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1. Die Geschichte des Alterthums - S. 176

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
176 Ix. Die Griechen. Nach der ältern Sage kommt die Blutschuld bald zu Tage, worauf sich Jo-caste das Leben nimmt, Oedipus aber mit der zweiten Gattin, Euryganeia, zwei Söhne, Eteocles und Polynices, und zwei Töchter, Antigone und Jsmene, zeugt. Nach den Tragikern gebiert Jocaste selbst dem Oedipus in längerer Ehe diese Kinder. Endlich kommt eine Pest über das schuldbefleckte Land. Man forscht bei dem Seher Tiresias nach der Ursache und nach dem Mittel der Sühnung, worauf der ganze schreckliche Zusammenhang an Tag kommt. Jocaste tobtet sich mit dem Strick. Oedipus sticht sich die Augen aus und wird dann von den Thebanern aus dem Lande getrieben. Geleitet von seinen Töchtern, Antigone und Jsmene, wandert der blinde Greis nach dem attischen Flecken Colonus, nachdem er den Fluch über die Söhne, die ihn verrathen, ausgesprochen. Im Hain der Erinnyen, wo die „eherne Schwelle" in die Unterwelt führte, findet der greise Dulder endlich Sühnung und Lösung seines harten unverschuldeten Schicksals. Der Fluch des Oedipus über seine Söhne erfüllte sich bald. Eteocles und Polynices geriethen über das Erbe in Streit, und der letztere mußte aus Theben fliehen. Die Veranlassung seiner Flucht wird in der Dichtung und Sage verschieben angegeben. Nach der geläufigsten Darstellung hatten beibe Brüber die Verabredung getroffen, daß sie abwechselnd die Stadt ein Jahr regieren und ein Jahr meiden wollten, aber Eteocles sei der Ueberein-kunst nicht nachgekommen, woraus Polynices Hülfe suchend sich zu Adrastus, dem Herrscher von Argos und Sicyon, begeben habe. Mit ihm trifft zugleich ein anderer Flüchtling bei Adrast ein, Tydeus, des ätolischen Oeneus Sohn, der seine Vettern im feindlichen Streit erschlagen und darum die Heimat meiden mußte. Adrastus nimmt die Flüchtlinge, die in einer stürmischen Nacht auf seinem Gehöfte erscheinen, gastfreundlich auf, vermählt ihness seine beiden Töchter und verspricht ihnen, sie mit gewaffneter Hand in die Heimat zurückzuführen. Mit dem Kriegszug nach Theben sollte der Anfang gemacht werden. Zu dem Zwecke werben alle Vettern und Verwanbten von Abrastus zur Versammlung und zum Mahle in die Königsburg berufen. Amphiaraus, dem vermöge feiner Seherkunst der unglückliche Ausgang des Unternehmens bekannt war, widerrieth den Zug; aber Eriphyle, seine Gemahlin, Adrastus' Schwester, hatte von Polynices das prächtige Halsband erhalten, das einst Kadmus der Harmonia verehrt, und sprach zu Gunsten des Unternehmens, das daher auch beschlossen ward. Sieben argivische Helden, voran Adrastus und Amphiaraus, zogen aus gegen Theben, aber unter ungünstigen Zeichen, denn Zeus mißbilligte das Vorhaben. Durch das Loos werben die sieben Thore der Stadt den sieben argivischen Helden zugetheilt; aber Eteokles stellte jedem der Führer einen auserwählten thebanischen Krieger entgegen. Im ersten Treffen werden die Kadmeer besiegt und in bis Thore zurückgetrieben, worauf die Argiver den

2. Die Geschichte des Alterthums - S. 285

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
78. Das Unternehmen der Athener gegen Sicilien. 285 beschloffen, die letzte Seeschlacht zu wagen, für den Fall der Niederlage aber die Schiffe zu verbrennen und zu Lande abzuziehen. Heftig war die Schlacht, unbeschreiblich groß sowohl die körperlichen Anstrengungen als die Bewegung der Gemüther. Ringsum standen auf dem Ufer die zahlreichen Zuschauer von beiden Parteien, und nachdem der Sieg sich so oder anders zu wenden schien, erhob sich gleichzeitig Jubel oder Klagegeschrei. Endlich wichen die Athener. Nicias und Demosthenes wollten zwar wiederholt angreifen, da die Zahl ihrer Schiffe der Zahl der feindlichen noch gleich kam, allein das Schiffsvolk weigerte sich, ihnen zu gehorchen. Vier Tage lang zogen die Athener erst gegen Catana, dann gegen Ca-marina, unter steten Gefechten und mit Mangel jeder Art kämpfend. Am fünften ward die in der Nacht schon in Unordnung gerathene Abtheilung des Demosthenes gänzlich von der überlegenen feindlichen Macht eingefchlost fen; sie mußte sich unter der Bedingung ergeben, daß Keiner gewaltsam ge-todtet, Keinem die Nahrung entzogen werde. Lange wollte der jetzt muthig ausharrende Nicias dies Unglück nicht glauben, als er aber endlich nicht mehr zweifeln konnte, bot er den Syrakusanern gegen freien Abzug mehrere Geisel und den Ersatz der Kriegskosten; dieser-Antrag ward jedoch verworfen. Beim Uebergange der Athener über den Assinarns erhob sich der letzte unglückliche Kampf, sie wurden theils getodtet, theils ohne alle Vergleichsbedingungen gefangen. In den engen, heißen Steingruben, wohin sie zu harter Arbeit gebracht wurden, fanden die Meisten ihren Tod; Einzelne nur bereiteten sich ein milderes Loos, weil sie Stellen aus den Trauerspielen des Euripides im Gedächtniß hielten und zur Ergötzung und Bewunderung ihren neuen Herren mittheilten. Die Syrakusaner verurtheilten Demosthenes und Nicias zum Tode. Jener war den Lacedämoniern wegen der Besitznahme von Pylus verhaßt, von diesem, dem Reichen, besorgte man Loskauf und Erhebung neuer Fehden. Einige fürchteten auch wohl, daß die Verbindungen kund werden möchten, in welchen sie mit ihm gestanden hatten. Hermokrates und Gylippus suchten vergeblich das Leben beider zu retten und die Syrakusaner zu edlerem Gebrauche ihres Sieges zu bewegen; doch sollen sich, laut einer Nachricht, beide Feldherrn selbst den Tod gegeben haben, ehe jener Volksschluß zur Vollziehung gebracht wurde. Vollständiger war fast nie ein Sieg, wenige Trauerspiele der Geschichte sind größer als dieses; und wenn auf der einen Seite das Gemüth sich zu Syrakus wendet, welches ohne rechtlich zureichenden Grund angegriffen, für die Freiheit kämpfte, so muß man auf der andern Seite die Kühnheit und Ausdauer der Athener bewundern und tiefe Wehmuth über das grenzenlose Unglück empfinden, welches ihr fchönstes Heer auf dem Gipfel ihrer Macht und ihrer Bildung zerstörte, ein Hen, wo in jedem Einzelnen mehr

3. Die Geschichte des Alterthums - S. 178

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
178 Ix. Die Griechen. sein und der Heknba ältester Sohn Hektor, der zweite Paris. Diesen schmückte Aphrodite mit schönem Antlitz und Haar. Einst fuhr er über das Meer und gelangte nach Sparta zum blonden Menelaus, dem Sohne des Atreus. Paris wurde gastlich empfangen, aber während Menelaus nicht daheim war, entführte er ihm fein Weib, die schöne Helena, die Schwester der Dioskuren, welche Aphrodite bethörte, ihm zu folgen. Den Schimpf zu rächen, Helena und die Schätze zurückzuholen, erhoben sich die beiden Söhne des Atreus, Agamemnon, der ältere Bruder, der mächtige Völkergebieter von Mycenae, und Menelaus von Sparta, von hohem Wuchs und wenig Worten, aber milden und verständigen Sinnes; mit ihnen die besten Helden aller griechischen Gaue. Von Argos kam, schon im Kampfe gegen Theben versucht, des Tydeus Sohn Diomedes, von Tiryns Sthenelus, der Sohn des Kapaneus, von Pylus Nestor, der einzige von den zwölf Söhnen des Neleus, welcher der Gewalt des Hercules entgangen war, ein ehrwürdiger Greis, der drei Menschenalter gesehen hatte, mit feinem raschen Sohne Antilochus. Von den Inseln im westlichen Meer kam, von Agamemnon selbst herbeigeholt, Odysseus, des Laertes Sohn, der Herrscher von Jthaka. Von der Insel Scklamis kam 2ljaff Telamon’s Sohn, ein gewaltiger Held, höher als alles Volk an Haupt und Schultern, der Thurm der Achäer, mit feinem Stiefbruder Teukrus, einem trefflichen Bogenschützen; der Lokrer Schaaren führte Aj^ des Oneus Sohn, die Athener Me nestheus. Von der Insel Kreta schloß sich Jdomeneus, ein Enkel des Minos, vieler Männer Beherrscher auf diesem weiten Eiland, dem Zuge an. Der beste von allen Helden der Achäer, welche gegen Jlinm aufbrachen, war Achilles, der Sohn des Peleus, des Herrschers des heerdenreichen Phthia m Thessalien; er führte fünfzig Schiffe mit 2500 Streitern bemannt gegen Jlinm. Die Götter liebten den Peleus und Here hatte ihm die Nereide Thetis, welche sie selbst aufgezogen, zum Weibe gegeben. Alle Götter kamen die Hochzeit des Peleus und der Thetis zu feiern, auch Apollo war mit dem Saitenfpiel beim Hochzeitsmahle, und die Götter schenkten dem Peleus eine schöne Rüstung und zwei unsterbliche Rosse; der Centaur Chiron aber gab ihm eine gewaltige Lanze, deren Schaft er aus einer Esche auf dem Pelion gehauen. Der Ehe des Peleus und der Thetis war Achilles entsprungen, Chiron hatte ihn in den Künsten des Krieges und der Rede und in der Kunde, Wunden zu heilen, unterwiesen. Als Nestor und Odysseus nach Phthia kamen, den Achilles zum Zuge gegen Jlinm aufzurufen, wurden sie gastlich empfangen, und obwohl dem Achilles feine göttliche Mutter verkündete, er werde nach feiner Wahl entweder daheim in Phthia in hohem Alter sterben oder großen Ruhm erwerbend ein Jüngling vor Jlinm fallen, war dieser eifrig zum Kampfe bereit. Stark und zahlreich waren die griechischen Helden, welche in Anlis zur Ueberfahrt nach Jlium die „schwarzen Schiffe" bestiegen, aber anch denfroern fehlte es nicht an eigenen Kämpfern und Bundesgenossen unter ihren Stamm-

4. Die Geschichte des Alterthums - S. 181

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
54. Die Verfassung im homerischen Griechenland. 181 Haar zerrüttet im Sande zog. Nachdem Achilles vier Rosie und zwölf gefangene Troer auf dem Scheiterhaufen des Patroclus geschlachtet, den Freund bestattet und ihm Leichenspiele gehalten, wagte sich Priamus, nur von einem alten Herold begleitet, der' die Maulthiere lenkte, in der Nacht, mit reicher Lösung auf dem Wagen, in das Lager der Achäer, in das Zelt des Achilles und küßte die Hand, die feinen Sohn erschlagen. Achilles lud ihn zum Mahle und versagte ihm den Leichnam des Hektor nicht, wie sehr er auch zürnte, — er selbst legte ihm den Sohn gereinigt auf den Wagen und gewährte den Troern eilf Tage Waffenruhe zur Bestattung des Todten. Doch ' nun war auch des Achilles Stunde gekommen. Am Mischen Thor traf ihn ein Pfeil, welchen Paris, von Apollo geleitet, entsendete, zum Tode. Groß, weithin gestreckt, lag der Held, des riesigen Kampfes vergessend, in den Wirbeln des Staubes. Um den Leichnam wurde den ganzen Tag hindurch gekämpft, Odyffeus empfing an jenem Tage die meisten Geschosse der Troer: endlich trugen ihn die Achäer glücklich zu den Schiffen und vergossen viele Thränen um den gefallenen Helden. Um die Stadt auszukundschaften, hüllte sich Odysseus in Lumpen, zerfleischte sich selbst mit der Geißel und schlich sich als Bettler in die Mauern. Niemand erkannte ihn, als Helena, aber ihr Herz war nun wieder zur Heimat gewendet, und sie schwur ihm einen feierlichen Eid, den Troern nichts zu verrathen, dis er zurückgekehrt sei zu den Sckiffen. Endlich zimmerte Eptzus ein gewaltig großes Roß von Holz: die Achäer warfen Feuer in ihre Zelte und steuerten heimwärts. Das Roß, in welchem die besten Helden, Diomedes, Menelaus, Odysseus, mit vielen anderen verborgen waren, blieb am Ufer zurück, Tod und Verderben nach Jlium zu bringen. Die Troer zogen das Roß hinauf in ihre Stadt, um es als ein Weihgeschenk für die Götter aufzubewahren. Als die Nacht herangekommen war, stürmten die Helden dann aus dem hohlen Pferde und verheerten die Stadt. 54. Die Verfassung im homerischen Griechenland. (Nach G. F. Schoemann, griechische Alterthümer.) Was wir aus den homerischen Gedichten gewinnen können, ist ein Bild tfer alten Heroenzeit, wie es sich im Geiste der Dichter spiegelte; aber da wir uns ohne Mittel finden, ein anderes Bild mit mehr Anspruch auf Wahrheit zu entwerfen, so müssen wir uns an diesem genügen lassen. Wir finden nun zuvörderst das griechische Volk damals so wenig als in irgend einer späteren Zeit zu einem staatlichen Ganzen vereinigt. Zwar ist eine gemeinsame Unternehmung, ein Rachekrieg gegen Troja, zu Stande gekommen, und Agamemnon, der König von Mycenae, steht als allgemein an-

5. Deutsche Geschichte bis zum Jahre 1648 - S. 25

1895 - Köln : DuMont-Schauberg
kein Stand wollte von dem heiligen Unternehmen ausgeschlossen bleiben. Einige konnten es sogar nicht erwarten, bis ein geordneter Heereszug ausgerüstet war. Aber sie erreichten nichts, fanden vielmehr zum größten Teil noch in Europa durch Entbehrungen und Verrat den Tod. Auch das langsam folgende große Heer hatte keinen König an der Spitze. Vornehme Adelige führten den Zug, welcher zum Teil zu Lande durch Deutschland, Ungarn, über Konstantinopel, zum Teil auf dem Seewege nach Kleinasien sich bewegte. Nach langen und harten Kämpfen, unter den größten Anstrengungen und Entbehrungen gelangten im Jahre 1099 ungefähr 20 000 von dem anfangs etwa 200 000 Mann starken Heere bis vor Jerusalem. Nach der Eroberung der von 40 000 Türken verteidigten Stadt wurde der tapferste der Tapferen, Gottfried von Bouillon, Herzog von Niederlothringen, zum Könige ausgerufen. Er aber erklärte: „Da, wo das Haupt meines Heilandes geblutet und eine Dornenkrone getragen hat, werde ich keine goldene Krone tragen." Er wollte nur Beschützer des heiligen Grabes sein und heißen. Die Kunde von der Eroberung Jerusalems und des heiligen Landes versetzte das ganze christliche Europa in großen Jubel. Andacht und Kriegslust lenkten ganze Ströme von Menschen aus Europa nach Asien. Aber das konnte nicht verhindern, daß die Türken zuerst einzelne Teile und endlich das ganze Land wiedereroberten. Es wurde noch eine ganze Reihe von Kreuzzügen unternommen, aber alle ohne dauernden Erfolg. Die heiligen Orte find noch heute im Besitze der Türken. 5. Die verschiedenen Stände in Deutschland zur Zeit der Kreuzzüge und nach denselben. a. Iie Heistkichen. Im Zeitalter der Kreuzzüge stieg das Ansehen der Kirche und des Papstes gauz außerordentlich, zum Teil, weil die große Bewegung der Krenzzüge durch die Päpste ins Leben gerufen und geleitet wurde, zum Teil auch, weil einige der damals regierenden Päpste durch ihre mächtige

6. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 416

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
416 37. Die ungarische Revolution. zur Last legten. Einen nachhaltigen Erfolg hätte er durch Fortsetzung des kleinen Krieges, etwa in Siebenbürgen, nicht erzielen können, denn es fehlte an Geld, an Munition, an Muth bei Soldaten und Officieren, welche letztere ein ähnlicher Geist beherrschte, wie er bei Napoleon's Marschällen in den letzten Jahren seiner Herrschaft an- zutreffen war. Aber einen politischen Fehler beging Görgei, daß er seine Unterwerfungs-Anträge an die Russen, unv nicht an die Oesterrei- cher richtete, die allerdings im ungarischen Heere noch verhaßter waren, als die Russen, besonders seit Haynau an ihrer Spitze stand. So weckte der Neid auf den russischen Triumph die Rachsucht Haynau's, der allen Grund hatte, gegenüber der hochmüthigen Meldung Paskewitsch's an seinen Kaffer: „Ungarn liege zu den Füßen des Czaren", her- vorzuheben, daß die österreichische Armee es war, welche „den Feind in sechs Schlachten bis zur Vernichtung besiegt und auch die Unter- werfung des Görgei'schen Corps bewirkt hat". Ein kleiner Rest der Armee (5000 M.), so wie die Führer Koffuth, Bem, Dembinski, Perczel und andere retteten sich auf türkisches Ge- biet; die übrigen Heeres-Abtheilungen in Ungarn und Siebenbürgen ergaben sich rasch nach einander theils an die Russen, theils an die Oesterreicher. Auch die Festungen Arad, Munkücs, Peterwardein fielen durch Capitulation in die Hände der Sieger; den längsten Widerstand leistete Klapka in Komorn; er capitulirte erst am 27. September unter auffallend günstigen Bedingungen, welche den schroffsten Gegensatz bilden zu der Behandlung, die Haynau sonst den Insurgenten angedeihen ließ. Alsbald begann Haynau's Schreckensregiment; die Nation sah Tausende ihrer Söhne gewaltsam dem Soldatenstande eingereiht, Hunderte in die Verbannung, wieder Hunderte in langjähriges Ge- fängniß wandern; unter den zahlreichen Hinrichtungen, welche die Blutgerichte in Pesth und Arad decretirten, machte den tiefsten Ein- druck die des Grafen Batthyüny, als deren Grund auch seine Wirksam- keit als Premier-Minister, seine mit der Sanction des Königs und des Palatinus vollführten Thaten verkündigt wurden. Görgei ver- dankte sein Leben der Verwendung des Kaisers Nikolaus und des Großfürsten Constantin. Haynau's Grimm traf nur Personen und nicht Institutionen, das Volk zitterte vor ihm, aber sah ihn nicht als Feind der Natio- nalität an. Erst äls die sogenannte „Civil-Regierung" in Ungarn ihr Amt antrat, als man das langsame Eindringen fremder Ele- mente in das nationale Wesen, den gewaltsamen Bruch mit den alt- gewohnten Einrichtungen beobachtete, als die österreichischen Beamten- Colonieen in Ungarn ihren Einzug hielten, bildete sich die tiefe Kluft zwischen dem ungarischen Volksthum und der Wiener Regierung.

7. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 86

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
86 Erster Zeitraum: 1492—1648. erhielt vom Sultan die Bestätigung des verwaisten Königssohnes als Nachfolgers seines Vaters auf dem ungarischen Throne. Im Sommer 1541 sandte Soliman eine förmliche Kriegserklärung an Ferdinand, der ein Heer bei Ofen gesammelt hatte, und verließ Constantinopel um seine siegreichen Waffen abermals bis an die äußersten Grenzen Ungarns zu tragen. Am 2. Sept. hielt er seinen Einzug in Ofen und wandelte die Hauptkirche der blutlos eroberten Stadt durch das feierliche Frertags-gebet in eine Moschee um. Eine osmanische Besatzung und eine osmanische Verwaltung sicherten hier die Herrschaft des Sultans. Während neuer Unterhandlungen sammelte Ferdinand ein Heer von 60,000 Mann deutscher Reichstruppen, Jialiener und Ungarn, unter Anführung des Kurfürsten Joachim von Brandenburg. Dieses belagerte 7 Tage Pesth, als es aber zum Sturm kommen sollte, verlangten die meuterischen Truppen vorerst Zahlung und da man diese nicht leisten konnte, liefen sie auseinander. Desto derbere Schlage erfolgten im I. 1543, wo Soliman selbst wieder mit unerhörter Macht und Pracht rnt Felde erschien. Der Hauptschlag war gegen Gran gerichtet. Die nur 1500 Mann starke Besatzung hatte wenigstens den Muth die Aufforderung zur unbedingten Uebergabe zurückzuweisen und leistete einige Tage tapfern Widerstand. Als aber, ein verhängnißvolles Wahrzeichen das goldene Kreuz auf der Kathedrale durch eine feindliche Kanonenkugel herab* geschleudert wurde, da sank auch die Kraft und der Muth der Belagerten. Die Besatzung capitnlirte aus freien Abzug, aber dem abziehenden Anführer der Spanier nahm man die Pferde höhnend: .wer zu Schiffe wegfahrt braucht keine Pferde". Man mochte durch Verrath wissen, daß die Sättel mit Gold gefüllt waren. Stuhlweißenburg büßte 10 Tage später den Hel-denmüthigen Widerstand' einiger Tage mit Niedermetzelung fast seiner ganzen Bevölkerung. Der Sultan begnügte sich damit, das stark befestigte Gran zur äußersten Vorhut osmanischer Herrschaft gegen den Westen hin gemacht zu haben. Die 40,000 Mann, welche Ferdinand unterdessen bei Preßburg zusammengezogen hatte, scheinen ihn doch einigermaßen abgeschreckt zu haben, und da er Winterfeldzüge nach dieser Richtung hin überhaupt nicht liebte, so entließ er das Heer bei Belgrad in die Winterquartiere und kehrte nach Constantinopel zurück. Reue Unterhandlungen führten erst 1547 zu einem Frieden, oder vielmehr einem neuen Waffenstillstände auf 5 Jahre, demzufolge Ferdinand nur gegen einen jährlichen Tribut (von 30,000 Ducaten) den ruhigen Besitz des kleinen Theiles von Ungarn, den er noch gerettet hatte, sich sicherte. So endete dieser dritte, siebenjährige Türkenkrieg.

8. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 699

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
107. Deutschlands Erhebung und Befreiung. 699 von 4vi Million) 110,000 M., und dazu während des April und Mai noch 170,000 M. Landwehr, welche eben so militärisch brauchbar war, wie die Linientruppen. Und das geschah nach der sechsjährigen Unterdrückung und Aussaugung, nach den Opfern und Leiden von 1812. Der Staat war im größten Geldmangel, die Flinten mußten erst aus England kommen, es gab nicht Tuch genug, die Massen zu kleiden, und keine Vorräthe, sie zu nähren. Dennoch entstand keine Stockung. Wer etwas Brauchbares hatte, gab es hin, und der Soldat war eben so bereit, zu hungern und zu frieren, wie zu kämpfen und zu fallen. Die schlesischen Gutsbesitzer schickten ihr Vieh, ihre Frucht- und Kartoffelvorräthe, schickten ihre Knechte und kamen dann selbst mit ihren Söhnen zur Armee. Ueberall vertauschten die Frauen den goldenen Schmuck mit eisernem, um ihre Spangen und Ringe an die Kriegskassen abzuliefern. Und wie im Leiblichen, so auch im Geistigen. Die Poesie erhob sich wie die Wissenschaft, um dem heiligen Kriege seine Waffen zu schmieden. Es sind nicht die ersten Talente, die hier auftraten, aber auch unsere Literatur darf stolz sein auf den kecken Lagerton in Körner's Liedern, Schenkendorf's tiefe Innigkeit, Arndt's polternden Ungestüm und Rückert's „geharnischte Sonette". Zugleich wandten sich die Herzen von dem Irdischen und Nichtigen hinweg, dem Ewigen und Göttlichen zu; man ging in den Krieg, wie zum Gottesdienst, mit tiefer und froher Andacht, das Bild des großen Vaterlandes vor Augen, welches aus dem Blute der Gefallenen zu der alten Herrlichkeit emporwachsen sollte. Ehe die Freiwilligen aus Berlin ausrückten, baten sie Schleiermacher um einen Abschieds-Gottesdienst. So entstand ein Heer, wie es kein zweites in der Geschichte gibt. Ein Verein grauer Veteranen und unbärtiger Jünglinge mit der besten Manneskraft der Nation, soldatischer Ungezwungenheit und mit religiösem Schwünge. Der Krieg im Frühjahre 1813. Napoleon hatte, nach seiner Rückkehr aus Rußland, die Wintermonate hindurch mit der höchsten Anstrengung und der ganzen Fülle seines Organi-sations-Talentes gerüstet; Ende April war er mit 120,000 M. neuer junger Truppen in eiligem Marsch durch Franken und Thüringen gegen die Elbe. Die Verbündeten hatten sich zwischen der Saale und der Elster ausgestellt, die Preußen unter dem alten Reitergeneral Blücher, die Russen nach Kutufow's Tode unter Wittgenstein. Trotz ihrer Minderzahl (80,000 Mann gegen 120,000 Franzosen) beschlossen sie, nach Scharnhorst's Plane den Franzosen von der Flanke her in ihre langgedehnten Marschcolonnen zu fallen. So kam es am 2. Mai zur Schlacht von Lützen, der ersten mörderischen Feuertaufe für das junge Blut der deutschen Freiwilligen. Blücher ward verwundet, an feiner Seite fielen, tödtlich getroffen, der Prinz Leopold von Hessen-Homburg und schwer verwundet Scharnhorst (f 28. Juni), aber die Franzosen wichen. Doch Napoleon brachte sie wieder zum Stehen, und

9. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 75

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
15. Karl's V. auswärtige Kriege. 75 ermatteten und 5000 oder gar 8000 Menschen umgekommen waren, stellte sich die Ruhe einigermaßen von selbst her. Wäre Bourbon am Leben geblieben, manches Böse hätte er verhindert. Der Papst wollte und konnte noch im Augenblicke der Bestürmung Roms entfliehen, faßte aber auf die Nachricht von Bourbon's Tode neue Hoffnung und blieb in der Engelsburg. Hier ward er von deutschen Protestanten und spanischen Katholiken belagert, bis Mangel an Lebensrnitteln und Furcht, durch Minen in die Luft gesprengt zu werden, ihn zu einem Vertrage zwangen, wonach er jedem Bündnisse wider Karl V. entsagte und nebst den Cardinälen gefangen bleiben sollte, bis er, anderer Bedingungen nicht zu gedenken, 400,000 Ducaten für das Heer zahle. Als der Kaiser von diesen unerwarteten Ereignissen Nachricht bekam, zeigte et die größte Theilnahme am Schicksale des Papstes. Wie er von jeher den Papst in sein Interesse zu ziehen gesucht hatte, so bot er auch jetzt Alles auf, um Clemens Vii. den Schritt ins kaiserliche Lager zu erleichtern. Er befahl, ihn frei zu lassen. Als aber dieser Befehl in Rom kund ward, erhoben vor allen die Deutschen (welche seither am wenigsten von der Beute und dem Gelde bekommen hatten) den lautesten Widerspruch und zwangen den Papst, für die richtige Zahlung von 350,000 Goldstücken ihnen Geisel zu stellen. West- und Mittel-Europa schienen der habsburgischen Vorherrschaft anheimgefallen. Mittlerweile war das französische Heer unter Lautrec (Juli 1527) über die Alpen gegangen, nahm (weil das obere Italien seit Bourbon's Abzug von kaiserlicher Mannschaft entblößt war) Genua, Alessandria und andere wichtige Städte ein, eroberte Pavia und behandelte diese Stadt, aus Zorn über die früher daselbst erlittene Niederlage, auf die grausamste Weise. Neapel kam, mit Ausnahme der Hauptstadt und weniger Plätze, in die Hände der Franzosen, deren Benehmen indeß nothwendig allgemeinen Haß erzeugen mußte. So wurden z. B. allein bei der Einnahme von Meist an 7—8000 Menschen, ohne Unterschied des Standes, Alters und Geschlechts, erschlagen. Lautrec belagerte Neapel, während Andreas Doria es von der Meerseite einschloß. Dieser, ein Gegenstand der Verleumdungen der Hofleute, die ihm die gehässigsten Absichten zur Last legten, ward durch die Undankbarkeit des Königs, der diesem seinem mächtigsten Bundesgenossen in Italien mäßige Forderungen verweigerte, so verstimmt, daß er sich der kaiserlichen Seite zuwandte. Er ließ Lebensrnittel in das ausgehungerte Neapel bringen, kehrte sodann mit seiner Flotte nach Genua zurück und ermunterte es, das Joch Frankreichs abzuschütteln. Lautrec starb vor Verdruß, und nur geringe Ueberbleibsel seiner Armee, in welcher die Pest große Verwüstungen angerichtet hatte, langten in Frankreich wieder an. Karl und Franz wünschten beide den Frieden; jener um die Türken zu bekriegen (siehe Nr. 16), dieser war erschöpft. Die Unterhandlungen eröffneten

10. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 78

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
78 Erster Zeitraum: 1492—1648. Marchese von Saluzzo zu ihm übertrat, die Franzosen aus Savoyen und erreichte die Grenze ihres Reichs. Bei ernster Prüfung der Frage, welche Maßregeln jetzt zu ergreifen wären, erklärte der Statthalter von Mailand, Marchese bei Guasto: ein Einfall in Frankreich habe die größten Schwierigkeiten und werde selbst im glücklichsten Falle keinen dauernden Vortheil herbeiführen; Antonio von Leyva hingegen behauptete: man solle die Raubthiere in ihren Höhlen aufsuchen, und ihm sei geweissagt, in Frankreich zu sterben und in S. Denis begraben zu werden. Innerhalb seines eigenen Landes müsse Franz den Krieg auf eigene Unkosten führen. Obgleich Karl dieser Ansicht geneigt war, schien es ihm doch gerathen, die Stimmung des Heeres zu erforschen, weshalb er demselben in einer Rede die Lage der Dinge auseinander setzte und zuletzt sagte: „Wer für den Einmarsch in Frankreich ist, erhebe Kriegsgeschrei." Da zeigte sich der größte, allgemeinste Beifall. Am 25. Juli 1536, dem Tage des spanischen Schutzheiligen S. Jakob, dem Jahrestage der Eroberung von Tunis, betrat das kaiserliche Heer den französischen Boden, welches Zusammentreffen bedeutsamer Umstände Karl benutzte, um Alle nochmals durch eine zweckmäßige Anrede zu befeuern. Viele Franzosen wollten kühn eine Schlacht wagen und die Feinde vertreiben; allein die Ansicht des Connetable Montmorency behielt die Oberhand. Man solle (so rieth der ernste, strenge Mann) das Land verwüsten, Lebensmittel hinwegbringen oder vernichten, die Einwohner entfernen und alle Mannschaft in befestigten Lagern versammeln, welche der Feind weder erobern noch umgehen könne. Die Franzosen hatten noch Zeit genug, diesen Plan in einem solchen Umfange vollführen zu können, daß das kaiserliche Heer schon auf dem Hinzuge nach Marseille in manche Verlegenheit kam. Das menschenleere, verwüstete Land bot keine Hülssquellen; Feigen und Weintrauben, die man beim Mangel anderer Lebensmittel aß, erzeugten, gleichwie die Hitze des Sommers, böse Krankheiten, bis Karl durch Noth aller Art gezwungen wurde, die Belagerung Marseille's, mit Zurücklassung vieler Waffen und Gepäcks, aufzuheben. Fünf Tage nachher starb Antonio de Leyva, zum Theil aus Kummer, daß sein Rath so schlechten Erfolg gehabt hatte. Ueberall am Wege lagen Kranke, Todte, Gepäck, Waffen, Pferde in grausiger Mischung; 30,000 Menschen verloren durch den erfolglosen Feldzug ihr Leben, und wenn Montmorency jetzt so kühn vorgedrungen wäre, als er vorher verständig gezögert hätte, Wenige dürften von dem ganzen Heere Karl's entkommen sein, der schwer erkrankt Genua erreichte und von dort nach Spanien segelte. Da auch der Feldzug des Jahres 1537 Nichts entschied, so begab sich der 75jährige Papst Paul Iii. im Winter selbst nach Nizza, um durch persönliche Vermittelung einen Frieden zu Stande zu bringen und die beiden Machthaber zu überzeugen, daß die allgemeine Noth der Christenheit den Türken und „Ketzern" gegenüber sie zur Einstellung ihres Streites bewegen
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