sch en Fürsten ganz ab, und erhoben seinen Neffen Ar-
nulf auf ihren Thron ; er mußte sogar in wahrer Dürf-
tigkeit die Unterstützung des Erzbischofs von Mainz an-
uehmen, und zum Glück nahm ihn der Tod bald hin-
weg.— Bei solcher Zerrüttung und Ohnmacht in den
karolingischen Königshäusern konnte der Normannen-
noth in diesen Landern kein Ende gemacht werden, und
so dauerten ihre Einfalle in den letzten Zeiten des neun-
ten Jahrhunderts in Frankreich und Deutschland immer
noch fort, bis zuletzt in Frankreich, jedoch erst im fol-
genden zehnten Jahrhundert, das Herzogthum Norman-
die entstand, wodurch diesen langen Normannenkriegen
ein Ende gemacht wurde. Als nämlich Rollo, ein Nach-
komme jenes berüchtigten Hastings, die Küsten Frank-
reichs wieder aus das Höchste beunruhigte und verwü-
stete, da konnte sich der damalige König von Frankreich,
Karl der Einfältige, nicht anders gegen ihn helfen, als
daß er ihm einen Theil seines Königreichs abtrat, um
ihn dadurch zu beruhigen. Dieß war eben der Theil
von der Nordküste Frankreichs, welcher jetzt die Nor-
mandie ausmacht. Karl der Einfältige gandiesen Land-
strich an den Normannen-Häuptling Rollo unter der
Bedingung, daß er sich zum Christen taufen lasse, daß
er sich mit seiner Tochter vermähle, und daß er sein
Lehnsträger sein wolle. In der Hauptkirche zu Rouen
geschah die feierliche Taufe dieses Normannen, welcher
nun den christlichen Namen Robert erhielt; aber vor
dem König Frankreichs niederzuknieen, und ihm den
Lehnseid zu leisten, dazu konnte sich der freisinnige Mann
nicht entschließen, sondern er ließ es durch einen seiner
Krieger verrichten, welcher den König dabei von seinem
Stuhl warf. Höchst merkwürdig ist es aber, daß der
nunmehrige und erste Herzog Robert von der Norman-
die dieses Land, welches er erst als Seeräuber verwüstet
hatte, nun als ein guter und kluger Fürst so vortreff-
lich beherrschte, daß es bald die blühendste und glück-
lichste der französischen Landschaften wurde. Diese Ent-
stehung der Normandie fallt schon in den Anfang des
zehnten Jahrhunderts, in das Jahr 912 n. Ch. Geb.,
wo also durch diesen Vorgang zwischen den südlichen
Ländern der Christenheit und dem heidnischen Norden
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Einfältige Karl Karl Rollo Robert Robert
Extrahierte Ortsnamen: Mainz Frankreich Deutschland Frankreich Frankreich Frankreichs Rouen Frankreichs
220
als einen Schutzherrn der Christenheit erwiesen. Gleich
zu Anfang seiner Regierung und vor seinem Zug nach
Italien, führte er einen Krieg mit dem dänischen König
Harald Blauzahn, dem Sohn und Nachfolger Gorm deö
Alten, welcher dem Christenthume abhold war und Ottos
Gesandte an ihn tobten ließ. Otto zog mir Kriegstrup-
pen dahin, und nachdem er diesen Harald geschlagen
und Dänemark bis an den Liömford durchzogen harte,
so daß er seine Lanze in den Sund werfen konnte, machte
er mit dem Dänenkönig einen Frieden, in welchem dieser
versprach, nun das Christenthum in seinem ganzen Kö-
nigreiche einzuführen. Er ließ auch noch wahrend Ottos
Anwefenheit feinen eigenen Sohn Sueno zum Christen-
thume taufen, welcher, da Otto sein Parhe wurde, den
Namen Suen-Otto erhielt. Und nach diesen Kämpfen
im Norden wandte er sich auch gegen die heidnischen
Elaven im Osten, unter welchen er nun eben so, wie
einst Karl der Große unter den Sachsen, das Chnsten-
thum weiter auszubreiten suchte, weshalb er die berühm-
ten alten Bisthümer Magdeburg, Havelberg und Bran-
denburg anlegte. Aber die größte von seinen Thaten
im Norden war die neue Ungarnschlacht, durch welche
er Deutschland eben so wie sein Vater vor zwanzig Jah-
ren befreite. Als er von seinem ersten Zug nach Italien
mit Adelheid zurückgekehrt war, wurde durch die Treu-
losigkeit seiner Großen, die sich seiner Macht nicht im-
mer fügen wollten, dieses Unglück von neuem herbeige-
führt, indem Ottos eigener Sohn, Herzog Ludolph von
Schwaben die Ungarn wieder ins Land rief. Sie wa-
ren jetzt mit ihrem verheerenden Zuge wieder bis Augs-
burg gekommen, wo sich ihnen Otto mit seinem wohl-
geordneten deutschen Heer entgegenstellte. So wurde
die Schlacht auf dem Lechfelde geliefert, im August 935,
in welcher Otto der Große durch einen großen Sieg die
Ungarn auf immer aus Deutschland vertrieb, so daß sie
seit der Zeit nie wiederkamen. — Dieses waren die Tha-
ten, welche Otto der Große vor und wahrend seiner
italienischen Züge auch im Noden vollbrachte, noch vie-
ler anderen nicht zu gedenken. Und noch viele Jahre
setzte er seine weitverbreitere Herrschaft fort, bis er im
Jahr 973 in dem Kloster Memleben in der Kirche wah-.
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Extrahierte Personennamen: Harald_Blauzahn Ottos Otto Harald Ottos Sueno Otto Karl_der_Große Karl Ottos Ludolph_von
Schwaben Otto August Otto Otto
Extrahierte Ortsnamen: Italien Ottos Sachsen Havelberg Deutschland Italien Ottos Ungarn Ungarn Deutschland Memleben
294
fale des griechischen Kaiserreichs unter der makedoni-
schen, der comnenischen und lateinischen Herrschaft, die
Gründung des russischen Reichs durch Rurik und Wla-
dimir und seine ^wechselnde Herrschaft zwischen, einem
und mehreren Fürsten bis zur Unterwerfung unter die
Mongolen, dabei auch die Gründung der Königreiche
Ungarn und Polen und ihre Lösung vom deutschen Kai-
serthum, so wie die Entstehung der preußischen Ritter-
herrschaft, ferner das Hervortreten des europäischen
Nordens mit den vorübergehenden Reichen der dänischen
Könige Kanut und Waldemar Ii. und die Entwickelung
seiner drei Königreiche, weiter noch die Entstehung der
verwickelten Verhältnisse zwischen Frankreich und Eng-
land und die Ausbildung großer Feindseligkeit zwischen
diesen beiden Ländern, und endlich auf der pyrenäischen
Halbinsel die Ausbildung dreier großen christlichen Kö-
nigreiche Arragonien, Kastilien und Pc>rtugal und die
Beschränkung der arabischen Macht auf das Reich von
Granada. Und die große Bewegung, die sich durch die-
ses alles in diesem Zeitraum des europäischen Lebens
zeigte, wird noch auf das bedeutendste erhöht durch den
großen und gewaltigen Hergang der Kreuzzüge, an wel-
chem in der zweiten Hälfte dieses Zeitraums viele eu-
ropäische Völker Theil nahmen, und mit welchem es im
allgemeinsten so hergegangen ist. — Unter den vielen Pil-
gern, welche schon seit mehreren Jahrhunderten in das
heilige Land gewallfahrtet waren, um andern Grabe des
Erlösers zu beten, war auch Peter von Amiens, ein
Mann von frommen Herzen und kühnem Geiste. Als
er aus dem heiligen Lande zurückkam und im christlichen
Abendlande erzählte, wie dort das heilige Land in der
Herrschaft der Türken sei, und wie die Pilger, welche
die heiligen Orte besuchten, von ihnen gequält wurden,
so erregte er durch seine traurigen Darstellungen unter
den Völkern des Abendlandes, die auch schon durch an-
dere Umstände zur Wanderung in die Ferne geneigt
waren, eine große Begeisterung für den Gedanken, daß
man Kriegszüge dahin thun müsse, um das heilige Land
von der Gewalt der Türken zu befreien. Diesem Ge-
danken aber stimmte vor allen auch der römische Pabst
bei, und so geschah es auch, daß Pabst Urban Ii. in
Frankreich, wo man zu diesem Unternehmen am meisten
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2s5
geneigt war, und zwar in der Stadr Clermont, unter
freiem Himmel eine große Kirchenversammlung im I.
1096 hielt, welcher auch viele von den Großen deslan-
des.md viel Volks beiwohnte, und nachdem er in einer
rührenden Rede die Noch des heiligen Landes beschrie-
den und zur Befreiung desselben aufgefordert hatte, hef-
teten sich, nach dem begeisterten Zuruf: „Gott will es!"
viele Fürsten und Herren und hohe Geistliche ein rothes
Kreuz auf die Schulter, und thatcn damit das Gelübde
zu dem weiten Zug. So kam denn von Frankreich aus
der erste Kreuzzug zu Stande, in welchem der Haupt-
anführer ein französischer Ritter, Gottfried von Bouillon,
Herzog von Lothringen, war, und welcher nach mancher-
lei Wechseln, welche die Kreuzheere unterweges erfuh-
ren, damit endigte, daß die heilige Stadt Jerusalem
und das heilige Land erobert und ein Königreich daraus
gemacht wurde. Und Gottfried von Bouillon wurde
der erste König von Jerusalem, im 1.1099 n. Ch. Geb.
Weil nun aber dieses fernliegende christliche Königreich,
welches die ersten Kreuzfahrer mit hochherziger Tapfer-
keit neben der gewaltigen Ausbreitung der seldschucki-
schen Reiche gegründet hatten, gegen diese letzten auch
immerfort mit dem Schwerdte mußte vertheidigt wer-
den, so war es nothwendig, daß diesem ersten Kreuzzug
noch mehrere andere folgen mußten, durch welche der
Besitz dieses Königreichs sollte festgehalten werden, ob
sich gleich nachmals zeigte, daß es nicht möglich war.
So sind im Ganzen sechs große Kreuzzüge unternommen
worden, die kleineren Unternehmungen einzelner Kriegs-
haufen nicht mitgerechnet, und zwar sind die folgenden
zumeist von Kaisern und Königen angeführt worden.
Der zweite geschah in der Mitte des zwölften Jahrhun-
derts, im 1.1117, unter dem deutschen Kaiser Konrad Iii.
und dem französischen König Ludwig Vii. Der dritte
war zu Ende des zwölften Jahrhunderts, 1190, wo der
deutsche Kaiser Friedrich Barbarossa und die Könige
Philipp von Frankreich und Richard von England daö
Kreuz nahmen. Als vierter Kreuzzug wird zu Anfang
des dreizehnten Jahrhunderts, im I. 1201, jener Zug
der Venetianer und der französischen Ritter gegen Con-
stantinopel angesehen, durch welchen die Gründung des
lateinischen Kaiserthums erfolgte. Dann war in der
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Extrahierte Personennamen: Gottfried_von_Bouillon Gottfried_von_Bouillon Konrad_Iii Konrad Ludwig_Vii Ludwig Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Philipp_von_Frankreich Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Lothringen Jerusalem Jerusalem England
267
grauelvolle Herrschaft das Volk der Hauptstadt zur Em-
pörung brachte. Sie erhoben statt seiner einen anderen
Kaiser, den Isaak Angelus, und wie er entfliehen wollte,
ergriffen sie ihn, und der bejahrte Greis wurde von dem
zügellosen Volke schrecklich zu Tode gemartert, im Jahr
1185. — Isaak Angelus herrschte anfangs gut, wurde
aber nachher doch wieder vom Throne verdrängt, im
Jahr 1195, welchen sein Bruder Alexius Iii. einnahm.
Und so war denn das griechische Reich gerade zu Ende
dieses Jahrhunderts von großen Zerrüttungen heimge-
sucht, und mußte gegen die Angriffe der Sicilianer und
gegen die des Nordens um so schwacher erscheinen, da-
her auch die Hoffnung, das südliche Italien mit dem
griechischen Kaiserreich wieder zu vereinigen, um so mehr
nun ganz verschwinden mußte, weil, wie schon gesagt,
das Königreich Neapel in die Hand der mächtigen Ho-
henstaufen fiel, und weil Heinrich Vi. auch selbst einen
Zug in das Kaiserthum, zur Eroberung desselben, im
Sinne trug, woran ihn aber sein früher Tod hinderte.
Und indem er, wie schon gesagt, nur einen ganz jungen
Sohn, Friedrich, hinterließ, dem er dennoch die Nach-
folge im deutschen Reiche schon hatte zusichern lassen,
so war am Ende des Jahrhunderts nur noch dieser
schwache Sproß des mächtigen Hohenstaufen-Geschlechts
vorhanden, und wohl kam nun viel darauf an, was sich
mit demselben im folgenden Jahrhundert ergeben würde.
Der Norden in den Zeiten der Hohenstaufen. Die Birkebeiner und
Bagler in Norwegen. Die Familie Swerker und Bonde in Schwe-
den. Waldemar I. von Dänemark.
§ 27. Weil ferner, wie schon gesagt, die hohen-
staufischen Kaiser mit ihren Herrscherbestrebungen fort-
während nach Italien gerichtet, oder auch durch die
Theilnahme an den Kreuzzügen beschäftigt waren, so
konnten sie sich eben nach den anderen Seiten des deut-
schen Reichs nicht hinwenden, und außer der schon er-
wähnten Losreißung der östlichen Länder Ungarn und
Polen von dem deutschen Kaiserthum, war auch die Ge-
schichte der nördlichen Reiche in diesem Jahrhundert so,
daß die Sorglosigkeit der deutschen Kaiser um diese Ge-
genden daran zu erkennen war. Die nordischen Reiche
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Extrahierte Personennamen: Isaak Isaak Isaak Isaak Alexius_Iii Heinrich_Vi Heinrich Friedrich Friedrich Waldemar_I._von_Dänemark
337
baren Türken, gegen welche er -eben die Hülfe der deut-
schen Fürsten brauchte. Nämlich nach dem obenerwähn-
ten Vertrag Kaiser Maximilians I. mit Wladislas, dem
König von Ungarn und Böhmen, sollten diese Königreiche
an das Haus Oestreich kommen, wenn sein Haus ans-
sierbe. Nun hinterließ zwar Wladislas einen Sohn,
Ludwig Ii-, der diese Länder noch erbte, aber seine Ju-
gendzeit und der Anfang seiner Herrschaft fiel gerade in
die Zeit, wo das nenentstandene türkische Reich, welches
ohnehin schon den östlichen christlichen Ländern Gefahr
drohte, ihnen dadurch noch furchtbarer wurde, daß in
diesen ersten Jahren des sechzehnten Jahrhunderts dort
auf Selim I. sein Sohn Soliman Ii. folgte, welcher an
Tapferkeit und Herrschergröße seine Vorgänger und seine
Nachfolger übertraf. Und wie schon Selim das türkische
Reich durch Eroberungen zu vergrößern gesucht, sich aber
dabei nach Asien hinein gewandt hatte, so wandte sich
nun Soliman Ii. mit gleicher Absicht nach den europäi-
schen Ländern herüber, und das benachbarte Königreich
Ungarn schien ihm, bei der Jugend und Unerfahrenheit
König Ludwigs Ii., eine gar leichte Beute. Nachdem er
dasselbe mit seinem Kriegsheere angegriffen und die feste
Stadt Belgrad erobert hatte, rüstete sich auch der junge
König Ludwig zu muthiger Verteidigung, und zog mit
seinem Heere gegen den gewaltigen Feind aus. So fan-
den sich die beiden Kriegsheere bei Mohacz an den Ufern
der Donau, wo im Jahr 1526, also ein Jahr nach der
Schlacht bei Pavia, eine gar unglückliche Schlacht gelie-
fert wurde, indem hier König Ludwig, der mit seinem
Pferde in einen Sumpf gerieth, das Leben verlor, worauf
denn ganz Ungarn schon eine Beute der türkischen Herr-
schaft zu sein schien. Dennoch konnte sich Soliman in
dem Lande nicht behaupten, sondern zog sich wieder zurück,
und nun konnte nach Ludwigs Tode, der keinen Erben
hinterließ, Ferdinand von Oestreich dieses Königreich als
sein Erbe, nach jenem Vertrag, in Besitz nehmen. Doch
konnte dieses eben nicht auf friedliche Weise geschehen,
indem jetzt Johann Zapolya, der Großfürst von Sieben-
bürgen, auftrat, und ungeachtet jenes Vertrages auf Un-
garn ebenfalls Anspruch machte. So entstand denn ein
neuer Krieg zwischen Ferdinand und diesem Großfürsten
22
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Extrahierte Personennamen: Maximilians_I. Ludwig_Ii- Ludwig Soliman_Ii Soliman_Ii Ludwigs Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Soliman Ludwigs Ferdinand_von_Oestreich Ferdinand Johann_Zapolya Johann Ferdinand
Einen, Robert und Roger, die Gründer einer größeren
Macht werden konnten. Robert nämlich, mit dem Bei-
nahmen Guiscard, der Schlaukopf, erhielt die Besitzun-
gen auf dem festen Lande, und indem er alle übrigen
Landesherren, lombardifche und griechifche, verdrängte
und unterdrückte, stiftete er zuerst in der zweiten Hälfte
des elften Jahrhunderts die großen Herzogthümer Apu-
lien- und Kalabrien und nannte sich einen Herzog der-
selben. Zu derfelben Zeit wandte fein Bruder Roger
seine Waffen gegen die Araber in Sicilien, und entriß
ihnen, nach der Eroberung von Messina, diese ganze
schöne Insel, die er nun auch als ein Herzogthum be-
herrschte. So hatte schon dieses Bruderpaar den gan-
zen Süden Italiens im Besitz, und nach ihrem Tode
erbte der Sohn Rogers, Roger Ii-, die ganzen norman-
nischen Landere'en, welche schon beinahe den ganzen Um-
fang des heutigen Königreichs Neapel hatten, und er-
hob sie zu einem Königreich, so daß also die eigentliche
Entstehung des Königreichs Neapel, welche das ganze
Jahrhundert hindurch vorbereitet worden, am Ende des-
selben vollendet wurde. Gern mußten die Pabste in Rom
diesen großen Vorgang in Unter-Italien sehen und ge-
schehen lassen, denn einmal wurden sie dadurch von der
Nahe der Griechen, welche nun ganz aus Italien ver-
schwanden, befreit, und was ihnen noch lieber sein
mußte, auch die deutschen Kaiser kamen auf diese Weise
nicht in den Besitz von ganz Italien, so daß Rom die
deutsche Kaisermacht nur von der einen Seite hatte.
..Aber dann war es auch ein noch viel größerer Gewinn
für den pabstlichen Stuhl, daß die normannischen Her-
zöge, um ihre Macht zu sichern und zu befestigen, mit
dem Pabste in freundschaftliche Verbindung traten, und
sogar ihre Lander von ihnen zu Lehn nahmen, wodurch
denn auch nachher, zum größten Vortheil des heiligen
Stuhles, das Königreich Neapel ein pabstliches Lehn
wurde, daß es der Pabst vergeben konnte, woraus für
die Folge gar große Begebenheiten entstanden sind.
Das griechische Kaiserthum. Die Frauenherrschast. Der Anfang der
comncnischen Kaiserfamilie. — Rußland. Jaroslav.
§ 22. Wie aber die Entstehung des Königreichs
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Extrahierte Personennamen: Robert Robert Rogers Jaroslav
Extrahierte Ortsnamen: Kalabrien Sicilien Messina Italiens Neapel Rom Unter-Italien Italien Italien Rom Neapel
253
Herrschaft in den westlichen Gegenden ergriff, wahrend
er sie im Osten seinem Bruder Mstislav überließ, mit
welchem er zehn Jahre hindurch in brüderlicher Eintracht
lebte, bis er durch dessen kinderlosen Tod alleiniger Herr
über das ganze Reich wurde, im I. 1043. So erhielt
Rußland in der Mitte dieses Jahrhunderts wieder einen
einzigen Fürsten, welcher an Regentenwerth seinem Vater
Wladimir gleichkam. Denn der christlichen Religion
mit ganzem Herzen zugethan, suchte Jaroslav auch die
christliche Bildung seines Volkes zu befördern, und über-
setzte deshalb selbst lateinisch-christliche Schriften in die
slavische Landessprache, wie einst in England König Al-
fred. Zwar sandte er auch seinen ältesten Sohn Wla-
dimir zu einer Unternehmung gegen Constantinopel aus;
da sie aber mißlang, so enthielt er sich des weiteren
Krieges gegen das griechische Reich, und setzte seine wohl-
tätige Herrschaft fort bis zum Jahr 1054, wo ihm
sein Sohn Jsjeslav in der großfürstlichen Würde folgte.
Da er aber selbst auch wieder eine Theilung des Reichs
angeordnet und auch seine anderen Söhne zu Fürsten
gemacht hatte, so kehrten die blutigen Streitigkeiten in
dem rurikfchen Fürstenhause während der zweiten Hälfte
des elften Jahrhunderts immer wieder zurück, und zu-
gleich wurde das Reich von einem großen östlichen Grenz-
volke, den Cumanen, immer wieder bedrängt, bis nach
vielem Unglück wegen dieser Theilungen, zu Ende des
Jahrhunderts, im Jahr1093, wieder eine einfache Herr-
schaft entstand, nämlich die des Wladimir Monomach,
welcher die Alleinherrschaft abermals durch gute Eigen-
schaften verdiente. — So waren also die inneren Schick-
sale des russischen Reichs im elften I'ahrhundert so ge-
wesen, daß das griechische Kaiserreich von demselben viel
weniger bedrängt wurde, als von den genannten neuen
Feinden, den Seldschucken und Normannen, welche letz-
teren in diesem Jahrhundert auch noch in einer anderen
Gegend Europas mächtig bervortraten, indem sie auch
von der Normandie aus England eroberten.
Frankreich und England. Wilhelm der Eroberer. Die nordischen Reiche.
§ 23. Wie die römischen Päbste in ihrem großen
Streit mit den salifchen Kaisern von Unter-Italien her
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Extrahierte Personennamen: Jaroslav Wladimir_Monomach Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: England_König_Al- Constantinopel Europas England Frankreich England
von Siebenbürgen, in welchem letzterer wieder den tür-
kischen Soliman zu Hülfe rief, und so kamen während
dieses Krieges die Türken nicht nur wieder nach Ungarn,
wo sie sich jetzt langer hielten, sondern im Jahr 1529
kamen sie auch selbst nach Deutschland und zogen vor
Wien, von wo sie jedoch durch die Kriegsheere der deut-
schen Fürsten wieder zurückgewiesen wurden. Jndeß dau-
erte der Streit um das Königreich Ungarn zwischen Fer-
dinand und Johann Zapolya mit Einmischung der Tür-
ken noch lange fort, bis sie endlich einen Vertrag mit
einander schlossen und sich in das Königreich rheilten,
mit der Bestimmung, daß nach Johanns Tode, der keine
Kinder hatte, dieses nun endlich ganz an Ferdinand fal-
len sollte. Da aber Johanns Gemahlin noch vor seinem
Tode einen Sohn gebar, im I. 1510, welchen er nun
noch zum Erben eingesetzt hatte, so begann mit dieser sei-
ner Wittwe, die ihrem Kinde gern die Krone verschaffen
wollte, jetzt wieder ein neuer Kampf, in welchem sich
Soliman wieder des jungen Zapolya annahm, und Un-
garn von neuem mit seinen Kriegsheeren überschwemmte,
bis endlich, nach Verlauf mehrerer Jahre, Ferdinand
allein in den Besitz des Königreichs Ungarn kam. So
waren also wahrend der Herrschaft Karls V. diese wie-
derholten Kämpfe um die ungarsche Krone geführt wor-
den, bei welchen auch die östreichischen Erblande in Deutsch-
land durch die Türken so sehr bedroht wurden, daß
Karl V., wie schon gesagt, auch deswegen gegen die
protestantischen Fürsten in Deutschland nachgiebig sein
mußte, um ihrer Hülfe gegen diese Gefahr sicher zu sein.
Und so waren eben die großen Weltbegebenheiten in
Osten und Westen von der Vorsehung so herbeigeführt
worden, daß im Schooße des Welttheils, in Deutschland,
die gereinigte Glaubenslehre aufblühen und sich für die
Zukunft sichern und befestigen konnte.
Die Verbreitung der lutherischen Lehre in iden nördlichen Ländern.
Auflösung der calmarschen Union. Christian Ii. von Dänemark.
Gustav Wasa in Schweden.
§ 6. Nicht nur aber in Deutschland war in der
ersten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts durch die
angegebenen Umstände die lutherische Lehre in ihrem
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Personennamen: Johann_Zapolya Johann Johanns Johanns Ferdinand Johanns Johanns Soliman Ferdinand Karls_V. Karls_V. Karl_V. Karl_V. Christian_Ii Gustav_Wasa Gustav
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Deutschland Wien Ungarn Ungarn Deutschland Deutschland Schweden Deutschland
358
Hann von Obstreich, Ware er von Lepanto nur gleich nach
Constantinopel gesegelt, diese Stadt erobern und dem
türkischen Reich in Europa hatte ein Ende machen kön-
nen. Um so trauriger war es,, daß nun die christlichen
Verbündeten über die Theilung der Beute mit einander
in Uneinigkeit geriethen, und daß der mißtrauische Phi-
lipp, aus Eifersucht gegen seinen Bruder, denselben zurück-
rief. So ließen die Christen ihren schönen Sieg unbe-
nutzt, die Türken konnten sich wieder erholen, und ihr
Reich dauerte fort. — Dieser Türkenkrieg auf dem mit-
telländischen Meere vergönnte also dem .guten Kaiser
Maximilian Ii. friedliche Zeiten in Ungarn, während
welcher er aber sein Leben zur allgemeinen Trauer zu
früh beschloß, denn er starb plötzlich auf einem Kurfür-
stentag zu Regensburg, imj.!576. — Mit seinem Tode
hörten auch wirklich die besseren Zeiten in Deutschland
wieder aus, denn sein Sohn, Rudolf Ii-, der nun die
östreichischen Herrschaften und die deutsche Kaiserkrone
erhielt, war ihm gar ungl.ich. Dieser Kaiser war trüb-
sinnig und menschenscheu, und wahrend er sich in seinem
Gemach in die Sterndeuterei und Geldmacherkunst ver-
tiefte, blieb er unbekümmert um den Zustand und die
Schicksale seiner Länder. Zwar war es ein Glück, daß
zu seiner Feit auch in der Türkei, nachdem Selim Ii.
m Folge seiner Ausschweifungen gestorben war, mehrere
so elende Sultane nach einander herrschten, daß es an
der ungarischen Grenze ziemlich ruhig blieb, aber als zu
Ende des Jahrhunderts dort Achmedi. herrschte, nahete
sich neue Gefahr, gerade als auch in Deutschland zwi-
schen den katholischen und protestantischen Fürsten, weil
Rudolph auch ein Freund der Jesuiten war, der Krieg
wieder auszubrechen drohte, wie es sich dann auch zu
Anfang des folgenden Jahrhunderts ergab, welches das
größte Unglück für Deutschland herbeiführte.
Die nördlichen und östlichen Reiche. Die Kriege um Liefland. Der
unglückliche König Erich Iv. in Schweden und Karl von Süderman»
land. Aussterben des jagellonischen Hauses in Polen und des'rurik-
schen in Rußland.
§ 12. Von diesen Begebenheiten im Westen und
Süden Europas blieb der Norden und Osten gänzlich
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Extrahierte Personennamen: Lepanto Maximilian_Ii Maximilian Rudolf_Ii- Rudolf Rudolph Erich_Iv Karl_von_Süderman» Karl
Extrahierte Ortsnamen: Constantinopel Europa Ungarn Deutschland Deutschland Deutschland Schweden Polen Rußland Europas