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1. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 64

1908 - Altenburg : Bonde
64 abmarkten. Wer einmal gestohlen hat, der kann sein Leben lang nimmer mit Wahrheit und mit frohem Herzen sagen: „Gottlob! Ich habe mich nie an fremdem Gute vergriffen." Und wenn der Dieb erhascht und gehenkt wird, alsdann ist einmal nicht keinmal. Aber das ist noch nicht alles, sondern man kann meistens mit Wahrheit sagen: „Einmal ist zehnmal und hundert- und tausendmal." Denn wer das Böse ein- mal angefangen hat, der setzt es gemeiniglich auch fort. Wer A gesagt hat, der sagt auch gern B; und alsdann tritt zuletzt ein anderes Sprich- wort ein, daß der Krug so lange zum Brunnen geht, bis er bricht. Hebel. 69. Sprüche und Sprichwörter. Sparbüchslein. 1. Teuer ist die War, 2. Lang ist auch das Jahr und das Geld ist rar: gross der Tage Schar: Spar! Spar! 3. Spar für die Gefahr, für die grauen Haar spar! Grüll. Ein frohes Herz, gesundes Blut ist besser als viel Geld und Gut. Unrecht Gut gedeihet nicht. Ehrlich währt am längsten. Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu. • Der Klügste gibt nach. Friede ernährt, Unfriede verzehrt. Vergleichen und vertragen ist besser als zanken und klagen. Bös Gewissen, böser Gast: keine Ruhe, keine Rast. Tue nichts Böses, so widerfährt dir nichts Böses. Besser Unrecht leiden als Unrecht tun. Freunde in der Not, Freunde im Tod, Freunde hinterm Rücken, das sind drei starke Brücken. Sich selbst bekämpfen ist der schwerste Krieg, sich selbst besiegen ist der schönste Sieg.

2. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 132

1908 - Altenburg : Bonde
132 8. Und wenn die alten Raben noch fliegen immerdar, so muss ich auch noch schlafen verzaubert hundert Jahr.“ Rückert. 106» Aus den Zeiten der Hansa. Im Jahre 1391, derweilen die Schiffe von Rostock und Wismar nach Stockholm in der See waren (um den Dänenkönig Albrecht aus der Gefangenschaft zu befreien), ließen die von Rostock und Wismar ausrufen, daß, fo jemand auf eigene Beute und Kosten gegen die Reiche Dänemark und Norwegen abenteuern, rauben, brennen und nehmen wolle, der solle sich in den Städten Rostock und Wismar melden; da wolle man ihnen Kaperbriefe geben, dazu auch gestatten, daß sie frei aus- und einlaufen und den Raub verkaufen dürfen. Es läßt sich nicht beschreiben, was des losen und bösen Volkes aus allen Ländern von Bauern und Bürgern, von Amtsknechten und allerlei losem Volke da zusammenlief; denn alle, die nicht arbeiten wollten, ließen sich bedünken, sie wollten von den armen dänischen und norwegischen Bauern reich werden. Dies ließ sich im Anfang wohl ansehen als ein großes ge- winnreiches Ding, wodurch den Feinden großer Abbruch getan wurde; aber Gott helfe, wenn man dem losen Haufen die Hand losläßt, so kann man ihn doch mit aller Macht kaum verhindern und wehren, daß er Böses tut, auch wenn man ihn mit großer Not zu Hilfe rief. Diese Gesellen, die sich so versammelten, nannten sich Vitalienbrüder (oder Likendeeler — Gleichteiler, weil sie auf gleiche Teilung raubten). Als sie aber zur See kamen, vergaßen sie bald ihren Auftrag und be- handelten alle als Feinde, die ihnen auf der See in die Hände fielen. Im Jahre 1395, als der König von Dänemark und sein Sohn aus dem Gefängnisse gelöst waren, freute sich jedermann in Deutsch- land und auch in den drei Reichen Däneinark, Schweden und Norwegen, und jeder hoffte, gute Zeit und Nahrung wieder zu bekommen. Allein das heillose Volk der Vitalienbrüder wurde betrübt, daß ihr Mutwillen und ihre schändliche Räuberei ein Ende nehmen sollten. Als sie daher bemerkten, daß durch viel Fleiß und Arbeit der Herren aus den Städten die Sache dahin gebracht wäre, daß der König los werden würde, ge- dachten sie noch eine Untat anzurichten, ehe es zur Lösung käme, und fuhren nach Bergen in Norwegen. Dort taten sie große Untat und Schaden, sie raubten den Kaufleuten, den Bürgern und auch den Nor- wegern alles, was sie an Silber, Gold, Kleinodien, Kleidern, Hausrat bekommen konnten und was der Kaufmann an Fischen aufgespeichert

3. Für Oberklassen - S. 257

1893 - Altenburg : Bonde
257 war der vierte Teil eines Jahrhunderts nach jenem Tage verflossen, so beugten sich schon viele der Ungarn vor dem Kreuze, und ehe das zehnte Jahrhundert zu Ende ging, erkannten die Fürsten des Volkes, daß kein anderes Heil wäre zum Bestehen und Gedeihen desselben, als die christ- liche Religion, die allgemeine Kirche und die Einrichtungen des deutschen Lebens für den Frieden und für den Krieg. So große Folgen hatte der große Tag vom Lechfelde. 222. Die Eroberung Jerusalems. Im Jahre 1094 erschien in Italien und Frankreich ein Mann in bloßem Haupte, barfüßig, auf einem Esel reitend. Er nannte sich Peter und war von Amiens in Frankreich. Ein langes Pilgergewand, von einem Stricke zusammengehalten, umwallte den hagern Leib. Die diirren Hände hielten ein Kruzifix. Weit standen seine großen, schwarzen Augen auf ihren Höhlen hervor und glühten in unheimlichem Feuer. Wenn er in eine Stadt oder in ein Dorf zog, lief alt und jung zusammen, um den wundersamen Mann zu sehen und um den Worten zu lauschen, die wie ein Strom aus seinem Munde flössen. Er kam aus dem heiligen Lande. Mit grellen Farben malte er die Not, welche die christlichen Pilger dort von den Ungläubigen zu ertragen hatten. Es sei der Christen Pflicht, sprach er, in den heiligen Kampf zu ziehen, Vaterland, Freunde und Verwandte zu verlassen und das Grab, darin der Herr gelegen, denen zu entreißen, die den Namen des Sohnes Gottes höhneten. Gewaltig waren die Wirkungen solcher begeisterten Rede. Der Papst hielt zwei große Kirchenversammlungen ab, auf denen er die Christen anfeuerte, in den heiligen Kamps zu ziehen. „Gott will es! Gott will es!" riefen tausende und aber tausende. Fürsten, Ritter, freie' Männer und Knechte hefteten sich ein rotes Kreuz auf die Schulter zum Zeichen, daß sie zum Zuge ins heilige Land bereit seien. Von allen Seiten sammelten sich die Kreuzfahrer, während die Fürsten ernst- lich rüsteten. Schon im Frühling des Jahres 1096 brachen zwei ungeduldige Haufen, meist zusammengelaufenes Gesindel, nach Palästina auf; aber Hunger, Seuchen und das Schwert der Türken rieben sie auf, ehe sie das heilige Land erreichten. — Im Herbste nach der Ernte machte sich der Hauptzug, ein wohlgeordnetes, gut ausgerüstetes Heer, unter Führung Gottfrieds von Bouillon, auf den Weg. Über 100 000 gepanzerte Reiter und 200 000 streitbare Männer hatten sich zusammengefunden. Zweimal wurden die Türken geschlagen. Antiochia wurde nach monate- langer Belagerung mit Sturm genommen. Nach drei Jahren unermeß- licher Mühseligkeiten, welche Hunger, Hitze und Verrat der Griechen her- beigeführt hatten, erreichten die Kreuzfahrer Jerusalem. Nur 20 000 streitbare Männer begrüßten die Stadt, aber alle Mühsale waren ver- gessen. Namenlose Wonne ergriff sie; sie weinten vor Freude und küßten den Erdboden und wären gern gleich eingezogen. Aber die Stadt war befestigt und von 60 000 Muhamedanern besetzt. Man schickte sich zum Sturme an, aber die Türken schlugen ihn ab. Wochenlang wurde die Stadt belagert. Brennender Durst quälte die Belagerer, da weit und Hi. 17

4. Für Oberklassen - S. 315

1893 - Altenburg : Bonde
315 5. Und die Trompete schmettert — Fest hält sie seine Hand — Und wie ein Donner wettert Viktoria in das Land. 6. Viktoria — so klang es Viktoria — überall, Viktoria — so drang es Hervor mit Donnerschall. 253. Auf Blüchers 1. Nehmt euch in acht vor den Bächen, Die da von Tieren sprechen, Jetzt und hernach! Dort bei Roßbach, dort bei Roß- bach! Dort von eueren Rossen Hat man euch einst geschossen, Ist das Blut geflossen In rechtem Bach. 254. Lützows wilde Jagd. Was glänzt dort vom Walde im Sonnenschein? Hör's näher und näher brausen. Es zieht sich herunter in düstern Reih'n, Und gellende Hörner schallen darein Und erfüllen die Seele mit Grausen. Und wenn ihr die schwarzen Gesellen fragt: Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd. Was zieht dort rasch durch den finstern Wald Und streift von Bergen zu Bergen? Es legt sich in nächtlichen Hinterhalt; Das Hurra jauchzt, die Büchse knallt, Es fallen die fränkischen Schergen. Und wenn ihr die schwarzen Jäger fragt: Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd. Wo die Reben dort glühen, dort braust der Rhein, Der Wütrich geborgen sich meinte; Da naht es schnell mit Gewitterschein Und wirft sich mit rüst'gen Armen hinein Und springt ans Ufer der Feinde. Und wenn ihr die schwarzen Schwimmer fragt: Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd. Was braust dort im Thale die laute Schlacht? Was schlagen die Schwerter zusammen? Wildherzige Reiter schlagen die Schlacht, Und der Funke der Freiheit ist glühend erwacht Und lodert in blutigen Flammen. Und wenn ihr die schwarzen Reiter fragt: Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd. Wer scheidet dort röchelnd vom Sonnenlicht, Unter winselnde Feinde gebettet? Es zuckt der Tod auf dem Angesicht, 7. Doch als es ausgeklungen, Die Trompete setzt er ab; Das Herz ist ihm zersprungen^ Vom Roß stürzt er herab. 8. Um ihn herum ihm Kreise Hielt's ganze Regiment, Der Feldmarschall sprach leise: „Das heißt ein selig End'!" Sieg an der Katzbach. 2. Nehmt euch in acht vor den Bächen^ Die da von Tieren sprechen, Jetzt und hernach! An der Katzbach, an der Katzbach! Da haben wir den Katzen Abgehauen die Tatzen, Daß sie nicht mehr kratzen! Kein Hieb ging flach.

5. Für Oberklassen - S. 316

1893 - Altenburg : Bonde
316 Doch die wackern Herzen erzittern nicht, Das Vaterland ist ja gerettet. Und wenn ihr die schwarzen Gefall'nen fragt: Das war Lützows wilde, verwegene Jagd. Die wilde Jagd und die deutsche Jagd Auf Henkersblut und Tyrannen! Drum, die ihr uns liebt, nicht geweint und geklagt! Das Land ist ja frei, und der Morgen tagt, Wenn wir's auch nur sterbend gewannen. Und von Enkeln zu Enkeln sei's nachgesagt: Das war Lützows wilde, verwegene Jagd. 255. Körner an seinen Vater. Liebster Vater! Ich schreibe Dir diesmal in einer Angelegenheit, die, wie ich das feste Vertrauen zu Dir habe, Dich weder befremden, noch er- schrecken wird. Neulich schon gab ich Dir einen Wink über mein Vorhaben, das jetzt zur Reife gediehen ist. — Deutschland steht aus: der preußische Adler erweckt in allen treuen Herzen durch seine kühnen Flügelschläge die große Hoffnung einer deutschen, wenigstens norddeutschen Freiheit. Meine Kunst seufzt nach ihrem Vaterlande, — laß mich ihr würdiger Jünger sein! — Ja, liebster Vater, ich will Soldat werden, will das hier ge- wonnene glückliche und sorgenfreie Leben mit Freuden hinwerfen, um, sei's auch mit meinem Blute, mir ein Vaterland zu erkämpfen. — Nenn's nicht Übermut, Leichtsinn, Wildheit! — Vor zwei Jahren hätte ich es so nennen lassen, jetzt, da ich weiß, welche Seligkeit in diesem Leben reifen kann, jetzt, da alle Sterne meines Glücks in schöner Milde auf mich nieder- leuchten, jetzt ist es, bei Gott! ein würdiges Gefühl, das mich treibt, jetzt ist es die mächtige Überzeugung, daß kein Opfer zu groß sei für das höchste, menschliche Gut, für seines Volkes Freiheit. Vielleicht sagt Dein bestochenes, väterliches Herz: Theodor ist zu größeren Zwecken da, er hätte auf einem andern Felde Wichtigeres und Bedeutendes leisten können, er ist der Menschheit noch ein großes Pfund zu berechnen schuldig. Aber, Vater, meine Meinung ist die: Zum Opfertode für die Freiheit und für die Ehre seiner Nation ist keiner zu gut, wohl aber sind viele zu schlecht dazu! Hat mir Gott wirklich etwas mehr als gewöhnlichen Geist ein- gehaucht, der unter Deiner Pflege denken lernte, wo ist der Augenblick, wo ich ihn mehr geltend machen kann? — Eine große Zeit will große Herzen, und fühl' ich die Kraft in mir, eine Klippe sein zu können in dieser Völkerbrandung; ich muß hinaus und dem Wogensturme die mutige Brust entgegendrücken. Soll ich in feiger Begeisterung meinen siegenden Brüdern meinen Jubel nachleiern? — Soll ich Komödien schreiben auf dem Spotttheater, wenn ich den Mut und die Kraft mir zutraue, auf dem Theater des Ernstes mitzusprechen? — Ich weiß, Du wirst manche Unruhe erleiden müssen, die Mutter wird weinen! Gott tröste sie! Ich kann's Euch nicht ersparen. Des Glückes Schoßkind rühmt' ich mich bis jetzt, es wird mich jetzo nicht verlassen. — Daß ich mein Leben wage, das gilt nicht viel; daß aber dies Leben mit allen Blütenkränzen der Liebe, der Freundschaft, der Freude geschmückt ist, und daß ich es doch wage; daß ich die süße Empfindung hinwerfe, die mir in der Überzeugung lebte, Euch keine Unruhe,

6. Für Oberklassen - S. 255

1870 - Altenburg : Bonde
255 Was braust dort im Thale die laute Schlacht? Was schlagen die Schwerter zusammen? Wildherzige Reiter schlagen die Schlacht, Und der Funke der Freiheit ist glühend erwacht Und lodert in blutigen Flammen. Und wenn ihr die schwarzen Reiter fragt: Das ist Lützow's wilde verwegene Jagd. Wer scheidet dort röchelnd vom Sonnenlicht, Unter winselnde Feinde gebettet? Es zuckt der Tod aus dem Angesicht, Doch die wackern Herzen erzittern nicht, Das Vaterland ist ja gerettet. Und wenn ihr die schwarzen Gefallenen fragt: Das war Lützow's wilde verwegene Jagd. Die wilde Jagd und die deutsche Jagd Auf Henkersblut und Tyrannen! Drum die ihr uns liebt, nicht geweint und geklagt; Das Land ist ja frei, und der Morgen tagt, Wenn wir's auch nur sterbend gewannen! Und von Enkeln zu Enkeln sei's nachgesagt: Das war Lützow's wilde verwegene Jagd. 263. Die Schlacht hei Leipzig. 16.-19. Oktober 1813. Es ist Sonnabend den 16. Oktober 1813 um die Mittagszeit. In Leipzig heisst es, die Verbündeten seien vollständig geschlagen, ihrer 40,000 gefangen. Die französische Garde marschirt auf und ruft ihr Hoch auf den Kaiser; die Leibgrenadiere des Königs von Sachsen halten vor seiner Wohnung Parade ab; rauschende Ja- nitscharenmusik spielt, während draussen die Geschütze Tod und Verderben speien. Es ist gegen 4 Uhr. Da sprengt ein von Na- poleon an den König von Sachsen abgeschickter Bote in die Stadt mit einem wehenden weissen Tuche und unter dem beständigen Buse: Sieg! Sieg! Es schlägt von den Thürmen 4 Uhr, und gleich darauf läuten alle Glocken Leipzigs den Sieg ein. Napoleon hatte den Verbündeten alle Vortheile, welche sie im Laufe des Vormittags erstritten hatten, mit furchtbaren Schlägen wieder ent- rissen. Eben hatte sein linker Flügel den Kolmberg genommen, sein rechter war im Vorrücken begriffen, und mit 12,000 Beitern sollte auf die Mitte der Verbündeten ein Stoss ausgeführt werden, wie er noch nicht da gewesen war „Die Welt dreht sich noch

7. Für Mittelklassen - S. 213

1867 - Altenburg : Bonde
--- 213 -------- und hätte sie auch nur den Werth eines Pfennigs gehabt. Die Männer spielen um ihre Pferde und Rinder, und wenn diese verloren sind, um ihre Knechte und Mägde; sind diese hin, um ihre Kinder und ihr Weib, und zuletzt setzen sie selbst ihre eigene Person auf einen Wurf ihrer Hand. Siehe, jetzt wäre beinahe der Mann mit der Hörnermütze der Sklave seines Nachbars zur Linken geworden; ein Glück für ihn, daß der Wurf nicht galt, weil der Würfel an dem Fuße eines der Hörner, welche auf dem Tische stehen, zurückprallte. Diese sind Hörner des Wisent oder Wildstiers, sie werden als Trinkgefäße gebraucht. Ein Knecht, von den übrigen leicht durch die kurzen verschnittenen Haare zu unterscheiden, hat fast volle Arbeit, um die Trinkhörner mit einem aus Gerste und Hafer gebrauten und mit Eichenrinde gewürzten Biere wieder und immer wieder zu füllen. Das Spiel ist zu Ende, aber die Männer bleiben sitzen, um zu essen. Eine der Mägde trägt eine große thönerne Schüssel mit Hafer- mus auf, das Hauptgericht sind die Keulen eines ungeheuern Bären. Gestern haben ihn die Männer erlegt, nachdem sie über Berg und Thal seiner Fährte stundenlang nachgegangen waren. Eben jetzt ist der leckere Braten durch etliche Knechte zubereitet worben; an großen Holzspießen haben sie am hellen Feuer die großen Stücke hin und her gewendet, das herunter tröpfelnde Fett mit Birkenschale aufgefangen und mit demselben das Fleisch immer begossen, so daß es saftig und mürbe geworden ist. Als Teller dienen kleine Bretter, als Messer Feuersteine, welche zugespitzt und geschärft in einem Stücke Hirschgeweih stecken, als Gabeln die Finger, als Serviette die obere Seite der gewaltigen Hand. Die Männer ver- schlingen Portionen, mit denen unser einer auf ein paar Tage genug haben würde. Weil aber zu einem guten Bissen auch ein guter Trunk gehört, so machen die Wisenthörner fleißig die Runde. Sie sind mit Meth gefüllt, einem aus Honig und Wasser bereiteten Tranke, welcher dem besten Süßweine gleich kommt, wenn die Hausfrau ihn gut zu bereiten und zu pflegen verstanden hat. t Ein schwerer Kopf studirt nicht gern, und bei vollem Magen arbeitet es sich schlecht. Darum wissen jetzt die Männer nichts Besseres anzufangen, als sich in die Wolfs - oder" Bärenfelle zu wickeln und in der Ecke des Hauses die ganze Nacht und den halben Tag zu verschlafen. Bären findet man heutiges Tages nicht mehr in Deutschland, aber daß das Liegen auf der Bärenhaut eine gar bequeme Sache ist, wissen viele Deutsche auch heute noch. Noch hat der Wirth mit seinen Gästen sich nicht ganz aus dem Gähnen und Recken und Strecken der Glieder herausgefunden, als ein Mann hereintritt, in der einen Hand einen Stab, in der andern einen Pfeil. Es ist ein Bote, der Herzog schickt ihn und fordert die Männer auf, mit ihm in den Krieg zu ziehen. Ein wilder Jubelruf unterbricht seine Rede; denn nächst der Jagd war den alten Deutschen der Krieg die liebste Beschäftigung. 298. Die Hünengräber. Wenn jetzt einer unter uns gestorben ist, so tragen sie ihn hinaus und begraben ihn auf dem Gottesacker. Da liegt er neben vielen Anderen, und alle zusammen auf einem engen Raume. Der Gottesacker ist eine kleine Stadt, ein kleines Dorf, er hat seine Quartire, seine Gasten und Straßen,

8. Theil 4 - S. 112

1880 - Stuttgart : Heitz
112 Neueste Geschichte. 1. Periode. mit erblichen Mitgliedern und eine Deputirtenkammer errichtet und ihnen das Recht der Steuerbewilligung gegeben wurde. Aber die neue Regierung versäumte es, den Geist der Nation, welcher der napoleonischen Herrschaft noch in vieler Beziehung zugeneigt war, zu schonen. Mit großer Uebereilung drängten die Freunde der zurückgekehrten Königsfamilie alle bisherigen Anhänger des vertriebenen Kaisers zurück, besonders aber verletzten sie die Armee und das Volk durch geringschätzige Behandlung der Soldaten, zumal der Garden des Kaiserreichs, und als die zahlreichen Kriegsgefangenen, welche nach dem Friedensschluß aus der fremden Haft entlassen waren, nach Frankreich zurückkehrten, fanden sie in der Mißstimmung des Volks bereits einen günstigen Boden, um ihre Vorliebe für den verbannten Bonaparte wieder zu verbreiten. Diese Stimmung der Gemüther in Frankreich blieb dem auf Elba gefangen gehaltenen, aber nicht streng bewachten Helden nicht unbekannt; viele seiner früheren treuen Diener, besonders der Polizeiminister Fouche, der Marschall Davoust, der Kriegsminister Carnot n. a. ermunterten ihn zu einem neuen kühnen Streich, und da er gleichzeitig erfuhr, daß die Fürsten und Staatsmänner in Wien über die Ländervertheilnng gerade in heftigem Zwiespalt waren, so hielt er den Augenblick für günstig zu einem neuen Versuch, die verlorene Herrschaft wieder zu erlangen. Am 26. Februar 1815 verließ Napoleon Elba mit etwa 1100 alten Soldaten; glücklich entging er den im Mittelmeer kreuzenden Schiffen der Engländer und Franzosen und stieg am 1. März bei Cannes in der Provence ans Land. Bald zeigte es sich, daß er in Bezug auf die Stimmung der Franzosen nicht falsch gerechnet hatte; denn überall im Süden wurde er mit Begeisterung aufgenommen, von Schritt zu Schritt wuchs die Anzahl seiner Getreuen. Mit seiner alten Zuversicht rief er aus: „Mein Adler wird von einem Kirch-thurm zum andern durch Frankreich vor mir herfliegen, bis er sich auf dem Thurme von Notre-Dame in Paris niederlassen wird." Vergeblich sandte Ludwig Xviii. die Generale gegen ihn aus, welche er für die treuesten hielt; kaum befanden sie sich im Angesicht ihres alten, ruhmgekrönten-Kriegsherrn, allste unwiderstehlich zu ihm hinübergezogen wurden, wie auch alle Truppen und Befehlshaber auf dem ganzen Wege von Cannes bis Paris • eben so zu ihm übergingen. In 20 Tagen legte der todtgeglaubte Löwe den Triumphmarsch zurück, und nachdem Ludwig Xviii. von allen, die ihm so eben Treue geschworen, verlassen, nach Gent in

9. Theil 2 - S. 96

1880 - Stuttgart : Heitz
96 Mittlere Geschichte. 2. Periode. England. zu kämpfen, da immer neue Schaaren wie aus dem Meere aufstiegen. Vergebens rief Alsred seine Unterthanen zu einem neuen Kampfe auf. Manche flohen in die Berge, Andere über die See, und die Uebrigeu unterwarfen sich den Siegern. Alfred, von Allen verlassen, von den Dänen ausgesucht, entließ seine Hofleute und flüchtete sich in Bauernkleidern. Er trat als Knecht in die Dienste eines seiner Rinderhirten, eines treuen Menschen, der nicht einmal seiner Frau den hohen Stand seines Gastes verrieth. Als er nun hier bemerkte, daß die Dänen nicht mehr so eifrig Ihn aufsuchten, begab er sich nach einem Versteck in Somersetshire (im südlichen England am Kanal von Bristol). Hier war eine von kleinen Flüssen, Morästen und Buschwerk umgebene Gegend, die Insel Athelney. Diese befestigte er; und dazu war hier Alles so unwegsam, daß Niemand ahnte, daß sich hier Menschen aufhielten. Von hier aus griff er mit einem gesammelten Haufen ' Sachsen öfters die Dänen an, die daraus wohl sahen, daß er noch da sei, aber nicht erfahren konnten, wo er sich aufhalle. Endlich hörte er, daß ein sächsischer Graf den Dänen eine Niederlage beigebracht und ihnen ihre Zauberfahne weggenommen habe, auf welcher von drei Schwestern unter Zaubersprüchen ein Rabe gestickt war und die durch ihr Wehen Kriegsglück und Unglück verkündigte. Nun wollte auch er offen hervortreten, vorher aber ))as Lager der Feinde erspähen. Als Harfenspieler verkleidet begab er sich dahin, er spielte ihnen vor und erwarb durch heitere Scherze ihr Vertrauen so, daß sie ihn überall frei umhergehen ließen, ja daß sogar einer ihrer Prinzen ihn mehrere Tage in seinem Zelte behielt. Da er ihre große Sicherheit bemerkte, war schnell sein Plan gemacht. Er verschwand aus dem dänischen Lager und schickte heimlich Boten zu den Angesehensten der Sachsen: daß sie sich an einem bestimmten Tage in einem dazu ihnen angewiesenen Walde einfinden möchten. Da sie längst die Tyrannei der Dänen unerträglich gefunden hatten, so kamen sie und empfingen den geliebten König freudig in ihrer Mitte. Sie versprachen ihm Treue und Gehorsam. Er benutzte ihre Begeisterung und führte sie sogleich gegen die Dänen. Diese waren überrascht von der Erscheinung der Sachsen, die sie ganz muthlos geglaubt hatten, und über das Wiederauftreten Alfreds. Sie erlitten bei Eddington unweit Bristol eine vollständige Niederlage, flüchteten sich in eine Festung und mußten sich hier an Alfred ergeben. Dieser war so großmüthig, sie im Lande zu behalten; er wies sie nach dem Norden Englands (Ostangeln und

10. Theil 2 - S. 95

1880 - Stuttgart : Heitz
Alfred von England. 95 62. Alfred von England (871—901) und Wilhelm der Eroberer (1066). Von England ist am Schluffe der alten Geschichte erzählt worden, daß 449 ein Schwarm Angelsachsen unter Hengift und Horsa auf Bitten der Briten aus Deutschland herübergekommen sei und ihnen zwar gegen deren Feinde, die Pikten und Skoten, beigestanden, sich aber dann in England festgesetzt und die Briten unterworfen habe. Es waren immer neue Schwärme nachgekommen und die Häuptlinge derselben errichteten sieben Königreiche in England, die sogenannte Heptarchie (Siebenherrschaft). Es war dies eine unglückliche Zeit; denn die unterdrückten Briten machten unaufhörliche Versuche, das ihnen aufgelegte Joch der Angelsachsen wieder abzuwerfen, und erst nach und nach fanden- sie sich in ihr Schicksal oder zogen sich in die Berge von Wales oder Cornwall zurück. Endlich vereinigte ein König von Wefsex (in Süd-England), Egbert, alle sieben Reiche (827) und machte also der Heptarchie ein Ende. Er war als Prinz, um sich vor den Verfolgungen seiner eigenen Verwandten zu retten, nach Frankreich geflohen und hatte am Hofe Karls des Großen seine Ausbildung erhalten. Mit Kenntnissen und Erfahrungen bereichert, kam er zurück, und mit ihm begann für England eine ruhigere Zeit. Doch wurde die Ruhe manchmal durch die Landung der Dänen oder Normänner, kühner Seeräuber, die von Dänemark und Norwegen aus das Meer durchschifften, gestört. Sie raubten Menschen und Güter, und schifften dann reich beladen nach Hause. Noch großem Ruhm als Egbert erlangte sein Enkel, Alfred, den man auch wohl den Großen genannt, und der von 871 bis 901 über England regierte. Als Knabe hatte er nichts gelernt, weil ihn sein schwacher Vater (Ethelwolf) verzärtelte; aber seine Mutier Judith, eine Tochter Karls des Kahlen, lehrte ihm die altsächsischen Lieder. Diese machten auf sein Gemüth einen wunderbaren Eindruck und entwickelten in ihm die Begeisterung für alles Edle und Große, die er hernach als König überall zeigte. Kaum hatte er den Thron bestiegen, so landeten neue Haufen von Dänen, die damals die Küsten nicht nur Englands, sondern auch Frankreichs und Deutschlands zu verwüsten pflegten. Nach mehrern vergeblichen Kämpfen verloren die Angelsachsen den Muth, ferner
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