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1. Teil 2 - S. 91

1882 - Leipzig : Brandstetter
Bibel, Predigt und Kirchenlied im 15. Jahrhundert. 91 14. Bibel, predigt und Kirchenlied int 15. Jahrhundert. (Nach: Geffcken, Der Bilderkatechismus des 15. Jahrhunderts. Leipzig. 1855. @.1—16. Hoffmann von Fallersleben, Geschichte des deutscheu Kirchenliedes. Hannover. 1861. S. 150-198.) Das 15. Jahrhundert ist oft, aber mit Unrecht, gering geschätzt worden. Die unendliche geistige Arbeit dieses Jahrhunderts, auf die allein schon die wunderbare Entfaltung der Buchdruckerkunst hinweist, und ohne welche der geistige Umschwung des 16. Jahrhunderts unmöglich gewesen sein würde, blieb größtenteils unerkannt. Die Wiedererweckung der klassischen Studien von Italien aus, die Entwickelung der Universitäten, die Männer, die man Vorläufer der Reformation oder Reformatoren vor der Reformation genannt hat, waren es, worauf allein die Aufmerksamkeit sich richtete. Aber der Gesichtspunkt „Reformatoren vor der Reformation" ist nur ein einzelner, nicht allein berechtigter. Wir treffen im 15. Jahrhundert viele Männer an, denen die großen informatorischen Gedanken des 16. Jahrhunderts fern lageu, und die doch in ihrer Weise trefflich und nach dem Maße ihrer Kräfte eifrig wirkten. Ihre treue Arbeit trug auch eitteu Teil dazu bei, eine neue Zeit herbeizuführen. Vor allem lastete schwer auf dem 15. Jahrhundert, daß die Bestrebungen nach einer wahren Besserung der Kirche an Haupt und Gliedern wieder und immer wieder zurückgedrängt wurden. Mit dem Eintritt der Reformation nahm die geistige Strömung der Zeit eine ganz andere Richtung, und wenn der Strom mächtig anschwoll, so konnte es leicht geschehen, daß in seinen Wogen gar nicht mehr unterschieden wurde, was doch aus den Quellen des 15. Jahrhunderts geflossen war. Zu den Vorurteilen gegen das 15. Jahrhundert gehören besonders die Meinungen, die Heilige Schrift sei unter den Geistlichen, besonders aber unter dem Volke gänzlich unbekannt und in deutscher Sprache nicht vorhanden gewesen, es sei wenig oder gar nicht in deutscher Sprache gepredigt worden und es habe vor Luther kein deutsches Kirchenlied gegeben. Bezüglich der Meinung von der Unbekanntschaft des Volkes mit der Bibel hat man einige Äußerungen von Luther und Matthesius, die gewiß ihre eigenen Lebenserfahrungen in voller Wahrheit ausdrücken, fälschlich dazu benutzt, die Zustände von ganz Deutschland damit zu schildern. Nun war aber die Gegend, in der Luther und Matthesius aufwuchsen, hinter anderen Teilen Deutschlands in geistiger Beziehung weit zurück, und die Erfahrungen, die ein armer Bettelmönch in seiner Jugend machte, sind noch nicht geeignet, den Bildungszustand des ganzen deutschen Volkes zu bezeichnen. In den Werken des 15. Jahrhunderts liegen die unzweideutigsten Zeugnisse dafür vor, daß eine genauere Bekanntschaft mit der Heiligen Schrift bnrchaus keine Seltenheit war. Nehmen wir z. B. Sebastian Braut, so würde wohl in unsern Tagen ein Jurist nicht geringe Aufmerksamkeit erregen, wenn er eine so genaue Kenntnis der Heiligen Schrift zeigte, wie

2. Teil 1 - S. 269

1882 - Leipzig : Brandstetter
Das Raubritterwesen. 269 ihre Kräfte weit überstieg, herbeigeschafft hatten. Darüber verging nicht selten eine so lange Zeit, daß den Unglücklichen aus ihrem entsetzlichen Lager unterdes die Beine abfaulten. Niemand nahm daran Anstoß, niemand zog den zur Rechenschaft, der solch unchristliche Marter über einen bäuerlichen Gefangenen verhängte, „einen Bauer verfaulen" war der allgemein bekannte und ohne Scheu angewendete Ausdruck für solch barbarischen Brauch. Aus dieser Zeit der Hinterhalte stammt die Redensart: „Mit etwas hinter dem Berge halten" und das Sprichwort: „Ich helfe den Bauern auf die Beine, sagte der Edelmann, da nahm er thuen die Pferde." Man fagte damals auch: „Die Baueru bitten nichts fo fehr zu Gott, als daß den Junkern die Pferde nicht sterben, sonst würden sie die Bauern mit Sporen reiten." Überraschend erscheint es, di*ß das Volk trotz des Elends, das von den Räubern über sie gebracht wurde, nicht selten an den Räubern selbst besondern Anteil nahm. Abenteuerliche Mären von mancher kühnen und gewagten Räuberthat, von kühnen Sprüngen zu Roß reizten die Phantasie, das traurige Ende manches Räubers weckte das Mitleid, und so erzählte mau in Geschichten, besang in Liedern Thaten und Ende dieser Räuber. Manche Räuber, wie der Schütteufam, der Lindenschmied, Eppele von Gailingen n. a. haben in Volksliedern sehr lange fortgelebt. Die Räuber felbst bezeichnete man mit allerlei scherzhaften Namen. Sie hießen: Wegelagerer, Heckenreiter, Krippenreiter, Buschklepper, Taschenschwinger, Taschenklopfer, Schuapphähne, Waldfischer n. s. w. Besonderen Rufes erfreuten sich die fränkischen Räuber, von denen man sagte, sie sähen durch einen neunfachen Kittel, wieviel Geld einer im Sack habe, und denen gegenüber man sich mit dem Sprichworts tröstete: „Einem Nackten können auch zehn Reiter kein Hemd ausziehen." Noch bis heute lebt das Sprichwort: „Er sieht schärfer als ein fränkischer Reiter." Außer offenbarer Räuberet machte sich der Adel auch der gröbsten Erpressung durch aufgelegte Zölle und aufgezwungene Sicherheitsgeleite schuldig, wodurch der Handel der Städte empfindlich gestört wurde. Durch Zölle ward namentlich die Rheinschiffahrt belästigt. Dicht waren die Ufer des Rheines mit Burgen besetzt, und alle Besitzer dieser Burgen forderten von den vorüberfahrenden Schiffen Zoll, wenn sie nicht vorzogen, die Schiffe lieber auszuplündern. Thomas Murner gedenkt in seiner „Narrenbeschwörung" der Ritter, die sich vom Sattel nähren, und läßt sich von einem schildern, wie er das anfange. Da sagt der Ritter u. a., man sage viel von dem König Ferdinand, wie er reich geworden sei an Silber, Gold und Spezerei durch die Inseln, die man für ihn in Amerika entdeckt habe. Dann fährt er fort: „Juselen finden ist kein kunst, Ich hab's ir manchem gelert umbsuust. Jnselen find' ich, wann ich will! Ich schryb myn gesellen in der still,

3. Teil 2 - S. 207

1882 - Leipzig : Brandstetter
Die Landsknechte. 207 waren bis zu ihm gedrungen und drohten ihm die Fahne zu entreißen. Da, eingedenk dessen,'was der Artikelbrief von einem Fähnrich forderte, ergriff er die Fahne mit der Linken, zog mit der Rechten fein kurzes, breites Schwert und schlug mit einem einzigen Streiche dem kecksten Angreifer das Haupt ab, daß es in den Bausch der Fahne fiel. Einen gewaltigen Arm hatte anch Georg Heerdegen, ans Schorndorf gebürtig wie Sebastian Schärtlin. Mit diesem Landsknechtshanptmann zog er im Jahre 1532 nach Ungarn gegen die Türken. Eines Abends ging er vom Trinkzelt ans auf die Wache vor dem Lager. Seine Sinne waren ein wenig umnebelt, und so vergaß er das Wort der Lofnng. Während der Nacht wurde er von streifenden Türken überfallen; er wehrte sich aber so mannhaft, daß er ihrer nenn erschlug. Die übrigen entflohen, er aber legte die neun Erschlagenen fein säuberlich der Reihe nach ans den Rasen, und als am Morgen feine Spießgesellen kamen und sich feiner That verwunderten, schalt er sie Verräter, daß sie ihn in so hartem Kampfe allein gelassen hatten. Als Kaiser Karl V. von Heerdegens männlicher That hörte, beschloß er, den Tapfern dadurch zu belohnen, daß er ihn zum Ritter schlüge. Heerdegeu aber lehnte diese Ehre sehr ernstlich ab, weil er „noch nie ein Roß bestiegen", und blieb sein Leben lang ein Landsknecht. Das Leben der Landsknechte war ein ungebundenes. In Speise und Trank, Kleidung und Vergnügen schweiften sie gern ans. Berüchtigt war besonders ihre Trunk- und Spielsucht, gegen die alle Bestimmungen der Artikelbriefe nichts ausrichteten. Dazu lief bei dem Spiel noch allerhand Aberglauben mit glückbringenden Alraunen, Diebsfingern u. dgl. mit unter. Zu den häßlichsten Flecken des Landsknechtswesens gehört auch das gotteslästerliche Flachen und Schwören, gegen das die Artikelbriefe ebenfalls vergeblich ankämpften. Als eine Landplage, und namentlich von den Bauern, wurden besonders diejenigen Landsknechte betrachtet, welche, von einem Hauptmann entlassen, im Lande umherzogen, bis sie wieder angeworben wurden. Sie „garteten", d. i. gingen dem Betteln nach und wurden „Gartbrüder" genannt. Als um die Mitte des 16. Jahrhunderts in Nieder-Deutschland die von solchen ohne Dienst und Sold umherirrenden Landsknechten ausgehenden Plagen geradezu unerträglich wurden, kamen die Städte von Obersachsen, Niedersachsen und Westfalen am 8. März 1546 in Hannover zusammen, um Mittel zur Abhilfe zu beraten. Aber es gelang noch lange Zeit nicht, dem Unwesen der Gartbrüder, welche in den fürstlichen Verordnungen meist mit Bettlern, Juden und Zigennern zusammengestellt wurden, ein Ziel zu setzen. Eine anschauliche Schilderuug der Gartbrüder gewähren ein paar Erlasse des Herzogs Julius von Braunschweig. Schott in einem Erlasse vom 28. Juli 1570 klagt der Herzog bitter über das mutwillige und gewalttätige Treiben der Landsknechte, „die sich zusammenrotten und sich nichts mehr denn des täglichen Gartens befleißigen und ernähren, auch sonderliche

4. Teil 2 - S. 459

1882 - Leipzig : Brandstetter
Das deutsche Reichsheer. 459*' Die einzige Richtung, nach welcher die Bestimmungen der Wormser-Matrikel zu einiger Geltung kamen, war die gegen die Osmanen. Aber Soliman hatte Recht, wenn er sagte: „Die Deutschen beraten, ich handle." — „Die deutschen Fürsten sind wie die Füchse Simsons, die mit ihren Köpfen jeder wo anders hinaus wollen, während sie mit den zusammengebundenen Schwänzen ihr eigenes Reich in Brand stecken." Und der Spanier Mendoza vermaß sich: er wolle das ganze deutsche Reich mit 16 000 Mann erobern; denn bevor der Reichstag sich versammelt, die Reichshilfe beantragt, die Vorschläge „hinter sich gebracht" und die Antworten eingeholt hätte, müßte die ganze Eroberung schon vollbracht sein. In t>er That, dies „hinter sich bringen" d. H. das umständliche Mitteilen der Reichstagsvorschläge durch die Gesandten an ihre Auftraggeber, das Warteu auf deren Entschließungen und auf weitere Instruktionen trug nicht wenig dazu bei, daß man alles hinter sich, nichts vor sich brachte und fast bei jeder Gelegenheit den richtigen Zeitpunkt zum Handeln versäumte. Auf dem Reichstage zu Speier (1542) ward z. B. eine Hilfe von 40 000 Mann zu Fuß und 8000 Reiter (120 Römermonate) verwilligt, weil abermals die Türkengefahr drohend heraufgestiegen war. Als aber der oberste Feldhauptmann, Kurfürst Joachim Ii. von Brandenburg, vor Wien anlangte, fand er unbeschreibliche Mängel. Da gab es Fähnlein^ deren Dienst schon im Augenblick des Eintreffens ablief, da fehlte diesen das Geschütz, jenen das Pulver; aus Niederland, Westfalen und Nieder-fachfen war noch niemand da. Das Schlimmste aber war der Geldmangel; der gemeine Pfennig ging zu langfam ein, und daran scheiterte die ganze Unternehmung. Als es endlich vor Pest zum Sturm kommen sollte,, weigerten sich die Landsknechte; sie frugen höhnisch, ob man sie etwa mit dem Sturm bezahlen wolle. Ruhmlos zog das Reichsheer zurück. Unter Ferdinand I. waren die Leistungen der Stände zur Türkenhilse so gering, daß Ferdinand mit Soliman Ii. einen achtjährigen Waffenstillstand schließen mußte, der das Reich zu einem jährlichen Tribut von 300 000 Goldgulden verpflichtete. Auch unter Maximilian Ii. blieb es so. Während es dem Reiche als solchem immer an genügenden Streit-kräften gebrach, war Deutschland und besonders Schwaben und Rheinland der allgemeine Werbeplatz der europäischen Staaten, trotz des oben angeführten Mandates Karls V. vom Jahre 1547. Auf dem Tage zu Speier (1570) redete man den auswärtigen Diensten sogar das Wort: „es sei von alters her ein löbliche Art deutscher Freiheit gewesen, um Ehre und Ruhm mit ritterlichen Thaten fremben Potentaten ohne alles Beleidigen des Vaterlandes Dienste zu thun". Wetteifernd mit dem der Schweizer erfüllte der Name der Landsknechte die Welt. Spanien warb zur nämlichen Zeit in Schwaben, wie Oranten ant Niederrhein; vor allem aber fand Frankreich auf deutschem Grund und Boden den Kern seines Fußvolkes, und als die kirchlich - politischen Parteien der Hugeuotteukriege einander bekämpften.

5. Die vorchristliche Zeit - S. 28

1877 - Leipzig : Brandstetter
28 abgetheilt, in Landbauer, Handwerker und Adlige. Unter den letzteren wurden alle jene regierenden Familien aufgenommen, und nur aus diesen die Mitglieder des hohen Gerichtshofes und die Priester erwählt. Diese Einrichtungen waren ein sehr wichtiger Schritt zur Bildung, ein Schritt, den die Landschaft Attika allen andern griechischen Staaten vorausthat. Bald gewann der athenische Staat ein Ansehen in ganz Griechenland. Theseus vereinigte auch das benachbarte Gebiet von M e -gara mit Athen, maß dann die Grenzen von Attika ab, und weil er neue Spiele und neue Feste einführte, zog er die nächsten Nachbarn nach Athen, die gern sich in einer so lebenslustigen Stadt ansiedelten. Für den Krieg hatte sich Theseus den Oberbefehl ausbedungen; da aber jetzt Alles in Frieden lebte, beschloß er, an einem Heldenzuge seines großen Meisters und Vorbildes Herkules Theil zu nehmen. Herkules hatte eben damals den Auftrag bekommen, den Gürtel der Amazonenkömgin zu holen, und warb überall in Griechenland tapfere Jünglinge zu Gefährten auf dem weiten Zuge. Theseus schloß sich mit Freuden an und gewann so sehr die Liebe seines Meisters, daß ihm dieser die schönste Beute, nämlich die Amazone Antiope, schenkte. Indem er wieder nach Hause zurückkehren wollte, traf er auf einen verwegenen Jüngling, Namens Pirithous, den Sohn des Lapithen-königs Jxion aus Thessalien; dieser war in die marathonischen Felder eingebrochen, um dort eine zahlreiche Heerde zu entführen. Es war nicht sowohl Raubsucht, als vielmehr ein Kitzel, sich durch irgend einen kühnen Streich hervorzuthun, denn auch in ihm brannte die Begierde, unter den Starken und Berühmten seiner Zeit genannt zu werden. Noch hatte er Herkules und Theseus nicht gesehen, aber er sehnte sich nach ihrem Anblick. Er hatte vielleicht den Einfall in Marathon nur deshalb gethan, um mit dem Theseus persönlich bekannt zu werden. Mit geheimer Freude und Bewunderung sah er hierauf wirklich den Helden erscheinen, denn daß es Theseus war, verrieth ihm sogleich der ausgezeichnete Adel der Gestalt, die Würde des Ganges und der Stimme. So etwas hatte er nie gesehen; er stand bewundernd still, faßte sich und rief ihm entgegen, indem er ihm zum Zeichen des Friedens die Hand hinstreckte: „Würdigster Held, ich weiche dir ehrfurchtsvoll. Sei selbst mein Richter! Welche Genugthuung verlangst du?" — Theseus sah ihn mit Wohlgefallen an. „Daß du mein Waffenbruder werdest," antwortete er ihm. Freudig fiel ihm Pirithous um den Hals, und Beide wurden unzertrennliche Freunde. Noch manches Abenteuer bestand Theseus mit seinen Freunden gegen seine Feinde. Aber auf heimliche Feinde in seiner Nähe hatte er nicht geachtet; dies waren die Söhne seines Oheims Pallas, die Pallantiden genannt. Sie benutzten jede Gelegenheit, um den Theseus beim Volke zu verdächtigen, als strebe er nach der Alleinherrschaft. Die Athener vergaßen schnell die Wohlthaten, die ihnen der Held erwiesen, und ver-

6. Die vorchristliche Zeit - S. 29

1877 - Leipzig : Brandstetter
29 bannten ihn aus der Stadt. Er floh auf die Insel Skyros zum König Lykomedes; dieser nahm ihn freundlich auf, aber in seinem Herzen war er falsch gesinnt und trachtete, wie er den gefährlichen Gast am besten los werden konnte, denn er fürchtete sich vor den Pallantiden in Athen. Als nun Theseus gar keine Anstalt machte, wieder abzureisen, führte ihn der hinterlistige Lykomedes auf eine Felsenspitze, um ihm die ganze Landschaft und das Meer zu zeigen. Als der Held, ohne Arges zu ahnen sich umschaut, stößt ihn Lykomedes hinab in den Abgrund des Meeres. — So schmählich endete ein Wohlthäter des Menschengeschlechts. Die Athener bereuelen bald ihre Undankbarkeit, baueten dem Theseus Tempel und Altäre, und holten später seine Gebeine von der Insel Skyros nach Athen. In der Schlacht bei Marathon erschien ihnen der Geist des Helden, und man sagte, er habe sich an die Spitze der Athener gestellt und tapfer auf die Perser eingehauen.

7. Die vorchristliche Zeit - S. 44

1877 - Leipzig : Brandstetter
44 zu Hülfe, und erst als Hephästos mit feinem Feuer die Bäume am Gestade anzündete, die Fische, von der Gluth erschreckt, angstvoll nach frischem Wasser schnappten, der Strom endlich selbst in lichten Flammen wogte, flehete er die Göttermutter Juno um Mitleid an, und aus deren Befehl löschte Hephästos die Gluth, der Skamander aber rollte in feine Ufer zurück. 7. Hektor und Andromache. Als die Feldfchlacht vor Troja's Mauern so furchtbar tobte, eilte Hektor in die Stadt zurück, um feine Mutter Hekuba zu mahnen, sie möchte doch durch feierliche Gelübde die erzürnte Pallas Athene (Minerva) versöhnen, daß Achilles nicht mit übermenschlicher Kraft zum Siege gelange. Der treffliche Mann benutzte die Gelegenheit, nach Weib, Kind und Gesinde zu schauen, bevor er wieder in die tobende Feldschlacht eilte. Die Gattin aber war nicht zu Hause. „Als sie hörte" — sprach die Schaffnerin — „daß die Trojaner Noth leiden und der Sieg sich zu den Griechen neige, verließ sie angstvoll das Haus, um einen der Thürme zu besteigen. Die Wärterin mußte ihr aber das Kind nachtragen." Schnell legte Hektor den Weg durch die Straßen Troja’s jetzt wieder zurück. Als er das Sküische Thor erreicht hatte, kam seine Gemahlin Andromache eilenden Laufes gegen ihn her; die Dienerin, ihr folgend, trug das unmündige Knäblein Astyanax, schön wie ein Stern, an der Brust. Mit stillem Lächeln betrachtete der Vater den lieblichen Knaben, Andromache aber trat weinend an feine Seite, drückte ihm zärtlich die Hand und sprach: „Entsetzlicher Manul Gewiß tödtet dich noch dein Muth, und du erbarmst dich weder deines stammelnden Kindes noch deines unglückseligen Weibes, das bald eine Wittwe fein wird. Sollte ich dich verlieren, so wäre es das Beste, ich sänke auch zur Unterwelt hinab. Den Vater hat mir Achilles getödtet, meine Mutter hat mir der Bogen Diana's erlegt, meine sieben Brüder hat auch der Pelide umgebracht. Ohne dich habe ich keinen Trost, mein Hektor, du bist mir Vater und Mutter und Bruder. Darum erbarme dich, bleibe hier auf dem Thurme; mache dein Kind nicht zur Waise, dein Weib nicht zur Wittwe! Stelle das Heer dort an den Feigenhügel, dort ist die Mauer zum Angriffe frei und am leichtesten zu ersteigen, dorthin haben die tapfersten Krieger, die Ajax beide, die Atriden (Menelaus und Agamemnon), Jdo-ineneus und Diomedes schon dreimal den Sturm gelenkt — fei es, daß ein Seher es ihnen offenbarte oder daß das eigene Herz sie trieb." Liebreich antwortete Hektor feiner Gemahlin: „Auch mich härmt alles dieses, Geliebteste! Aber ich müßte mich ja vor Troja's Männern und Frauen schämen, wenn ich hier aus der Ferne feig und erschlafft dem Kampfe zuschauen wollte. Auch treibt mich mein Muth, in den vordersten Reihen zu kämpfen. Wohl sagt es mir eine Stimme im Herzen: Einst wird kommen der Tag, wo das heilige Ilion hinsinkt, und Priamus und all fein Volk: aber das Leid meiner Brüder und meines Volkes ist nicht so bitter, als wenn das Weib Hektors, fortgeführt in die Gefangenschaft,

8. Die vorchristliche Zeit - S. 68

1877 - Leipzig : Brandstetter
68 von dem man wisse, daß er frisch und gesund im Lande der Thesprotier sich aufhalte und bald in die Heimath zurückkehren werde. Diese Erzählung klang so wahrscheinlich, daß Penelope, im Herzen darüber erfreut, dem armen Bettler sehr gewogen war und ihrer Schaffnerin Euryklea gebot, dem Gaste die Füße zu waschen. Die gute Eury-klea holte schnell eine Wanne, goß warmes Wasser hinein, fühlte sich aber von einer freudigen Ahnung bewegt, denn sie hatte an dem fremden Manne bekannte Züge entdeckt. Als sie aber die Wanne dem Gaste unter die Füße schob und an dem Bein des Fremden die ihr wohlbekannte Narbe gewahrte, erschrak sie so sehr, daß sie das Gefäß umwarf und alles Wasser verschüttete. Penelope war schon hinausgegangen und bemerkte das nicht; aber Odysseus gebot der hocherfreuten Schaffnerin mit strenger Miene, zu schweigen. Nachdem noch der Jüngling Telemach die Waffen gebracht hatte, hüllte sich Odysseus in eine Stierhaut und streckte sich auf den Fußboden des Saales zur Ruhe hin; aber der Schlaf kam nicht in seine Augen. 10. Mit dem andern Morgen brach der Tag der Entscheidung an. Die Freier kamen und begannen ihr wüstes Treiben noch ärger als sonst, ohne sich durch die Zeichen des nahen Verderbens warnen zu lassen; sie aßen blutbesudeltes Fleisch und die Thränen standen ihnen in den Augen. Doch sie achteten nicht darauf, denn Minerva hatte ihre Augen mit Blindheit geschlagen. Penelope veranstaltete nun einen Kampf und versprach dem Sieger ihre Hand zu geben. Sie stellte zwölf Beile hinter einander im Saale auf und gebot den Freiern, einen Pfeil mit dem gewaltigen Bogen des Odysseus durch die zwölf Oehre der Beile zu schießen. Die Freier nahmen den Kamps an, doch keiner vermochte den schweren Bogen zu spannen, obschon sie ihn durch Salbe und Wärme geschmeidig zu machen suchten. Da wurden die Männer ungeduldig und sprachen: „Lasten wir die Sache bis morgen!" Doch Odysseus bat sie in aller Demuth, daß sie ihm doch auch einmal den Bogen überlassen möchten. Die Freier lachten und ergrimmten über die Unverschämtheit des Bettlers, aber Telemach reichte ihm die Waffe. Eine Weile betrachtete der Held kunstverständig den ihm wohlbekannten Bogen, dann faßte er mit kräftiger Hand die Sehne und spannte sie — es krachte und der Pfeil flog durch die Oehre der Veile, ohne ein einziges zu verfehlen. Jetzt aber war auch Telemach bereit; auf einen Wink des Odysseus gürtete er sein Schwert um, trat zu dem Vater heran und beide stellten sich auf die Schwelle des Saales. Daun die Pfeile aus dem Köcher schüttend, rief Odysseus mit lauter Stimme zu den Freiern: „Ein Wettkamps ist vollendet, aber ein anderer kommt noch. Jetzt wähle ich ein Ziel, das noch kein Schütze getroffen hat!" Kaum hatte er die Worte gesprochen, so flog sein Pfeil dem Antinous in die Kehle; der sank

9. Die vorchristliche Zeit - S. 38

1877 - Leipzig : Brandstetter
38 o König, es nahen sich beide, die Fürsten der Trojaner und der Griechen, sie rufen dich hinab ins Gefilde, damit du dort einen heiligen Vertrag beschwörest. Dein Sohn Paris und König Menelaus werden mit dem Speere kämpfen um das Weib; wer im Kampfe siegt, dem folgt sie mit den Schätzen. Alsdann schiffen die Danaer mit allen ihren Mannen nach Griechenland zurück!" Der König erschrak; doch befahl er seinen Gefährten, die Rosse anzuschirren, und mit ihm bestieg Antenor den Wagen. Priamus ergriff die Zügel, und die Rosse flogen hinaus auf's Blachfeld nach dem Lager. Als sie zwischen den beiden Völkern angekommen waren, verließ der König mit seinem Begleiter den Wagen und schritt hervor in die Mitte. Nun eilten auch Agamemnon und Odysseus herbei. Die Herolde führten die Bundesopfer heran, mischten den Wein im Kruge und besprengten die beiden Könige mit dem Weihwasser. Dann zog der Atride Menelaus das Opfermesser, das er immer neben der Scheide seines großen Schwertes trug, schnitt den Lämmern das Stirnhaar ab, und rief den Göttervater an zum Zeugen des Bundes. Hierauf durchschnitt er den Lämmern die Kehlen und legte die geopferten zur Erde nieder. Die Herolde gossen unter Gebet den Wein aus goldenen Bechern und alles Volk von Troja und von Griechenland flehete dazu laut: „Jupiter und ihr unsterblichen Götter alle! Welche von uns zuerst den Eidschwur brechen, deren Gehirn fließe auf den Boden wie dieser Wein!" Priamus aber sprach: „Jetzt, ihr Trojaner und Griechen, laßt mich wieder zu Jlion's hoher Burg zurückkehren, denn ich kann es unmöglich mit meinen Augen ansehen, wie hier mein Sohn auf Leben und Tod mit dem erzürnten Fürsten Menelaus kämpft: weiß es doch Zeus allein, welchem von Beiden der Untergang bestimmt ist!" So sprach der Greis, als seine Opferlämmer in den Staub gelegt waren, bestieg mit seinem Begleiter den Wagen und lenkte die Rosse wieder der Stadt Troja zu. Nun maßen Hektor und Odysseus den Raum des Kampfplatzes ab und schüttelten in einem ehernen Helm zwei Loose, zu entscheiden, welcher der beiden Gegner zuerst die Lanze werfen sollte. Hektor, rückwärts gewandt, schwenkte den Helm, da sprang das Loos des Paris heraus. Beide Helden waffneten sich jetzt und wandelten im Panzer und Helm, die mächtigen Lanzen in der Hand, in der Mitte ihrer Völker, drohenden Blickes und von den Ihrigen angestaunt. Endlich traten sie in den abgemessenen Kampfraum einander gegenüber und schwangen zornig ihre Speere. Durch das Loos berechtigt, entsandte zuerst Paris den seinen; der traf dem Menelaus den Schild, aber die Lanzenspitze bog sich am Erz und sank zurück. Nun erhob Menelaus seinen Speer und betete dazu mit lauter Stimme: „Zeus, laß mich den strafen, der mich zuerst beleidigt hat, daß man noch unter den späten Enkeln sich scheue, Dent Gastfreunde Böses zu thun!" Schnell flog der Speer, durchschmetterte dem Paris den Schild, drang auch noch durch den Harnisch und durchschnitt auch den Leibrock an der Weiche. Darauf riß der furchtbare

10. Die vorchristliche Zeit - S. 39

1877 - Leipzig : Brandstetter
39 Atride sein Schwert aus der Scheide und führte einen gewaltigen Streich auf den Helm seines Gegners, aber knitternd zersprang ihm die Klinge. „Grausamer Zeus, was mißgönnst du mir den Sieg?" rief Menelaus, stürmte auf den Feind los, ergriff ihn am Helm und zog ihn umgewendet der griechischen Schlachtordnung zu; ja, er hätte ihn geschleift und der beengende Kehlriemen ihn erwürgt, wenn nicht die Göttin Aphrodite die Noth gesehen und den Riemen gesprengt hätte. So blieb dem Menelaus der leere Helm in der Hand; er schleudert ihn unwillig den Griechen zu und will den Gegner abermals packen. Aber siehe — Paris ist verschwunden, die Göttin hat ihn in eine Wolke gehüllt und schnell nach Troja entführt, wo sie ihn bei der geliebten Helena niedersetzte. Auf dem Kampfplatze durchstürmte Menelaus noch immer wie ein Raubthier das Heer, um nach der verlorenen Beute zu spähen; aber weder ein Trojaner noch ein Grieche vermochte den Fürstensohn zu zeigen Da erhob Agamemnon seine weithinschallende Stimme und rief: „Höret, ihr Griechen und ihr Völker aus Troja 1 Menelaus hat gesiegt, ihr habt den Eid geschworen und gebet nun Helena mit den Schätzen zurück, bezahlet auch fortan den Griechen Tribut!" Die Danaer hörten diese Worte mit Jubel, die Troer aber schwiegen. Sie meinten, Paris, von den Göttern geschützt, sei noch nicht überwunden — und der Kampf entbrannte aufs Neue. 5. Hektor und Ajax im Zweikampf. Einst sah die Göttin Pallas Athene (Minerva) vom hohen Olymp herab die zwei Brüder Hektor und Paris hineilen zum Kampf; da flog sie stürmisch hinab zur Stadt Troja. An Jupiter's Buche begegnete ihr Apollo, der von der Zinne der Burg, von wo er die Schlacht der Trojaner lenkte, daher kam, und seine Schwester also anredete: „Welcher Eifer ist doch über dich gekommen, Minerva! Bist du noch immer auf den Fall Troja's bedacht, Erbarmungslose? Hast du mir doch versprochen, für heute den entscheidenden Kampf ruhen zu lassen! Laß ein ander Mal die Feldschlacht toben, da du und die strenge Juno nicht ruhen, bis die hohe Stadt Ilion dahin sinkt!" Ihm antwortete Pallas Athene: „Fernhintreffer, es sei, wie du sagst. Aber wie gedenkst du den Kampf der Männer zu stillen?" — „Wir wollen" — sprach Apollo — „dem gewaltigen Hektor seinen Muth noch steigern, daß er einen Danaer fordere zum entscheidenden Zweikampf; laß uns dann sehen, was diese thun." Damit war die Göttin zufrieden. Das Gespräch der Unsterblichen hatte der Seher Helenos in seiner Seele vernommen; eilig kam er zu Hektor und sprach: „Weiser Sohn des Priamus, wolltest du diesmal meinem Rathe gehorchen, der ich dein liebender Bruder bin? Heiß die Andern alle, Trojaner und Griechen, vom Streite ruhen; du selbst aber fordere den Tapfersten aller Argiver zum Zweikampf heraus. Es drohet dir kein Unglück, deß bin ich Bürge."
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TM Hauptwörter (200)200

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