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1. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 2

1892 - Osterburg : Danehl
2 Bilder aus der älteren deutschen Geschichte. Gewand wurde gewöhnlich in der Mitte durch einen Gürtel gehalten, den die reiche Deutsche noch mit blinkendem Edelgestein verzierte; auch der deutsche Mann trug in späterer Zeit ein leinenes von seinem Ehegemahl angefertigtes Gewand; der Mantel desselben bestand aus grobem Tuch und wurde bei den Vornehmeren durch eine goldene Spange, bei den ärmeren dagegen durch einen Dorn auf der Schulter zusammengehalten. — 3. Beschäftigung. Nahrung. Der deutsche Mann fand am Ackerbau kein Vergnügen; die Bestellung des Feldes überließ er den Mitgliedern seiner Familie und den Knechten. Mehr Fleiß und Sorgfalt verwandten sie auf die Betreibung der Viehzucht; mit Wohlgefallen und sichtlicher Freude ruhte das Auge des Hausvaters auf seinen Herden, die auf den grasreichen Ebenen im Sonnenglanze sich tummelten. — Die größte Lust gewährten dem Deutschen Jagd und Kampf. Ein erhebendes Gefühl belebte das Herz des Helden, wenn seine Gemahlin ihm das Schwert umgürtete und ihn mit dem Schild, der aus Weiden geflochten und mit Fell überzogen war, bewaffnete. Und dann wieder: Welche Freude herrschte im Deutschen Hause, wenn am Spätabend der Hausvater mit dem erlegten Wild in sein Heim zurückkehrte: In schnellem Laufe eilten die Kinder über die Schwelle des Hauses dem Kommenden entgegen und geleiteten ihn mit lautem Jubel an den häuslichen Herd, wo die Hausfrau schon die kräftige Kost bereitet hatte. — Der Acker trug Gerste, Hafer, Rüben u. s. w.; das Vieh gab ihnen Milch, Butter und Käse; die Jagd manch herrliches Wildpret. Aus dem Gerstensaft wußte der deutsche Mann schon in alter Zeit ein kräftiges Bier zu bereiten, während der schäumende Met aus Honig und Wasser hergestellt wurde. — 4. Des Deutschen Hans und Familie. Jeder einzelne Hausvater bauete sich, fern von den andern, aus gewaltigen Baumstämmen das einfache Haus und umgab den Hof mit Pfahl und Strauchwerk. Das war sein und seiner Familie unantastbares Heiligtum, und der deutsche Mann waltete in demselben wie ein Priester, Richter und Fürst. — War er von einem Kriegs- oder Jagdzuge ermüdet heimgekehrt, so pflegte er der Ruhe auf der Bärenhaut, oder er wohnte fröhlichen Trinkgelagen bei, wobei der Bragabecher kreiste und in lustigen Liedern die Thaten der gefallenen Helden gefeiert wurden. — Seine Frau war nicht eine Sklavin, sondern er sah in ihr eine liebe Gehülfin. In der Ehre, die sie dem weiblichen Geschlechte erwiesen, kam il>nen kein anderes Volk gleich. — Ja, sie erblickten in ihren Frauen sogar etwas Höheres, der Gottheit Verwandtes, und diejenigen Frauen und Jungfrauen, denen

2. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 154

1892 - Osterburg : Danehl
154 Silber aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. Deutschland zu machen. Nachdem Österreich in der Schlacht bei Austerlitz besiegt worden mar, wnrde es Napoleon leicht, die deutschen Fürsten zu bethören. Er schloß mit ihnen den Rheinbund; welcher vorzugsweise die süddeutschen Staaten umfaßte, die sich dadurch ganz und gar unter französischen Schutz stellten und sich von Deutschland lossagten. Nun erklärte Napoleon, daß es kein Deutschland mehr gäbe, und jetzt sah sich der Kaiser von Österreich genötigt, die deutsche Kaiser-kroiie niederzulegen. Er nannte sich hinfort nur noch „Kaiser von Österreich", und mit diesem Schritt war das alte tausendjährige deutsche Reich zu Grabe getragen worden. Um nun ganz Deutschland sich zu unterwerfen, rnollte er erst Preußen demütigen, denn dies war der mächtigste deutsche Ltaat. Auf alle mögliche Weise suchte Napoleon Preußen zu kränken, um es zum Kriege mit ihm zu veranlassen. Er ließ seine Truppen durch preußisches Gebiet marschieren und besetzte preußische Landesteile mit französischen Truppen; auch forderte er, daß Preußen den englischen Schiffen den Aufenthalt in seinen Häfen unter-sagen sollte. Zuletzt mußte Friedrich Wilhelm Iii. dem Drängen seines Volkes nachgeben und das Schwert gegen Napoleon ziehen. Ach, es stand ein verhängnisvoller Kampf bevor. Ein gefährlicher Feind trat dem Preußenheere gegenüber. An der Spitze dieses Feindes stand ein kriegsgeübter Feldherr, Napoleon; dazu war das französische Heer durch Kämpfe mit andern Nationen so gekräftigt worden, daß mit einem solchen Heere das schwerste Werk Unternommen werden konnte. — Kläglich dagegen war es um diese Zeit mit dem Preußenheere bestellt. Seine Heerführer waren alt und kampfunfähig, und die Soldaten in der Führung der Waffen ungeübt. — Trotzdem hielten die Offiziere das preußische Heer für unüberwindlich und brüsteten sich mit Friedrichs des Großen Siegen. Von einem solchen Heere ließ sich nicht viel erhoffen, und bald brach auch das schreckliche Unglück herein. Jena und Auerstädt. Die preußischen Heere zogen unter der Führung ihrer Oberfeldherren, des Fürsten von Hohenlohe und des Herzogs vou Braunschweig, den Franzosen entgegen. Es kam zur Toppelschlacht bei Jena und Auerstädt. Binnen wenigen Stunden wurde das Heer des Fürsten von Hohenlohe zum Rückzüge gezwungen, aber auch bei Auerstädt war es mit dem preußischen Heere schlecht bestellt. Gleich zu Ansang der Schlacht traf den Herzog von Brauu-schweig eine Kugel in das rechte Auge, und derselben mußte aus der Schlacht getragen werden. Es übernahm freilich ein anderer Feldherr den Oberbefehl; jedoch war dieser Umstand für das preußische Heer höchst verhängnisvollt"durch einen derartigen Wechsel in der Führung

3. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 159

1892 - Osterburg : Danehl
Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. 159 auch jetzt Männer aufzuweisen, die diesen Aufgaben gewachsen waren. Unter diesen edlen Volksfreunden ragen besonders Stein und Scharnhorst hervor. — Friedrich Karl Freiherr von und zum Stein stammte aus Nassau und gehörte einem altadeligen Geschlechte an. Im Jahre 1804 stand er dem Preußenkönige als Ratgeber zur Seite, wurde aber schon 1807 wieder entlassen, weil sein scharfes Auftreten viel Mißstimmung am Hofe des Königs hervorgerufen hatte. Nach dem Tilsiter Frieden des Jahres 1807 rief ihn König Friedrich Wilhelm Iii. wieder zurück, deuu er wußte, daß Stein der Mann fei, welcher eine Besserung der Zustände herbeiführen könne. Stein erfüllte den Wunsch seines Königs und übernahm das schwierige Amt mit dem festen Vorsatz, nach Kräften dahin zu wirken, daß das Vaterland wieder aus dem Abgrund des Eleuds herauskomme. — Thätigkeit Steins. Zunächst suchte Stent Mittel und Wege ausfindig zu machen, um die Kriegsschuld zu tilgen und damit zugleich eine Befreiung des Landes von den französischen Heeren herbeizuführen. Es mußte erst vor allem für Geld gesorgt werden. Stein erließ demnach Verordnungen, durch welche das Steuerwesen geregelt und praktischer ausgestaltet wurde. Um möglichst viel Geld zu erhalten, wandte man überall die größte Sparsamkeit an, und das Königspaar selber gab auch in dieser Tugend das herrlichste Beispiel. Es wurden im Königshause nur die unentbehrlichsten Dinge behalten; einfache bürgerliche Gerichte kamen auf den Tisch; ja, als alles dies noch nicht ausreichte, entschloß sich der König sogar zum Verkauf seines kostbaren Tafelgeschirres, und Luise gab ihre Juwelen und Diamanten für das Vaterland hin; nur eine Perlenschnur behielt sie zum Andenken an jene traurige Zeit zurück, „denn", sagte sie, „Perlen bedeuten Thränen, und ich habe ja deren so viele vergossen." Diese Opferfreudigkeit fand im Lande die begeistertste Nacheiferung; jeder gab von Herzen gern, so viel er konnte, und somit brachte man es endlich dahin, daß die Kriegsschuld völlig getilgt ward, wodurch schon ein großer Schritt zur einstigen Befreiung gethan worden war. — Nun erst ging Stein ati die Lösung seiner eigentlichen Aufgabe, die darin bestand, daß er sich bemühete, Veranstaltungen zu treffen, durch welche jedem Unter* thauen die Möglichkeit gegeben wurde, an der Ausführung aller der Aufgaben, welche die Förderung des Wohles des Vaterlandes bezweckten, mitzuarbeiten. Auf diese Weise konnte nämlich nur ein größeres Interesse an des Vaterlandes Wohl und Weh im Herzen des Volkes erzeugt werden. Vor allem war dazu nötig, daß der „Bauerstand" frei wurde, denn dieser bildet ja vornehmlich das Fundament des großen Staatsgebäudes. Bisher war der Bauer noch der Dieuer seines Gutsherrn

4. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 165

1892 - Osterburg : Danehl
Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. 165 man Ringe, Ketten n. s. w. fertigen ließ. Durch den Verkauf dieser Gegenstände erhielt man bald soviel Geld, daß die Ausrüstung für vier freiwillige Jäger davon beschafft werden konnte. — Viele edle Fraueu schlossen sich zu Vereinen zusammen, die sich die Aufgabe stellten, für die Verwundeten Sorge tragen zu wollen; an der Spitze dieser Vereine standen edle Prinzessinnen, deren opferfreudige Liebe die Frauenwelt zu den herrlichsten Thaten begeisterte. Aus diesen Frauenvereinen gingen die Pflegerinnen hervor, welche in den Lazaretten den armen Verwundeten und Sterbenden in hilfsbereiter Liebe dienten. So haben sich die Frauen und Jungfrauen jener großen Zeit durch ihr selbstloses Thuu in dem Herzen des preußisch-deutschen Volkes ein unvergängliches Denkmal gestiftet. — In herrlichen Dichtungen und Liedern wurde die Flamme der edelsten Begeisterung entfacht; so sangen Arndt, v. Schenkendorf, Uhland und Körner Vaterlandslieder, die einen tiefen Eindruck machten und das Volk in dem heiligen Entschluß, alles für das Vaterland einzusetzen, auf das wunderbarste stärkten. — Es ist wahrhaft bewundernswürdig, wie durch das kleine Preußen, welches dazu durch den Tilsiter Friedensschluß an den Rand des Abgrundes gekommen war, die Befreiung des ganzen deutschen Vaterlandes herbeigeführt werden konnte. — An der Spitze des neu geschaffenen Heeres standen tüchtige Feldherren, die ebenfalls für den heiligen Kampf begeistert waren und auch die Befähigung besaßen, ein großes Heer zu führen. Unter diesen Kriegshelden treten besonders Blücher, Gneisenau, $orf und Bülow hervor. Die ersten Kämpfe. Napoleon hatte in Frankreich schnell wieder ein Heer zusammengerafft und zog heran, um Preußen nunmehr gänzlich zu verderben, der preußische Name sollte aus der Reihe der Völker ausgelöscht werden; aber Gott hatte es anders beschlossen. Um dem heranziehenden Feinde erfolgreich entgegentreten zu können, hatte sich das preußische Heer mit dem russischen vereinigt, und das vereinigte preußischrussische Heer zog nun heran, den Kampf zu wagen. In den ersten Schlachten bei Lützen und Bautzen errang Napoleon wohl den Sieg; jedoch hatte er gesehen, daß es nicht mehr die Kämpfer von Jena und Anerstädt wären, die auf den Ebenen von Lützen und Bautzen für das Vaterland gestritten hatten; es waren Männer, die ein Herz voll glühender Vaterlandsliebe besaßen, welche ihnen die Stärke verlieh, den furchtbarsten Gefahren freudig entgegenzugehen. Napoleon hielt es für geraten, eine vorläufige Einstellung der Feindseligkeiten herbeizuführen und ließ daher um sich auf weitere Kämpfe zu rüsten, den Verbündeten einen „Waffen-^ stillstand" anbieten, der auch abgeschlossen wurde, da das preußisch-russische Heer ebenfalls einer Stärkung bedurfte. —

5. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 107

1892 - Osterburg : Danehl
Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. 107 Schaden zugefügt hatte, beim Gott schenkte dein protestantischen Deutschland um diese Zeit einen Helfer, der dem Kaiser das wieder entriß, welches er den Protestanten genommen hatte. Dieser herrliche Glaubensheld war Gustav Adolf. 5. Gustav Adolf. Persönlichkeit. Gustav Adolf war König von Schweden. Seit langer Zeit hatte schon die evangelische Lehre in seinem Lande Eingang gefunden und war von dem schwedischen Volke mit großer Begier aufgenommen worden. Als er von dem Jammer der deutschen Protestanten hörte, faßte er den heldenmütigen Entschluß, die Unglücklichen in ihren Rechten zu schützen, um dem deutschen Land zugleich zu danken für das herrliche Geschenk, welches sein Volk in dem Evangelio einst von Deutschland empfangen hatte. Freilich mochten es noch andere Gründe sein, die ihm das Schwert in die Hand zwangen; jedoch trieb ihn vorzugsweise das Mitleid mit der Not der Evangelischen zur Ausführung seines hochherzigen Entschlusses. — Gustav Adolf stand in der Vollkraft seiner Jahre. Aus den großen, grauen Augen strahlte Liebe und Güte, und in dem herrlichen Körper wohnte ein Heldengeist. Jin Kriege hatte er stets die größte Tapferkeit und deu herrlichsten Mut bewiesen, welcher aus einem felsenfesten Gottvertrauen entsproß, das sein Herz erfüllte. Selbst in dem schwärzesten Dunkel der Schlacht war es licht in seinem Geiste; mit Todesfreudigkeit ging er den schwersten Gefahren entgegen und erweckte durch sein herrliches Vorbild auch iu dem Herzen des gemeinsten Soldaten eine Begeisterung, die sein Heer fast unüberwindlich machte. Da er jede Strapaze mit seinen Soldaten getreulich teilte, so waren diese ihm in großer Liebe zugethan und verspritzten für ihren König freudig ihr Herzblut. — Iu bewegten Worten nahm er von seiner Familie und den Räten seines Landes Abschied. „Ich rufe Euch", so schloß er thränenden Auges die Rede, „ein herzliches Lebewohl zu, vielleicht auf immer." Das Schluchzeu der Versammlung wurde erst gemildert, als der König die Hände zum Gebete faltete und. mit fester Stimme das Schlußwort des 90. Psalmes sprach: „Und der Herr unser Gott sei uns freundlich" it. s. w. — Mit 15 000 Mann schiffte er sich nach Deutschland ein. Am 4. Juni 1630 landete er auf der Insel Usedom. Als. er das feste Laut) betrat, fiel er angesichts des ganzen Heeres auf seine Kniee und erflehte einen glücklichen Erfolg seines Werkes. Da er iu deu Augen einiger Hauptleute Thränen der Rührung bemerkte, sagte er: „Weinet nicht, meine Freunde, sondern betet: je mehr Betens, je mehr Siegs! fleißig gebetet, ist halb gefochten und gesiegt!" Kampf in Deutschland. Zunächst wandte sich Gustav Adolf gegen die kaiserlichen Heere, die noch Pommern besetzt hielten. Sie mußten

6. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 155

1892 - Osterburg : Danehl
Bilder aus der brandenburgisch-preußischeir Geschichte. 155 des Oberbefehls entstand Verwirrung in den Reihen der Preußen, und als nun auch die ersten Flüchtlinge aus der verlorenen Schlacht bei Jena sich zeigten, ergriff die Kämpfer Angst und Entsetzen. Alles entfloh. Die Mutlosigkeit wurde bald so groß, daß die meisten Waffen und Munition wegwarfen und sich willenlos dem Feinde ergaben. Die Franzosen besetzten nun die preußischen Lande und behandelten Preußen nach jeder Richtung hin als ein erobertes Land. Viele der stärksten Festungen des Landes öffneten ohne die geringste 'Verteidigung den Franzosen ihre Thore; in so schmachvoller Weise ergaben sich Spandau, Küstrin, Magdeburg u. a. Alles hatte den Kops verloren; das ganze Preußen schien die Beute des Feindes werden zu sollen. Allerdings fehlte es nicht an Beispielen opferfreudiger Treue; jedoch war es nur eine geringe Anzahl Männer, die die Ehre des Preußennamens hochhielten. In der ersten Reihe dieser herrlichen Männer steht der tapfere Blücher, der sich nicht ergab und bis Lübeck sich durchschlug. Hier wollte er so lange aushalten, „bis er weder Pulver noch Blei, noch Lebensmittel, noch Vieh mehr hätte." Und er hat sich tapfer verteidigt. —In der Festung Kolberg hielten Schill, Nettelbeck und Gueiseuau so wacker stand, daß die Festung nicht in den Besitz der Franzosen gelangte, auch Graudenz ergab sich nicht, denn die tapferen Bürger wurden durch ihren heldenmütigen Bürgermeister Courbiere zum Ausharren begeistert; ebenso tapfer hielten sich die schlesischen Festungen Glatz, Silberberg und Kosel; im ganzen waren es aber doch nur wenige, die in dieser traurigen Zeit sich der Ehre des Vaterlandes bewußt blieben. — Der König und die Königin hatten aus Berlin fliehen müssen, um nicht den anrückenden Franzosen in die Hände zu fallen; diese Flucht wurde für die unglückliche Königin die Quelle unsäglicher Leiden. Die Königin war ihrem Gatten nach Schwedt vorausgeeilt, um sich dort wieder mit den geliebten Kindern zu vereinigen. Als sie dieselben erblickte, ward sie von namenlosem Weh erfüllt. Sie umschlang die beiden ältesten Söhne und sagte ihnen mit thränenerstickter Stimme jene historisch berühmten Worte, einer Heldenkönigin würdig: „Ihr seht mich in Thränen, ich beweine den Untergang meines Hauses und den Verlust des Ruhmes, mit dem eitere Ahnen und ihre Generale den Namen Hohenzollern gekrönt haben. Ach, meine Söhne, ihr seid in dem Alter, wo euer Verstand die großen Ereignisse, welche uns jetzt heimsuchen, fassen und fühlen kann. Ruft künftig, wenn eure Mutter nicht mehr lebt, diese unglückliche Stunde in euer Gedächtnis zurück, weint meinem Andenken Thränen, wie ich sie jetzt in diesem Augenblicke dem Umstürze des Vaterlandes weine! Aber begnügt euch nicht mit den Thränen allein; handelt, entwickelt eure

7. Theil 4 - S. 112

1880 - Stuttgart : Heitz
112 Neueste Geschichte. 1. Periode. mit erblichen Mitgliedern und eine Deputirtenkammer errichtet und ihnen das Recht der Steuerbewilligung gegeben wurde. Aber die neue Regierung versäumte es, den Geist der Nation, welcher der napoleonischen Herrschaft noch in vieler Beziehung zugeneigt war, zu schonen. Mit großer Uebereilung drängten die Freunde der zurückgekehrten Königsfamilie alle bisherigen Anhänger des vertriebenen Kaisers zurück, besonders aber verletzten sie die Armee und das Volk durch geringschätzige Behandlung der Soldaten, zumal der Garden des Kaiserreichs, und als die zahlreichen Kriegsgefangenen, welche nach dem Friedensschluß aus der fremden Haft entlassen waren, nach Frankreich zurückkehrten, fanden sie in der Mißstimmung des Volks bereits einen günstigen Boden, um ihre Vorliebe für den verbannten Bonaparte wieder zu verbreiten. Diese Stimmung der Gemüther in Frankreich blieb dem auf Elba gefangen gehaltenen, aber nicht streng bewachten Helden nicht unbekannt; viele seiner früheren treuen Diener, besonders der Polizeiminister Fouche, der Marschall Davoust, der Kriegsminister Carnot n. a. ermunterten ihn zu einem neuen kühnen Streich, und da er gleichzeitig erfuhr, daß die Fürsten und Staatsmänner in Wien über die Ländervertheilnng gerade in heftigem Zwiespalt waren, so hielt er den Augenblick für günstig zu einem neuen Versuch, die verlorene Herrschaft wieder zu erlangen. Am 26. Februar 1815 verließ Napoleon Elba mit etwa 1100 alten Soldaten; glücklich entging er den im Mittelmeer kreuzenden Schiffen der Engländer und Franzosen und stieg am 1. März bei Cannes in der Provence ans Land. Bald zeigte es sich, daß er in Bezug auf die Stimmung der Franzosen nicht falsch gerechnet hatte; denn überall im Süden wurde er mit Begeisterung aufgenommen, von Schritt zu Schritt wuchs die Anzahl seiner Getreuen. Mit seiner alten Zuversicht rief er aus: „Mein Adler wird von einem Kirch-thurm zum andern durch Frankreich vor mir herfliegen, bis er sich auf dem Thurme von Notre-Dame in Paris niederlassen wird." Vergeblich sandte Ludwig Xviii. die Generale gegen ihn aus, welche er für die treuesten hielt; kaum befanden sie sich im Angesicht ihres alten, ruhmgekrönten-Kriegsherrn, allste unwiderstehlich zu ihm hinübergezogen wurden, wie auch alle Truppen und Befehlshaber auf dem ganzen Wege von Cannes bis Paris • eben so zu ihm übergingen. In 20 Tagen legte der todtgeglaubte Löwe den Triumphmarsch zurück, und nachdem Ludwig Xviii. von allen, die ihm so eben Treue geschworen, verlassen, nach Gent in

8. Theil 2 - S. 96

1880 - Stuttgart : Heitz
96 Mittlere Geschichte. 2. Periode. England. zu kämpfen, da immer neue Schaaren wie aus dem Meere aufstiegen. Vergebens rief Alsred seine Unterthanen zu einem neuen Kampfe auf. Manche flohen in die Berge, Andere über die See, und die Uebrigeu unterwarfen sich den Siegern. Alfred, von Allen verlassen, von den Dänen ausgesucht, entließ seine Hofleute und flüchtete sich in Bauernkleidern. Er trat als Knecht in die Dienste eines seiner Rinderhirten, eines treuen Menschen, der nicht einmal seiner Frau den hohen Stand seines Gastes verrieth. Als er nun hier bemerkte, daß die Dänen nicht mehr so eifrig Ihn aufsuchten, begab er sich nach einem Versteck in Somersetshire (im südlichen England am Kanal von Bristol). Hier war eine von kleinen Flüssen, Morästen und Buschwerk umgebene Gegend, die Insel Athelney. Diese befestigte er; und dazu war hier Alles so unwegsam, daß Niemand ahnte, daß sich hier Menschen aufhielten. Von hier aus griff er mit einem gesammelten Haufen ' Sachsen öfters die Dänen an, die daraus wohl sahen, daß er noch da sei, aber nicht erfahren konnten, wo er sich aufhalle. Endlich hörte er, daß ein sächsischer Graf den Dänen eine Niederlage beigebracht und ihnen ihre Zauberfahne weggenommen habe, auf welcher von drei Schwestern unter Zaubersprüchen ein Rabe gestickt war und die durch ihr Wehen Kriegsglück und Unglück verkündigte. Nun wollte auch er offen hervortreten, vorher aber ))as Lager der Feinde erspähen. Als Harfenspieler verkleidet begab er sich dahin, er spielte ihnen vor und erwarb durch heitere Scherze ihr Vertrauen so, daß sie ihn überall frei umhergehen ließen, ja daß sogar einer ihrer Prinzen ihn mehrere Tage in seinem Zelte behielt. Da er ihre große Sicherheit bemerkte, war schnell sein Plan gemacht. Er verschwand aus dem dänischen Lager und schickte heimlich Boten zu den Angesehensten der Sachsen: daß sie sich an einem bestimmten Tage in einem dazu ihnen angewiesenen Walde einfinden möchten. Da sie längst die Tyrannei der Dänen unerträglich gefunden hatten, so kamen sie und empfingen den geliebten König freudig in ihrer Mitte. Sie versprachen ihm Treue und Gehorsam. Er benutzte ihre Begeisterung und führte sie sogleich gegen die Dänen. Diese waren überrascht von der Erscheinung der Sachsen, die sie ganz muthlos geglaubt hatten, und über das Wiederauftreten Alfreds. Sie erlitten bei Eddington unweit Bristol eine vollständige Niederlage, flüchteten sich in eine Festung und mußten sich hier an Alfred ergeben. Dieser war so großmüthig, sie im Lande zu behalten; er wies sie nach dem Norden Englands (Ostangeln und

9. Theil 2 - S. 95

1880 - Stuttgart : Heitz
Alfred von England. 95 62. Alfred von England (871—901) und Wilhelm der Eroberer (1066). Von England ist am Schluffe der alten Geschichte erzählt worden, daß 449 ein Schwarm Angelsachsen unter Hengift und Horsa auf Bitten der Briten aus Deutschland herübergekommen sei und ihnen zwar gegen deren Feinde, die Pikten und Skoten, beigestanden, sich aber dann in England festgesetzt und die Briten unterworfen habe. Es waren immer neue Schwärme nachgekommen und die Häuptlinge derselben errichteten sieben Königreiche in England, die sogenannte Heptarchie (Siebenherrschaft). Es war dies eine unglückliche Zeit; denn die unterdrückten Briten machten unaufhörliche Versuche, das ihnen aufgelegte Joch der Angelsachsen wieder abzuwerfen, und erst nach und nach fanden- sie sich in ihr Schicksal oder zogen sich in die Berge von Wales oder Cornwall zurück. Endlich vereinigte ein König von Wefsex (in Süd-England), Egbert, alle sieben Reiche (827) und machte also der Heptarchie ein Ende. Er war als Prinz, um sich vor den Verfolgungen seiner eigenen Verwandten zu retten, nach Frankreich geflohen und hatte am Hofe Karls des Großen seine Ausbildung erhalten. Mit Kenntnissen und Erfahrungen bereichert, kam er zurück, und mit ihm begann für England eine ruhigere Zeit. Doch wurde die Ruhe manchmal durch die Landung der Dänen oder Normänner, kühner Seeräuber, die von Dänemark und Norwegen aus das Meer durchschifften, gestört. Sie raubten Menschen und Güter, und schifften dann reich beladen nach Hause. Noch großem Ruhm als Egbert erlangte sein Enkel, Alfred, den man auch wohl den Großen genannt, und der von 871 bis 901 über England regierte. Als Knabe hatte er nichts gelernt, weil ihn sein schwacher Vater (Ethelwolf) verzärtelte; aber seine Mutier Judith, eine Tochter Karls des Kahlen, lehrte ihm die altsächsischen Lieder. Diese machten auf sein Gemüth einen wunderbaren Eindruck und entwickelten in ihm die Begeisterung für alles Edle und Große, die er hernach als König überall zeigte. Kaum hatte er den Thron bestiegen, so landeten neue Haufen von Dänen, die damals die Küsten nicht nur Englands, sondern auch Frankreichs und Deutschlands zu verwüsten pflegten. Nach mehrern vergeblichen Kämpfen verloren die Angelsachsen den Muth, ferner

10. Theil 2 - S. 98

1880 - Stuttgart : Heitz
98 Mittlere Geschichte. 2. Periode. England. behandelte Dänen und Sachsen mit gleicher Gerechtigkeit und suchte beide Völker einander näher zu bringen. Nach seinem Tode (1035) regierten seine beiden irnfähigeu Söhne (Harald Hasenfuß und Hartiknnt) sechs Jahre lang. Als der letzte derselben (Hartiknnt) starb, benutzten die Engländer die Abwesenheit des einzigen Sohnes Kannts, der König von Dänemark und Norwegen war, und wählten einen einheimischen Prinzen, Eduard denbekenner, einen Bruder Edmunds Jronside. Die in England wohnenden Dänen widersetzten sich der Wahl nicht, weil sie unter sich uneinig und überdies mit den Sachsen ziemlich ausgesöhnt waren. Eduard erhielt seinen Beinamen (des Bekenners, d. i. des Heiligen) von seiner strengen Enthaltsamkeit, die man damals für einen Beweis von Frömmigkeit nahm. Er war der letzte sächsische König, und da er keine Kinder hatte, so setzte er den jungen Herzog der Normandie, Wilhelm, zu seinem Nachfolger ein.*) Dieser Wilhelm war ein Sohn Roberts, der wegen der Wildheit, mit welcher er die Länder seiner Nachbarn verwüstete, unter dem Beinamen des Teufels bekannt ist und auf einer Pilgerreise nach Jerusalem gestorben war.**) Eduard hatte vor seiner Thronbesteigung am herzoglichen Hofe in Rouen gelebt, kannte den Herzog *) Ein tapferer Normannenanführer, Rollo, hatte unter den schwachen karolingischen Königen von Frankreich (911) die Normandie als Lehen erhalten und dort ein normannisches Fürstenhaus gegründet. **) Besonders arg trieb er es in seiner Jugend, wo er unaufhörlich Fehden suchte, Dörfer, Städte und Schlösser zerstörte und Alle, die sich ihm widersetzten, ermordete. Sein eigener Vater zog gegen ihn zu Felde, konnte aber den Sohn nicht bändigen, und starb endlich vor Gram, indem er über ihn den Fluch aussprach. Robert aber setzte sein wüstes Leben fort. Die Sage erzählt: Einst drang er mit seiner Rotte in ein Schloß ein, das seine Bewohner bis auf die Burgfrau und einige Diener aus Furcht verlassen hatten. Er verlangte Wein und befahl, als Alle berauscht waren, daß die Burgfrau vor ihm erscheinen sollte. Sie trat verschleiert in den Saal. Robert gebot ihr herrisch, den Schleier zu heben, und als sie es that, erblickte er — seine Mutter vor sich stehen. Mit Thränen hielt sie dem entsetzten Sohne sein schlechtes Leben vor, verkündigte ihm den Fluch des sterbenden Vaters und forderte ihn auf, nun auch die Mutter zu morden, wie er den Vater in die Grube gebracht habe. Außer sich sank er auf die Kniee nieder und flehte sie an, ihren und des Vaters Fluch von ihm zu nehmen. „Ich selbst," antwortete sie, „will dir nicht fluchen; aber den Fluch deines Vaters kann nur die Kirche aufheben; an diese wende dich, aber erst bessere dein Leben und versöhne dich durch Reue und Buße mit dem Himmel." Robert entsagte sogleich allen Fehden, ließ seine Bande auseinandergehen, legte ein härenes Gewand an und pilgerte nach Jerusalem, um seiner Sünden quitt zu werden.
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