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1. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 31

1912 - Rostock i. M. : Boldt
31 sehr frh war er aufgebrochen und hatte mit viel List und unendlicher Geduld den Mischen nachgestellt. Jetzt schttete er seinen Sack aus. Wie das zappelte und vom Boden empor-schnellte? Wie den Mnnern bereits der Mund nach dem fetten Bissen wsserte! Nun hatten alle Frauenhnde genug mit der Bereitung des Mahles zu tun. Vorher waren sie eifrig bei der bessern (Einrichtung ihrer Huser, beim Flicken von leinenen Unter-Heidern und wollenen Gbergewndern und mit dem Ausbessern der Schuhe beschftigt gewesen. Jetzt kam alles mit hungrigem Magen heim. Also auf zur Herrichtung der Speise! z. freudc und Leid tti Ztritz. Wenn der alte Gul nach Jiritz gekommen war, hatte er zuweilen auch feine Shne Dobek und Hohle mitgebracht. Beides waren stattliche Männer. Wenrt sie, angetan mit einem prchtigen Wollgewande, den kleinen Hut auf dem Kopfe, den Stirnriemen mit zwei Schlfenringen geschmckt, ins Dorf einzogen, warfen die jungen Mdchen die Augen auf sie. Aber auch Dobek und Hohle fanden Gefallen an den Ziritzern. Dobek hatte die lteste Tochter Zirs ins Herz ge-schlssen, Hohle die jngere. Und als eines Tages der Dobek erschien und um die Slava anhielt, gab der Dorflteste mit Freuden feine Zustimmung. Wute er doch, da er ein schnes Lhegeld zu erwarten hatte. Noch glcklicher wurde Zir, als sich bald darauf auch Hohle einstellte und die Hand der jngsten Tochter begehrte. Wiederum Lhegeld! Was wollte der Zir noch mehr? Die glcklichen Mdchen folgten den Mnnern nach Grabow, begleitet von den Segenswnschen der Ziritzer. Leider sollte das Glck des ltesten Paares nur von kurzer Dauer fein. Denn als einst Dobek in feinem schmalen Boote durch eine reiende Stelle des Flusses fuhr, verlor er das Gleichgewicht, strzte kopfber ins Wasser und ertrank. Die Leiche konnte nicht gleich gefunden werden. Da eilten auch Zora, Zir und Smof herbei und halfen suchen. Nach zwei Tagen fand man den verunglckten, der durch die Strmung weit von der Unfallstelle fortgerissen worden war. Gro war die Klage, besonders bei der jungen Witwe, die in namenlosem Schmerz Tag und Nacht schrie. Die Freunde legten den Leichnam auf eine Bahre und trugen ihn nach dem (Drte, wo man die Toten zu verbrennen pflegte. Bald loderte ein helles Feuer empor und verzehrte den toten Dobek bis auf das Skelett. Dies nahmen die Freunde, betteten es in eine Grube, befestigten am Schdel die Schlfen-

2. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 14

1912 - Rostock i. M. : Boldt
14 einen kleineren und eilte zu den am Hange weidenden Ziegen, um ein gleiches zu tun. Die Gudrun lag vor dem Mahlstein auf den Rnieen und zerrieb das Korn mit dem Quetfcher in so eifriger weise, da ihr der Schwei r?on der Stirn rann. Frau Irmgard selbst nahm das Mehl und rhrte in einer groen Urne einen Brei fertig. Dann bereitete sie unter Beihlfe ihrer Tochter Mechthilde einen Teig und backte zwischen heien Steinen mehrere groe Brote. Die Berta und die Gerlinde saen auf einer Steinbank, schabten mit scharfen Steinen einige Hirschfelle und verfertigten darauf neue Schuhe fr den Herrn und ein Kleid fr die Frau, wobei sie mit Nadeln und Drmen geschickt hantierten. Da erscholl von der Steinwerksttte her ein lauter Schrei. Alles blickte auf. Was war denn los? Lin Knabe hatte einen Stein ge-spalten, ein scharfes Stck war abgesprungen und hatte einen andern gar arg an der Stirn verletzt. Schnell liefen die Frauen herbei. Frau Irmgard suchte das Blut zu stillen und die Schmerzen mit sorgsam verwahrten Sften zu lindern. Ihre kundige Hand arbeitete nicht vergebens. Jetzt noch ein paar heilende Kruter auf die Wunde, und in einigen Tagen wird schon alles wieder gut sein. 3. Des Tigers rjetmkebr. tte noch alles um den Verwundeten herumsteht, schreit pltzlich ein Bube: Meister Hartmut!" Jeder richtet seine Blicke nach der Gegend, wo sich der Wald befindet. Lin Mann, eine schwere Last auf den Schultern tragend, kommt langsam nher. Wie der Blitz laufen die Knaben den Hang hinunter, und schon bewundern sie den Hirsch, den der Meister als Beute heimbringt. Jetzt ist der Jger bei der Wohnung angelangt und wirft das Wildbret mit starkem Arme zu Boden. Alles umringt freudestrahlend das Tier, die Jungen jauchzen laut, der Wolf setzt knurrend seine Vorderfe auf den toten Krper und sieht Frau Irmgard an, als wollte er sagen: Mein Werk!" Aber nun drngen sich die Buben an den Jger: Meister Hartmut, wie hast du den Hirsch so bald gekriegt?" Ach", begann der zu erzählen, ihr kennt doch die Waldwiese, auf der das Wild so gerne weidet und auf der ich schon so manchen Fang getan habe. Dorthin lenkte ich auch heute meine Schritte. Vorsichtig schlich ich durchs Gebsch, und nur mit groer Mhe konnte ich den Wolf zurckhalten. Bald sind wir unmittelbar bei der Wiese. Richtig! Da steht ein prchtiger Bursche! Sofort fhrt der Hund mit lautem Gebell auf das Tier los, das mit groem Sprunge nach der entgegengesetzten Seite in den Wald zu dringen sucht. Aber der Wolf kommt ihm

3. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 30

1912 - Rostock i. M. : Boldt
30 formten, so waren sie bemht, recht viel Sommergerste und Sommerroggen in bte (Erbe zu bringen. Der stets bienst-berette Gul sorgte, ba es an Saatkorn nicht mangelte. Borbey ste. Und fast htte er auch noch in das letzte Felbstck den Samen gestreut, wenn nicht Dorvfe gerufen htte: Halt, Borbey! vergi boch die Frauen nicht! Sollen die benn gar feinen Flachs haben?" Borbey erschraf. Das hatte er boch ganz vergessen, wrbe das aber einen Lrm bei den Frauen gegeben haben! Flugs holte er sich barum Leinsamen; und bebchtig lie er die braunen, weichen Krnchen durch ferne Finger rinnen. 3esfer und Zdolsfe aber suchten hinter dem Hause des Dorfltesten Zir nach einem passenben platz fr einen greren karten. Zdoisfe meinte zwar, ba die Stelle hinter Zoras Wohnung besser geeignet fei; boch Iesfer brang schlielich mit seiner Meinung durch. Denn der Boben hinter Zirs Hause war der leichtere, und was wollte man mit dem Holzspaten auf dem harten (Erbreich Zoras anfangen? Damit man spter nicht das se Obst entbehren brauchte, begaben sich die beiben Männer nach Grabow und erbaten sich von den Freunben sechs Apfel- und sechs Pflaumenbume. Auch einige Einben brsten nicht fehlen. Wenn die Obstbume boch nun auch wachsen wollten! Hatten die Ziritzer erst einige Bume, so werben )esfer und wolsfe schon sorgen, ba sie im walbe wilblinge finben und sie Derebeln. whrenb die Grtner im Garten und die Bauern auf dem Felbe ttig waren, streifte Gynefe im walb umher, um den Bienen nachzuspren. Leiber mit wenig (Erfolg, wie summte und brummte das boch in prisla! Aber bort stauben auch auf dem Dorfplatz, an den wegen und im Garten zahl-reiche Einben, hier aber nur die fleinen Zglinge )sfers und wolsfes. Und wann werben die erst blhen? Schon manbte er sich mimutig dem Hause zu, ba enibedte er in einer hohlen (Eiche einen mchtigen Bienenschwarm. wie jauchzte ba der Gynefe! Und im Geiste sieht er sich bereits bei der Herstellung des schnsten Mets. Diese Gebanfen beschftigen ihn so, ba er es gar nicht gewahr wirb, wie Zir und Zora von rechts her seinen weg freuzten. (Erst der laute Ruf Zoras: He, Gynefe, alter Trumer, haben bir beine Bienen schon wieber mal den Kopf verbreht?" brachte ihn etwas zur Besinnung. Doch warf er nur einen flchtigen Blick auf die Beute der beiben Jger, auf das Reh und das Wilbschwein. Als die brei Männer aber im Dorfe anlangten und der Gynefe den 3esfer und wolsfe sah, rief er: Linben mt ihr pflanzen, nichts als Linben, bamit ihr spter Met trinken fnnt!" Kaum hatten sich Zir und Zora ihrer Last entlebigt, als von der Fluseite her der schlaue Smof heranfeuchte. Schon

4. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 32

1912 - Rostock i. M. : Boldt
32 ringe, gaben dem Toten ein Messer in die Hand und warfen das Grab zu. Mit lautem Aufschrei warf sich die Slava auf das Grab und blieb eine Zeitlang so liegen. Dann begab sie sich nach ihrer nunmehr so den Wohnung, ergriff einen Strick und erdrosselte sich. Sie fand ihre Ruhesttte neben ihrem Manne. Eine Spindel legte man zu ihr in die Grube; und mit dem Schlfenringe schmckte man ihr das Haupt. Wenn aber die Freunde und Bekannten die Grber besuchten, streuten sie ein paar Getreidekrner auf das Grab Dobeks und ein wenig Leinsamen auf die Gruft Slavas. (Es dauerte lange, ehe Gul und Air den herben Schmerz in etwas verwinden konnten. Doch wurde ihr Krimmer allmhlich dadurch gemildert, da Hohles Familie erblhte. Gerne kehrten Zir und Zora, wenn sie durch Grabow kamen, bei ihr ein und wurden freundlich aufgenommen. Da auch sonst nicht selten Ziritzer und Prislaer bei Hohle einsahen, vergrerte er sein Haus durch ein besonderes Fremdenzimmer, in dem stets Speise und Trank bereit standen. Als einst seine Gastfreundschaft zu stark in Anspruch genommen wurde, machte er sich des Nachts heimlich auf, stahl bei den Nachbarn ein Schaf, schlachtete es und setzte es am nchsten Tage seinem Besuch vor. 4. Die wendtfcben Ziritzer im Verkehr mit der wetten stielt. Nur paar Khe und Schafe waren es, welche die Aus-Wanderer sich aus prisla mitgebracht hatten. Doch bald mehrte sich die Zahl der Haustiere; und als gar Zir und Zora von ihren Streifereien in die Umgegend zwei Pferde, welche sie raubten, heimfhrten, war der Jubel groß. Konnte man nun doch noch besser Raubzge unternehmen und sich so einem Hauptvergngen hingeben. Als einst wiederum Zir und Zora auf einem Zuge, auf dem sie der schlanke Rantze und der leichtfige Tesse begleiteten, begriffen waren und bis zur Einmndung ihres Flusses in die (Elbe kamen, sahen sie wohl mehr als zehn Boote, in denen sich zahlreiche Hndler befanden. (Einer von diesen rief: Nur heran, ihr Wenden! Zdir haben, was euer Herz nur wnschen mag. lvas? Ihr sitzt so auf dem bloen Rcken eures Pferdes? Hier haben mir einen prachtvollen Sattel, und auch mit einem ordentlichen Zaum knnen wir aufwarten. Und was mir fr eure Frauen noch fr Schtze im Boote haben, ihr merket staunen!" Und damit hielt der Redner zmei Ringe aus Silber-draht und ein zerhacktes Ohrgehnge in die Hhe.

5. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 37

1912 - Rostock i. M. : Boldt
37 Gro mar nun zmar die Freude in Ziritz beim Herannahen der Beute. Aber so ganz geheuer mar es den Rubern denn doch nicht. Manche gaben der Meinung Ausdruck, da die Deutschen mohl bald einen Gegenzug unternehmen mrden. Die merden uns noch schn das Leder klopfen!" sagte Smok zu Zir. Dann merden mir uns unserer Haut mehren!" entgegnete der Fhrer. Damit man nun nicht berrumpelt merde, schickte Zir tagtglich den Rantze und Tesse meit auf Kundschaft aus. Lines Tages kam Rantze auf schumendem Rosse herangesprengt und brllte: Die Feinde kommen! Die Feinde kommen!" Gemi mehr als dreihundert", sagte Tesse, der ebenfalls heranstrmte. Dann ist aller Widerstand vergebens", erklrte bedrckt der Dorflteste, herunter vom Ro, ihr Unglcksboten!" Rantze und Tesse gehorchten. Sofort schnitt Zir den beiden Mnnern das oberste Haupthaar ab, raffte dies zusammen, tat etmas Gras dazu und sagte: Setzt euch sofort mieder auf eure Pferde, reitet dem Feind entgegen, gebt ihm Haar und Gras und bittet so um Frieden." Das geschah. Doch rckten die Sachsen vor Ziritz, gemhrten zmar Frieden, forderten aber alles Geraubte zurck und ver-langten auch noch die smtlichen Pferde und Khe der Ruber. Erst als alle Forderungen durch die Jiritzer, Grabomer und prislaer bemilligt maren, verschmanden die Feinde. 6. Wlle man zu Grabow eine Burg baute und den Cempel erneuerte. Ingrimmig schauten die Ziritzer den davonziehenden Sachsen nach. Smok ballte die Hnde und rief, die Fuste drohend erhoben, hinter ihnen her: verdammte Christen-Hunde! Warum haben mir uns nicht gemehrt? Das schne Vieh!" Hier hilft kein Klagen", entgegnete Zir, hier mu gehandelt merden. Htten mir eine feste Stelle gehabt, mohin mir unsere Frauen und Kinder, Pferde und Khe htten flchten knnen, so mre eine solche Schande nicht der uns gekommen. Was mir zu tun haben, ist klar: Wir mssen uns eine starke Burg schaffen. Und dafr gibt es keinen anderen Ort als Grabom. )st die Festung fertig, so ziehen mir mit aller Habe dorthin, sobald die Feinde nahen. Rantze und Tesse mssen sofort zu den Grabomern, prislaertt und den sonstigen Bekannten und ihnen meinen plan unterbreiten." Sehr gut ist dein Vorschlag, Zir", sprach Zora, macht euch ungesumt auf den Weg, ihr Boten!" Der Vorschlag der Ziritzer murde berall mit Beifall aufgenommen; und man kam berein, da sich nach drei Tagen alle arbeitsfhigen Männer der Gegend mit Spaten und xten in Grabom einfinden sollten.

6. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 40

1912 - Rostock i. M. : Boldt
40 Seiten auf Grabow los. Wer Korn ober Hhner ober Schuhe Zu verkaufen hatte, nahm es mit in der Hoffnung, die Sachen tn der Burg an den Mann zu bringen. Heute sah man nur frhliche Gesichter. Mit Entzcken betrachtete man das viele Vieh, das man den Sachsen ab* genommen hatte. Fnf der besten Khe fhrten Zir und Zora zum priefter Schabbel und bestimmten sie zum Opfer. Leiber tvar der Burgwart Hohle mit dem Bau des Langhauses nicht fertig geworben, aber das sollte die Freube nicht minbern. Edar es boch das herrlichste Wetter, wie geschaffen, auch unter freiem Himmel ein schnes Fest zu feiern. Schabbel und seine Gehlfen hatten alle Hnbe voll Zu tun. Die Gpferkessel muten gesubert und die Opfer-besser gewetzt werben. Die Metkrge, die von den Wenben in scheuer Ehrfurcht durch den heiligen Hain getragen wrben^ wollten boch auch den Opferern abgenommen werben. ilnterbes ging es auf dem groen Burgplatze munter Zu Der bnne Schufter aus prisla hatte aus Rinbshaut zwlf Schuhe angefertigt, sie in Reih' und Glieb vor sich hinge-stellt und rief: Kauft! Kauft! Feinste Schuh' aus Sachjenleber!" Dort erblickte ein Hanbier, der mit kleinen Hten Geschfte machte, den Hantze und schrie: He, Hantze, beine Kopf-bebeceung haben die Sachsen aber arg traktiert, sieh' hier, was Besseres!" Er hielt einen neuen, schnen Hut hoch. Urtb richtig, der Hantze lie sich bereben. Hier ftanb Dowfe mit zwei Holzgestellen, in benen er im ganzen zwlf Hhner untergebracht hatte. Eben ergriff er einen strammen Hahn und rief: (Echte Sachsenrasse? Unter Brbern ein Leintchel ober ein Zehntel Pfennig wert! wer hat Lust?" Dort schrie ein behbiger Prislaer, der bei feinen Gerstenscken ftanb, einen Hnbler mit den Worten an: Deinem Gaul kann man ja die Hippen im Leibe zhlen. Gerste gefllig?" Kann ich gebrauchen", entgegnete der Angerebete, mchte soviel haben, ba es fr eine Woche reicht." Der Prislaer schleppte das Gewnschte heran und warf es mit einem Huck auf den Karren des Hnblers, ba es krachte. Dieser langte einen Pfennig, bessen Hand aufgebogen und bessen Aufschrift recht unleserlich war, aus der Tasche, schnitt die Mnze in vier Teile und berreichte dem Verkufer einen Viertelpfennig. Dann rief er mit heller Stimme der den platz: Hier ein Messer fr die Hausfrau, und hier ein Hing fr eine hbsche Braut!" Das zog. Schnell war er von Kauflustigen umgeben. Allmhlich nahte der Zeitpunkt fr den Beginn des Festes. Immer mehr Leute traten in den heiligen Hain; und immer mehr leerte sich der Marktplatz. Damit man aber nicht bei der feierlichen Hanblung gestrt werbe, hatte der Burgwart nach allen Seiten Wachen ausgestellt.

7. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 58

1912 - Rostock i. M. : Boldt
58 unfahrbar erwiesen, lie man den grten Teil der Habe im Stich und versah sich nur mit dem Ntigsten. Mhsam bewegte sich der Zug vorwrts. Nur einige Auserwhlte besaen noch Pferde, die brigen keuchten zu Fu weiter. Oft hemmte ein reiender Gebirgsbach die vor-dringenden, oft sandten die Serben aus tiefstem verstecke giftige Pfeile auf die pilger. Der Lwe mute seine ganze (Energie aufbieten, um mit femer Schar, in der sich die Krankheiten mehrten, durch die gefhrlichen Gegenden zu kommen. Doch endlich, nachdem man viele wackere Männer ein-gebt hatte, erreichte man Konstantinopel. Der Kaiser empfing die Fremden aufs freundlichste, freute sich, den Lwen rennen zu lernen, lie lange Tafeln zur Bewirtung seiner ste Herrichten, stellte Schiffe fr die weiterfahrt zur Der-fgung und versah die Fahrzeuge aufs reichlichste mit Lebensmitteln. Unter kundiger Fhrung durchschifften die Nordlnder das Agische Meer und landeten vor Akko. Mancher mochte es kaum wagen, den Boden des Heiligen Landes zu betreten. Aber die Ungeduld, die geweihten Sttten zu sehen, besiegte alle Scheu. Unaufhaltsam drngte alles nach Jerusalem. Als man die letzte Hhe vor der Stadt erreicht hatte und den heiligen Ort vor sich liegen sah, fiel jeder voll Andacht auf die Kniee; und pribislav rief: O, woislava, knntest du doch hier fein!" Viele Gebete wurden von den pilgern zum Thron des Hchsten emporgesandt. Tglich besuchte man die Grabes-kirche, fr welche der Lwe drei ewige Lampen stiftete. Auch in Gethsemane weilte man lange und gedachte der bitteren Leiden, welche der Heiland erduldete. Nachdem die Wallfahrer auch noch in Bethlehem und Nazareth ihre Andacht verrichtet hatten, begaben sie sich zu Lande auf den Heimweg. Leider schmolz ihre Zahl immer mehr zusammen. In Tyrus starb der getreue Seelsorger und Trster, der Bischof von Lbeck. Noch manchem tapfern Ritter mute man unterwegs die Augen im Tode zudrcken, ehe man wieder den Fu auf den heimatlichen Boden setzen konnte. Mit tiefer Trauer betrat pribislar feine Burg Mecklenburg. Denn schon auf feiner Rckreise hatte er erfahren, da fein geliebtes Weib gestorben fei. (r ging auf den wall nach der Stelle, wo er zum letzten Male mit der teuren Gattin gestanden hatte, wieder schaute er bers Moor, seine Gesichtszge waren vom Schmerz entstellt; und voller Kummer rief er

8. Theil 4 - S. 112

1880 - Stuttgart : Heitz
112 Neueste Geschichte. 1. Periode. mit erblichen Mitgliedern und eine Deputirtenkammer errichtet und ihnen das Recht der Steuerbewilligung gegeben wurde. Aber die neue Regierung versäumte es, den Geist der Nation, welcher der napoleonischen Herrschaft noch in vieler Beziehung zugeneigt war, zu schonen. Mit großer Uebereilung drängten die Freunde der zurückgekehrten Königsfamilie alle bisherigen Anhänger des vertriebenen Kaisers zurück, besonders aber verletzten sie die Armee und das Volk durch geringschätzige Behandlung der Soldaten, zumal der Garden des Kaiserreichs, und als die zahlreichen Kriegsgefangenen, welche nach dem Friedensschluß aus der fremden Haft entlassen waren, nach Frankreich zurückkehrten, fanden sie in der Mißstimmung des Volks bereits einen günstigen Boden, um ihre Vorliebe für den verbannten Bonaparte wieder zu verbreiten. Diese Stimmung der Gemüther in Frankreich blieb dem auf Elba gefangen gehaltenen, aber nicht streng bewachten Helden nicht unbekannt; viele seiner früheren treuen Diener, besonders der Polizeiminister Fouche, der Marschall Davoust, der Kriegsminister Carnot n. a. ermunterten ihn zu einem neuen kühnen Streich, und da er gleichzeitig erfuhr, daß die Fürsten und Staatsmänner in Wien über die Ländervertheilnng gerade in heftigem Zwiespalt waren, so hielt er den Augenblick für günstig zu einem neuen Versuch, die verlorene Herrschaft wieder zu erlangen. Am 26. Februar 1815 verließ Napoleon Elba mit etwa 1100 alten Soldaten; glücklich entging er den im Mittelmeer kreuzenden Schiffen der Engländer und Franzosen und stieg am 1. März bei Cannes in der Provence ans Land. Bald zeigte es sich, daß er in Bezug auf die Stimmung der Franzosen nicht falsch gerechnet hatte; denn überall im Süden wurde er mit Begeisterung aufgenommen, von Schritt zu Schritt wuchs die Anzahl seiner Getreuen. Mit seiner alten Zuversicht rief er aus: „Mein Adler wird von einem Kirch-thurm zum andern durch Frankreich vor mir herfliegen, bis er sich auf dem Thurme von Notre-Dame in Paris niederlassen wird." Vergeblich sandte Ludwig Xviii. die Generale gegen ihn aus, welche er für die treuesten hielt; kaum befanden sie sich im Angesicht ihres alten, ruhmgekrönten-Kriegsherrn, allste unwiderstehlich zu ihm hinübergezogen wurden, wie auch alle Truppen und Befehlshaber auf dem ganzen Wege von Cannes bis Paris • eben so zu ihm übergingen. In 20 Tagen legte der todtgeglaubte Löwe den Triumphmarsch zurück, und nachdem Ludwig Xviii. von allen, die ihm so eben Treue geschworen, verlassen, nach Gent in

9. Theil 2 - S. 96

1880 - Stuttgart : Heitz
96 Mittlere Geschichte. 2. Periode. England. zu kämpfen, da immer neue Schaaren wie aus dem Meere aufstiegen. Vergebens rief Alsred seine Unterthanen zu einem neuen Kampfe auf. Manche flohen in die Berge, Andere über die See, und die Uebrigeu unterwarfen sich den Siegern. Alfred, von Allen verlassen, von den Dänen ausgesucht, entließ seine Hofleute und flüchtete sich in Bauernkleidern. Er trat als Knecht in die Dienste eines seiner Rinderhirten, eines treuen Menschen, der nicht einmal seiner Frau den hohen Stand seines Gastes verrieth. Als er nun hier bemerkte, daß die Dänen nicht mehr so eifrig Ihn aufsuchten, begab er sich nach einem Versteck in Somersetshire (im südlichen England am Kanal von Bristol). Hier war eine von kleinen Flüssen, Morästen und Buschwerk umgebene Gegend, die Insel Athelney. Diese befestigte er; und dazu war hier Alles so unwegsam, daß Niemand ahnte, daß sich hier Menschen aufhielten. Von hier aus griff er mit einem gesammelten Haufen ' Sachsen öfters die Dänen an, die daraus wohl sahen, daß er noch da sei, aber nicht erfahren konnten, wo er sich aufhalle. Endlich hörte er, daß ein sächsischer Graf den Dänen eine Niederlage beigebracht und ihnen ihre Zauberfahne weggenommen habe, auf welcher von drei Schwestern unter Zaubersprüchen ein Rabe gestickt war und die durch ihr Wehen Kriegsglück und Unglück verkündigte. Nun wollte auch er offen hervortreten, vorher aber ))as Lager der Feinde erspähen. Als Harfenspieler verkleidet begab er sich dahin, er spielte ihnen vor und erwarb durch heitere Scherze ihr Vertrauen so, daß sie ihn überall frei umhergehen ließen, ja daß sogar einer ihrer Prinzen ihn mehrere Tage in seinem Zelte behielt. Da er ihre große Sicherheit bemerkte, war schnell sein Plan gemacht. Er verschwand aus dem dänischen Lager und schickte heimlich Boten zu den Angesehensten der Sachsen: daß sie sich an einem bestimmten Tage in einem dazu ihnen angewiesenen Walde einfinden möchten. Da sie längst die Tyrannei der Dänen unerträglich gefunden hatten, so kamen sie und empfingen den geliebten König freudig in ihrer Mitte. Sie versprachen ihm Treue und Gehorsam. Er benutzte ihre Begeisterung und führte sie sogleich gegen die Dänen. Diese waren überrascht von der Erscheinung der Sachsen, die sie ganz muthlos geglaubt hatten, und über das Wiederauftreten Alfreds. Sie erlitten bei Eddington unweit Bristol eine vollständige Niederlage, flüchteten sich in eine Festung und mußten sich hier an Alfred ergeben. Dieser war so großmüthig, sie im Lande zu behalten; er wies sie nach dem Norden Englands (Ostangeln und

10. Theil 2 - S. 95

1880 - Stuttgart : Heitz
Alfred von England. 95 62. Alfred von England (871—901) und Wilhelm der Eroberer (1066). Von England ist am Schluffe der alten Geschichte erzählt worden, daß 449 ein Schwarm Angelsachsen unter Hengift und Horsa auf Bitten der Briten aus Deutschland herübergekommen sei und ihnen zwar gegen deren Feinde, die Pikten und Skoten, beigestanden, sich aber dann in England festgesetzt und die Briten unterworfen habe. Es waren immer neue Schwärme nachgekommen und die Häuptlinge derselben errichteten sieben Königreiche in England, die sogenannte Heptarchie (Siebenherrschaft). Es war dies eine unglückliche Zeit; denn die unterdrückten Briten machten unaufhörliche Versuche, das ihnen aufgelegte Joch der Angelsachsen wieder abzuwerfen, und erst nach und nach fanden- sie sich in ihr Schicksal oder zogen sich in die Berge von Wales oder Cornwall zurück. Endlich vereinigte ein König von Wefsex (in Süd-England), Egbert, alle sieben Reiche (827) und machte also der Heptarchie ein Ende. Er war als Prinz, um sich vor den Verfolgungen seiner eigenen Verwandten zu retten, nach Frankreich geflohen und hatte am Hofe Karls des Großen seine Ausbildung erhalten. Mit Kenntnissen und Erfahrungen bereichert, kam er zurück, und mit ihm begann für England eine ruhigere Zeit. Doch wurde die Ruhe manchmal durch die Landung der Dänen oder Normänner, kühner Seeräuber, die von Dänemark und Norwegen aus das Meer durchschifften, gestört. Sie raubten Menschen und Güter, und schifften dann reich beladen nach Hause. Noch großem Ruhm als Egbert erlangte sein Enkel, Alfred, den man auch wohl den Großen genannt, und der von 871 bis 901 über England regierte. Als Knabe hatte er nichts gelernt, weil ihn sein schwacher Vater (Ethelwolf) verzärtelte; aber seine Mutier Judith, eine Tochter Karls des Kahlen, lehrte ihm die altsächsischen Lieder. Diese machten auf sein Gemüth einen wunderbaren Eindruck und entwickelten in ihm die Begeisterung für alles Edle und Große, die er hernach als König überall zeigte. Kaum hatte er den Thron bestiegen, so landeten neue Haufen von Dänen, die damals die Küsten nicht nur Englands, sondern auch Frankreichs und Deutschlands zu verwüsten pflegten. Nach mehrern vergeblichen Kämpfen verloren die Angelsachsen den Muth, ferner
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