen Kampfe beschäftigt: a) gegen die Vergrößerungssucht Frank-
reichs, b) gegen die abermals das christliche Europa bedrohenden
Türken, e) gegen die mißvergnügten ungarischen Magnaten.
Erster Reichskrieg gegen Ludwig Xiv. 1674—1678.
Nach dem Tode seines Schwiegervaters, Pbilipp's Iv. von
Spanien, machte Ludwig Xiv., trotz der Verzichtleistung seiner Ge-
mahlin, aus ihr mütterliches Erbe in den Niederlanden Anspruch
und nahm mehrere belgische Festungen weg; allein die (durch den
holländischen Rathspensionär Joh. de Witt veranlaßte) Tripel-
allianz zwischen Holland, England und Schweden bewog ihn, den
Frieden zu Aachen (1668) einzugeheu und sich mit den eroberten
Plätzen in Flandern zu begnügen. Um au der holländischen Repu-
blik durch Demüthigung oder Vernichtung derselben Rache zu neh-
men für die Stiftung der Tripelallianz, zog Ludwig ihre Bundes-
genossen, England und Schweden, in sein Interesse, fiel mit zwei
Heeren in Holland ein, und nur die künstliche Ueberschwemmung des
Landes hinderte ihn au dessen gänzlicher Eroberung. Da trat der
Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg und auch bald der
Kaiser und der König von Spanien für Holland auf. So groß aber
auch die Zahl der Feinde Frankreichs war, so wurden doch ihre Un-
ternehmungen durch Uneinigkeit, gegenseitige Eifersucht und Langsam-
keit so sehr gehemmt, daß Ludwig neue Eroberungen machen konnte,
welche ein reichlicher Ersatz für die aufgegebenen holländischen Pro-
vinzen waren. Im Jahre 1674 stellte er drei Heere ins Feld: das
eine unter des Königs eigenem Oberbefehle eroberte die Franche-
Comte, das zweite (unter Conde) kämpfte gegen die Uebermacht des
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Extrahierte Ortsnamen: Regensburg Regensburg Frank- Europa Spanien Holland England Schweden Aachen Flandern England Schweden Holland Spanien Holland Frankreichs
I
112 Die Türken vor Wien.
neuerte Bedrückung der Protestanten veranlaßten eine Verschwörung
ungarischer Magnaten gegen die deutsche Herrschaft, welche jedoch
entdeckt und mit der Hinrichtung der (4) Häupter derselben bestraft
wurde. Die wichtigste Folge derselben war, daß der Kaiser eine Ab-
änderung mit der ungarischen Verfassung vornahm, indem er die
Würde des Palatinus aufhob und einen Deutschen zum Statthalter
ernannte. Dies rief einen neuen Aufstand hervor, an dessen Spitze
sich Graf Emmerich Tökely stellte. Zu spät suchte der Kaiser durch
Herstellung der alten Verfassung und der Religionsfreiheit die Ge-
müther zu beruhigen; Tökely wandte sich an den Sultan um Hülfe.
Dieser, zugleich vom französischen Gesandten aufgereizt, schickte den
Großvezier Kara Mustapha mit mehr als 200,000 Streitern gegen
Wien 1683. Aber Graf Rüdiger von Stahremberg vertheidigte (mit
21,000 M., theils Linientruppen, theils Bürgern) die Hauptstadt,
bis ein deutsch-polnisches Heer unter Anführung des Polen-Königs
Johann Sobiesky zum Entsätze herbeikam, das türkische Belagerungs-
heer in die Flucht schlug und so das Schicksal Oesterreichs und
Deutschlands entschied. Ungarn, wo Tökely's Anhang rasch abnahm,
wurde durch Karl von Lothringen größtentheils vom türkischen Joche
befreit und ein Reichstag zu Preßburg (1687) übertrug dem öster-
reichischen Manns-Stamme die erbliche Thronfolge. Nachdem die
Kämpfe zwischen Oesterreich und den Türken während 150 I. aus
ungarischem Boden ausgefochten worden, brachen Karl von Lothrin-
gen, Prinz Ludwig von Baden, der Kurfürst von Baiern und Prinz
Eugen von Savoyen in Bosnien und Serbien ein und setzten den
Krieg mit solchen: Glücke fort, daß man nach der Einnahme der
Hauptfestung Belgrad schon an eine Theilung der türkischen Provin-
zen gedacht haben soll. Aber Frankreichs Politik und namentlich der
3. Raubkrieg Ludwig's Xiv. verhinderte die Vertreibung der Türken
aus Europa. Doch der glänzende Sieg des Prinzen Eugen von
Savoyen bei Zentha, wo der Sultan über die Theiß gehen wollte
(1697), führte den Frieden zu Carlowitz 1699 herbei, in wel-
chem der Kaiser Siebenbürgen, welches der Großfürst (schon 1696)
an ihn, als seinen Schntzherrn, abgetreten hatte, behielt; von Un-
garn blieb den Türken nur der Theil auf den linken Ufern der
Maros und der Theiß, so daß auch das früher (vor 1526) zu Un-
garn gehörende und in diesem Kriege wiedereroberte Slavonien bei
Oesterreich blieb.
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Savoyen Eugen Carlowitz
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