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minondas eine tödtliche Wunde empfing. Sofdrt wurde er aus dem Schlachtgetümmel getragen und lag, von seinen Freunden umgeben, in einem Zelte. Die Aerzte erklärten, daß er rettungslos verloren sei und sterben würde, wenn der Speer aus der Wunde gezogen sei. Er fragte, ob sein Schild gerettet sei; erfreut, als man dies bejahte, fragte er nach dem Gange der Schlacht; denn die Spartaner hatten sich, ermuthigt durch seinen Fall, wieder zum Kampf gestellt. Als er hörte, daß die Feinde geschlagen seien, befahl er, den Speer herauszuziehen, und starb in dem Bewußtsein, ein für sein Vaterland segensreiches Leben geführt zu haben. Auch erzählt man noch, er habe, als einer seiner Freunde bedauerte, daß er kinderlos sterbe, gesagt: „Nein, ich sterbe nicht, kinderlos, sondern hinterlasse zwei unsterbliche Töchter, die Schlachten von Leuktra und Mantinea.
Nach seinem Tode schlossen die kämpfenden Völker in Folge allgemeiner Ermattung einen Frieden, in dem jedem Staate Selbstständigkeit zuerkannt wurde. Theben aber erhob sich nicht wieder zu der Höhe, auf der es unter der Leitung des Pelopidas und Epa-minondas gestanden hatte.
§• 17. Wilipp von Wacedonien (300—336). Demosthenes.
Während der Kämpfe in Thessalien griff Pelopidas auch in die Angelegenheiten des macedonischen Reiches ein. Dieses Land, ungefähr 1200 Qnadr.- M. groß, lag im Norden Thessaliens; dort hatten sich Thronstreitigkeiten erhoben, die Pelopidas in der Weise beilegte, daß er den König Alexander auf dem Throne befestigte und von ihm zum Unterpfand, daß er gewisse gestellte Bedingungen erfüllte, seinen Bruder Philipp als Geisel mit nach Theben nahm. Hier lebte Philipp im Hause des Epamiuoudas und bildete sich unter dessen Leitung zum tüchtigen Feldherrn aus; zugleich lernte er die Verhältnisse Griechenlands und die Uneinigkeit der Staaten unter einander kennen. Als fein Bruder Perdikkas gestorben war, eilte er aus Theben nach Macedonien und behauptete dort die Herrschaft nach langen Kämpfen mit vielen Mitbewerbern und äußeren Feinden. In diesen Kriegen bildete er sich ein tüchtiges Heer heran und erfand eine eigenthümliche Schlachtordnung, die sogenannte macedonische Phalanx, ein Corps von 8000 schwerbewaffneten Kriegern in sechszehn Reihen hintereinander. Nach Besiegung seiner Feinde suchte
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Extrahierte Personennamen: Leuktra Alexander Alexander Philipp Philipp Philipp Philipp
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Töchterschule
Geschlecht (WdK): Mädchen
52
Das Mittelalter bis zum Erlöschen der Hohenstaufen.
Zweite Periode.
Bis zum Erlöschen der Hohenstaufen 1254.
§. 52. Die deutschen Karolinger.
(843-911.)
Der Teilung von Verdun folgte eine Zeit großer Verwirrung, während welcher Europa im Süden von den Arabern, im Osten von den Slawen, im Norden und Westen von den Normannen hart mitgenommen ward. Die Normannen in Skandinavien und Dänemark gehörten dem germanischen Volksstamm an, mit dem sie den Wandertrieb, so wie Sprache, Religion und Sitten gemein hatten. Sie unternahmen große Heerfahrten und durchzogen raubend die Küsten der Nordsee, segelten mit ihren kleinen Schiffen die Mündungen der Flüsse hinan und kehrten dann Leutebeladen in die Heimat zurück. Sie entdeckten auch Island und Grönland, und selbst Amerika war ihnen bekannt. — In schwermütigen Heldenliedern und Sagen priesen ihre Sänger (Skalden) die Großthaten der Väter. Die berühmteste Sammlung solcher Götter- und Heldengesänge ist die Edda. — Obschon Ansgar, Bischof von Hamburg, iu den skandinavischen Reichen mit großem Eifer das Evangelium verbreitete, so dauerte es doch uoch lange, bis das Christentum den Odinkultus verdrängte.
Durch ein rasches Absterben der meisten Nachkommen Ludwigs des Frommen kam fast die ganze Herrschaft Karls des Großen an Karl den Dicken. Unfähig, den kühnen Normannen zu widerstehen, erkaufte er einen schimpflichen Frieden von ihnen, weshalb die deutschen Fürsten seinen tapfern Neffen Arnulf zum Könige wählten. Arnulf regierte mit Kraft. Er besiegte die Normannen bei Löwen und brach die Macht des großen Mährenreiches, wobei er die wilden Magvaren oder Ungarn zu Hilfe rief. Aber diese wurden für Deutschland bald eine furchtbare Geißel. Schon unter Ludwig dem Kind, dem unmündigen Sohne Arnulfs, machten die Ungarn räuberische Einfälle und erzwangen sich einen jährlichen Tribut. Nach dem kinderlosen Absterben dieses letzten Karolingers wählten die 911. deutschen Fürsten deu Herzog Konrad von Franken zum Könige. Somit ward Deutschland ein Wahlreich.
In Italien hörten die Karolinger schon 875 zu herrschen auf, und in Frankreich, wo die Herzöge und Grafen immer mächtiger wurden, nahm das Ansehen der Könige mehr und mehr ab. Der Normannenherzog Rollo oder Robert erzwang die Abtretung der Normandie. Nach dem Tode des letzten Karolingers (987) nahm Hugo Capet, Graf von Paris, den Königstitel an. Burgund ward ein selbständiges Königreich
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Extrahierte Personennamen: Ansgar Ludwigs Karls Karl Karl Arnulf Arnulf Ludwig Ludwig Arnulfs Konrad_von_Franken Konrad Rollo Robert Hugo_Capet
Extrahierte Ortsnamen: Europa Skandinavien Nordsee Island Amerika Hamburg Odinkultus Deutschland Ungarn Deutschland Italien Frankreich Paris Burgund
231
37 Die Opfer zu Wesel.
Generalmarsch wird geschlagen zu Wesel in der Stadt,
Und alle fragen ängstlich, was das zu deuten hat.
• Da führen sie zum Thore hinaus, still, ohne Laut,
Die kleine Schaar, die heiter dem Tod ins Auge schaut.
Sie hatten kühn gefochten mit Schill am Ostsecstrand
Und gehn nun kühn entgegen dem Tod fürs Vaterland.
Sie drücken sich, wie Brüder, die Hand zum letzten Mal;
Dann stehn sie ernst und ruhig, die Eilfe an der Zahl.
Und hoch wirft Hans von Flemming die Mütze in die Luft.
„Es lebe Preußens König!" die Schaar einstimmig ruft.
Da knattern die Gewehre, es stürzt der Braven Reih',
Zehn treue Preußen liegen zerrissen von dem Blei.
Nur einer, Albert Wedell, trotzt jenem Blutgericht,
Verwundet nur am Arme steht er und wanket nicht.
Da. treten neue Schergen, auch ihn zu morden, vor,
Und: „Gebet Achtung! — fertig!" — schallt's schrecklich ihm ins Ohr.
„O zielet," ruft er, „besser! hier sitzt das deutsche Herz!
Die Brüder überleben ist mir der größte Schmerz!"
Kaum hat er's ausgesprochen, die Mörder schlagen an,
Durchbohrt von ihren Kugeln liegt auch der letzte Mann.
So starben tapf're Preußen, durch Schande' nie befleckt,
Die nun zu ew'gem Ruhme ein Stein zu Wesel deckt.
38. Deutschlands Erhebung.
(1813.)
Als am 3. Februar 1813 der König von Preußen Friedrich
Wilhelm Hi. sein Volk zu den Waffen rief, da war unter den Preu-
ßen nur eine Stimme, ein Gefühl, ein Zorn und eine Liebe, das
Vaterland zu retten, Deutschland zu befreien und den französischen
Übermuth einzuschränken. Krieg wollten die Preußen, Gefahr und Tod
wollten sie; den Frieden fürchteten sie, weil sie von Napoleon keinen
ehrenvollen Frieden hoffen konnten. Krieg! Krieg! schallte es von
den Karpathen bis zur Ostsee, von dem Niemen bis zur Elbe; Krieg!
rief der Edelmann und Landbesitzer, der verarmt war; Krieg! der
Bauer, der sein letztes Pferd unter Vorspann und Fuhren todt trieb;
Krieg! der Bürger, den die Einquartierungen und Abgaben erschöpf-
ten; Krieg! die Wittwe, die ihren einzigen Sohn in's Feld schickte;
Krieg! die Braut, die den Bräutigam zugleich mit Thränen des Stol-
zes und des Schmerzes entließ. Jünglinge, die kaum wehrhaft waren,
Männer mit grauen Haaren und wankenden Knieen, Offiziere, die
wegen Wunden und Verstümmelungen lange ehrenvoll entlassen waren,
reiche Gutsbesitzer und Beamte, Väter zahlreicher Familien und Ver-
walter weitläuftiger Geschäfte, in dieser Hinsicht jedes Kriegsdienstes
entschuldigt, wollten sich selbst nicht entschuldigen; ja sogar Jungfrauen
unter mancherlei Verkleidungen und Verstellungen drängten sich zu den
Waffen; alle wollten sich üben», rüsten und für das Vaterland streiten
und sterben. Jede Stadt, jeder Flecken, jedes Dorf schallte von Kriegs-
lust und Kriegsniusik und war in einen Übungs- und Waffenplatz ver-
wandelt; jede Schmiede war eine Waffenwerkstätte.
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Extrahierte Personennamen: Hans_von_Flemming Albert_Wedell Friedrich
Wilhelm_Hi Friedrich Wilhelm Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Wesel Wesel Ostsecstrand Wesel Deutschlands Deutschland Ostsee
232
Das war das Schönste Lei diesem heiligen Eifer und fröhlichen
Gewimmel, daß alle Unterschiede von Ständen und Klassen,
von Altern und Stufen vergessen und aufgehoben waren; daß
jeder sich demüthigte und hingab zu dem Geschäfte und Dienste, wo er
der brauchbarste war; daß das eine große Gefühl des Vaterlandes
und seiner Freiheit und Ehre alle anderen Gefühle verschlang. Die
Menschen fühlten es: sie waren gleich geworden durch das lange Un-
glück, sie wollten auch gleich sein im Dienst und im Gehorsam. Und
so sehr erhob die heilige Pflicht und das gemeinsame Streben, wovon
sie beseelt waren, alle Herzen, daß das Niedrige, Gemeine und Wilde,
dem in getümmelvollen Zeiten der Bewaffnungen und Kriege eine so
weite Bahn geöffnet ist, nicht aufkommen konnte. Die heilige Begei-
sterung dieser unvergeßlichen Tage ist durch keine Ausschweifung und
Wildheit entweiht worden, es war, als fühlte auch der Kleinste / daß
er ein Spiegel der Sittlichkeit, Bescheidenheit und Rechtlichkeit sein
müsse, wenn er den Übermuth besiegen wollte, den er an den Fran-
zosen so sehr verabscheut hatte.
Was die Männer so' unmittelbar unter den Waffen und für die
Waffen thaten, das that das zartere Geschlecht der Frauen durch stille
Gebete, inbrünstige Ermahnungen, fromme Arbeiten, menschliche Sor-
gen und Mühen für die Ausziehenden, Kranken und Verwundeten.
Die Zahl derer aber, welche Geldsummen oder Hab und Gut, Ohr-
und Fingerringe, Kleidungsstücke, Betten und Mittel zum Verbände
der Verwundeten spendeten, oder auf ihre Kosten Freiwillige kleideten
und ausrüsteten — ist Legion. Eine schlesische Jungfrau schnitt sich
— weil sie nichts anderes zu geben hatte — ihr schönes Haar ab
und gab den Erlös hin als Beitrag zur Ausrüstung der Freiwilligen
oder zur Pstege der Verwundeten. Männer und Frauen wetteiferten
mit einander in dem edlen Bestreben, dem Aufrufe des verehrten Lan-
desvaters zu entsprechen, und Preußen ist den übrigen Deutschen da-
mals ein würdiger Vertreter und das erste Beispiel der
Freiheit und Ehre geworden. Die Begeisterung, welche Preu-
ßen bewegte, zündete aber auch in dem ganzen übrigen Deutschland.
Von den fernsten Grenzen des Südens bis zum Norden und Westen,
wo immer nur deutsche Zungen redeten und deutsches Blut in den
Adern rollte, da wiederholte sich derselbe Sinn, dasselbe Streben bei
Jung und Alt, in jedem Stande und in jedem Geschlechte. Keiner
wollte hinter dem andern zurückbleiben, und in der That — nur durch
dieses ruhmwürdige Zusammenwirken des ganzen deutschen
Volkes, dem sich Unzählige, auch über die Landesgrenze hinaus, an-
schlossen, ist es möglich geworden, Siege zu erkämpfen, wie sie die
Geschichte erzählt von den Tagen bei Groß beeren (23. August),
an der Katzbach (26. August), bei Dennewitz (6. September) und
bei Leipzig (16., 18. und 19. Oktober).
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Extrahierte Personennamen: August August
Extrahierte Ortsnamen: Fran- Deutschland Westen Leipzig
388
mit List zu versuchen, damit dem grausamen Kriege ein Ziel gesetzt
werde. Der schlaue Ulysses hatte folgendes Mittel ersonnen: „Wis-
set ihr was, Freunde, rief er freudig, lasset uns ein riesengroßes
Pferd aus Holz zimmern, in dessen Versteck sich die edelsten Griechen-
helden einschließen sollen. Die übrigen Schaaren mögen sich inzwischen
mit den Schiffen zurückziehen, hier im Lager aber alles Zurückgelassene
verbrennen, damit die Trojaner, wenn sie dies von ihren Mauern
aus gewahr werden, sich sorglos wieder über das Feld verbreiten.
Von uns Helden aber soll ein muthiger Mann, der keinem der
Troer bekannt ist, außerhalb des Rosses bleiben, sich als Flüchtling
zu ihnen begeben und aussagen, daß er sich der Gewalt der Archiv er
entzogen habe. Er habe sich nämlich unter dem künstlichen Rosse, wel-
ches der Feindin der Trojaner, der Göttin Pallas Athene, geweiht
sei, versteckt, und sei jetzt, nach der Abfahrt seiner Feinde, eben erst
hervorgekrochen. In der Stadt soll er darauf hinarbeiten, daß die
Trojaner das hölzerne Pferd in die Mauern hineinziehen. Geben
sich dann unsere Feinde sorglos dem Schlummer hin, so soll er uns
ein Zeichen geben und die Stadt mit Feuer und Schwerdt zerstören
helfen. Als Ulysses ausgeredet, priesen alle seinen erstnderischen Ver-
stand; aber der Sohn des Achilles erhub sich unwillig und sprach:
„Tapfere Männer pflegen ihre Feinde in offener Feldschlacht zu be-
kämpfen; dadurch müssen wir beweisen, daß wir die bessern Männer
sind." Ulysses bewunderte den hochsinnigen Jüngling und erwiederte:
„Du siehest wohl, wackerer Mann, daß selbst dein Vater, ein Halb-
gott an Muth und Stärke, diese herrliche Feste nicht zerstören konnte,
und daß Tapferkeit in der Welt nicht alles ausrichtet."
Der Vorschlag wurde nun ohne Säumen ins Werk gesetzt. Die
tapfersten Helden begaben sich durch eine Seitenthür in den Bauch
des hölzernen Rosses, und die übrigen zogen sich zurück. Voll Freu-
den strömten die Trojaner herbei, und indem sie das Wunderroß an-
staunten, beriethen sie sich darüber, ob sie es in die See werfen oder
verbrennen sollten. Denen im Bauche des Pferdes wurde bei solchen
Reden ganz unheimlich zu Muthe. Ein trojanischer Priester sprach
warnend: „Meint ihr, eine Gabe der Danaer verberge keinen Be-
trug? Trauet dem Thiere nicht!" Mit diesen Worten stieß er eine
eiserne Lanze hinein, und aus der Tiefe ertönte ein Wiederhall, wie
aus einer Kellerhöhle.
Während dies vorging, kam der schlaue Grieche herbei und
spielte seine falsche Rolle, und alle glaubten dem Heuchler, welcher
sprach: Von jeher war alle Hoffnung der Danaer auf die Hülfe
der Göttin Athene gebaut. Seitdem aber aus dem Tempel, den
sie bei euch zu Troja hat, ihr Bild, das Palladium, entwendet wor-
den, wurde die Göttin erzürnt, und das Glück hatte die Waffen der
Danaer verlassen. Sie sind nun geflohen, um das Bild wieder
herbei zu schaffen. Zuvor aber erbauten sie noch dieses hölzerne
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174
Besitzung, von deren Ertrage er ein Gewisses abgeben mußte, oder er
lebte mit am Tischeseinesherrn. Der Hausvater war das Haupt,
der Herr und Richter in seiner Familie, welcher die Streitigkeiten
in der Familie durch seinen Machtspruch schlichtete.
Die Frau war des Mannes treue Gehülfin, welche die Gefahren
und die Lasten desselben im Kriege und Frieden theilte und das
Hauswesen und die Kindererziehung leitete. Die letztere war ganz
darauf berechnet, das Geschlecht in seiner ursprünglichen Kraft zu
erhalten.. Halbnackt wuchs der Knabe heran, im Hause und auf dem
Felde der Mutter Gehülfe. Bei Sturm und Wetter warf er sich in
den Strom und stählte seine Kraft an jeglicher Leibesübung. Schon
früh folgte er dem Vater auf die Jagd, und suchte von jetzt an, nach
dessen Beispiel sich zu bilden. Wie mit Siegeszeichen prangten die
Jünglinge mit den Hörnern erlegter Auerochsen in der Gemeinde,
und je mehr sie vorzeigen konnten, desto lauter ertönte ihr Lob; dann
wurden sie in der Volksversammlung von den Edelsten des Stam-
mes wehrhaft gemacht und dursten von nun an ihre Kraft an den
Feinden beweisen. Das Mädchen lernte Sitte und Zucht von der
treuen Mutter. Durch die Heirath begründete der Jüngling, der bis
dahin unter der Vormundschaft des Vaters gestanden hatte, sein
eigenes Hauswesen. Auf die Verwandten hielt man sehr viel; denn eine
ausgebreitete Verwandtschaft hatte hohen Werth und verschönerte das Alter.
Die liebste Beschäftigung der Deutschen war der Krieg. War in
der Volksversammlung ein Krieg beschlosien, so wählte man den Tapfer-
sten zum Führer, hob ihn jauchzend auf den Schild und begrüßte ihn
als Herzog. Dieser ließ dann das Aufgebot an alle freien Männer
ergehen, die sich dann nach ihren Geschlechtern, Gemeinden und
Gauen ordneten. Das war der deutsche Heerbann. Auf Wagen
folgten ihm oft die Frauen mit den Kindern nach, um von der Wagen-
burg herab den Kämpfenden Muth zuzurufen und die Verwundeten zu
pflegen. Ihren Führer verließen die Deutschen nicht, und einer suchte
es an Tapferkeit dem andern zuvorzuthun.
Währte den deutschen Helden die Ruhe des Friedens zu lange, so
berief auch wohl einer der Angesehensten des Stammes seine Waffen-
brüder, daß sie mit ihni auf Abenteuer auszögen, auf Sieg, Ruhm
und Beute. Da fanden sich denn Viele, welche gelobten, sein Geleite
und ihm getreu in Roth und Tod zu sein. Ewige Schande traf dann
den, der seinen Herzog verließ. Ja, die Deutschen waren im Kriege
so zuverlässig und treu, daß späterhin die Römer sie gern zu Söld-
nern nahmen. Die Waffen, welche beim Kriege in einem großen
Schilde von Brettern oder Baumrinden, aus Lanzen, Spießen,
Schwertern, Keulen, Streitäxten, auch wohl aus Pfeilen und
Steinen bestanden, waren der köstlichste Schmuck des freien Mannes;
nicht nur im Kampfe, sondern bei allen feierlichen Gelegenheiten trug
er dieselben; der Schwur wurde nur auf sie geleistet; sie begleiteten
ihn in die Volksversammlung, zum Schmause, ja selbst zum Tode. Der
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259
Verstellungen drängten sich zu den Waffen; alle wollten sich üben,
rüsten und für das Vaterland streiten und sterben. Jede Stadt, jeder
Flecken, jedes Dorf schallte von Kriegslust und Kriegsmusik und war
in einen Uebungs- und Waffenplatz verwandelt; jede Schmiede war
eine Waffenwerkstätte.
Das war das Schönste bei diesem heiligen Eifer und fröhlichen
Gewimmel, daß alle Unterschiede von Ständen und Klassen,
von Altern und Stufen vergessen und aufgehoben waren; daß
jeder sich demüthigte und hingab zu dem Geschäfte und Dienste, wo er
der brauchbarste war; daß das eine große Gefühl des Vaterlandes
und seiner Freiheit und Ähre alle anderen Gefühle verschlang. Die
Menschen fühlten es: sie waren gleich geworden durch das lange Un-
glück, sie wollten auch gleich sein im Dienst und im Gehorsam. Und
so sehr erhob die heilige Pflicht und das gemeinsame Streben, wovon
sie beseelt waren, alle Herzen, daß das Niedrige, Gemeine und Wilde,
dem in getümmelvollen Zeiten der Bewaffnungen und Kriege eine so
weite Bahn geöffnet ist, nicht aufkommen konnte. Die heilige Be-
geisterung dieser unvergeßlichen Tage ist durch keine Ausschweifung und
Wildheit entweiht worden, es war, als fühlte auch der Kleinste, daß
er ein Spiegel der Sittlichkeit, Bescheidenheit und Rechtlichkeit sein
müsse, wenn er den Uebermuth besiegen wollte, den er an den Fran-
zosen so sehr verabscheut hatte.
Was die Männer so unmittelbar unter den Waffen und für die
Waffen thaten, das that das zartere Geschlecht der Frauen durch stille
Gebete, inbrünstige Ermahnungen, fromme Arbeiten, menschenfreundliche
Sorgen und Mühen für die Ausziehenden, Kranken und Verwundeten.
Die Zahl derer aber, welche Geldsummen oder Hab und Gut, Ohr- und
Fingerringe, Kleidungsstücke, Betten und Mittel zum Verbände der Ver-
wundeten spendeten, oder aus ihre Kosten Freiwillige kleideten und aus-
rüsteten — ist Legion. Eine schlesische Jungfrau schnitt sich — weil
sie nichts anderes zu geben hatte — ihr schönes Haar ab und gab
den Erlös hin als Beitrag zur Ausrüstung der Freiwilligen oder zur
Pflege der Verwundeten. Männer und Frauen wetteiferten mit einan-
der in dem edlen Bestreben, dem Aufrufe des verehrten Landesvaters
zu entsprechen, und Preußen ist den übrigen Deutschen damals ein
würdiger Vertreter und das erste Beispiel der Freiheit und
Ehre geworden. Die Begeisterung, welche Preußen bewegte, zündete
aber auch in dem ganzen übrigen Deutschland. Von den fernsten
Grenzen des Südens bis zum Norden und Westen, wo immer nur
deutsche Zungen redeten und deutsches Blut in den Adern
rollte, da wiederholte sich derselbe Sinn, dasselbe Streben bei Jung
und Alt, in jedem Stande und in jedem Geschlechte. Keiner wollte
hinter dem andern zurückbleiben, und in der That — nur durch dieses
ruhmwürdige Zusammenwirken des ganzen deutschen Vol-
kes, dem sich Unzählige, auch über die Landesgrenze hinaus, anschloffen,
ist es möglich geworden, Siege zu erkämpfen, wie sie die Geschichte
17*
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5g
zu; über derselben befindet sich ein uraltes Wandgemälde, welches dew
Kaiser Friedrich Barbarossa in eiserner Rüstung vorstellt; unter dem
Bilde sind einige deutsche Reime, welche sagen, daß Friedrich oft
durch diese Thür in die Kirche gegangen sei. Tiefer unter dem Dorfe
auf der Ebene ist ein dichter, großer Wald, in welchem ein paar sliter
ganz mit Moos überzogene Eichen stehen; von ihnen geht die Sage
unter den Landleuten, daß sie aus den glanzvollen Zeiten des hohen-
staufischen Geschlechts die einzigen noch lebenden Überreste seien. Wenn
diese Sage auch nicht wahr ist, so thut es doch dem Gefühl wohl,
sich in die Zeiten zu versetzen, da diese Bäume jung waren, sich jene
längst entschwundenen Menschengestalten wieder vorzustellen, wie sie in
diesem Forste dem Eber auflauerten und den schnellen Hirsch mit ihren
Speeren fällten; es thut dem Gefühle wohl, nach einem so oft wieder-
holten Wechsel von Geschlechtern, Zeiten und Reichen, eine Kreatur,
einen Eichbaum anzuschauen, der alle diese Wechsel überlebt hat, der dem
stolzen Menschen die Kürz» der ihm zugemessenen Zeit vorrückt und ihm
zu sagen scheint: Dein Leben währet siebenzig Jahre, wenn es hoch
kommt achtzig, und wenn es köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und
Arbeit gewesen; — ich hingegen trotze der Zeit und grüne für und für.
Wie liegt das Königreich Würtemberg vom Königreich Baiern? — Von
Österreich? — Von Preussen? — Von Hannover? — Woran grenzt es in
Osten? — Nenne die Flüsse in Würtemberg! — Wie Liesst die Donau in
Würtemberg? — Der Neckar? — Was wisst ihr von der Bevölkerung
Würtembergs ? — Nenne deutsche Dichter, welche in Würtemberg ge-
boren sind! — Wer kann die Geschichte von den Frauen zu Weinsberg
erzählen? — Wer die vom Grafen Eberhard? — Wie heisst das Gebirge,
welches sich durch Würtemberg hinzieht? — Was habt ihr euch vom hohen
Staufen gemerkt? — H
Wie viel Staaten kennt ihr nun? — Zählet sie auf und gebet bei jedem
folgenden an, wie er von dem vorhergenannten liegt! —
Zeichnet und beschreibet jetzt das Königreich Würtemberg! —
37, Hohenzollern.
Fast ganz von Würtemberg eingeschlossen liegen die beiden Fürsten-
thümer Hohenzollern-Hechingen und Hohenzollern-Sigmaringen.
Beide zusammen enthalten 25 Quadratmeilen mit einer Bevölkerung
von 67,000 meist katholischen Einwohnern. Sigmaringen wird
von der Donau, und Hechingen vom Neckar durchflossen. Die
Hauptstädte sind Sigmaringen und Hechingen. Ackerbau und Vieh-
zucht sind — besonders in der Gegend der rauhen Alp — nicht be-
deutend; dagegen bilden Baumwollenspinnerei, Leinwand-, Holz-
und Metallwaaren-Fabrikation die Haupterwerbsquellen der Be-
wohner. — Wenn man von Norden her nach dem Städtchen Hechingen
kommt, so sieht man jenseit der Stadt in einer Entfernung von einer
halben Meile auf einem aus der schwäbischen Alp hervortretenden, 800
Fuß hohen Bergkegel die Burgfeste Hohenzollern. Das ist der
uralte Stammsitz der Fürsten von Hohenzollern, aus welchem
auch die Könige von Preußen abstammen. Zu der Spitze des
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Friedrich Friedrich Eberhard
374
vorgekrochen. In der Stadt soll er darauf hinarbeiten, daß die Tro-
janer das hölzerne Pferd in die Mauern hineinziehen. Geben sich
dann unsere Feinde sorglos dem Schlummer hin, so soll er uns ein
Zeichen geben und die Stadt mit Feuer und Schwert zerstören helfen."
Als Ulysses ansgeredet, priesen alle seinen erfinderischen Verstand; aber
der Sohn des Achilles erhub sich unwillig und sprach: „Tapfere
Männer pflegen ihre Feinde in offener Feldschlacht zu bekämpfen; da-
durch müssen wir beweisen, daß wir die Lesiern Männer sind." Ulys-
ses bewunderte den hochsinnigen Jüngling und erwiederte: „Du siehest
wohl, wackerer Mann, daß selbst dein Vater, ein Halbgott an Muth
und Stärke, diese herrliche Feste nicht zerstören konnte, und daß Tapfer-
keit in der Welt nicht alles ausrichtet.^
Der Vorschlag wurde nun ohne Säumen ins Werk gesetzt. Die
tapfersten Helden begaben sich durch eine Seitenthür in den Bauch
des hölzernen Rosses, und die übrigen zogen sich zurück. Voll Freuden
strömten die Trojaner herbei, und indem sie das Wunderroß anstaunten,
beriethen sie stich darüber, ob sie es in die See werfen oder verbrennen
sollten. Denen im Bauche des Pferdes wurde bei solchen Reden ganz
unheimlich zu Muthe. Ein trojanischer Priester sprach warnend: „Meint
ihr, eine Gabe der Danaer verberge keinen Betrug? Trauet dem
Thiere nicht!" Mit diesen Worten stieß er eine eiserne Lanze hinein,
und aus der Tiefe ertönte ein Wiederhall, wie aus einer Kellerhöhle.
Während dies vorging, kam der schlaue Grieche herbei und spielte
seine falsche Rolle, und alle glaubten dem Heuchler, welcher sprach:
Von jeher war alle Hoffnung der Danaer auf die Hülfe der Göttin
Athene gebaut. Seitdem aber aus dem Tempel, den sie bei euch
zu Troja hat, ihr Bild, das Palladium entwendet worden, wurde
die Göttin erzürnt, und das Glück hatte die Waffen der Danaer ver-
lassen. Sie sind nun geflohen, um das Bild wieder herbei zu schaffen.
Zuvor aber erbauten sie noch dieses hölzerne Pferd, das sie als Weih-
geschenk für die beleidigte Göttin zurückließen, um ihren Zorn zu ver-
söhnen. Man ließ diese Maschine darum so hoch bauen, damit ihr
Trojaner sie nicht durch eure Thore in die Stadt bringen könntet, weil
aus diese Weise der Schutz der Minerva euch zu Theil werden würde."*
Darauf rissen die Trojaner die Mauern ihrer Stadt nieder, um
dem unheilvollen Gaste den Weg zu bahnen; sie fügten Räder an die
Füße des Rosses und zogen cs jubelnd in ihre heilige Burg, nicht
achtend auf die Warnungen der Seherin Kassandra.
Die Trojaner überließen sich die halbe Nacht hindurch der Freude
bei Schmaus und Gelage. Unterdessen schlich sich jener Betrüger zu
den Thoren und ließ als verabredetes Zeichen eine lodernde Fackel in
die Lüfte wehen; dann pochte er leise an den hohlen Bauch des Pfer-
des, und die Griechen kamen leise zum Vorschein. Mit gezüäen
Schwertern verbreiteten sie sich in die Häuser der Stadt, und ein
gräßliches Gemetzel entstand unter den schlaftrunkenen und berauschten
Trojanern. Feuerbrände wurden in ihre Wohnungen geschleudert, und
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Zahl derer aber, welche Geldsummen oder Hab und Gut, Ohr- und
Fingerringe, Kleidungsstücke, Betten und Mittel zum Verbände der Ver-
wundeten spendeten, oder auf ihre Kosten Freiwillige kleideten und aus-
rüsteten — ist Legion. Eine schlesische Jungfrau schnitt sich — weil
sie nichts anderes zu geben hatte — ihr schönes Haar ab und gab
den Erlös hin als Beitrag zur Ausrüstung der Freiwilligen oder zur
Pflege der Verwundeten. Männer und Frauen wetteiferten mit einander
in dem edlen Bestreben, dem Aufrufe des verehrten Landesvaters zu
entsprechen, und Preußen ist den übrigen Deutschen damals ein wür-
diger Vertreter und das erste Beispiel der Freiheit und
Ehre geworden.
Die Begeisterung, welche Preußen bewegte, zündete aber auch
in dem übrigen Deutschland. Von den fernsten Grenzen
des Südens bis zum Norden und Westen, wo nur immer deutsche
Zungen redeten und deutsches Blut in den Adern rollte,
da wiederholte sich derselbe Sinn, dasselbe Streben bei Jung und
Alt, in jedem Stande und in jedem Geschlechte. Keiner wollte hinter
dem andern zurückbleiben, und in der That — nur durch dieses
ruhmwürdige Zusammenwirken des ganzen deutschen Vol-
kes, dem sich Unzählige, auch über die Landesgrenze hinaus, anschlossen,
ist es möglich geworden, Siege zu erkämpfen, wie sie die Geschichte
erzählt von den Tagen bei Großbeeren (23. August 1813), an der
Katzbach (26. August), bei Dennewitz (6. September) und bei
Leipzig (16., 18. und 19. Oktober). —
Vollkommen haben es die Deutschen damals bewiesen, daß Ehre
und Freiheit, König und Vaterland ihnen heilige und theure
Güter sind, und sie haben dadurch ihren spätesten Nachkommen ein
hellleuchtendes und nachahmungswürdiges Beispiel hinterlassen.
39. Die Völkerschlacht bei Leipzig.
In der Mitte Oktobers zogen sich die gewaltigen Heere in der
Gegend von Leipzig zur großen Entscheidung zusammen: die Öster-
reicher unter Schwarzenberg, die Preußen unter Blücher, die
Russen unter Wittgenstein, die Schweden unter ihrem Kron-
prinzen, zusammen an 300,000 Mann, die Franzosen über
200,000 Mann, aber unter der einzigen Führung ihres ruhmreichen
Kaisers. Auf beiden Seiten ahnte man, daß hier über Europa's
Geschick die blutigen Würfel fallen sollten. Fürst Schwarzenberg
rief es dem verbündeten Heere mit ernsten Worten ins Gedächtniß.
Am 16. Oktober begann die große Völkerschlacht bei Leipzig. So
schrecklich war der Kanonendonner, daß die Erde im weiten Umkreise
erbebte: auf drei Seiten zugleich entbrannte der furchtbare Kampf, im
Südosten der Stadt bei Wachau, im Westen bei Lindenau und
im Norden bei Möckern, wo Blücher mit seinen braven Preußen
eine besondere Schlacht schlug. Mit unerhörter Anstrengung und
rühmlichem Heldenmuth wurde auf beiden Seiten der Kampf geführt;
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Extrahierte Personennamen: August August Schwarzenberg Wittgenstein Schwarzenberg
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Westen Leipzig Leipzig Leipzig Leipzig Lindenau