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sichtigte Vereinigung der italienischen Armee mit der siegreichen des Erzherzogs Karl zu verhindern. Nachdem Napoleon Verstärkungen herangezogen hatte, giug er wieder auf das nördliche Donauufer und rächte die Niederlage bei Aspern durch den blutigen Sieg bei Wagram, c) Friede. Im Frieden zu Schönbrunn wurde Österreich vou der See abgeschlossen; es mußte das Küstenland abtreten, aus dem Napoleon, um die Kontinentalsperre weiter auszudehnen, die illyri-schm Provinzen bildete. Ferner mußte es auf West- und Ostgalizien verzichten.
Vereinzelte Freiheitsversuche während des österreichischen Krieges. Österreich hatte während des letzten Krieges mehrfache Versuche gernacht, Bundesgenossen zu gewinnen. Wenn auch dies nicht gelang, so brach die Unzufriedenheit des Volkes doch allenthalben in Aufständen durch, welche Zeichen einer allgemeinen Gärung waren.
1. Der Tiroler A u f st and, 1809. In Tirol, das seit 1805 bayrisch war, hatte die Regierung Anordnungen getroffen, die mit dem frömmelt, konservativen Sinne des urwüchsigen Bergvolkes nicht vereinbar schienen. Daher erhoben sich die Tiroler unter tüchtigen Führern, Andreas Hofer, Speckbacher und Haspinger, und vertrieben mehrmals die Bayern aus Tirol. Wenn auch der Ausstand mißlang (Hofer wurde 1810 in Mantua erschossen), so zeigte doch der ausdauernde Heldenmut der Tiroler die Kraft des Volkes und die Möglichkeit des Widerstandes. Der preußische Major von Schill machte den Versuch, das Königreich Westfalen auszulösen, mußte sich aber, als feindliche Truppen heranrückten, nach Stralsund zurückziehen, bei dessen Verteidigung er siel, o. Der Herzog Wilhelm von Braunschweig-Öls hatte in Böhmen etwa 1000 Mann gesammelt, die sich schon durch ihre Kleidung als Rache-korps ankündigte („die schwarze Schar"). Er brach in Sachsen ein, flüchtete sich aber, als er von Österreich ohne Unterstützung gelassen wurde, nach England.
Napoleon auf dem Cipsel seiner Macht. Nach dem österreichischen Kriege hatte Napoleons Macht ihren Höhepunkt erreicht. Der Emporkömmling suchte sich nun auch in den alten Adel einzuführen; darum trennte er feine Ehe mit Josephine und vermählte sich mit Marie Luise, der Tochter des Kaisers von Österreich. Wie er ferner fortfuhr, einen neuen Adel mit Majoraten und Dotationen zu schaffen, gab er auch dem alten feine Geltung wieder, der aber nur mit Widerstreben folgte. Gegen feine Vasallen machte er aber feine volle Selbstherrschaft um so mehr geltend, als sich bereits unter ihnen und auch in Frankreich Regungen der Unzufriedenheit zeigten.
Seinen Schwager Murat, der in Neapel den Befehlen Napoleons sich zu entziehen suchte, erinnerte er daran, daß er nur durch ihn existiere. Holland,
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Vereinigung der italienischen Armee mit dem siegreichen Heere des Erzherzogs Karl zu verhindern. Nachdem Napoleon Verstrkungen herangezogen hatte, ging er wieder ans das nrdliche Donauufer und rchte die Niederlage von Aspern durch den blutigen Sieg bei Wagram. Infolgedessen wnschte Kaiser Franz mit Napoleon Frieden zu schlieen.
c. Friede. Im Frieden zu S ch n b r n n n wurde sterreich vom Meere abgeschnitten; es mute das Kstenland abtreten, aus dem Napoleon, um die Koutiueutalsperre weiter auszudehnen, die Jllyrischeu Provinzen bildete. Ferner mute es auf West- und Ostgalizien verzichten. Im ganzen verlor sterreich 2000 Quadratmeilen mit etwa 4 Millionen Einwohnern.
D. Vereinzelte Befreiungsversuche während des sterreichischen Krieges. sterreich hatte während des letzten Krieges mehrfache Versuche gemacht, Bundesgenossen zu gewinnen. Wenn auch dies nicht gelang, so zeigte sich die allgemeine Unzufriedenheit des deutschen Volkes doch in verschiedenen Aufstnden.
a. Der Tiroler Aufstand, 1809. In Tirol, das seit 1805 bayerisch war, hatte die Regierung Anordnungen getroffen, die mit dem frommen, konservativen Sinne des urwchsigen Bergvolkes nicht vereinbar waren. Daher erhoben sich die Tiroler unter ihren tchtigen Fhrer, Andreas Hofer, dem Sandwirt von Passeier, dem khneu Speckbacher und dem Kapuziner Haspinger, und vertrieben mehrmals die Bayern ans Tirol. Wenn auch der Ausstand milang (Hofer wurde 1810 in Mautua erschossen), so zeigte doch der ausdauernde Heldenmut der Tiroler die Kraft des Volkes und die Mglichkeit des Widerstandes. (Mosen: Andreas Hofer.)
b. Im Knigreich Westfalen versuchte der hessische Oberst Drnberg einen Ausstand zu erregen und den König Jerome gefangen zu nehmen. Das Unternehmen gelang aber nicht. Drnberg entkam nach England.
c. Der preuische Major von Schill machte den Versuch, das Knigreich Westfalen aufzulsen. Er fhrte fein Husarenregiment eigenmchtig aus Berlin der die Grenze nach Halle und forderte das deutsche Volk zur Abschttelung der Franzofenherrschaft auf. Friedrich Wilhelm Iii. mibilligte aber Schills Unternehmen. Der khne Fhrer mute sich vor westflischen und hollndischen Truppen nach Stralsund zurckziehen, bei dessen Verteidigung er fiel. Seine gefangenen Kameradeu wurden von Napoleon wie Hochverrter und Straenruber behandelt. Er lie in Wesel elf Schillsche Offiziere, in Braunschweig vierzehn Unteroffiziere erschieen und schickte 600 Gemeine als Galeerenstrflinge nach Toulon. Von den letzteren kehrten im Jahre 1814 nur noch 120 zurck, die anderen waren in der harten Gefangenschaft gestorben. (Arndt: Lied vom Schill.)
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Bilder aus der älteren deutschen Geschichte.
Gewand wurde gewöhnlich in der Mitte durch einen Gürtel gehalten, den die reiche Deutsche noch mit blinkendem Edelgestein verzierte; auch der deutsche Mann trug in späterer Zeit ein leinenes von seinem Ehegemahl angefertigtes Gewand; der Mantel desselben bestand aus grobem Tuch und wurde bei den Vornehmeren durch eine goldene Spange, bei den ärmeren dagegen durch einen Dorn auf der Schulter zusammengehalten. —
3. Beschäftigung. Nahrung. Der deutsche Mann fand am Ackerbau kein Vergnügen; die Bestellung des Feldes überließ er den Mitgliedern seiner Familie und den Knechten. Mehr Fleiß und Sorgfalt verwandten sie auf die Betreibung der Viehzucht; mit Wohlgefallen und sichtlicher Freude ruhte das Auge des Hausvaters auf seinen Herden, die auf den grasreichen Ebenen im Sonnenglanze sich tummelten. — Die größte Lust gewährten dem Deutschen Jagd und Kampf. Ein erhebendes Gefühl belebte das Herz des Helden, wenn seine Gemahlin ihm das Schwert umgürtete und ihn mit dem Schild, der aus Weiden geflochten und mit Fell überzogen war, bewaffnete. Und dann wieder: Welche Freude herrschte im Deutschen Hause, wenn am Spätabend der Hausvater mit dem erlegten Wild in sein Heim zurückkehrte: In schnellem Laufe eilten die Kinder über die Schwelle des Hauses dem Kommenden entgegen und geleiteten ihn mit lautem Jubel an den häuslichen Herd, wo die Hausfrau schon die kräftige Kost bereitet hatte. — Der Acker trug Gerste, Hafer, Rüben u. s. w.; das Vieh gab ihnen Milch, Butter und Käse; die Jagd manch herrliches Wildpret. Aus dem Gerstensaft wußte der deutsche Mann schon in alter Zeit ein kräftiges Bier zu bereiten, während der schäumende Met aus Honig und Wasser hergestellt wurde. —
4. Des Deutschen Hans und Familie. Jeder einzelne Hausvater bauete sich, fern von den andern, aus gewaltigen Baumstämmen das einfache Haus und umgab den Hof mit Pfahl und Strauchwerk. Das war sein und seiner Familie unantastbares Heiligtum, und der deutsche Mann waltete in demselben wie ein Priester, Richter und Fürst. — War er von einem Kriegs- oder Jagdzuge ermüdet heimgekehrt, so pflegte er der Ruhe auf der Bärenhaut, oder er wohnte fröhlichen Trinkgelagen bei, wobei der Bragabecher kreiste und in lustigen Liedern die Thaten der gefallenen Helden gefeiert wurden. — Seine Frau war nicht eine Sklavin, sondern er sah in ihr eine liebe Gehülfin. In der Ehre, die sie dem weiblichen Geschlechte erwiesen, kam il>nen kein anderes Volk gleich. — Ja, sie erblickten in ihren Frauen sogar etwas Höheres, der Gottheit Verwandtes, und diejenigen Frauen und Jungfrauen, denen
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Silber aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte.
Deutschland zu machen. Nachdem Österreich in der Schlacht bei Austerlitz besiegt worden mar, wnrde es Napoleon leicht, die deutschen Fürsten zu bethören. Er schloß mit ihnen den Rheinbund; welcher vorzugsweise die süddeutschen Staaten umfaßte, die sich dadurch ganz und gar unter französischen Schutz stellten und sich von Deutschland lossagten. Nun erklärte Napoleon, daß es kein Deutschland mehr gäbe, und jetzt sah sich der Kaiser von Österreich genötigt, die deutsche Kaiser-kroiie niederzulegen. Er nannte sich hinfort nur noch „Kaiser von Österreich", und mit diesem Schritt war das alte tausendjährige deutsche Reich zu Grabe getragen worden. Um nun ganz Deutschland sich zu unterwerfen, rnollte er erst Preußen demütigen, denn dies war der mächtigste deutsche Ltaat. Auf alle mögliche Weise suchte Napoleon Preußen zu kränken, um es zum Kriege mit ihm zu veranlassen. Er ließ seine Truppen durch preußisches Gebiet marschieren und besetzte preußische Landesteile mit französischen Truppen; auch forderte er, daß Preußen den englischen Schiffen den Aufenthalt in seinen Häfen unter-sagen sollte. Zuletzt mußte Friedrich Wilhelm Iii. dem Drängen seines Volkes nachgeben und das Schwert gegen Napoleon ziehen. Ach, es stand ein verhängnisvoller Kampf bevor. Ein gefährlicher Feind trat dem Preußenheere gegenüber. An der Spitze dieses Feindes stand ein kriegsgeübter Feldherr, Napoleon; dazu war das französische Heer durch Kämpfe mit andern Nationen so gekräftigt worden, daß mit einem solchen Heere das schwerste Werk Unternommen werden konnte. — Kläglich dagegen war es um diese Zeit mit dem Preußenheere bestellt. Seine Heerführer waren alt und kampfunfähig, und die Soldaten in der Führung der Waffen ungeübt. — Trotzdem hielten die Offiziere das preußische Heer für unüberwindlich und brüsteten sich mit Friedrichs des Großen Siegen. Von einem solchen Heere ließ sich nicht viel erhoffen, und bald brach auch das schreckliche Unglück herein.
Jena und Auerstädt. Die preußischen Heere zogen unter der Führung ihrer Oberfeldherren, des Fürsten von Hohenlohe und des Herzogs vou Braunschweig, den Franzosen entgegen. Es kam zur Toppelschlacht bei Jena und Auerstädt. Binnen wenigen Stunden wurde das Heer des Fürsten von Hohenlohe zum Rückzüge gezwungen, aber auch bei Auerstädt war es mit dem preußischen Heere schlecht bestellt. Gleich zu Ansang der Schlacht traf den Herzog von Brauu-schweig eine Kugel in das rechte Auge, und derselben mußte aus der Schlacht getragen werden. Es übernahm freilich ein anderer Feldherr den Oberbefehl; jedoch war dieser Umstand für das preußische Heer höchst verhängnisvollt"durch einen derartigen Wechsel in der Führung
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Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. 159
auch jetzt Männer aufzuweisen, die diesen Aufgaben gewachsen waren. Unter diesen edlen Volksfreunden ragen besonders Stein und Scharnhorst hervor. — Friedrich Karl Freiherr von und zum Stein stammte aus Nassau und gehörte einem altadeligen Geschlechte an. Im Jahre 1804 stand er dem Preußenkönige als Ratgeber zur Seite, wurde aber schon 1807 wieder entlassen, weil sein scharfes Auftreten viel Mißstimmung am Hofe des Königs hervorgerufen hatte. Nach dem Tilsiter Frieden des Jahres 1807 rief ihn König Friedrich Wilhelm Iii. wieder zurück, deuu er wußte, daß Stein der Mann fei, welcher eine Besserung der Zustände herbeiführen könne. Stein erfüllte den Wunsch seines Königs und übernahm das schwierige Amt mit dem festen Vorsatz, nach Kräften dahin zu wirken, daß das Vaterland wieder aus dem Abgrund des Eleuds herauskomme. — Thätigkeit Steins. Zunächst suchte Stent Mittel und Wege ausfindig zu machen, um die Kriegsschuld zu tilgen und damit zugleich eine Befreiung des Landes von den französischen Heeren herbeizuführen. Es mußte erst vor allem für Geld gesorgt werden. Stein erließ demnach Verordnungen, durch welche das Steuerwesen geregelt und praktischer ausgestaltet wurde. Um möglichst viel Geld zu erhalten, wandte man überall die größte Sparsamkeit an, und das Königspaar selber gab auch in dieser Tugend das herrlichste Beispiel. Es wurden im Königshause nur die unentbehrlichsten Dinge behalten; einfache bürgerliche Gerichte kamen auf den Tisch; ja, als alles dies noch nicht ausreichte, entschloß sich der König sogar zum Verkauf seines kostbaren Tafelgeschirres, und Luise gab ihre Juwelen und Diamanten für das Vaterland hin; nur eine Perlenschnur behielt sie zum Andenken an jene traurige Zeit zurück, „denn", sagte sie, „Perlen bedeuten Thränen, und ich habe ja deren so viele vergossen." Diese Opferfreudigkeit fand im Lande die begeistertste Nacheiferung; jeder gab von Herzen gern, so viel er konnte, und somit brachte man es endlich dahin, daß die Kriegsschuld völlig getilgt ward, wodurch schon ein großer Schritt zur einstigen Befreiung gethan worden war. — Nun erst ging Stein ati die Lösung seiner eigentlichen Aufgabe, die darin bestand, daß er sich bemühete, Veranstaltungen zu treffen, durch welche jedem Unter* thauen die Möglichkeit gegeben wurde, an der Ausführung aller der Aufgaben, welche die Förderung des Wohles des Vaterlandes bezweckten, mitzuarbeiten. Auf diese Weise konnte nämlich nur ein größeres Interesse an des Vaterlandes Wohl und Weh im Herzen des Volkes erzeugt werden. Vor allem war dazu nötig, daß der „Bauerstand" frei wurde, denn dieser bildet ja vornehmlich das Fundament des großen Staatsgebäudes. Bisher war der Bauer noch der Dieuer seines Gutsherrn
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Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte.
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man Ringe, Ketten n. s. w. fertigen ließ. Durch den Verkauf dieser Gegenstände erhielt man bald soviel Geld, daß die Ausrüstung für vier freiwillige Jäger davon beschafft werden konnte. — Viele edle Fraueu schlossen sich zu Vereinen zusammen, die sich die Aufgabe stellten, für die Verwundeten Sorge tragen zu wollen; an der Spitze dieser Vereine standen edle Prinzessinnen, deren opferfreudige Liebe die Frauenwelt zu den herrlichsten Thaten begeisterte. Aus diesen Frauenvereinen gingen die Pflegerinnen hervor, welche in den Lazaretten den armen Verwundeten und Sterbenden in hilfsbereiter Liebe dienten. So haben sich die Frauen und Jungfrauen jener großen Zeit durch ihr selbstloses Thuu in dem Herzen des preußisch-deutschen Volkes ein unvergängliches Denkmal gestiftet. — In herrlichen Dichtungen und Liedern wurde die Flamme der edelsten Begeisterung entfacht; so sangen Arndt, v. Schenkendorf, Uhland und Körner Vaterlandslieder, die einen tiefen Eindruck machten und das Volk in dem heiligen Entschluß, alles für das Vaterland einzusetzen, auf das wunderbarste stärkten. — Es ist wahrhaft bewundernswürdig, wie durch das kleine Preußen, welches dazu durch den Tilsiter Friedensschluß an den Rand des Abgrundes gekommen war, die Befreiung des ganzen deutschen Vaterlandes herbeigeführt werden konnte. — An der Spitze des neu geschaffenen Heeres standen tüchtige Feldherren, die ebenfalls für den heiligen Kampf begeistert waren und auch die Befähigung besaßen, ein großes Heer zu führen. Unter diesen Kriegshelden treten besonders Blücher, Gneisenau, $orf und Bülow hervor.
Die ersten Kämpfe. Napoleon hatte in Frankreich schnell wieder ein Heer zusammengerafft und zog heran, um Preußen nunmehr gänzlich zu verderben, der preußische Name sollte aus der Reihe der Völker ausgelöscht werden; aber Gott hatte es anders beschlossen. Um dem heranziehenden Feinde erfolgreich entgegentreten zu können, hatte sich das preußische Heer mit dem russischen vereinigt, und das vereinigte preußischrussische Heer zog nun heran, den Kampf zu wagen. In den ersten Schlachten bei Lützen und Bautzen errang Napoleon wohl den Sieg; jedoch hatte er gesehen, daß es nicht mehr die Kämpfer von Jena und Anerstädt wären, die auf den Ebenen von Lützen und Bautzen für das Vaterland gestritten hatten; es waren Männer, die ein Herz voll glühender Vaterlandsliebe besaßen, welche ihnen die Stärke verlieh, den furchtbarsten Gefahren freudig entgegenzugehen. Napoleon hielt es für geraten, eine vorläufige Einstellung der Feindseligkeiten herbeizuführen und ließ daher um sich auf weitere Kämpfe zu rüsten, den Verbündeten einen „Waffen-^ stillstand" anbieten, der auch abgeschlossen wurde, da das preußisch-russische Heer ebenfalls einer Stärkung bedurfte. —
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Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. 167
gingen mit lautem Hurra auf den Feind und schlugen mit dem Kolben alles nieder. Blücher und Jork waren stets in den vordersten Reihen der Kämpfer und feuerten durch ihr Beispiel die Truppen zu immer weiterem Vordringen an. „Heute geht's gut, Vater Blücher!" so schallt es aus dem Munde der Krieger, worauf dann der alte Held antwortet': „Wird noch besser kommen, paßt man uff!" Nach kurzer Zeit trat der Feind den Rückzug an; doch wehe, die Brücken, welche über die reißenden Flüsse führten, sind abgebrochen, und so finden Tausende in den Fluten der Neiße und Katzbach ihr Grab. Das war ein herrlicher Sieg, den Vater Blücher errungen hatte. Seine Soldaten nannten ihn von jetzt all „Marschall Vorwärts", und das preußische Volk pries die Ruhmes-thaten Blüchers in schönen Liedern.
„Am Wasser der Katzbach, da hat ers bewährt,
Da hat er die Franzosen das Schwimmen gelehrt.
Fahrt wohl, ihr Franzosen, zur Ostsee hinab Und nehmt, ohne Hosen, den Walfisch zu Grab."
Aus Blüchers Leben. Blücher ist ein Sohn des mecklenburgischen Landes und wurde zu Rostock geboren. Als Jüngling trat er in schwedische Kriegsdienste und nahm an kühnen Streifzügen teil. Später ließ er sich in die preußische Armee einreihen und kämpfte unter Friedrich dem Großen in mehreren Schlachten des siebenjährigen Krieges. Als er einmal von Koing Friedrich nicht befördert worden war, forderte er sogleich seinen Abschied, den ihm auch Friedrich mit den Worten erteilte: „Der Rittmeister Blücher kann sich zum Teufel scheren!" Nach Friedrichs des Großen Tode trat er wieder in sein früheres Husarenregiment ein und lenkte bald durch seine hervorragenden Leistungen die Aufmerksamkeit seiner Vorgesetzten auf sich. Als nach der Schlacht bei Jena alles den Mut verloren hatte, schlug er - sich noch mit seinem Häuflein bis Lübeck durch und verteidigte sich hier so lange, bis er „weder Pulver, noch Blei" mehr hatte. Der Held wurde von den Franzosen gefangen genommen; aber später gegen einen französischen General wieder ausgewechselt. — In den Freiheitskriegen zeichnete er sich durch einen kühnen Heldenmut aus und wurde von Fürst und Volk mit den höchsten Ehrenbezeugungen überhäuft. — Er war ein grimmiger Feind der Franzosen und suchte seinem Haß oft in derben Worten Luft zu machen. So schreibt er 1813: „Wenn wir jetzt nicht alles Schelmfranzosenzeug mitsamt dem Bonaparte vom deutschen Boden vertilgen, so scheint mir kein deutscher Mann des deutschen Namens wert zu sein."
Aus Gneisenaus Leben. August Neidhardt v. Gueiseuau stand dem alten Blücher als ein treuer Ratgeber zur Seite. Derselbe hat
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Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte.
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Schaden zugefügt hatte, beim Gott schenkte dein protestantischen Deutschland um diese Zeit einen Helfer, der dem Kaiser das wieder entriß, welches er den Protestanten genommen hatte. Dieser herrliche Glaubensheld war Gustav Adolf.
5. Gustav Adolf. Persönlichkeit. Gustav Adolf war König von Schweden. Seit langer Zeit hatte schon die evangelische Lehre in seinem Lande Eingang gefunden und war von dem schwedischen Volke mit großer Begier aufgenommen worden. Als er von dem Jammer der deutschen Protestanten hörte, faßte er den heldenmütigen Entschluß, die Unglücklichen in ihren Rechten zu schützen, um dem deutschen Land zugleich zu danken für das herrliche Geschenk, welches sein Volk in dem Evangelio einst von Deutschland empfangen hatte. Freilich mochten es noch andere Gründe sein, die ihm das Schwert in die Hand zwangen; jedoch trieb ihn vorzugsweise das Mitleid mit der Not der Evangelischen zur Ausführung seines hochherzigen Entschlusses. — Gustav Adolf stand in der Vollkraft seiner Jahre. Aus den großen, grauen Augen strahlte Liebe und Güte, und in dem herrlichen Körper wohnte ein Heldengeist. Jin Kriege hatte er stets die größte Tapferkeit und deu herrlichsten Mut bewiesen, welcher aus einem felsenfesten Gottvertrauen entsproß, das sein Herz erfüllte. Selbst in dem schwärzesten Dunkel der Schlacht war es licht in seinem Geiste; mit Todesfreudigkeit ging er den schwersten Gefahren entgegen und erweckte durch sein herrliches Vorbild auch iu dem Herzen des gemeinsten Soldaten eine Begeisterung, die sein Heer fast unüberwindlich machte. Da er jede Strapaze mit seinen Soldaten getreulich teilte, so waren diese ihm in großer Liebe zugethan und verspritzten für ihren König freudig ihr Herzblut. — Iu bewegten Worten nahm er von seiner Familie und den Räten seines Landes Abschied. „Ich rufe Euch", so schloß er thränenden Auges die Rede, „ein herzliches Lebewohl zu, vielleicht auf immer." Das Schluchzeu der Versammlung wurde erst gemildert, als der König die Hände zum Gebete faltete und. mit fester Stimme das Schlußwort des 90. Psalmes sprach: „Und der Herr unser Gott sei uns freundlich" it. s. w. — Mit 15 000 Mann schiffte er sich nach Deutschland ein. Am 4. Juni 1630 landete er auf der Insel Usedom. Als. er das feste Laut) betrat, fiel er angesichts des ganzen Heeres auf seine Kniee und erflehte einen glücklichen Erfolg seines Werkes. Da er iu deu Augen einiger Hauptleute Thränen der Rührung bemerkte, sagte er: „Weinet nicht, meine Freunde, sondern betet: je mehr Betens, je mehr Siegs! fleißig gebetet, ist halb gefochten und gesiegt!"
Kampf in Deutschland. Zunächst wandte sich Gustav Adolf gegen die kaiserlichen Heere, die noch Pommern besetzt hielten. Sie mußten
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Bilder aus der brandenburgisch-preußischeir Geschichte.
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des Oberbefehls entstand Verwirrung in den Reihen der Preußen, und als nun auch die ersten Flüchtlinge aus der verlorenen Schlacht bei Jena sich zeigten, ergriff die Kämpfer Angst und Entsetzen. Alles entfloh. Die Mutlosigkeit wurde bald so groß, daß die meisten Waffen und Munition wegwarfen und sich willenlos dem Feinde ergaben. Die Franzosen besetzten nun die preußischen Lande und behandelten Preußen nach jeder Richtung hin als ein erobertes Land. Viele der stärksten Festungen des Landes öffneten ohne die geringste 'Verteidigung den Franzosen ihre Thore; in so schmachvoller Weise ergaben sich Spandau, Küstrin, Magdeburg u. a. Alles hatte den Kops verloren; das ganze Preußen schien die Beute des Feindes werden zu sollen. Allerdings fehlte es nicht an Beispielen opferfreudiger Treue; jedoch war es nur eine geringe Anzahl Männer, die die Ehre des Preußennamens hochhielten. In der ersten Reihe dieser herrlichen Männer steht der tapfere Blücher, der sich nicht ergab und bis Lübeck sich durchschlug. Hier wollte er so lange aushalten, „bis er weder Pulver noch Blei, noch Lebensmittel, noch Vieh mehr hätte." Und er hat sich tapfer verteidigt. —In der Festung Kolberg hielten Schill, Nettelbeck und Gueiseuau so wacker stand, daß die Festung nicht in den Besitz der Franzosen gelangte, auch Graudenz ergab sich nicht, denn die tapferen Bürger wurden durch ihren heldenmütigen Bürgermeister Courbiere zum Ausharren begeistert; ebenso tapfer hielten sich die schlesischen Festungen Glatz, Silberberg und Kosel; im ganzen waren es aber doch nur wenige, die in dieser traurigen Zeit sich der Ehre des Vaterlandes bewußt blieben. — Der König und die Königin hatten aus Berlin fliehen müssen, um nicht den anrückenden Franzosen in die Hände zu fallen; diese Flucht wurde für die unglückliche Königin die Quelle unsäglicher Leiden. Die Königin war ihrem Gatten nach Schwedt vorausgeeilt, um sich dort wieder mit den geliebten Kindern zu vereinigen. Als sie dieselben erblickte, ward sie von namenlosem Weh erfüllt. Sie umschlang die beiden ältesten Söhne und sagte ihnen mit thränenerstickter Stimme jene historisch berühmten Worte, einer Heldenkönigin würdig: „Ihr seht mich in Thränen, ich beweine den Untergang meines Hauses und den Verlust des Ruhmes, mit dem eitere Ahnen und ihre Generale den Namen Hohenzollern gekrönt haben. Ach, meine Söhne, ihr seid in dem Alter, wo euer Verstand die großen Ereignisse, welche uns jetzt heimsuchen, fassen und fühlen kann. Ruft künftig, wenn eure Mutter nicht mehr lebt, diese unglückliche Stunde in euer Gedächtnis zurück, weint meinem Andenken Thränen, wie ich sie jetzt in diesem Augenblicke dem Umstürze des Vaterlandes weine! Aber begnügt euch nicht mit den Thränen allein; handelt, entwickelt eure
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Extrahierte Personennamen: Nettelbeck Glatz
Extrahierte Ortsnamen: Jena Spandau Magdeburg Silberberg Berlin Schwedt
170 Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte.
beutete in die)er Lchlacht Napoleons Wagen und empfing für biefe Heldenthat den Namen feines heldenhaften Führers. — Bülow von Dennewitz starb schon zwei Jahre später zu Königsberg. Das dankbare Vaterland hat ihm in Berlin ein Denkmal gefetzt. —
Leipzig. Napoleon hatte sich mit dem Hauptheere in die Ebenen von Leipzig zurückgezogen, und hier sollte die Hauptschlacht stattfinden. Am 16. Oktober begann der große Kamps mit einem entsetzlichen Kanonendonner. Die Erde erbebte, und selbst die ältesten Krieger bekannten, ein solches Krachen noch nie gehört zu haben. Mit kühnem Heldenmut ging es ans den Feind; derselbe konnte dem starken Andringen der verbündeten Heere nicht lange stand halten, und so geriet denn die französische Heer?smacht bald in Unordnung. Napoleon aber führte immer neue Scharen in den Kampf; auf diese Weise gelingt es ihm, die Lücken in den Reihen feiner Heere wieder auszufüllen und den Kampf fortzusetzen; bald neigte sich sogar der Sieg auf die Seite der Franzosen. Sogleich sandte Napoleon Eilboten nach Leipzig, damit d:e Siegesbotschaft verkündet werde, und befahl gleichzeitig, die Glocken zu läuten; doch er hatte zu früh läuten lassen. Der Oberbefehlshaber Fürst von Schwarzenberg hatte von einem Turme aus die drohende Gefahr bemerkt. Auf feinen Befehl wurde der wankende Flügel durch Hilfstruppen verstärkt, und so gelang es, den vordringenden Franzosen Halt zu gebieten. — Im Norden von Leipzig, bei Möckern, kämpften Blüchers Scharen mit Aufbietung aller Kraft. Dreimal wurde das Dorf von den Preußen gewonnen; dreimal ging es wieder verloren. Endlich rief Marfchall Vorwärts: „Nun, Kinder, wollen wir noch einmal ein Hurra machen! Vorwärts! Eingehauen!" Mit brausendem Hurra ging es ans den Feind; auch Hork sprengte an der Spitze feiner tapferen Husaren daher, und diese griffen erfolgreich in den Kampf ein. Der Feind wird zurückgetrieben; das Dorf ist genommen. Viele Gefangene und 50 Kanonen wurden bei Möckern erbeutet. Wieder eine herrliche Ruhmesthat! Mittlerweile war es Abend geworden. Ringsum lohten die Wachtfeuer, und 8 Dörfer und Städte standen in Flammen. Viele der Braven sch liefen den ewigen Schlaf, und das Gestöhn der Verwundeten und Sterbenden unterbrach die feierliche Stille der Nacht. — Der 17. Oktober war ein Ruhetag; nur Vater Blücher konnte nicht müßig sein. Er vertrieb die Feinde aus den Dörfern zwischen Möckern und Leipzig. — Am 18. Oktober begann noch einmal der furchtbare Kampf. An diesem Tage mußte es sich entscheiden, wer den Sieg erringen werde. Von allen Seiten zogen am Morgen des genannten Tages die Heere der Verbündeten heran
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Dennewitz Napoleon Napoleon Napoleon Fürst_von_Schwarzenberg
Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Königsberg Berlin Leipzig Leipzig Leipzig Leipzig Leipzig