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Zuckerraffinerien, Seilerbahnen und Segeltuchfabriken hatten einen guten
Erfolg. In Dänemark dagegen geriethen die Fabriken, welche für den
Luxus arbeiteten, in Verfall, und nur zwei Industriezweige wurden in
Kopenhagen heimisch und fanden auch auswärts Absatz, Lederhandschuhe
und leinene Spitzen.
Während des kurzen Ministeriums von Struensee wurden die
Auswüchse des Merkantilsystems zweckmäßig beschnitten, allen Fabriken
die Unterstützung aus Staatsmitteln entzogen, der Kornhandel nach Nor-
wegen frei gegeben, überflüssige Feiertage abgeschafft und in der Staats-
wirthschaft liberale Grundsätze befolgt.
Seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts machten Schifffahrt und
Rhederei große Fortschritte. Außer in den Kolonien sah man im Mit-
telmeer häufig dänische Schiffe.
Der Ursprung des Sundzolles verliert sich in das Dunkel der
frühesten Geschichte. Sein historischer Rechtstitel ist das Faustrecht. Die
ersten Nachrichten über Erhebung deß Sundzolles von Seiten Dänemarks
kommen im 14. Jahrhundert vor. Die damals mächtige Hansa trat
dagegen auf und hat zeitweise gar keinen oder nur einen geringen Zoll
bezahlt. Die mit der Zunahme der Schifffahrt wachsenden Erträgnisse
des Sundzolles verleiteten die dänische Regierung zu willkürlichen Auf-
lagen; da vereinigten sich Holland und Schweden, um ihre Handels-
interessen zu schützen. Schweden erreichte im Frieden zu Brömsebro
(1645) die Freiheit vom Sundzoll; die Holländer dagegen erlangten nur,
daß der Zoll nach einem festen Tarif erhoben wurde. Nach dem Tode
Karls Xii. verlor auch Schweden die alte Freiheit vom Sundzoll
wieder.
Unter Christian Iv. (1588—1648) eröffneten die Dänen (1619)
den Handel mit Ostindien und gründeten auf der Koromandel-Küste
Trankebar. Der dänisch-ostindische Handel entfaltete sich in kurzer
Zeit, sank aber bald wieder, als der dreißigjährige Krieg die Kräfte des
Mutterlandes ausschließlich in Anspruch nahm. Erst im 18. Jahrhun-
dert unter der Regierung von Friedrich Iv. und Christian Vi. nahm
der indische Handel einen neuen Aufschwung. Trankebar blieb der Mit-
telpunkt; daneben bestanden Niederlassungen am Ganges. Ansehnlich
erweiterten sich die Verbindungen mit China.
Seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts wurden im südwestlichen
Theile Grönlands feste Niederlassungen angelegt, welche sich vorzugs-
weise mit dem Fang von Walisischen und Seehunven abgaben. Von mehr
Bedeutung sind aber die Kolonien Dänemarks in Westindien. König
Christian V.- hatte (1671) St. Thomas besetzen lassen, und dessen
vortrefflicher Hafen wurde wichtig für den Zwischenhandel, in Kriegszei-
ten ein Zufluchtsort bedrängter Schiffe und die Niederlage aller von und
nach den spanischen Kolonien geschmuggelten Waren. Später besetzten
die Dänen noch St. Jean und kauften von Frankreich St. Ccoix,
welche letztere Insel durch seine Produktion von Kolonialwaren wichtig
wurde.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
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Extrahierte Personennamen: Struensee Karls Christian_Iv Friedrich_Iv Friedrich Christian_Vi Christian_V.- Thomas Jean
Extrahierte Ortsnamen: Dänemark Kopenhagen Holland Schweden Karls Ostindien China Westindien Frankreich
206
Mildere Sei:
ten des skan-
dinavischen
Lebens.
Staatliche
Einrichtungen
und älteste
Geschichte der
Skandinavier.
höchstens 120 Mann faßte; nicht selten erlag er der Gewalt der
Stürme, aber der Untergang auf der See ward dem Heldentode im
Kampfe gleichgeachtet. Die Schiffe waren meistens ohne Segel und
wurden durch Ruder fortbewegt; sie waren oft schön gearbeitet, mit
Kupfer oder Eisenblech beschlagen und mit Bildern geschmückt. Wer
nicht das 13 Ellen lange Ruder führen konnte, durfte nicht mit
ziehen. Zwölf bis hundert Schiffe vereinigten sich zu einem Zuge.
Die Seeräuber plünderten nicht bloß die Küsten, sondern fuhren
auf Flüssen auch bis tief in das innere Land. Diese Raubzüge
verschafften den Skandinaviern Ueberfluß an Lebensmitteln, Skla-
ven und Kostbarkeiten und brachten manches Handwerk und manche
Kunst nach Skandinavien. Die Skandinavier wurden aber durch diese
Raubzüge hart und grausam. Menschenopfer und das Aussetzen
neugeborner, besonders mißgestalteter Kinder hatten sie zwar mit
den übrigen Germanen gemein (S. 36 und 55); aber bei ihrer zu-
nehmenden Rohheit hatten diese Sitten eine längere Dauer und
eine weitere Ausdehnung. Die Normänner verwilderten immer mehr
und erlaubten sich auf ihren Seezügen die ärgsten Gräuelthaten, ja
sie mißhandelten sogar die Weiber der Beraubten, was sonst von
germanischen Völkern nicht geschah.
Auf der anderen Seite finden wir aber auch manche bessere
Züge in dem Leben der Skandinavier. An die Stelle der Blut-
rache traten Bußen an Geld oder Geldeswerth. Groß war die
Treue der Skandinavier in Worten und Gesinnungen; der Eid
wurde heilig gehalten, und der Verrath mit dem Tode bestraft.
Gegen den Führer wurde so unverbrüchlich die Treue gewahrt, daß,
wenn er in der Schlacht gefallen war, sich nicht selten einzelne
Männer ins Schwert stürzten, um den Tod desselben nicht zu über-
leben. Eben so fest und innig waren die Waffenverbrüberungen,
welche zwei Helden mit einander schlossen. Die Skalden oder
Dichter waren hochgeehrt; die Dichtkunst, deren Ursprung man von
Odin herleitete, ward selbst von Fürsten geübt. Die nordische
Poesie zeichnet sich aus durch die Tiefe und den Ernst der Betrach-
tung, durch die Lebendigkeit der Bilder, durch Kraft und Schwung
der Phantasie und durch großartige Einfachheit. Zwar bilden Kampf
und Schlachten den Hauptgegenstand der nordischen Poesie; aber
die Dichter verherrlichen doch auch die Thaten der Gerechtigkeit, der
Treue und der Milbe.
Die Skandinavier zerfielen in eine Anzahl kleiner Völkerschaf-
ten, welche von Königen oder Häuptlingen beherrscht wurden.
Unter den Königen standen als Häuptlinge kleinerer Distrikte die
Jarle und unter diesen als Vorsteher noch kleinerer Bezirke die
Herfen. Die Könige hatten ein großes Gefolge, sie waren die
höchsten Richter und Oberfeldherrn und brachten auch Opfer dar.
Das letztere thaten auch für ihre Bezirke die Jarle und Hersen. „
Dem König stand die Versammlung aller freien Männer (Thing)
zur Seite, welche auch das höchste Gericht bildete.
Die Sage nennt als ältestes Herrschergeschlecht in Schweden
die Pnglinger und bezeichnet auf der Insel Seeland Ledra als
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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349
ren neuen Wohnsitzen aufzusuchen. Nach Harald Haarfagr
herrschte unter dessen Nachkommen blutiger Zwist und Bürgerkrieg.
In diesen mischte sich Harald Blauzahn von Dänemark und
machte den König Ha ko von Norwegen zu seinem Vasallen.
In Schweden nahm Olav Schooßkönig um 1000 das
Christenthum an; doch behielt das Heidenthum noch viele Anhän-
ger. Olav nannte sich zuerst König von Schweden; bis auf
seine Zeit hatten die Oberkönige Könige von Upsala geheißen.
In Island soll zuerst 861 Nadodd gelandet sein; die erste
Niederlassung daselbst gründeten 874 die beiden Norweger Jngulf
und Leis, als Harald Haarfagr in Norwegen die Macht der
Unterkönige brach. Island wurde der Zufluchtsort aller Unzufrie-
denen, und auch aus Schweden wanderten Abenteurer und Unzu-
friedene dahin aus. Für die abgehärteten Skandinavier hatte die
nördliche Lage der Insel nichts Abschreckendes, zumal Island damals
noch beträchtliche Waldungen enthielt und sich zum Getraidebau eig-
nere. Jetzt kommen daselbst außer strauchartigen Birken keine Bäume
mehr fort, und die Erzeugnisse des Ackerbaues sind nur Kartoffeln,
Kohl und Rüben. Man giebt dieses dem Verschwinden der Wäl-
der und dem südlicheren Vordringen des Polar-Eises schuld. Die
Ansiedler bildeten anfangs kleine Gemeinden, die sich allmälig ver-
einigten. Jährlich wurde eine allgemeine Versammlung gehalten,
in welcher der durch Stimmenmehrheit gewählte Lagmann (Gesetz-
mann), der höchste Beamte des Freistaates, den Vorsitz führte. Nach
der Sitte der Heimath hielt man Bluts-, Gastrechts- und Freund-
schaflsverbindungen sehr heilig; das hatte, trotz der Entfernung der
einzelnen Wohnungen, Geselligkeit und Zusammenleben, Austausch
der Kenntnisse, Nachrichten und Erinnerungen zur Folge. Um 1000
wurde das Christenthum auf der Insel eingeführt. Demohngeachtet
erhielt sich die alte skandinavische Poesie und Sage. Das Großar-
tige und Abenteuerliche der alten Sagen ersetzten den Bewohnern
der armen Insel den versagten Genuß der Natur. Daher war auch
die Mehrzahl der Skalden, welche noch später an den christlichen
Höfen von Skandinavien die Thaten der Vorzeit erzählten, Islän-
der, und auf Island wurden die beiden Edda's (S. 203) gesam-
melt. Auch von Island aus wurden Seefahrten unternommen, und
um 982 entdeckte Erik Rauda Grönland.
Eine Vereinigung der angelsächsischen Königreiche (S. 208) Die Angel-
unter sein Scepter erreichte der König Egbert von Wessex (827), illnslode!
wenn es ihm auch nicht gelang alle in gleiche Abhängigkeit zu brin-
gen und in Mercia noch eine Zeit lang einheimische Könige blieben,
die dem von Wessex zinspflichtig waren. Egbert nannte sich zuerst
König von England. Die Herstellung dieser Einheit machte den
bisherigen beständigen Fehden der Könige ein Ende, aber die da-
durch im Innern gewonnene Ruhe wurde bald durch äußere Feinde
gestört. Denn auch England wurde das Ziel jener skandinavischen
Seeräuber (hier meistens Dänen genannt), welche alle europäischen
Küsten verwüsteten. Schon 787 soll eine Flotte dänischer Seeräu-
der an der englischen Küste erschienen sein, unter Egberts kräftiger
Regierung wagten sie sich nicht so dreist heran; aber unter seinem
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
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TM Hauptwörter (200): [T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte]]
351
verbrennen ließ, warf ihm die Frau des Hirten unter Schelten vor,
daß er besser Brot zu essen, als zu backen verstehe. Im Frühjahr
gelang es dem König mit wenigen Gefährten an einem durch Mo-
rast und Wald geschützten Ort eine Burg auszuwerfen und von der-
selben aus Streifzüge gegen die Feinde zu unternehmen und neue
Verbindungen mit seinen Freunden anzuknüpfen. Als Harfner ver-
kleidet ging Alfred in das Lager der Dänen und erspähte die Schwächen
des Lagers, die Zahl und die Zurüstungen der Feinde. Dann be-
rief er durch treue Boten alle streitbaren Engländer der nächsten
Grafschaften zu einer Versammlung, und in dem Schatten eines
Waldes wurde dem Könige das Gelübde der Treue erneuert. Alle
waren mit Muth und Streitlust erfüllt, und so führte sie Alfred
gegen die Dänen. Diese, durch die Ueberraschung schon halb ge-
schlagen, wurden gänzlich besiegt. Der Rest floh in einen befestig-
ten Ort, wo der Hunger sie nachgiebiger machte. Es kam zu ei-
nem Vertrage; die Dänen behielten Ostangeln, Northumberland und
einen Theil von Mercia, mußten aber das übrige Land räumen
und Geiseln stellen. Eine wichtige Folge des Sieges war es, daß
der Dänenfürst Guthrum zum Christenthum übertrat und als ab-
hängiger Fürst sein Volk an ein ruhigeres Leben gewöhnte. Alfred
betrachtete Dänen und Engländer als gleich und setzte für beide
Völker dasselbe Wehrgeld fest.
Alfred hatte seinem Volke Freiheit und neues Leben gegeben.
Er baute nun die zerstörten Städte wieder auf, vermehrte die
Flotte und verbesserte die Einrichtung der Schiffe, deren 120 zur
Wehre und Wacht in die Häfen des Reichs vertheilt wurden. An
den zur Landung des Feindes geeigneten Plätzen wurden Burgen
erbaut, und die waffenfähige Bevölkerung, um nicht alle Hände dem
Ackerbau zu entziehen, in zwei Theile getheilt, die sich im Kriegs-
dienste ablösten.
Eine neue Gefahr drohte, als 893 eine ungeheure Schaar
Normänner, die bisher Frankreich verwüstet hatten, auf 330
Schiffen über den Kanal setzte und an der Küste von Kent landete.
Zum Unglück war bereits Guthrum gestorben, und auch die Dänen
in Ostangeln und Northumberland erhoben sich. Schwer war der
Kampf; aber nach dreijähriger Anstrengung errang Alfred den Sieg.
Die Feinde wurden theils nach Ostangeln und Northumberland zu-
rückgedrängt, theils kehrten sie nach Frankreich zurück. Nun wag-
ten die Normänner, so lange Alfred lebte, keinen Angriff wieder.
In 56 Treffen hatte dieser selbst mitgefochten.
Nachdem Alfred sein Land von den Feinden befreit hatte, suchte
er die zerrüttete Ordnung im Innern wieder herzustellen. Er
erneuerte und verbesserte die alte angelsächsische Verfassung. Die
freien ansässigen Kriegsleute waren die Keorle (Kerle); aus ihnen
erhoben sich als höhere Stände die Gefährten des Königs, die Carle
und Thane. Die Carle hatten den höchsten Rang, und aus ih-
nen besetzte der König die Hofämter. Sie hatten nach dem König
das höchste Wehrgeld; die Thane hatten das sechsfache Wehrgeld
des gemeinen Freien. Noch in geringerem Ansehen, als die Thane
des Königs, standen diejenigen Thane, welche nicht unmittelbar dem
König zur Treue verpflichtet waren, sondern im Dienste eines an-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Alfred Muth Alfred Mercia Alfred Alfred Kent Alfred Alfred Alfred Carle Carle
Extrahierte Ortsnamen: Northumberland Frankreich Ostangeln Northumberland Ostangeln Northumberland Frankreich
413
Pfalzgrafschaft Konrads. Wenige Monate nachher starb Heinrich
der Löwe, 66 Jahre alt (1195).
Im Jahre 1191 war Richard Löwenherz auf der Heim-
kehr von Palästina in Oestreich erkannt und von Leopold von Oest-
reich gefangen genommen worden. Zwar erhob sich die allgemeine
Stimme gegen die Verhaftung eines Pilgers; aber Heinrich Vi.
ließ sich den Gefangenen ausliefern, brachte ihn nach der Burg
Trifels in Nheinbaiern und gab ihn nur gegen die damals sehr
große Summe von 150,000 Mark wieder frei (1194). Diese
Summe benutzte Heinrich Vi. zu einem Zuge nach Italien. Tan-
kred war 1194 gestorben, und mit Hülfe der Pisaner und Genue-
sen gelang es dem Kaiser in wenigen Monaten das ganze norman-
nische Reich zu erobern. Kaum war Heinrich in Palermo gekrönt,
als er eine Verschwörung entdeckt zu haben behauptete und mit
furchtbarer Grausamkeit die angesehensten Sicilianer hinrichten ließ.
Mit großen Schätzen und vielen Geiseln kehrte er nach Deutschland
zurück und ließ seinen Sohn noch vor empfangener Taufe zu sei-
nem Nachfolger erwählen. Den deutschen Fürsten machte er das
Anerbieten, sie möchten die Kaiserwürde in seiner Familie erblich
machen, dagegen wolle er die Erblichkeit aller Lehen anerkennen
und Apulien und Sicilien mit dem Reiche vereinigen. Schon wa-
ren viele Fürsten gewonnen, als der für Deutschlands Einheit höchst
wichtige Plan an dem Widerspruche anderer scheiterte. Die rege
Theilnahme an dem Schicksale von Palästina hatte gegen 60,000
deutsche Kreuzfahrer vereinigt. Heinrich bewog diese, durch das
Vorgeben an dem Kreuzzuge Theil nehmen zu wollen, nach Apu-
lien zu reisen, unterdrückte dort durch den Schrecken ihrer Waffen
einen Aufstand und entließ sie dann nach dem Orient. Während
Heinrich Vi. durch neue Grausamkeiten sein Volk erbitterte und
während er mit einem Plane zur Eroberung des griechischen Kai-
serreiches beschäftigt war, starb er an der Folge eines kalten Trun-
kes nach starker Erhitzung (1197), 32 Jahre alt, und hinterließ
nur einen drei Jahre alten Sohn, Friedrich.
Wenige Monate nach Heinrich Vi. starb der Papst Cöle- Innocenz in,
fl i n Iii., und alle Kardinäle wählten den Kardinal Lothar, einen
gebornen Grafen von Signia, der sich als Papst Innocenz Iii.
nannte. Er war erst 37 Jahre alt, hatte sich aber durch große
Gelehrsamkeit und strenge Sitten bereits die Achtung seiner Zeitge-
nossen erworben. Noch größere Bewunderung erregten bald seine
Charakterstärke und Festigkeit, seine ruhige Besonnenheit und Ge-
wandtheit in der Führung der Geschäfte. Gregor Vli. hatte haupt-
sächlich für die Unabhängigkeit der Kirche gestritten; Innocenz Iii.
(1198—1216) hob die päpstliche Macht auf eine noch höhere Stufe.
Das Christenthum sollte alles durchdringen, in diesem sollte alles
seinen Anfang und sein Ende haben. Der Papst sollte darüber
wachen, daß in der christlichen Welt alles in und aus christlichem Sinne
vollbracht werde. Die Könige der Welt sollten die höhere Autori-
tät des Papstes und in dem Papste einen obersten Schiedsrichter
anerkennen. Wie kleinere Herrn ihr Eigenthum den Bischöfen über-
gaben und von diesen als Lehen zurückempfingen, so sollten die Kö-
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Konrads Konrads Heinrich
der_Löwe Heinrich Richard_Löwenherz Palästina Leopold_von_Oest- Leopold Heinrich_Vi Heinrich Heinrich_Vi Heinrich Heinrich Heinrich Palästina Heinrich Heinrich Heinrich_Vi Heinrich Friedrich Friedrich Heinrich_Vi Heinrich Innocenz Innocenz Lothar Innocenz_Iii Innocenz Gregor_Vli Gregor Innocenz_Iii Innocenz
Extrahierte Ortsnamen: Oestreich Nheinbaiern Italien Palermo Deutschland Apulien Sicilien Deutschlands
207
den Herrschersitz eines dänischen Reiches. Im siebenten Jahrhun-
dert trat an die Stelle der Anglinger die von Zwar Widfame
(dem weit umfassenden) gestiftete Dynastie. Zwar beherrschte Schwe-
den, Dänemark und die Küstenländer der Ostsee. Von seinen Nach-
kommen berichtet die Sage viele Abenteuer und Heldenthaten. Der
kriegerische Sinn veranlaßte schon in früherer Zeit Räubereien zwi-
schen Dänen, Nordmannen und Schweden. Zu den Raubzügen,
mit welchen seit der zweiten Hälfte des achten Jahrhunderts die
Skandinavier die westlichen und östlichen Völker heimsuchten, schei-
nen einzelne Machthaber den ersten Anstoß gegeben zu haben, welche
sich über die übrigen Herrscher im Lande erhoben. Die ersten auf-
gezeichneten Wikingerzuge waren seit 787 gegen die britannische
Küste gerichtet. Seit dem Anfang des neunten Jahrhunderts ver-
heerten die wilden Seemänner auch die Küstenstriche des Festlandes,
besonders die nördlichen; aber Karl der Große wußte sie noch im
Zaume zu halten. Schon durch seine Kriege gegen die Sachsen
war Karl der Große mit dem Dänen-König Siegfried in Be-
rührung gekommen.
Wir haben bereits S. 91 die Einwanderung der Sachsen, Gründung der
Angeln und Jüten nach Britannien erwähnt. Als alte Heimath ffmie.
der Sach sen wird das Land östlich von der Elbe, am Eingang
der kimbrischen Halbinsel genannt, wo schon Ptolemäus Sachsen
als Bewohner kennt. Diese östlichen Sachsen, welche hinter der Elbe
und weit von dem Gebiete der Römer entfernt wohnten, waren doch
diesen schon im vierten Jahrhundert bekannt geworden, weil sie als
geübte Schiffer die nördlichen Meere durchzogen und sich durch ihre
Angriffe auf die römischen Küstenländer, vorzüglich auf Britannien,
furchtbar gemacht hatten (S. 85). Der Name der Angeln, der
zahlreichen Begleiter der Sachsen nach Britannien, welcher in der
neuen Benennung des eroberten Landes (England) fortlebt, hat sich
auch in ihren alten Wohnsitzen erhalten, und der Landstrich zwi-
schen der Schlei und dem flensburger Busen wird noch jetzt An-
geln genannt. Das zahlreiche Volk der Angeln muß aber ein viel
größeres Gebiet innegehabt haben. Das Stammvolk, von welchem
die streitbaren Schaaren der Jüten nach Britannien gegangen sind,
hatte, wie es scheint, noch das sechste Jahrhundert hindurch die
Flächen im Osten der Elbe in der Nähe der Ostsee in Besitz. Sie
wurden später der Herrschaft der Franken unterworfen und noch
später finden sie sich unter den Dänen auf der Halbinsel, die von
ihnen den Namen Jütland erhält. Die in England Eingewanderten,
fortwährend durch neue Schaaren verstärkt, fingen an das Land zu
besetzen und vertrieben die Britten nach und nach aus allen ebenen
Gegenden der Insel. Das ganze südöstliche Flachland der Insel fiel
in die Hände der Germanen. Im Norden, zu beide» Seiten des
Humbers siedelten die Angeln sich an, die Sachsen breiteten sich in
mehreren Abtheilungen an beiden Ufern der Themse aus, und die
Juten wurden am äußersten Rande des Südlandes untergebracht.
Die verweichlichten Britten waren den kriegerischen Germanen im
Kampfe nicht gewachsen, und wurden bald auf die westlichen Län-
der der Insel, auf das heutige Wales und Cornwall beschränkt.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl_der_Große Karl Siegfried Siegfried
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Sachsen Sachsen Britannien Sachsen Sachsen Britannien Sachsen Britannien England Britannien England Sachsen Wales Cornwall
304
Hkinrich's
Kampf mit
Rudolf von
Schwaben.
nicht. Heinrich gelobte auch, sich als Untergebener des Papstes zu
betrachten und diesem Gehorsam zu leisten.
Die Demüthigung des Königs vor dem Papste rief in der
Lombardei eine allgemeine Erbitterung gegen Heinrich hervor. Man
verachtete ihn, weil er seiner Würde so uneingedenk gewesen war.
Die sonst üblichen prächtigen Einholungen und Feste unterblieben,
keine Stadt lud ihn ein, manche verschlossen ihm geradezu ihre
Thore, er mußte in den Vorstädten seine Herberge nehmen und
konnte kaum so viel Lebensmittel erhalten, als er brauchte. Be-
trübniß, Reue, Rachsucht, Furcht wechselten in seinem zerrissenen
Busen. Er fühlte die Schmach, welche er auf sich geladen hatte,
und erhielt, da seine Getreuen aus Deutschland sich nach und nach
um ihn sammelten, wieder Muth. Er umgab sich mit seinen al-
ten Freunden und Räthen, schloß sich ganz an die Lombarden an,
trat offen als Gegner des Papstes auf.
In Deutschland hielten im März 1077 die Fürsten eine Ver-
sammlung zu Forchheim und wählten den Herzog Ru-
dolf von Schwaben zum König. Päpstliche Legaten waren
bei der Wahl zugegen. Es wurde bei dieser Gelegenheit das deut-
sche Reich für ein Wahlreich erklärt und ausdrücklich fest-
gesetzt, daß ein Sohn des Königs die Krone, wenn er auch noch
so würdig sei, nie durch die Erbfolge, sondern nur durch Wahl
erlangen könne. Einen üblen Eindruck machte es auf die öffent-
liche Meinung, daß die einzelnen Fürsten sich von dem neuen Kö-
nig für ihre Zustimmung allerhand Vortheile ausbedungen hat-
ten. Nur die Fürsten und ein Theil der Bischöfe waren für die
Absetzung Heinrichs; die niedere Geistlichkeit dagegen und das Volk
waren für ihn. Auf die Nachricht von seiner Absetzung kehrte Hein-
rich nach Deutschland zurück. Er schien ein ganz Anderer gewor-
den zu sein; das Unglück hatte seinen Geist entwickelt; er verfuhr
jetzt mit großer Besonnenheit und Klugheit und bewies sich in den
Schlachten als tapferer Krieger. Er fand besonders in den Rhein-
städten großen Anhang und vergrößerte ihn durch Verleihung bür-
gerlicher Freiheiten und Austheilung von Reichs- und Kirchengü-
tern. Das Herzogthum Schwaben gab er im Frühling 1079
dem tapferen Grafen Friedrich von Büren, dessen Familie man
nach ihrem Stammschlosse Staufen mit dem Namen der Hohen-
staufen benannt hat. Friedrich von Hohenstaufen gab der König
auch seine Tochter Agnes zur Gemahlin. Heinrich brachte bald ein
bedeutendes Heer zusammen, welches zwar größtentheils aus Bür-
gern und Bauern bestand und dem trefflich gerüsteten und in den
Waffen geübten Heere Rudolfs und seiner Fürsten nicht gewachsen
war, sich aber nach jeder Niederlage immer wieder ergänzte. Meh-
rere Jahre wurde ein blutiger Krieg geführt, auf beiden Seiten
abscheuliche Grausamkeiten verübt und Baiern, Franken, Schwaben
und die Rheingegenden furchtbar verödet. Es wurden Schlachten
geliefert bei Melrichstadt im Würzburgischen 1078, bei Fladen-
heim (wahrscheinlich das Dorf Flarchheim bei Mühlhausen) im
Januar 1080 und am 15. Oktober 1080 an der Elster zwischen
Zeitz und Merseburg. In der letzten Schlacht wurde Ru-
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
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Extrahierte Personennamen: Rudolf_von
Schwaben Rudolf Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrichs Friedrich_von_Büren Friedrich Friedrich Agnes Heinrich Heinrich Rudolfs
Extrahierte Ortsnamen: Lombardei Deutschland Deutschland Forchheim Schwaben Deutschland Rhein- Schwaben Staufen Hohen- Rudolfs Baiern Schwaben Dorf_Flarchheim Mühlhausen Zeitz Merseburg
390
keilen in den Weg legten. Freilich bemühte sich auch Konrad ver-
gebens durch strenge Mannszucht Räubereien und Gewaltthätigkei-
ten seiner Schaaren zu verhüten. Nach manchen Zwistigkeiten wurde
das Heer nach Asien übergesetzt. Hier entzweite sich Konrad mit
seinem Bruder Otto über den einzuschlagenden Weg. Konrad be-
stand auf den kürzeren Weg, welcher durch Phrygien nach Antiochia
führte, Otto dagegen verlangte, daß man der Meeresküste entlang
über Ephesus ziehe, weil man auf diesem Wege wegen des Lebens-
unterhaltes weniger in Verlegenheit kommen werde. Konrad gab
nicht nach, und Otto trennte sich daher mit vielen deutschen Fürsten
von ihm. Beide Heere wurden durch die Treulosigkeit und Hinter-
list der Griechen fast gänzlich aufgerieben. Die Deutschen wurden
von den Griechen absichtlich irre geführt und in keine Stadt einge-
lassen, sie erhielten keine oder ganz schlechte Lebensmittel, welche ih-
nen für vieles Geld von den Mauern an Stricken herabgelassen
wurden. Von Otto's Heer erreichte nur ein kleiner Theil die Grenze
von Syrien. Noch schlimmer ging es Konrad und dessen Heere.
Die Griechen führten den deutschen König in eine wüste, wasserlose
Einöde Phrygiens und verließen ihn dann. Durch Mangel an Le-
bensmitteln und die zahllosen Schaaren der leichten türkischen Rei-
ter wurde Konrad's Heer bis auf den zehnten Theil aufgerieben.
Mit diesen geringen Ucberbleibseln rettete sich Konrad endlich nach
Nicäa. Hier traf er mit Ludwig Vh. zusammen, der in Constan-
tinopel durch die niedrige Gewinnsucht und den erbärmlichen Stolz
der Griechen ebenfalls zu leiden gehabt hatte. Konrad schloß sich
mit dem Reste seines Heeres an die Franzosen an, es entstanden
aber bald Mißhelligkeiten, und Konrad trennte sich in Ephesus wie-
der von den Franzosen und kehrte auf die Einladung des griechi-
schen Kaisers nach Constantinopel zurück, um dort den Winter zu-
zubringen. Seinen Deutschen überließ er es, sich auf jede beliebige
Weise nach Palästina zu begeben. Die Franzosen hatten auf ihrem
Wege, den sie von Ephesus über Laodicea nach Pamphylien ein-
schlugen, mit der Treulosigkeit der Griechen und den Nachstellungen
der leichten türkischen Reiter zu kämpfen. Tausende erlagen dem
Mangel und dem Schwerte der Feinde. In der pamphylischen
Stadt Attalia verließ Ludwig die geringen Reste seines erschöpften
Heeres und segelte mit seinen vornehmsten Baronen nach Antiochia.
Nach einem mit dem griechischen Statthalter von Attalia geschlosse-
nen Vertrage sollte dieser gegen eine im voraus bezahlte Summe
Geldes die zurückgelassenen Kreuzfahrer nach Tarsus geleiten und
von da zu Schiffe nach Antiochia befördern, der treulose Grieche
hielt aber sein Versprechen nicht. Nachdem viele Kreuzfahrer dem
Hunger und einer ausgebrochenen Seuche erlegen waren, mehrere
Tausende in der höchsten Bedrängniß sich freiwillig in die Gefan-
genschaft der Seldschucken begeben hatten, schlugen sich die übrigen
unter entsetzlichem Ungemach nach Antiochia durch.
Im Frühjahr 1148 trafen die Könige von Deutschland und
Frankreich in Jerusalem zusammen und brachen, nachdem sich noch
einige Mannschaft zu ihnen gefunden hatte, mit dem König Bal-
duin Hi. zur Belagerung von Damaskus auf. Diese Unterneh-
mung wurde durch die Pullanen, die Nachkommen der in Pa-
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Extrahierte Personennamen: Konrad Konrad Konrad Konrad Otto Konrad Otto Konrad Otto Konrad Konrad Konrad Konrad Ludwig_Vh Ludwig Konrad Konrad Konrad Ludwig Ludwig Attalia
Extrahierte Ortsnamen: Asien Antiochia Ephesus Syrien Nicäa Constan- Ephesus Constantinopel Palästina Ephesus Laodicea Pamphylien Antiochia Antiochia Antiochia Deutschland Frankreich Jerusalem Damaskus
392
Der dritte
Kreuzzug.
In der Schlacht bei Hittim (Liberias) wurden die Christen völ-
lig besiegt (1187), der König Guido, dessen Bruder, der Groß-
meister der Tempelherrn und viele andere Edle wurden gefangen.
Großmüthig reichte Saladin in seinem Zelte dem König den Becher
der Gastfreundschaft; aber den treulosen Rainald stieß er mit eigner
Hand nieder. Schon vier Wochen nach dem Siege war die ganze
Küste des Reiches Jerusalem von Tripolis bis Askalon, Sidon,
Joppe, Berytus, Akkon und andere Städte in der Gewalt Saladin's.
Nur Tyrus wurde von Konrad von Montferrat behauptet.
Auch Jerusalem schloß nach einer Belagerung von zwei Wochen
einen Vertrag, und am 3. October 1187 hielt Saladin seinen Ein-
zug. Nach dem Vertrage mußten für jeden Mann zehn Goldstücke,
für jede Frau fünf und für jedes Kind eins, außerdem für 7000
Arme 30,000 gezahlt werden. Zur Aufbringung des Lösegeldes
war eine Frist von 40 Tagen bewilligt. Während dieser Zeit ge-
schah keine Gewaltthat. Saladin ließ die Losgekauften unter schützen-
der Bedeckung nach der Küste geleiten, vertheilte unter die Familien,
deren Väter gefallen waren, unter die Kranken und Armen 20,000
Goldstücke und schenkte zuletzt auch denen, die sich nicht hatten lösen
können, die Freiheit, erlaubte aber nur den syrischen und armeni-
schen Christen in Jerusalem zu wohnen. Auch die christlichen Schrift-
steller rühmen die vorzüglichen Eigenschaften dieses großen Fürsten.
Er war tapfer, gerecht, edelmüthig und ein Freund der Wissenschaften.
Die Nachricht von der Eroberung Jerusalem's setzte ganz
Europa in Schrecken, und nicht nur die Könige von Frankreich und
England, sondern auch der Kaiser von Deutschland, Friedrich Barba-
rossa, gelobten einen Kreuzzug. Noch ehe diese drei Fürsten ihre
Rüstungen beendigt hatten, gelang es den Bemühungen des Papstes,
zum Schutze der Stadt Tyrus, welche Saladin von neuem belagerte,
und zur Wiedereroberung Palästina's eine große Schaar von Rittern
zusammenzubringen. Diese abendländischen Streiter retteten Tyrus
und versammelten sich um den König Guido, welcher aus der Ge-
fangenschaft entlassen worden war und 1189 die Belagerung der
Festung Ptolemais (Akkon, Acre) unternahm.
Friedrich Barbarossa, welcher in seiner Jugend als Be-
gleiter Konrad's Hl. die Schwierigkeiten einer solchen Heerfahrt
kennen gelernt hatte, ging mit großer Vorsicht zu Werke. Er
schickte Gesandte an den König von Ungarn, an den Sultan von
Jkonium und an den griechischen Kaiser, und alle drei versprachen
ihm Unterstützuug. Um das Heer von unnützem und raubsüchtigem
Gesindel frei zu halten, sollte Niemand mitziehen, der nicht wenig-
stens drei Mark Silber mitnehmen könne. Den Kaiser begleitete
außer vielen anderen Fürsten sein zweiter Sohn, der Herzog Fried-
rich von Schwaben. Der Zug ging im April 1189 von Re-
gensburg die Donau hinab nach Ungarn. Von dem ungarischen
König, Bela Hi., wurde Friedrich und sein Heer freundlich aufge-
nommen; aber ganz entgegengesetzt war der Empfang im griechischen
Reiche. Dort herrschte Isaak Angelus, ein feiger und ängstli-
cher Mann, der den Deutschen durch Ränke und heimtückische Maß-
regeln zu schaden suchte. Er widersetzte sich dem Durchmärsche der
Deutschen nickt geradezu, sondern suchte ihnen nur durch Hinterlist
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Extrahierte Personennamen: Guido Saladin Rainald Sidon Konrad_von_Montferrat Konrad Saladin Friedrich_Barba- Friedrich Guido Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Friedrich Friedrich Isaak Isaak
Extrahierte Ortsnamen: Hittim Liberias Tripolis Joppe Berytus Akkon Jerusalem Goldstücke Goldstücke Jerusalem Europa Frankreich England Deutschland Tyrus Akkon Ungarn Schwaben Donau Ungarn
23
gegen die Nase; die Augenbraunen und Augenknochen treten hervor.
Dazu kommen eine stumpfe Nase, aufgeworfene Lippen, gedrängte und
spitze Zähne, ein breites Gesicht, doch mit hervorspringenden Zügen, tiefe
Augenhöhlen, glatte Schläfe und ein stark rückwärts gebogenes Stirn-
bein; endlich ein sanfter Zug um den Mund, in seltsamen Kontrast mir
dem düsteren oder gefühllosen Blick. Manche dieser Eigenthümlichkeiten
stimmen mit denen des mongolischen Menschenstammes überein, welchem
die im Norden Amerika's wohnenden Eskimo'ß angehören.
Ein Blick auf die Karte zeigt nicht nur den möglichen, sondern
auch den leichten und oft gebrauchten Weg der Verbindung zwischen
Asien und Amerika. Im Norden leitet die Behringsstraße, welche noch
durch einige Inseln unterbrochen und den größten Theil des Jahres
mit dichtem Eis bedeckt ist, die Jäger des tschuktschen Landes in den
benachbarten Kontinent und weiter südlich bilden die aleutischen Inseln
eine von der Natur gebaute Brücke der Uebersiedelung. Viele auffallende
Aehnlichkeiten in der Sprache und in den Sitten und die unter den
Völkern der neuen Welt weit verbreiteten Sagen machen es wahrschein-
lich, daß die Bevölkerung Amerika's aus Asien eingewan-
dert ist.
Zur Zeit der Entdeckung von Amerika standen die Völker dieses
Erdtheiles, besonders die Einwohner der westindischen Inseln noch auf
einer sehr niedrigen Stufe der Entwickelung, so daß die Spanier zwei-
felten, ob sie auch wirklich Menschen wären. Sie kannten den Ackerbau
nicht; das milde Klima und die Fruchtbarkeit ihrer Inseln gewährte
ihnen Mais und Maniakwurzel in Ueberfluß und zwang sie nicht zur
Sorge für Kleidung und Wohnung. Große Thiere, die ihre Stärke und
List hätten üben können, gab es dort nicht; daher waren die Amerikaner
schwach, träg, großer und anhaltender Kraftäußerung unfähig und so
zaghaft, daß ein europäischer Bullenbeißer einen ganzen Haufen dieser
Indianer in die Flucht jagen konnte. Die Indianer kannten nicht die
Zähmung nutzbarer Thiere und die Bearbeitung des Eisens. Ihr gei-
stiger und sittlicher Zustand war ein sehr unentwickelter, die gesellschaft-
lichen Verhältnisse, das Band der Familie und der bürgerlichen Gesell-
schaft, sehr lose und mangelhaft.
Viel gebildeter als die übrigen Völker waren die Mexikaner und
die Peruaner. Nach den in Mexiko verbreiteten Sagen und den in
den Tempeln aufgefundenen hieroglyphischen Gemälden waren nördliche
und nordwestliche Stämme zu verschiedenen Zeiten in das Land einge-
wandert und hatten Gesittung und Künste unter den Wilden verbreitet.
Die Azteken, der herrschende Stamm, waren um 1160 von ihren
früheren Sitzen, nordwärts vom Meerbusen von Californien, aufge-
brochen und nach Süden vorgedrungen. Sie hatten die Hauptstadt
Mexiko gegründet, den Mittelpunkt ihres Reiches. Sie wurden damals
von einer Anzahl adeliger Häuptlinge aristokratisch regiert; da sie
sich aber gegen ihre Nachbarn schwach fühlten und größerer Einheit der
Maßregeln zu bedürfen glaubten, so führten sie im Jahre 1352 daß
Königthum ein. Die Form deß Reiches war der eines mittelalter-
lichen Feudalreiches ähnlich. Der Monarch war bei allem Glanze
seines Thrones durch einen stolzen und mächtigen Adel eingeschränkt,
welcher über das Volk eine drückende Herrschaft übte. Dreißig Häupter
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Extrahierte Ortsnamen: Asien Amerika Asien Amerika Mexiko Californien Mexiko